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PHOENIX SPEZIAL
Berlin - Nach dem Verkauf der Ratiopharm-Gruppe (Ratiopharm/CT/AbZ) sowie wesentlicher Anteile an HeidelbergCement ist Phoenix das neue Herzstück der Merckle-Gruppe. Mit einem Umsatz von 21,3 Milliarden Euro lag der Konzern zwar 2009 wieder knapp hinter Celesio (21,5 Milliarden Euro). Angesichts der Präsenz in 23 Ländern sieht man sich in Mannheim allerdings breiter aufgestellt als der derzeitige europäische Marktführer.
Neue Freiheit: Phoenix hat die Restrukturierung der Merckle-Gruppe unbeschadet überstanden. Foto: Elke Hinkelbein
Mit seiner dezentralen Struktur und dem Engagement auch in kleineren
Ländern Nord- und Osteuropas ist Phoenix deutlich weniger abhängig von
einzelnen Märkten als die Konkurrenz: Während Celesio fast drei Viertel
seines Geschäfts in Frankreich, Großbritannien und Deutschland macht,
gibt es bei Phoenix nur zwei Länder, in denen ein zweistelliger
Umsatzanteil läuft: Deutschland (31 Prozent) und Italien (12 Prozent).
Ein weiteres Schwergewicht ist die Tamro-Gruppe (Skandinavien,
Baltikum, Polen), die 19 Prozent des Konzernumsatzes abliefert.
Während Phoenix 2009 seinen Umsatz in Deutschland von 6,5 auf 6,6
Milliarden Euro leicht ausbauen konnte, musste der Konzern in Italien
(2,6 Milliarden Euro, -10 Prozent) und bei Tamro (4,1 Milliarden Euro,
-6 Prozent) Federn lassen. Celesio punktete in Deutschland (4
Milliarden Euro, +6 Prozent), litt aber in Frankreich (7 Milliarden
Euro, -2,3 Prozent) und Großbritannien (4,7 Milliarden Euro, -8
Prozent).
Ertragsseitig steht Phoenix derzeit - trotz angespannter Lage - besser
da als der Mitbewerber aus Stuttgart. Zwar liegt Celesio beim
operativen Ergebnis (EBITDA) mit 628 Millionen Euro (-4,5 Prozent) vor
Phoenix (546 Millionen Euro, -13 Prozent). Das entspricht EBITDA-Margen
von 2,9 beziehungsweise 2,5 Prozent. Allerdings hatte die
Haniel-Tochter im vergangenen Jahr 390 Millionen Euro auf Firmenwerte
abschreiben müssen, Phoenix 124 Millionen Euro.
Weil sich gleichzeitig die Buchwerte der Kapitalanlagen
(HeidelbergCement, Anzag) und damit das Finanzergebnis von Phoenix
verbesserten, lag das Vorsteuerergebnis bei 241 Millionen Euro (+17
Prozent), das von Celesio dagegen bei 115 Millionen Euro (-7,9
Prozent). Unter dem Strich ging Phoenix mit einem Überschuss von 158
Millionen Euro aus dem Rennen, Celesio - immerhin wieder in den roten
Zahlen - mit 2,3 Millionen Euro.
Nach der Freigabe aus dem Treuhändervertrag wird sich zeigen, wie das
Phoenix-Management die zurück gewonnenen Freiheiten nutzen kann. Neben
der Geschäftsführung um Reimund Pohl haben Vertreter der
Eigentümerfamilie, Ludwig Merckle sowie die ehemaligen
Phoenix-Vorstände Dr. Bernd Scheifele und Lorenz Näger, einen Blick auf
die Geschäfte.
Die Herausforderungen stehen: Der Konzern ist nach wie vor mit 2,6
Milliarden Euro (Celesio: 2,1 Milliarden Euro) verschuldet; dazu kommt
die Anleihe über 500 Millionen Euro, die alleine an Zinsen fast 50
Millionen Euro Ertrag pro Jahr frisst. Mit einem Kupon von 9,625
Prozent muss Phoenix deutlich mehr zahlen als Celesio für eine
vergleichbare Anleihe (4,5 Prozent).
Während Celesio-Chef Dr. Fritz Oesterle sich in den kommenden Jahren
unabhängiger von einzelnen Märkten und Währungen machen will, wird es
bei Phoenix neben der Refinanzierung vor allem darum gehen, die
kleineren Aktivitäten zu einer kritischen Größe zu bringen. Dabei
scheint alles möglich: Erst vor kurzem hatten die beiden europäischen
Marktführer ihr Geschäft in den Niederlanden überraschend zusammen
gelegt.
Patrick Hollstein, Donnerstag, 12. August 2010, 11:26 Uhr
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