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Berlin - Schweizerische Apothekenketten bevorzugen bei der Abgabe von Generika auffallend oft bestimmte Hersteller. Dies geht aus Zahlen von Helsana, dem größten Krankenversicherer der Schweiz, hervor. Der Konzern vermutet hinter diesen Abweichungen vom Apothekendurchschnitt verdeckte Absprachen mit Generikaherstellern und hohe Rabatte für die Apothekenketten.
Konzentration auf Sandoz-Präparate: Sie werden von der Galenica-Kette Amavita besonders häufig abgegeben. Foto: APOTHEKE ADHOC
Helsana hat die Marktanteile der Generikahersteller für die einzelnen
Ketten auf der Basis von Rechnungen ermittelt, die die knapp 2
Millionen Versicherten von Januar bis November 2009 eingereicht hatten.
Besonders stark fallen demzufolge die Abweichung bei der Kette Amavita
aus: Die zum Pharmahandelskonzern Galenica gehörenden Amavita-Apotheken
gaben vor allem Sandoz-Präparate ab: 64 Prozent aller verkauften
Generika waren von Sandoz. In anderen Apotheken lag der Anteil bei
unter 40 Prozent.
Bevorzugt wurden Sandoz-Präparate bei fast jeder zweiten Abgabe demnach
auch von der Kette Coop Vitality, die Galenica und der Supermarktkette
Coop gehört. Der schweizerische Hersteller Mepha, der bis vor wenigen
Wochen Teil des Merckle-Imperiums war, wurde dagegen von den Apotheken
der zu Merckle gehörenden Groupe Capitôle präferiert: Der Hersteller
kam auf einen Abgabeanteil von 67 Prozent, 22 Prozentpunkte mehr als in
der durchschnittlichen Apotheke.
Helsana vermutet, dass zwischen Herstellern und Apothekenketten
Absprachen oder Verträge bestehen, von denen die Apotheken finanziell
profitierten. Zwar seien Verträge zwischen Herstellern und Apothekern
nicht grundsätzlich illegal, sagte Urs Henseler, Leiter des
Leistungseinkaufs Pharma/Pflege der Helsana-Gruppe, gegenüber APOTHEKE
ADHOC. „Eine Apothekenkette, die gut verhandelt, soll von den
Konditionen auch profitieren." Rabatte müssten aber anteilig
transparent gemacht und an Versicherte weitergereicht werden, forderte
Henseler.
Während bei Groupe Capitôle bislang niemand für eine Stellungnahme zu
erreichen war, verneint Galenica die Existenz solcher Verträge: „Es
gibt keine Verpflichtungen, gewisse Produkte zu fördern", sagte eine
Unternehmenssprecherin gegenüber APOTHEKE ADHOC. Die Bevorzugung von
Sandoz-Präparaten erkläre sich aus der begrenzten Lagerkapazität der
Apotheken. Deshalb konzentriere sich Galenica auf Anbieter, „die ein
umfassendes, breites und qualitativ hochwertiges Sortiment führen, die
Verfügbarkeit der Medikamente sicherstellen können".
Bevorzugt würden außerdem Hersteller, die die Apotheken beispielsweise
bei der Ausbildung unterstützen oder einen wissenschaftlichen
Auskunftsdienst anbieten. Auch die Konkurrenz verfahre so. „Ist das
Medikament nicht an Lager, macht die Apothekerin oder der Apotheker
einen Alternativvorschlag oder bietet an, das gewünschte Produkt zu
bestellen", so Galenica.
Eine Praxis, die bei Helsana für Unmut sorgt: Ketten schränkten so die
Wahlfreiheit von Arzt und Patient ein, kritisierte Henseler. Zudem
würden oft teure Präparate statt günstigerer Alternativen abgegeben.
Rund 100 Millionen Schweizer Franken (umgerechnet etwa 68,4 Millionen
Euro) gibt Helsana jährlich für Generika aus; eigenen Angaben zufolge
beträgt der Marktanteil des Versicherers rund 20 Prozent. Obwohl
Helsana grundsätzlich Rabattverträgen zwischen Herstellern und
Apotheken bei Einbeziehung der Patienten offen gegenüber steht, spricht
sich der Konzern gegen einen ausufernden Preiswettbewerb aus. Ein
funktionierender Generikamarkt brauche eine Mindestanzahl an
Herstellern. Eine „ruinöse Billigpolitik, wie sie derzeit Deutschland
betreibt," sei dagegen nicht erfolgversprechend.
Janina Rauers, Donnerstag, 11. März 2010, 09:36 Uhr
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