• 22.09.2024 – Apotheken-Nachrichten von heute - Update: Honorarkampf, Lieferengpässe und Retaxationen

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APOTHEKE | Medienspiegel & Presse |

Apotheken-Nachrichten von heute - Update: Honorarkampf, Lieferengpässe und Retaxationen

 

Die existenzielle Bedrohung durch jahrelange Vergütungsstagnation, Medikamentenmangel und unfaire Abrechnungspraktiken treibt Deutschlands Apotheken an ihre Belastungsgrenze

Die Apotheken in Deutschland stehen vor einer existenziellen Krise: Honorarkämpfe, Lieferengpässe und unrechtmäßige Retaxationen setzen ihnen massiv zu. Während Ärzte erneut von Honorarerhöhungen profitieren, warten Apotheker seit über elf Jahren vergeblich auf eine Anpassung ihrer Vergütung. Die Frustration wächst, insbesondere nach den Aussagen von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach, der andeutete, dass Honorarverhandlungen möglich seien – jedoch in einer Weise, die viele Apotheker fassungslos zurückließ. Gleichzeitig werden Apotheken durch intransparente Rabattverträge bei Zytostatika, rechtliche Grauzonen wie Bestellterminals in Supermärkten und unrechtmäßige Retaxationen aufgrund vermeintlicher Doppelabrechnungen weiter unter Druck gesetzt. Hinzu kommen anhaltende Versorgungsengpässe bei wichtigen Medikamenten, die den Apothekenalltag zusätzlich belasten. Versandhändler wie DocMorris begrüßen die Reformpläne zur Einführung des E-Rezepts und verschärfen den Wettbewerb, während die Apotheken vor Ort um ihr Überleben kämpfen.

 

Glosse: Lauterbachs Lieferchaos – Theorie trifft Praxis

Karl Lauterbach hat offenbar genug von den ständigen Klagen der Apotheken. Kaum hat er seine Drohung ausgesprochen, mal andere Lösungen zu suchen, da stehen die Versender bereit – und das mit einem breiten Lächeln. Endlich jemand, der nicht ständig über Lieferengpässe und PTA-Gehälter meckert! Warum sich noch mit der Apothekerschaft herumärgern, wenn die CEOs von DocMorris und Redcare so kooperativ sind? Schließlich braucht niemand Apotheken vor Ort, wenn man Medikamente direkt aus den niederländischen Lagerhallen liefern kann.

Der Deal ist schnell besiegelt. Die Versandapotheken übernehmen das Ruder, und schon bald werden die Rezepte digital über die Grenze geschickt. Die Notdienste? Weg damit, wer braucht die schon? Apotheken waren doch sowieso nur nachts geöffnet, weil Leute verzweifelt Nasenspray wollten. Lauterbach meint, für echte Notfälle gibt es ja die Notfallzentren – da kann man sich ruhig mal hinbewegen, wenn es wirklich ernst ist. Telepharmazie wird stattdessen das neue große Ding. Ein paar Mausklicks und schon ist die Beratung perfekt digitalisiert. Die technischen Probleme? Na ja, kleinste Details, die sich sicher lösen lassen.

Doch so einfach, wie es klingt, ist es natürlich nicht. Kaum ist der erste Tag des neuen Systems angebrochen, zeigt sich die Schwachstelle: Grenzkontrollen. Während die Versender noch darüber jubeln, wie reibungslos alles funktioniert, stauen sich die LKWs auf der Autobahn, und plötzlich kommen die so dringend benötigten Medikamente nicht mehr an. Kranke Menschen, die fieberhaft auf ihre Rezepte warten, stehen mit ihren Abholscheinen vor verschlossenen Paketshops. Der Versprechung von schneller Lieferung folgt die harte Realität. Der Einzige, der sich freut, ist der Besitzer des Spätis um die Ecke – die Warteschlange vor seinem Laden wächst stündlich.

Im BMG versucht man, die Situation schönzureden. Das sind doch nur anfängliche Schwierigkeiten, erklärt Lauterbach mit stoischer Miene. In ein paar Tagen wird alles besser laufen. Doch die Bilder von eingefrorenen Videobildschirmen in den Telepharmazie-Sprechstunden sprechen eine andere Sprache. Während die Patienten versuchen, Hilfe zu bekommen, bleibt das Bild ihres Arztes plötzlich stehen. Wer es schafft, überhaupt durchzukommen, erlebt Minuten voller Frust. Eine digitale Revolution sieht anders aus.

Nach einer Woche ist der Traum vom modernen Versandapothekenparadies ausgeträumt. Die Realität holt alle Beteiligten ein. Lange Schlangen, technische Ausfälle und Medikamentenmangel machen dem schönen Plan einen Strich durch die Rechnung. Im Ministerium wird hektisch überlegt, wie man das Ganze noch retten kann. Es sei schließlich nur eine Frage der Zeit, bis alles stabil läuft, wird beteuert. Doch insgeheim fragt man sich: Wäre es nicht einfacher, einfach wieder auf die altbewährten Apotheken vor Ort zu setzen?

Aber Lauterbach wäre nicht Lauterbach, wenn er das so einfach zugeben würde. Schließlich muss doch die Zukunft in der Digitalisierung liegen! Und so wird weiter an der Vision der perfekten Versandapotheke geschraubt. Dass der Weg dorthin mit Problemen gepflastert ist, bleibt erst mal Nebensache. Denn irgendwie wird das schon. Vielleicht. Hoffentlich.

 

Apotheken am Rande des Zusammenbruchs: Honorarkampf, Lieferengpässe und Retaxationen – ein ungleicher Kampf ums Überleben

Die Apotheker in Deutschland blicken erneut auf ein Jahr voller Enttäuschungen. Während die Ärzteschaft von einer erneuten Anpassung ihrer Honorare profitieren kann, kämpfen die Apothekenbetreiber seit über elf Jahren vergeblich um eine gerechte Vergütung. Der Frust wächst, und die Aussagen von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach wirken wenig ermutigend. In einem Treffen mit Vertretern der Apotheken deutete er an, dass Honorarverhandlungen zwischen Krankenkassen und der Apothekerschaft möglich seien. Zudem sei eine Umschichtung der bestehenden Honorare denkbar. Doch die Art und Weise, wie Lauterbach dies kommunizierte, ließ viele Apotheker fassungslos zurück. „Wenn die Apotheken das nicht wollen, können sie es auch bleiben lassen“, soll er gesagt haben – ein Satz, der vielerorts als sarkastisch und demütigend empfunden wurde.

Die Realität sieht jedoch düster aus. Nicht nur kämpfen Apotheken seit Jahren um angemessene Vergütungen, sondern sie sehen sich auch mit immer gravierenderen Lieferengpässen bei Medikamenten konfrontiert. Der ohnehin schwierige Alltag wird durch ständige Engpässe, insbesondere bei gängigen Arzneimitteln wie Antibiotika und Schmerzmitteln, noch belastender. In einigen Regionen Deutschlands müssen Apotheken fast täglich improvisieren, um Patienten trotzdem versorgen zu können. Der Vorschlag, Bestellterminals in Supermärkten zu installieren, um Kunden eine Alternative zum klassischen Apothekenbesuch zu bieten, wird von vielen Apothekern kritisch betrachtet. „Das wäre der Anfang vom Ende“, so ein Apotheker aus München. Auch die verstärkte Nutzung des Versandhandels wird in der Branche mit Skepsis betrachtet, da dies viele kleine Apotheken in ländlichen Gebieten in ihrer Existenz bedrohen könnte.

Gleichzeitig wird der Druck durch die Krankenkassen immer unerträglicher. Die Retaxationspraxis – also die nachträgliche Streichung von Erstattungen durch die Krankenkassen – hat sich zu einem echten Albtraum für Apotheken entwickelt. Selbst kleinste formale Fehler in der Rezeptbearbeitung oder gar bloße Vermutungen über Unregelmäßigkeiten reichen aus, um vollständige Retaxationen zu rechtfertigen. Das bedeutet, dass die Apotheken für die erbrachte Leistung keinerlei Vergütung erhalten. Ein Beispiel: Wird auch nur ein Häkchen auf einem BtM-Rezept falsch gesetzt, können Krankenkassen den vollen Betrag retaxieren. Die finanzielle Belastung für die Apotheken ist immens, denn diese Fehler passieren inmitten eines ohnehin hektischen Alltags, der durch Personalmangel und steigende Arbeitslast geprägt ist.

Der Rückhalt in der Bevölkerung schwindet ebenfalls. Viele Kunden, die sich an den Versandhandel gewöhnt haben, sehen die Apotheke vor Ort nicht mehr als unverzichtbare Anlaufstelle. Früher galten Apotheken als zentrale Säule des Gesundheitssystems – heute werden sie zunehmend als Dienstleister betrachtet, die gegen die Konkurrenz im Online-Handel kaum noch bestehen können. Dies verschärft den Druck auf die Apothekenbetreiber, die gleichzeitig mit den Krankenkassen, Lieferengpässen und politischem Stillstand zu kämpfen haben. Für viele fühlt es sich so an, als sei „früher alles besser“ gewesen.

Die Apotheker in Deutschland stehen vor einer Zerreißprobe. Seit Jahren kämpfen sie für eine angemessene Vergütung, doch die Unterstützung durch die Politik bleibt weitestgehend aus. Während die Ärzteschaft erneut von Honoraranpassungen profitiert, stehen die Apotheken einmal mehr mit leeren Händen da. Die zynischen Kommentare von Bundesgesundheitsminister Lauterbach verschärfen die ohnehin angespannte Situation. Apotheken scheinen in der politischen Agenda nur am Rande vorzukommen, und ihre Nöte werden oft nicht ernst genommen.

Die anhaltenden Lieferengpässe bei Medikamenten stellen eine zusätzliche Bedrohung dar. Apotheken sind nicht nur Versorger, sondern auch Problemlöser, die tagtäglich improvisieren müssen, um ihre Patienten trotz fehlender Medikamente zu versorgen. Doch statt Rückhalt erfahren sie immer mehr Druck. Die Krankenkassen spielen dabei eine zentrale Rolle. Ihre Praxis, Apotheken aufgrund kleinster Fehler in der Rezeptbearbeitung komplett zu retaxieren, gleicht einem finanziellen Todesstoß für viele Betreiber. Die Retaxationsmaschinerie der Kassen wird dabei immer dreister, oft genügen bloße Vermutungen, um Apotheken ihrer verdienten Vergütung zu berauben.

Für Apothekenbetreiber ist es heute wichtiger denn je, sich rechtlich abzusichern und auf die Retaxationen der Kassen vorbereitet zu sein. Eine gründliche Schulung des Personals, um formale Fehler zu vermeiden, sowie eine lückenlose Dokumentation der erbrachten Leistungen sind essenziell. Doch auch das allein wird langfristig nicht ausreichen, um die Apothekenlandschaft in Deutschland zu retten. Was gebraucht wird, sind strukturelle Reformen und ein klares politisches Bekenntnis zur Sicherung der Apotheken vor Ort.

Die Apotheken sind ein unverzichtbarer Bestandteil des Gesundheitssystems. Wenn die Politik nicht bald handelt und Apotheken nicht die Unterstützung erhalten, die sie verdienen, könnte dies langfristig zu einem massiven Apothekensterben führen. Das wäre nicht nur ein Verlust für die betroffenen Betreiber, sondern für das gesamte Gesundheitssystem in Deutschland.

 

Intransparente Rabattverträge bei Zytostatika belasten Apotheken in Bayern

Die Apotheker in Bayern stehen angesichts der unklaren Rabattverträge bei der Abgabe von Zytostatika vor großen Herausforderungen. Krankenkassen verhandeln unter Ausschluss der Öffentlichkeit mit Herstellern von onkologischen Wirkstoffen über Preise und Lieferkonditionen. Die dabei ausgehandelten Rabattverträge treten ohne klare Vorankündigung in Kraft, was es den Apotheken nahezu unmöglich macht, den Überblick über die geltenden Preise zu behalten.

Hinzu kommt die problematische Verfügbarkeit der onkologischen Wirkstoffe. Aufgrund der teils kurzfristigen Änderungen der Lieferkonditionen und der komplexen Zubereitungsvorgaben fällt es Apotheken zunehmend schwer, die Versorgung der Krebspatienten lückenlos zu gewährleisten. Dabei steigt das Risiko, dass Apotheken aufgrund von Formfehlern oder nicht erfüllten Rabattbedingungen von den Krankenkassen retaxiert werden.

Dieser Zustand sorgt für Unsicherheit und belastet die wirtschaftliche Stabilität der betroffenen Apotheken. Besonders kritisiert wird die intransparente Kommunikation seitens der Krankenkassen, die wesentliche Informationen zu den Verträgen häufig erst kurzfristig an die Apotheken weitergeben. Apothekerverbände fordern deshalb eine Reform der Vertragsgestaltung und eine engere Zusammenarbeit, um eine verlässliche Versorgung der Patienten sicherzustellen.

Die Situation der Apotheken in Bayern, insbesondere im Bereich der Zytostatika, ist alarmierend. Die ständigen Änderungen und die fehlende Transparenz der Rabattverträge schaffen ein System, in dem Apotheken kaum eine Chance haben, den Überblick zu behalten. Das führt nicht nur zu organisatorischen Herausforderungen, sondern auch zu existenziellen Bedrohungen für viele Betriebe.

Dabei ist der eigentliche Zweck solcher Verträge – die Senkung der Kosten für die Krankenkassen – nachvollziehbar. Doch das derzeitige Vorgehen bringt vor allem Nachteile für die Apotheken und gefährdet eine stabile Versorgung von Krebspatienten. Die Politik und die Krankenkassen sollten dringend handeln, um die Apotheken aus diesem bürokratischen Dschungel zu befreien und faire Rahmenbedingungen zu schaffen.

 

Apotheke installiert Bestellterminal im Supermarkt – Rechtliche Grauzone?

Eine Apotheke in Brandenburg hat vor kurzem ein Bestellterminal in einem Supermarkt aufgestellt, das es Kundinnen und Kunden ermöglicht, E-Rezepte einzulösen und Arzneimittel zu bestellen. Diese werden von der Apotheke später an die Besteller geliefert. Dies sorgt nun für Diskussionen, insbesondere ob solche Terminals ohne behördliche Genehmigung betrieben werden dürfen.

Stefan Hartmann, der Vorsitzende des Bundesverbands Deutscher Apothekenkooperationen (BVDAK), ließ hierzu ein Rechtsgutachten erstellen. Ziel war es, die Möglichkeiten für Apotheken in Deutschland auszuloten, um dem Versandhandel, insbesondere aus dem Ausland, standzuhalten. Rechtsanwalt Morton Douglas, der das Gutachten anfertigte, kam zu dem Schluss, dass solche Terminals keine behördliche Genehmigung als Rezeptsammelstellen benötigen. Allerdings ist der Betrieb nur im Rahmen des Versandhandels erlaubt, was eine entsprechende Versandhandelserlaubnis voraussetzt.

Wichtig ist, dass für die über das Terminal abgewickelten Bestellungen keine Botendienstgebühr erhoben werden kann. Die Botendienstgebühr darf ausschließlich im Rahmen des klassischen Apothekenbotendienstes in Rechnung gestellt werden, nicht jedoch für Bestellungen, die dem Versandhandel zuzuordnen sind. Damit ergeben sich für Apotheken neue Möglichkeiten, die durch die regulatorischen Anforderungen zugleich Einschränkungen erfahren.

In der Diskussion steht ebenfalls die Frage, ob solche Terminals eine Lösung für ländliche Regionen ohne Apotheken sein könnten. Denkbar wäre auch die Einführung von Abholfächern, aus denen Kundinnen und Kunden mit einem Code vorbestellte Arzneimittel entnehmen könnten. Derzeit sind Abholautomaten, die ohne weiteres zugänglich sind, allerdings nicht zulässig. Es bleibt abzuwarten, ob zunehmender Bedarf und technologische Entwicklungen die Behörden dazu veranlassen könnten, auch die Nutzung von Automaten mit Video-Chat-Funktion zu erlauben.

Der Einsatz dieser neuen Technologien in Apotheken weckt sowohl Hoffnungen auf eine verbesserte Arzneimittelversorgung als auch rechtliche Bedenken. Apothekenbetreiberinnen und -betreiber sollten daher die Entwicklungen genau verfolgen und auf die gesetzlichen Rahmenbedingungen achten.

Das Bestellterminal im Supermarkt stellt einen interessanten Ansatz dar, um Apotheken vor Ort zu stärken und den wachsenden Wettbewerb durch Versandhändler, vor allem aus dem Ausland, abzufedern. Die rechtliche Einschätzung von Morton Douglas gibt Apotheken in Deutschland einen gewissen Handlungsspielraum, doch bleiben wichtige Fragen offen. Vor allem die zwingende Versandhandelserlaubnis und die damit verbundene Einschränkung, keine Botendienstgebühr erheben zu dürfen, könnte das Konzept für manche Apotheken unattraktiv machen.

Für abgelegene Regionen ohne Apotheken könnten solche Terminals durchaus eine Lösung bieten, doch der Betrieb muss sorgfältig geplant werden. Zudem ist unklar, ob die Behörden mittelfristig auch die Ausgabe von Medikamenten über Abholfächer oder sogar Automaten mit Video-Chat-Funktion zulassen werden. Solche Innovationen könnten gerade in strukturschwachen Gebieten eine wichtige Rolle spielen.

Trotz aller Chancen bleibt jedoch die regulatorische Unsicherheit ein entscheidender Faktor. Apotheken müssen abwägen, ob sie sich auf diesen neuen Vertriebsweg einlassen wollen, ohne die rechtlichen Risiken vollständig einschätzen zu können. Klar ist: Der Versandhandel wird weiter wachsen, und Apotheken vor Ort müssen innovative Wege finden, um dem Druck standzuhalten.

 

Unrechtmäßige Retaxation: Apotheke wegen vermeintlicher Doppelabrechnung in der Defensive

Eine Apotheke sieht sich mit einer Retaxation seitens der Krankenkasse konfrontiert, nachdem ein Patient binnen zwei Tagen dieselben Arzneimittel auf Basis eines E-Rezepts und eines Papier-Rezepts erhalten hatte. Die Krankenkasse verweigert die Zahlung und unterstellt der Apotheke eine doppelte Abrechnung. Der Fall beleuchtet ein bekanntes Problem im deutschen Gesundheitswesen: Apotheken, die ihre Arbeit korrekt erledigen, müssen sich häufig gegen unrechtmäßige Retaxationen wehren.

Im vorliegenden Fall erhielt der Patient zunächst ein E-Rezept von seiner Arztpraxis, das er in der Apotheke einlöste. Am folgenden Tag reichte derselbe Patient ein Papier-Rezept ein, ebenfalls für die gleiche Medikation. Da die Verordnungen keinen Verdacht auf Fälschung erweckten und die Apotheke gesetzlich verpflichtet ist, Rezepte ohne erkennbaren Grund zur Beanstandung zu beliefern, wurden beide Rezepte bedient. Ein möglicher Fehler in der Arztpraxis führte dazu, dass dem Patienten offenbar versehentlich zwei Rezepte für dieselbe Medikation ausgestellt wurden.

Die Krankenkasse wertete dies als doppelte Abrechnung und retaxierte die Apotheke, was bedeutet, dass die Apotheke die Kosten für die ausgegebenen Arzneimittel nicht erstattet bekam. Die Apotheke, die nichts von einem möglichen Irrtum wusste und den Patienten ordnungsgemäß bediente, sah sich dadurch mit einem erheblichen finanziellen Schaden konfrontiert.

Apotheken sind häufig gezwungen, solche Retaxationen rechtlich anzufechten. Obwohl die Beweislast bei der Apotheke liegt, liegt die Ursache oftmals in Fehlern aufseiten der Arztpraxen oder der Krankenkassen selbst. Der administrative Aufwand, den Apotheken betreiben müssen, um solche Fälle zu klären, führt regelmäßig zu unnötigen Belastungen im ohnehin herausfordernden Apothekenalltag.

Die Praxis der Krankenkassen, Apotheken für vermeintliche Fehlbelieferungen zu retaxieren, basiert oft auf bloßen Vermutungen. Es scheint, als ob die Apotheken in diesen Situationen die Leidtragenden sind – sie tragen das Risiko, müssen rechtliche Schritte einleiten und kämpfen um ihre Vergütung, obwohl sie lediglich ihren gesetzlichen Verpflichtungen nachgekommen sind.

Im vorliegenden Fall zeigt sich wieder einmal, dass die Krankenkassen bereit sind, auf Kosten der Apotheken zu agieren, ohne dass es belastbare Beweise für Fehlverhalten gibt. Dies schafft nicht nur Unsicherheiten für die Apotheken, sondern auch für die Patienten, die darauf angewiesen sind, dass das Gesundheitssystem reibungslos funktioniert.

Es ist höchste Zeit, dass die Retaxationspraxis der Krankenkassen kritisch hinterfragt wird. Die Apotheken benötigen stärkeren rechtlichen Schutz und eine klarere Regelung, die solche Fälle verhindert.

 

Reformpläne im Apothekenwesen: DocMorris-Chef begrüßt neue Regelungen

Walter Hess, der Geschäftsführer des Versandhändlers DocMorris, hat sich in einem Gespräch mit dem Wirtschaftsportal „capital.de“ positiv zu den geplanten Reformen im Apothekenwesen geäußert. Die Einführung des E-Rezepts werde die Abläufe erheblich vereinfachen, erklärte Hess und lobte das damit verbundene Cardlink-Verfahren. Dieses Verfahren ermöglicht eine schnellere und effizientere Bearbeitung digitaler Rezepte und trägt laut Hess zur Modernisierung des gesamten Gesundheitssystems bei.

Besonders erfreut zeigte sich Hess über die geplanten Änderungen im Rahmen der Apothekenreform, die es Apotheken künftig erlauben sollen, auch ohne die ständige Anwesenheit eines Apothekers zu öffnen und zu betreiben. „Das ist ein zielführender Ansatz“, erklärte der DocMorris-Chef und verwies darauf, dass dies nicht nur Kosteneinsparungen ermögliche, sondern auch den Apothekenbetrieb flexibler und zugänglicher mache.

Doch nicht alle sehen die Entwicklungen im Apothekensektor so positiv. Kritiker der Reform warnen, dass diese Maßnahmen dem Versandhandel in die Hände spielen und die stationären Apotheken, insbesondere in ländlichen Gebieten, schwächen könnten. Bereits in der Vergangenheit habe die SPD den Versandhandel unterstützt, wie es unter der damaligen Gesundheitsministerin Ulla Schmidt deutlich wurde. Diese Tradition setze sich nun unter Gesundheitsminister Karl Lauterbach fort.

Besonders alarmierend sei die Sorge, dass die Schließung zahlreicher Apotheken im ländlichen Raum durch PTA-geführte Filialen ersetzt werden könnte. Diese Filialen dürften ohne Apotheker betrieben werden, was laut Kritikern die Qualität der Arzneimittelberatung und -versorgung gefährden könnte. In Kombination mit der wachsenden Bedeutung des Versandhandels könnte sich die Apothekenlandschaft in Deutschland radikal verändern, während das Apothekensterben weiter fortschreite.

Die Pläne von Gesundheitsminister Karl Lauterbach, Apotheken auch ohne Apotheker zu betreiben, werfen weitreichende Fragen auf. Auf den ersten Blick scheinen die Reformen im Sinne der Digitalisierung und Effizienzsteigerung vernünftig, doch die langfristigen Auswirkungen auf die flächendeckende Gesundheitsversorgung dürfen nicht übersehen werden. Während Unternehmen wie DocMorris die Möglichkeit sehen, ihre Marktstellung zu stärken, steht die Zukunft vieler kleiner, inhabergeführter Apotheken auf dem Spiel.

Das E-Rezept mag die Abläufe tatsächlich vereinfachen, doch die Gefahr, dass der Versandhandel die Lücken füllt, die durch das Sterben von Apotheken entstehen, ist real. Besonders in ländlichen Regionen könnte dies die Versorgungssicherheit gefährden. Es bleibt abzuwarten, ob die Reformen, die im Namen der Modernisierung umgesetzt werden, am Ende mehr schaden als nutzen. Die politische Diskussion sollte daher nicht nur von ökonomischen Interessen getrieben sein, sondern den Fokus auf die Gesundheitsversorgung als Ganzes legen.

 

Ärztliche Honorare steigen erneut: Apotheker warten weiter auf Anpassung

Die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) und der GKV-Spitzenverband haben sich für das Jahr 2025 auf eine Anhebung des Orientierungswertes für ärztliche und psychotherapeutische Leistungen um 3,85 Prozent geeinigt. Diese jährliche Anpassung soll sicherstellen, dass Ärzte und Psychotherapeuten trotz gestiegener Kosten und Inflation angemessen vergütet werden. Gleichzeitig wurde beschlossen, dass auch die Tarifverträge für Medizinische Fachangestellte (MFA) künftig bei den Honorarabschlüssen berücksichtigt werden, um die wirtschaftliche Belastung der Arztpraxen zu mildern und die Mitarbeitenden angemessen entlohnen zu können.

Die KBV und der GKV-Spitzenverband betonen, dass diese Entscheidung notwendig ist, um die Versorgung in Arztpraxen langfristig zu sichern. Angesichts des Fachkräftemangels im medizinischen Bereich wird der Einbezug der Tarifverträge der MFA als ein wichtiger Schritt gesehen, um Praxen zu entlasten. Dadurch sollen zusätzliche finanzielle Spielräume geschaffen werden, um steigende Gehälter für die medizinischen Fachkräfte zu ermöglichen.

Während für die Ärzteschaft regelmäßige Honoraranpassungen fest etabliert sind, wartet die Apothekerschaft in Deutschland seit über einem Jahrzehnt auf eine vergleichbare Anhebung der Vergütung. Apotheken sehen sich mit ähnlich gestiegenen Kosten und Herausforderungen konfrontiert, doch bislang fehlt eine systematische Lösung zur Entlastung der Branche. Die Apothekerverbände fordern seit langem eine Anpassung des Apothekenhonorars, doch im Gegensatz zu den Ärzten blieben entsprechende Verhandlungen bislang ohne Ergebnis.

Der aktuelle Honorarabschluss für Ärzte und Psychotherapeuten verdeutlicht das Ungleichgewicht in der gesundheitspolitischen Landschaft. Während der medizinische Bereich von regelmäßigen Verhandlungen profitiert, müssen Apotheken auf eine politische Lösung hoffen, um ihren wirtschaftlichen Druck zu mindern.

Die erneute Anpassung der ärztlichen Honorare um 3,85 Prozent für das Jahr 2025 ist aus Sicht der Kassenärztlichen Bundesvereinigung ein Erfolg. Regelmäßige Anpassungen an Inflation und steigende Kosten sind für jede Branche von Bedeutung, insbesondere im Gesundheitswesen, wo die Qualität der Versorgung entscheidend von einer stabilen finanziellen Basis abhängt. Die Entscheidung, künftig auch die Tarifverträge der Medizinischen Fachangestellten in den Honorarabschlüssen zu berücksichtigen, ist ein richtiger Schritt, um die dringend notwendige Entlastung für Arztpraxen zu schaffen.

Allerdings wirft diese Entwicklung erneut ein Schlaglicht auf die schwierige Situation der Apothekerschaft in Deutschland. Seit mehr als zehn Jahren warten Apotheker auf eine nennenswerte Anpassung ihrer Vergütung, während die Kosten auch in Apotheken kontinuierlich steigen. Es ist nicht nur die Frage der gerechten Entlohnung, sondern auch der langfristigen Sicherung der Versorgung durch Apotheken, die hier auf dem Spiel steht.

Die Tatsache, dass die Ärzteschaft jährlich von Honorarverhandlungen profitiert, während Apotheken weiterhin leer ausgehen, offenbart ein klares Defizit in der gesundheitspolitischen Ausrichtung. Apotheken sind ein zentraler Bestandteil der Gesundheitsversorgung, doch es mangelt an politischem Willen, ihre wirtschaftlichen Realitäten ebenso zu berücksichtigen wie die der Arztpraxen.

Die Hoffnung bleibt, dass die Apothekerverbände in naher Zukunft ähnliche Verhandlungserfolge wie die Ärzteschaft erzielen können. Nur so kann die Branche auf lange Sicht überleben und ihren wichtigen Beitrag zur Gesundheitsversorgung sichern.

 

Apotheken im Dauereinsatz: Eine tragende Säule im Gesundheitssystem

Die Bedeutung von Apotheken im deutschen Gesundheitssystem kann kaum überschätzt werden. Tag für Tag versorgen die rund 160.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Apotheken mehr als drei Millionen Menschen mit Medikamenten und Gesundheitsberatungen. Doch diese Leistungen werden oft als selbstverständlich wahrgenommen – ein Umstand, der zu einer unterschätzten Wertschätzung für das Engagement der Apotheken führt.

Anlässlich des Tages der Patientensicherheit hat Gabriele Regina Overwiening, Präsidentin der ABDA, ein klares Zeichen gesetzt. In einem Videostatement betonte sie die herausragende Rolle der Apotheken in der wohnortnahen Arzneimittelversorgung. Besonders in Zeiten zunehmender Lieferengpässe und des demografischen Wandels seien die Apotheken unverzichtbar. „Wir stellen jährlich rund 11 Millionen individuelle Medikamente her und leisten allein im vergangenen Jahr über fünf Millionen Überstunden, um Lieferengpässe auszugleichen“, erklärte Overwiening.

Die anhaltenden Lieferprobleme bei Arzneimitteln haben die Belastung der Apotheken deutlich erhöht. Um sicherzustellen, dass Patientinnen und Patienten trotz Engpässen mit den notwendigen Medikamenten versorgt werden, arbeiten viele Apothekenteams weit über ihre regulären Arbeitszeiten hinaus. Dabei erfordert der Umgang mit individuellen Rezepturen nicht nur Fachwissen, sondern auch eine Flexibilität, die in anderen Bereichen des Gesundheitswesens oft fehlt.

Zudem kritisiert die ABDA-Präsidentin, dass die Arbeit der Apotheken, insbesondere die Extra-Leistungen, die über die bloße Medikamentenabgabe hinausgehen, in der öffentlichen Wahrnehmung häufig untergehen. In einer Zeit, in der digitale Medien immer stärker die öffentliche Diskussion dominieren, müssten auch Apotheken stärker in den Fokus der medialen Berichterstattung rücken. „Nur wer sichtbar ist, wird gehört“, so Overwiening.

Trotz ihrer systemrelevanten Funktion stehen Apotheken jedoch zunehmend unter Druck. Neben den Herausforderungen durch Lieferengpässe kämpfen sie mit bürokratischen Hürden, die ihre Arbeit weiter erschweren. Die Forderungen nach einer besseren politischen Unterstützung werden lauter – insbesondere in Hinblick auf die Absicherung der flächendeckenden Versorgung und die Entlastung des Personals.

Apotheken leisten täglich unverzichtbare Arbeit – doch diese wird zu selten gewürdigt. In einer Zeit, in der Engpässe bei Medikamenten und der Fachkräftemangel das Gesundheitssystem belasten, sind sie eine tragende Säule, die unermüdlich für die Versorgung der Bevölkerung sorgt. Ihre Rolle beschränkt sich längst nicht mehr auf die bloße Medikamentenabgabe. Vielmehr sind Apotheken zu einem Ankerpunkt für individuelle Beratungen, maßgeschneiderte Medikamente und die Abfederung von Lieferengpässen geworden.

Es ist bedenklich, dass diese Leistungen vielfach im Verborgenen bleiben und in der öffentlichen Wahrnehmung nicht die Anerkennung finden, die sie verdienen. Die Politik muss die Zeichen der Zeit erkennen und den Apotheken die Unterstützung zukommen lassen, die sie brauchen, um ihre Funktion auch in Zukunft aufrechterhalten zu können.

 

Arzneimittelengpässe: Versorgungslage bleibt kritisch – Kein Ende in Sicht

Die Arzneimittelversorgung in Deutschland steht vor einer neuen Herausforderung. Wie Thomas Preis, Vorsitzender des Apothekerverbands Nordrhein, in einem Interview mit der „Rheinischen Post“ erklärte, ist die Situation besonders bei Antibiotika-Säften angespannt. Rund 500 Medikamente seien aktuell nicht lieferbar, was insbesondere vor der anstehenden Erkältungssaison Besorgnis auslöst. Preis betont, dass ein Ende der Lieferprobleme nicht absehbar sei. Die anhaltenden Engpässe könnten schwerwiegende Folgen für die Versorgung von Patienten haben, insbesondere bei häufig nachgefragten Medikamenten für akute Erkrankungen wie Antibiotika.

Auch andere Apotheken im Bundesgebiet sind von den Engpässen betroffen. So berichtete Apotheker Michael Becker aus Gengenbach, Baden-Württemberg, gegenüber der „Bild“-Zeitung, dass in seiner Apotheke derzeit 226 Arzneimittel nicht verfügbar seien. Besonders betroffen seien Antibiotika und Medikamente zur Behandlung von Diabetes, zwei wichtige Medikamentengruppen, die regelmäßig verschrieben werden. Auch weitere von der Zeitung befragte Apotheker bestätigen eine ähnliche Lage, was die Schwere des Problems verdeutlicht.

Die Ursache der Lieferengpässe ist vielschichtig. Produktionsprobleme, die Abhängigkeit von wenigen Herstellern, insbesondere im Ausland, sowie logistische Schwierigkeiten tragen zu der angespannten Versorgungslage bei. Der deutsche Arzneimittelmarkt ist stark auf Importe angewiesen, und globale Lieferketten sind anfällig für Störungen, wie die COVID-19-Pandemie und jüngste geopolitische Entwicklungen gezeigt haben.

Die Apotheker fordern nun mehr Unterstützung und Aufmerksamkeit seitens der Politik. Lokale und nationale Medien haben das Thema verstärkt aufgegriffen, doch der Druck auf die politischen Entscheidungsträger könnte noch verstärkt werden. Der Ruf nach strukturellen Veränderungen im Medikamentenvertrieb und nach nationalen Lösungen, um die Abhängigkeit von ausländischen Herstellern zu reduzieren, wird lauter. Apotheker setzen sich zunehmend dafür ein, dass Lieferengpässe und ihre Folgen stärker im öffentlichen Diskurs verankert werden, um langfristige Lösungen zu finden.

Die anhaltenden Lieferengpässe bei Medikamenten sind kein neues Phänomen, doch die Dringlichkeit nimmt zu. Es ist nicht nur eine Frage der Verfügbarkeit von Arzneimitteln, sondern auch der Versorgungsqualität für die Bevölkerung. Besonders für vulnerable Gruppen wie Kinder und chronisch Kranke könnte der Mangel an wichtigen Medikamenten fatale Folgen haben. Die betroffenen Apotheker stehen unter zunehmendem Druck, alternative Präparate bereitzustellen oder Patienten enttäuschen zu müssen.

Es ist alarmierend, dass trotz der bekannten Problematik und zahlreicher öffentlicher Warnungen keine nachhaltigen Lösungen erkennbar sind. Die Politik muss handeln, um die Abhängigkeit von globalen Lieferketten zu reduzieren und die heimische Arzneimittelproduktion zu fördern. Apotheken können nicht die gesamte Last tragen – sie brauchen Unterstützung, um ihrer Versorgungsaufgabe gerecht zu werden. Die jüngsten Berichte zeigen, dass eine umfassende Reform des Arzneimittelvertriebs überfällig ist.

 

Apotheker schlagen Alarm: Lieferengpässe gefährden die Versorgungssicherheit

Die anhaltenden Lieferengpässe bei Medikamenten sorgen in Deutschland für zunehmende Spannungen zwischen Apothekern und der Politik. Das Bundesgesundheitsministerium betont zwar, dass es sich lediglich um „punktuelle Engpässe in einem komplexen Markt“ handle, doch vor Ort stellt sich die Situation deutlich anders dar. Viele Apotheken kämpfen mit massiven Versorgungsproblemen, die Patienten immer wieder betreffen.

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach verteidigte jüngst das Lieferengpassgesetz, das seiner Aussage nach die Engpässe im Vergleich zum Vorjahr halbiert habe. Diese Darstellung ruft jedoch heftigen Widerspruch hervor. Apotheker und Branchenvertreter bezeichnen die Aussagen des Ministers als realitätsfern und fordern dringende Nachbesserungen. Auch in den sozialen Medien wird die Kritik lauter, viele Nutzer werfen Lauterbach vor, die tatsächlichen Ausmaße der Probleme zu unterschätzen.

Der Hessische Apothekerverband reagierte bereits mit einem offenen Brief an den Bundesgesundheitsminister, in dem die aktuelle Lage eindringlich geschildert wird. Ursula Funke, Präsidentin der Landesapothekerkammer Hessen, ging einen Schritt weiter: Sie lud Lauterbach in ihre Apotheke ein, damit er sich persönlich ein Bild von der Lage machen könne. Funke fordert den Minister auf, die Realität des Apothekenalltags hautnah zu erleben und sich mit den teils drastischen Auswirkungen der Lieferengpässe zu konfrontieren.

Trotz der politischen Maßnahmen, die in den letzten Monaten umgesetzt wurden, sehen viele Apotheken die Situation als weiterhin besorgniserregend an. Die strukturellen Probleme im Gesundheitssystem, insbesondere in Bezug auf die Arzneimittelversorgung, scheinen aus Sicht der Apothekerschaft nicht ausreichend gelöst. Verbände warnen davor, dass die Engpässe noch länger anhalten könnten, was letztlich die Gesundheit der Patienten gefährden würde. Apotheker fordern daher verstärkte Unterstützung durch die Politik, um die Versorgungssicherheit langfristig zu gewährleisten.

Die Einschätzung des Bundesgesundheitsministeriums zur aktuellen Lage der Medikamentenversorgung steht in einem auffälligen Kontrast zu den Berichten aus der Praxis. Während Minister Karl Lauterbach auf die Erfolge seines Lieferengpassgesetzes verweist, sehen Apotheken tagtäglich die realen Auswirkungen der Engpässe – und diese lassen sich kaum als „punktuell“ bezeichnen. Es scheint, als sei die Kluft zwischen politischer Darstellung und der Realität vor Ort größer denn je.

Die Einladung von Ursula Funke an den Minister ist ein symbolischer Akt, der zeigt, wie weit sich die Positionen voneinander entfernt haben. Apotheker sind diejenigen, die an vorderster Front die Versorgung der Bevölkerung sicherstellen müssen – oft unter schwierigen Bedingungen. Es ist höchste Zeit, dass die Politik diese Realität nicht nur zur Kenntnis nimmt, sondern auch angemessen handelt. Die Versorgungsengpässe sind kein Randproblem, sondern betreffen das gesamte Gesundheitssystem. Wenn die Situation nicht bald verbessert wird, könnte die Gesundheitsversorgung in Deutschland auf eine ernsthafte Krise zusteuern.

 

Arzneimittelknappheit: Aktionsbündnis kritisiert Lauterbach scharf

Das „Aktionsbündnis Patientengesundheit“, bestehend aus dem Hausärzteverband Nordrhein, dem Verband medizinischer Fachberufe, dem Freien Verband Deutscher Zahnärzte sowie dem Apothekerverband Nordrhein, hat in einer scharfen Reaktion auf die jüngsten Aussagen von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach zur Arzneimittelknappheit Stellung bezogen. Der Vorwurf: Lauterbach habe die seit Monaten bestehenden Lieferengpässe bei verschreibungspflichtigen Medikamenten verharmlost und damit das Ausmaß der Problematik heruntergespielt.

In einer gemeinsamen Erklärung des Bündnisses wird darauf hingewiesen, dass derzeit mehr als 500 verschreibungspflichtige Medikamente nicht vorrätig oder nur mit erheblichen Verzögerungen lieferbar seien. Dies sei nicht nur eine schwerwiegende Belastung für die tägliche Versorgung von Patienten, sondern führe auch zu einem erheblichen Mehraufwand für Praxen und Apotheken, die aufgrund der Knappheit gezwungen seien, Alternativen zu suchen und sich mit Ärzten und Patienten abzustimmen.

Das Bündnis stellte klar, dass die Engpässe keinesfalls ein Randproblem seien, sondern tief in den Versorgungsalltag eingriffen. Viele Patienten seien auf dringend benötigte Medikamente angewiesen, und der Mangel an verfügbaren Präparaten könne deren Behandlungserfolge gefährden. Darüber hinaus werde die Vertrauensbasis zwischen Patienten und dem Gesundheitssystem geschwächt, wenn diese über längere Zeiträume auf ihre Arzneimittel warten müssten.

Besonders kritisiert das Aktionsbündnis, dass der Austausch fehlender Medikamente nicht nur zeitintensiv, sondern auch ein Risiko für die Patientensicherheit darstelle. In vielen Fällen seien die Ersatzmedikamente nicht sofort verfügbar, und in einigen Fällen müsse die Behandlung gänzlich umgestellt werden, was die Gefahr von Nebenwirkungen oder Behandlungsfehlern erhöhe.

Die Reaktion von Bundesgesundheitsminister Lauterbach, der die Situation heruntergespielt habe, bezeichnete das Bündnis als "realitätsfern". Es sei unverantwortlich, die Lieferengpässe zu verharmlosen, da dies ein Schlag ins Gesicht der betroffenen Patienten sowie der im Gesundheitswesen tätigen Fachkräfte sei, die täglich mit den Folgen der Knappheit zu kämpfen hätten. Die aktuelle Lage sei ein ernstes Problem, das eine umgehende politische Reaktion erfordere.

Das Aktionsbündnis forderte die Bundesregierung auf, dringend Maßnahmen zu ergreifen, um die Lieferengpässe zu beheben und die Versorgung der Patienten sicherzustellen. Dazu gehöre eine engere Zusammenarbeit mit der Pharmaindustrie sowie die Schaffung von Anreizen, um Produktionskapazitäten in Europa zu erweitern und von globalen Lieferketten weniger abhängig zu sein.

Die Reaktion des „Aktionsbündnis Patientengesundheit“ auf die Aussagen von Gesundheitsminister Karl Lauterbach zeigt einmal mehr, wie weit die politischen Einschätzungen von der Realität in den Praxen und Apotheken entfernt sein können. Während Lauterbach die Lieferengpässe als vorübergehendes Problem darstellt, erleben die im Gesundheitswesen tätigen Fachkräfte täglich, wie dramatisch die Lage tatsächlich ist. Der zunehmende Mangel an Medikamenten stellt nicht nur eine Herausforderung für die Versorgungssicherheit dar, sondern belastet auch die ohnehin schon stark beanspruchten Arbeitskräfte in Praxen und Apotheken.

Es ist an der Zeit, dass die Politik nicht nur auf die Symptome der Arzneimittelknappheit reagiert, sondern strukturelle Lösungen findet, um die Versorgungslage zu stabilisieren. Der Aufbau von Produktionskapazitäten in Europa und die Entkopplung von fragilen globalen Lieferketten wären ein erster, richtiger Schritt. Was es jedoch ebenso braucht, ist ein offenes Ohr für die Warnungen aus der Praxis – denn hier zeigt sich, welche Maßnahmen wirklich greifen und welche nur das Problem vertagen.

 

Widerstand gegen Lauterbachs Reform der Notfallversorgung: Apotheker und Länder alarmiert

Der Gesetzentwurf von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach zur Reform der Notfallversorgung stößt sowohl bei Apotheken als auch bei mehreren Bundesländern auf erheblichen Widerstand. Die Pläne, die eine stärkere Vernetzung von vertragsärztlichem Notdienst, Notaufnahmen der Krankenhäuser und Rettungsdiensten vorsehen, beinhalten auch die Schaffung sogenannter integrierter Notfallzentren (INZ), in denen die Versorgung von Notfallpatienten zentralisiert und optimiert werden soll. Dabei sollen Apotheken, die in unmittelbarer Nähe zu Notdienstpraxen liegen, eine wesentliche Rolle bei der Medikamentenversorgung übernehmen.

Laut dem Entwurf sollen Kassenärztliche Vereinigungen mit den beteiligten Krankenhäusern und Apotheken spezielle Versorgungsverträge abschließen. Doch besonders die Anforderungen, dass Apotheken, die zu weit entfernt sind, eine zweite Betriebsstätte mit Lagerraum an den Standorten der Notdienstpraxen eröffnen müssen, stoßen auf Kritik. Sollte dies nicht realisierbar sein, sieht der Gesetzentwurf vor, dass Notdienstpraxen ein begrenztes Dispensierrecht erhalten könnten, um selbst Medikamente auszugeben. Dieser Vorschlag weckt bei Apothekern Sorgen vor einer Aushöhlung ihres Versorgungsauftrags.

Der Bundesrat hat sich inzwischen ebenfalls mit dem Entwurf befasst, wobei vor allem der Gesundheitsausschuss Kritik äußerte. Die Länder Bayern und sechs weitere fordern, alle Neuregelungen, die die Apotheken betreffen, vollständig zu streichen. Diese Länder argumentieren, dass die Arzneimittelversorgung in Notfällen bereits reibungslos funktioniere und es keine neuen Strukturen bedürfe. Andere Bundesländer hingegen verlangen lediglich Präzisierungen der Regelungen, um eine bessere Klarheit zu schaffen.

Befürchtet wird vor allem eine zusätzliche Bürokratisierung sowie das Dispensierrecht für Ärzte, das viele Apotheken als Bedrohung empfinden. Schon jetzt laufen Apotheken, die am Wochenende und in der Nacht Notdienste anbieten, an ihrer Belastungsgrenze. Weitere Aufgaben oder neue Anforderungen würden die ohnehin angespannte Lage zusätzlich verschärfen.

Es bleibt abzuwarten, wie der Gesetzgebungsprozess fortschreiten wird und ob die Anliegen der Apotheken und der Bundesländer Gehör finden. Fest steht, dass der Druck auf die Apotheken durch eine Reform, wie sie derzeit im Raum steht, weiter steigen könnte. Dies könnte in Zukunft nicht nur die Versorgungsqualität beeinflussen, sondern auch die Bereitschaft vieler Apotheken zur Teilnahme an Notdiensten.

Der Gesetzentwurf von Karl Lauterbach zur Reform der Notfallversorgung wirft viele Fragen auf – insbesondere im Hinblick auf die Rolle der Apotheken. Die Pläne, Apotheken in unmittelbarer Nähe zu Notdienstpraxen zu verpflichten oder gar zusätzliche Betriebsstätten aufzubauen, sind nicht nur eine erhebliche finanzielle und logistische Herausforderung, sondern auch ein Eingriff in bestehende Versorgungsstrukturen. Die aktuelle Notfallversorgung, in der Apotheken bereits jetzt eine wichtige Rolle spielen, funktioniert vielerorts reibungslos. Warum also neue Hürden aufbauen, wenn das System weitgehend gut funktioniert?

Besonders das vorgeschlagene Dispensierrecht für Ärzte ist ein rotes Tuch für viele Apotheker. Es stellt die Frage in den Raum, ob dies ein erster Schritt hin zu einer generellen Aufweichung der Apothekenpflicht ist. Die Befürchtungen sind nicht unbegründet: Sollte das Dispensierrecht in einem so speziellen Bereich wie der Notfallversorgung eingeführt werden, könnte dies eine Tür öffnen, die langfristig den gesamten Versorgungsauftrag der Apotheken gefährdet.

Die Kritik aus dem Bundesrat ist daher nachvollziehbar. Mehr Bürokratie, zusätzliche Aufgaben und unklare Regelungen sind das Letzte, was ein ohnehin bereits stark belastetes System braucht. Lauterbach sollte auf die Stimme der Apotheken und der Länder hören und eine Lösung finden, die die bestehenden Strukturen stärkt, anstatt sie unnötig zu verkomplizieren.

 

Illegale Medikamentenverkäufe auf Facebook: Behördenversagen bei Arzneimittelhandel in sozialen Netzwerken

In einer öffentlichen Facebook-Gruppe mit dem Namen „Medikamentenflohmarkt – Medikamente & Hilfe“ werden illegal apotheken- und verschreibungspflichtige Arzneimittel zum Verkauf angeboten. Dieser Handel verstößt eindeutig gegen das Arzneimittelgesetz, das den Verkauf verschreibungspflichtiger Medikamente außerhalb von Apotheken strikt untersagt. Dennoch erfreuen sich Medikamente wie Trulicity, Zoplicon, Ozempic und Tilidin großer Beliebtheit in der Gruppe, was erhebliche rechtliche und gesundheitliche Risiken birgt.

Trotz der offensichtlichen Rechtsverstöße bleiben politische und behördliche Maßnahmen weitgehend aus. Weder die Politik noch die zuständigen Behörden oder Apothekerorganisationen haben bislang wirksame Schritte unternommen, um diesen illegalen Handel zu unterbinden. Die Freie Apothekerschaft (FA) hat nun beschlossen, nicht länger zuzusehen und aktiv zu werden. In Zusammenarbeit mit ihrer Kieler Anwaltskanzlei wurde ein Beschwerdeverfahren gegen den Meta-Konzern, dem Betreiber von Facebook, bei der Bundesnetzagentur eingeleitet. Parallel dazu informierte die FA das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) über die Aktivitäten der Gruppe. Dieses leitete die Angelegenheit jedoch an die Bezirksregierung Detmold weiter, die sich als zuständige Aufsichtsbehörde betrachtete.

Bisher blieben allerdings konkrete Maßnahmen aus, da sich die Bezirksregierung Detmold ebenfalls nicht als zuständig sah. Dieser Fall verdeutlicht die zunehmende Schwierigkeit, Rechtsverstöße im digitalen Raum zu kontrollieren und zeigt zugleich die Komplexität des föderalen Systems in Deutschland, in dem Zuständigkeiten oft unklar sind und bürokratische Prozesse effektive Lösungen verzögern. Während der illegale Handel weiterhin floriert, sind die gesundheitlichen Gefahren, die durch den unkontrollierten Verkauf von Medikamenten entstehen, erheblich. Die FA hofft nun, dass Ministerien auf Bundes- und Landesebene diesen Missständen endlich Einhalt gebieten.

Der illegale Handel mit apotheken- und verschreibungspflichtigen Medikamenten über soziale Netzwerke wie Facebook ist nicht nur ein rechtliches Problem, sondern vor allem eine Gefahr für die öffentliche Gesundheit. Es ist erschreckend, dass Medikamente wie Tilidin oder Ozempic in einer öffentlichen Gruppe frei gehandelt werden können, ohne dass eine Behörde wirksame Maßnahmen ergreift. Der Föderalismus und die damit verbundenen Zuständigkeitskonflikte machen es Händlern leicht, ihre Aktivitäten weiterzuführen, während die Politik zögert, Verantwortung zu übernehmen.

Die Freie Apothekerschaft zeigt mit ihren juristischen Schritten, dass es Wege gibt, gegen diese Missstände vorzugehen, doch der Erfolg hängt entscheidend davon ab, ob staatliche Stellen bereit sind, aktiv zu handeln. Es darf nicht sein, dass hochwirksame Medikamente im Internet wie auf einem Flohmarkt verkauft werden und dabei weder Qualität noch Sicherheit der Produkte gewährleistet sind. Die Gefahr für Konsumenten ist enorm, und es ist höchste Zeit, dass die Behörden sich dieser Verantwortung bewusst werden und den Schutz der Bevölkerung priorisieren. Der illegale Arzneimittelhandel im digitalen Raum darf nicht weiter ignoriert werden.

 

Streit um Länderliste: Freie Apothekerschaft legt Beschwerde ein

Die Freie Apothekerschaft (FA) bleibt standhaft in ihrem Bestreben, eine Anpassung der sogenannten Länderliste zu erreichen, die festlegt, welche EU- und EWR-Staaten am Versandhandel mit Arzneimitteln teilnehmen dürfen. Diese Liste, deren Grundlage im Arzneimittelgesetz verankert ist, soll laut Gesetzgeber regelmäßig überprüft und aktualisiert werden, um sicherzustellen, dass die aufgeführten Länder vergleichbare Sicherheitsstandards wie Deutschland aufweisen. Doch seit 2011 wurde die Liste nicht verändert, was die FA als schwerwiegendes Versäumnis sieht.

Im Zentrum der Auseinandersetzung steht vor allem die Aufnahme der Niederlande in die Liste. Die FA argumentiert, dass dort nicht dieselben hohen Standards wie in Deutschland gelten, und fordert daher die Streichung des Landes von der Liste. Mit dieser Forderung wandte sich die Apothekerschaft zunächst an das Verwaltungsgericht Berlin, welches den Fall jedoch an das Verwaltungsgericht Köln weiterleitete. Dort wurde der Antrag der FA abgelehnt. Das Gericht sah keine Dringlichkeit in der Überprüfung der Liste und ging nicht auf die inhaltlichen Argumente der FA ein.

Die Freie Apothekerschaft zeigt sich enttäuscht von dieser Entscheidung und kündigte umgehend an, gegen den Beschluss Beschwerde einzulegen. Der Fall wird nun vor dem Oberverwaltungsgericht Münster weiter verhandelt, wo noch in diesem Jahr eine Entscheidung erwartet wird. Für die FA steht viel auf dem Spiel. Sie betont, dass der Versandhandel mit Arzneimitteln einer strikten Kontrolle unterliegen muss, um die Patientensicherheit zu gewährleisten. Eine nicht aktualisierte Länderliste könne dieses Ziel gefährden.

Das Bundesministerium für Gesundheit (BMG), das für die Überprüfung der Liste verantwortlich ist, äußerte sich bislang nicht zu dem Verfahren. Kritiker bemängeln, dass das Ministerium seine Verantwortung in dieser Angelegenheit vernachlässigt habe. Die FA will ihren Einsatz für eine Überarbeitung der Länderliste weiterhin fortsetzen und sieht in der anstehenden Entscheidung des Oberverwaltungsgerichts eine Chance, den Versandhandel sicherer zu gestalten.

Die Freie Apothekerschaft kämpft mit Nachdruck für eine Anpassung der Länderliste, was in Anbetracht der zentralen Bedeutung von Sicherheitsstandards im Arzneimittelversandhandel durchaus nachvollziehbar ist. Eine Liste, die seit 2011 unverändert besteht, kann mit der schnellen Entwicklung der Gesundheitsbranche kaum Schritt halten. Insbesondere der Fokus auf die Niederlande zeigt, dass die FA klare Bedenken hinsichtlich der Sicherheitspraktiken in anderen Ländern hat. Doch die Gerichte scheinen die Dringlichkeit dieser Thematik anders zu bewerten, was auf Unverständnis bei der FA stößt.

Dass das Verwaltungsgericht Köln den Antrag ohne inhaltliche Prüfung abgelehnt hat, wirft die Frage auf, ob die Sicherheitsstandards im Versandhandel wirklich mit der nötigen Sorgfalt überwacht werden. Für die FA ist dies mehr als nur ein formales Anliegen – es geht um den Schutz der Patienten. Mit der Einlegung der Beschwerde zeigt die FA, dass sie bereit ist, weiter zu kämpfen. Es bleibt abzuwarten, ob das Oberverwaltungsgericht Münster diesem Anliegen mehr Beachtung schenkt. Ein klarer Rechtsrahmen ist hier unabdingbar, um das Vertrauen in den Arzneimittelversandhandel zu sichern.

 

Lauterbach im Gespräch mit Basisapothekern – Forderungen treffen auf Zurückhaltung

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach hat sich mit Apothekern aus Brandenburg, Sachsen-Anhalt und Mecklenburg-Vorpommern getroffen, um über die anstehenden Reformen im Apothekenwesen zu sprechen. Die Apothekerinnen und Apotheker waren auf Einladung dreier SPD-Bundestagsabgeordneter aus den jeweiligen Wahlkreisen zum Gespräch geladen und brachten ein Zehn-Punkte-Papier mit. Dieses Papier enthielt klare Forderungen, darunter eine Honorarerhöhung, die Abschaffung des Kassenabschlags sowie die Wiedereinführung von Großhandelsrabatten. Auch die auskömmliche Finanzierung von pharmazeutischen Dienstleistungen stand im Fokus.

Während der Gespräche zeigte sich Lauterbach zunächst selbstbewusst und betonte seine langjährige Erfahrung mit apothekenrelevanten Themen. Er wies auf seine Rolle bei der Einführung des Versandhandels und der Umstellung der Apothekenhonorierung vor zwanzig Jahren hin. Im Rahmen der aktuellen Reformpläne stellte er klar, dass er auf Honorarverhandlungen zwischen Apothekerschaft und Krankenkassen setze. Ein zentraler Bestandteil seiner Reformvorschläge sei die Umschichtung vom Fixum hin zu einem prozentualen Zuschlag. Lauterbach argumentierte, dass diese Änderung die Apotheken für den Wettbewerb mit Versandhändlern wappnen könne.

Sollte die Apothekerschaft seine Ideen jedoch ablehnen, würde der Status quo beibehalten, ließ Lauterbach durchblicken. Sein Ministerium habe ausreichend andere Gesetzgebungsverfahren zu bearbeiten, sodass man nicht zwingend auf die Zustimmung der Apotheken angewiesen sei. Diese Äußerung sorgte bei den anwesenden Apothekern für Skepsis, da sie den Eindruck gewann, dass die Anliegen der Basis nur unzureichend berücksichtigt wurden.

Trotz der zahlreichen Forderungen, darunter auch die Kritik an der derzeitigen Struktur der Apothekervergütung, blieb unklar, inwiefern Lauterbach und sein anwesender Abteilungsleiter, Thomas Müller, bereit waren, auf diese Punkte einzugehen. Abschließend betonte der Minister seine Gesprächsbereitschaft, verwies jedoch darauf, dass den Apotheken eine historische Chance entgehen könnte, wenn sie seine Reformvorschläge ablehnten.

Das Gespräch zwischen Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach und den Apothekern von der Basis lässt viele Fragen offen. Zwar betonte der Minister seine Offenheit für Diskussionen, doch die Reaktionen auf die Forderungen der Apothekerschaft blieben ausweichend. Statt auf die drängenden Probleme der Apotheken – insbesondere den finanziellen Druck und die Herausforderungen im Wettbewerb mit dem Versandhandel – konkret einzugehen, stellte Lauterbach eher seine bisherigen politischen Leistungen in den Vordergrund.

Es zeigt sich erneut, dass die politische Führung offenbar wenig Interesse daran hat, die Probleme der Apotheken von der Basis ernsthaft anzugehen. Anstatt auf die berechtigten Forderungen nach mehr Geld und strukturellen Anpassungen einzugehen, setzte Lauterbach auf die altbekannten Floskeln der Gesprächsbereitschaft und den Verweis auf „historische Chancen“. Dass der Minister die Apothekenbranche für fit genug hält, sich den Herausforderungen des Versandhandels zu stellen, dürfte angesichts der realen Lage in vielen Apotheken für Unverständnis sorgen.

Die Apothekerschaft steht vor der Frage, ob es sich lohnt, auf die Reformpläne des Ministers einzugehen oder ob man auf eine neue Regierung hoffen sollte, die den Apothekensektor ernster nimmt. Die angekündigten Verhandlungen über Honorarfragen zwischen Apothekern und Krankenkassen könnten richtungsweisend sein – doch die Weichen dafür scheinen bislang nur unzureichend gestellt zu sein.

 

Zweifel an Lauterbachs „Light-Apotheken“ – Bremer Apothekerkammer warnt vor Risiken

Der Vorstoß von Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD), die sogenannte „Light-Apotheke“ einzuführen, bei der pharmazeutisch-technische Assistenten (PTA) weitgehend ohne die Präsenz von approbierten Apothekern arbeiten, sorgt in der Apothekerbranche für erheblichen Widerstand. Besonders in Bremen, wo die Apothekendichte bundesweit zu den niedrigsten zählt, wird der Vorschlag scharf kritisiert. Klaus Scholz, Präsident der Apothekerkammer Bremen, äußerte im Gespräch mit der Bundestagsabgeordneten Dr. Kirsten Kappert-Gonther (Grüne) grundlegende Zweifel an der Umsetzbarkeit des Modells.

Scholz stellte in Frage, ob PTA in der Lage seien, immer zu erkennen, wann die Hinzuziehung eines Apothekers erforderlich sei. „Apotheker absolvieren ein fünfjähriges Hochschulstudium, das sie auf die komplexen Herausforderungen der Arzneimittelversorgung vorbereitet“, betonte er. Im Gegensatz dazu dauere die Ausbildung der PTA lediglich zweieinhalb Jahre und konzentriere sich überwiegend auf technische Aufgaben wie die Rezepturherstellung und Laborarbeit. Die Verantwortung für die korrekte Abgabe von Arzneimitteln sowie die Kontrolle ärztlicher Verordnungen liege aber bei den Apothekern, die dafür haften. Die Einführung einer „Light-Apotheke“ sei deshalb eine Gefahr für die Patientensicherheit, so Scholz.

Der Bremer Apothekerverband stimmt dieser Einschätzung zu. Holger Piekuth, stellvertretender Vorstandsvorsitzender des Verbands, erklärte, dass diese neue Struktur das ohnehin schon komplexe Arbeitsumfeld der Apotheken weiter erschweren werde. Er wies auf bestehende Probleme hin, die den Apothekenbetrieb belasten – etwa Lieferengpässe, wechselnde Verträge mit Krankenkassen, drohende Retaxationen und die Genehmigungspflicht für bestimmte Arznei- und Hilfsmittel. Die Einführung der „Light-Apotheke“ würde den Druck auf das Apothekenpersonal erhöhen und möglicherweise zu längeren Wartezeiten für die Patientinnen und Patienten führen.

In Städten wie Bremen und Berlin sei die Apothekendichte ohnehin niedrig, was die Versorgungslage verschärfe. Während bundesweit 21 Apotheken auf 100.000 Einwohner kommen, liegt diese Zahl in Bremen lediglich bei 18. Sollte das Modell der „Light-Apotheken“ umgesetzt werden, könnte dies zu weiteren Engpässen in der Versorgung führen.

Auch die Pläne zur Reform der Notfallversorgung, die ein ärztliches Dispensierrecht vorsehen, stoßen auf Ablehnung. Laut Piekuth sei die flächendeckende Versorgung durch Apotheken im Notdienst bereits gewährleistet. Zusätzliche Eingriffe in das System seien nicht nötig und könnten die Effizienz der bestehenden Strukturen beeinträchtigen. Scholz und Piekuth fordern daher, die geplanten Gesetzesänderungen zu überdenken und die pharmazeutische Betreuung nicht zu gefährden.

Dr. Kirsten Kappert-Gonther betonte in diesem Zusammenhang die Bedeutung der Medikationsanalyse bei Polymedikation und hob hervor, wie wichtig eine wohnortnahe Versorgung durch Apotheken sei. Es müsse sichergestellt werden, dass Patientinnen und Patienten auch in Zukunft fußläufig Zugang zu einer Apotheke hätten, um eine hohe Versorgungsqualität zu gewährleisten.

Die Einführung der „Light-Apotheken“ steht im klaren Widerspruch zu den Ansprüchen der pharmazeutischen Versorgung und gefährdet letztlich die Patientensicherheit. Während PTA zweifellos eine wichtige Rolle im Apothekenalltag spielen, sind ihre Aufgaben nicht vergleichbar mit der umfassenden Verantwortung, die ein Apotheker trägt. Die geplanten Änderungen suggerieren eine vermeintliche Entlastung des Gesundheitswesens, übersehen aber die komplexen Anforderungen, die gerade im Bereich der Arzneimittelversorgung von größter Bedeutung sind.

Wenn die Idee einer „Light-Apotheke“ umgesetzt wird, könnte dies das Vertrauensverhältnis zwischen Patientinnen, Patienten und Apothekern nachhaltig beeinträchtigen. Insbesondere in Regionen mit einer niedrigen Apothekendichte, wie Bremen, würde die Einführung solcher Apotheken die Versorgung zusätzlich unter Druck setzen und möglicherweise zu Versorgungslücken führen.

Eine funktionierende, flächendeckende Apothekenversorgung ist unerlässlich für die Gesundheitsinfrastruktur. Statt auf experimentelle Modelle zu setzen, sollten die bestehenden Strukturen gestärkt und weiterentwickelt werden.

Von Engin Günder, Fachjournalist

 

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