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Lyon/Washington - Das
Hormon Oxytocin könnte möglicherweise bei Autismus helfen. Die
Patienten haben typischerweise Schwierigkeiten, mit anderen Menschen zu
kommunizieren, ihnen in die Augen zu schauen und ihre Mimik und Gestik
zu verstehen. Neurowissenschaftler in Frankreich gaben 13 erwachsenen
Menschen mit der Entwicklungsstörung ein Oxytocin-Nasenspray. Die
Ergebnisse ihrer Untersuchungen deuten darauf hin, dass das Hormon den
Patienten den sozialen Umgang mit anderen Menschen erleichtern könnte.
Die Studienteilnehmer hatten Formen von Autismus, bei denen die
Intelligenz normal bis überdurchschnittlich entwickelt ist. Nach der
Gabe von Oxytocin per Nasenspray spielten die Patienten Ballwerfen am
Computer mit drei virtuellen Partnern. Die drei Computerfiguren
spielten den Ball unterschiedlich häufig an die Patienten zurück.
Die Forscher wollten herausfinden, ob die Patienten sich für den
„guten" Ballpartner entscheiden würden, also für den, der ihnen den
Ball am häufigsten zuwarf. Die Studienteilnehmer, die Oxytocin erhalten
hatten, wandten sich tatsächlich dem „guten" Ballspieler zu und
spielten diesem den Ball häufiger zu als den anderen. Nach eigenen
Angaben hatten sie mehr Vertrauen zu ihm. Patienten ohne Oxytocin
machten diese Unterscheidung nicht.
In einem zweiten Test sahen sich die Patienten Abbildungen von
Gesichtern an. Sie sollten sagen, ob es sich um einen Mann oder eine
Frau handelt und in welche Richtung das Gesicht schaut. Mit Oxytocin
schauten die Autisten den Gesichtern länger in die Augen und fühlten
sich den Angaben zufolge weniger unwohl dabei. Im Vergleich zu Menschen
ohne die Entwicklungsstörung verweilte ihr Blick jedoch deutlich kürzer
auf den Augen des Gegenübers.
Die Veränderungen im Sozialverhalten seien insgesamt sehr
unterschiedlich gewesen, berichten die Forscher. Weitere Studien über
die regelmäßige Gabe von Oxytocin seien notwendig, um den Einsatz des
Hormons genau zu überprüfen.
Die Entstehung von Autismus ist bislang noch nicht geklärt. Eine Reihe
von genetischen und neurobiologischen Faktoren soll dabei eine Rolle
spielen, unter anderem auch Oxytocin. Das Hormon beeinflusst
beispielsweise das Vertrauen und die Bindung zwischen Mutter und
Neugeborenem, die sexuelle Aktivität bei Erwachsenen und soll
ausgleichend bei Stress wirken.
Die Studie der Forscher vom Zentrum für Kognitive Neurowissenschaften
in Lyon ist in den Proceedings der US-Akademie der Wissenschaften
(PNAS) veröffentlicht.
dpa, Dienstag, 16. Februar 2010, 10:18 Uhr
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