• 20.11.2024 – Apotheken-Nachrichten von heute - Update: Politik, Digitalisierung und neue Gesundheitsaufgaben

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APOTHEKE | Medienspiegel & Presse |

Apotheken-Nachrichten von heute - Update: Politik, Digitalisierung und neue Gesundheitsaufgaben

 

Steigende Anforderungen und innovative Konzepte prägen die Zukunft der Branche

Die Apothekenbranche in Deutschland steht vor einem tiefgreifenden Wandel. Politische Debatten wie die mögliche Abschaffung der Verbindlichkeit der Beschlüsse des Deutschen Apothekertags sorgen für Unsicherheit, während der wachsende Fokus auf Impfangebote in Apotheken steuerliche und organisatorische Herausforderungen mit sich bringt. Zugleich zeigt der entschlossene Widerstand der Apothekerschaft, wie geschlossenes Handeln Reformpläne beeinflussen kann. Technologische Fortschritte wie die Einführung der elektronischen Patientenakte oder die Reform der Rabattverträge für Antibiotika stellen neue Anforderungen an Apotheken und Arztpraxen, eröffnen jedoch zugleich Chancen. Während politische Parteien wie die AfD mit Forderungen nach höheren Vergütungen und weniger Bürokratie um die Apothekerschaft werben, bleibt die finanzielle Belastung vieler Betriebe eine zentrale Herausforderung. Parallel dazu rücken gesundheitliche Themen wie geschlechtsspezifische Unterschiede bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen, die Rolle von Cannabinoiden in der Kinderheilkunde und neue Studien zu Antikoagulanzien in den Fokus. Diese Dynamiken verdeutlichen, dass Apotheken über ihre traditionelle Rolle hinauswachsen müssen, um in einem sich wandelnden Gesundheitswesen langfristig bestehen zu können.

 

Streit um Satzungsänderung: Welche Folgen drohen für Apothekenbetreiber?

Die Debatte um die Satzungsänderung, die die Verbindlichkeit der Beschlüsse des Deutschen Apothekertags (DAT) aufheben soll, hat nicht nur politische, sondern auch praktische Auswirkungen für Apothekenbetreiber. Sollte die Änderung bestehen bleiben, müssen sich diese künftig darauf einstellen, dass die auf dem DAT gefassten Beschlüsse keine bindende Wirkung mehr haben. Stattdessen soll es der ABDA-Mitgliederversammlung obliegen, die Beschlüsse sachgerecht zu berücksichtigen oder abzuweisen.

Für Apothekenbetreiber bedeutet dies, dass sie verstärkt auf andere Wege der Interessenvertretung setzen müssen, um ihre Anliegen gegenüber der ABDA und der Politik durchzusetzen. Der Deutsche Apothekertag, der bislang als zentrale Plattform für die Entscheidungsfindung galt, würde in seiner bisherigen Funktion deutlich an Bedeutung verlieren. Entscheidungen, die Apotheken direkt betreffen – wie beispielsweise Honoraranpassungen, regulatorische Anforderungen oder politische Forderungen – könnten künftig weniger Gewicht haben, wenn sie nicht von der Mitgliederversammlung aufgegriffen werden.

Besonders problematisch könnte dies in Situationen werden, in denen schnelle politische Reaktionen erforderlich sind, beispielsweise bei Krisen wie der Lieferengpass-Problematik oder beim Umgang mit neuen gesetzlichen Vorgaben. Die Delegiertenversammlung in Eschborn hat signalisiert, dass sie die Rücknahme der Satzungsänderung fordert. Dennoch bleibt unklar, ob die ABDA-Mitgliederversammlung diesen Forderungen nachkommen wird. Hessens Kammerpräsidentin Ursula Funke hat zwar angekündigt, sich dafür einzusetzen, doch auch sie konnte keine Prognose zum Ausgang der Abstimmung abgeben.

Apothekenbetreiber sollten in der Zwischenzeit ihre Position innerhalb der bestehenden Strukturen kritisch prüfen und aktiv an den Diskussionen teilnehmen. Insbesondere in Regional- und Landesgruppen könnten gemeinsame Strategien entwickelt werden, um die Interessen der Apotheken unabhängig von der DAT-Verbindlichkeit weiterhin durchzusetzen. Zudem wäre es ratsam, die Entwicklungen auf der Mitgliederversammlung im Dezember genau zu verfolgen und gegebenenfalls über alternative Netzwerke Einfluss auf die ABDA-Entscheidungen zu nehmen.

Die aktuelle Unsicherheit rund um die Satzungsänderung verdeutlicht erneut, wie entscheidend eine starke und handlungsfähige Interessenvertretung für Apothekenbetreiber ist. Es bleibt abzuwarten, ob die ABDA-Spitze auf die Forderungen der Delegierten eingeht und den Deutschen Apothekertag in seiner bisherigen Form beibehält, oder ob Apothekenbetreiber sich auf eine veränderte Interessenvertretung einstellen müssen.

Die Satzungsänderung der ABDA mag auf den ersten Blick wie eine interne Reorganisation wirken, doch ihre Folgen könnten gravierend sein. Mit der geplanten Entmachtung des Deutschen Apothekertags droht eine Schwächung der direkten Mitsprache von Apothekenbetreibern. Gerade in einer Zeit, in der Apotheken mit vielfältigen Herausforderungen wie steigenden Kosten, Lieferengpässen und einer unzureichenden Honorierung konfrontiert sind, erscheint es paradox, die einzige Plattform zu beschneiden, die die Interessen der Basis unmittelbar artikuliert.

Es ist unerlässlich, dass die Mitgliederversammlung der ABDA die Bedenken der Delegierten ernst nimmt. Ein Rückschritt in der Entscheidungsstruktur könnte nicht nur das Vertrauen der Apotheken in ihre Spitzenorganisation schwächen, sondern auch die Schlagkraft der ABDA gegenüber der Politik beeinträchtigen. Die Zukunft der Apothekenlandschaft erfordert klare, verbindliche Beschlüsse und eine starke Interessenvertretung. Es bleibt zu hoffen, dass die Entscheidungsträger am 11. Dezember die Weichen in Richtung eines konstruktiven Dialogs und einer gestärkten Mitbestimmung stellen.

 

Steuerliche und versicherungstechnische Anforderungen für Impfungen in Apotheken

Mit der Zunahme der Impfangebote in Apotheken, insbesondere im Rahmen des Modellvorhabens nach § 132j SGB V, müssen Apothekenbetreiber nicht nur die medizinischen und organisatorischen Anforderungen beachten, sondern auch eine Reihe steuerlicher und versicherungstechnischer Aspekten berücksichtigen. Grippeschutzimpfungen und Impfungen gegen SARS-CoV-2 gehören mittlerweile zum Standardangebot vieler Apotheken. Diese Leistungen werden steuerlich als heilberufliche Tätigkeit gewertet und sind daher von der Umsatzsteuer befreit, so wie es die Treuhand Hannover in ihrem Newsletter erklärt.

Allerdings gilt diese Befreiung nur für die Vergütungen, die direkt mit der Durchführung der Impfung zusammenhängen. Das bedeutet, dass Leistungen wie die Erstellung von Impfausweisen oder administrative Aufgaben, die mit der Impfung verbunden sind, nicht unter die Steuerbefreiung fallen und daher der Umsatzsteuer unterliegen. Eine wichtige Ausnahme stellt auch die Situation dar, wenn nicht der Apotheker persönlich die Impfung vornimmt, sondern eine andere Person, etwa eine pharmazeutische Fachkraft. In diesem Fall bleibt die steuerliche Beurteilung der Vergütung unverändert, solange die Leistung im Zusammenhang mit der Impfung bleibt.

Ein weiterer wichtiger Punkt betrifft den Vorsteuerabzug. Apothekenbetreiber, die Impfungen anbieten, können nicht die Vorsteuer für die in direktem Zusammenhang mit den Impfungen stehenden Aufwendungen, wie etwa Impfstoffe und Materialien, abziehen. Stattdessen muss die Vorsteuer aus den allgemeinen Betriebskosten anteilig gekürzt werden. Diese Regelung erfordert eine sorgfältige Buchführung, um sicherzustellen, dass alle steuerlichen Anforderungen korrekt eingehalten werden.

Doch neben den steuerlichen Aspekten sind auch versicherungstechnische Fragen von erheblicher Bedeutung. Da Apothekenbetreiber nun in einem erweiterten medizinischen Bereich tätig sind, müssen sie sich auch über die entsprechenden Versicherungslösungen im Klaren sein. Eine spezielle Apothekenversicherung ist unerlässlich, um die Risiken der Impfungen abzusichern. Insbesondere Haftungsfragen spielen eine wichtige Rolle, da bei falscher Durchführung oder bei Nebenwirkungen der Impfung schnell rechtliche Konsequenzen drohen können. Eine Berufshaftpflichtversicherung deckt in der Regel solche Risiken ab, jedoch sind spezifische Zusatzpolicen erforderlich, um alle möglichen Szenarien zu berücksichtigen.

Die Anforderungen an eine Apothekenversicherung gehen über die Standardabsicherungen hinaus und beinhalten oft auch Cyber-Risiken sowie Risiken im Zusammenhang mit der elektronischen Dokumentation der Impfungen. Eine passende Versicherung muss daher eine umfassende Absicherung bieten, die sowohl die spezifischen Risiken der Impfungen als auch allgemeine betriebliche Gefahren abdeckt. Diese Versicherungen müssen regelmäßig überprüft und gegebenenfalls an die sich ändernden rechtlichen und betrieblichen Gegebenheiten angepasst werden.

Die Entscheidung vieler Apotheken, Impfungen anzubieten, ist nicht nur ein wirtschaftlicher Schritt, sondern auch eine Antwort auf die zunehmende Nachfrage nach alternativen Impfangeboten. Doch während die Erweiterung der Dienstleistungen in Apotheken durchaus Vorteile für die Gesundheitssysteme mit sich bringt, stellt sie Apotheker und Apothekenbetreiber vor neue Herausforderungen – insbesondere im Bereich der steuerlichen und versicherungstechnischen Anforderungen.

Die steuerliche Steuerbefreiung für die Impfung an sich ist eindeutig geregelt, doch die Nebenkosten, wie etwa die Ausstellung von Impfausweisen oder Verwaltungsaufgaben, die zusätzlich anfallen, werden oft übersehen. Diese Detailregelungen verlangen von Apotheken eine genaue Buchführung und ein tiefes Verständnis der Steuerrechtslage. Wer hier nicht exakt nach den Vorschriften handelt, riskiert Nachzahlungen oder Probleme mit den Finanzbehörden. Der Vorsteuerabzug, der für Impfmaterialien nicht gilt, stellt dabei eine weitere Hürde dar, die durch eine präzise Abgrenzung der Kosten und eine ordnungsgemäße Aufteilung der Vorsteuerlast umschifft werden muss.

Von entscheidender Bedeutung ist aber auch der Versicherungsbereich. Viele Apotheker unterschätzen die Haftungsrisiken, die mit der Durchführung von Impfungen verbunden sind. Fehlerhafte Impfungen, falsche Dosierungen oder Nebenwirkungen können zu teuren Haftungsfällen führen, die ohne die richtige Versicherung schwer abgedeckt werden können. Insofern ist eine maßgeschneiderte Versicherungslösung nicht nur ein wichtiger Schritt zum Schutz vor finanziellen Schäden, sondern auch ein Zeichen für verantwortungsvolles Handeln im Umgang mit den Gesundheitsrisiken, die durch die Impfungen entstehen können.

Apothekenbetreiber sollten daher regelmäßig ihre steuerliche und versicherungstechnische Situation prüfen, um keine unerwarteten Risiken einzugehen. Dies erfordert nicht nur eine enge Zusammenarbeit mit Steuerberatern, sondern auch eine Anpassung der Versicherungsverträge an die spezifischen Anforderungen der erweiterten Dienstleistungspalette. Nur so können Apotheken ihre Verantwortung als Gesundheitspartner voll und ganz wahrnehmen und sich gleichzeitig vor den finanziellen und rechtlichen Herausforderungen schützen, die mit der Einführung von Impfungen in Apotheken einhergehen.

 

Apothekerschaft in Niedersachsen: Widerstand zeigt Wirkung, aber die Arbeit geht weiter

Die niedersächsische Apothekerschaft hat in einem turbulenten Jahr die Reformpläne von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) erfolgreich abgewehrt, ohne dabei die eigene Struktur zu gefährden. Auf der Kammerversammlung in Hannover zog die Kammerpräsidentin Cathrin Burs am Mittwoch eine gemischte Bilanz. Sie hob hervor, dass vor allem das geschlossene Engagement der Apothekerinnen und Apotheker vor Ort sowie die klare Opposition der Standesvertretung entscheidend waren, um die Pläne des Ministeriums zu stoppen.

Während das Honorar seit Jahren stagniert und die Betriebskosten weiter steigen, bleibt der Berufsstand unter Druck. Hinzu kommt die Belastung durch das Skonto-Urteil, das die Apotheken zusätzlich finanziell trifft. Trotz dieser Herausforderungen sieht Burs keinen Anlass, den Kampf aufzugeben. „Wir können es uns im Wahlkampf nicht erlauben, flügellahm zu werden“, erklärte sie. Das Ziel sei es, Apothekenthemen in die Wahlprogramme der Parteien zu bringen, um langfristig politische Lösungen zu erreichen.

Besonders lobte Burs die zahlreichen Kolleginnen und Kollegen, die Abgeordnete in ihren Betrieben empfangen und für die Lage der Apotheken sensibilisiert haben. Diese Treffen hätten parteiübergreifend Unterstützer für die inhabergeführten Präsenzapotheken gewonnen. Sogar der niedersächsische Gesundheitsminister Andreas Philippi (SPD) habe sich klar für die Apotheken vor Ort positioniert. „Wir haben überzeugt, nicht überredet“, betonte die Präsidentin und unterstrich die Bedeutung sachlicher Argumente im politischen Diskurs.

Die grundlegende Opposition der Standesvertretung gegen die Reformpläne Lauterbachs wurde ebenfalls verteidigt. Zwar habe es innerhalb der Berufsgruppe Kritik an einer vermeintlich kompromisslosen Haltung gegeben, doch laut Burs war der Widerstand notwendig, um die Apothekerstruktur nicht zu gefährden. Die von Lauterbach geplanten Lockerungen der Präsenzpflicht hätten die Approbation als Grundlage des Berufsstands infrage gestellt und langfristig den Weg für Apotheken ohne Apotheker geebnet.

Mit Blick auf die anstehenden Bundestagswahlen rief Burs dazu auf, den politischen Druck aufrechtzuerhalten. Sie appellierte an die Apothekerschaft, weiter geschlossen aufzutreten und die Bedeutung der Apotheken als Lotsen im Gesundheitswesen hervorzuheben. Gerade in der Prävention und als Partner im interprofessionellen Austausch sieht Burs Potenzial. Gleichzeitig könne dies helfen, Nachwuchs für den Beruf zu begeistern, indem anspruchsvollere Aufgaben und weniger Bürokratie die Attraktivität der Arbeit steigern.

Die kommenden Monate seien entscheidend, betonte die Präsidentin. Der Fokus liege darauf, Apothekenthemen nicht nur in Wahlprogrammen zu verankern, sondern auch in einem künftigen Koalitionsvertrag. „Jetzt ist nicht die Zeit, nachzulassen“, resümierte Burs.

Die Apothekerschaft hat in Niedersachsen bewiesen, dass konsequenter Widerstand und sachliche Überzeugungsarbeit auch in einem schwierigen politischen Umfeld erfolgreich sein können. Der Rückhalt von Abgeordneten und Landespolitikern zeigt, wie wichtig es ist, Präsenz zu zeigen und Argumente zu liefern, die über Parteigrenzen hinweg Gehör finden.

Doch die Arbeit ist längst nicht getan. Die anstehenden Bundestagswahlen bieten eine Gelegenheit, zentrale Themen wie Honorarreformen, Bürokratieabbau und Nachwuchsförderung auf die politische Agenda zu setzen. Gerade die Zukunft des Berufsstands hängt davon ab, ob es gelingt, langfristige Perspektiven für Apotheken zu schaffen.

Die Haltung der Standesvertretung, auf kompromisslose Opposition zu setzen, war zweifellos eine mutige, aber auch richtige Entscheidung. Reformpläne, die die Grundlage des Berufsstands infrage stellen, dürfen keinen Raum erhalten. Die Apothekerschaft muss weiterhin entschlossen und geschlossen auftreten, um nicht nur ihre Position im Gesundheitswesen zu sichern, sondern auch ihren gesellschaftlichen Beitrag als Heilberuf zu stärken.

Es bleibt zu hoffen, dass die Politik diese klare Botschaft erkennt und die Bedeutung der Apotheken für ein funktionierendes Gesundheitswesen anerkennt. Dies ist nicht nur eine Frage des Berufsstands, sondern auch eine zentrale Herausforderung für die Versorgungssicherheit der Bevölkerung.

 

AfD umwirbt Apothekerschaft mit Forderungen nach Reformen

Die AfD-Bundestagsfraktion hat einen umfassenden Antrag vorgelegt, der die Herausforderungen der deutschen Apotheken thematisiert. Ziel sei es, die flächendeckende Arzneimittelversorgung durch Reformen zu sichern. Die Partei sieht Apotheken durch wachsende finanzielle Belastungen, Lieferengpässe, Inflation und bürokratische Vorgaben massiv unter Druck geraten. Sie fordert deshalb unter anderem eine Erhöhung des Fixhonorars auf 12 Euro, eine dynamische Anpassung der Vergütungen an die Inflation und ein Verbot von Null-Retaxationen aufgrund formaler Fehler.

Ein weiterer Schwerpunkt des Antrags liegt auf dem Bürokratieabbau. Die AfD schlägt die Einrichtung einer „Regierungskommission für Bürokratieabbau in der Apotheke“ vor, die aus Vertretern verschiedener Ministerien, der Apothekerschaft sowie der pharmazeutischen Industrie bestehen soll. Diese soll laut Antrag mindestens 50 Prozent der Dokumentationspflichten reduzieren. Auch gegen den Fachkräftemangel will die AfD vorgehen und plant die Schaffung einer Kommission, die die Ausbildung zum Apotheker stärken und die Einführung einer bundesweiten Vergütung für PTA-Auszubildende fördern soll.

Besonders betont wird im Antrag die Notwendigkeit, die Aufgabentrennung zwischen Ärzten und Apothekern beizubehalten. Die Fraktion spricht sich deutlich gegen eine Ausweitung ärztlicher Kompetenzen auf Apotheken aus. Gleichzeitig sollen Mindestanforderungen wie Laborräume innerhalb eines Filialverbunds flexibler gestaltet werden.

Der Antrag stößt auf breite Aufmerksamkeit, doch seine Chancen auf Umsetzung gelten als gering. Beobachter sehen den Vorstoß vor allem als Wahlkampfstrategie, da die Fraktion als Oppositionspartei im Bundestag kaum die nötige Mehrheit für ihre Forderungen erreichen kann. Kritiker werfen der Partei vor, mit Maximalforderungen zu operieren, die in der politischen Realität nicht durchsetzbar seien.

Die AfD präsentiert sich mit ihrem Antrag als Fürsprecherin der Apothekerschaft und greift zentrale Probleme auf, die viele Betreiber seit Jahren belasten. Die vorgeschlagene Honorarerhöhung und das Verbot von Null-Retaxationen könnten tatsächlich für spürbare Entlastung sorgen. Doch die Frage bleibt, ob die Partei mehr als symbolische Unterstützung bieten kann.

Die Forderung nach Bürokratieabbau und Maßnahmen gegen den Fachkräftemangel sind zweifellos sinnvoll, doch die Realisierbarkeit der vorgeschlagenen Kommissionen erscheint fraglich. Die politischen Mühlen mahlen langsam, und die verbleibende Zeit bis zum Ende der Legislaturperiode lässt kaum Raum für die Umsetzung solcher Reformen.

Auch die klare Abgrenzung zu ärztlichen Kompetenzen wird von der Branche begrüßt, spiegelt aber eher eine defensive Haltung wider. Die Apothekerschaft braucht Lösungen, die nicht nur bestehende Strukturen schützen, sondern auch neue Perspektiven eröffnen. Hier fehlt es dem Antrag an visionären Ansätzen.

Insgesamt bleibt der Antrag ein politisches Signal an die Apothekerschaft – in der Praxis jedoch mehr Wunschdenken als realistische Reformagenda. Die Apothekerinnen und Apotheker dürfen auf ernsthafte Lösungen hoffen, doch dieser Vorstoß dürfte kaum mehr als ein Wahlkampfmanöver bleiben.

 

ePA-Einführung: Ärzte sehen Chancen, fürchten aber hohen Mehraufwand

Die flächendeckende Einführung der elektronischen Patientenakte (ePA) rückt näher und wird in Arztpraxen mit gemischten Gefühlen erwartet. Während die Digitalisierung des Gesundheitswesens grundsätzlich als Chance angesehen wird, stehen Bedenken im Raum, insbesondere in Bezug auf den zeitlichen Aufwand und technische Herausforderungen. Dies zeigt das aktuelle PraxisBarometer Digitalisierung 2024 sowie eine Befragung des IGES Instituts.

Nach dem teils holprigen Start des E-Rezepts, das mittlerweile von 96 Prozent der Hausärzte und 94 Prozent der Fachärzte genutzt wird, äußern sich 63 Prozent der Befragten mittlerweile zufrieden mit der elektronischen Verordnung. Dieser Erfolg ist jedoch nicht ohne Vorbehalte: Die störanfällige Telematikinfrastruktur bleibt ein Dauerproblem. Rund 43 Prozent der Ärzte berichten von wöchentlichen Störungen, 15 Prozent sogar von täglichen Ausfällen.

Die Einführung der ePA könnte laut Ärzten noch größere Herausforderungen mit sich bringen. 90 Prozent der Befragten erwarten einen erheblichen Zeitaufwand durch die notwendige Patientenaufklärung und das Befüllen der Akten. Das Management von Zugriffsrechten (89 Prozent) und die Recherche nach benötigten Informationen (76 Prozent) gelten als weitere Belastungen. Dennoch sehen die Mediziner auch Vorteile, insbesondere bei der Kommunikation mit Krankenhäusern und anderen Einrichtungen, sowie bei der Nutzung für Medikationspläne und Arztbriefe.

Sibylle Steiner, Vorständin der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), betonte, dass die ePA nur dann erfolgreich sein könne, wenn sie benutzerfreundlich und möglichst aufwandsarm gestaltet wird. Gleichzeitig appellierte sie an die Politik und Entwickler, die Praxen mit funktionierenden Systemen zu unterstützen. „Verlässliche Strukturen sind entscheidend, damit die Digitalisierung entlastet und nicht belastet“, so Steiner.

Trotz der gemischten Gefühle bleibt die grundsätzliche Offenheit der niedergelassenen Ärzte und Psychotherapeuten für die Digitalisierung ein positives Signal. Die erfolgreiche Einführung der ePA wird jedoch maßgeblich davon abhängen, ob die technischen und organisatorischen Hürden rechtzeitig beseitigt werden.

Die Einführung der elektronischen Patientenakte ist ein wichtiger Schritt in die digitale Zukunft des Gesundheitswesens. Doch wie bei vielen Neuerungen zeigt sich auch hier, dass die besten Ideen nur dann fruchten, wenn sie praktikabel umgesetzt werden. Die Sorgen der Ärzte sind berechtigt: Eine zusätzliche zeitliche Belastung könnte den ohnehin angespannten Praxisalltag weiter erschweren.

Dass die Mehrheit der Ärzte grundsätzlich offen für die Digitalisierung ist, sollte Politik und Entwickler motivieren, den Prozess eng an den Bedürfnissen der Praxen auszurichten. Funktionierende Technik, einfache Bedienbarkeit und klar definierte Prozesse sind essenziell, um die Akzeptanz der ePA zu sichern.

Die ePA birgt das Potenzial, den Austausch zwischen Akteuren im Gesundheitswesen zu verbessern und Patienten eine transparentere Versorgung zu bieten. Doch dieses Potenzial wird nur ausgeschöpft, wenn die Systeme tatsächlich entlasten – und nicht belasten. Es liegt jetzt an allen Beteiligten, dieses ambitionierte Projekt zum Erfolg zu führen.

 

Mehr Sicherheit durch EU-Wirkstoffe: Antibiotika-Ausschreibungen zeigen Fortschritte, aber Nachbesserungen nötig

Die Reform der Rabattverträge für Antibiotika unter dem Lieferengpassgesetz (ALBVVG) zeigt erste Erfolge, stößt aber weiterhin auf Herausforderungen. Ziel der Gesetzesänderung war es, die Lieferketten zu stärken und Engpässe zu vermeiden, indem europäische Wirkstoffproduzenten stärker in die Ausschreibungen einbezogen werden. Während die erste Ausschreibungsrunde der Ersatzkassen kaum europäische Anbieter gewinnen konnte, deutet die zweite Runde auf eine positive Entwicklung hin.

Wie die Techniker Krankenkasse (TK), die federführend für die Ausschreibung verantwortlich ist, mitteilte, konnten bei der jüngsten Vergabe neun Antibiotika mit Wirkstoffen aus EU-Produktion bezuschlagt werden. Dies ist ein deutlicher Fortschritt im Vergleich zur ersten Runde, in der nur bei zwei von acht Wirkstoffen Angebote aus der EU berücksichtigt wurden. Die neuen Verträge gelten ab Juli 2025 und laufen bis Mitte 2027.

Neben der Einbindung europäischer Produzenten bringt das ALBVVG weitere Neuerungen mit sich, darunter die Pflicht für Hersteller, einen mehrmonatigen Vorrat der betroffenen Arzneimittel vorzuhalten. Diese Maßnahme soll die Liefersicherheit erhöhen und das Risiko von Versorgungsengpässen minimieren. Die ersten Verträge mit dieser Bevorratungspflicht traten bereits im Juli 2024 in Kraft. Laut Thomas Ballast, stellvertretendem Vorstandsvorsitzenden der TK, sei dies „ein wichtiger Schritt für mehr Liefersicherheit.“

Doch nicht alle Antibiotika profitieren von diesen Regelungen. Insbesondere Kinderarzneimittel wie Säfte und Pulver sind von der Pflicht zur Vorratshaltung ausgenommen, da für sie keine Rabattverträge abgeschlossen werden dürfen. Diese Regelung betrifft die auf der sogenannten Kinder-Arzneimittel-Liste aufgeführten Medikamente, was Kritik aus der Fachwelt hervorruft. Ballast fordert eine Anpassung der Vorschriften: „Gerade für diese wichtigen Arzneimittel sollte eine gewisse Bevorratung nicht nur in den Apotheken, sondern auch bei den Produzenten obligatorisch sein.“

Obwohl die Fortschritte in der zweiten Ausschreibungsrunde als Erfolg gewertet werden können, bleibt Luft nach oben. Die strukturelle Einbindung europäischer Wirkstoffproduzenten ist zwar auf dem Weg, doch die Versorgungssicherheit, insbesondere bei sensiblen Arzneimitteln für Kinder, ist weiterhin nicht vollständig gewährleistet. Hier besteht Handlungsbedarf, um die ambitionierten Ziele des ALBVVG zu erreichen.

Das Lieferengpassgesetz setzt an den richtigen Stellschrauben an. Die stärkere Einbindung europäischer Wirkstoffproduzenten ist ein längst überfälliger Schritt, um die Abhängigkeit von Asien zu verringern. Auch die verpflichtende Bevorratung der Hersteller ist ein entscheidendes Instrument, um Lieferengpässe zu minimieren. Dennoch zeigt sich, dass die Reform an einigen Stellen zu kurz greift.

Gerade Kinder, die besonders auf eine stabile Versorgung angewiesen sind, profitieren bislang kaum von den neuen Regelungen. Die Ausnahme von der Vorratspflicht für wichtige Kinderarzneimittel wie Antibiotikasäfte und -pulver ist ein Versäumnis, das dringend korrigiert werden muss. Hier geht es nicht nur um Sicherheit, sondern um die Grundversorgung der Jüngsten in der Gesellschaft.

Die Fortschritte in der zweiten Ausschreibungsrunde sind ermutigend, doch sie dürfen nicht darüber hinwegtäuschen, dass noch ein weiter Weg vor uns liegt. Wenn die Politik ihre eigenen Ziele ernst nimmt, sollte sie schnellstmöglich nachsteuern. Denn nur mit umfassenden Maßnahmen können Lieferketten wirklich stabilisiert und die Versorgung nachhaltig gesichert werden.

 

Gematik startet Info-Kampagne zur Einführung der elektronischen Patientenakte"

Die Gematik hat ein kostenloses Informationspaket zur Einführung der elektronischen Patientenakte (EPA) aufgelegt, das ab sofort von Apotheken, Arztpraxen, Zahnarztpraxen und Kliniken bestellt werden kann. Mit dem Start der EPA am 15. Januar 2025 sollen alle gesetzlich Versicherten in Deutschland ihre persönliche elektronische Akte erhalten, die automatisch mit den Daten des E-Rezepts befüllt wird. Die Akte wird den Patientinnen und Patienten sowie den Fachkräften im Gesundheitswesen den Zugriff auf relevante Gesundheitsdaten erleichtern und den Austausch zwischen den Beteiligten verbessern.

Das Infopaket, das die Gematik nun zur Verfügung stellt, soll dabei helfen, aufkommende Fragen zur Nutzung der EPA zu beantworten. Jede Einrichtung kann bis zu zwei Pakete kostenlos anfordern, solange der Vorrat reicht. Die Materialien beinhalten zwei verschiedene Plakate zur Visualisierung der Inhalte, einen Einleger mit häufig gestellten Fragen (FAQ) für Aufsteller in den Wartezimmern, 50 Informationsflyer für die Patienten und einen Spickzettel für das Fachpersonal, um die wichtigsten Informationen auf einen Blick bereitzustellen. Darüber hinaus stellt die Gematik zwei Erklärvideos zum kostenlosen Download zur Verfügung, die etwa in Verkaufsräumen oder Wartezimmern abgespielt werden können, um Patienten über die neue Technologie aufzuklären.

Die Infoflyer für die Patienten sind in mehreren Sprachen und auch in einer vereinfachten Sprache erhältlich, sodass sie eine breitere Zielgruppe erreichen können. Diese Flyer können digital in bestehende Systeme, wie etwa für die Terminvergabe, integriert werden, um eine noch flexiblere Nutzung zu ermöglichen.

Der Roll-out der EPA wird in Modellregionen beginnen und nach und nach bundesweit für alle Versicherten eingeführt. Ziel ist es, den digitalen Austausch von Gesundheitsdaten zu fördern und die Patientenversorgung zu optimieren. Obwohl das Projekt viele positive Erwartungen weckt, gibt es auch Bedenken hinsichtlich möglicher administrativer Hürden und des zusätzlichen Aufwands für die beteiligten Fachkräfte. Das „PraxisBarometer Digitalisierung“ der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) zeigte kürzlich, dass 90 Prozent der Arztpraxen einen hohen Verwaltungsaufwand befürchten, der durch die EPA entstehen könnte.

Das Bundesgesundheitsministerium räumte ein, dass bei der Umsetzung der EPA Verzögerungen aufgetreten sind, allerdings hofft man, die vorgesehenen Termine dennoch einhalten zu können. In der Vergangenheit gab es bereits bei der Einführung anderer Digitalisierungsprojekte, wie dem E-Rezept, Schwierigkeiten. Diese Erfahrungen sorgen bei vielen Heilberuflern für Unsicherheit.

Dennoch bleibt abzuwarten, wie die endgültige Implementierung der EPA verlaufen wird und ob die befürchteten Herausforderungen, insbesondere in Bezug auf den Zeit- und Verwaltungsaufwand, in den Griff zu bekommen sind. Die Unterstützung durch Informationsmaterialien der Gematik ist ein erster Schritt, um Patienten und Fachkräften den Übergang zur elektronischen Patientenakte zu erleichtern.

Die Einführung der elektronischen Patientenakte ist ein wichtiger Schritt in Richtung eines modernen, digitalisierten Gesundheitssystems in Deutschland. Die Gematik tut gut daran, die betroffenen Akteure im Gesundheitswesen frühzeitig mit Informationsmaterialien zu versorgen. Dies könnte dazu beitragen, die Akzeptanz der neuen Technologie zu erhöhen und die Hemmschwelle für die Nutzung zu senken. Allerdings zeigen die Bedenken von Fachkräften, wie etwa die hohe Erwartung an zusätzlichen Verwaltungsaufwand, dass die Einführung der EPA nicht ohne Herausforderungen erfolgen wird. Die Politik muss sicherstellen, dass die digitalen Innovationen nicht zu einer zusätzlichen Belastung für die Praxen und Apotheken werden. Es bleibt zu hoffen, dass der Roll-out reibungslos verläuft und die Erwartungen aller Beteiligten erfüllt werden.

 

Vorträge in Apotheken: Kundenbindung mit Mehrwert

Immer mehr Apotheken setzen auf Vorträge und Seminare, um sich im Wettbewerb abzuheben und ihre Position als Gesundheitspartner zu stärken. Durch die Vermittlung von Wissen werden nicht nur bestehende Kunden enger an die Apotheke gebunden, sondern auch potenzielle Neukunden angesprochen. Dies zeigt sich vor allem in Apotheken, die regelmäßig Veranstaltungen zu gesundheitlichen Themen anbieten. Zielgruppen reichen von medizinisch interessierten Laien bis hin zu Fachkreisen, wie Ärzten oder Pflegepersonal.

Zunächst ist eine klare Zielsetzung entscheidend, betonen Experten. Apotheken müssen definieren, welche Zielgruppen sie ansprechen wollen und welche Themen relevant sind. Chronische Krankheiten wie Diabetes, Ernährung oder mentale Gesundheit gehören zu den beliebtesten Inhalten. Zusätzlich zu Patienten und Kunden können auch Fachvorträge angeboten werden, um sich in der medizinischen Fachwelt zu vernetzen und Kooperationen zu fördern.

Die Vorteile solcher Angebote sind vielfältig. Kunden schätzen die zusätzlichen Informationen, die über die klassische Beratung hinausgehen, und sehen die Apotheke als kompetenten Partner in Gesundheitsfragen. Dies steigert nicht nur die Kundenzufriedenheit, sondern auch die Reputation der Apotheke in der Region. Insbesondere bei Kooperationen mit externen Experten, wie Heilpraktikern oder Ernährungsberatern, kann die Apotheke ihr Netzwerk erweitern.

Auch intern profitieren Apotheken von einem Schulungssystem. Mitarbeitende, die aktiv in die Organisation oder Präsentation eingebunden werden, entwickeln ihre fachlichen und persönlichen Kompetenzen weiter. Dies wirkt sich positiv auf die Beratungsqualität und Motivation aus.

Neben den inhaltlichen Vorteilen können Vorträge auch wirtschaftlich interessant sein. Online-Webinare, bei denen Teilnehmer eine Gebühr zahlen, sind besonders lukrativ. Zudem besteht die Möglichkeit, Produkte, die während der Vorträge empfohlen werden, direkt in der Apotheke anzubieten und somit den Umsatz zu steigern.

Erfolgsbeispiele wie die Bahnhof-Apotheke in Kempten verdeutlichen das Potenzial solcher Angebote. Mit über 20 Jahren Erfahrung hat die Apotheke eine Akademie etabliert, die sowohl Kunden als auch Fachkreise anspricht. Das breite Themenspektrum und die professionelle Organisation haben die Apotheke als Gesundheitsinstitution überregional bekannt gemacht.

Dennoch sind Vorträge kein Selbstläufer. Eine gründliche Planung ist unerlässlich. Neben der Auswahl relevanter Themen und Referenten muss auch die Organisation bedacht werden, von der Terminfindung bis zur Bewerbung der Veranstaltungen. Bewertungsbögen am Ende eines Vortrags helfen dabei, die Qualität stetig zu verbessern und das Angebot an den Bedarf der Zielgruppen anzupassen.

Apotheken, die diesen Weg einschlagen, profitieren nicht nur von einer stärkeren Kundenbindung und einem besseren Image, sondern leisten auch einen wertvollen Beitrag zur Gesundheitsförderung in der Gesellschaft.

Die Idee, Vorträge und Seminare in Apotheken anzubieten, ist nicht nur innovativ, sondern auch zukunftsweisend. In Zeiten, in denen Kundenbindung zunehmend schwieriger wird, bieten solche Veranstaltungen eine Plattform, um Kunden langfristig an die Apotheke zu binden und neue Zielgruppen zu erreichen. Gleichzeitig stärken sie das Vertrauen in die Kompetenz der Apotheke und positionieren diese als zentrale Anlaufstelle für Gesundheitsfragen.

Doch dieser Ansatz erfordert Engagement und Professionalität. Wer sich als Wissensvermittler etabliert, muss nicht nur inhaltlich überzeugen, sondern auch organisatorisch liefern. Kunden erwarten eine hohe Qualität der Vorträge und einen echten Mehrwert. Dies gelingt nur, wenn Apotheken gezielt Themen auswählen, die zur Nachfrage und den Interessen ihrer Zielgruppen passen.

Positiv hervorzuheben ist, dass auch die Mitarbeitenden von einem solchen Konzept profitieren. Schulungen und Fortbildungen fördern die fachliche Entwicklung und erhöhen die Motivation. Dadurch steigt die Beratungsqualität – ein entscheidender Vorteil in einem Markt, der stark auf persönliche Kundenkontakte angewiesen ist.

Allerdings dürfen Apotheken den Aufwand nicht unterschätzen. Von der Planung bis zur Durchführung erfordern Vorträge eine präzise Organisation. Doch die Investition lohnt sich: Eine gut durchdachte Strategie kann nicht nur neue Kunden gewinnen, sondern auch das Ansehen der Apotheke nachhaltig stärken.

Insgesamt sind Vorträge ein Instrument, das Apotheken nutzen sollten, um ihre Rolle als Gesundheitsdienstleister zu festigen und einen positiven Beitrag zur Gesellschaft zu leisten. Ein Engagement, das sich auszahlt – für die Kunden, die Mitarbeitenden und die Apotheke selbst.

 

Die Apotheken von morgen: Neue Wege im Gesundheitswesen

Die Apothekenlandschaft in Deutschland steht vor einer grundlegenden Veränderung. Inmitten politischer Ungewissheit und wirtschaftlicher Herausforderungen fordert Jens Dobbert, Präsident der Landesapothekerkammer Brandenburg, eine mutige Umorientierung der Branche. Insbesondere die sinkende Zahl der Apotheken und der Fachkräftemangel machen deutlich, dass sich die Apotheken von ihrer traditionellen Rolle als reine Arzneimitteldistributeure verabschieden müssen, um langfristig im Gesundheitswesen bestehen zu können. Dobbert betont, dass die Apothekerschaft neue Konzepte entwickeln müsse, um den aktuellen und zukünftigen Herausforderungen gewachsen zu sein.

Die wirtschaftliche Lage der Apotheken ist angespannt. Laut aktuellen Zahlen gab es in Brandenburg Ende September 2024 nur noch 532 Apotheken, ein Rückgang im Vergleich zum Vorjahr. Dieser Trend ist nicht nur auf das Land Brandenburg beschränkt, sondern betrifft Apotheken deutschlandweit. Besonders in ländlichen Regionen, in denen Apotheken oft die einzige Anlaufstelle für die Versorgung mit Medikamenten sind, wächst der Druck. Der Fachkräftemangel und die hohen Arbeitsbelastungen verstärken die Herausforderungen, denen Apothekenbetreiber gegenüberstehen.

Die vergangenen drei Jahre unter Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) haben die Richtung der Apothekenpolitik maßgeblich geprägt. Lauterbach hatte zwar die Digitalisierung des Gesundheitswesens vorangetrieben, doch für viele Apotheken sind die Maßnahmen der letzten Jahre unzureichend. Besonders die Anhebung des Kassenabschlags und die Umsetzung des Cannabisgesetzes, die den Schwarzmarkt begünstigte, sind aus Dobberts Sicht problematische politische Entscheidungen. Zudem habe die Bundesregierung bislang nicht genug getan, um strukturelle Veränderungen im Apothekensystem zu fördern.

Für Dobbert ist klar, dass die Apothekerschaft neue Wege gehen muss. Dabei bezieht er sich auf die Notwendigkeit, die Apotheken als Gesundheitsdienstleister neu zu positionieren. Der traditionelle Fokus auf die Medikamentenabgabe reiche nicht mehr aus, um die Apotheken wirtschaftlich tragfähig zu halten. Dobbert schlägt vor, Apotheken als Anlaufstellen für eine breitere Versorgung zu etablieren, die über die reine Arzneimittelabgabe hinausgeht. Pharmazeutische Dienstleistungen, wie etwa die Unterstützung bei der Prävention von Krankheiten oder die Integration von digitalen Gesundheitslösungen, könnten ein Weg sein, die Apotheken im Gesundheitswesen relevanter zu machen.

Die Diskussion über eine „Apotheke der Zukunft“ hat in den letzten Monaten an Fahrt gewonnen, doch Dobbert kritisiert, dass diese Debatte innerhalb der Apothekerschaft nicht ausreichend geführt wurde. Die ABDA (Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände) habe zu wenig über alternative Modelle nachgedacht und sich stattdessen mit einer „Totalverweigerungshaltung“ gegen Reformen gestellt. Besonders die Forderung nach „Apotheken light“, bei denen Apotheker nur in Teilzeit präsent sind und die restliche Arbeit digitalisiert wird, sei aus seiner Sicht ein notwendiger Schritt in Richtung Zukunft, der jedoch von vielen abgelehnt wurde. Dobbert fordert eine offenere und konstruktivere Auseinandersetzung mit solchen Modellen.

Die Einführung pharmazeutischer Dienstleistungen, die den Apotheken ermöglichen soll, über die Abgabe von Medikamenten hinaus tätig zu werden, ist ein erster Schritt in die richtige Richtung. Doch die Umsetzung bleibt schwierig, wenn es keine entsprechende Vergütung für diese erweiterten Aufgaben gibt. Dobbert fordert, dass auch für zusätzliche Dienstleistungen wie die Beratung zur Medikamenteneinnahme oder die Durchführung von Gesundheitschecks eine faire Vergütung eingeführt wird.

Auch die politische Zukunft des Gesundheitswesens bleibt unsicher. Dobbert sieht die kommende Wahlperiode als einen Wendepunkt für die Apothekerschaft. Während die Hoffnung auf eine Erhöhung des Packungshonorars schwindet, wird die Besetzung des Gesundheitsministeriums nach der Wahl eine entscheidende Rolle spielen. Lauterbach selbst hat bereits angekündigt, dass er Minister bleiben möchte, doch die Frage ist, ob seine Politik weiterhin Unterstützung in der Apothekerschaft finden wird. Dobbert hält es für möglich, dass eine mögliche Koalition aus SPD und Union den Posten von Lauterbach neu besetzen könnte, wobei Sabine Dittmar (SPD) als mögliche Nachfolgerin gehandelt wird.

Für Apothekenbetreiber bedeutet dies, dass sie sich nicht nur auf politische Veränderungen einstellen müssen, sondern auch ihre Geschäftsmodelle anpassen sollten. Die Zeiten, in denen Apotheken ausschließlich als Distributoren von Arzneimitteln fungierten, sind vorbei. Zukünftig müssen Apotheken als umfassende Gesundheitsdienstleister auftreten, die den Patienten nicht nur Medikamente, sondern auch Beratung und Unterstützung in allen Fragen rund um die Gesundheit bieten.

Die Apothekenlandschaft steht an einem entscheidenden Wendepunkt, und Jens Dobbert hat mit seinen Forderungen nach einer umfassenden Neuausrichtung der Branche den Nagel auf den Kopf getroffen. Die Apotheken können sich nicht länger auf ihre traditionelle Rolle als reine Arzneimitteldistributeure verlassen. In einer Zeit, in der sich die Bedürfnisse der Patienten und die Anforderungen des Marktes rapide ändern, müssen Apotheken als Gesundheitsdienstleister neu positioniert werden. Die Einführung pharmazeutischer Dienstleistungen, die über die bloße Medikamentenabgabe hinausgehen, ist ein Schritt in die richtige Richtung, doch die Branche braucht mehr – eine klare Vision für die Zukunft und die Bereitschaft, neue Wege zu gehen.

Die Blockadehaltung innerhalb der ABDA und der Apothekerschaft insgesamt ist aus Dobberts Sicht ein gravierendes Problem. Anstatt sich den Herausforderungen der Zukunft zu stellen, wurde oft aus einer konservativen Haltung heraus jede Form von Veränderung abgelehnt. Doch die Zeit für Veränderungen ist gekommen. Apotheken müssen sich der Digitalisierung und den neuen Anforderungen des Gesundheitswesens öffnen, um auch zukünftig eine zentrale Rolle zu spielen.

Die politischen Rahmenbedingungen für diese Entwicklungen sind jedoch nicht zu unterschätzen. Die Apothekerschaft muss sich darauf einstellen, dass es nicht nur um die Erhöhung des Packungshonorars geht, sondern auch um die politische Willensbildung, die in den kommenden Jahren auf die Apothekenbranche zukommen wird. Dabei ist es entscheidend, dass die Apothekerschaft eine klare Position bezieht und sich aktiv an der Diskussion über die Zukunft des Gesundheitswesens beteiligt. Nur so können Apotheken auch in einer zunehmend komplexen und digitalen Welt ihre Bedeutung als unverzichtbare Gesundheitsdienstleister bewahren.

 

Sinusitis: Symptome, Ursachen und Behandlungstipps für eine schnelle Genesung

Eine Nasennebenhöhlenentzündung, auch Sinusitis genannt, gehört zu den häufigsten Erkrankungen der oberen Atemwege. Sie tritt meist im Zusammenhang mit Erkältungen auf und kann zu starken Schmerzen im Bereich der Stirn, der Augen und des Kiefers führen. Die Symptome sind vielfältig und reichen von einem drückenden Schmerzgefühl bis hin zu einer verstopften Nase und beeinträchtigtem Riechvermögen. Eine Sinusitis entsteht, wenn die Schleimhäute der Nasennebenhöhlen anschwellen und die Ausführungsgänge blockieren. Der Schleim kann dadurch nicht mehr abfließen und staut sich in den Nebenhöhlen. In dieser feuchtwarmen Umgebung vermehren sich Bakterien und Viren, was die Entzündung weiter verstärken kann.

Die häufigste Ursache für eine Nasennebenhöhlenentzündung sind Erkältungsviren. Sie greifen die Schleimhäute an und führen zu einer Verengung der Nasengänge. Das verstopfte Gefühl und die schmerzhaften Druckempfindungen, besonders beim Bücken oder Husten, sind typische Begleiterscheinungen. Auch die allgemeine Abgeschlagenheit und das beeinträchtigte Riechvermögen sind häufige Symptome einer Sinusitis.

Die Behandlung der Nasennebenhöhlenentzündung sollte schnell erfolgen, um Komplikationen wie eine chronische Entzündung oder eine Ausbreitung der Infektion zu verhindern. Es gibt verschiedene Maßnahmen, die helfen können, die Beschwerden zu lindern und die Heilung zu fördern. Experten raten zu rezeptfreien Schmerzmitteln wie Paracetamol oder Ibuprofen, um die Schmerzen zu lindern und Entzündungen zu hemmen. Doch neben Medikamenten gibt es auch eine Reihe von natürlichen Behandlungsmöglichkeiten, die die Heilung unterstützen können.

Eine der wichtigsten Maßnahmen ist die regelmäßige Befeuchtung der Nasenschleimhäute. Besonders bei einer bestehenden Entzündung der Nasennebenhöhlen kann dies helfen, den Schleim zu verflüssigen und das Abfließen zu fördern. Nasenduschen mit einer isotonischen Salzlösung sind eine bewährte Methode, um die Schleimhäute zu befeuchten und die Nase von Schleim zu befreien. Eine Nasendusche sollte idealerweise mehrmals täglich durchgeführt werden, besonders in der akuten Phase der Entzündung. Daneben hilft es, viel zu trinken, um den Schleim zu lösen und die Schleimhäute feucht zu halten. Heilpflanzen wie Kamille, Thymian oder Salbei, die in Tees enthalten sind, haben zudem eine entzündungshemmende Wirkung und können das Wohlbefinden steigern.

Nasensprays mit abschwellenden Wirkstoffen wie Oxymetazolin oder Tetryzolin bieten ebenfalls kurzfristige Erleichterung bei einer verstopften Nase. Allerdings sollten diese nur begrenzt eingesetzt werden, da sie bei längerer Anwendung zu einer Abhängigkeit führen können und die Schleimhäute austrocknen. Experten empfehlen, solche Sprays nicht länger als sieben Tage und nur maximal dreimal täglich zu verwenden. Eine sanftere Alternative sind Nasensprays auf Basis von Meerwasser, die die Schleimhäute schonen und trotzdem eine Linderung verschaffen können. Auch das Inhalieren von ätherischen Ölen wie Eukalyptusöl kann helfen, die Nasenwege zu öffnen und die Beschwerden zu lindern.

Treten Nasennebenhöhlenentzündungen mehr als viermal im Jahr auf, sollte eine ärztliche Abklärung erfolgen. Häufige Entzündungen können auf zugrunde liegende anatomische Probleme wie eine verkrümmte Nasenscheidewand hinweisen, die den Abfluss des Schleims behindern kann. In solchen Fällen ist eine genaue Untersuchung und gegebenenfalls eine operative Korrektur notwendig, um die Entzündungen dauerhaft zu vermeiden.

Die Behandlung einer Nasennebenhöhlenentzündung erfordert mehr als nur die Einnahme von Schmerzmitteln. Eine ganzheitliche Herangehensweise, die sowohl medikamentöse als auch unterstützende Maßnahmen umfasst, ist entscheidend für eine schnelle und vollständige Heilung. Besonders wichtig ist es, die Nasenschleimhäute feucht zu halten, um den Schleimabfluss zu fördern und das Wachstum von Krankheitserregern zu verhindern. Nasenduschen und die richtige Anwendung von Nasensprays sind einfache, aber effektive Mittel, um die Beschwerden zu lindern und die Heilung zu unterstützen. Doch wenn Nasennebenhöhlenentzündungen häufig wiederkehren, ist eine ärztliche Abklärung unerlässlich. Eine frühzeitige Diagnose kann helfen, chronische Entzündungen zu verhindern und die Lebensqualität der Betroffenen langfristig zu verbessern. Durch die Kombination von einfachen Hausmitteln und einer ärztlichen Untersuchung lässt sich eine Nasennebenhöhlenentzündung in der Regel schnell in den Griff bekommen.

 

Frauenherzgesundheit: Alarmierende Lücke in der Wahrnehmung von Risikofaktoren und Symptomen

Herz-Kreislauf-Erkrankungen stellen weltweit die häufigste Todesursache bei Frauen dar, doch die gesundheitlichen Herausforderungen werden häufig unterschätzt und in vielen Fällen nicht rechtzeitig erkannt. Besonders Herzinfarkte verlaufen bei Frauen oftmals anders als bei Männern und werden nicht selten fehlgedeutet oder zu spät diagnostiziert. Laut Professor Dr. Sandra Eifert, Herzchirurgin am Helios Herzzentrum Leipzig, sind die Todesraten bei Frauen fast doppelt so hoch wie bei Männern, weil Risikofaktoren und Symptome oft übersehen werden. „Die Sterblichkeit bei Frauen ist fast doppelt so hoch wie bei Männern“, sagte Eifert bei einer Pressekonferenz der Healthcare Frauen (HCF).

Anlässlich des kommenden GoRed-Day am 7. Februar 2025, der bereits zum dritten Mal stattfindet, rufen führende Akteure aus der Gesundheitsbranche zur verstärkten Sensibilisierung auf. Die #GoRed-Awareness-Kampagne richtet ihren Fokus auf Prävention, Vorsorge und die korrekte Erkennung von Herzinfarkt-Symptomen bei Frauen. Eifert betonte, dass die Symptome von Herzinfarkten bei Frauen oft unspezifischer sind, etwa in Form von Müdigkeit, Übelkeit oder Rückenschmerzen, was es schwieriger mache, eine Diagnose zu stellen. Diese Symptome könnten viele Monate oder sogar Jahre vor einem tatsächlichen Herzinfarkt auftreten und oft werden sie als weniger gefährlich eingeschätzt.

Ein zentrales Problem sind geschlechtsspezifische Risikofaktoren, die in der medizinischen Versorgung häufig zu wenig Beachtung finden. Eifert verwies auf Faktoren wie Bluthochdruck in der Schwangerschaft oder Autoimmunerkrankungen, die das Risiko für einen Herzinfarkt bei Frauen deutlich erhöhen können. Frauen sind zudem im Durchschnitt zehn Jahre älter als Männer, wenn sie einen Herzinfarkt erleiden, da sie vor der Menopause durch das Hormon Östrogen einen gewissen Schutz genießen. „Zu den klassischen Risikofaktoren wie Übergewicht, Rauchen und Bluthochdruck kommen bei Frauen weitere, oft nicht bekannte Risikofaktoren hinzu“, erklärte Eifert.

Die #GoRed-Awareness-Kampagne zielt darauf ab, Frauen frühzeitig für Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu sensibilisieren. Dazu gehört auch, sie über die häufig unspezifischen Symptome eines Herzinfarkts aufzuklären und die Bedeutung einer schnellen medizinischen Intervention hervorzuheben. „Wir müssen auf Frauenherzgesundheit aufmerksam machen und dafür sorgen, dass Frauen nicht erst dann einen Arzt aufsuchen, wenn es zu spät ist“, betonte Professor Dr. Michael Becker, Leiter des ersten Frauenherzzentrums in Deutschland.

Apotheken spielen in diesem Kontext eine zentrale Rolle, da sie an der Schnittstelle zwischen Patienten und Ärzten stehen und einen niederschwelligen Zugang zu medizinischer Beratung bieten. Gabriele Regina Overwiening, Präsidentin der ABDA, erklärte, dass Apotheken eine wichtige Rolle in der Aufklärung und Beratung von Frauen über Herzgesundheit spielen können. „Apotheken sind ein Sicherheitsnetz, das in vielen Fällen frühzeitig eine Risikoeinschätzung ermöglicht“, sagte sie. Apothekerinnen und Apotheker können Frauen zu Risikofaktoren und Symptomen beraten und sie über mögliche Medikationsinteraktionen und die Bedeutung einer langfristigen Therapie, beispielsweise bei Bluthochdruck, aufklären.

Auch Migrantinnen, die möglicherweise aufgrund von Sprachbarrieren oder sozialer Isolation weniger Zugang zu Gesundheitsdienstleistungen haben, können durch Apotheken besser erreicht werden. In vielen Apotheken arbeiten mehrsprachige Teams, die insbesondere Frauen aus Migrantenfamilien in ihrer Muttersprache beraten und auf ihre Herzgesundheit ansprechen können. „Wir müssen darauf achten, dass auch die Frauen erreicht werden, die keine aktive Hilfe suchen, zum Beispiel weil sie die deutsche Sprache nicht beherrschen“, so Overwiening.

Die #GoRed-Awareness-Kampagne erhält mittlerweile auch Unterstützung von weiteren Akteuren, darunter der Deutsche Feuerwehrverband, der erstmals Teil der Initiative ist. Birgit Kill, Projektkoordinatorin Frauen in der Feuerwehr, appellierte an ihre Kolleginnen, verstärkt auf ihre Herzgesundheit zu achten. „Gemeinsam können wir unsere eigenen Herzen und die Herzen aller schützen“, erklärte Kill.

Der GoRed-Day wird damit zu einer wichtigen Plattform, um das Bewusstsein für die spezifischen Herausforderungen der Frauenherzgesundheit zu schärfen und eine breitere Aufklärung über Prävention und frühzeitige Diagnose zu fördern.

Die Bedeutung der #GoRed-Awareness-Kampagne kann nicht hoch genug eingeschätzt werden. Frauenherzgesundheit ist nach wie vor ein zu wenig beachtetes Thema, das in der medizinischen Versorgung und der öffentlichen Wahrnehmung immer noch nicht die gebührende Aufmerksamkeit erhält. Dass Frauenherzinfarkte oft unspezifische Symptome aufweisen, erschwert die frühzeitige Diagnose und führt dazu, dass viele betroffene Frauen erst dann medizinische Hilfe suchen, wenn die Krankheit bereits fortgeschritten ist. Es ist daher unerlässlich, dass mehr Aufklärung betrieben wird, sowohl in der medizinischen Fachwelt als auch in der breiten Bevölkerung. Apotheken spielen dabei eine Schlüsselrolle. Sie sind die erste Anlaufstelle für viele Frauen und können durch gezielte Beratung und Sensibilisierung einen entscheidenden Beitrag leisten, um das Bewusstsein zu schärfen und die frühzeitige Diagnose von Herz-Kreislauf-Erkrankungen bei Frauen zu fördern.

 

Phenprocoumon übertrifft DOAKs in neuer Studie bei Überlebensrate und Sicherheit

In einer überraschenden Wendung deuten die Ergebnisse einer groß angelegten Real-World-Studie darauf hin, dass Phenprocoumon, ein Cumarinderivat, möglicherweise eine höhere Überlebenswahrscheinlichkeit bietet als drei der vier führenden direkten oralen Antikoagulanzien (DOAK). Dies stellt die derzeit vorherrschende Praxis in Frage, die die DOAK als bevorzugte Therapie in der Gerinnungshemmung propagiert. Die Ergebnisse wurden in der Fachzeitschrift Journal of Internal Medicine veröffentlicht und werfen neue Perspektiven auf die Anwendung von Vitamin-K-Antagonisten (VKA) im Vergleich zu den etablierten DOAK auf.

Cumarine wie Warfarin und Phenprocoumon, die in den letzten Jahren zugunsten der DOAK aus der ersten Wahl in der Antikoagulationstherapie verdrängt wurden, haben ihre Rolle aufgrund positiver Ergebnisse aus randomisierten klinischen Studien verloren. Diese zeigten, dass die DOAKs Warfarin in der Wirksamkeit und Sicherheit teilweise überlegen sind. Dennoch ist Phenprocoumon in Deutschland weiterhin das am häufigsten verschriebene Cumarin, während Warfarin in den USA eine dominierende Rolle spielt. Eine Gruppe von Forschern unter der Leitung von Dr. Christiane Engelbertz vom Universitätsklinikum Münster nahm sich nun der Frage an, ob die Ergebnisse der DOAK-Studien, die meist auf Warfarin basierten, auch für Phenprocoumon gelten.

Die Studie der Forscher basierte auf einer retrospektiven Analyse von über einer halben Million Datensätzen der Barmer-Ersatzkasse zwischen 2009 und 2020. Aus den 570.137 Datensätzen wurden Patienten ausgewählt, die erstmals entweder ein VKA oder ein DOAK erhielten. Die Medikation verteilte sich auf Apixaban (26,9 %), Dabigatran (4,6 %), Edoxaban (8,8 %), Rivaroxaban (39,1 %) und Phenprocoumon (99,4 % der VKA-Gruppe). Die primären Endpunkte waren das Gesamtüberleben, schwere kardiovaskuläre und zerebrovaskuläre Ereignisse sowie schwere thromboembolische Ereignisse und Blutungen.

Die Ergebnisse waren bemerkenswert: Im Vergleich zu Phenprocoumon wiesen die Patienten, die Apixaban, Edoxaban oder Rivaroxaban erhielten, eine signifikant höhere Gesamtmortalität auf. Dabigatran war in dieser Hinsicht vergleichbar mit Phenprocoumon. Die Mortalitätsrate für Apixaban, Edoxaban und Rivaroxaban lag bei 22,7 %, 19,5 % und 16,0 % innerhalb von fünf Jahren, während sie für Phenprocoumon bei nur 12,3 % lag. Für Dabigatran lag die Mortalität bei 13,0 %, was keinen signifikanten Unterschied zu Phenprocoumon darstellt.

Ein weiteres auffälliges Ergebnis war der höhere Anteil an schweren kardiovaskulären und zerebrovaskulären Ereignissen bei den DOAK-Gruppen im Vergleich zu Phenprocoumon. Während Apixaban, Edoxaban und Rivaroxaban ein signifikant erhöhtes Risiko für diese Ereignisse aufwiesen, war dieser Zusammenhang für Dabigatran nicht signifikant. Zudem zeigte sich, dass Apixaban und Edoxaban mit einem signifikant höheren Risiko für thromboembolische Ereignisse verbunden waren, während Dabigatran und Rivaroxaban keine besseren Ergebnisse in dieser Hinsicht als Phenprocoumon lieferten.

Die Studie legt nahe, dass Phenprocoumon den DOAKs, insbesondere den Faktor-Xa-Inhibitoren Apixaban, Edoxaban und Rivaroxaban, überlegen sein könnte. Diese Ergebnisse werfen die Frage auf, ob die DOAK in ihrer jetzigen Form weiterhin bevorzugt eingesetzt werden sollten. Für eine fundierte Antwort auf diese Frage sind jedoch randomisierte kontrollierte Studien notwendig, um die Erkenntnisse der retrospektiven Analyse zu überprüfen.

Die Autoren der Studie fordern daher eine umfassende Neubewertung der aktuellen Antikoagulationsstrategien, um die Vorteile von Phenprocoumon in der klinischen Praxis besser zu verstehen. Die Ergebnisse stellen nicht nur die derzeitige Verschreibungspraxis infrage, sondern könnten auch langfristige Auswirkungen auf die Therapieempfehlungen für Patienten mit einer erhöhten Thrombosegefahr haben.

Die Ergebnisse dieser neuen Studie sind bemerkenswert und werfen wichtige Fragen auf. Die weit verbreitete Praxis, DOAKs in der Gerinnungshemmung bevorzugt einzusetzen, könnte nun einer kritischen Neubewertung unterzogen werden. Besonders spannend ist dabei, dass die Studie nicht mit Warfarin, sondern mit Phenprocoumon, dem in Deutschland häufig verschriebenen Cumarin, durchgeführt wurde. Die signifikant bessere Überlebensrate und das geringere Risiko für schwere kardiovaskuläre und thromboembolische Ereignisse sprechen eine deutliche Sprache. Zwar ist eine randomisierte kontrollierte Studie erforderlich, um diese Ergebnisse zu bestätigen, aber die aktuellen Resultate könnten die bisherige Sicht auf die Orale Antikoagulation revolutionieren. Sollte sich dieser Trend fortsetzen, könnte es in der Praxis zu einer Rückkehr der Cumarine, wie Phenprocoumon, als bevorzugte Option in der Antikoagulation kommen. Das wäre ein bedeutender Schritt in der medizinischen Praxis, der den sicheren Umgang mit oralen Antikoagulanzien langfristig verbessern könnte.

 

Erhöhtes Risiko durch Cannabinoide bei Kindern und Jugendlichen: Studie zeigt schwere Nebenwirkungen

Cannabinoide, insbesondere Cannabidiol (CBD) und Tetrahydrocannabinol (THC), werden zunehmend in der Behandlung von Kindern und Jugendlichen eingesetzt, insbesondere bei therapieresistenter Epilepsie und Chemotherapie-induzierter Übelkeit. Auch bei Erkrankungen wie Krebs und Autismus-Spektrum-Störungen finden diese Substanzen Anwendung. Doch wie sicher sind diese Produkte für junge Patienten? Eine aktuelle Metaanalyse aus Kanada hat nun gezeigt, dass die Anwendung von Cannabinoiden bei dieser Altersgruppe mit einem signifikant erhöhten Risiko für Nebenwirkungen verbunden ist.

Das Forschungsteam um Dr. Manik Chhabra von der University of Manitoba in Winnipeg analysierte 23 randomisierte, kontrollierte Studien (RCT), die insgesamt 3612 Teilnehmer umfassten. Die Studien wurden bis zum 1. März 2024 veröffentlicht und befassten sich mit der Sicherheit von Cannabinoiden bei Kindern und Jugendlichen. Die Ergebnisse der Metaanalyse, die kürzlich im Fachjournal „Jama Pediatrics“ veröffentlicht wurden, weisen auf ein signifikant erhöhtes Risiko für unerwünschte Arzneimittelwirkungen hin. Besonders besorgniserregend ist das stark erhöhte Risiko für schwere Nebenwirkungen.

Kinder und Jugendliche, die Cannabinoide erhielten, erlitten häufiger Nebenwirkungen und brachen die Behandlung öfter ab als diejenigen in der Kontrollgruppe. Das relative Risiko für unerwünschte Arzneimittelwirkungen war um 9 Prozent erhöht, das Risiko für schwere Nebenwirkungen sogar um 81 Prozent. Zu den häufigsten Nebenwirkungen gehörten Schläfrigkeit, Durchfall und erhöhte Leberwerte. Besonders auffällig war die dreifach erhöhte Therapieabbruchsrate in der Behandlungsgruppe.

Die häufigsten Cannabinoide, die in den Studien verwendet wurden, waren Cannabidiol (47,8 Prozent), Nabilon (17,4 Prozent), THC und Cannabisextrakte (jeweils 13,0 Prozent). Die primären Anwendungsgebiete waren Epilepsie und Übelkeit durch Chemotherapie, die in insgesamt 69,5 Prozent der Fälle behandelt wurden.

Die Forscher kamen zu dem Schluss, dass Ärzte die Verwendung von Cannabinoiden bei Kindern und Jugendlichen mit äußerster Vorsicht abwägen sollten. Insbesondere sollte der Nutzen der Behandlung gegen die potenziellen Risiken der schweren Nebenwirkungen abgewogen werden. Allerdings bezieht sich die Studie nur auf kurzfristige Nebenwirkungen, sodass langfristige Auswirkungen, insbesondere auf das sich entwickelnde Gehirn, nicht berücksichtigt wurden. Weitere Studien sind notwendig, um das vollständige Risikoprofil von Cannabinoiden in dieser Altersgruppe zu verstehen.

Die Ergebnisse dieser Metaanalyse werfen ein dringendes Licht auf die Sicherheit von Cannabinoiden in der Behandlung von Kindern und Jugendlichen. Obwohl Cannabinoide bei bestimmten Erkrankungen wie Epilepsie und Chemotherapie-induzierter Übelkeit hilfreich sein können, muss die erhöhte Gefahr schwerwiegender Nebenwirkungen in der pädiatrischen Behandlung unbedingt beachtet werden. Besonders besorgniserregend ist die erhöhte Rate an Therapieabbrüchen, die nicht nur auf die körperlichen Nebenwirkungen hinweist, sondern auch auf die möglicherweise unzureichende Akzeptanz und Verträglichkeit dieser Therapieformen bei jungen Patienten.

Die Forschung hat einen wichtigen Schritt gemacht, indem sie die Nebenwirkungen von Cannabinoiden bei Kindern und Jugendlichen dokumentiert, doch sie lässt auch viele Fragen offen. Wie wirken sich diese Substanzen langfristig auf die Entwicklung des Gehirns und die psychische Gesundheit aus? Diese Frage bleibt unbeantwortet, aber sie ist entscheidend für die zukünftige Anwendung von Cannabinoiden in der Pädiatrie. Bis weitere, umfassende Studien vorliegen, müssen Ärzte und Eltern gut informiert und wachsam bleiben, wenn sie diese Therapieoptionen in Erwägung ziehen. Es bleibt abzuwarten, ob sich Cannabinoide in der Zukunft als sichere Behandlungsoption für Kinder und Jugendliche etablieren können, oder ob die Risiken die potenziellen Vorteile überwiegen.

Von Engin Günder, Fachjournalist

 

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