Sehr geehrte Apothekerin, sehr geehrter Apotheker,
hier ist der vollständige Text für Sie:
Berlin - Im Grunde handelt es sich um eine einfache Idee: Salben und Cremes werden in der Apotheke nicht per Hand, sondern mit Hilfe eines Mixers hergestellt. Die angebotenen Geräte - der Unguator von Gako Konietzko und Topitec von Wepa - dürften allen PTAs und Apothekern vertraut sein. Was viele jedoch nicht wissen: Die beiden Hersteller streiten seit Jahren erbittert um das Patent. 2006 landete der Fall sogar vor dem Bundesgerichtshof (BGH).
Nicht mehr wegzudenken: Drei von vier Apotheken benutzen Rührgeräte in der Rezeptur. Foto: Gako
Angefangen hat alles 1960: Bei der Einarbeitung von Liquor carbonis und
Cignolin in Vaseline kam dem Pharmaziepraktikanten Albrecht Konietzko
die Idee, ein Handrührgerät aus der Küche seiner Mutter zu verwenden.
Die Salbe war mit Hilfe des Mixers gut gelungen; die Idee, Salben in
einem geschlossenen System herzustellen, war geboren. Ärger bekam
Konietzko nur mit seinem damaligen Chef - wegen der verschmutzten
Arbeitsflächen.
Zwanzig Jahre später nahm sich Konietzko, mittlerweile selbst
Apothekeninhaber, erneut des Themas an. Als automatisches Rührsystem
speziell für den Einsatz in Apotheken musste anfangs unter anderem eine
Bohrmaschine mit selbstgeschnitzten Rührern herhalten. 1993 präsentierte
Konietzko einen Prototypen und suchte erste Abnehmer, um in Produktion
gehen zu können. Im ersten Jahr nach der Markteinführung wurden mehr als
1000 Unguatoren verkauft, 1997 bot die neu gegründete Firma einen
Halbautomaten an. „Ich meine, eine Erfindung gemacht zu haben, die
revolutionär ist", so Konietzko über die Entwicklung des Geräts.
Die Konkurrenz ließ nicht lange auf sich warten: Der
Apothekenbedarfhersteller Wepa, der anfangs einer der drei
Vertriebspartner für Unguator war, präsentierte 1998 unter dem Namen
Topitec sowohl ein handgeführtes System als auch einen Halbautomaten.
Damit begannen die Streitigkeiten um das Patent, die trotz Vergleich in
Karlsruhe nach wie vor andauern: Aktuell geht es um die 2000
beziehungsweise 2008 eingeführten Modelle, bei denen die Mischparameter
wie Zeit und Rührgeschwindigkeit für Standardrezepturen hinterlegt sind.
Innovationen für die Rezeptur: Wepa und Gako vertreiben Rührsysteme für Apotheken. Foto: Wepa
Heute sind die Rührmaschinen zur Herstellung von Salben und Cremes aus
Apotheken kaum mehr wegzudenken. Etwa drei von vier Apotheken benutzen
entweder Unguator oder Topitec, so Schätzungen von Wepa. Noch immer
bieten die beiden Unternehmen Gako Konietzko und Wepa jeweils drei
verschiedene Geräte an, die auch ins Ausland exportiert werden. Für die
Investition muss mit rund 500 Euro für die einfache Variante und ab 2000
Euro für die neuen Modelle gerechnet werden.
Ohne Konkurrenz, dafür aber weniger verbreitet, ist das so genannte
Tubag Rolliersystem: Die Rezepturbestandteile werden in einen
durchsichtigen Beutel gegeben, verschlossen und mit speziellen
Werkzeugen gewalkt. Die fertige Mischung kommt anschließend inklusive
Mischbeutel in eine Aluminiumtube, die ebenfalls vom Hersteller
angeboten wird. Das seit 2004 angebotene Handgerät kostet 260 Euro. Den
derzeit noch geringen Bekanntheitsgrad führt der Entwickler, ein
Apotheker aus dem baden-württembergischen Engstingen, auf die fehlende
Automatisierung zurück. Noch in diesem Jahr soll ein Prototyp für die
Maschine vorgestellt werden.
Auch Krankenhausapotheken greifen bei der Rezepturherstellung auf
Unguator und Topitec zurück. Allerdings: Halbfeste Zubereitungen können
lediglich bis zu einer Menge von einem Kilogramm angefertigt werden. Wer
es größer braucht, nimmt Maschinen des Hamelner Unternehmens Stephan
Food Service Equipment, das aus der Lebensmittel- und Kosmetikindustrie
kommt. Mit den Geräten können Ansätze zwischen 0,5 und 35 Litern
bearbeitet werden.
Yvette Meißner, Mittwoch, 24. März 2010, 15:41 Uhr
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