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Sehr geehrte Apothekerin, sehr geehrter Apotheker,
hier ist der vollständige Text für Sie:
NEUE ALLGEMEINE GESUNDHEITSZEITUNG FÜR DEUTSCHLAND / AUSGABE DEZEMBER 2011
Essen - Mit
der miserablen Zahlungsmoral der oben genannten Betriebskrankenkassen
gegenüber zahlreichen Apotheken und ihren Gründen, mit denen sich
Politik und Bundesaufsichtsamt dringend beschäftigen sollten, setzt sich
die Neue Allgemeine Gesundheitszeitung für Deutschland auch in der
Ausgabe Dezember auseinander. Nachdem die NOVITAS BKK bereits im Oktober
damit begonnen hatte, den Apotheken aufgrund von zumeist marginalen
„Formfehlern" der verschreibenden Ärzte auf den Rezepten die Zahlung von
teuren Betäubungsmitteln für Schmerzpatienten zu verweigern, obwohl die
Versicherten die Arzneimittel erhalten haben, gibt es jetzt Nachahmer.
Auch die BKK vor Ort und die BKK Hoesch verweigern zahlreichen Apotheken
wegen zumeist kleinerer formaler Fehler auf den Rezepten die Bezahlung
von erbrachten Leistungen. Dass dies auf dem Rücken der versicherten
Patienten geschieht, scheint diese Kassen nicht zu interessieren.
Unseriös, unanständig, unverschämt - was treibt Kassen zu einem solchen
Verhalten?
Die Neue Allgemeine Gesundheitszeitung erscheint monatlich
deutschlandweit mit einer Auflage von 1 Million Exemplaren und ist für
Endverbraucher kostenlos in Apotheken erhältlich.
RETTET DIE KRANKENKASSEN
Über-, Unter- und Fehlfinanzierung der Kassen treibt seltsame Blüten
NOVITAS BKK, BKK vor Ort, BKK HOESCH, BKK Gesundheit West, BKK
Gildemeister - Betriebskrankenkassen haben es offensichtlich schwer.
Hätten diese Kassen es sonst nötig, Rezepte nicht zu bezahlen?
Rezepte für Schmerzmittel zum Beispiel, die Patienten von den Apotheken
ordnungsgemäß erhalten haben? Genau dies passiert aber. Wegen formaler,
meist kleiner Fehler der verschreibenden Ärzte auf den Rezepten, wie es
offiziell heißt, zahlen die Kassen nicht. Tausende Rezepte sind es
inzwischen. Die Apotheken bleiben auf den hohen Kosten sitzen.
Steht es so schlecht um diese Krankenkassen? Hoffentlich nicht.
Allerdings ist die Pleite einer zweiten Betriebskrankenkasse zum
Jahresende schon sicher. Zum 1. Juli 2011 war die CITY BKK am Ende.
Zehntausende Versicherte irrten damals umher, bis sie eine neue Kasse
fanden. Zum 31.12.2011 muss die BKK für Heilberufe dichtmachen. Und
wieder müssen mehr als hunderttausend Mitglieder eine neue Heimat unter
den gesetzlichen Kassen suchen. Allerdings wird es wohl diesmal
gesitteter zugehen. Ablehnungen von Versicherten durch aufnehmende
Kassen, wie im Falle der City BKK, soll es nicht mehr geben. Schließlich
hat der Gesundheitsminister den Chefs der Krankenkassen Strafen
angedroht, wenn sie Beitrittswillige ablehnen.
Dass es soweit kommen musste, ist nicht zuletzt Schuld der
Gesundheitspolitik selbst. Gegen den Rat vieler Experten, gegen
vehemente Kritik der Medien und gegen die ablehnende Meinung der
Öffentlichkeit setzte die damalige SPD-Gesundheitsministerin Ulla
Schmidt zum 1. Januar 2009 den „Gesundheitsfonds" in die Welt. In diesem
Fonds werden seitdem monatlich die Beiträge der Versicherten aller
gesetzlichen Krankenkassen - mit Ausnahme der Landwirtschaftlichen
Krankenversicherung - und die staatlichen Steuerzuschüsse gesammelt.
Betreut wird der Fonds vom Bundesversicherungsamt.
Über 170 Milliarden Euro kommen so pro Jahr zusammen. Die werden mehr
oder weniger an die Kassen verteilt - meist weniger. Milliarden werden
auch gehortet. Für schlechte Zeiten. Ende 2011 werden es knapp sieben
Milliarden sein. Früher wären diese Beiträge den Versicherten zugute
gekommen. Jetzt werden sie den Kassen vorenthalten.
Machtpolitisch war die Einführung des Gesundheitsfonds ein genialer
Schachzug der Ministerin. Die FDP lief zwar seinerzeit Sturm gegen das
„bürokratische Monster", wie der heutige Gesundheitsminister Daniel Bahr
(FDP) den Gesundheitsfonds damals zu Recht nannte, doch das half
nichts. Und heute traut sich keiner mehr, dem Monster den Garaus zu
machen. Dazu ist es zu groß und zu dick und zu mächtig. Allerdings auch
zu unbeweglich. Und das ist das Problem.
„Durch den Gesundheitsfonds können die Krankenkassen ihre Aufgaben ohne
Finanzsorgen erfüllen". Das sagte die damalige Gesundheitsministerin im
April 2009 im „Magazin für Soziales, Familie und Bildung", einem
Informationsblatt der Bundesregierung. Doch genau dies klappt hinten und
vorne nicht.
Bestes Beispiel: das Ende der BKK für Heilberufe. Am 01.04.1993 wurde
die Betriebskrankenkasse gegründet. Wie sie auf ihrer Website schreibt,
betreute sie in ihren besten Tagen 650 000 Versicherte. 2003 geriet die
Kasse in finanzielle Schwierigkeiten. Gerettet wurde sie mit Hilfe des
BKK-Systems und eines kostendeckenden Beitragssatzes. Den durften die
Kassen bis Ende 2008 noch selbständig festsetzen. Dadurch konnte sich
auch die BKK für Heilberufe erholen.
Doch 2009 kam die Wende. Seit der Einführung des Gesundheitsfonds in
diesem Jahr gilt für alle gesetzlichen Krankenkassen nur noch ein
einheitlicher Beitragssatz. Hat eine Kasse finanzielle Probleme, muss
sie von ihren Versicherten einen „Zusatzbeitrag" erheben. Bis Ende 2010
waren dies maximal acht Euro je Monat und Mitglied oder
1 Prozent seines Einkommens. Die Obergrenzen sind zwar ab 2011
entfallen, doch nutzt dies der BKK für Heilberufe auch nicht mehr. Denn
seit sie von ihren Versicherten einen Zusatzbeitrag fordert, laufen ihr
die Mitglieder in Scharen davon. Übrig bleiben die Alten und Kranken.
Natürlich verschärft dies die finanziellen Probleme der Kasse noch.
Die agilen Mitglieder wandern ab zu gesetzlichen Krankenkassen, zumeist
den großen, die diesen Zusatzbeitrag nicht erheben. „Wettbewerb" nennt
das die Politik. Dabei führt diese Form von Wettbewerb zu nichts anderem
als zur zwangsweisen Reduzierung der Zahl der Kassen, insbesondere der
kleineren wie der Betriebskrankenkassen. Nicht ohne Grund sind acht von
zehn Kassen, die zurzeit einen Zusatzbeitrag erheben,
Betriebskrankenkassen. Interessant: Die BKK Hoesch, die auch zu den
„Zahlungsverweigerern" für Rezepte gehört, erhebt aktuell einen
Spitzen-Zusatzbeitrag: 15 Euro.
Allerdings: Schuld an den finanziellen Problemen der Kassen ist in
erster Linie der Gesundheitsfonds. Monatlich schüttet er das ganze Jahr
über gleichbleibende Abschläge an die einzelnen Kassen aus. Eine
Grundlage für die Höhe der Zuteilung ist dabei auch die Häufigkeit
bestimmter festgelegter Krankheitsbilder in der einzelnen Kasse. Das
aber kann nie genau sein. Auch sind „Durchschnittskosten" pro
Krankheitsbild kein guter Gradmesser. Denn Krankheiten lassen sich nicht
planen, weder ihr Auftreten, noch ihre Dauer, noch die Schwere des
Verlaufs. Also müsste aufgrund sich ändernder Bedingungen während des
Jahres „nachjustiert" werden. Genau dies aber lehnt die
Gesundheitspolitik ab. Obwohl ein Gutachten dringend dazu rät.
Insofern kann eine Kasse, die bei einer relativ geringen Mitgliederzahl
eine ungünstige Versichertenstruktur aufweist, im Laufe eines Jahres mit
den gleichbleibenden Zuwendungen aus dem Gesundheitsfonds kaum alle
Kosten decken. Gehör bei der Politik findet sie auch nicht. Ihr bleibt
nur der Weg in die ungeliebten „Zusatzbeiträge", die ihre Mitglieder
anderen Kassen in die Arme treiben, in eine Fusion oder letztendlich in
die Schließung.
Doch Hut ab vor einer Kasse, die dann wirklich konsequent ihre
Schließung betreibt, wenn sie von dem unbeweglichen Monster
Gesundheitsfonds nicht die Mittel bekommt, die sie für die Versorgung
ihrer Kranken dringend benötigt.
Und Daumen runter für die Kassen, die stattdessen versuchen, ihre
strukturellen und finanziellen Probleme zu Lasten anderer
Leistungserbringer im Gesundheitswesen zu lösen.
STOPPT DENN KEINER DIE GEISTERFAHRER?
Ein Kommentar der Redaktion
Normann Schuster ist Geschäftsführer. Sein Arbeitgeber ist heute die
PROTAXplus GmbH & Co KG in Essen. Das ist das
Apothekenabrechnungszentrum des Landesverbandes Nordwest der
Betriebskrankenkassen. Von denen brauchen einige jetzt offensichtlich
Geld. Schuster zeigt ihnen, wie man das macht. Man bezahlt den Apotheken
einfach Rezepte nicht, die kleine Formfehler haben.
Früher war Jurist Schuster Leiter der Abteilung Vertragswesen beim
Apothekerverband Nordrhein. Da war er für die Apotheken um Ausgleich mit
den Kassen bemüht. Jetzt profiliert er sich auf Kosten eben dieser
Apotheken. Und auf Kosten der Patienten. Die müssen darunter leiden.
NOVITAS BKK und Co. scheint das egal zu sein. Stoppt denn keiner aus dem Kreis der vernünftigen BKKs die Geisterfahrer?
Kontakt
NOWEDA eG
Neue Allgemeine Gesundheitszeitung für Deutschland
Heinrich-Strunk-Straße 77
45143 Essen
Telefon: 0201/802-0
Email: redaktion@neue-allgemeine.de
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