Sehr geehrte Apothekerin, sehr geehrter Apotheker,
hier ist der vollständige Text für Sie:
Berlin - Der Bundesverbands der Arzneimittelhersteller (BAH) hat eine Studie zu den medizinischen Folgen der Rabattverträge anfertigen lassen: Der Untersuchung zufolge hat der Medikamentenwechsel nicht nur einen negativen Einfluss auf die Compliance, sondern kann zudem auch die Wirksamkeit der Präparate beeinflussen. Das Marktforschungsunternehmen IMS Health hatte Lipdisenker, Antidepressiva und Insuline untersucht.
Austausch mit Folgen? Nach einer Studie des Bundesverbands der Arzneimittelhersteller kann der rabattvertragsbedingte Wechsel von Medikamenten auch deren Wirksamkeit beeinflussen. Foto: apotheke adhoc
Der Studie zufolge hat ein erheblicher Teil der Patienten bereits kurz
nach der Umstellung auf rabattierte Produkte wieder das ursprüngliche
Präparat erhalten: 5 Prozent der mit Antidepressiva behandelten
Personen doppelt so viele bei den Lipidsenkern.
Generell beobachteten die Marktforscher, dass sich nach der Umstellung
auf eine Rabatt-Arzneimittel der Abstand bis zur Einreichung eines
Folgerezepts verlängerte - teilweise um zwei bis drei Wochen. Fast die
Hälfte der depressiven Patienten erhielt innerhalb des Jahres nach dem
Produktwechsel sogar überhaupt keine Folgeverordnung der gleichen
Substanz mehr. „Wir werten das als Indiz dafür, dass die Patienten ihre
Medikamente nach einer Umstellung nicht mehr so regelmäßig einnehmen
oder sogar die Therapie abbrechen", so die BAH-Referentin Cosima
Kötting, die maßgeblich an der Studie beteiligt war.
Auch auf die Wirksamkeit kann der Produktwechsel Auswirkungen haben:
Nach der Umstellung wurde der Cholesterolspiegel durch den
Rabatt-Lipidsenker demnach weniger stark gesenkt als bei Patienten, die
ihr Präparat behalten konnten. Allerdings: Während für diese Auswertung
mehr als 1500 umgestellte Personen betrachtet wurden, waren es in der
Vergleichsgruppe ohne Wechsel nur 32.
Die Ergebnisse beruhen auf anonymisierten Daten von IMS Health, die das
Marktforschungsunternehmen aus Arztpraxen und Apothekenrechenzentren
bezieht.
Yvette Meißner, Donnerstag, 11. Februar 2010, 15:34 Uhr
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Berlin - Der Beipackzettel und häufig wechselnde Präparate durch die Rabattverträge sind nach Ansicht von Medizinern die Hauptursachen für eine schlechte Compliance. Einer gemeinsamen Umfrage der medizinischen Fachzeitschrift Medical Tribune, der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin (DGIM) und der Deutschen Gesellschaft für Versicherte und Patienten (DGVP) unter 5.000 Ärzten zufolge geraten zahlreiche Patienten durch den unkorrekten Umgang mit Arzneimitteln sogar in lebensbedrohliche Situationen. Die Studie wurde mit Unterstützung des Unternehmens Ratiopharm durchgeführt.
Kreuz für die Compliance: Acht von zehn Ärzten sehen den Austausch von Arzneimitteln als Ursache für mangelnde Therapietreue. Foto: apotheke adhoc
Neun von zehn Ärzten glauben, dass die Patienten durch die
Packungsbeilage verunsichert werden, in der auch sehr seltene
Nebenwirkungen aufgeführt werden müssen. Immerhin 80 Prozent sehen das
wechselnde Aussehen von Präparaten durch den Austausch in der Apotheke
als Compliance-Killer an.
Dennoch setzen der Umfrage zufolge 92 Prozent der befragten
Allgemeinmediziner, Praktiker und Internisten bei der Mehrzahl ihrer
Verordnungen kein Aut idem-Kreuz. Es gibt jedoch Ausnahmen: Am
häufigsten schließen die Ärzte den Austausch bei Senioren aus - jeder
fünfte Arzt kreuzt bei geriatrischen Patienten Aut idem aus. Bei allen
anderen Patientengruppen liegen die Ausschlussquoten lediglich im
einstelligen Bereich.
Weitere wichtige Ursachen für unbefriedigende Compliance sind
„notwendige Polymedikation" (53 Prozent) und „unerwünschte Wirkungen"
(45 Prozent). Die Ärzte durften jeweils drei Antworten geben. Lediglich
9 Prozent der Befragten sahen Schwierigkeiten bei der Einnahme als
Ursache für schlechte Therapietreue an.
Compliance-Probleme sehen die Ärzte am häufigsten bei den Indikationen
Bluthochdruck, Typ-2-Diabetes und psychiatrische Leiden. Typisch seien
die Nicht-, Falsch- oder Doppeleinnahme von Medikamenten. Besonders
groß ist der Umfrage zufolge die Gefahr einer versehentlichen
Überdosierung, weil Patienten Restbestände der gewohnten Tabletten und
zusätzlich die anders aussehenden neuen Tabletten einnehmen.
Sechs von zehn Ärzten berichteten, dass sie bei ihren Patienten schon
ernste Probleme als Folge von Einnahmefehlern erlebt hätten. So gab
jeder fünfte Arzt Blutdruck- und jeder zehnte Arzt
Blutzuckerentgleisungen als Komplikationen an. Auch Überdosierung
blutverdünnender Mittel, Fällen von Koma, Amputationen und Todesfolge
wurde dokumentiert.
„Unsere Studie hat klar gezeigt, dass Patienten durch
Compliance-Probleme schwerwiegende Gesundheitsschäden davontragen
können", sagte DGVP-Präsident Wolfram-Arnim Candidus. Die Initiatoren
der Untersuchung fordern deshalb verbesserte gesundheitspolitische
Rahmenbedingungen sowie mehr Information durch Ärzte und Apotheker.
Désirée Kietzmann, Dienstag, 13. Oktober 2009, 12:22 Uhr
Berlin - Die Rabattverträge bereiten den Apotheken viel zusätzliche Arbeit. Doch auch in Arztpraxen sind die Vereinbarungen zwischen Kassen und Herstellern nicht besonders beliebt: Patienten beschweren sich über die Umstellung oder verlangen ihre gewohnten Präparate. Schwierigkeiten bereitet zudem die Praxis-Software.
Compliance, Software, Regresse: In Arztpraxen verursachen die Rabattverträge jede Menge Ärger. Foto: Elke Hinkelbein
Dr. Uwe Kraffel von der Kassenärztlichen Vereinigung Berlin berichtet
von „verheerenden" Compliance-Problemen in seiner Praxis: „Viele
Patienten denken, dass sich jemand geirrt hat, wenn sie ein ungewohntes
Präparat erhalten. Sie kommen in die Praxis zurück und haben mehrere
Tage ihre Tabletten nicht genommen", sagte Kraffel gegenüber apotheke adhoc.
Bei der Umsetzung der Rabattverträge haben die Mediziner Kraffel
zufolge noch ein weiteres Problem, denn die Rabattverträge seien kaum
zu durchschauen: „Die Verträge werden in der Praxis-Software nur zum
Teil abgebildet. Das ist eher zufällig", sagte Kraffel.
Auch auf die Wirtschaftlichkeitsprüfung haben die Rabattverträge
Kraffel zufolge Einfluss: Weil für die Rabattarzneimittel nur die
Listenpreise herangezogen werden, lassen sie sich nicht mit anderen
Produkten vergleichen. „Die ganze Wirtschaftlichkeitsprüfung fällt
damit flach", sagte Kraffel.
Alexander Müller, Montag, 23. Februar 2009, 15:02 Uhr
Berlin - Eine zentrale Ursache für mangelhafte Therapietreue scheinen die Kosten für Arzneimittel zu sein: Einer aktuellen US-amerikanischen Studie zufolge lässt die Compliance umso mehr nach, je höher die zu leistenden Zuzahlungen sind. Als in den USA vor einigen Jahren die Eigenbeteiligung um zehn Prozent erhöht wurde, bröckelte die Therapietreue in allen Bevölkerungsschichten. Vor allem einkommensschwache Menschen leisten sich ihre Arzneimittel mitunter nicht. In sozial schwachen Gebieten sind Patienten laut Studie bis zu 30 Prozent weniger therapietreu als in reicheren Gegenden.
Compliance als Luxus: Studien zufolge lösen viele Patienten ihre Rezepte nie ein. Foto: Elke Hinkelbein
Mangelnde Therapietreue ist kein spezifisch amerikanisches Problem: In
Dänemark beispielsweise löst jeder dritte Patient sein Rezept nicht
ein. Dies ergab eine aktuelle Studie des Copenhagen University Hospital
mit 322 Patienten, die insgesamt 390 Medikamente verschrieben bekommen
hatten. Die Auswertung der Rezeptdaten ergab außerdem, dass Patienten
ihr Rezept vor allem in der ersten Woche nach dem Arztbesuch einlösen.
Laut Studie folgen vor allem akut Erkrankte sowie ältere Patienten und
solche, die einen Spezialisten besucht haben, den ärztlichen
Verordnungen. Chroniker hingegen holten ihre verschriebenen Medikamente
seltener ab. Außerdem lösen Patienten Rezepte für Tabletten häufiger
ein als solche für äußerlich wirkende Arzneimittel.
Weder ABDA noch GKV-Spitzenverband und Kassenärztliche
Bundesvereinigung (KBV) verfügen nach eigenen Angaben über Zahlen, wie
viele Rezepte in Deutschland uneingelöst bleiben.
Julia Pradel, Montag, 25. August 2008, 10:57 Uhr
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