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Sehr geehrte Apothekerin, sehr geehrter Apotheker,
hier ist der vollständige Text für Sie:
VIDEO-INTERVIEW JOHANNES SINGHAMMER
Berlin - Für ihre
Gesundheitspolitik wird die schwarz-gelbe Bundesregierung derzeit
scharf attackiert. Johannes Singhammer, stellvertretender Vorsitzender
der CDU/CSU-Bundestagsfraktion für den Bereich Gesundheit, weist den
Vorwurf der Klientelpolitik zurück. Gegenüber APOTHEKE ADHOC erklärt
der CSU-Politiker, warum die PKV von der Reform profitieren darf, wie
sich die Umstellung der Großhandelsvergütung auswirken wird und was die
Apotheken von der Union zu erwarten haben.
ADHOC: Wodurch zeichnet sich schwarz-gelbe Gesundheitspolitik aus?
SINGHAMMER: Dadurch, dass wir nachhaltige und langfristige
Gesundheitspolitik machen - und zwar bei jedem einzelnen Gesetz. Nehmen
Sie das Arzneimittelmarktneuordnungsgesetz (AMNOG): Wir haben nicht nur
sehr drastische Sparmaßnahmen beschlossen, die den Patienten zu Gute
kommen, sondern mit dem Zusatznutzen auch ein vollkommen neues
Verfahren für neue Arzneimittel vorgesehen: Nur wenn ein zusätzlicher
Nutzen über bestehende Arzneimittel hinaus besteht, kann auch der
entsprechende Preis verlangt werden. Das ist etwas Neues, und die
Wirkung geht weit über eine Legislatur oder über ein Jahr Regierung
hinaus.
ADHOC: Was sagen Sie zum Vorwurf der Klientelpolitik?
SINGHAMMER: Blödsinn. Eigentlich erübrigt es sich, darauf einzugehen.
Denn das Beispiel, das immer wieder erwähnt wird, dass eine
Regierungsverordnung für die Umsetzung dieses neuen Verfahrens zur
Nutzenbewertung geplant ist, das ist alles andere als der Beleg für
eine Klientelpolitik.
ADHOC: Warum kümmert sich Schwarz-Gelb um die PKV?
SINGHAMMER: Ich denke, dass es einfach notwendig ist, Einiges wieder zu
reparieren im Verhältnis der beiden Versicherungsarten. Dass die
Wechselfrist auf drei Jahre heraufgesetzt auf wurde, hat die Balance
zwischen beiden Versicherungszweigen aus dem Gleichgewicht gebracht.
Deshalb haben wir im Koalitionsvertrag frühzeitig festgelegt, dass wir
zu der ursprünglichen Regelung zurückkehren wollen. Das war eine
Jahrzehnte lang bestehende Regelung. Was die Frage der Arzneimittel
betrifft: Ich finde es logisch, die Möglichkeiten und Einsparmaßnahmen
der gesetzlichen Krankenversicherungen auch für die private zu
ermöglichen. Es verstehen immer weniger Menschen, warum jemand, der bei
einer gesetzlichen Krankenkasse versichert ist, für eine Pillenpackung
fünf Euro bezahlen soll und ein Privatversicherter für die gleiche
Pillenpackung zehn Euro.
ADHOC: Was können die Apotheken von der Union erwarten?
SINGHAMMER: Ich glaube, dass sich die Apotheker auf die Unionsfraktion
- auf jeden Fall - und auf diese Koalition verlassen können. Während es
Bestrebungen gibt, einen europaweit tätigen Versandhandel einzuführen,
der die jetzige Struktur der Apotheken in eine schwere Unordnung
bringen würde, stehen wir klar und fest zu dieser Struktur der
Apotheken, zu der ortsnahen Versorgung, zur fachkundigen Beratung. Das
tun andere Fraktionen im deutschen Bundestag nicht.
ADHOC: Kommt das Pick-up-Verbot noch?
SINGHAMMER: Wir haben von Anfang an klar gesagt, dass wir diese
Pick-Up-Stellen nicht wollen, dass wir sie verbieten wollen. Die Sache
ist deshalb noch nicht in gesetzlich trockenen Tüchern, weil es
verfassungsrechtliche Bedenken gibt. Die tragen aber nicht wir vor. Ich
glaube, wir haben unsere Versprechungen erfüllt. Die Apothekerinnen und
Apotheker wissen, sie können sich auf diese Bundestagsfraktion - gerade
die Union - verlassen. Wir stehen an ihrer Seite, während andere den
Apothekerstand in der bisherigen Form nicht haben wollen.
ADHOC: Wie wollen Sie bei Apotheken sparen?
SINGHAMMER: Wir wollen einen gemeinsamen Sparbeitrag von etwa 400
Millionen Euro erreichen. Ich glaube, dass das auch in Ordnung ist. Wir
müssen alle sparen. Alle beteiligten Partner im Gesundheitswesen müssen
einen Beitrag leisten. Es ist aus meiner Sicht nicht unvernünftig, dass
über die Großhandelsrabatte ein Mix gefunden wird. Hier eine klare, auf
die Kommastelle genaue Unterscheidung zu machen, ist schwierig. Die
entsprechenden Verträge sind nicht öffentlich, aber wir glauben, dass
mit diesem Verfahren eine Marktlösung gefunden wird.
Alexander Müller, Dienstag, 21. September 2010, 09:29 Uhr
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