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Berlin - Mehr
als 3,6 Milliarden Euro hat der Verkauf von Ratiopharm an Teva
gebracht. Nach Angaben von Chefverkäufer Hans-Joachim Ziems kann die
Merckle-Gruppe damit auf einen Schlag ihre Schulden komplett
zurückzahlen. Auch bei Phoenix dürfte die Nachricht für ein Aufatmen
gesorgt haben, hatte doch die Ratiopharm-Holding VEM beim
Schwesterkonzern ein Darlehen über einen dreistelligen Millionenbetrag
aufgenommen und diesen dadurch mit in die Krise gezogen.
415 Millionen Euro zuzüglich Zinsen in Höhe von 7,3 Millionen Euro
hatte der mittlerweile verstorbene Firmenchef Adolf Merckle Ende 2008
bei Phoenix zugunsten der VEM abgezweigt. Da infolge der Überschuldung
der VEM ein Totalausfall drohte, wurde Phoenix in das
Stillhalteabkommen mit den Merckle-Gläubigerbanken einbezogen.
Knapp 4,5 Milliarden Euro Schulden hatte die VEM Ende 2008, das waren 2
Milliarden Euro mehr als zum Jahresbeginn. Merckle hatte 1,25
Milliarden Euro in Aktien von Heidelberg Cement investiert; als infolge
der Finanzkrise der Kurs massiv einbrach, konnte die VEM als zentrale
Finanzdrehscheibe ihren Nachschusspflichten aus eigener Kraft nicht
nachkommen. Schief gegangene Börsengeschäfte brachten der VEM-Tochter
Ratiopharm zusätzlich Verluste in Höhe von 721 Millionen Euro.
Ende Oktober 2008 geriet die Merckle-Gruppe in eine massive
Liquiditätskrise. 1,5 Milliarden Euro hatte sich die VEM neu von Banken
geliehen; insgesamt summierten sich die Bankverbindlichkeiten auf 3,7
Milliarden Euro. 535 Millionen Euro waren als kurzfristige Darlehen
innerhalb des Merckle-Imperiums transferiert worden, der größte Teil
davon aus der Kasse von Phoenix.
Am 23. Dezember unterzeichnete Merckle mit den 61 Gläubigerbanken ein
Stillhalteabkommen, das am 5. Januar 2009 - dem Todestag des
Firmengründers - in Kraft trat. Am 6. Januar bewilligten die Banken
Überbrückungskredite in Höhe von 110 Millionen Euro zugunsten der VEM
sowie 320 Millionen Euro zugunsten von Phoenix. Das Stillhalteabkommen
wurde schließlich im Juni bis Ende 2010 verlängert.
Die Sanierung des Imperiums ging deutlich schneller und reibungsloser
als erwartet. Bereits im Sommer reduzierte die Merckle-Gruppe massiv
ihre Beteiligung am Baustoffkonzern - zu günstigen Konditionen. Auch
der Kaufpreis für Ratiopharm lag deutlich über den Erwartungen. Die
Verbindlichkeiten des emotionalen Herzstücks des Imperiums hat Teva
gleich mit übernommen.
Die VEM ist also schuldenfrei. Spannend bleibt nun die Frage, wie es
bei Phoenix weitergeht. Eingerahmt von Kässbohrer sowie den
Beteiligungen an verschiedenen Industrie- und Immobilienprojekten ist
der Konzern neuer Mittelpunkt des zurechtgestutzen Imperiums. Über die
Zukunft von Europas größtem Pharmahändler ist nach Angaben einer
Sprecherin der Merckle-Familie noch nicht entschieden. Ziel sei und
bleibe die Entschuldung - und der Erhalt von möglichst viel dessen, was
Adolf Merckle aufgebaut hatte.
Patrick Hollstein, Freitag, 19. März 2010, 12:00 Uhr
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