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hier ist der vollständige Text für Sie:
NAV-VIRCHOWBUND
Berlin - Deutschlands niedergelassene Ärzte könnten sich vorstellen, selbst Medikamente abzugeben, wenn man sie ließe. Bereits im vergangenen Jahr hatte sich der damalige Bundesvorsitzende des Verbandes der Niedergelassenen Ärzte Deutschlands (NAV-Virchowbund), Dr. Klaus Bittmann, für die ärztliche Selbstdispensation ausgesprochen. Bittmanns Nachfolger, Dr. Dirk Heinrich, hält daran fest.
Tabletten vom Arzt: Der NAV-Virchowbund setzt sich für die ärztliche Selbstdispensation ein. Foto: Elke Hinkelbein
„Das Dispensierrecht könnte durchaus ein Lösungsweg sein, um die
ärztliche Versorgung in schlecht versorgten Gebieten zu verbessern", so
Heinrich gegenüber APOTHEKE ADHOC. Modelle, wie sie in der Schweiz oder
in Österreich praktiziert werden, seien auch für Deutschland denkbar.
Insbesondere in einigen Regionen der neuen Bundesländer, in denen nicht
viele Apotheken existierten, könnte die ärztliche Selbstdispensation
laut Heinrich helfen, die Versorgung zu verbessern. „Das ist ein Punkt
unseres Programms, aber kein zentraler", so Heinrich.
Der Ärzte- und Apothekermangel auf dem Land liegt laut Heinrich
vornehmlich an der abnehmenden Attraktivität der Gesundheitsberufe. Vor
allem die Bedingungen für Ärzte müssten verbessert werden: Das
derzeitige Honorarverteilungssystem sei „am Ende", die Vergütung
insgesamt ungerecht. „Ich bin stinksauer", so Heinrich. Auch die von der
Gesundheitsministerkonferenz (GMK) und Bundesgesundheitsminister Dr.
Philipp Rösler (FDP) geplante Verfeinerung der ärztlichen Bedarfsplanung
sei nichts weiter als ein „bürokratisches Monster".
Hoffnung auf Rösler: NAV-Chef Dr. Dirk Heinrich setzt auf den Bundesgesundheitsminister. Foto: NAV
Keine Lösung für Versorgungsprobleme sei die Gründung von Medizinischen
Versorgungszentren (MVZ) durch Unternehmen: „Die Beteiligung von rein
renditeorientierten Klinikkonzernen an MVZ lehne ich ab." Die Regierung
müsse die Ankündigungen des Koalitionsvertrages umsetzen, denen zufolge
ausschließlich Ärzte als Mehrheitsbesitzer von MVZ zugelassen sein
sollten.
Ein Hoffnungsträger in der derzeitigen Situation ist für den 51-jährigen
HNO-Arzt der Bundesgesundheitsminister: „Wir wären schon viele Schritte
weiter, wenn Rösler alleine entschieden hätte." Durch „andauernde
Querschüsse aus Bayern, von den Herren Söder und Seehofer" werde die
Arbeit Röslers allerdings erschwert, erklärt Heinrich.
Röslers Prinzipien teilt Heinrich, der auch Präsident des
Bundesverbandes der HNO-Ärzte ist, auch bei der Abrechnung ärztlicher
Leistungen: „Das Prinzip der Kostenerstattung in Kombination mit einer
Eigenbeteiligung ist unvermeidbar geworden", so der NAV-Vorsitzende.
Auch Streichungen am Leistungskatalog der Krankenkassen seien bei der
derzeitigen Kostensituation nicht mehr auszuschließen.
Der 1949 gegründete NAV-Virchowbund vertritt nach eigenen Angaben die
Interessen von rund 12.000 niedergelassenen Ärzten und ist in 15
Landesgruppen unterteilt. Hauptsitz ist Berlin.
Benjamin Rohrer, Dienstag, 16. November 2010, 13:47 Uhr
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