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APOTHEKE | Medienspiegel & Presse |
Retaxationen und bürokratische Hürden belasten Apotheken, während Adexa dringende politische Maßnahmen fordert, um die Schließungswelle zu stoppen. Gleichzeitig bringt der Wandel auf dem Immobilienmarkt Apotheker unter Druck, in moderne Heizsysteme zu investieren, während der BGH mit einem Urteil im Facebook-Datenleck neue Maßstäbe im Datenschutz setzt. Der Führungswechsel im Apothekerverband Mecklenburg-Vorpommern unterstreicht die Herausforderungen und Chancen im Apothekenwesen, während Europa mit Antibiotikaresistenzen und Lieferengpässen ringt. Fortschritte bei Amyloidosen und der Fokus auf die elektronische Patientenakte zeigen die Spannungen zwischen Innovation und Praxisalltag. Medikamente wie Triamteren beweisen, dass altbewährte Wirkstoffe trotz spezialisierter Einsatzmöglichkeiten ihren Platz behalten. Die Themenvielfalt spiegelt die Dynamik und Dringlichkeit in Gesundheit, Politik und Apothekenlandschaft wider.
Retaxationen vermeiden: So umgehen Apotheken Stolperfallen bei Substitutionsausschlusslisten
Immer wieder sorgen Retaxationen für erhebliche finanzielle und organisatorische Herausforderungen in Apotheken. Besonders häufig betroffen sind Fälle, in denen rabattbegünstigte Arzneimittel durch Substanzen auf der Substitutionsausschlussliste ersetzt werden müssen. Fehlerhafte Abrechnungen oder Missverständnisse in der Rezeptbearbeitung führen hier nicht selten zu teuren Rückforderungen der Krankenkassen.
Das Hauptproblem liegt in der Komplexität der Regelungen. Die Substitutionsausschlussliste definiert klar, welche Darreichungsformen nicht ersetzt werden dürfen. Gleichzeitig verpflichten Rabattverträge Apotheken, auf bestimmte Präparate auszuweichen. Hier entsteht ein Spannungsfeld, das präzises Wissen und exakte Dokumentation erfordert. Apothekerinnen und Apotheker müssen bei jeder Rezeptbearbeitung sicherstellen, dass sowohl die formellen Anforderungen erfüllt als auch die medizinische Versorgung des Patienten gewährleistet ist.
Eine typische Retaxfalle ergibt sich beispielsweise, wenn ein auf der Ausschlussliste stehendes Medikament gegen ein rabattiertes Präparat ersetzt wird, das nicht exakt dieselbe Darreichungsform besitzt. Selbst wenn die medizinische Wirkung gleichwertig ist, können Krankenkassen die Erstattung verweigern. Um solche Fälle zu vermeiden, sollten Apotheken bei Unsicherheiten Rücksprache mit dem verordnenden Arzt halten und alle Änderungen am Rezept eindeutig dokumentieren.
Die ABDA empfiehlt außerdem regelmäßige Schulungen für Apothekenteams, um sie über die neuesten gesetzlichen Vorgaben und Abrechnungsrichtlinien zu informieren. Digitale Tools und spezialisierte Software können ebenfalls helfen, potenzielle Fehlerquellen zu minimieren. Ein frühzeitiger Abgleich mit den Rabattvereinbarungen der Krankenkassen und die Konsultation einschlägiger Listen sind essenziell.
Apothekerinnen und Apotheker, die ihre Prozesse optimieren und auf dem neuesten Stand bleiben, können Retaxationen effektiv vorbeugen. Dennoch bleibt die aktuelle Rechtslage eine Herausforderung, die viele in der Branche als unnötig bürokratisch kritisieren.
Die Problematik rund um Retaxationen offenbart einmal mehr den übermäßigen Bürokratieaufwand, dem Apotheken ausgesetzt sind. Anstatt die Versorgung zu erleichtern, scheinen die gesetzlichen Rahmenbedingungen eher Stolpersteine zu legen. Besonders ärgerlich ist, dass selbst minimalste formelle Fehler zu erheblichen finanziellen Belastungen führen können. Dies zeigt nicht nur die mangelnde Flexibilität im System, sondern auch die oft unfaire Behandlung von Apotheken, die ohnehin unter steigendem Kostendruck und Personalengpässen leiden.
Es ist dringend notwendig, dass Krankenkassen und Gesetzgeber gemeinsam Lösungen entwickeln, um den Retaxationsprozess transparenter und fairer zu gestalten. Eine klarere Kommunikation der Anforderungen und eine großzügigere Auslegung im Sinne der Patientenversorgung wären erste Schritte in die richtige Richtung. Apotheken müssen als Partner im Gesundheitswesen gestärkt und nicht durch starre Regulierungen behindert werden.
Adexa fordert politische Weichenstellungen zur Rettung der Apotheken
In drei Monaten wird ein neuer Bundestag gewählt, nachdem die Ampel-Koalition gescheitert ist. Die gesundheitspolitische Bilanz der vergangenen Legislaturperiode ist ernüchternd: Zahlreiche Vorhaben blieben unerfüllt, während allein in den letzten drei Jahren sieben Prozent der deutschen Apotheken schließen mussten. Die Apothekengewerkschaft Adexa sieht akuten Handlungsbedarf und hat ein Positionspapier veröffentlicht, das die nächsten Schritte zur Sicherung der Apothekenlandschaft definiert.
Im Mittelpunkt des Papiers stehen sechs Forderungen, die sowohl die Arbeitsbedingungen in den Apotheken verbessern als auch deren wirtschaftliche Stabilität sichern sollen. Adexa fordert unter anderem eine bessere Vergütung für Apothekenangestellte, eine Ausbildungsvergütung für PTA sowie die Abschaffung von Bürokratie, die den Betrieb vieler Apotheken erheblich belastet.
Die Gewerkschaft betont, dass Vor-Ort-Apotheken eine unverzichtbare Säule des deutschen Gesundheitssystems darstellen. Um ihre Zukunft zu sichern, seien entschlossene Maßnahmen der Politik notwendig. Die Abschaffung von Rabattverträgen, flexiblere Filialöffnungszeiten und eine dynamische Honorierung könnten laut Adexa die finanzielle Basis der Apotheken stärken. Zugleich fordert die Gewerkschaft eine Reform der seit über 20 Jahren unveränderten Approbationsordnung, um den Beruf des Apothekers moderner und attraktiver zu gestalten.
Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf der Förderung der Berufe PTA und PKA. Die Abschaffung des Schulgeldes und die Einführung einer Ausbildungsvergütung sollen diese Berufe aufwerten und dringend benötigten Nachwuchs sichern. Adexa sieht hierin einen Schlüssel zur langfristigen Stabilisierung der Apotheken-Teams.
In einer abschließenden Botschaft betont die Gewerkschaft, dass die Zusammenarbeit zwischen Politik und Interessenvertretungen essenziell sei, um eine patientenorientierte, flächendeckende Versorgung zu gewährleisten. Das Positionspapier sei ein Aufruf an die nächste Bundesregierung, die Apothekenlandschaft nicht nur zu erhalten, sondern aktiv zu stärken.
Adexas Forderungen kommen zur rechten Zeit. Während sich die Politik in Krisenbewältigung und internen Streitigkeiten verlor, kämpften Apotheken an vorderster Front – sei es bei der Pandemiebekämpfung oder der Arzneimittelversorgung. Die Zahlen sprechen eine klare Sprache: Mit jedem Apothekenschließung verliert die Gesellschaft ein Stück Versorgungssicherheit.
Doch die Herausforderungen reichen weit über die wirtschaftliche Stabilität hinaus. Eine bessere Vergütung allein wird das Apothekensterben nicht stoppen. Vielmehr braucht es umfassende Reformen, die bürokratische Hürden abbauen und die Attraktivität des Berufsbilds erhöhen. Adexas Fokus auf eine dynamische Honorierung und moderne Ausbildungsbedingungen zeigt, dass die Gewerkschaft die Probleme an der Wurzel angehen will.
Nun ist die Politik gefordert. Die Bundestagswahl bietet die Chance, den gesundheitspolitischen Kurs zu korrigieren. Es liegt an den künftigen Entscheidungsträgern, ob sie die Apotheken als systemrelevante Einrichtungen anerkennen und entsprechend handeln. Alles andere wäre eine gefährliche Wette auf die Belastbarkeit eines ohnehin angeschlagenen Gesundheitssystems.
Immobilien im Wertverlust: Warum Apotheker jetzt auf moderne Heizsysteme setzen müssen
Die Preisabschläge für Häuser mit Öl- oder Gasheizungen nehmen weiter zu. Der Immobilienmarkt zeigt eine klare Tendenz: Veraltete Heizsysteme gelten als erheblicher Nachteil beim Verkauf oder bei der Vermietung von Immobilien. Energieeffizienz und Nachhaltigkeit sind für Käufer und Mieter von entscheidender Bedeutung geworden, vor allem angesichts steigender Energiekosten und verschärfter Klimaschutzvorgaben. Die Lage allein ist längst nicht mehr ausschlaggebend, wenn fossile Heizungen den Energieverbrauch und CO₂-Ausstoß einer Immobilie negativ beeinflussen.
Für Apotheker, die Immobilien besitzen, sei es privat oder im beruflichen Kontext, ergeben sich daraus neue Herausforderungen und Handlungserfordernisse. Besonders betroffen sind Apotheken mit integrierten Wohneinheiten, gemischt genutzte Objekte oder Immobilien, die als Kapitalanlage dienen. Der Wertverlust solcher Immobilien kann langfristig die finanzielle Planung beeinträchtigen, etwa bei der Altersvorsorge oder beim Verkauf zur Betriebsaufgabe.
Ein wesentlicher Aspekt ist die gesetzliche Entwicklung. Das Gebäudeenergiegesetz (GEG) fordert spätestens ab 2024, dass Heizsysteme in Neubauten fast ausschließlich auf erneuerbare Energien setzen müssen. Für Bestandsgebäude gelten strengere Austauschpflichten, insbesondere bei Heizungsanlagen, die älter als 30 Jahre sind. Apotheker, die eine Modernisierung planen, sollten sich frühzeitig über mögliche Kosten und Förderprogramme informieren. Fördermittel wie die Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG) bieten finanzielle Unterstützung, können jedoch bei einer kurzfristigen Umsetzung schnell ausgeschöpft sein.
Auch steuerliche Überlegungen spielen eine Rolle. Apotheker, die ihre Immobilien als Teil des Betriebsvermögens führen, können Sanierungskosten steuerlich geltend machen. Gleichzeitig sollten sie jedoch mögliche Belastungen wie eine Wertminderung durch Modernisierungsmaßnahmen berücksichtigen. Eine sorgfältige Analyse durch einen Steuerberater oder Immobilienexperten ist hier unerlässlich.
Für Apothekenbetriebe mit direktem Kundenkontakt sind Modernisierungsmaßnahmen oft mit zusätzlichen Herausforderungen verbunden. Die Umbauarbeiten können den Geschäftsbetrieb stören und den Kundenfluss beeinträchtigen. Eine kluge Terminplanung, beispielsweise außerhalb der Hauptbetriebszeiten oder in Verbindung mit anderen Renovierungsarbeiten, kann diesen Effekt minimieren.
Ein weiterer Punkt betrifft die langfristige Wettbewerbsfähigkeit. Apotheken in attraktiven Wohn- und Geschäftslagen müssen sich darauf einstellen, dass Käufer oder Nachfolger moderne Standards erwarten. Nachhaltige Heiztechnologien wie Wärmepumpen, Solarthermie oder Pelletheizungen werden zunehmend zu einem entscheidenden Kriterium bei Kaufentscheidungen. Apotheker, die hier frühzeitig investieren, sichern nicht nur den Wert ihrer Immobilien, sondern profitieren auch von niedrigeren Betriebskosten.
Die Entwicklungen am Immobilienmarkt sind ein deutliches Signal: Fossile Heizsysteme verlieren rapide an Akzeptanz und Wert. Apotheker, die Immobilien besitzen, sollten die wachsenden Anforderungen an Energieeffizienz und Nachhaltigkeit ernst nehmen. Der Umbau hin zu modernen Heiztechnologien ist nicht nur eine gesetzliche Notwendigkeit, sondern auch eine Investition in die Zukunft.
Angesichts der steigenden Energiekosten und der politischen Zielsetzungen im Klimaschutz ist klar: Die Zeit für fossile Heizungen läuft ab. Wer frühzeitig handelt, kann von Fördermitteln und steuerlichen Vorteilen profitieren und den Wert seiner Immobilie langfristig sichern. Gleichzeitig minimieren moderne Heizsysteme die laufenden Betriebskosten – ein Vorteil, der gerade bei Apotheken mit angeschlossenen Wohneinheiten oder gemischt genutzten Immobilien spürbar ist.
Apotheker sollten sich jedoch nicht nur auf die technischen und finanziellen Aspekte konzentrieren. Eine vorausschauende Planung, die den Geschäftsbetrieb während Modernisierungsmaßnahmen schützt, ist ebenso essenziell. Gerade in einer Branche, die auf Kundennähe und Vertrauen setzt, können längere Einschränkungen im Betrieb zu Umsatzeinbußen führen. Hier zahlt sich eine professionelle Beratung und durchdachte Umsetzung aus.
Die Modernisierung ist mehr als eine Pflicht – sie ist eine Chance, die eigenen Immobilien für die Zukunft aufzustellen. Apotheker, die in nachhaltige Technologien investieren, stärken nicht nur ihre finanzielle Basis, sondern tragen auch aktiv zur Erreichung der Klimaziele bei. Der Wandel im Immobilienmarkt ist unaufhaltsam, aber er bietet auch zahlreiche Möglichkeiten für diejenigen, die ihn aktiv gestalten.
BGH erkennt Kontrollverlust über Daten als Schaden an – Wegweisendes Urteil im Facebook-Fall
Der Bundesgerichtshof (BGH) hat in der mündlichen Verhandlung zum Facebook-Datenleck ein Grundsatzurteil gefällt, das weitreichende Folgen für Verbraucher und Datenschutzrechte haben könnte. Der Kontrollverlust über personenbezogene Daten wurde dabei erstmals als eigenständiger Schaden nach der Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) anerkannt. Dieses Urteil könnte die Position betroffener Nutzer in zukünftigen Verfahren erheblich stärken.
Der Fall bezieht sich auf eine schwerwiegende Datenpanne bei Facebook, durch die persönliche Informationen von Millionen Nutzern unrechtmäßig zugänglich wurden. Während das soziale Netzwerk den Vorfall zunächst herunterspielte, war die juristische Aufarbeitung eines der zentralen Themen für den BGH. Die Richter stellten klar, dass allein der Verlust der Kontrolle über die eigenen Daten eine Verletzung darstellt, die einen Schadenersatzanspruch rechtfertigen kann.
Diese Entscheidung markiert einen Meilenstein in der Interpretation der DSGVO und verdeutlicht, dass der Schutz personenbezogener Daten auch ohne direkten finanziellen Schaden höchste Priorität hat. Betroffene können demnach Ansprüche geltend machen, wenn ihre Daten durch Fahrlässigkeit eines Unternehmens in unbefugte Hände geraten. Für Verbraucherschützer und Datenschützer ist dies ein klares Signal, dass der Datenschutz in Deutschland konsequenter durchgesetzt werden muss.
Der Facebook-Fall hat nicht nur die Tragweite des Datenschutzes ins öffentliche Bewusstsein gerückt, sondern könnte auch die Rechtsprechung für ähnliche Fälle beeinflussen. Unternehmen werden künftig sorgfältiger mit den Daten ihrer Nutzer umgehen müssen, da die Hürde für Klagen und Schadensersatzansprüche deutlich gesenkt wurde.
Das Urteil des Bundesgerichtshofs ist ein längst überfälliger Sieg für die Verbraucher und den Datenschutz. Es setzt ein deutliches Zeichen an Unternehmen, dass die Zeiten des laxen Umgangs mit Nutzerdaten vorbei sind. Der bloße Kontrollverlust über personenbezogene Daten wurde bisher oft als Bagatelle abgetan – ein gefährliches Signal in einer Zeit, in der Daten das "Gold" des digitalen Zeitalters darstellen.
Mit der Anerkennung des Kontrollverlusts als Schaden stärkt der BGH nicht nur die Rechte der Betroffenen, sondern auch das Vertrauen in die DSGVO als effektives Instrument zum Schutz der Privatsphäre. Unternehmen, die weiterhin Datenschutzbestimmungen ignorieren oder nur halbherzig umsetzen, müssen mit spürbaren Konsequenzen rechnen.
Dieses Urteil ist ein wichtiger Schritt, um die digitale Selbstbestimmung der Nutzer zu sichern. Gleichzeitig zeigt es, dass die Gerichte bereit sind, die Rechte der Verbraucher entschlossen zu verteidigen. Es bleibt zu hoffen, dass weitere Urteile diesem Beispiel folgen und die DSGVO noch stärker in der Praxis verankert wird.
Markus Oelze übernimmt Führung des Apothekerverbands Mecklenburg-Vorpommern
Beim Apothekerverband Mecklenburg-Vorpommern steht ein bedeutsamer Führungswechsel bevor. Markus Oelze, derzeit stellvertretender Vorsitzender, wird das Amt des Verbandschefs von Axel Pudimat übernehmen. Pudimat, der seit 2003 an der Spitze steht und damit einer der dienstältesten Vorsitzenden unter den deutschen Apothekerverbänden ist, gibt seinen Posten nach über zwei Jahrzehnten an seinen designierten Nachfolger ab. Die Mitglieder des Verbands sollen am 27. November bei einer Versammlung in Warnemünde über den Wechsel informiert werden.
Die Satzung des Apothekerverbands ermöglicht einen Wechsel in der laufenden Legislaturperiode, ohne dass ein Votum der Mitgliederversammlung erforderlich ist. Diese Regelung nutzte bereits Pudimat, als er seinerzeit die Führung von Gerhard Behnsen übernahm. Auch nach der Übergabe wird Pudimat dem Vorstand bis zur nächsten Wahl im Jahr 2027 erhalten bleiben.
Markus Oelze, der neue Vorsitzende, bringt umfassende Erfahrung aus seiner beruflichen Laufbahn mit. Er ist seit 2022 Mitglied des Vorstands und wurde ein Jahr später zum stellvertretenden Vorsitzenden gewählt. Der gebürtige Erfurter studierte Pharmazie in Greifswald und war lange Zeit als Filialleiter in Südhessen tätig, bevor er mit seiner Familie zurück nach Mecklenburg-Vorpommern zog. Dort übernahm er die Apotheke Zu den drei Rosen in Jarmen, die zuvor von Andreas Portugal geführt wurde – einem bekannten Unterstützer der Initiative Apotheker ohne Grenzen.
Oelze sieht die Übergabe als wichtigen Schritt, um Kontinuität und gleichzeitig frischen Wind in die Arbeit des Verbands zu bringen. „Es ist essenziell, die Erfahrungen von Axel Pudimat zu nutzen, insbesondere in herausfordernden Zeiten wie diesen“, erklärte er. Zu den dringendsten Aufgaben gehören die Verhandlung einer angemessenen Honorarerhöhung für Apotheken sowie die Mobilisierung der Kollegenschaft für neue Aufgaben, etwa die pharmazeutischen Dienstleistungen (pDL). Dabei vertritt Oelze eine klare Haltung: „Zusätzliche Leistungen können nur erbracht werden, wenn sie fair vergütet werden.“
Mecklenburg-Vorpommern stellt durch seine spezielle demografische Struktur und die Herausforderungen in der Gesundheitsversorgung besondere Anforderungen an die Apothekenlandschaft. Eine Notdienst-Apotheke versorgt hier im Durchschnitt ein Gebiet von 72 Quadratkilometern – eine Belastung, die effiziente Organisation und starke Interessenvertretung erfordert. Mit der Wahl von Oelze hofft der Verband, die Bedürfnisse der Apotheken im Land künftig noch wirksamer vertreten zu können.
Der Führungswechsel im Apothekerverband Mecklenburg-Vorpommern markiert eine entscheidende Weichenstellung für die Zukunft. Mit Markus Oelze übernimmt ein erfahrener und gleichzeitig dynamischer Nachfolger das Steuer, der die Herausforderungen des Berufsstands nicht nur kennt, sondern aktiv gestalten möchte. Axel Pudimat hinterlässt ein beachtliches Erbe, geprägt von Beständigkeit und kluger Interessenvertretung, das Oelze nun fortführen und ausbauen wird.
Die drängenden Themen sind bekannt: unzureichende Honorare, zunehmender bürokratischer Aufwand und ein steigender Bedarf an pharmazeutischen Dienstleistungen. Besonders in einem Flächenland wie Mecklenburg-Vorpommern sind innovative Ansätze gefragt, um die Versorgung auch in ländlichen Regionen sicherzustellen. Oelzes pragmatische Haltung – jede Leistung müsse angemessen bezahlt werden – setzt ein klares Signal an Politik und Kostenträger.
Die Zusammenarbeit zwischen erfahrenem Altvorsitzendem und ambitioniertem Nachfolger könnte ein entscheidender Vorteil sein, um Kontinuität und Erneuerung zu verbinden. Der Verband steht vor einer Phase, die sowohl Herausforderungen als auch Chancen bietet. Oelzes Start als Verbandschef könnte ein Aufbruchsignal für die gesamte Branche sein.
Europa im Kampf gegen Antibiotikakrise: Resistenzen und Lieferengpässe fordern gemeinsamen Kurs
Die wachsende Bedrohung durch antimikrobielle Resistenzen und Lieferengpässe hat die Gesundheitsversorgung weltweit in eine prekäre Lage versetzt. Anlässlich des Europäischen Antibiotikatages fand in Berlin ein Pressegespräch von Pharma Deutschland statt, das auf die Dringlichkeit europaweiter Maßnahmen und eines rationalen Antibiotikaeinsatzes hinwies. Der Bundestagsabgeordnete Georg Kippels (CDU/CSU), Schirmherr der Veranstaltung, mahnte an, dass antimikrobielle Resistenzen nicht nur medizinische, sondern auch wirtschaftliche und strukturelle Herausforderungen darstellen. Insbesondere in fragilen Gesundheitssystemen sei die Lage alarmierend.
Kippels kritisierte das Marktversagen in der Antibiotikaforschung. Der Mangel an Anreizen für die Entwicklung neuer Wirkstoffe behindere Innovationen und den Zugang zu dringend benötigten Medikamenten. Deutschland, so Kippels, könne hier mit einer starken Gesundheitswirtschaft eine Vorreiterrolle einnehmen. Reserveantibiotika aus der Zusatznutzenbewertung herauszunehmen, sei ein erster Schritt, reiche aber bei weitem nicht aus, um die Problematik zu lösen.
Auch Johannes Bauernfeind, Vorstandsvorsitzender der AOK Baden-Württemberg, forderte eine stärkere europäische Kooperation. Eine nachhaltige Arzneimittelversorgung sei nur durch Änderungen im EU-Arzneimittelrecht möglich. Zudem müsse Deutschland seine Rolle in der EU nutzen, um versorgungspolitische Initiativen zu fördern und die Verfügbarkeit lebenswichtiger Medikamente langfristig zu sichern. Bauernfeind warnte vor nationalen Alleingängen, die die europäische Dimension des Problems außer Acht ließen.
Ein weiterer Schwerpunkt der Diskussion war der Innovationsstau in Deutschland. Thomas Heil von IQVIA hob hervor, dass nach 2020 eingeführte Antibiotika lediglich zwei Prozent des Gesamtumsatzes ausmachten. Die Standortbedingungen für pharmazeutische Unternehmen seien unzureichend. Thomas Weigold von Sandoz/Hexal AG betonte die Notwendigkeit regionaler Produktionsstätten als Teil der Sicherheitsarchitektur. Hier sei ein ressortübergreifender Ansatz notwendig, der Gesundheits-, Wirtschafts-, Umwelt- und Sicherheitspolitik vernetze.
Neben der Verfügbarkeit rückte auch der rationale Einsatz von Antibiotika in den Fokus. Laut Cosima Bauer von May und Bauer erhalten viele Patienten Antibiotika, obwohl keine bakteriellen Infektionen vorliegen. Sie plädierte für Point-of-Care-Tests in Hausarztpraxen und Apotheken, die eine schnelle und zielgerichtete Diagnostik ermöglichen. Studien zeigten, dass solche Tests budgetneutral für die Krankenkassen seien und gleichzeitig die Patientensicherheit erhöhten.
Elmar Kroth, stellvertretender Hauptgeschäftsführer von Pharma Deutschland, appellierte an die Politik, Forschung und Produktion von Antibiotika stärker zu unterstützen. Ohne attraktive Rahmenbedingungen bleibe die Gesundheitsversorgung gefährdet. Deutschland habe die Chance, mit innovativen Anreizsystemen eine Führungsrolle einzunehmen und die Versorgungssicherheit zu stärken.
Die Experten forderten eine globale Strategie, die wirtschaftliche Anreize und gezielte Behandlungsansätze kombiniert. Nur durch gemeinsames Handeln auf nationaler und europäischer Ebene könne die Krise langfristig bewältigt werden.
Die Diskussion um antimikrobielle Resistenzen und Lieferengpässe verdeutlicht die Dringlichkeit eines gemeinsamen europäischen Ansatzes. Die Herausforderungen sind vielschichtig: Sie reichen von der Förderung neuer Wirkstoffe über die Stabilisierung der Produktionskapazitäten bis hin zum verantwortungsvollen Einsatz vorhandener Antibiotika. Doch statt die Verantwortung einseitig auf die Industrie abzuwälzen, sind ganzheitliche Lösungen gefragt. Deutschland, als eine der führenden Gesundheitswirtschaften Europas, hat die Möglichkeit, mit gut durchdachten Anreizsystemen und einer konsequenten Umsetzung innovativer Strategien eine Vorreiterrolle einzunehmen.
Der Schlüssel liegt in der Vernetzung: Gesundheitspolitik darf nicht isoliert betrachtet werden, sondern muss mit Wirtschafts- und Umweltpolitik Hand in Hand gehen. Die Einführung von Point-of-Care-Tests und die Förderung regionaler Produktionsstätten sind Schritte in die richtige Richtung, reichen jedoch nicht aus. Es braucht ein Umdenken, das den Wert von Antibiotika nicht nur im medizinischen, sondern auch im gesellschaftlichen Kontext neu definiert.
Die Zeit der Einzelmaßnahmen ist vorbei. Es bedarf eines ressortübergreifenden Ansatzes, der langfristige Lösungen statt kurzfristiger Effekte schafft. Die Sicherung der Antibiotikaversorgung ist nicht nur eine medizinische Notwendigkeit, sondern eine Frage der globalen Sicherheit. Europa muss diese Krise als Weckruf verstehen und gemeinsam handeln.
Amyloidose als stille Ursache: Fortschritte in Diagnose und Therapie bei Herzinsuffizienz
Amyloidosen, lange als seltene Erkrankungen eingestuft, erweisen sich bei genauerer Betrachtung als eine bedeutende Ursache von Herzinsuffizienz, insbesondere bei älteren Männern. Vor allem die Transthyretin-Amyloidose (ATTR) rückt zunehmend in den Fokus von Forschung und Medizin. Sie betrifft überwiegend Männer über 60 Jahre, oft ohne rechtzeitige Diagnose. Experten gehen davon aus, dass die Häufigkeit dieser Erkrankung weiter zunimmt, da die Bevölkerung altert und die medizinische Awareness steigt.
Das Serum-Transportprotein Transthyretin (TTR), das überwiegend in der Leber produziert wird, steht im Zentrum der ATTR. Bei der Wildtyp-ATTR (wtATTR), die nicht genetisch bedingt ist, zerfällt das TTR-Tetramer in instabile Monomere. Diese lagern sich als unlösliche Fibrillen ab, vor allem im Herzen, aber auch im Weichteilgewebe. Das Ergebnis ist oft eine ausgeprägte Herzinsuffizienz. Neuere Studien zeigen, dass bis zu 16 Prozent der älteren Patienten mit Herzinsuffizienz und erhaltener Auswurffraktion (HFpEF) von dieser Form der Amyloidose betroffen sein könnten.
Diagnostisch wird die kardiale Amyloidose häufig übersehen. Typische Indikatoren, wie eine linksventrikuläre Wanddicke von mindestens 12 Millimetern in Kombination mit klinischen „Red Flags“ wie einem beidseitigen Karpaltunnelsyndrom oder einer Makroglossie, werden oft nicht mit Amyloidosen in Verbindung gebracht. Dies führt zu Verzögerungen in der Behandlung und verkürzt die Überlebenszeit der Patienten erheblich. Nach der Diagnosestellung liegt die mittlere Lebenserwartung bei nur 3,5 bis 6 Jahren.
Therapeutisch gibt es jedoch Fortschritte. Das Medikament Tafamidis (Vyndaqel®) ist derzeit das einzige zugelassene Präparat für die Behandlung von wtATTR. Es stabilisiert das TTR-Tetramer und verhindert dessen Zerfall. Studien wie ATTR-ACT haben gezeigt, dass Tafamidis die Gesamtmortalität senken und die Lebensqualität verbessern kann. Weitere Medikamente wie Acoramidis, das in der ATTRibute-CM-Studie positive Ergebnisse zeigte, stehen kurz vor der Zulassung.
Zusätzlich werden neue Therapieansätze entwickelt, die die TTR-Produktion in der Leber reduzieren oder bereits abgelagerte Amyloid-Fibrillen abbauen. RNA-Interferenz-Medikamente wie Patisiran und Vutrisiran zeigten in Studien vielversprechende Ergebnisse, während monoklonale Antikörper wie NI006 gezielt fehlgefaltetes TTR angreifen und Phagozytose auslösen. Die Gentherapie, etwa durch den CRISPR/Cas-basierten Ansatz NTLA-2001, könnte künftig eine dauerhafte Drosselung der TTR-Produktion ermöglichen.
Trotz dieser Fortschritte bleibt die frühe Diagnose der Schlüssel zur Verbesserung der Prognose. Die Herausforderung besteht darin, die Awareness für Amyloidosen zu erhöhen und diagnostische Kriterien wie die Kombination aus Echokardiografie und spezifischen klinischen Hinweisen konsequent anzuwenden.
Amyloidosen sind ein Paradebeispiel für unterschätzte medizinische Herausforderungen. Die wachsende Erkenntnis, dass diese Erkrankung eine entscheidende Rolle bei der Herzinsuffizienz älterer Männer spielt, zeigt, wie wichtig ein ganzheitlicher Blick auf Diagnostik und Therapie ist.
Die Fortschritte in der Medikamentenentwicklung sind beeindruckend, reichen aber nicht aus, wenn die Diagnose zu spät erfolgt. Ärzte und Gesundheitspolitiker stehen gleichermaßen in der Pflicht, die Awareness weiter zu steigern. Insbesondere Hausärzte und Kardiologen müssen für die spezifischen Hinweise sensibilisiert werden, um die Lebensqualität und Prognose der Patienten zu verbessern.
Die steigenden Fallzahlen der wtATTR sind ein klares Signal dafür, dass die alternde Bevölkerung auf diese Herausforderung vorbereitet sein muss. Gleichzeitig zeigt die Entwicklung neuer Medikamente und Therapieansätze, dass medizinische Innovationen in der Lage sind, selbst komplexe und tödliche Krankheiten zu adressieren. Nun gilt es, diese Errungenschaften für die breite Masse verfügbar zu machen und die Diagnosestellung zu beschleunigen.
Ärzteschaft blickt skeptisch auf Einführung der elektronischen Patientenakte
Die Einführung der elektronischen Patientenakte (EPA) für alle, die im kommenden Jahr flächendeckend in Deutschland umgesetzt werden soll, sorgt in den Arzt- und Psychotherapiepraxen für gemischte Reaktionen. Dies zeigt das neue „PraxisBarometer Digitalisierung 2024“ der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV). Während Vorteile wie ein verbesserter Austausch von Patientendaten gesehen werden, überwiegen Sorgen vor einem erheblichen Verwaltungsaufwand.
Laut der Umfrage, an der 2.609 Ärzte und Psychotherapeuten teilnahmen, befürchten rund 90 Prozent der Befragten, dass die EPA zu einer zusätzlichen Belastung im ohnehin anspruchsvollen Praxisalltag führen könnte. „Die niedergelassenen Kolleginnen und Kollegen haben in der Vergangenheit oft erlebt, dass digitale Anwendungen mehr Aufwand als Entlastung brachten“, erklärte KBV-Vorstandsmitglied Sibylle Steiner.
Die Einführung der EPA werde mit den holprigen Starts der elektronischen Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung (EAU) und des E-Rezepts verglichen, bei denen technische Probleme und fehlende Praxistauglichkeit die Akzeptanz zunächst stark beeinträchtigten. Diese Erfahrungen würden nun auch die Erwartungen an die EPA prägen. „Die technischen Voraussetzungen müssen von Anfang an stimmen. Nur dann kann die EPA ein echter Mehrwert sein“, so Steiner weiter.
Das „PraxisBarometer Digitalisierung“ verdeutlicht zudem, dass die Telematikinfrastruktur (TI) weiterhin ein kritischer Punkt bleibt. Viele Praxen beklagen häufige Systemausfälle und mangelnde Stabilität. „Die Praxen brauchen verlässliche Strukturen und funktionierende Systeme, um die Digitalisierung wirklich voranzutreiben“, forderte Steiner.
Auf der anderen Seite zeigen die Ergebnisse des Barometers auch positive Entwicklungen. Anwendungen wie das E-Rezept und die EAU sind inzwischen fest in den Praxen etabliert. 94 Prozent der Befragten nutzen das E-Rezept, 95 Prozent die EAU. Auch die Zufriedenheit mit diesen Systemen ist gestiegen: 69 Prozent der EAU-Nutzer sind inzwischen zufrieden – ein deutlicher Anstieg im Vergleich zu 2023.
Die digitale Kommunikation zwischen Praxen hat sich ebenfalls verbessert, doch der Austausch mit Krankenhäusern bleibt hinter den Erwartungen zurück. Besonders der digitale Versand von Entlassbriefen, den 72 Prozent der Befragten als wünschenswert erachten, ist noch nicht ausreichend umgesetzt.
Erstmals wurden im „PraxisBarometer Digitalisierung“ auch Praxisverwaltungssysteme (PVS) untersucht. Hier zeigten sich deutliche Unterschiede in der Performance, etwa bei der Geschwindigkeit der elektronischen Signatur und der Systemstabilität. Steiner appellierte an die Hersteller, nutzerfreundliche und zuverlässige Lösungen anzubieten, um die Praxen bei der Einführung der EPA zu unterstützen.
Die Befragung zeigt abschließend, dass die niedergelassenen Ärzte und Psychotherapeuten grundsätzlich offen für die Digitalisierung sind, diese jedoch nur dann als Erfolg sehen, wenn sie mit einem spürbaren Mehrwert für den Praxisalltag verbunden ist.
Die Digitalisierung im Gesundheitswesen ist längst überfällig, doch der Weg dorthin bleibt steinig. Die Einführung der elektronischen Patientenakte steht exemplarisch für das Spannungsfeld zwischen technischem Fortschritt und der Realität in Arztpraxen. Die Skepsis der Ärzteschaft ist verständlich, zumal frühere digitale Projekte oft mehr Last als Erleichterung brachten.
Dabei darf jedoch nicht vergessen werden, dass gerade eine funktionierende EPA das Potenzial hat, die medizinische Versorgung nachhaltig zu verbessern. Eine nahtlose Kommunikation zwischen Praxen, Krankenhäusern und anderen Akteuren im Gesundheitswesen könnte Behandlungsprozesse effizienter machen und die Patientenversorgung optimieren.
Entscheidend ist jedoch, dass die technischen Systeme ausgereift sind und die Praxen nicht überfordert werden. Eine erfolgreiche Digitalisierung setzt voraus, dass die Bedürfnisse der Anwender an erster Stelle stehen. Der Ball liegt nun bei der Politik und den Herstellern der Systeme: Sie müssen sicherstellen, dass die EPA nicht nur gut gemeint, sondern auch gut gemacht ist. Denn nur eine praxisnahe und verlässliche Umsetzung wird die Akzeptanz bei den Ärzten und Psychotherapeuten fördern und das Vertrauen in die Digitalisierung stärken.
Kaliumsparendes Diuretikum: Triamteren bleibt ein Medikament für Spezialfälle
Triamteren, ein bewährter, jedoch inzwischen selten initial eingesetzter Wirkstoff, steht weiterhin im Fokus, wenn es um die gezielte Behandlung von Bluthochdruck, Herzinsuffizienz und Ödemen geht. Besonders hervorzuheben ist die kaliumsparende Eigenschaft des Diuretikums, die es zu einer wertvollen Option für Patienten macht, bei denen eine Hypokaliämie unbedingt vermieden werden muss.
Der Wirkstoff findet heutzutage fast ausschließlich in Kombination mit Hydrochlorothiazid (HCT) Anwendung. Diese Fixkombinationen sorgen für eine synergistische Wirkung, indem sie den Blutdruck senken, die Ausschwemmung von überschüssigem Wasser fördern und gleichzeitig die Kaliumspiegel stabil halten. Besonders ältere Patienten profitieren von dieser Kombination, da sie gemäß der FORTA-Liste als wirksam, jedoch mit gewissen Einschränkungen bewertet wird.
Die Wirkung von Triamteren setzt zwei bis vier Stunden nach Einnahme ein und hält sieben bis neun Stunden an. Es hemmt die Natriumresorption im spätdistalen Tubulus und im Sammelrohr der Niere, wodurch mehr Natrium und Wasser ausgeschieden werden. Gleichzeitig reduziert es die Ausscheidung von Kalium, was es von vielen anderen Diuretika unterscheidet. Die initial blutdrucksenkende Wirkung basiert auf der Reduktion des Extrazellulärvolumens, während langfristig die verminderte sympathische Erregbarkeit der Gefäßmuskulatur eine Rolle spielt.
Trotz dieser Vorteile bleibt Triamteren eine Speziallösung. Das Risiko von Elektrolytstörungen wie Hyperkaliämie sowie potenziellen Wechselwirkungen, etwa mit ACE-Hemmern, NSAR oder Lithium, erfordert eine sorgfältige Überwachung. Ärzte müssen während der Behandlung regelmäßig Serumelektrolyte, den Flüssigkeitshaushalt und die Nierenfunktion überprüfen. Besonders bei älteren Patienten, die ohnehin ein höheres Risiko für Nebenwirkungen haben, ist Vorsicht geboten.
Die Bedeutung von Triamteren hat im Vergleich zu moderneren Präparaten abgenommen. Dennoch bleibt es eine wertvolle Option für spezifische Patientengruppen, insbesondere bei chronischen Erkrankungen, die eine ausgeglichene Kaliumbilanz erfordern.
Triamteren ist ein Paradebeispiel für einen altbewährten Wirkstoff, der trotz seines Alters nicht an medizinischer Relevanz verloren hat. In einer Zeit, in der neue Medikamente den Markt dominieren, bietet Triamteren eine solide Grundlage für Patienten, die von seiner einzigartigen kaliumsparenden Wirkung profitieren. Doch mit der Vielschichtigkeit der modernen Medizin steigen auch die Anforderungen an die sichere Anwendung. Ärzte sind heute stärker gefordert, Wechselwirkungen zu vermeiden und individuelle Patientengruppen gezielt zu identifizieren, die von diesem Medikament profitieren können.
Für Patienten bleibt es beruhigend, dass bewährte Medikamente wie Triamteren nicht einfach vom Markt verschwinden, sondern sich als Nischenlösung etablieren. Diese Beständigkeit zeigt, wie wichtig es ist, den Nutzen eines Medikaments stets im individuellen Kontext zu betrachten. Triamteren ist kein Allrounder, aber in den richtigen Händen ein unverzichtbares Werkzeug.
Von Engin Günder, Fachjournalist
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