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NORWEGEN
Berlin - In Norwegen stehen die drei marktbeherrschenden Apothekenketten in der Kritik, an ihre Kunden nicht die preisgünstigsten Generika abzugeben. Der britische Hersteller Arrow, ein Tochterunternehmen des US-Konzerns Watson, hat sich bei der norwegischen Arzneimittelaufsicht beschwert: Seine Präparate seien zwar in einigen inhabergeführten Apotheken, nicht aber in den Filialen von Apotek1 (Phoenix), Vitusapotek (Celesio) und Alliance Apotek (Alliance Boots) erhältlich. Die Behörde streitet jetzt mit den Ketten über die Auslegung der gesetzlichen Vorschriften.
Rabatte für Pharmahändler: In Norwegen geben die drei
marktbeherrschenden Apothekenketten offenbar nicht die günstigsten
Generika ab. Foto: APOTHEKE ADHOC
In Norwegen bestimmt die Arzneimittelaufsicht die
Erstattungshöchstpreise für verschreibungspflichtige Medikamente; die
Generikapreise landeten entsprechend bislang immer auf diesem Niveau.
Nach der Anmeldung des Listenpreises verhandeln die Hersteller in der
Regel mit den vertikalisierten Pharmahändlern über die Konditionen für
die Listung ihrer Präparate. Wer den Zuschlag erhält, landet in der
Apotheken-Software, die den Mitarbeitern in den Filialen die Auswahl
vorgibt.
Kunden unterschiedlicher Apothekenketten erhielten so bislang
unterschiedliche Präparate - aber zum selben Preis und zur selben
Zuzahlung. Anders ausgedrückt: Von den Preisnachlässen profitierten
nicht die Versicherten, sondern die Pharmahändler.
Im Frühjahr senkte Arrow erstmals die Preise für seine Medikamente mit
den Wirkstoffen Alendronat, Latanoprost und Tamsulosin unter das
Erstattungsniveau und ist seitdem günstigster Anbieter. Trotzdem hatte
bei einer stichprobenartigen Kontrolle durch die Arzneimittelaufsicht
keine Filiale der Ketten die Arrow-Produkte vorrätig. Eine Überprüfung
der zugehörigen Großhändler kam zu ähnlichen Ergebnissen: Obwohl
Vollsortimenter in Norwegen grundsätzlich alle zugelassenen
Arzneimittel vorrätig haben müssen, führte nur die Celesio-Tochter NMD
die Arrow-Präparate.
Nicht in der Software: In norwegischen Kettenfilialen wird abgegeben, was in den Konzernzentralen ausgehandelt wurde. Foto: APOTHEKE ADHOC
„Mit den niedrigeren Preisen wollte der Hersteller eigentlich den
Einstieg in den Markt schaffen", sagt Elisabeth Bryn, Leiterin der
Abteilung Pharmaökonomie bei der Arzneimittelaufsicht. Dass die
Nachfrage seitens der Ketten ausgeblieben ist, führt man bei Arrow auf
den Systemfehler zurück: „Die Apotheken haben offenbar kein Interesse
daran, unsere günstigeren Medikamente zu verkaufen", sagte ein
Firmensprecher gegenüber APOTHEKE ADHOC.
Nun streitet die Arzneimittelaufsicht mit den Ketten über die Auslegung
der Vorschriften: Demnach seien die Apotheken verpflichtet, Patienten
über günstigere Arzneimittel - und damit über geringere Zuzahlungen -
zu informieren, argumentiert die Behörde. Die Ketten dagegen vertreten
die Ansicht, dass es ausreiche, den Kunden Generika zum staatlich
festgelegten Höchstpreis anzubieten. „Die Einführung eines neuen
Preises unterhalb der Erstattungshöchstpreise bedroht das gesamte
System", sagte ein Sprecher des norwegischen Apothekenverbandes.
Zur Klärung hat sich die Behörde nun an das Gesundheitsministerium
gewandt: Dort soll man erklären, wie das geltende Recht auszulegen ist,
und prüfen, ob und wie das bestehende Generikapreismodell geändert
werden soll. Einer von mehreren Vorschlägen, die die Behörde vorträgt,
stammt vom norwegischen Generikaverband: Demnach sollen künftig nur die
Kosten des günstigsten Präparats übernommen werden.
Allerdings befürchtet Bryn Lieferschwierigkeiten für die Apotheken und
häufige Medikamentenwechsel für die Patienten. Die Arzneimittelaufsicht
selbst hat daher keine der vorgestellten Optionen empfohlen.
Zurzeit beschäftigt man sich in Oslo mit den Vorschlägen. Mit einer
Antwort an die Arzneimittelaufsicht sei in wenigen Wochen zu rechnen,
sagte ein Ministeriumsprecher auf Nachfrage.
APOTHEKE ADHOC, Mittwoch, 06. Oktober 2010, 08:49 Uhr
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