• 09.11.2010 - (K)eine Alternative für die Anzag

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(K)eine Alternative für die Anzag

 

Berlin  -  Wenn nichts dazwischen kommt, also die beiden verbliebenen Großaktionäre Noweda und Mediq sich nicht sträuben, wird der britische Pharmahändler Alliance Boots in wenigen Wochen Alleineigentümer der Anzag sein. Doch es hätte auch anders kommen können: Gleich zwei Konsortien arbeiteten nach Bekanntwerden der Verkaufsabsichten von Celesio, Phoenix und Sanacorp an einem Alternativszenario.

Reges Interesse: Die Anzag ging an Alliance Boots, weil alternative Interessenten kein Gebot vorlegten. Foto: Elke Hinkelbein

Reges Interesse: Die Anzag ging an Alliance Boots, weil alternative Interessenten kein Gebot vorlegten. Foto: Elke Hinkelbein

Kurz nachdem Alliance Boots sein Angebot bei der mit dem Verkaufsprozess beauftragten Investmentbank Morgan Stanley abgegeben hatte, reichte eine österreichisch-schweizerische Bietergemeinschaft eine Absichtserklärung ein. Einem Bericht der Financial Times Deutschland (FTD) zufolge stellte der „Letter of intent" 26,50 Euro in Aussicht - 50 Cents mehr als von den Briten geboten. Hinter der Offerte standen drei Privatiers: René Jenny und Pascal Blanquet aus der Schweiz sowie Bernd Grabner aus Österreich.

Jenny hatte als Vorstand beim schweizerischen Pharmahändler Galenica vor einigen Jahren den Einstieg von Alliance Boots mit begleitet und ist heute Präsident des europäischen Großhandelsverbandes GIRP. Blanquet, ein Apotheker aus Fribourg, hatte seit Ende der 1970er Jahre die Apothekenkette Capitole aufgebaut und im April 2008 an Phoenix verkauft. Grabner betreibt ein Pharmahandelsunternehmen in Salzburg.

Die Unternehmer wollten die jeweils rund 13-prozentigen Anteile von Celesio und Phoenix übernehmen und auf knapp 30 Prozent aufstocken, um anschließend gemeinsam mit der Sanacorp und ihrer knapp 25-prozentigen Beteiligung die Mehrheit zu kontrollieren. Rein rechtlich wäre dies vermutlich sogar möglich gewesen: Celesio, Phoenix und die Sanacorp hatten vor Jahren wechselseitige Andienungspflichten vereinbart; die Sanacorp hätte dieses Recht - sofern es nicht mit dem Eintritt in den gemeinsamen Verkaufsprozess aufgehoben wurde - an einen Dritten abtreten können.

Dabei hätte die Sanacorp vielleicht nicht einmal das größte Risiko tragen müssen: Zeitgleich arbeiteten auch die Deutsche Apotheker- und Ärztebank (Apobank) und die Noweda an einer eigenen Variante: Laut Noweda-Chef Wilfried Hollmann sollte die Essener Genossenschaft ihren Kollegen aus München bis zu 10 Prozent und die Apobank 5 Prozent abnehmen. Demnach wären die Sanacorp nur noch auf 5 Prozent und die Noweda auf bis zu 15 Prozent gekommen. In einer Allianz mit den Schweizern hätte man gemeinsam die Mehrheit gehalten.

Warum aus dem Alternativkonzept nichts wurde, ist nicht bekannt. Die Apobank und die Noweda seien aktiv angesprochen worden, hätten aber nie ein Angebot vorgelegt, heißt es von Verkäuferseite. Dort sind auch Zweifel an den Zukaufabsichten der Noweda zu hören: Die Essener hätten schließlich 2003 als erster Großaktionär ein Anzag-Paket an Alliance Boots verkauft. Andere Interessenbekundungen hätten „nicht auf eine sichere Umsetzung der Transaktion im Sinne der Anzag" schließen lassen. Die Angebote seien zu unverbindlich gewesen und hätten sich nicht auf das Gesamtpaket bezogen, außerdem habe eine klare Finanzierungszusage gefehlt, heißt es.

Bei der Sanacorp wollen man sich nicht dazu äußern, warum man nicht wenigstens mit den Schweizern sprechen wollte: Ein für den 20. Oktober angesetztes Gespräch mit den Interessenten aus den Alpen kam jedenfalls nicht mehr zustande, nachdem der Verkauf an Alliance Boots am 18. Oktober bekannt gemacht wurde.

Patrick Hollstein, Dienstag, 09. November 2010, 14:53 Uhr

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