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Zürich - Die schweizerische Ärzte-AG „Zur Rose" hat sich im vergangenen Jahr mit aller Kraft gesund geschrumpft. Um die Talfahrt der Versandapotheken in Deutschland („Zur Rose", VfG) zu stoppen und zumindest wieder in Richtung schwarze Zahlen zu kommen, nahm das Unternehmen aus Frauenfeld laut Firmenchef Walter Oberhänsli auch Umsatzeinbußen in Kauf. Der Verkauf des Generikaherstellers Helvepharm spülte neues Geld in die Kasse, Oberhänsli und seine Aktionäre atmen auf - und setzen weiter auf deutsche Patienten.
Gesund geschrumpft: Die schweizerische Ärzte-AG "Zur Rose" hat sich im vergangenen Jahr von der Talfahrt erholt. Foto: Elke Hinkelbein
Insgesamt erwirtschaftete „Zur Rose" knapp 350 Millionen Euro, das ist
genauso viel wie im Vorjahr. Auf die Belieferung von Ärzten mit
Sprechstundenbedarf und Arzneimitteln zur Selbstdispensation entfielen
umgerechnet 215 Millionen Euro (plus 3 Prozent), auf den Versandhandel
133 Millionen Euro, das sind 2 Prozent weniger als im Vorjahr. Wie schon
2008 vermasselten die deutschen Verbraucher den schweizerischen
Unternehmern das Geschäft.
Auf dem Heimatmarkt baute „Zur Rose" das Versandgeschäft um 3 Prozent
auf umgerechnet 63 Millionen Euro aus. Dagegen sanken die Einnahmen der
Versandapotheke „Zur Rose" mit Sitz in Halle und des tschechischen
OTC-Discounters VfG um 6 Prozent auf 70 Millionen Euro.
Gewinnbeteiligung: Firmenchef Walter Oberhänsli will den rund 2000 an "Zur Rose" beteiligten Ärzten eine Gewinnausschüttung von 1 Euro je Aktie zahlen. Foto: Elke Hinkelbein
Laut Oberhänsli war das operative Ergebnis der deutschen Ableger im
zweiten Halbjahr wieder positiv; allerdings korrigierte das Management
den Goodwill von VfG um umgerechnet 6,7 Millionen Euro. Die
schweizerischen Ärzte hatten den Versender 2007 für 25 Millionen Euro
übernommen. Aufgrund der Wertkorrektur lag „Zur Rose" nach Steuern
eigentlich mit 6 Millionen Euro in den roten Zahlen, nach einem Verlust
von 3 Millionen Euro im Vorjahr.
Dass Oberhänsli den rund 2000 an „Zur Rose" beteiligten Ärzten im Juni
trotzdem einen Jahresüberschuss von umgerechnet 27 Millionen Euro und
eine Ausschüttung von rund 1 Euro je Aktie verkünden kann, liegt derzeit
weniger an seiner Fortune als Versand-, sondern als Firmenhändler: 43
Millionen Euro zahlte der französische Pharmakonzern Sanofi-Aventis im
Juli für Helvepharm, knapp das Zehnfache des Umsatzes aus dem ersten
Halbjahr. 2,5 Millionen Euro hatte Oberhänsli seinem ehemaligen Partner
Stada vor vier Jahren für dessen 50-prozentiges Aktienpaket gezahlt -
nachdem der zuvor durch den Einstieg von „Zur Rose" als Versandhändler
in Deutschland politisch unter Druck geraten war.
Nach der dringend notwendigen Entschuldung sieht Oberhänsli „Zur Rose"
neu auf der Startlinie. Der diskutierte Rückzug aus Deutschland ist vom
Tisch; laut Oberhänsli sind die Marktchancen „beträchtlich". Selbst über
neue Geschäftsmodelle wird in Frauenfeld bereits nachgedacht.
Voraussetzung ist allerdings, dass „Anachronismen" wie das
Fremdbesitzverbot oder die Rx-Festpreise fallen. Davon will Oberhänsli
nun die Kassen überzeugen. „Man kann nicht nur am Produkt, sondern auch
am Vertrieb sparen." Mit solchen Äußerungen dürfte der Schweizer offene
Türen einrennen.
Patrick Hollstein, Mittwoch, 31. März 2010, 14:29 Uhr
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