• 11.02.2010 - BAH: Rabattverträge mit Nebenwirkungen

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ARZNEIMITTELTHERAPIE

BAH: Rabattverträge mit Nebenwirkungen

 

Berlin  -  Der Bundesverbands der Arzneimittelhersteller (BAH) hat eine Studie zu den medizinischen Folgen der Rabattverträge anfertigen lassen: Der Untersuchung zufolge hat der Medikamentenwechsel nicht nur einen negativen Einfluss auf die Compliance, sondern kann zudem auch die Wirksamkeit der Präparate beeinflussen. Das Marktforschungsunternehmen IMS Health hatte Lipdisenker, Antidepressiva und Insuline untersucht.

Austausch mit Folgen? Nach einer Studie des Bundesverbands der Arzneimittelhersteller kann der rabattvertragsbedingte Wechsel von Medikamenten auch deren Wirksamkeit beeinflussen. Foto: APOTHEKE ADHOC

Austausch mit Folgen? Nach einer Studie des Bundesverbands der Arzneimittelhersteller kann der rabattvertragsbedingte Wechsel von Medikamenten auch deren Wirksamkeit beeinflussen. Foto: apotheke adhoc

Der Studie zufolge hat ein erheblicher Teil der Patienten bereits kurz nach der Umstellung auf rabattierte Produkte wieder das ursprüngliche Präparat erhalten: 5 Prozent der mit Antidepressiva behandelten Personen doppelt so viele bei den Lipidsenkern.

Generell beobachteten die Marktforscher, dass sich nach der Umstellung auf eine Rabatt-Arzneimittel der Abstand bis zur Einreichung eines Folgerezepts verlängerte - teilweise um zwei bis drei Wochen. Fast die Hälfte der depressiven Patienten erhielt innerhalb des Jahres nach dem Produktwechsel sogar überhaupt keine Folgeverordnung der gleichen Substanz mehr. „Wir werten das als Indiz dafür, dass die Patienten ihre Medikamente nach einer Umstellung nicht mehr so regelmäßig einnehmen oder sogar die Therapie abbrechen", so die BAH-Referentin Cosima Kötting, die maßgeblich an der Studie beteiligt war.

Auch auf die Wirksamkeit kann der Produktwechsel Auswirkungen haben: Nach der Umstellung wurde der Cholesterolspiegel durch den Rabatt-Lipidsenker demnach weniger stark gesenkt als bei Patienten, die ihr Präparat behalten konnten. Allerdings: Während für diese Auswertung mehr als 1500 umgestellte Personen betrachtet wurden, waren es in der Vergleichsgruppe ohne Wechsel nur 32.

Die Ergebnisse beruhen auf anonymisierten Daten von IMS Health, die das Marktforschungsunternehmen aus Arztpraxen und Apothekenrechenzentren bezieht.

Yvette Meißner, Donnerstag, 11. Februar 2010, 15:34 Uhr

Lesen Sie auch

 

ÄRZTEUMFRAGE

Non-Compliance durch Rabattverträge

 

Berlin  -  Der Beipackzettel und häufig wechselnde Präparate durch die Rabattverträge sind nach Ansicht von Medizinern die Hauptursachen für eine schlechte Compliance. Einer gemeinsamen Umfrage der medizinischen Fachzeitschrift Medical Tribune, der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin (DGIM) und der Deutschen Gesellschaft für Versicherte und Patienten (DGVP) unter 5.000 Ärzten zufolge geraten zahlreiche Patienten durch den unkorrekten Umgang mit Arzneimitteln sogar in lebensbedrohliche Situationen. Die Studie wurde mit Unterstützung des Unternehmens Ratiopharm durchgeführt.

Kreuz für die Compliance: Acht von zehn Ärzten sehen den Austausch von Arzneimitteln als Ursache für mangelnde Therapietreue. Foto: APOTHEKE ADHOC

Kreuz für die Compliance: Acht von zehn Ärzten sehen den Austausch von Arzneimitteln als Ursache für mangelnde Therapietreue. Foto: apotheke adhoc

Neun von zehn Ärzten glauben, dass die Patienten durch die Packungsbeilage verunsichert werden, in der auch sehr seltene Nebenwirkungen aufgeführt werden müssen. Immerhin 80 Prozent sehen das wechselnde Aussehen von Präparaten durch den Austausch in der Apotheke als Compliance-Killer an.

Dennoch setzen der Umfrage zufolge 92 Prozent der befragten Allgemeinmediziner, Praktiker und Internisten bei der Mehrzahl ihrer Verordnungen kein Aut idem-Kreuz. Es gibt jedoch Ausnahmen: Am häufigsten schließen die Ärzte den Austausch bei Senioren aus - jeder fünfte Arzt kreuzt bei geriatrischen Patienten Aut idem aus. Bei allen anderen Patientengruppen liegen die Ausschlussquoten lediglich im einstelligen Bereich.

Weitere wichtige Ursachen für unbefriedigende Compliance sind „notwendige Polymedikation" (53 Prozent) und „unerwünschte Wirkungen" (45 Prozent). Die Ärzte durften jeweils drei Antworten geben. Lediglich 9 Prozent der Befragten sahen Schwierigkeiten bei der Einnahme als Ursache für schlechte Therapietreue an.

Compliance-Probleme sehen die Ärzte am häufigsten bei den Indikationen Bluthochdruck, Typ-2-Diabetes und psychiatrische Leiden. Typisch seien die Nicht-, Falsch- oder Doppeleinnahme von Medikamenten. Besonders groß ist der Umfrage zufolge die Gefahr einer versehentlichen Überdosierung, weil Patienten Restbestände der gewohnten Tabletten und zusätzlich die anders aussehenden neuen Tabletten einnehmen.

Sechs von zehn Ärzten berichteten, dass sie bei ihren Patienten schon ernste Probleme als Folge von Einnahmefehlern erlebt hätten. So gab jeder fünfte Arzt Blutdruck- und jeder zehnte Arzt Blutzuckerentgleisungen als Komplikationen an. Auch Überdosierung blutverdünnender Mittel, Fällen von Koma, Amputationen und Todesfolge wurde dokumentiert.

„Unsere Studie hat klar gezeigt, dass Patienten durch Compliance-Probleme schwerwiegende Gesundheitsschäden davontragen können", sagte DGVP-Präsident Wolfram-Arnim Candidus. Die Initiatoren der Untersuchung fordern deshalb verbesserte gesundheitspolitische Rahmenbedingungen sowie mehr Information durch Ärzte und Apotheker.

Désirée Kietzmann, Dienstag, 13. Oktober 2009, 12:22 Uhr

 

 

RABATTVERTRÄGE

Ärzte beklagen Non-Compliance

 

Berlin  -  Die Rabattverträge bereiten den Apotheken viel zusätzliche Arbeit. Doch auch in Arztpraxen sind die Vereinbarungen zwischen Kassen und Herstellern nicht besonders beliebt: Patienten beschweren sich über die Umstellung oder verlangen ihre gewohnten Präparate. Schwierigkeiten bereitet zudem die Praxis-Software.

Compliance, Software, Regresse: In Arztpraxen verursachen die Rabattverträge jede Menge Ärger. Foto: Elke Hinkelbein

Compliance, Software, Regresse: In Arztpraxen verursachen die Rabattverträge jede Menge Ärger. Foto: Elke Hinkelbein

Dr. Uwe Kraffel von der Kassenärztlichen Vereinigung Berlin berichtet von „verheerenden" Compliance-Problemen in seiner Praxis: „Viele Patienten denken, dass sich jemand geirrt hat, wenn sie ein ungewohntes Präparat erhalten. Sie kommen in die Praxis zurück und haben mehrere Tage ihre Tabletten nicht genommen", sagte Kraffel gegenüber apotheke adhoc.

Bei der Umsetzung der Rabattverträge haben die Mediziner Kraffel zufolge noch ein weiteres Problem, denn die Rabattverträge seien kaum zu durchschauen: „Die Verträge werden in der Praxis-Software nur zum Teil abgebildet. Das ist eher zufällig", sagte Kraffel.

Auch auf die Wirtschaftlichkeitsprüfung haben die Rabattverträge Kraffel zufolge Einfluss: Weil für die Rabattarzneimittel nur die Listenpreise herangezogen werden, lassen sie sich nicht mit anderen Produkten vergleichen. „Die ganze Wirtschaftlichkeitsprüfung fällt damit flach", sagte Kraffel.

Alexander Müller, Montag, 23. Februar 2009, 15:02 Uhr

 

 

COMPLIANCE

Kein Geld für Arzneimittel

Berlin  -  Eine zentrale Ursache für mangelhafte Therapietreue scheinen die Kosten für Arzneimittel zu sein: Einer aktuellen US-amerikanischen Studie zufolge lässt die Compliance umso mehr nach, je höher die zu leistenden Zuzahlungen sind. Als in den USA vor einigen Jahren die Eigenbeteiligung um zehn Prozent erhöht wurde, bröckelte die Therapietreue in allen Bevölkerungsschichten. Vor allem einkommensschwache Menschen leisten sich ihre Arzneimittel mitunter nicht. In sozial schwachen Gebieten sind Patienten laut Studie bis zu 30 Prozent weniger therapietreu als in reicheren Gegenden.

Compliance als Luxus: Studien zufolge lösen viele Patienten ihre Rezepte nie ein. Foto: Elke Hinkelbein

Compliance als Luxus: Studien zufolge lösen viele Patienten ihre Rezepte nie ein. Foto: Elke Hinkelbein

Mangelnde Therapietreue ist kein spezifisch amerikanisches Problem: In Dänemark beispielsweise löst jeder dritte Patient sein Rezept nicht ein. Dies ergab eine aktuelle Studie des Copenhagen University Hospital mit 322 Patienten, die insgesamt 390 Medikamente verschrieben bekommen hatten. Die Auswertung der Rezeptdaten ergab außerdem, dass Patienten ihr Rezept vor allem in der ersten Woche nach dem Arztbesuch einlösen.

Laut Studie folgen vor allem akut Erkrankte sowie ältere Patienten und solche, die einen Spezialisten besucht haben, den ärztlichen Verordnungen. Chroniker hingegen holten ihre verschriebenen Medikamente seltener ab. Außerdem lösen Patienten Rezepte für Tabletten häufiger ein als solche für äußerlich wirkende Arzneimittel.

Weder ABDA noch GKV-Spitzenverband und Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) verfügen nach eigenen Angaben über Zahlen, wie viele Rezepte in Deutschland uneingelöst bleiben.

Julia Pradel, Montag, 25. August 2008, 10:57 Uhr

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