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APOTHEKE | Medienspiegel & Presse |
Die Apothekenlandschaft in Deutschland ist von Unsicherheit und wachsendem Druck geprägt. Eine umfassende Reform, die dringend benötigte wirtschaftliche Entlastungen und faire Honorare verspricht, wird frühestens 2026 erwartet – sofern die nächste Bundesregierung dies zur Priorität macht. Derweil verstärkt sich der finanzielle Druck, und Themen wie die Rezepturabrechnung führen zu Konflikten mit Krankenkassen, die zunehmend Retaxationen durchsetzen und Apotheken in ihrer Existenz bedrohen. Die Anzahl der Apothekenschließungen wächst alarmierend, besonders in ländlichen Regionen, wo die Gesundheitsversorgung bereits angespannt ist. Zugleich kämpfen viele Apotheken mit Nachfolgeproblemen, da das wirtschaftliche Umfeld potenzielle Übernehmer abschreckt. Die Kritik an der ABDA wächst, da viele Apotheker das Gefühl haben, ihre Interessen seien unzureichend vertreten, insbesondere im Zusammenhang mit dem erhöhten Kassenabschlag und der ausbleibenden Honorarerhöhung. Diese Unzufriedenheit entlud sich kürzlich bei einem großen Protest in Hannover, unterstützt von politischen Stimmen. Die Digitalisierung bringt zusätzliche Herausforderungen mit sich, da das Apotheken-Ident-Verfahren aufgrund fehlender Vergütung und technischer Hürden nur schleppend vorankommt. Die Anwerbung und Integration ausländischer Fachkräfte gestaltet sich ebenfalls schwierig, da es an langfristigen Perspektiven und Rahmenbedingungen mangelt. Zusätzlich sieht sich die Pharma- und Kosmetikindustrie durch die neue EU-Abwasserrichtlinie mit milliardenschweren Investitionen für Gewässerschutzmaßnahmen konfrontiert, die für viele Unternehmen eine immense Belastung darstellen.
Apothekenreform verschoben – Wie lange kann die Branche noch warten?
Die Erwartungen an eine umfassende Apothekenreform, die die wirtschaftlichen und strukturellen Probleme der Branche angeht, haben sich in den vergangenen Jahren immer wieder zerschlagen. Mit der bevorstehenden Bundestagswahl 2025 und der voraussichtlichen Regierungsbildung im Spätherbst rückt die erhoffte Reform jedoch erneut in weite Ferne. Frühestens 2026 könnte eine neue Regierung konkrete Schritte zur Anpassung des Apothekenhonorars und zur Entlastung der Apothekenlandschaft einleiten. Doch bereits jetzt ist klar: Die Apothekerschaft steht weiterhin unter enormem wirtschaftlichen Druck, und jede Verzögerung verschärft die ohnehin angespannte Lage.
Die wirtschaftliche Situation der Apotheken hat sich in den letzten Jahren erheblich verschlechtert. Steigende Betriebskosten und ein Fixhonorar, das seit Jahren nicht angepasst wurde, führen bei vielen Apotheken zu existenziellen Sorgen. Hinzu kommt die wirtschaftliche Belastung durch die Pandemie und die Inflationsentwicklung, die viele Betriebe bereits jetzt an ihre finanziellen Grenzen gebracht haben. Trotz dieser Herausforderungen bleibt eine umfassende Reform, die beispielsweise eine Erhöhung des Fixhonorars oder flexible Anpassungen an die wirtschaftliche Lage ermöglicht, bislang aus. Branchenkenner vermuten, dass erst eine CDU/CSU-geführte Regierung die nötigen Schritte einleiten könnte, um eine moderate Erhöhung des Apothekenhonorars zu verhandeln. Doch auch dies bleibt vorerst Spekulation.
Ein zusätzliches Problem stellt die finanzielle Lage der Krankenkassen dar, die selbst vor Herausforderungen stehen. Die steigenden Ausgaben im Gesundheitssektor haben die Kassen bereits in eine prekäre Lage gebracht, und viele Apotheken fragen sich, wie eine Erhöhung des Fixhonorars bei der aktuellen Finanzsituation der Krankenkassen realisierbar wäre. Apothekerverbände fordern daher eine differenzierte Betrachtung: Eine Erhöhung, die direkt durch das Gesundheitssystem getragen werden muss, könnte langfristig nicht tragfähig sein. Alternative Modelle, wie etwa eine steuerfinanzierte Unterstützung, sind im Gespräch, doch konkrete Pläne liegen auch hier bislang nicht vor.
Die Verzögerung der Apothekenreform trifft die Branche zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt. Die Zahl der Apotheken ist in den letzten Jahren kontinuierlich zurückgegangen, und Prognosen gehen davon aus, dass bis zur Umsetzung einer Reform im Jahr 2026 weitere hunderte Apotheken schließen könnten. Ein Grund hierfür ist die unattraktive wirtschaftliche Perspektive für junge Apotheker. Während die älteren Generationen über stabile Rücklagen verfügen, wagen junge Unternehmer den Schritt in die Selbstständigkeit oft nicht mehr, da sie unter den aktuellen Bedingungen kaum profitabel arbeiten können. Diese Entwicklungen gefährden nicht nur die wirtschaftliche Stabilität der Apotheken, sondern auch die flächendeckende Gesundheitsversorgung. In ländlichen Regionen wird der Apothekenmangel bereits jetzt spürbar, und die Patientenversorgung könnte sich weiter verschlechtern, wenn keine schnellen Anpassungen erfolgen.
Viele Apotheker hoffen nun auf kurzfristige Regelungen, die auch ohne eine umfassende Reform umsetzbar wären. Eine Anpassung einzelner Honorierungselemente, die in andere Gesetzesvorhaben integriert werden, könnte eine schnelle Entlastung schaffen. Die Apothekerschaft fordert daher, dass die neue Regierung ihre Forderungen zur Finanzierung und Honorierung ernst nimmt und kurzfristig auf den Weg bringt. Doch wie realistisch ist eine derartige „Zwischenlösung“? In der aktuellen politischen Debatte werden die Interessen der Apothekenbranche oft nachrangig behandelt, und es bleibt fraglich, ob die Politik bereit ist, auf die Dringlichkeit der Apothekenfinanzierung einzugehen.
Die Verzögerung der Apothekenreform ist ein Schlag ins Gesicht für die Apothekerschaft und ihre Angestellten. Während viele Apotheken mit schwindenden Einnahmen und steigenden Kosten kämpfen, steht eine Reform, die Hoffnung auf finanzielle Stabilität und Planungssicherheit bieten könnte, weiterhin in den Sternen. Die aktuellen Entwicklungen im Gesundheitssystem zeigen, dass es ohne eine Reform des Apothekenhonorars für viele Apotheken schwer wird, langfristig zu überleben. Die vorherrschende Unsicherheit belastet nicht nur die wirtschaftliche Situation der Apotheken, sondern auch die Motivation der Mitarbeiter und die Attraktivität des Berufsstandes für junge Berufseinsteiger. Die Regierung sollte erkennen, dass die Apotheken ein unverzichtbarer Bestandteil der Gesundheitsversorgung sind und ihre Anliegen Priorität haben müssen.
Besonders gravierend ist die Perspektive für Apotheken in ländlichen Regionen. Hier wird die Abwanderung bereits jetzt spürbar, und die Erreichbarkeit von Apotheken für Patienten verschlechtert sich kontinuierlich. Ohne eine sofortige Anpassung der Honorierung könnte die flächendeckende Versorgung schnell in Gefahr geraten. Die Apotheken sind dabei nicht nur wirtschaftliche Akteure, sondern auch eine tragende Säule der regionalen Gesundheitsversorgung. Sollte es der Politik nicht gelingen, die Herausforderungen der Apotheken ernsthaft anzugehen und ihnen in der Übergangszeit kurzfristige Erleichterungen zu verschaffen, droht die Apothekenlandschaft in den kommenden Jahren drastisch zu schrumpfen.
Die Apothekerschaft steht vor einem Dilemma: Die Perspektive auf eine Reform ist erst in einigen Jahren realistisch, doch viele Apotheken können wirtschaftlich nicht so lange durchhalten. Um diese Durststrecke zu überwinden, sind kreative Lösungen gefordert. Eine Möglichkeit wäre, einzelne Entlastungsmaßnahmen – etwa die vorzeitige Erhöhung bestimmter Zuschüsse – schnell in Gesetzesvorhaben zu integrieren und damit zumindest kurzfristig eine finanzielle Erleichterung zu schaffen. Andernfalls bleibt der Branche wohl nur der Weg in eine tiefgreifende Krise, deren Auswirkungen die gesamte Gesundheitsversorgung nachhaltig erschüttern könnten.
Rezepturabrechnung im Fokus: Apotheker klagen gegen Krankenkassen-Retaxationen
Die Abrechnung von Rezepturen hat seit der Kündigung der sogenannten Hilfstaxe Ende des vergangenen Jahres eine neue Dimension erreicht. Seither wenden Apotheken die Arzneimittelpreisverordnung an, um selbst hergestellte Rezepturen abzurechnen. Doch die Regelung sorgt für Streitigkeiten zwischen Apotheken und Krankenkassen. Während die Apotheker darauf bestehen, dass die Verordnung den Einkaufspreis der gesamten Packung als Grundlage festlegt, argumentieren die Krankenkassen, dass nur die tatsächlich verwendete Stoffmenge abgerechnet werden dürfe. Diese unterschiedliche Auslegung führt nun vermehrt zu Retaxationen durch die Krankenkassen, die sich in vielen Fällen weigern, die Rechnungen in voller Höhe zu begleichen.
Apotheken sehen sich durch die strenge Handhabung der Krankenkassen benachteiligt und wehren sich gegen die finanziellen Kürzungen. Sie greifen dabei auf Mustereinsprüche zurück, die von den Apothekerverbänden entwickelt wurden. Diese Einsprüche werden jedoch häufig abgelehnt, sodass der Deutsche Apothekerverband (DAV) nun eine rechtliche Klärung anstrebt. Ziel ist eine Musterklage vor dem Sozialgericht, um verbindlich festzulegen, wie Rezepturen korrekt abzurechnen sind.
Für die Apothekenbetreiber ist dies eine entscheidende Frage, da die Unsicherheit in der Abrechnung die wirtschaftliche Planung beeinträchtigt. Bis zur gerichtlichen Entscheidung wird es jedoch voraussichtlich dauern, da Verfahren vor Sozialgerichten oftmals eine lange Bearbeitungszeit in Anspruch nehmen. Für viele Apotheken bedeutet dies, dass sie weiterhin mit Retaxationen und möglicherweise ausbleibenden Erstattungen der Krankenkassen rechnen müssen, was die Liquidität der Betriebe belasten kann.
Der Konflikt zwischen Apotheken und Krankenkassen verdeutlicht ein grundlegendes Problem im deutschen Gesundheitssystem: die unterschiedliche Interpretation von Abrechnungsregelungen und deren finanzielle Konsequenzen. Seit Jahren kämpfen Apotheken mit Retaxationen, die nicht nur zeit- und kostenintensiv sind, sondern auch Unsicherheiten bei der wirtschaftlichen Planung mit sich bringen. Der Schritt des DAV, diesen Fall gerichtlich klären zu lassen, ist daher ein wichtiger und richtiger Schritt, um langfristig eine verbindliche und faire Abrechnungspraxis zu schaffen.
Doch die langwierige Prozedur vor dem Sozialgericht wird den Apothekenbetreibern einiges abverlangen. Bis zur endgültigen Entscheidung sind sie weiterhin dem Druck durch mögliche Retaxationen ausgesetzt, was gerade für kleinere Apotheken zu erheblichen finanziellen Risiken führen kann. Es bleibt zu hoffen, dass das Gericht eine rasche und klare Entscheidung trifft, die der gesamten Branche mehr Planungssicherheit bietet und langwierige Auseinandersetzungen mit den Krankenkassen vermeidet.
Apothekersterben beschleunigt sich – eine Bedrohung für die Gesundheitsversorgung
In Deutschland wird das Apothekensterben zunehmend zur Realität. Die aktuellsten Daten der ABDA verdeutlichen das dramatische Ausmaß dieser Entwicklung: Zum Ende des dritten Quartals 2024 waren deutschlandweit nur noch 17.187 Apotheken in Betrieb. Seit Beginn des Jahres schlossen damit weitere 384 Apotheken ihre Türen – ein Rückgang, der darauf hindeutet, dass die Zahl bis Ende des Jahres sogar unter 17.000 fallen könnte.
Dieser Trend hat weitreichende Konsequenzen für die medizinische Grundversorgung der Bevölkerung. Denn mit jeder geschlossenen Apotheke verlängern sich die Wege für Patientinnen und Patienten, vor allem in ländlichen Regionen, wo die Abdeckung ohnehin dünner ist. Während sich die Zahl der Apotheken reduziert, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass auch dringend benötigte Arzneimittel nicht immer kurzfristig verfügbar sind. Besonders ältere und weniger mobile Menschen stehen damit vor erheblichen Herausforderungen.
Dass dieser Niedergang seit Jahren bekannt und vorhersehbar war, macht die Situation umso bedrückender. Kritiker werfen der Politik Untätigkeit vor. Trotz regelmäßiger Warnungen aus der Branche und der Darstellung der dramatischen Folgen sei bisher wenig geschehen, um die Apotheken flächendeckend zu unterstützen und ihre Existenz nachhaltig zu sichern. Apothekenbetreiber kämpfen dabei nicht nur mit steigenden Kosten und unverändert niedrigen Erträgen, sondern auch mit einem wachsenden bürokratischen Aufwand, der die Attraktivität des Berufs weiter mindert.
Ein Grundproblem stellt die geringe Anpassung der Vergütung an die stetig steigenden Betriebskosten dar. Hinzu kommt der Trend zur Digitalisierung im Gesundheitswesen, bei dem Online-Anbieter, die oft größere Ressourcen haben und international agieren, zunehmend an Einfluss gewinnen. Während diese Anbieter unter anderem durch eine weitaus geringere Bürokratie profitieren, sind stationäre Apotheken auf zahlreiche regulatorische Vorgaben angewiesen.
Für Apothekenleiterinnen und -leiter heißt es in dieser angespannten Situation, sich strategisch abzusichern. Eine frühzeitige betriebswirtschaftliche Analyse kann helfen, rechtzeitig Maßnahmen zur Kosteneinsparung oder Umsatzsteigerung zu ergreifen. Neben einer stärkeren Orientierung hin zu Selbstzahlerleistungen und Beratungsdiensten könnten auch Kooperationsmodelle mit Ärzten und Pflegediensten Möglichkeiten bieten, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Dennoch bleibt die politische Unterstützung eine zwingende Notwendigkeit, ohne die auch die stärksten Apotheken kaum langfristig überleben können.
Das Apothekensterben ist längst kein Randthema mehr – es ist zu einem zentralen Problem für die Gesundheitsversorgung geworden. Dass diese Entwicklung politisch bisher kaum aufgegriffen wird, zeigt eine gewisse Gleichgültigkeit gegenüber dem Apothekenwesen und den Menschen, die auf eine nahe und persönliche Versorgung angewiesen sind. Politik und Gesellschaft müssen sich bewusst machen, dass eine Flächendeckung mit Apotheken kein Luxus, sondern eine Notwendigkeit ist. Gerade in Zeiten des demografischen Wandels und der wachsenden Mobilitätseinschränkungen vieler Menschen im Alter ist es unverantwortlich, die Anzahl der Apotheken weiterhin so drastisch sinken zu lassen.
Eine flächendeckende Versorgung braucht verlässliche Partner, und diese Rolle erfüllen die Apotheken vor Ort. Doch ohne eine solide finanzielle Basis und die Rücknahme unnötiger bürokratischer Hürden wird die Schließungswelle weitergehen. Politische Versäumnisse von heute führen bereits morgen dazu, dass Patientinnen und Patienten im Krankheitsfall teils kilometerweite Wege in Kauf nehmen müssen. Wenn die Politik jetzt nicht handelt, verliert Deutschland einen essentiellen Baustein seines Gesundheitswesens – mit schwerwiegenden Folgen für die Versorgungssicherheit.
Apothekenprotest in Hannover: Letztes Aufbäumen gegen die Reform – Ein Weckruf an die Politik
In einer eindringlichen Protestaktion versammelten sich rund 500 Apothekenteams auf dem Bahnhofsvorplatz in Hannover, um gegen die geplante Apothekenreform zu demonstrieren. Organisiert vom Landesapothekerverband Niedersachsen (LAV) und unterstützt von mehreren politischen Stimmen, war dies möglicherweise der letzte Aufschrei der Apothekenlandschaft vor einem Richtungswechsel. Besonders bemerkenswert zeigte sich der niedersächsische Gesundheitsminister Andreas Philippi, SPD, der seine Solidarität mit den Apothekern bekundete und öffentlich die Reform seines eigenen Bundesgesundheitsministers kritisierte. Auch der FDP-Bundestagsabgeordnete Konstantin Kuhle nahm an dem Protest teil und bekräftigte, dass die Freien Demokraten im Bundestag die Reform blockieren werden, solange sie die Existenz der klassischen Apotheke bedroht.
Bernd Groeneveld, Vorsitzender des LAV Niedersachsen, äußerte Zuversicht, dass die Botschaften der Apotheken in der Politik Gehör finden. Niedersachsens Kammerpräsidentin Cathrin Burs schloss sich den Protesten ebenfalls an, ebenso wie Ursula Funke, Präsidentin der Hessischen Landesapothekerkammer, die eigens aus Hessen angereist war, um ihre Solidarität zu zeigen.
Doch am darauffolgenden Tag zeichnete sich das Ende der umstrittenen Reform ab: Die Ampelkoalition kündigte das Aus des Gesetzesentwurfs an, ein deutlicher Hinweis darauf, dass die Apothekenpolitik in Deutschland eine Kehrtwende vollziehen muss. Für die Apotheken steht nun die Forderung nach einem klaren Bekenntnis der Politik zu finanzieller Unterstützung im Mittelpunkt. Die wirtschaftliche Situation vieler Apotheken ist angespannt; ohne finanzielle Hilfe droht die Versorgungslage in einigen Regionen kritisch zu werden. Für viele Apotheken bedeutet das Ende der Reform zwar eine Erleichterung, doch der Druck auf die Branche bleibt bestehen. Es bleibt abzuwarten, wie sich die politische Landschaft neu positioniert, um die Apotheken zu stärken und das Gesundheitssystem auf solide Füße zu stellen.
Der Protest in Hannover war nicht nur ein emotionales Aufbegehren gegen die Apothekenreform, sondern auch ein mahnendes Signal an die Politik: Die Apothekenbranche steht mit dem Rücken zur Wand. Apotheken sind ein wesentlicher Bestandteil der Gesundheitsversorgung in Deutschland, besonders in ländlichen Regionen. Die aktuelle finanzielle Lage vieler Apotheken verschärft die Situation, in der bereits zahlreiche Betriebe unter wirtschaftlichem Druck stehen.
Andreas Philippi und Konstantin Kuhle haben mit ihrer Präsenz und Unterstützung ein starkes Zeichen gesetzt, doch es wird mehr als Solidaritätsbekundungen brauchen, um die Apothekenlandschaft zu stabilisieren. Der Ruf nach finanzieller Hilfe muss ernst genommen werden, und die nächste Bundesregierung ist gefordert, nachhaltige Lösungen zu schaffen, die nicht nur kurzfristige Entlastung bringen, sondern auch langfristig die Existenz der Apotheken sichern. Der schnelle Wandel im Gesundheitswesen verlangt ein Umdenken und eine klarere Positionierung der Politik.
Es war ein letztes Aufbäumen, ein Weckruf, der zeigt: Die Apotheken brauchen nicht nur Anerkennung, sondern konkrete Unterstützung, um ihrer gesellschaftlichen Verantwortung gerecht zu werden.
EU-Abwasserrichtlinie: Milliardenlast für Pharma- und Kosmetikindustrie – Umweltpolitischer Fortschritt oder einseitige Belastung?
Die Europäische Union setzt mit der Novellierung der Abwasserrichtlinie ein starkes Zeichen für den Gewässerschutz. Parlament und Rat der EU haben zugestimmt, und die Konsequenzen werden weitreichend sein: Pharma- und Kosmetikhersteller sind künftig dazu verpflichtet, sich zu mindestens 80 Prozent an den Kosten des Ausbaus kommunaler Kläranlagen zu beteiligen, insbesondere für die Installation einer vierten Reinigungsstufe. Die Schätzungen sind beachtlich: Allein in Deutschland belaufen sich die Ausbaukosten auf rund neun Milliarden Euro, zusätzlich kommen jährlich Betriebskosten von einer Milliarde Euro hinzu. Die Finanzierungsfrage sorgt bei den betroffenen Unternehmen für großen Unmut.
Die Kritik der Industrie bleibt dabei nicht ungehört: Der Verband der pharmazeutischen Unternehmen sowie Kosmetikverbände machen deutlich, dass die neuen Regelungen eine erhebliche finanzielle Belastung für ihre Branchen darstellen. Zwar stehe man grundsätzlich hinter den Zielen der EU, aber die einseitige Kostenzuweisung sei nicht gerechtfertigt. Schließlich seien neben pharmazeutischen und kosmetischen Rückständen auch andere Schadstoffe, etwa aus Pflanzenschutzmitteln, Farben, Reinigungsmitteln und dem Abrieb von Autoreifen, für die Belastung der Gewässer verantwortlich.
Die Industrie verweist zudem auf die absehbaren Auswirkungen auf den Markt und die Verbraucherpreise. Ein erheblicher Kostenanstieg in der Produktion könnte langfristig zu Preissteigerungen führen, die letztlich die Endverbraucher treffen. Auch Krankenkassen sehen Risiken: Teure Produktionsprozesse könnten für die Industrie zu einer Verringerung der Wirkstoffproduktion führen, was wiederum die Medikamentenversorgung verteuert und für einige Präparate sogar eine Marktrücknahme zur Folge haben könnte.
Die neue EU-Abwasserrichtlinie ist zweifelsohne ein Fortschritt für den Gewässerschutz, der dringend notwendig ist, um die immer weiter ansteigende Belastung der Wasserressourcen zu mindern. Dennoch wirft die Entscheidung, die Pharma- und Kosmetikindustrie zur Kasse zu bitten, Fragen der Fairness auf. Die Argumentation der Industrie, dass Schadstoffe aus anderen Quellen ebenso zur Umweltbelastung beitragen, ist nicht von der Hand zu weisen. Schließlich stellt sich die Frage, ob der Gewässerschutz wirklich effektiv betrieben wird, wenn nur ausgewählte Branchen die finanziellen Hauptlasten tragen müssen, während andere Emittenten ungeschoren davonkommen.
Das Risiko, dass steigende Produktionskosten an die Verbraucher weitergereicht werden, ist real und wird gerade in Zeiten hoher Inflation und gestiegener Lebenshaltungskosten den Konsum beeinflussen. Auch Krankenkassen könnten durch höhere Medikamentenpreise belastet werden, was sich letztlich auf das Gesundheitssystem und die Versicherten auswirken würde.
Eine nachhaltige Lösung wäre ein solidarisches Finanzierungsmodell, das alle Verursacher von Schadstoffen einbezieht und eine gerechte Verteilung der Kosten gewährleistet.
Gesetz zur Stärkung der öffentlichen Gesundheit – Neue Chancen für Apotheken, aber Zukunft bleibt ungewiss
Die politische Diskussion um das „Gesetz zur Stärkung der öffentlichen Gesundheit“ steht nun unter völlig neuen Vorzeichen. Obwohl das Gesetzesvorhaben bereits weit fortgeschritten war und Anfang 2025 in Kraft treten sollte, bleibt seine Zukunft aufgrund des Regierungswechsels unklar. Noch kurz vor dem Regierungswechsel wurden im Gesundheitsausschuss des Bundestags Änderungsanträge diskutiert, die den Apotheken neue Möglichkeiten bieten könnten – darunter die Durchführung zusätzlicher Schutzimpfungen mit Totimpfstoffen und der Einsatz von In-vitro-Diagnostika für patientennahe Schnelltests auf bestimmte Viren.
Diese geplanten Anpassungen spiegeln den wachsenden Wunsch wider, Apotheken in die Präventionsarbeit einzubeziehen und damit die Belastung der Arztpraxen zu verringern. Besonders der Einsatz von Schnelltests, die schnell und nah am Patienten durchgeführt werden können, ist ein wichtiger Schritt, um eine schnellere Diagnosestellung und damit eine effektivere Behandlung zu ermöglichen.
Zusätzlich wurden Anpassungen für die räumlichen Anforderungen in Apotheken vorgeschlagen. Künftig sollen Apothekenräume, die für Schutzimpfungen genutzt werden, während dieser Tätigkeiten ausschließlich dafür genutzt und nicht anderweitig verwendet werden dürfen. Diese Regelung soll die Sicherheit und Hygiene bei der Durchführung von Schutzimpfungen gewährleisten.
Die Reform des Gesundheitsgesetzes könnte Apotheken eine bedeutendere Rolle in der Präventions- und Diagnostikarbeit verschaffen. Insbesondere die Möglichkeit, Totimpfstoffe zu verabreichen und Schnelltests anzubieten, würde die Apothekerschaft aufwerten und zu einer Entlastung des Gesundheitssystems beitragen. Doch die politischen Umstände werfen die Frage auf, ob diese Reformpläne jemals in die Praxis umgesetzt werden.
Apotheken stehen hier vor der Herausforderung, sich auf mögliche neue Aufgaben vorzubereiten, ohne zu wissen, ob und wann diese tatsächlich umgesetzt werden. Die Anpassung der Räumlichkeiten für Impfungen und Schnelltests bedeutet für viele Apotheken eine potenzielle Investition, die sich nur dann auszahlt, wenn das Gesetz auch wirklich verabschiedet wird. Gleichzeitig müssen sie flexibel bleiben, um kurzfristig auf gesetzliche Änderungen reagieren zu können – eine Anforderung, die in der oft planungsintensiven Apothekenwelt nicht leicht umzusetzen ist.
In der Zwischenzeit bleibt Apothekenbetreibern nichts anderes übrig, als auf die politische Entwicklung zu warten und sich in ihren Vorbereitungen weiterhin flexibel zu zeigen. Klar ist: Ein stärkerer Einbezug der Apotheken in die Gesundheitsversorgung wäre sowohl für das Gesundheitssystem als auch für die Apotheker ein Gewinn.
Apotheken-Ident-Verfahren: Verzögerungen und Unsicherheit über die Zukunft
Das Apotheken-Ident-Verfahren steht aktuell in einem unsicheren Licht. Geplant war, dass Apotheken Versicherte bei der Nutzung von Anwendungen der Telematikinfrastruktur unterstützen, insbesondere beim Zugang zur elektronischen Patientenakte. Eine sichere Identifizierung der Versicherten sollte dabei über das Apotheken-Ident-Verfahren erfolgen, für das Apotheken eine Vergütung erhalten sollten.
Doch seit Monaten herrscht Unklarheit. Um die Apotheken sinnvoll in den Identifikationsprozess einzubinden, wären erhebliche Investitionen notwendig. So müssten Apotheken mit der benötigten Hardware ausgestattet werden, und es wäre erforderlich, eine Infrastruktur parallel zur bestehenden Telematikinfrastruktur aufzubauen. Diese zusätzlichen Anforderungen lassen Zweifel aufkommen, ob das Apotheken-Ident-Verfahren tatsächlich eingeführt wird.
Spekulationen, dass das Verfahren nicht weiter verfolgt wird, wurden durch Aussagen des Bundesgesundheitsministeriums (BMG) entkräftet. Laut BMG soll das Apotheken-Ident-Verfahren weiterhin als ergänzender Weg zur sicheren Identifizierung für die GesundheitsID etabliert werden. Es hieß jedoch auch, das Projekt brauche „noch etwas mehr Zeit.“ Offen bleibt jedoch, ob dieser Plan auch in der kommenden Regierung Bestand haben wird.
Für Apotheker bedeutet dies, dass sie sich auf eine mögliche Implementierung des Verfahrens vorbereiten sollten, obwohl bisher keine detaillierten technischen Vorgaben veröffentlicht wurden. Die Kosten für die Hardware, notwendige Schulungen und eventuelle Anpassungen der Arbeitsabläufe stellen dabei eine finanzielle Belastung dar, für die bisher keine klare finanzielle Förderung angekündigt wurde. Es bleibt zudem offen, ob die Vergütung für die Identifizierung ausreichen wird, um den Mehraufwand zu kompensieren. Apotheker stehen somit vor der Herausforderung, sich auf mögliche Anforderungen vorzubereiten, ohne Planungssicherheit zu haben.
Die Implementierung des Apotheken-Ident-Verfahrens zeigt einmal mehr die Schwierigkeiten bei der Digitalisierung des deutschen Gesundheitswesens. Für die Apothekerschaft bedeutet der aktuelle Schwebezustand zusätzlichen Aufwand ohne klare Perspektive. Eine klare Linie und verbindliche Informationen sind dringend notwendig, damit Apotheken ihre Rolle in der Telematikinfrastruktur besser einschätzen können.
Es scheint jedoch, dass die Einführung einer solch umfassenden Identifizierungslösung einen weiteren bürokratischen Aufbau verlangt, der mit erheblichen Ressourcen verbunden ist – eine Forderung, die besonders kleinere Apotheken hart treffen könnte. Das Fehlen finanzieller Unterstützung für die notwendige Hardwareausstattung birgt die Gefahr, dass manche Apotheken den Anschluss verlieren, was letztlich die angestrebte flächendeckende Unterstützung der Patienten gefährden könnte. Ein klares Bekenntnis der Regierung zur vollständigen Finanzierung der Einführung wäre ein notwendiger Schritt, um hier Planungssicherheit zu schaffen.
Ein neuer Vorstand für den Deutschen Apothekerverband: Wer schafft es in die Spitze?
Am 4. Dezember 2024 steht eine richtungsweisende Wahl im Deutschen Apothekerverband (DAV) bevor. Nach der Einführung einer neuen Satzung für das Jahr 2025 wird der bisherige, 17-köpfige „geschäftsführende Vorstand“ auf fünf Positionen reduziert. Diese Reform sorgt im Vorfeld der Wahl für ungewöhnliche Spannung, denn erstmals bewerben sich mehr Kandidaten als Sitze zur Verfügung stehen.
Zu den Kandidaten zählen bekannte Gesichter aus der Apothekerbranche: Hans-Peter Hubmann, der derzeitige Vorsitzende des DAV, sowie seine Stellvertreterin Anke Rüdinger, die zugleich den Berliner Apothekerverein repräsentiert. Beide streben weiterhin die Führungsrollen an, was ihre starke Position im DAV erneut bekräftigt. Auch Tatjana Zambo, Präsidentin des Landesapothekerverbands Baden-Württemberg, geht ins Rennen. Weitere Bewerber sind Jan-Niklas Francke vom Apothekerverband Rheinland-Pfalz und Thomas Preis, Vorsitzender des Apothekerverbands Nordrhein. Thomas Dittrich, ehemaliger Vorsitzender des DAV und Vertreter des Sächsischen Apothekerverbands, kandidiert ebenfalls und könnte nach seinem gesundheitsbedingten Rücktritt im April 2023 eine Rückkehr an die Spitze anstreben.
Das Rennen bleibt spannend, da einer der sechs Kandidaten die Wahl ohne Sitz verlassen wird. Die erwartete Neustrukturierung des DAV-Vorstands bringt nicht nur personelle Veränderungen mit sich, sondern könnte auch zu einem Kurswechsel in der Interessenvertretung der Apotheken führen. Viele in der Branche sehen die Reduktion auf fünf Vorstandsmitglieder als Chance, schneller und effizienter auf politische und wirtschaftliche Herausforderungen zu reagieren.
Die bevorstehende Wahl des DAV-Vorstands könnte für den deutschen Apothekensektor eine wichtige Zäsur bedeuten. Die Entscheidung, die Führungsstruktur zu verkleinern, ist ein mutiger Schritt, der den DAV handlungsfähiger und wendiger machen könnte. Allerdings zeigt die Kandidatenliste, dass die Verbandsarbeit weiterhin von erfahrenen Persönlichkeiten geprägt sein wird, die sich bereits lange für die Interessen der Apotheker einsetzen. Dies könnte Kontinuität gewährleisten, birgt jedoch auch das Risiko, dass notwendige Reformen zu zögerlich angegangen werden.
Die Apotheker sind in einer schwierigen Lage: Stetig steigende Kosten, wachsende Regulierungsanforderungen und ein hart umkämpfter Gesundheitsmarkt fordern ihre Flexibilität und Innovationskraft. Ein entschlossener, effizient arbeitender DAV-Vorstand wäre hier von Vorteil, insbesondere wenn die Interessenvertretung im politisch wichtigen Umfeld von Gesundheitspolitik und Arzneimittelversorgung gestärkt werden soll.
Apothekenreform in weiter Ferne – Warten bis 2026?
Eine umfassende Apothekenreform, die den wirtschaftlichen Druck auf Apotheken abfedert und eine faire Honorierung sichert, scheint weiterhin in weiter Ferne. Auch wenn viele in der Apothekerschaft nach Reformen rufen, die Klarheit und Stabilität schaffen, bleibt die Aussicht auf eine baldige Umsetzung ungewiss. Die bevorstehende Bundestagswahl und die anschließende Regierungsbildung dürften das Jahr 2025 weitgehend bestimmen, sodass eine tatsächliche Reform der Apotheken erst im Jahr 2026 ins Blickfeld der neuen Regierung rücken könnte – und auch dann nur unter optimalen Bedingungen.
Sollte die CDU/CSU eine Rolle in der Regierungsführung übernehmen, könnte eine moderate Anpassung des Fixhonorars in den Bereich des Möglichen rücken. Doch die Finanzlage im Gesundheitssystem, insbesondere der Krankenkassen, bleibt ein entscheidender Unsicherheitsfaktor. Angesichts schrumpfender Kassen könnte selbst eine symbolische Honoraranhebung schwierig zu verhandeln sein, was den Druck auf die Apotheken weiter erhöht.
Die Apothekerschaft bleibt jedoch nicht tatenlos. Der wachsende Widerstand gegen die unzureichende Honorierung ist in der Branche bereits spürbar und könnte sich weiter verschärfen, sollten die bestehenden wirtschaftlichen Belastungen ungelöst bleiben. Parallel dazu könnten bis zur Verabschiedung einer umfassenden Reform zahlreiche Apotheken schließen. Schätzungen gehen davon aus, dass bis zum Ende des Jahrzehnts hunderte Apotheken ihre Türen für immer schließen könnten, wenn sich die Situation nicht verbessert.
Es bleibt die Hoffnung, dass die neue Regierung zumindest kleinere Regelungen zur Verbesserung der Apothekenfinanzierung in andere, frühere Gesetzesvorhaben integrieren könnte. Eine beschleunigte Anpassung einzelner Vergütungsaspekte würde den Apotheken zeitnaher helfen, als bis 2026 oder sogar 2027 auf eine umfassende Reform zu warten. Doch die kommenden Jahre bleiben ein steiniger Weg für die Apothekerschaft – die Zukunft bleibt ungewiss, und die wirtschaftliche Belastung wächst.
Die Apothekenlandschaft in Deutschland steht an einem Wendepunkt, doch die dringend benötigte Reform lässt weiter auf sich warten. Mit einer möglichen Reform erst 2026 oder später sehen sich viele Apotheken in einer schwierigen Lage. Wenn sich bis dahin nichts an der Honorierung ändert, ist zu befürchten, dass die Branche noch weiter ausgedünnt wird. Der Widerstand wächst – doch ob er Gehör finden wird, bleibt abzuwarten.
Für Apotheker bedeutet dies, dass eine langfristige wirtschaftliche Planung ohne Anpassung des Fixhonorars kaum machbar ist. Hinzu kommt die Herausforderung, in einer ohnehin angespannten Finanzlage der Krankenkassen nach zusätzlichen Mitteln zu fragen. Vielleicht ist es der Druck der Straße, der der Apothekerschaft am ehesten zu helfen vermag, bis in der Politik ein Umdenken stattfindet.
Fachkräfte-Abwanderung stoppen: Apotheken zwischen Anwerbung und Integration
Die Abwanderung qualifizierter ausländischer Fachkräfte stellt die deutsche Wirtschaft vor zunehmende Herausforderungen. Trotz intensiver Anwerbungskampagnen, die jährlich hohe Summen kosten, gelingt es Deutschland nur unzureichend, diese Fachkräfte langfristig im Land zu halten. Dabei warnen Experten: Der Fokus liege zu sehr auf der Anwerbung und zu wenig auf den Rahmenbedingungen, die nötig wären, um die Ankommenden auch dauerhaft zu integrieren und ihnen Perspektiven zu bieten.
Laut einer aktuellen Analyse geben viele ausländische Fachkräfte an, Deutschland aus verschiedenen Gründen zu verlassen. Häufig genannte Faktoren sind die vergleichsweise hohen Lebenshaltungskosten, bürokratische Hürden sowie kulturelle und soziale Barrieren. Hinzu kommt, dass die Integration in den Arbeitsalltag, die oftmals mit komplexen Qualifikations- und Anerkennungsverfahren verbunden ist, häufig mit Herausforderungen gespickt ist. Die Frage, wie Fachkräfte auch langfristig gebunden werden können, ist für die deutsche Wirtschaft von existenzieller Bedeutung – und betrifft auch die Apothekenbranche.
Für Apothekenbetreiber ergibt sich hier ein dringender Handlungsbedarf. Mit dem wachsenden Fachkräftemangel sehen sich viele Betriebe gezwungen, auch verstärkt ausländische Mitarbeiter einzustellen, etwa als pharmazeutisch-technische Assistenten (PTA) oder Apotheker. Hierbei ist die Unterstützung der Mitarbeiter im Integrationsprozess entscheidend. Um als attraktiver Arbeitgeber wahrgenommen zu werden, müssen Apothekenbetriebe geeignete Arbeitsbedingungen schaffen, die über das Gehalt hinaus Anreize bieten – wie etwa flexible Arbeitszeiten, gezielte Weiterbildungsangebote und eine wertschätzende Unternehmenskultur.
Die Überwindung bürokratischer Hürden für die Anerkennung ausländischer Qualifikationen sowie der Zugang zu gezielten Sprach- und Integrationskursen stellen ebenfalls wesentliche Faktoren dar. Branchenexperten betonen, dass Apothekenbetreiber eine wichtige Rolle dabei spielen können, neue Mitarbeitende sowohl beruflich als auch sozial in Deutschland zu verankern. Die Bindung qualifizierter ausländischer Fachkräfte erfordert also ein breites Engagement auf mehreren Ebenen – und damit auch eine stärkere Unterstützung durch die Politik, etwa durch den Abbau von bürokratischen Hürden oder die Förderung wohnortnaher Kinderbetreuungsmöglichkeiten.
In Zeiten des Fachkräftemangels ist es paradox, dass Deutschland Millionen in Anwerbekampagnen investiert, ohne gleichzeitig daran zu arbeiten, die abgeworbenen Fachkräfte zu halten. Gerade in der Apothekenbranche, die ohnehin durch Personalmangel stark belastet ist, zeigt sich das Problem deutlich: Ausländische Mitarbeiter verlassen das Land oft nach wenigen Jahren, weil die Hürden im Alltag und im Arbeitsumfeld hoch sind. Hier sind alle Akteure gefordert – Apothekenbetreiber wie auch die Politik. Während Arbeitgeber gefordert sind, durch attraktive Arbeitsbedingungen und gezielte Unterstützung die Integration zu erleichtern, ist die Politik aufgefordert, Barrieren abzubauen und die Voraussetzungen für eine nachhaltige Integration zu schaffen.
Wenn Deutschland eine nachhaltige Lösung finden möchte, muss es sich von kurzfristigen Anwerbemaßnahmen verabschieden und eine längerfristige Strategie zur Fachkräftebindung entwickeln. Gerade Apothekenbetreiber, die oft in ländlichen Regionen mit besonders großem Personalmangel kämpfen, haben ein Interesse daran, dass gut ausgebildete Fachkräfte bleiben. Es ist an der Zeit, dass das Thema langfristige Mitarbeiterbindung in der Anwerbepolitik genauso hoch priorisiert wird wie das Thema Anwerbung selbst.
ABDA in der Kritik: Droht das Aus für Deutschlands Apotheken?
Die finanzielle und strukturelle Belastung für öffentliche Apotheken in Deutschland hat in dieser Legislaturperiode einen kritischen Höhepunkt erreicht. Statt der erhofften Honorarerhöhung und eines stabilen finanziellen Rahmens mussten Apotheken eine Erhöhung des Kassenabschlags hinnehmen. Die Konsequenz: Viele Apotheken kämpfen nicht nur ums Überleben, sondern auch darum, weiterhin die grundlegende Gesundheitsversorgung sicherzustellen. Die Reaktion der ABDA (Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände) stößt in den Reihen der Apotheker auf massive Kritik. Ihr wird vorgeworfen, die Interessen der Apotheken nicht ausreichend zu vertreten und durch fehlende Konsequenz eher zur Belastung der Branche beizutragen.
Ein weiteres Schlaglicht wirft das jüngste Skonto-Urteil, das die Finanzlage vieler Apotheken verschärft. Die Möglichkeit, Rabatte auf frühzeitige Zahlungen zu gewähren, wurde stark eingeschränkt, was die Kalkulationsbasis der Apotheken belastet. Während viele Apotheken versuchen, diese finanziellen Einschnitte durch höhere Effizienz und Einsparungen zu kompensieren, kommt aus den Reihen der Politik nur wenig Unterstützung. Ein "geheimer Eskalationsplan" der ABDA, der andeutet, mit schärferen Maßnahmen auf die Situation zu reagieren, hat bisher keine konkreten Resultate gezeigt.
Apotheker und Branchenkenner sind besorgt über die Zukunft der Apothekenlandschaft in Deutschland. Die Verschlechterung der wirtschaftlichen Bedingungen führt dazu, dass Apotheken in ländlichen Gebieten besonders gefährdet sind, was die flächendeckende Versorgung mit Arzneimitteln erschwert. Ohne ein grundlegendes Umdenken und eine konsequente Lobbyarbeit, so die Meinung vieler Experten, könnte Deutschland bald mit einem massiven Versorgungsproblem im Apothekenbereich konfrontiert sein.
Die Krise der öffentlichen Apotheken zeigt eindrücklich, wie politische Versäumnisse und strukturelle Schwächen einer Berufsgruppe zum Verhängnis werden können. Dass die ABDA bislang keine wirksame Strategie zur Sicherung der Honorarstrukturen und zur Entlastung der Apotheken präsentieren konnte, wirkt wie eine Kapitulation vor den Herausforderungen. Statt mit entschlossenem Vorgehen den politischen Druck zu erhöhen und notwendige Reformen einzufordern, scheint die ABDA die eigenen Mitglieder mit einem "geheimen Eskalationsplan" zu vertrösten, der keine greifbaren Ergebnisse zeigt. Das Vertrauen in die Interessenvertretung ist angeschlagen – ein Zustand, den sich die Apothekenbranche angesichts der zunehmenden wirtschaftlichen Bedrohungen kaum leisten kann.
Die Politik ihrerseits scheint die entscheidende Rolle der Apotheken für die lokale Gesundheitsversorgung zu unterschätzen. Die Erwartung, dass die Apotheken ohne adäquate finanzielle Grundlage bestehen bleiben können, ist realitätsfern. Es ist höchste Zeit, dass sowohl die ABDA als auch die politischen Entscheidungsträger endlich handeln – andernfalls droht eine nicht mehr aufzuhaltende Erosion der Apothekenlandschaft in Deutschland.
Neuausrichtung im Gesundheitswesen: Reformdruck für die kommende Regierung
Das deutsche Gesundheitswesen steht vor grundlegenden Umwälzungen, die sich nicht länger aufschieben lassen. Angesichts einer alternden Gesellschaft wird die nächste Bundesregierung gezwungen sein, den Fokus verstärkt auf die Gesundheitspolitik zu legen. Es scheint unvermeidbar, die aktuellen Leistungsansprüche zu überprüfen und teils auch zu reduzieren. Hierfür müssten marktwirtschaftliche Steuerungsmechanismen im Gesundheitswesen verankert werden, das seit Jahrzehnten eher planwirtschaftlich orientiert und nur bedingt funktionsfähig ist. Doch diese Veränderungen stoßen auf Widerstand.
Die Diskussion um das „Besitzstandsdenken“ im Gesundheitswesen ist keine neue, doch nun gewinnt sie an Schärfe. Verschiedene Interessengruppen, von Leistungserbringern bis zu Versicherten, verteidigen bestehende Strukturen und Privilegien. Reformen zur Kosteneindämmung und Effizienzsteigerung werden so häufig blockiert oder verwässert. Kritiker argumentieren, dass die dringend notwendigen Reformen oft in Kompromissen enden, die zwar kurzfristig Frieden stiften, aber langfristig an den strukturellen Problemen des Systems nichts ändern.
Angesichts steigender Gesundheitskosten und einer abnehmenden Zahl von Beitragszahlern ist eine grundlegende Neubewertung der bestehenden Versorgungsansprüche und -leistungen unausweichlich. Dennoch stehen politische Entscheidungsträger vor der schwierigen Aufgabe, Änderungen durchzusetzen, die gleichzeitig finanzielle Stabilität schaffen und die Versorgungssicherheit gewährleisten. Die Balance zwischen Einsparungen und Leistungsanspruch zu finden, wird die Herausforderung für die neue Regierung sein, die mit einer zunehmend älter werdenden Bevölkerung konfrontiert ist.
Die kommenden Jahre werden eine echte Zerreißprobe für das Gesundheitswesen – und damit auch für die Regierung – darstellen. Es bedarf mutiger, langfristig orientierter Entscheidungen und eines strukturellen Wandels, der allen Beteiligten abverlangt, gewohnte Denkmuster zu überdenken und Besitzstände aufzugeben. Doch dies bedeutet auch, dass sowohl Politiker als auch Stakeholder im Gesundheitssektor bereit sein müssen, Althergebrachtes zugunsten einer zukunftsfähigen und finanzierbaren Gesundheitsversorgung hinter sich zu lassen.
Apotheke ohne Zukunft? Warum wirtschaftliche Bedingungen Nachfolger abschrecken
Eine traditionsreiche Apotheke in Bielefeld-Senne steht vor einer ungewissen Zukunft. Seit geraumer Zeit sucht der Inhaber nach einer geeigneten Nachfolgerin oder einem Nachfolger, jedoch ohne Erfolg. Die Gründe dafür sind vielfältig: Das Betriebsergebnis reicht kaum aus, um einen zweiten Apotheker zu tragen, und der Umsatz ist zu niedrig, um die Apotheke als lohnendes Investment zu präsentieren. Für viele kleinere Apotheken bedeutet das wirtschaftliche Umfeld eine zunehmende Bedrohung – besonders in strukturschwachen Regionen, wo die Patientenfrequenz und somit die Einnahmen oft begrenzt sind.
Der wirtschaftliche Druck auf Apotheken in Deutschland hat in den letzten Jahren deutlich zugenommen. Steigende Kosten für Personal, Energie und Miete setzen das Betriebsergebnis vieler Apotheken massiv unter Druck. In ländlichen und stadtnahen Regionen mit geringerer Kaufkraft und weniger Laufkundschaft wird die wirtschaftliche Tragfähigkeit einer Apotheke dadurch erheblich beeinträchtigt. Der Konkurrenzdruck durch Online-Apotheken verschärft die Lage zusätzlich, da immer mehr Kunden auch rezeptpflichtige Medikamente online bestellen. Dieser Trend, verstärkt durch die Covid-19-Pandemie, hat das traditionelle Geschäftsmodell der stationären Apotheken geschwächt.
Neben den wirtschaftlichen Herausforderungen stellt auch der hohe regulatorische Druck ein Problem dar. Apotheken sind an strenge gesetzliche Vorgaben gebunden, die den Betriebsaufwand erhöhen und viele potenzielle Nachfolgerinnen und Nachfolger abschrecken. Die Unsicherheiten, die durch geplante Reformen im Gesundheitswesen entstehen, verstärken die Hürden für die Übernahme einer Apotheke zusätzlich. Viele junge Apothekerinnen und Apotheker sehen sich vor der Entscheidung, eine etablierte Apotheke zu übernehmen, oder andere berufliche Wege einzuschlagen, und entscheiden sich gegen die Übernahme – insbesondere in wirtschaftlich unsicheren Regionen.
Die Herausforderungen, mit denen Apotheken in Deutschland konfrontiert sind, lassen sich nicht ignorieren. Die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen, die einst als solide galten, haben sich so verändert, dass selbst langjährig etablierte Apotheken kaum noch eine zukunftsfähige Perspektive bieten können. Steigende Kosten, wachsender Wettbewerb durch Versandapotheken und immer umfangreichere regulatorische Anforderungen lassen die traditionellen Apotheken an ihre Grenzen stoßen.
Hier ist die Politik gefragt: Ohne gezielte Maßnahmen wird es für viele Apotheken, insbesondere in ländlichen Regionen, zunehmend unmöglich, wirtschaftlich zu bestehen und potenzielle Nachfolger zu finden. Förderprogramme, Steuererleichterungen und gezielte Anreize könnten helfen, die wirtschaftliche Tragfähigkeit vieler Apotheken zu sichern und damit die flächendeckende Gesundheitsversorgung zu gewährleisten. Zudem muss die Bürokratie in einem angemessenen Rahmen gehalten werden, um den Apotheken zu ermöglichen, sich auf ihre Kernaufgabe – die Versorgung der Bevölkerung – zu konzentrieren.
Eine Abwanderung oder Schließung von Apotheken hätte weitreichende Folgen, nicht nur für die Branche, sondern auch für die Gesellschaft als Ganzes. Apotheken sind oft ein sozialer und medizinischer Ankerpunkt für viele Menschen und ein essenzieller Bestandteil der Gesundheitsversorgung in Deutschland. Es bedarf daher langfristiger, zukunftsweisender Lösungen, um Apotheken zu stärken und ihnen eine wirtschaftliche Basis zu bieten, die auch potenziellen Nachfolgerinnen und Nachfolgern Perspektiven eröffnet.
Von Engin Günder, Fachjournalist
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