• 13.11.2024 – Apotheken-News: Personalengpässe, Reformen und wirtschaftlicher Druck

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APOTHEKE | Medienspiegel & Presse |

Apotheken-News: Personalengpässe, Reformen und wirtschaftlicher Druck

 

Wie Apotheken die aktuellen Herausforderungen meistern und welche Strategien für eine nachhaltige Zukunft notwendig sind

Apotheken stehen vor einer Vielzahl an Herausforderungen: von der Auswahl des richtigen Personals, das sowohl fachlich als auch sozial kompetent ist, bis hin zu den finanziellen Belastungen durch steigende Pflegekosten und den wachsenden Druck auf die Altersvorsorge. Gleichzeitig werfen gesundheitspolitische Reformen, wie das Gesundheitsversorgungsstärkungsgesetz (GVSG), Fragen auf, die das System grundlegend verändern könnten. Inmitten dieser Unsicherheiten kämpfen Apothekenbetreiber mit steigenden Betriebskosten, dem wachsenden Fachkräftemangel und der Konkurrenz durch Versandapotheken. Gleichzeitig müssen sie sich mit regulatorischen Maßnahmen, wie dem Konsumverbot von Lachgas und der Abgabe der „Pille danach“ in Apotheken, auseinandersetzen. Angesichts dieser Herausforderungen ist es unerlässlich, dass Apotheken und ihre Betreiber gemeinsam mit der Politik Lösungen finden, um die Zukunft des Sektors nachhaltig zu sichern.


In der heutigen Zeit sind Apotheken mehr als nur Anbieter von Arzneimitteln. Sie sind zu wichtigen Anlaufstellen für Gesundheitsberatung geworden und spielen eine entscheidende Rolle in der direkten Patientenversorgung. Daher ist die Wahl des richtigen Personals von enormer Bedeutung – nicht nur für die Qualität der Arbeit in der Apotheke, sondern auch für das Vertrauen der Kunden. Apothekenbetreiber sind heutzutage gefordert, in einem zunehmend umkämpften und regulierten Markt sowohl die fachliche Qualifikation der Bewerber als auch deren soziale Kompetenz und psychische Belastbarkeit zu prüfen. Das macht den Rekrutierungsprozess in Apotheken besonders anspruchsvoll, da in der Regel keine umfangreichen Auswahlverfahren wie in großen Unternehmen möglich sind.

Die Herausforderungen im Bewerbungsprozess für Apothekenleiter sind vielfältig. Auf der einen Seite müssen die Bewerber fachlich kompetent sein, was den Umgang mit Arzneimitteln, Beratungskompetenz und Fachwissen über Arzneimittelinteraktionen umfasst. Auf der anderen Seite müssen sie auch die Fähigkeit zur Kommunikation, Empathie und Stressbewältigung mitbringen, da der Kontakt mit Patienten und Kunden oft emotional und belastend sein kann. Die besondere Herausforderung für Apothekenbetreiber liegt darin, innerhalb eines kurzen Gesprächs herauszufinden, ob ein Bewerber all diese Anforderungen erfüllt. Bei einem potenziellen Mitarbeiter müssen nicht nur Fachkenntnisse, sondern auch Teamfähigkeit und die Fähigkeit, sich schnell an wechselnde Anforderungen anzupassen, berücksichtigt werden. Umso wichtiger wird es, diesen Auswahlprozess so strukturiert und präzise wie möglich zu gestalten.

Neben den Personalfragen stehen Apothekenbetreiber und auch die gesamte Gesellschaft vor einer weiteren Herausforderung: der finanziellen Absicherung im Alter. Das Thema Altersvorsorge gewinnt vor dem Hintergrund steigender Pflegekosten und der zunehmenden Belastung der gesetzlichen Pflegeversicherung immer mehr an Bedeutung. Besonders Apotheker, die oft nicht über umfangreiche Rentenansprüche aus gesetzlicher Versicherung oder Betriebsrenten verfügen, sind gezwungen, sich stärker mit privater Vorsorge auseinanderzusetzen. Eine aktuelle Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) im Auftrag des PKV-Verbandes belegt, dass mehr als 70 Prozent der Rentnerhaushalte künftig Schwierigkeiten haben werden, die steigenden Pflegekosten alleine zu tragen. Für Apotheker bedeutet das, dass sie in ihrer Planung der Altersvorsorge auf private Absicherungen setzen müssen. Die gesetzliche Pflegeversicherung wird wohl weiterhin nur einen Bruchteil der tatsächlichen Kosten decken können, weshalb private Versicherungen, wie zum Beispiel Pflegeversicherungen und private Rentenversicherungen, zunehmend an Bedeutung gewinnen.

Ein weiteres großes gesundheitliches Thema, das mittlerweile immer mehr Menschen betrifft und oft unterschätzt wird, sind Schlafstörungen. Laut Experten rund um die 32. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin (DGSM) ist Schlaf für die körperliche und geistige Gesundheit von fundamentaler Bedeutung. Schlafstörungen sind ein weit verbreitetes Phänomen, das nicht nur die Lebensqualität beeinträchtigt, sondern auch das Risiko für viele chronische Erkrankungen wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes und sogar Depressionen erhöht. Prof. Dr. Georg Nilius, ein führender Schlafmediziner, betonte, dass gesunder Schlaf nicht nur für die Erholung des Körpers wichtig ist, sondern auch die psychische Resilienz stärkt. Doch leider wird Schlaf in der Gesellschaft häufig nicht ausreichend gewürdigt, was zu einer zunehmenden Zahl an Schlafstörungen führt. Für Apotheken bedeutet dies eine größere Verantwortung, ihre Patienten nicht nur mit Medikamenten zu versorgen, sondern sie auch umfassend über Schlafhygiene und mögliche Therapieansätze zu beraten.

In der politischen Landschaft steht das Gesundheitsversorgungsstärkungsgesetz (GVSG) auf der Kippe. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach setzt darauf, das umfassende Reformprojekt noch vor der nächsten Wahl zu verabschieden. Die Dringlichkeit dieser Reformen wird durch die bevorstehenden Neuwahlen verstärkt, da gesundheitspolitische Vorhaben wie das BIPAM-Gesetz oder der Umbau der Gematik wohl in der nächsten Legislaturperiode nicht mehr behandelt werden können. Das GVSG soll insbesondere die digitale Vernetzung im Gesundheitswesen vorantreiben und die Rahmenbedingungen für Apotheken und ihre Beteiligung an der digitalen Gesundheitsversorgung verbessern. Doch der politischen Unsicherheit ist auch eine Unsicherheit für Apothekenbetreiber geschuldet, die auf klare politische Rahmenbedingungen angewiesen sind, um langfristige Entscheidungen für ihren Betrieb zu treffen.

Eine der größten Herausforderungen für Apotheken in der aktuellen Zeit bleibt jedoch der wirtschaftliche Druck. In Sachsen etwa fordert die Politikerin der Linken, Susanne Schaper, eine Reform der Apothekenvergütung, um den steigenden Inflationsraten und dem wachsenden Kostendruck entgegenzuwirken. Diese Forderung steht nicht isoliert, sondern ist Teil eines umfassenderen politischen Diskurses, der die Apothekenvergütung an die Inflation koppeln möchte. Die steigenden Betriebskosten, die zunehmenden Anforderungen durch bürokratische Vorschriften und der Konkurrenzdruck durch Versandapotheken und Discounter belasten die Apotheker zunehmend. In einem solchen Umfeld ist es entscheidend, dass die Vergütung der Apotheken an die reale wirtschaftliche Entwicklung angepasst wird, um deren Zukunftsfähigkeit zu sichern.

Ein weiteres kontroverses Thema ist der Konsum von Lachgas unter Jugendlichen. Das Bundeskabinett hat einen Gesetzesentwurf verabschiedet, der darauf abzielt, den Konsum von Lachgas als Rauschmittel in der Bevölkerung einzuschränken. Die neue Regelung soll den Verkauf des Gases über Automaten und Spätkaufläden verbieten und Minderjährigen den Erwerb und Besitz von Lachgas untersagen. Diese Maßnahme soll vor allem die Gesundheit von Jugendlichen schützen und gleichzeitig den illegalen Handel mit Lachgas eindämmen. Apotheken könnten durch ihre Beratungskompetenz eine wichtige Rolle bei der Aufklärung und Prävention in diesem Bereich spielen.

In der Schweiz hat das Bundesgericht entschieden, dass die Abgabe der „Pille danach“ weiterhin nur in Apotheken stattfinden darf. Dies betrifft vor allem die Notfallverhütungsmittel PiDaNa und EllaOne, deren Vertrieb der Hersteller Perrigo in Drogerien etablieren wollte. Das Gericht stellte jedoch klar, dass die Abgabe weiterhin der Fachberatung in Apotheken vorbehalten bleibt, um sicherzustellen, dass die Anwenderinnen ausreichend über Risiken und Anwendung informiert werden. Dieses Urteil stärkt die Rolle der Apotheken als vertrauensvolle und sachkundige Gesundheitsdienstleister und unterstreicht, wie wichtig es ist, den Zugang zu wichtigen Medikamenten in kompetente Hände zu legen.

Die Ersatzkassen in Deutschland haben unterdessen weitere Reformen gefordert, insbesondere in Bezug auf die ambulante Versorgung und die Facharztversorgung. Die Vorsitzende des Verbandes der Ersatzkassen (vdek), Ulrike Elsner, kritisiert das Scheitern des Gesundheitsversorgungsstärkungsgesetzes und fordert eine schnellere Einführung von Reformen, die insbesondere den Zugang zu Fachärzten und die Vereinfachung der Verordnung von Folgerezepten betreffen. Auch hier ist klar, dass Reformen notwendig sind, um die Versorgungslücken zu schließen und den steigenden Anforderungen im Gesundheitswesen gerecht zu werden.

Ein dramatischer Vorfall, der kürzlich in Nordrhein-Westfalen für Schlagzeilen sorgte, betrifft die Fälschung von Rezepten für das Diabetesmedikament Ozempic. Das Medikament, das nicht nur bei Diabetikern, sondern auch zunehmend bei Übergewichtigen nachgefragt wird, hat in letzter Zeit eine hohe Nachfrage erfahren. In diesem Fall gelang es einem Betrüger, ein gefälschtes Rezept in einer Apotheke einzulösen, ohne dass die Apotheke den Schwindel sofort bemerkte. Erst nach einer Retaxierung durch die AOK wurde der Betrug aufgedeckt. Dieser Vorfall zeigt auf, wie wichtig es für Apothekenbetreiber ist, fortlaufend Schulungen und Prüfmechanismen zu entwickeln, um solche betrügerischen Aktivitäten zu verhindern.

In Hessen sorgt die Kammerwahl für Unruhe, da Liste 6, angeführt von ihren Spitzenkandidaten, sich bewusst von der etablierten Kammerführung distanziert. Anstatt auf die traditionellen Wahlkampfmethoden zurückzugreifen, setzen die Kandidaten auf eine direkte Kommunikation mit Apothekern vor Ort. Dies soll nicht nur den Dialog fördern, sondern auch ein besseres Verständnis für die alltäglichen Herausforderungen von Apothekern schaffen. In Zeiten der Unsicherheit und der wachsenden politischen und wirtschaftlichen Belastung für Apotheken ist es wichtig, dass die Kammern einen realistischen und praxisnahen Blick auf die Bedürfnisse der Apothekenbetreiber werfen.


Kommentar:

Die Herausforderungen, denen Apotheken derzeit gegenüberstehen, sind vielfältig und tiefgreifend. Sie reichen von der Auswahl des richtigen Personals über die finanziellen Belastungen durch steigende Pflegekosten bis hin zu gesundheitspolitischen und regulatorischen Fragen, die die Zukunft der Apotheken maßgeblich beeinflussen können. Besonders deutlich wird dies im Kontext der steigenden Inflationsraten, der stagnierenden Apothekenvergütungen und der politischen Unsicherheit rund um das Gesundheitsversorgungsstärkungsgesetz (GVSG). Apothekenbetreiber müssen sich zunehmend mit der Realität einer ungewissen Zukunft auseinandersetzen, in der gesetzliche Rahmenbedingungen ständig im Wandel sind und die finanziellen Anforderungen immer drängender werden.

In diesem komplexen Umfeld bleibt den Apothekern wenig Zeit, sich auf Veränderungen vorzubereiten. Die Forderung nach einer Inflationsanpassung der Apothekenvergütung ist daher mehr als berechtigt. Sie ist ein notwendiger Schritt, um die Zukunft der Apotheken zu sichern und die Auswirkungen von Personalmangel und wirtschaftlichem Druck zu mindern. Gleichzeitig wird die Bedeutung einer soliden Altersvorsorge und einer breiten Vorsorgestrategie für Apotheker immer deutlicher, um den Herausforderungen des demografischen Wandels und der steigenden Pflegekosten langfristig zu begegnen.

Es ist daher unerlässlich, dass die Apothekenbranche gemeinsam mit politischen Entscheidungsträgern konkrete Maßnahmen entwickelt, um die wachsenden Herausforderungen zu bewältigen. Nur so kann sichergestellt werden, dass Apotheken auch in Zukunft eine zentrale Rolle im Gesundheitswesen spielen und ihre Verantwortung gegenüber der Bevölkerung wahrnehmen können.

Von Engin Günder, Fachjournalist

 

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