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Sehr geehrte Apothekerin, sehr geehrter Apotheker,
hier ist der vollständige Text für Sie:
VIDEO-INTERVIEW PKV
Berlin - Die private
Krankenversicherung (PKV) stand jahrelang weitgehend außerhalb der
gesundheitspolitischen Einflusssphäre. Bundesgesundheitsminister Dr.
Philipp Rösler (FDP) überträgt den Versicherern nun weitreichende
Einsparinstrumente aus dem Bereich der gesetzlichen Krankenversicherung
(GKV). APOTHEKE ADHOC sprach mit PKV-Verbandsdirektor Dr. Volker
Leienbach über die neuen Möglichkeiten, den Anspruch auf
Vertragskompetenz und potenzielle Verhandlungsfelder mit Apotheken.
ADHOC: Wie ähnlich sollen sich PKV und GKV werden?
LEIENBACH: Die private Krankenversicherung lebt vom Unterschied. Auch
innerhalb der gesetzlichen Krankenversicherung gibt es Wettbewerb, auch
dort lebt man vom Unterschied. Es gibt immer Segemente, wo man sich
vielleicht einander annähert, und es gibt andere, wo man sich stärker
voneinander entfernt. Das ist in einer Wettbewerbslandschaft so. Es
darf natürlich nicht zu einer gesetzgeberischen Gleichschaltung kommen,
dann wäre der Wettbewerb tot. Dann wäre all das nicht mehr möglich, was
eine bürgerliche Regierung unter einem freiheitlichen Gesundheitssystem
versteht.
ADHOC: Was will die PKV von der GKV adaptieren?
LEIENBACH: Es geht nicht um Adaption. Es geht darum, dass die private
Krankenversicherung Instrumente bekommt, die sie handlungsfähig machen.
Es geht darum, dass die PKV beispielsweise das selbstverständliche
Instrument der Vertragskompetenz bekommt, was jedes Individuum, jede
Institution in einer freiheitlichen Gesellschaft hat. Die GKV hat das,
wir haben das nicht.
ADHOC: Was bedeutet das für die Beiträge?
LEIENBACH: Es ist völlig klar, dass das Einfluss auf die Kosten hat.
Wir haben sehr starke Ausgabensteigerungen im Bereich der Arzneimittel.
Es ist klar, dass sich dieser Kostenanstieg verlangsamt, wenn wir diese
Instrumente bekommen, dass es gegebenenfalls sogar - je nachdem, wie
der politische Prozess ausgeht - zu Kostensenkungen kommen kann.
Selbstverständlich werden diese an die Versicherten weitergegeben,
wobei man wissen muss, dass die Kostenexpansion und die
Beitragsentwicklung nicht nur vom Arzneimittelmarkt abhängen.
ADHOC: Kommt der Herstellerrabatt für die PKV?
LEIENBACH: Wir gehen davon aus, dass die Bundesregierung nicht
einseitig Rabatte verordnen kann für 90 Prozent der Bevölkerung in
Deutschland. Es darf nicht sein, dass die Verluste, die der
Pharmaindustrie dort entstehen, strukturell kompensiert werden von 10
Prozent der Bevölkerung, nämlich den privat Krankenversicherten, unter
denen viele sind mit kleinen, mit mittleren Einkommen. Insofern
brauchen wir eine wirkungsgleiche Übertragung der Rabatte.
ADHOC: Braucht die PKV Schutzzäune?
LEIENBACH: Die private Krankenversicherung braucht keine Schutzzäune.
Ganz im Gegenteil: Die private Krankenversicherung braucht mehr
Freiheitsgrade. Und das Vertragsinstrument, von dem ich eben gesprochen
habe, ist ein selbstverständliches Freiheitsinstrument. Ich wundere
mich immer, dass man das rechtfertigen muss, wenn man das einfordert.
ADHOC: Warum schließt die PKV kaum Rabattverträge?
LEIENBACH: Wir haben ja im Augenblick nur ein sehr stumpfes
Instrumentarium. Wir können mit der Pharmaindustrie verhandeln, die
Pharmaindustrie muss aber nicht mit uns verhandeln. Wir haben eine
ganze Reihe von Anläufen genommen, um in ein verbindliches
Verhandlungsgeschehen zu kommen. Das, was dort auf dem
Verhandlungstisch lag, war aber so kleinteilig, dass eine Verhandlung
wirklich nicht gelohnt hätte. Wir brauchen deutliche verbindlichere
Ansätze, und wir brauchen vor allen Dingen ein Kriterium für
Verhandlungen. Das kann Angemessenheit sein, das können Preise sein,
die andere vereinbart haben. Aber wir können nicht im luftleeren Raum
auf der Basis sehr hoher Preise über Minirabatte reden. Das ist keine
Verhandlung.
ADHOC: Warum war die PKV bei den Zyto-Rezepturen erfolglos?
LEIENBACH: Wir hatten hier ein Verhandlungsmandat. Das war aber sehr
schwierig, weil die gesetzliche Regelung vorsah, dass, wenn die
Verhandlungen scheitern, es wiederum zu einer Preisgestaltungsregelung
kommt, die für die Apotheker - ich sage es sehr vorsichtig - sehr
vorteilhaft gewesen wäre. Es ist klar, dass da die
Verhandlungsbereitschaft sehr gebremst ist. Hier zeichnet sich eine
gesetzgeberische Lösung ab: Die private Krankenversicherung zahlt einen
bestimmten Prozentsatz mehr als die GKV. Es geht um das Inkassorisiko,
das sonst allein bei den Apothekern bliebe. Wir sehen ein, dass die
Apotheker von dem Inkassorisiko befreit werden müssen.
ADHOC: Wird es Selektivverträge mit Apotheken geben?
LEIENBACH: Da fehlt mir im Augenblick die Fantasie. Einzelne
Unternehmen sind hier unterwegs. Das ist aber ein Wettbewerbsfeld, wo
der Verband sich nicht einmischen sollte.
ADHOC: Müssen die Apotheken vor der PKV Angst haben?
LEIENBACH: Ich glaube, Angst ist nicht die Kategorie. Wenn wir weiter
im fairen Miteinander miteinander umgehen, so wie wir das in der
Vergangenheit getan haben, dann können Verhandlungen zwischen
Apothekern und Pharmaindustrie auf der einen Seite und zwischen
Apothekern und privater Krankenversicherung auf der anderen Seite zum
Nutzen aller sein.
APOTHEKE ADHOC, Mittwoch, 22. September 2010, 18:46 Uhr
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