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hier ist der vollständige Text für Sie:
ARZNEIMITTELSICHERHEIT
Berlin - Mit den neuen Erkenntnissen zu gefälschten HIV-Medikamenten in der regulären Lieferkette ist auch die Debatte um die Importquote für Apotheken neu entflammt. Während Apotheker die intransparenten Warenströme bei Importen kritisieren, vermuten die Krankenkassen ein Täuschungsmanöver. Bei der Regierung nimmt die Probleme wahr, hält aber grundsätzlich an der Importquote fest.
Debatte um Quote: Apotheken müssen mindestens 5 Prozent importierte Arzneimittel abgeben. Foto: APOTHEKE ADHOC.
Der CDU-Gesundheitsexperte Jens Spahn will in puncto
Arzneimittelsicherheit nicht zwischen importierten und nicht
importierten Arzneimitteln unterscheiden. „Sie muss für beide Bereiche
gleichermaßen sichergestellt sein", sagte Spahn gegenüber APOTHEKE
ADHOC. Ziel von Importen seien Einsparungen für die Krankenkassen und
Versicherten. Solange viele Medikamente im Ausland günstiger seien, sei
auch deshalb auch die Quote sinnvoll, gerade im patentgeschützten
Bereich, so der gesundheitspolitische Sprecher der Union.
Der GKV-Spitzenverband vermutet eine Kampagne gegen das Sparinstrument:
„Die Importquote für kriminelles Handeln verantwortlich zu machen,
erscheint als leicht durchschaubarer Versuch, dieses bei den Apothekern
unbeliebte Instrument anzugreifen", so ein Sprecher. Die
Apothekerverbände seien aufgefordert, gegenüber den Großhändlern auf die
Einhaltung der Qualitätsstandards zu drängen. „Importe an sich sind
kein Sicherheitsproblem", so der Sprecher.
Eine besondere Herausforderung ist die Importquote für Apotheken, die
auf meist sehr teure Krebs- oder HIV-Präparate spezialisiert sind.
Gerade bei diesen Medikamenten bestehe die Gefahr, dass nicht
vertriebsfähige Ware im Umlauf sei, sagte Magdalene Linz gegenüber
APOTHEKE ADHOC. Die ehemalige Präsidentin der Bundesapothekerkammer und
Präsidentin der Apothekerkammer Niedersachsen hatte 2009 selbst
gefälschtes Viramune über den Großhandel erhalten. Linz stellte
Strafanzeige.
Seither setzt sie lieber auf Direktbezug beim Hersteller, was sich aber
negativ auf die Importquote auswirkt. Linz und die Deutsche
Arbeitsgemeinschaft HIV-kompetenter Apotheken (DAHKA) fordern deshalb,
dass in Verdachtsfällen die betroffenen Indikationen von der Berechnung
der Importquote ausgeschlossen werden, bis die Vorwürfe gegen den
Lieferanten geklärt sind. Dies müsse für alle Hersteller gelten, weil es
sonst zusätzliche Probleme mit der Lieferfähigkeit entstehen könnten.
Die Verbände der Arzneimittelimporteure BAI und VAD sehen keinen Bedarf
für Ausnahmen. Die Importquote sei mit realisierten 11 Prozent deutlich
überfüllt. Vorgeschrieben sind für Apotheken nur 5 Prozent des
GKV-Umsatzes.
Zudem seien Importe von einer Vielzahl verschiedener Firmen beziehbar,
sei es direkt oder über den Großhandel, sagte BAI-Vorstand Andreas
Mohringer. Gezielte „Entlassungen" aus der Importquote seien daher nicht
sinnvoll. Mohringer lehnt auch Ausnahmeregelungen für bestimmte
Apotheken oder Einzelindikationen ab, weil die Krankenkassen dann mit
einem Domino-Effekt rechnen müssten. Apotheken hätten das Recht,
Lieferanten systematisch zu bewerten; die Reimporteure würden sich dem
nicht verschließen.
Im politischen Berlin ist man für Diskussionen offen: „Die Importquote
kann natürlich nur funktionieren, wenn auch die Lieferfähigkeit
sichergestellt ist. Wenn sie wegen Lieferproblemen nicht umsetzbar ist,
muss man entweder über Ausnahmeregelungen nachdenken oder wie die
Lieferfähigkeit gewährleistet werden kann", sagt Spahn.
Auf die Spareffekte will man nicht verzichten: In den Verhandlungen zum
Arzneimittelmarkt-Neuordnungsgesetz (AMNOG) war sogar eine Erhöhung des
Mindestabstands diskutiert worden. Eine Änderung wurde aber nicht
beschlossen. „Im Gespräch waren ein Preisabstand von 15 Prozent oder 60
Euro oder auch nur 15 Prozent. Wir haben uns entschieden, den
Importbereich erst noch einmal zu beobachten und dann zu entscheiden",
so Spahn. „Sollte sich zeigen, dass eine Vergrößerung des Preisabstandes
vertretbar ist, sollten wir das zu Gunsten der Versicherten nutzen."
Alexander Müller, Donnerstag, 03. März 2011, 14:40 Uhr
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