• 10.10.2024 – Apotheken-Nachrichten von heute - Update: Zwischen Cyber-Risiken und Reformzwang

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APOTHEKE | Medienspiegel & Presse |

Apotheken-Nachrichten von heute - Update: Zwischen Cyber-Risiken und Reformzwang

 

Wie Apothekenbetreiber Cyberangriffe abwehren und gleichzeitig finanzielle Engpässe und politische Reformen bewältigen

Apotheken sehen sich immer stärker digitalen Bedrohungen ausgesetzt, insbesondere durch Malware-Angriffe, die zu Datenverlusten, Betriebsausfällen und erheblichen finanziellen Einbußen führen können. Doch auch in dieser unsicheren digitalen Landschaft sind die Risiken beherrschbar, wenn Apotheker auf umfassende IT-Sicherheitsstrategien und Cyber-Versicherungen setzen. Gleichzeitig geraten viele Apotheken aus anderen Gründen in finanzielle Not, wie das Beispiel eines Apothekers aus Baden-Württemberg zeigt, der durch technische Probleme bei der Abrechnung hochpreisiger Medikamente massive Verluste erlitt. Politisch wird der Druck ebenfalls größer: Gesundheitsminister Karl Lauterbach plant weitreichende Reformen zur Stabilisierung der Pflegeversicherung, um den steigenden Pflegekosten Herr zu werden. Auch global stehen Unternehmen vor großen Herausforderungen – sei es Meta, das durch eine Zusammenarbeit mit Banken die Flut von Fake-Accounts eindämmen möchte, oder der Pharmakonzern GSK, der im Rahmen des Zantac-Skandals eine milliardenschwere Einigung zur Beilegung von Produkthaftungsklagen erzielt hat. In dieser sich ständig wandelnden Landschaft stehen Apotheken und Unternehmen gleichermaßen vor der Herausforderung, Risiken zu minimieren und langfristig handlungsfähig zu bleiben.

 

Extremrisiken durch Malware-Angriffe sind in Apotheken beherrschbar

Apotheken sehen sich zunehmend mit digitalen Bedrohungen konfrontiert, insbesondere durch Malware-Angriffe, die zu extremen Risiken wie Datenverlust, Betriebsausfällen und erheblichen finanziellen Einbußen führen können. Doch auch in dieser unsicheren digitalen Landschaft sind diese Risiken beherrschbar – vorausgesetzt, Apothekenbetreiber ergreifen die richtigen Maßnahmen und setzen auf umfassende IT-Sicherheitsstrategien. Im Zentrum steht dabei die Implementierung einer wirkungsvollen Cyber-Versicherung, die nicht nur ein unverzichtbarer Schutzschirm bei Cyber-Angriffen ist, sondern auch langfristige Schäden verhindern kann.

Zu den größten Herausforderungen zählen der Diebstahl sensibler Patientendaten sowie die Gefahr von Ransomware-Angriffen, bei denen Angreifer Apothekensysteme lahmlegen, um hohe Geldsummen zu erpressen. Die Vertraulichkeit medizinischer Daten und die Sicherstellung des Betriebs sind in diesen Fällen gefährdet. Deshalb müssen Apothekenbetreiber ihre IT-Infrastrukturen fortlaufend auf Schwachstellen überprüfen und diese rechtzeitig absichern. Ein solider Notfallplan für Cyber-Angriffe ist ebenso essenziell wie regelmäßige Datensicherungen. Um auf den neuesten Stand der Technik zu kommen, können Betreiber auf spezielle IT-Dienstleister zurückgreifen, die Systeme regelmäßig warten und mögliche Angriffspunkte identifizieren.

Die Priorität einer Cyber-Versicherung ist in diesem Kontext kaum zu überschätzen. Während technische Maßnahmen wie Firewalls und Virenscanner wichtige Grundpfeiler bilden, kann eine Cyber-Versicherung die Folgen eines Angriffs entscheidend abmildern. Sie deckt beispielsweise die Kosten für Datenwiederherstellung, Geschäftsausfälle und die juristische Aufarbeitung eines Angriffs. Ohne diese Absicherung können Apotheken im Fall eines Angriffs in existenzielle Schwierigkeiten geraten, da neben den finanziellen Folgen auch der Vertrauensverlust bei Kunden und Patienten schwer wiegen kann.

Besonders im Zuge der Digitalisierung und der zunehmenden Vernetzung von Apotheken werden Cyber-Angriffe wahrscheinlicher. Cyber-Kriminelle nutzen gezielt Schwachstellen in schlecht gesicherten Netzwerken, um Zugang zu vertraulichen Informationen zu erlangen. Dies könnte nicht nur zu einem erheblichen finanziellen Schaden führen, sondern auch die Sicherheit der Patienten gefährden, da die Verfügbarkeit wichtiger Medikamente beeinträchtigt werden könnte.

Ein weiterer entscheidender Punkt, den Apothekenbetreiber beachten müssen, ist die Schulung der Mitarbeiter. Viele Cyber-Angriffe beginnen mit Phishing-Versuchen oder dem unbedachten Klick auf infizierte Anhänge. Hier gilt es, das Personal regelmäßig zu sensibilisieren und klare Verhaltensrichtlinien für den Umgang mit E-Mails und IT-Systemen zu etablieren. In Kombination mit robusten Sicherheitsmaßnahmen und einer umfassenden Cyber-Versicherung können Apotheken sich besser gegen die Bedrohungen wappnen.

In einer immer stärker digitalisierten Welt ist die Cyber-Versicherung für Apotheken längst keine Option mehr, sondern eine Notwendigkeit. Es geht um den Schutz sensibler Daten und den Fortbestand des Betriebs im Ernstfall. Die Risiken durch Malware-Angriffe sind real und können schwerwiegende Folgen für Apotheken haben – sowohl finanziell als auch im Hinblick auf das Vertrauen der Patienten.

Apothekenbetreiber, die sich dieser Risiken nicht bewusst sind oder die Bedeutung einer umfassenden Cyber-Versicherung unterschätzen, gehen ein enormes Risiko ein. Es ist unverantwortlich, sich ausschließlich auf technische Schutzmaßnahmen zu verlassen. Cyber-Angriffe entwickeln sich stetig weiter, und selbst die beste IT-Sicherheitsarchitektur kann keine 100-prozentige Sicherheit garantieren. Eine Cyber-Versicherung bietet hier den entscheidenden Rückhalt und sorgt dafür, dass Apotheken im Ernstfall nicht vor den Trümmern ihrer Existenz stehen.

Die Priorität, die Cyber-Versicherungen in Apotheken haben sollten, kann nicht hoch genug eingeschätzt werden. Sie ist der unverzichtbare Schutzschild in einer digitalen Welt, in der die Frage längst nicht mehr ist, ob ein Cyber-Angriff erfolgt, sondern wann.

 

Hochpreisige Arzneimittel: Apothekenbetreiber gerät wegen fehlendem Abrechnungsdatensatz in finanzielle Notlage

Ein Apothekeninhaber aus Baden-Württemberg sieht sich mit erheblichen finanziellen Einbußen konfrontiert, nachdem ihm die Vergütung für zwei hochpreisige Medikamente verweigert wurde. Im Februar 2024 versorgte der Apotheker einen Barmer-Versicherten mit mehreren Arzneimitteln, darunter auch zwei teure Präparate, sogenannte Hochpreiser. Aufgrund eines technischen Problems konnte der notwendige Quittungsdatensatz jedoch nicht wie vorgesehen erzeugt und an die Krankenkasse übermittelt werden. Trotz intensiver Bemühungen, das Problem nachträglich zu lösen, war eine reguläre Abrechnung nicht mehr möglich.

Der Apotheker wandte sich daraufhin direkt an die Krankenkasse in der Hoffnung, dass diese den Fall kulant behandelt. Doch die Antwort fiel ernüchternd aus: Ohne den entsprechenden E-Abrechnungsdatensatz sei eine nachträgliche Vergütung nicht möglich, erklärte die Krankenkasse und verwies dabei auf die strikten Abrechnungsrichtlinien. Für den Apotheker bedeutet das einen schmerzhaften finanziellen Verlust im vierstelligen Bereich, der seine ohnehin angespannte wirtschaftliche Lage weiter verschärft.

Dieser Vorfall ist exemplarisch für die zunehmenden Schwierigkeiten, mit denen Apothekenbetreiber im Zuge der fortschreitenden Digitalisierung des Gesundheitswesens konfrontiert sind. Elektronische Abrechnungen sollen die Prozesse zwar effizienter gestalten, bergen aber das Risiko, dass technische Probleme zu gravierenden finanziellen Schäden führen können. Dies trifft insbesondere dann zu, wenn es sich um die Abrechnung von hochpreisigen Medikamenten handelt, deren Anschaffungskosten die wirtschaftliche Belastungsgrenze vieler Apotheken schnell überschreiten können.

Das Problem: Apotheken sind gesetzlich verpflichtet, sämtliche Abrechnungen über digitale Datensätze abzuwickeln. Fehler oder Ausfälle in den IT-Systemen bedeuten daher, dass die Betreiber auf den Kosten sitzenbleiben, da Krankenkassen ihre Vergütungen strikt an das Vorhandensein dieser Datensätze knüpfen. In diesem konkreten Fall haben die technischen Schwierigkeiten dem Apothekeninhaber nicht nur einen massiven finanziellen Verlust eingebracht, sondern auch das Vertrauen in die reibungslose Abwicklung von Hochpreiser-Abrechnungen erschüttert.

Für Apothekenbetreiber wird deutlich, wie wichtig es ist, ihre IT-Systeme regelmäßig zu überwachen und sicherzustellen, dass alle Daten ordnungsgemäß erfasst und verarbeitet werden. Um sich gegen solche Risiken abzusichern, könnte es sinnvoll sein, zusätzliche technische Backups einzuführen oder alternative Abrechnungswege zu vereinbaren, falls die elektronische Übermittlung einmal scheitert. Zudem müssen die Krankenkassen stärker in die Pflicht genommen werden, um in solchen Fällen eine nachträgliche Prüfung und mögliche Kulanzlösungen zu ermöglichen, damit Apothekenbetreiber nicht durch technische Ausfälle in existenzielle Bedrängnis geraten.

Die Bedeutung solcher Vorfälle geht jedoch über den Einzelfall hinaus. Sie beleuchtet ein strukturelles Problem, dem sich viele Apotheken in Deutschland gegenübersehen: Einerseits werden sie zunehmend durch Vorschriften und Vorgaben reguliert, andererseits bleibt wenig Spielraum für Flexibilität, wenn unvorhersehbare technische Schwierigkeiten auftreten. Die finanzielle Belastung durch teure Arzneimittel bei gleichzeitigen Problemen in der Abrechnung stellt für viele Apotheken eine ernsthafte Bedrohung dar.

Die zunehmende Digitalisierung im Gesundheitswesen bringt sowohl Chancen als auch erhebliche Risiken mit sich, insbesondere für Apothekenbetreiber, die oft auf schmalem finanziellem Grat wandeln. Der Fall des Apothekers aus Baden-Württemberg macht deutlich, wie schnell technische Probleme existenzielle Folgen nach sich ziehen können. Es kann nicht sein, dass Apothekenbetreiber, die unter großem wirtschaftlichen Druck stehen, durch technische Ausfälle zusätzlich belastet werden und auf hohen Verlusten sitzen bleiben, nur weil ein elektronischer Datensatz nicht korrekt erzeugt werden konnte.

Die Krankenkassen sollten in solchen Fällen deutlich flexibler reagieren. Es ist unverständlich, dass eine Abrechnung nicht nachträglich geprüft und reguliert werden kann, obwohl der Patient die Medikamente erhalten hat und die Leistung zweifelsfrei erbracht wurde. Hier wäre ein klarer gesetzlicher Rahmen nötig, der Apotheken in solchen Fällen schützt und eine nachträgliche Vergütung unter bestimmten Bedingungen ermöglicht.

Auch die Apotheken selbst müssen sich stärker auf die Anforderungen der Digitalisierung einstellen. Regelmäßige Überprüfungen der technischen Systeme und das Einrichten von Notfallplänen sollten mittlerweile zum Standard gehören. Ein hohes Maß an IT-Sicherheit und Datenintegrität ist notwendig, um ähnliche Situationen zu vermeiden. Es bleibt jedoch die Frage, wie weit Apothekenbetreiber noch gehen können, um sich vor den finanziellen Risiken, die durch technologische Abhängigkeiten entstehen, abzusichern.

Die Digitalisierung darf nicht zum Fallstrick werden, sondern muss Apotheken entlasten, statt sie zu belasten. Wenn Apotheken durch technische Probleme wirtschaftlich gefährdet werden, steht am Ende die Gesundheitsversorgung auf dem Spiel. Es liegt an den Krankenkassen und dem Gesetzgeber, die Rahmenbedingungen so zu gestalten, dass Apotheken auch in Ausnahmesituationen wie diesen die finanzielle Sicherheit haben, die sie brauchen, um weiterhin eine qualitativ hochwertige Versorgung zu gewährleisten.

  

Lauterbachs Plan zur Rettung der Pflegeversicherung: Höhere Beiträge und umfassende Reform

Die Pflegeversicherung in Deutschland steht vor einer massiven finanziellen Krise. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach sieht sich gezwungen, dringend Maßnahmen zu ergreifen, um das System langfristig zu stabilisieren. Die demografische Entwicklung, steigende Kosten in der Pflege und eine wachsende Zahl von Pflegebedürftigen setzen die Pflegeversicherung zunehmend unter Druck. Um ein Auseinanderbrechen des Systems zu verhindern, plant Lauterbach eine umfangreiche Reform, die unter anderem höhere Beiträge vorsieht.

Bereits in den vergangenen Jahren sind die Ausgaben der Pflegeversicherung stetig gestiegen. Laut einer aktuellen Prognose könnte das Defizit in den nächsten Jahren weiter anwachsen, sollte keine Gegensteuerung erfolgen. Der Bundesgesundheitsminister verweist darauf, dass die Pflegelandschaft in Deutschland auf dem aktuellen Weg nicht finanzierbar sei. Daher sieht er höhere Beitragssätze als unumgänglich an. Die Frage bleibt, wie stark die Belastung für Arbeitnehmer und Arbeitgeber steigen wird.

Neben den Beitragserhöhungen plant Lauterbach weitere Maßnahmen, um die Pflegeversicherung effizienter zu gestalten. So sollen verstärkte Anstrengungen in der Digitalisierung der Pflege gemacht werden, um Prozesse zu optimieren und die Pflegekräfte zu entlasten. Auch die Prävention soll stärker in den Fokus rücken. Lauterbach betont, dass Pflegebedürftigkeit so weit wie möglich vermieden werden müsse, indem Präventionsprogramme ausgebaut und Pflegebedürftige frühzeitig unterstützt würden.

Ein weiteres zentrales Element der geplanten Reform ist die bessere Entlohnung von Pflegekräften. Obwohl die Notwendigkeit dieser Maßnahme allgemein anerkannt ist, stellt sie für das ohnehin strapazierte System eine zusätzliche finanzielle Herausforderung dar. Der Fachkräftemangel in der Pflegebranche verschärft die Lage zusätzlich. Deshalb fordert der Minister nicht nur eine bessere Bezahlung, sondern auch Anreize zur Ausbildung von Pflegekräften und einen erleichterten Zugang für ausländische Pflegekräfte.

Lauterbach stellt klar, dass die Reform unumgänglich sei, auch wenn sie für viele Bürger eine zusätzliche finanzielle Belastung bedeutet. „Wir dürfen die Pflegeversicherung nicht dem Kollaps überlassen,“ so der Gesundheitsminister. Doch Kritiker warnen davor, dass steigende Beiträge und zusätzliche Kosten die Belastung für die ohnehin angespannte Mittelschicht weiter erhöhen könnten. Lauterbach entgegnet jedoch, dass das Ziel der Reform langfristige Stabilität und Gerechtigkeit für Pflegebedürftige sei.

Karl Lauterbach steht vor einer der größten Herausforderungen seiner Amtszeit. Die Pflegeversicherung in Deutschland muss dringend saniert werden, doch der Weg dorthin ist steinig. Der Vorschlag, die Beiträge zu erhöhen, ist zweifellos notwendig, aber auch eine Maßnahme, die zu kontroversen Debatten führen wird. Es stellt sich die Frage, wie weit die Belastungsgrenze der Beitragszahler tatsächlich gehen kann, ohne soziale Ungerechtigkeiten zu verschärfen.

Die steigenden Kosten in der Pflege sind unbestritten, aber sie werfen auch ein Licht auf grundsätzliche Versäumnisse in der Pflegepolitik der vergangenen Jahrzehnte. Die Frage, warum es nicht schon früher eine nachhaltige Reform gegeben hat, wird häufig in den Hintergrund gedrängt. Nun steht Lauterbach vor dem Problem, ein System zu retten, das ohne grundlegende Neuausrichtung in den nächsten Jahren an seine Grenzen stoßen wird.

Gleichzeitig bleibt fraglich, ob die vorgesehene Digitalisierung und Prävention tatsächlich die erhoffte Entlastung bringen wird. Die Pflegebranche leidet seit Jahren unter chronischer Unterfinanzierung und einem gravierenden Fachkräftemangel. Die von Lauterbach geforderten Maßnahmen zur Anwerbung von Fachkräften aus dem Ausland und bessere Ausbildungsanreize sind sinnvoll, aber sie werden Zeit brauchen, um Wirkung zu zeigen.

Letztlich muss Lauterbach beweisen, dass er in der Lage ist, diese komplexen Herausforderungen in einem Gesamtkonzept zu bewältigen, das nicht nur kurzfristig Abhilfe schafft, sondern die Pflegeversicherung auf solide Füße stellt. Die Bevölkerung wird nur dann bereit sein, höhere Beiträge zu akzeptieren, wenn klar wird, dass diese Reform langfristig zu einer Verbesserung führt und nicht nur Löcher stopft.

 

Meta bekämpft Fake-Accounts: Neues Pilotprojekt mit Banken zeigt Wirkung

Meta hat einen neuen Ansatz entwickelt, um die anhaltende Flut von Fake-Accounts auf seinen Plattformen, insbesondere auf Facebook, einzudämmen. In einem innovativen Pilotprojekt arbeitet der Technologiekonzern nun eng mit Banken zusammen, um betrügerische Konten effektiver zu erkennen und zu sperren. Diese Zusammenarbeit soll die Verknüpfung von Identitätsdaten mit Bankkonten ermöglichen, was den Prozess der Authentifizierung von Nutzern erleichtert und Fälschungen deutlich erschwert.

Laut Meta habe die Anzahl der Fake-Accounts in den letzten Jahren stark zugenommen, was nicht nur das Vertrauen in die Plattformen, sondern auch die Sicherheit der Nutzer gefährdet. Betrüger nutzen diese gefälschten Profile oft, um Phishing-Angriffe durchzuführen oder sich Zugang zu sensiblen persönlichen Daten zu verschaffen. Obwohl Meta in der Vergangenheit verschiedene Mechanismen wie KI-basierte Systeme eingesetzt hat, um solche Konten zu identifizieren, reichten diese Maßnahmen allein nicht aus, um das Problem vollständig zu beheben.

Das Pilotprojekt, das in Zusammenarbeit mit mehreren Banken gestartet wurde, soll nun eine neue Ebene der Sicherheit hinzufügen. Durch die Einbindung von Finanzdaten will Meta sicherstellen, dass jeder Account, der auf seinen Plattformen erstellt wird, mit einer verifizierten Identität verbunden ist. Dies könnte den Missbrauch durch Fake-Accounts erheblich reduzieren und das Vertrauen der Nutzer in die Plattform stärken.

Die Zusammenarbeit mit Banken bietet Meta zudem einen entscheidenden Vorteil: Banken verfügen über strenge Vorschriften zur Identitätsprüfung, die nun auch Meta zugutekommen könnten. Das Unternehmen betonte jedoch, dass dabei der Schutz der Privatsphäre der Nutzer oberste Priorität habe. Daten würden nur im Rahmen des Pilotprojekts geteilt und streng geschützt.

Die Einführung des Pilotprojekts durch Meta könnte ein Wendepunkt im Kampf gegen Fake-Accounts sein. Die Verknüpfung von Social-Media-Profilen mit Bankdaten mag auf den ersten Blick beunruhigend wirken, doch bietet sie eine wirksame Lösung für ein immer größer werdendes Problem. Facebook und andere Plattformen waren in den letzten Jahren zunehmend anfällig für Missbrauch durch gefälschte Konten, was zu Unsicherheiten bei den Nutzern und Misstrauen gegenüber der Plattform führte.

Die Zusammenarbeit mit Banken stellt sicher, dass jede Identität überprüft wird, bevor ein Account erstellt wird, was die Wahrscheinlichkeit verringert, dass betrügerische Profile unentdeckt bleiben. Diese Maßnahme zeigt auch, dass Meta sich seiner Verantwortung bewusst ist, die Sicherheit seiner Nutzer zu gewährleisten. Es bleibt abzuwarten, ob dieses Pilotprojekt in der breiten Masse erfolgreich sein wird, doch es stellt ohne Zweifel einen Schritt in die richtige Richtung dar.

Die Frage bleibt jedoch, wie diese neue Methode langfristig umgesetzt wird und ob sie bei den Nutzern auf Zustimmung stoßen wird. Der Schutz der Privatsphäre muss dabei weiterhin gewährleistet sein, um das Vertrauen der Nutzer nicht zu gefährden.

 

Apothekenreform: Hoffnung oder Bedrohung für die Branche?

Das geplante Apothekenreformgesetz (ApoRG) von Gesundheitsminister Karl Lauterbach spaltet die Apothekerschaft in Deutschland. Während die einen die Reform als notwendigen Schritt zur Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit der Apotheken im digitalen Zeitalter begrüßen, sehen andere darin eine Bedrohung für die Existenz kleinerer Betriebe. Die geplanten Maßnahmen beinhalten unter anderem die Anpassung der Vergütung für apothekenpflichtige Medikamente sowie die Förderung des Versandhandels. Lauterbach betont, dass ohne tiefgreifende Reformen die Apotheken vor Ort langfristig nicht überlebensfähig seien und der Versandhandel weiter an Bedeutung gewinnen werde. Besonders in ländlichen Regionen könnte die Reform jedoch schwerwiegende Auswirkungen auf die Versorgungslage haben.

Kritiker argumentieren, dass die Reform vor allem große Versandapotheken begünstige, während kleinere Apotheken durch die gestiegenen Betriebskosten und den wachsenden Konkurrenzdruck an den Rand des Ruins gedrängt würden. In den vergangenen Monaten kam es zu zahlreichen Gesprächen zwischen Vertretern der Apothekerschaft und dem Ministerium. Viele Apotheker fordern eine stärkere Berücksichtigung der wirtschaftlichen Herausforderungen, mit denen sie konfrontiert sind, insbesondere angesichts steigender Energie- und Personalkosten.

Die zentrale Frage bleibt, ob die Apothekenreform tatsächlich die Rettung bringt, die sie verspricht, oder ob sie das Apothekensystem weiter destabilisieren wird. Während die Debatte weitergeht, bereiten sich die Apotheker darauf vor, sich auf die neuen Rahmenbedingungen einzustellen – in der Hoffnung, dass ihre Rolle im Gesundheitssystem auch in Zukunft gesichert bleibt.

Die Apothekenreform von Karl Lauterbach präsentiert sich als notwendige Antwort auf die Herausforderungen der modernen Gesundheitsversorgung. Doch in der Praxis offenbaren sich erhebliche Risiken für die Apotheker vor Ort. Statt die Apotheken zu stärken, droht die Reform, viele von ihnen in den Ruin zu treiben. Die Pläne gehen am Alltag der Apotheken vorbei und setzen sie einem erhöhten wirtschaftlichen Druck aus. Ohne deutliche Nachbesserungen könnten viele Apotheker ihre Zukunft in Gefahr sehen. Die Reform ist somit nicht nur ein Versuch, das Apothekensystem zu modernisieren, sondern auch ein Balanceakt, der über Erfolg oder Scheitern einer ganzen Branche entscheiden könnte.

 

Apotheker wehrt sich gegen irreführende Werbung

In der Rathaus-Apotheke Groß-Gerau hat Inhaber Frank Pertek kürzlich eine beunruhigende Erfahrung gemacht. Eine ältere Kundin betrat seine Apotheke und legte ihm einen vierseitigen Flyer der Shop-Apotheke auf den Tresen. „Was hat es eigentlich mit dieser Werbung auf sich?“ fragte sie ihn verwirrt. Die farbenfrohen Angebote und Rabattversprechen der Versandapotheke hatten die Kundin neugierig gemacht, doch Pertek merkte schnell, dass es sich um mehr als nur eine harmlose Werbung handelte. „Ich habe mich beim Angucken total geärgert,“ sagte der Apotheker.

Was Pertek besonders frustrierte, war die Art und Weise, wie Versandapotheken zunehmend aggressiv mit Rabatten und vermeintlich günstigen Angeboten locken. Dabei wird oft nicht transparent gemacht, dass viele der beworbenen Rabatte an Bedingungen geknüpft sind oder zusätzliche Kosten, wie Versandgebühren, anfallen. „Das ist irreführend für die Kunden, vor allem für ältere Menschen, die diese Details nicht sofort erfassen können,“ erklärte er. Der Apotheker sieht darin eine Gefahr für die flächendeckende Versorgung vor Ort, denn solche Angebote könnten langfristig das Vertrauen in die Vor-Ort-Apotheken untergraben.

Frank Pertek nutzte die Gelegenheit, seine Kundin über die Unterschiede zwischen Vor-Ort-Apotheken und Versandapotheken aufzuklären. Neben der persönlichen Beratung und der sofortigen Verfügbarkeit von Medikamenten wies er auch darauf hin, dass Versandapotheken oft keine individuellen Beratungsgespräche führen können, die in der Apotheke vor Ort selbstverständlich sind. Doch das Thema lässt ihn auch nach dem Gespräch mit seiner Kundin nicht los. Die ständige Konkurrenz der großen Versandapotheken fühle sich zunehmend wie ein Kampf an, den viele kleinere Apotheken nicht gewinnen könnten, so Pertek.

Der Vorfall in Groß-Gerau ist leider kein Einzelfall. Immer mehr Apotheker sehen sich mit einer zunehmend aggressiven Werbestrategie von Versandapotheken konfrontiert. Große Rabattaktionen und angeblich unschlagbare Preise setzen die Vor-Ort-Apotheken unter enormen Druck. Was oft übersehen wird, ist, dass diese Rabatte häufig durch fehlende Serviceleistungen oder höhere Versandkosten kompensiert werden. Für viele Kunden, insbesondere ältere Menschen, ist das schwer nachzuvollziehen. Sie werden durch solche Angebote oft in die Irre geführt und kaufen am Ende nicht nur günstiger, sondern auch weniger gut informiert ein.

Es ist an der Zeit, dass die Politik erkennt, wie wichtig die Vor-Ort-Apotheken für die gesundheitliche Versorgung in Deutschland sind. Sie leisten nicht nur einen unschätzbaren Beitrag zur Beratung, sondern stellen auch sicher, dass Medikamente schnell und zuverlässig zur Verfügung stehen – ein Aspekt, den die reine Online-Bestellung niemals in gleicher Weise erfüllen kann. Apotheker wie Frank Pertek kämpfen nicht nur um das Überleben ihrer Geschäfte, sondern auch um das Vertrauen ihrer Kunden. Wenn dieser Trend sich fortsetzt, drohen vielen kleineren Apotheken in ländlichen und städtischen Regionen die Schließung.

Die Frage bleibt: Wie lange werden die Vor-Ort-Apotheken diesem Druck standhalten können, bevor die Politik eingreifen muss, um das Gleichgewicht im Wettbewerb wiederherzustellen?

 

Vergütung für Zuzahlungsinkasso: Apotheken fordern Entlastung

Der zweite Tag des Deutschen Apothekertags (DAT) brachte eine bedeutende Entscheidung für die Apothekenlandschaft. Die Hauptversammlung stimmte einem Antrag aus Baden-Württemberg zu, der fordert, dass Apotheken für den Einzug von Zuzahlungen zukünftig ein Honorar erhalten sollen. Der Antrag richtet sich an den Gesetzgeber, der die rechtlichen Rahmenbedingungen für eine Vergütung dieses administrativen Aufwands schaffen soll.

Der Einzug von Zuzahlungen stellt für Apotheken einen nicht unerheblichen bürokratischen Aufwand dar. Aktuell leisten die Apotheken diese Dienstleistung ohne eine separate Vergütung, was zunehmend als ungerecht empfunden wird, insbesondere angesichts der steigenden Arbeitsbelastung und des steigenden Verwaltungsaufwands in den Betrieben. Mit der Forderung nach einem Honorar soll diesem Missstand entgegengewirkt werden.

Apothekenbetreiber sollten sich in diesem Zusammenhang auf mögliche Änderungen der rechtlichen Rahmenbedingungen vorbereiten. Sollte der Gesetzgeber dem Antrag nachkommen, müssten Apothekenbetreiber ihre Prozesse anpassen, um sicherzustellen, dass die Zuzahlungserhebung effizient und korrekt abläuft. Dies könnte auch bedeuten, dass neue technische Lösungen eingeführt oder bestehende Abrechnungsprozesse angepasst werden müssten.

Eine der wichtigsten Fragen, die Apothekenbetreiber dabei beachten müssen, ist die potenzielle Umstellung der Vertragsbeziehungen zu den Krankenkassen. Es bleibt abzuwarten, ob die Vergütung des Zuzahlungsinkassos auf Ebene der Verträge mit den Krankenkassen oder direkt durch den Gesetzgeber geregelt wird. Klar ist, dass sich die administrative Belastung für Apothekenbetreiber weiter erhöhen könnte, wenn zusätzliche Anforderungen hinzukommen. Dies macht es umso wichtiger, die eigenen Prozesse auf Effizienz und Rechtskonformität zu überprüfen.

Neben der rechtlichen Absicherung sollten Apothekenbetreiber auch die Frage der Kommunikation mit den Patienten im Blick behalten. Eine klare und transparente Kommunikation über die Zuzahlungsmodalitäten ist unerlässlich, um Missverständnisse oder Unmut seitens der Patienten zu vermeiden.

Die Forderung nach einem Honorar für das Zuzahlungsinkasso ist nicht nur berechtigt, sondern überfällig. Seit Jahren leisten Apotheken diesen Service für das Gesundheitssystem, ohne dafür angemessen entlohnt zu werden. In Zeiten steigender Bürokratie und wachsender Anforderungen an die Apothekenbetriebe ist es kaum nachvollziehbar, dass diese wichtige Dienstleistung weiterhin unvergütet bleiben soll.

Es darf nicht vergessen werden, dass Apothekenbetreiber in den letzten Jahren zunehmend unter finanziellem Druck stehen. Die Kosten für Personal, Technik und Betriebsmittel steigen, während die Honorare weitgehend stagnieren. Dass nun endlich der Ruf nach einer Vergütung für den Einzug von Zuzahlungen laut wird, ist daher mehr als verständlich.

Gleichzeitig müssen Apothekenbetreiber wachsam bleiben. Eine Vergütung für das Zuzahlungsinkasso könnte weitere bürokratische Hürden mit sich bringen. Sollte der Gesetzgeber zusätzliche Anforderungen an den Einzug stellen, könnte dies den Verwaltungsaufwand sogar noch erhöhen. Deshalb gilt es, jetzt gut vorbereitet zu sein und die internen Prozesse auf Effizienz zu überprüfen, um mögliche neue Herausforderungen souverän zu meistern.

Letztlich bleibt zu hoffen, dass der Gesetzgeber schnell handelt und der Apothekenlandschaft nicht nur die finanzielle Entlastung, sondern auch die nötige Rechtssicherheit bietet, um diese wichtige Aufgabe weiterhin zuverlässig zu erfüllen.

 

Stelara-Biosimilar Otulfi erhält FDA-Zulassung – Markteintritt in Europa ungewiss

Die US-amerikanische Zulassungsbehörde FDA hat FYB202/Otulfi, ein Biosimilar zu Stelara (Ustekinumab), für subkutane und intravenöse Anwendungen zugelassen. Damit erweitert sich das Portfolio an biologischen Arzneimitteln, die eine kostengünstige Alternative zu teuren Originalpräparaten darstellen. Das Biosimilar, das von Formycon und Fresenius Kabi entwickelt wurde, soll in den USA spätestens bis Februar 2025 auf den Markt kommen. Die Frage nach der Markteinführung in Europa bleibt jedoch weiterhin offen, auch wenn die Zulassung bereits vorliegt. Ein Vergleich mit dem Pharmaunternehmen Johnson & Johnson regelt die Bedingungen des Markteintritts in Europa und Kanada, über dessen Details jedoch Stillschweigen vereinbart wurde.

Otulfi reiht sich in eine wachsende Liste von Stelara-Biosimilars ein, zu denen auch das von Amgen entwickelte Uzpruvo gehört, das in Europa bereits zugelassen ist. Der Konkurrenzkampf um Marktanteile bei den Ustekinumab-Biosimilars ist in vollem Gange, da mehrere Präparate in den finalen Phasen der klinischen Entwicklung stehen, darunter CT-P43 von Celltrion und NCT-201 von NeuClone.

Ustekinumab, das unter dem Markennamen Stelara bekannt ist, spielt eine zentrale Rolle in der Behandlung von Autoimmunerkrankungen wie Psoriasis, Morbus Crohn und Colitis ulcerosa. Das Medikament blockiert die entzündungsfördernden Interleukine IL-12 und IL-23, die maßgeblich an den krankhaften Immunprozessen beteiligt sind. Es wird sowohl intravenös als auch subkutan verabreicht, je nach Stadium und Art der Erkrankung. Mit einem weltweiten Umsatz von über zehn Milliarden US-Dollar im Jahr 2023, davon sechs Milliarden allein in den USA, ist Stelara ein wichtiger Bestandteil der globalen Therapie für chronisch-entzündliche Erkrankungen.

Formycon betonte in einer Mitteilung, dass die Einführung von Biosimilars einen wichtigen Schritt darstelle, um den Zugang zu lebenswichtigen Therapien zu erleichtern, insbesondere für Patienten, die bisher aus finanziellen Gründen keinen Zugang zu biologischen Behandlungen hatten. Biosimilars bieten eine kostengünstigere Option mit vergleichbarer Wirksamkeit und Sicherheit wie die Originalpräparate, was für die Gesundheitssysteme weltweit von großer Bedeutung ist.

Die Zulassung von Otulfi in den USA ist ein wichtiger Meilenstein im Rennen um den globalen Markt für Ustekinumab-Biosimilars. Die immer stärkere Präsenz von Biosimilars wie Otulfi zeigt, dass der Bedarf an erschwinglichen Alternativen zu teuren Biologika wächst – nicht nur in den USA, sondern auch weltweit. Doch die Frage, wann das Biosimilar in Europa verfügbar sein wird, bleibt unbeantwortet, was Patienten und Gesundheitssysteme auf dem Kontinent vor Herausforderungen stellt. Trotz der Zulassung in Europa gibt es noch keine klaren Angaben zum Markteintritt. Derartige Verzögerungen könnten den Zugang zu dringend benötigten Therapien behindern und den Kostendruck auf die Gesundheitssysteme aufrechterhalten. Es bleibt zu hoffen, dass Unternehmen wie Formycon und Fresenius Kabi ihre Marktstrategien so schnell wie möglich klären, um die Versorgungslücke zu schließen.

 

Apothekenkrise in Hamm: Existenzbedrohung und Reformdruck

Marc Herter (SPD), Oberbürgermeister der Stadt Hamm, hat sich kürzlich bei einem Besuch in einer örtlichen Apotheke umfassend über die angespannte Lage der Apotheken in seiner Region informiert. Begleitet wurde er von Stephan Küching, Leiter des Gesundheitsamts Hamm, der Amtsapothekerin Carola Hiltawsky, Thomas Rochell, Vorstandsvorsitzender des Apothekerverbands Westfalen-Lippe (AVWL), sowie dem Kreisvertrauensapotheker Thomas Harren. Der Anlass des Besuchs war die wachsende Besorgnis über die wirtschaftliche Zukunft der Vor-Ort-Apotheken und die geplante Apothekenreform des Bundesgesundheitsministeriums (BMG).

In den letzten 15 Jahren ist die Zahl der Apotheken in Hamm von 50 auf 35 gesunken, ein Rückgang von 30 Prozent. Diese Entwicklung ist ein Spiegelbild eines landesweiten Trends, der durch strukturelle Probleme und unzureichende Finanzierungsmechanismen verschärft wird. Thomas Schwarzer, ein örtlicher Apotheker, brachte die ernste Lage auf den Punkt: „Uns wird wirtschaftlich der Boden unter den Füßen weggezogen.“ Ein Drittel der Apotheken stünden inzwischen unter wirtschaftlichem Druck, während 10 Prozent bereits defizitär arbeiteten, betonte er weiter. Diese Situation sei vor allem darauf zurückzuführen, dass die Krankenkassen ihre Ausgaben für Apotheken nicht im selben Maß erhöhen wie für ihre eigenen Verwaltungsstrukturen.

Thomas Rochell kritisierte die Pläne des BMG, durch eine Umverteilung bestehender Mittel kleine Apotheken zu stärken. „Das System ist ausgepresst. Da gibt es nichts mehr umzuverteilen,“ sagte er. Insbesondere große Apotheken, die bereits wirtschaftlich stark belastet sind, könnten durch die Reform noch weiter in Schieflage geraten, warnte Rochell.

Ein weiterer Diskussionspunkt war die zunehmende Bedeutung pharmazeutischer Dienstleistungen (pDL) und Präventionsangebote. Diese sollen künftig besser vergütet werden, jedoch seien diese Dienstleistungen nur für Apotheken mit ausreichendem Personal und finanziellen Mitteln umsetzbar. Rochell verwies darauf, dass viele Apotheken durch die Pläne des BMG, Personal abzubauen, zusätzlich unter Druck geraten würden. Der Mangel an approbierten Apothekern könnte dazu führen, dass wichtige Leistungen wie die Versorgung von Schmerzpatienten und Sterbenskranken, Impfungen oder umfassende Medikationsberatungen nicht mehr gewährleistet werden könnten.

Marc Herter zeigte sich bei seinem Besuch interessiert und stellte kritische Fragen zur aktuellen Lage. Als Kommunalpolitiker machte er jedoch deutlich, dass er in dieser Angelegenheit keine direkten Versprechungen machen könne. Er betonte jedoch, dass er in engem Kontakt mit Karl Lauterbach, dem Bundesgesundheitsminister, stehe und das Thema auf höherer Ebene zur Sprache bringen wolle.

Die Apothekenkrise in Hamm steht stellvertretend für ein bundesweites Problem, das dringend Aufmerksamkeit benötigt. Die Schließung von 30 Prozent der Apotheken in der Region verdeutlicht die Auswirkungen einer unzureichenden Finanzierung und eines veralteten Gesundheitssystems, das es versäumt hat, sich an die Bedürfnisse einer zunehmend alternden Bevölkerung anzupassen. Die Pläne des Bundesgesundheitsministeriums, durch Umverteilung bestehender Mittel eine Lösung zu finden, greifen zu kurz. Anstatt kleine Apotheken durch Umverteilungen nur geringfügig zu stützen und gleichzeitig große Apotheken in Gefahr zu bringen, braucht es strukturelle Reformen und eine angemessene Anpassung der Vergütungsmechanismen.

Pharmazeutische Dienstleistungen (pDL) sind ein wichtiger Schritt, um Apotheken als Gesundheitsdienstleister weiterzuentwickeln, doch sie können nur dann flächendeckend angeboten werden, wenn Apotheken finanziell stabil und personell gut aufgestellt sind. Der Personalabbau, den das BMG anstrebt, widerspricht diesem Ziel und gefährdet die Versorgung, insbesondere in ländlichen Regionen.

Es liegt an den politischen Entscheidungsträgern, die Bedürfnisse der Apotheken ernst zu nehmen und auf die Warnungen der Branche zu reagieren. Die Zeit für kosmetische Korrekturen ist vorbei; ohne tiefgreifende Reformen droht die flächendeckende Versorgung durch Apotheken zu kollabieren.

 

Nachhaltigkeit im Fokus: GWQ startet zweite Generika-Ausschreibung

Die Gesellschaft für Wirtschaftlichkeit und Qualität bei Krankenkassen (GWQ ServicePlus) hat gemeinsam mit 35 Betriebs- und Innungskrankenkassen eine weitere Generika-Ausschreibung gestartet. Zum zweiten Mal in Folge werden dabei auch Nachhaltigkeitskriterien berücksichtigt, was den Schritt in eine umweltbewusstere Zukunft des Gesundheitswesens unterstreicht. Die Teilnahme an der Ausschreibung setzt voraus, dass ein Umweltzertifikat, wie EMAS (Eco-Management and Audit Scheme) oder DIN ISO 14001, vorliegt. Diese Zertifikate gelten sowohl für den Anbieter selbst als auch für die Hersteller der Wirkstoffe (API-Hersteller). Das erklärte Ziel ist die Reduktion der Umweltauswirkungen, die durch die Produktion von Arzneimitteln entstehen.

Dr. Johannes Thormählen, Vorstand der GWQ, sieht in der Umsetzung von Nachhaltigkeitsstandards eine notwendige Entwicklung. Die erste Ausschreibung, bei der bereits Umweltkriterien eine Rolle spielten, habe positive Ergebnisse geliefert, so Thormählen. „Es zeigt sich, dass nachhaltige Lösungen auch im Pharmabereich möglich und zukunftsweisend sind“, betont er. Man fühle sich durch den Erfolg verpflichtet, diese Standards in zukünftigen Ausschreibungen weiter auszubauen.

Auch Dr. Gertrud Demmler, Vorständin der SBK Siemens-Betriebskrankenkasse und Aufsichtsratsvorsitzende der GWQ, hebt die Bedeutung dieses Ansatzes hervor. Sie betont, dass der Schutz der Gesundheit der Versicherten eng mit dem Erhalt einer gesunden Umwelt verbunden sei. Ziel sei es, beides miteinander zu vereinbaren. Nach den guten Erfahrungen mit der ersten Ausschreibung sei es gelungen, die Anzahl der Fachlose von acht auf sechzehn zu verdoppeln.

Neben den ökologischen Vorteilen erhofft sich die GWQ durch diese Anforderungen auch eine Diversifizierung der Produktionsstandorte. Der Gedanke dahinter: In Ländern mit hohen Umweltstandards könnten sich Unternehmen eher qualifizieren, was mittel- bis langfristig zu einer stabileren Lieferfähigkeit der Präparate führen könnte.

Die zweite Nachhaltigkeits-Generika-Ausschreibung umfasst eine Vielzahl an Wirkstoffen, darunter Carbamazepin, Diclofenac und Venlafaxin. Auch Wirkstoffkombinationen wie Desogestrel und Ethinylestradiol oder Abacavor und Lamivudin gehören zu den ausgeschriebenen Medikamenten.

Mit dieser Ausschreibung sendet die GWQ ein klares Signal an die Pharmaindustrie: Qualität und Umweltbewusstsein müssen in Zukunft Hand in Hand gehen. Für die Krankenkassen bedeutet dies, dass sie nicht nur die Versorgung der Versicherten sichern, sondern auch einen Beitrag zu einer nachhaltigeren Zukunft leisten.

Die zweite Generika-Ausschreibung der GWQ zeigt, dass nachhaltige Lösungen nicht nur im allgemeinen Konsumgütermarkt, sondern auch im Gesundheitswesen an Bedeutung gewinnen. Angesichts der enormen Umweltbelastungen, die durch die Produktion von Medikamenten entstehen können, ist es nur folgerichtig, dass sich Krankenkassen ihrer Verantwortung bewusst werden und entsprechende Maßnahmen ergreifen.

Die Integration von Nachhaltigkeitskriterien in die Generika-Ausschreibung mag zunächst wie ein kleiner Schritt erscheinen, ist jedoch ein bedeutender Impuls für die gesamte Branche. Es signalisiert, dass ökologische Verantwortung zunehmend ein entscheidendes Auswahlkriterium wird. Für die Pharmaunternehmen bedeutet dies, dass sie in Zukunft nicht nur auf Kosten und Effizienz, sondern auch auf ihre Umweltbilanz achten müssen. Dies könnte insbesondere kleinere Produzenten herausfordern, bietet aber auch Chancen für diejenigen, die bereits heute auf nachhaltige Produktionsweisen setzen.

Letztlich profitiert nicht nur die Umwelt von diesen Maßnahmen, sondern auch die Patienten. Eine stabile Lieferkette, die durch umweltbewusste Produktionsstandorte gestärkt wird, sichert die Versorgung mit dringend benötigten Medikamenten und reduziert das Risiko von Lieferengpässen.

Diese Ausschreibung ist ein starkes Signal für die Zukunft des Gesundheitswesens. Nachhaltigkeit ist kein Trend, sondern eine Notwendigkeit – und die GWQ zeigt, dass die Weichen für eine umweltbewusstere und zugleich qualitätsorientierte Versorgung gestellt sind.

 

Gerichtsurteil bestätigt: Desinfektionsmittel nicht „hautfreundlich“ – dm unterliegt im Rechtsstreit

Der Bundesgerichtshof (BGH) hat ein wegweisendes Urteil gesprochen und die Werbeaussage der Drogeriekette dm für ein Desinfektionsmittel als unzulässig erklärt. Der Begriff „hautfreundlich“ dürfe in diesem Zusammenhang nicht mehr verwendet werden, entschied das oberste deutsche Gericht, nachdem bereits der Europäische Gerichtshof (EuGH) im Sommer dieses Jahres in gleicher Weise geurteilt hatte. Geklagt hatte die Wettbewerbszentrale, die in der Werbung einen Verstoß gegen die EU-Biozidverordnung sah.

Im Fokus des Streits stand ein „Ökologisches Universal-Breitband Desinfektionsmittel“, das auf dem Produktetikett unter anderem mit den Aussagen „Hautfreundlich – Bio – ohne Alkohol“ beworben wurde. Nach Ansicht der Wettbewerbshüter führte diese Formulierung Verbraucher in die Irre, da sie suggeriere, das Desinfektionsmittel sei besonders schonend für die Haut. Diese Werbung, so der Vorwurf, verharmlose die potenziellen gesundheitlichen Risiken, die mit der Anwendung von Biozidprodukten generell einhergehen können.

Die EU-Biozidverordnung schreibt strenge Richtlinien für die Bewerbung von Biozidprodukten vor. Insbesondere ist es verboten, Hinweise zu verwenden, die die Risiken solcher Produkte für Gesundheit und Umwelt verschleiern oder verharmlosen. Begriffe wie „ungiftig“, „unschädlich“ oder „natürlich“ sind daher in der Werbung für Biozide untersagt. Auch der Begriff „hautfreundlich“, so der EuGH und später der BGH, gehöre in diese Kategorie, da er dem Produkt eine positive Eigenschaft zuschreibe, die in der Realität nicht zweifelsfrei gewährleistet werden kann.

Im Juni 2024 entschied der EuGH, dass die Bezeichnung „hautfreundlich“ im Kontext von Biozidprodukten unzulässig sei, da sie eine irreführende Wirkung habe. Diese Entscheidung lag nun dem BGH zugrunde, der die Entscheidung des Luxemburger Gerichts übernahm. Die Bundesrichter sahen ebenfalls eine unzulässige Verharmlosung der möglichen Risiken durch die Bewerbung des Desinfektionsmittels. Sie stellten fest, dass Verbraucher bei der Verwendung eines Biozids nicht den Eindruck haben dürfen, es handle sich um ein völlig unbedenkliches Produkt.

Die Drogeriekette dm hat nach diesem Urteil ihre Werbung entsprechend anzupassen. Das Urteil verdeutlicht, wie strikt die rechtlichen Rahmenbedingungen in der Bewerbung von Biozidprodukten ausgelegt werden. Ziel der EU-Biozidverordnung ist es, den Einsatz solcher chemischen Mittel auf das notwendige Maß zu beschränken und die Anwender umfassend über mögliche Gefahren zu informieren. Die Verwendung positiver, risikomindernder Formulierungen widerspreche diesem Ziel, so das Gericht. Die Auseinandersetzung zwischen der Wettbewerbszentrale und dm reicht bis ins Jahr 2020 zurück. Nun steht fest, dass dm die strittige Werbung zukünftig nicht mehr nutzen darf.

Das Urteil des Bundesgerichtshofs, das die Werbung der Drogeriekette dm für ihr Desinfektionsmittel als irreführend und somit unzulässig einstufte, setzt ein klares Zeichen für den Verbraucherschutz. Die Entscheidung verdeutlicht, wie ernst die rechtlichen Anforderungen im Umgang mit Biozidprodukten zu nehmen sind. Hierbei geht es nicht um eine juristische Spitzfindigkeit, sondern um die fundamentale Verpflichtung, Verbraucher vor den möglichen Risiken solcher Produkte zu schützen.

Werbung, die mit Begriffen wie „hautfreundlich“ wirbt, während es sich um ein Produkt handelt, das potenziell schädliche Auswirkungen auf die Haut haben kann, birgt die Gefahr, dass Konsumenten sich in falscher Sicherheit wiegen. Desinfektionsmittel sind chemische Substanzen, deren unsachgemäßer Gebrauch gesundheitliche Folgen haben kann. Dass die Wettbewerbszentrale gegen die irreführende Werbung vorgegangen ist, zeigt, wie wichtig es ist, dass Aufsichtsbehörden genau hinschauen, wenn es um den Schutz der Gesundheit der Bevölkerung geht.

Das Urteil mag für Unternehmen wie dm unbequem sein, die ihre Produkte gerne in einem möglichst positiven Licht präsentieren möchten. Doch die klare Grenze, die hier gezogen wurde, ist notwendig. Es muss gewährleistet sein, dass Verbraucher nicht mit wohlklingenden, aber irreführenden Begriffen in die Irre geführt werden. In einer Zeit, in der das Bewusstsein für den verantwortungsvollen Umgang mit chemischen Produkten wächst, ist es umso wichtiger, dass Werbung den tatsächlichen Risiken gerecht wird. Der BGH hat hier eine sinnvolle und notwendige Entscheidung getroffen, die weit über den Einzelfall hinaus Signalwirkung haben dürfte.

 

Milliardenvergleich: GSK legt Zantac-Klagen bei

Der britische Pharmakonzern GlaxoSmithKline (GSK) hat in den USA einer milliardenschweren Zahlung zugestimmt, um zahlreiche Produkthaftungsklagen im Zusammenhang mit dem Medikament Zantac (Ranitidin) beizulegen. Das Unternehmen einigte sich mit zehn führenden Klägerfirmen, die etwa 93 Prozent der rund 80.000 anhängigen Klagen bei staatlichen Gerichten vertreten. Die Kläger behaupten, der Wirkstoff Ranitidin könne unter bestimmten Bedingungen mit dem potenziell krebserregenden N-Nitrosodimethylamin (NDMA) verunreinigt sein. Infolgedessen erhöhten sich die Bedenken über mögliche Gesundheitsrisiken, die zu den umfangreichen Rechtsstreitigkeiten führten.

Im Rahmen der Vereinbarung zahlt GSK bis zu 2,2 Milliarden US-Dollar (rund 2 Milliarden Euro). Das Unternehmen betonte, dass die Einigung kein Schuldeingeständnis sei, und wies darauf hin, dass es keinen wissenschaftlichen Konsens gebe, der belege, dass Zantac das Krebsrisiko tatsächlich erhöhe. Dennoch sei der Vergleich im besten Interesse des Unternehmens und seiner Aktionäre, um finanzielle Unsicherheiten zu reduzieren. Die Einigung brachte Erleichterung an den Finanzmärkten, da der Aktienkurs von GSK in der Vergangenheit durch die anhaltenden Rechtsstreitigkeiten erheblich belastet worden war.

Zusätzlich zu der Einigung mit den Klägerfirmen schloss GSK eine separate Vereinbarung mit dem US-amerikanischen Labor Valisure, das 2019 die US-Arzneimittelbehörde FDA auf mögliche NDMA-Verunreinigungen in Ranitidin-Produkten aufmerksam gemacht hatte. Das Labor erhält eine Zahlung in Höhe von 70 Millionen US-Dollar (ca. 64 Millionen Euro). Diese Hinweise führten schließlich dazu, dass die FDA im Jahr 2020 den Verkauf von sämtlichen verschreibungspflichtigen und rezeptfreien Ranitidin-Produkten untersagte, nachdem unzulässige NDMA-Werte in den Medikamenten nachgewiesen wurden.

Das Medikament Zantac wurde in den 1980er-Jahren von GSK entwickelt und als weit verbreitetes Mittel gegen Sodbrennen und säurebedingte Magenbeschwerden sowohl rezeptfrei als auch verschreibungspflichtig verkauft. Das Präparat wechselte mehrmals den Besitzer, zuletzt übernahm der französische Pharmakonzern Sanofi 2017 das Medikament. Auch Sanofi einigte sich im April 2024 in einem milliardenschweren Vergleich mit Klägern, die ebenfalls Zantac für gesundheitliche Schäden verantwortlich machen. Zu den weiteren involvierten Pharmaunternehmen gehören Pfizer und Boehringer Ingelheim, die das Medikament in verschiedenen Phasen ebenfalls vertrieben hatten.

Mit der aktuellen Einigung versucht GSK, die Unsicherheit für das Unternehmen und seine Aktionäre zu verringern. Gleichzeitig bleiben jedoch Fragen zur tatsächlichen gesundheitlichen Gefährdung durch NDMA-Rückstände in Medikamenten offen, da der wissenschaftliche Konsens hierzu weiterhin fehlt.

Die Einigung von GSK mit den Klägern im Zantac-Prozess ist ein bedeutender Schritt zur Schadensbegrenzung und zur Stabilisierung des Unternehmens. Trotz der Behauptungen, dass das Medikament mit potenziell krebserregendem NDMA verunreinigt sei, hält GSK an seiner Position fest, dass kein wissenschaftlicher Beweis für ein erhöhtes Krebsrisiko vorliegt. Dennoch zeigt die Milliardenzahlung, dass der finanzielle Druck durch die langwierigen Rechtsstreitigkeiten zu groß wurde.

Der Fall Zantac verdeutlicht einmal mehr die Herausforderungen, mit denen Pharmaunternehmen bei Produkthaftungsfällen konfrontiert sind. Auch wenn die wissenschaftliche Evidenz manchmal unklar bleibt, können massive Sammelklagen schwerwiegende wirtschaftliche Auswirkungen haben. Für die betroffenen Patienten bringt der Vergleich möglicherweise etwas Erleichterung, auch wenn viele Fragen nach wie vor ungeklärt bleiben.

Auf lange Sicht wird dieser Fall wahrscheinlich zu weiteren Diskussionen über die Sicherheit von Medikamenten und die Rolle von Regulierungsbehörden führen. Die Entscheidung der FDA, den Verkauf von Ranitidin-Produkten zu untersagen, war ein entscheidender Wendepunkt. GSK hofft, durch die Einigung einen Schlussstrich unter das Kapitel Zantac zu ziehen, doch für die pharmazeutische Industrie insgesamt bleibt der Umgang mit potenziellen Gesundheitsrisiken eine stetige Herausforderung.

 

Volkskrankheit Migräne: Ursachen, Behandlung und Beratung in der Apotheke

Migräne gehört zu den häufigsten neurologischen Erkrankungen weltweit und betrifft etwa 12 bis 15 Prozent der Bevölkerung, wobei Frauen deutlich häufiger betroffen sind. Schätzungen zufolge leiden in Deutschland Millionen Menschen regelmäßig unter den Symptomen dieser chronischen Kopfschmerzerkrankung. Die Ursachen der Migräne sind komplex und noch nicht vollständig erforscht. Genetische, neurologische sowie umweltbedingte Faktoren spielen eine entscheidende Rolle. Zu den häufigsten Auslösern gehören Stress, Schlafmangel, hormonelle Veränderungen, bestimmte Nahrungsmittel und Wetterumschwünge.

Typische Symptome einer Migräne sind starke, pulsierende Kopfschmerzen, die meist einseitig auftreten und von Übelkeit, Erbrechen sowie einer erhöhten Empfindlichkeit gegenüber Licht und Lärm begleitet werden. Migräneanfälle verlaufen in mehreren Phasen: In der Prodromalphase, die Stunden oder Tage vor dem eigentlichen Kopfschmerz beginnen kann, treten oft Vorboten wie Müdigkeit, Reizbarkeit oder Heißhunger auf. Einige Betroffene erleben eine Aura, die sich durch visuelle oder sensorische Störungen wie Lichtblitze, Flimmern oder Taubheitsgefühle äußert. Die Schmerzphase, in der die Kopfschmerzen am intensivsten sind, kann mehrere Stunden bis zu drei Tage andauern. Danach folgt die Postdromalphase, in der die Betroffenen häufig erschöpft und ausgelaugt sind.

Die Behandlungsmöglichkeiten für Migräne haben sich in den letzten Jahren erheblich weiterentwickelt. Akuttherapien wie nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR) oder Triptane zielen darauf ab, die Migränesymptome schnell zu lindern. Für Patienten, die häufige Anfälle erleiden, gewinnen prophylaktische Therapien an Bedeutung. Zu den modernen prophylaktischen Ansätzen gehören Beta-Blocker, Antiepileptika und die neueren Calcitonin Gene-Related Peptide (CGRP)-Antagonisten, die gezielt die Migräne auslösenden Mechanismen unterbinden.

Neben den medikamentösen Ansätzen spielen auch Lebensstiländerungen eine wichtige Rolle bei der Vorbeugung. Regelmäßige Bewegung, ausreichend Schlaf, eine ausgewogene Ernährung und Stressreduktion können die Häufigkeit und Intensität von Migräneanfällen verringern. Viele Betroffene profitieren zudem von der Vermeidung spezifischer Auslöser, wie etwa bestimmter Nahrungsmittel.

Apotheken nehmen bei der Versorgung von Migränepatienten eine wichtige Rolle ein. Viele Patienten suchen in der Apotheke Rat, sei es zur Selbstmedikation oder zur richtigen Anwendung verschreibungspflichtiger Medikamente. Fundierte Kenntnisse über die verschiedenen Migränearten, die gängigen Behandlungsmethoden sowie die richtige Differenzierung zwischen Migräne und anderen Kopfschmerzarten sind für eine kompetente Beratung entscheidend. Apotheker müssen in der Lage sein, individuell auf die Bedürfnisse der Patienten einzugehen und eine zielgerichtete Empfehlung auszusprechen.

Migräne ist eine unterschätzte und oft falsch verstandene Erkrankung. Während viele Betroffene ihren Alltag trotz der regelmäßigen Schmerzen bewältigen, erfordert die Behandlung der Migräne eine deutlich stärkere gesellschaftliche und medizinische Aufmerksamkeit. Fortschritte in der medikamentösen Therapie bieten neue Hoffnung, doch müssen auch die psychosozialen Auswirkungen von Migräne berücksichtigt werden. Patienten, die unter Migräne leiden, brauchen nicht nur schnelle Linderung, sondern auch langfristige Lösungen, die ihre Lebensqualität verbessern.

Ein wesentlicher Bestandteil dieser Lösung ist die kompetente und individuelle Beratung in Apotheken. Die Apotheke ist häufig der erste Anlaufpunkt für Menschen, die Hilfe suchen. Es liegt in der Verantwortung der Apotheker, umfassend geschult zu sein und die neuesten Entwicklungen in der Migränetherapie zu kennen, um Patienten optimal zu unterstützen. Dabei sollte nicht nur die Akuttherapie im Vordergrund stehen, sondern auch die langfristige Prävention. Eine fundierte Beratung kann dazu beitragen, die Lebensqualität der Betroffenen nachhaltig zu verbessern und ihnen den Umgang mit dieser komplexen Erkrankung zu erleichtern.

Von Engin Günder, Fachjournalist

 

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