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KRANKENSTAND
Berlin - Deutschlands
Arbeitnehmer melden sich immer häufiger wegen psychischer Erkrankungen
krank. Die Zahl solcher Krankheitsfälle habe 2009 einen Höchststand
erreicht, berichtete die „Süddeutsche Zeitung" unter Berufung auf eine
Untersuchung des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO). Die
Forscher werteten die Krankheitsdaten von 9,7 Millionen erwerbstätigen
AOK-Mitgliedern aus.
Demnach sind psychisch bedingte Erkrankungen für die längsten Fehlzeiten
verantwortlich. „Bei einer Atemwegserkrankung fehlt ein Beschäftigter
im Schnitt 6,5 Tage, bei einer psychischen Erkrankung sind es fast 23
Tage", sagte der Mitherausgeber der Studie und stellvertretender
Geschäftsführer des Instituts, Helmut Schröder.
Nach der AOK-Studie liegen die seelischen Störungen mittlerweile an
vierter Stelle bei den Ursachen für eine Erkrankung Berufstätiger.
Insgesamt waren sie im vergangenen Jahr der Grund für 8,6 Prozent der
ausgefallenen Arbeitstage der AOK-Mitglieder. 2008 hatte der Wert noch
8,3 Prozent betragen.
Krankheitsgrund Nummer eins bleiben mit großem Abstand Leiden an
Muskulatur und Skelett. Sie sind für ein Viertel aller Erkrankungen
verantwortlich. In den meisten Fällen handelt es sich dabei um
Rückenbeschwerden.
Schon jetzt sind aber laut SZ psychische Erkrankungen die häufigste
Ursache für Frühverrentungen. 2007 begründete jeder Dritte seinen
vorzeitigen Ausstieg aus dem Beruf mit hartnäckigen Depressionen oder
anderen seelischen Störungen. Laut Berechnungen des Statistischen
Bundesamts sei durch die Volkskrankheit Depression im Jahr 2006 ein
Schaden von 26,7 Milliarden Euro entstanden.
Die Ursachen für die deutliche Zunahme der psychischen Probleme
vermuteten Gewerkschaften und Betriebsärzte im steigenden Stress einer
stark veränderten und beschleunigten Arbeitswelt. Ein anderes
Erklärungsmuster für den Anstieg der Fälle sei, dass die Arbeitnehmer
stärker als früher bereit sind, mit Ärzten über seelische Probleme zu
sprechen, so die Zeitung weiter.
Trotz der schweren Wirtschaftskrise 2009 stieg die Zahl der Fehlzeiten
laut AOK von 4,6 Prozent (2008) auf 4,9 Prozent (2009) an. Im
Durchschnitt dauerte eine Fehlzeit im vergangenen Jahr 17,3 Tage. In der
Vergangenheit dagegen sei in Krisen der Krankenstand oft gesunken, weil
die Beschäftigten aus Angst vor dem Jobverlust oft auch krank auf der
Arbeit erschienen.
Die meisten Fehlzeiten unter den AOK-Mitgliedern hatten 2009
Straßenreiniger und Müllmänner. Sie waren mit 28,8 Tagen im Schnitt fast
einen Monat krank. Die geringsten Fehlzeiten hatten Hochschullehrer mit
4,3 Tagen. Laut Statistik sind Frauen häufiger, aber kürzer krank.
Männer leiden vermehrt unter Muskel-Skelett-Erkrankungen und
Verletzungen, Frauen eher unter Atemwegserkrankungen und Depressionen.
dpa, Freitag, 09. Juli 2010, 11:20 Uhr
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