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HERSTELLERRABATT
Berlin - Die Spargesetze von Bundesgesundheitsminister Dr. Philipp Rösler (FDP) belasten nicht nur Großhandel und Apotheken. Auch das Reimportgeschäft verändert sich. Die Unternehmen sind von Herstellerrabatt, Preismoratorium und Großhandelsabschlag betroffen. Vor allem Hochpreisanbieter wie CC Pharma stöhnen unter den Belastungen - und interessieren sich plötzlich für ganz andere Produkte. Das könnte auch Auswirkung auf die Reimportquote in den Apotheken haben.
Sortiment auf dem Prüfstand: Die Reimporteure durchforsten ihr Portfolio. Foto: VAD
Seit August gilt das Preismoratorium für Arzneimittel ohne Festbetrag,
zudem liegt der Herstellerrabatt bei 16 Prozent. Bis zuletzt hatte sich
der Verband der Arzneimittel-Importeure Deutschlands (VAD; Kohl, Emra,
CC Pharma, Axicorp) für eine Ausnahme von der Erhöhung eingesetzt. Doch
trotz Unterstützung durch saarländische Politiker wird es keine
Sonderregelung für die Branche geben. Auch die vom Bundesverband der
Arzneimittel-Importeure (BAI; Eurim, Pharma Westen, Beragena)
vorgeschlagene Kompensation durch eine höhere Importquote konnte nicht
durchgesetzt werden.
Stattdessen macht den Firmen die Knüpfung des Abschlags an das
Preismoratorium Probleme: Weil die neuen Preise der Originalhersteller
immer noch nicht vollständig feststehen, können die Importeure nur
schwer kalkulieren. „Alle Beteiligten steuern hier im Blindflug", sagte
Eurim-Geschäftsführer Andreas Mohringer.
Außerdem fehlen den Reimporteuren 16 Prozent ihrer Spanne - die
Unternehmen müssen sich also beim Einkauf strecken. Im
Gesetzgebungsverfahren hatte der VAD ein düsteres Szenario gezeichnet:
Jedes zweite Importarzneimittel und etwa 80 Prozent der Importeure
würden bei Anhebung des Abschlags vom Markt verschwinden. Denn in den
vergangenen Jahren hatten sich die Firmen zunehmend mit teuren Produkten
beschäftigt.
Bereits im Frühsommer hatten die Reimporteure daher ihr Portfolio
überprüft und angepasst. Pharma Gerke beispielsweise hat 20 Präparate
gestrichen, mit denen das Unternehmen zuvor knapp 20 Prozent des
Umsatzes gemacht hatte. Den Verlust will das Unternehmen aus
Grevenbroich mit Schnelldrehern aus dem Festbetragsbereich wettmachen -
hier werden höchstens 10 Prozent Herstellerrabatt fällig.
Auch der bisherige Zytostatika-Spezialist CC Pharma krempelt sein
Sortiment um: Neuzulassungen für Festbetragsarzneimittel und
Lifestyle-Medikamente wurden beantragt, auch Hilfsmittel werden
verstärkt angeboten. Kohl und Eurim haben ihre Sortimente ebenfalls
abgeändert.
Sollte die Branche nachhaltig auf niedrigpreisigere Medikamente
ausweichen, könnte sich dies auch auf die Apotheken auswirken: Um die
vorgeschriebenen 5 Prozent ihres Fertigarzneimittelumsatzes mit
Reimporten zu bestreiten, müssten die Pharmazeuten mehr Packungen
abgeben. Noch liegt die tatsächliche Reimportquote bei mehr als 10
Prozent - und hochpreisige Onkologiepräparate gibt ohnehin nicht jede
Apotheke regelmäßig ab.
Um ihr Sortiment zu erweitern, müssen die Firmen in Einkauf, Technik und
Lagerhaltung investieren: „Alleine um die Einbußen einer Packung Glivec
mit einem Herstellerabgabepreis von 8200 Euro wettzumachen, müssen wir
etwa 400 Packungen Blutzuckermessstreifen verkaufen", sagte Norbert
Klein, Geschäftsführer von CC Pharma. Bevor umgebaut werden könne, müsse
sich aber erst einmal der Umsatz stabilisieren: „Wir leben zurzeit von
der Hand in den Mund." Nach einem einstelligen Umsatzrückgang im Juli
habe man im August und im September rote Zahlen geschrieben.
Immerhin: Die Talsohle sei durchschritten, so Klein. Auch seine Kollegen
in der Branche sehen nicht mehr ganz so schwarz in die Zukunft wie vor
wenigen Wochen. Nachdem das AMNOG die Hürde Bundestag genommen hat,
rudert der VAD vorsichtig zurück: Die Prognose Ende September sei eine
Befürchtung aus der Vergangenheit, sagte ein Verbandssprecher. Ob sie
eintrete, sei eine andere Frage.
Janina Rauers, Freitag, 19. November 2010, 11:22 Uhr
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