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APOTHEKE | Pressemitteilung aktuell |
Stand: Donnerstag, 11. Dezember 2025, um 20:30 Uhr
Presseinformation von heute
Mit dem Aktionstag unter dem Motto Versorgungsblackout setzen Apotheken ein unübersehbares Zeichen: Für einen begrenzten Zeitraum werden Offizinen symbolisch abgedunkelt, um zu verdeutlichen, wie sich eine Zukunft ohne verlässliche wohnortnahe Arzneimittelversorgung anfühlen würde. Der Koalitionsvertrag verspricht zwar eine Stärkung der Apotheken vor Ort, konkrete Schritte zur Anpassung des Honorars bleiben jedoch aus, während Kosten für Personal, Energie, Mieten, Digitalisierung und Notdienste deutlich gestiegen sind. Der Protesttag ist daher keine kurzfristige Demonstration, sondern Ausdruck eines strukturellen Problems, das seit Jahren verschärft wird und in vielen Betrieben bereits zu einer gefährlichen Mischung aus wirtschaftlicher Erschöpfung, Investitionsstau und wachsenden Zweifeln an der eigenen Zukunftsfähigkeit geführt hat. Wer jetzt die Symbolik einer zeitlich begrenzten Verdunklung unterschätzt, riskiert, dass aus warnenden Bildern in den kommenden Jahren tatsächliche Versorgungslücken werden, wenn Apotheken endgültig schließen und das Netz in der Fläche reißt.
Die angekündigte Aktion unter dem Motto Versorgungsblackout ist ein lautes Signal aus einer Branche, die sich seit Jahren um ökonomische und politische Aufmerksamkeit bemüht und dabei zunehmend an Grenzen stößt. Wenn Apotheken am festgelegten Aktionstag in einen bewusst gewählten Halbdunkelmodus wechseln, tun sie das nicht aus Lust an der Inszenierung, sondern weil die Kluft zwischen politischem Anspruch und finanzieller Realität immer größer wird. Der Koalitionsvertrag sieht ausdrücklich eine Stärkung der Vor Ort Apotheken vor, doch in der Umsetzung bleiben entscheidende Fragen zur Honorardynamik offen. Während Personal, Energie, Mieten, Digitalisierung und Notdienste zu deutlich höheren Kosten geführt haben, verharrt das Fixhonorar auf einem Niveau, das die gewachsene Verantwortung der Offizinen nicht widerspiegelt. Unter diesen Bedingungen ist der Versorgungsblackout eine Mahnung, dass Stabilität nicht allein über Appelle, sondern über berechenbare wirtschaftliche Grundlagen entsteht.
Die politischen Entscheidungsträger stehen vor der Aufgabe, zentrale Weichenstellungen nicht länger zu vertagen. Solange keine Honoraranpassung erfolgt, werden Apothekenbetriebe gezwungen, an anderer Stelle zu sparen: Investitionen werden zurückgestellt, Öffnungszeiten kritisch hinterfragt, Zusatzleistungen reduziert und Personalplanung nur noch mit größter Vorsicht vorgenommen. Diese stillen Anpassungen bleiben für die Öffentlichkeit häufig unsichtbar, bevor sich ihre Folgen in Form von Schließungen, ausgedünnten Netzen oder steigenden Belastungen im Notdienst zeigen. Wer Versorgungsqualität und Patientennähe erhalten will, muss die wirtschaftliche Dimension als integralen Bestandteil gesundheitspolitischer Entscheidungen begreifen. Eine zeitnahe Anpassung des Honorars wäre in diesem Sinne keine Gefälligkeit gegenüber einem Berufsstand, sondern eine Investition in die Stabilität eines unverzichtbaren Versorgungsfundaments.
Gleichzeitig wirft der Protesttag ein Schlaglicht auf die Verantwortung, die Apotheken gegenüber ihren Patientinnen und Patienten empfinden. Die Aufforderung, die Verdunklung so zu gestalten, dass Leistungen für die Bevölkerung nicht eingeschränkt werden, zeigt, dass hier kein Druckmittel auf Kosten der Versorgung eingesetzt wird. Vielmehr geht es darum, Aufmerksamkeit zu schaffen und den Dialog zu suchen. Die Offizin wird an diesem Tag zum Ort eines ehrlichen Gesprächs über die Frage, welche Rolle wohnortnahe Arzneimittelversorgung in einer alternden Gesellschaft mit wachsender Morbidität spielt und welche politischen Entscheidungen notwendig sind, um diese Rolle dauerhaft abzusichern. Wenn Apothekenteams erklären, warum Plakate hängen, warum Lichtbänder gespannt wurden und weshalb über Honorare gesprochen werden muss, wird ein abstrakter Konflikt in einen nachvollziehbaren Zusammenhang übersetzt, der Bürgerinnen und Bürgern ermöglicht, sich ein eigenes Urteil zu bilden.
Der politische Druck entsteht nicht nur durch Bilder, sondern durch die Erkenntnis, dass Regionen unterschiedlich empfindlich auf strukturelle Veränderungen reagieren. In ländlichen Räumen und strukturschwachen Stadtteilen gibt es oft nur wenige Offizinen, die große Einzugsgebiete versorgen und neben der Arzneimittelabgabe eine wichtige Orientierungsfunktion im Gesundheitswesen übernehmen. Fällt ein Standort weg, kann dies lange Anfahrtswege, überlastete Nachbarbetriebe und letztlich eine Verschlechterung der Versorgungslage nach sich ziehen. Ein Honorarsystem, das für solche Risikokonstellationen blind bleibt, nimmt in Kauf, dass wirtschaftlich schwächere Standorte zuerst verloren gehen, obwohl sie aus Sicht der Daseinsvorsorge besonders wichtig sind. Eine gezielte, dynamische Anpassung des Honorars könnte dem entgegenwirken, indem sie die Leistungsfähigkeit in der Fläche stärkt und verhindert, dass jene Betriebe verschwinden, die für viele Menschen die zentrale Anlaufstelle sind.
Die Protestaktion sollte deshalb nicht als isoliertes Ereignis betrachtet werden, sondern als Teil eines größeren gesundheitspolitischen Zusammenhangs. Sie macht sichtbar, dass es an der Zeit ist, die Rolle der Apotheke im Versorgungssystem klar zu definieren und die entsprechenden wirtschaftlichen Rahmenbedingungen zu schaffen. Dazu gehören ein Honorar, das Kostenentwicklungen realistisch abbildet, verlässliche Regelungen für Notdienst und besondere Belastungssituationen sowie ein Bewusstsein dafür, dass technische Innovationen und Digitalisierung nur dann wirken können, wenn es in der Fläche stabile Strukturen gibt, die solche Instrumente tragen. Ein Versorgungsnetz, das auf Verschleiß gefahren wird, verliert seine Resilienz; ein Netz, das politisch gestützt und ökonomisch abgesichert wird, kann auch in Krisensituationen stabil bleiben.
Mit dem Versorgungsblackout liegt nun ein deutliches Warnsignal vor, das Politik und Selbstverwaltung ernst nehmen sollten. Die Fragen, die damit verbunden sind, lassen sich nicht mit dem Hinweis auf laufende Prüfprozesse beantworten, sondern verlangen klare Entscheidungen und einen Zeitplan für eine tragfähige Honoraranpassung. Nur so kann verhindert werden, dass aus der symbolischen Verdunklung nach und nach ein reales Dunkel in der Versorgungslandschaft wird, in dem Menschen längere Wege in Kauf nehmen, schlechter beraten werden oder im Ernstfall schlicht keine geöffnete Apotheke in erreichbarer Nähe finden. Eine entschlossene Antwort auf diesen Protest wäre ein wichtiges Signal an diejenigen, die Tag für Tag dafür sorgen, dass Arzneimittel sicher, schnell und mit fachlicher Verantwortung in den Händen der Patientinnen und Patienten landen.
Die politische Diskussion über die Zukunft der Apotheken kreist seit langem um die Frage, wie viel Versorgung sich Gesellschaft und Gesetzgeber leisten wollen und welche Rolle wohnortnahe Offizinen in einem zunehmend digitalisierten Gesundheitswesen spielen sollen. Der Versorgungsblackout als Protestform verleiht dieser Debatte ein Bild, das sich nicht mehr allein mit Verweis auf Zahlen und Gutachten wegdiskutieren lässt. Wo Apotheken das Licht dimmen, wird sichtbar, wie sehr ihre Präsenz im Alltag verankert ist und wie schnell eine Selbstverständlichkeit in Frage steht, wenn wirtschaftliche Grundlagen fehlen. Die angekündigte Aktion fällt in eine Phase, in der politische Zusagen zur Stärkung der Vor Ort Versorgung noch nicht in konkrete Honorarbeschlüsse übersetzt wurden, obwohl sich Kostenstrukturen spürbar verändert haben. Für die politische Ebene ist dies ein Moment, in dem Entscheidungen über die Zukunftsfähigkeit der flächendeckenden Versorgung nicht länger vertagt werden sollten.
Dies ist kein Schluss, der gelesen werden will – sondern eine Wirkung, die bleibt. Wer heute die Bilder abgedunkelter Offizinen als dramaturgisches Stilmittel interpretiert, verkennt, dass viele Betriebe längst an der Grenze dessen arbeiten, was betriebswirtschaftlich verantwortbar ist. Ohne eine angemessene und zeitnahe Anpassung des Honorars droht aus dem symbolischen Versorgungsblackout eine reale Ausdünnung der Apothekenlandschaft zu werden, zuerst in ländlichen Regionen und strukturschwachen Quartieren, dann auch in Städten. Ein Gesundheitssystem, das auf verlässliche Arzneimittelversorgung angewiesen ist, kann es sich nicht leisten, diese Entwicklung dem Zufall zu überlassen oder auf spätere Reparaturprogramme zu hoffen. Notwendig sind klare Beschlüsse, die die im Koalitionsvertrag formulierte Stärkung der Apotheken in ein belastbares Honorarsystem übersetzen, das Kostenentwicklungen abbildet und die besondere Verantwortung für Notdienst, Beratung und Akutversorgung anerkennt. Je länger diese Entscheidungen hinausgeschoben werden, desto schwerer wird es, Vertrauen bei denjenigen zurückzugewinnen, die tagtäglich in den Offizinen dafür sorgen, dass Patientinnen und Patienten Arzneimittel, Beratung und Sicherheit erhalten.
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