• 06.11.2024 – Apotheken-Nachrichten von heute: Apothekenkrise, digitale Trends und neue Therapien

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APOTHEKE | Medienspiegel & Presse |

Apotheken-Nachrichten von heute: Apothekenkrise, digitale Trends und neue Therapien

 

Zwischen Protesten, Marktdruck und Forschungserfolgen – wie aktuelle Entwicklungen die Gesundheitsversorgung neu definieren

Apotheker sind auf Berufsunfähigkeitsversicherungen angewiesen, um ihre Existenz zu sichern, während Konzerne wie Walmart und Lieferando mit Medikamenten-Lieferdiensten den Markt umkrempeln. Die EU stärkt den Verbraucherschutz mit einem Reparaturrecht für Elektrogeräte, und deutsche Apotheker demonstrieren gegen das Apothekensterben. Gleichzeitig erhöht die neue Abwasserrichtlinie den Kostendruck auf die Pharmaindustrie, was die Versorgungssicherheit gefährden könnte. Auch im Winter wächst das Bewusstsein für Hautpflege, während eine kostenfreie RSV-Impfung Senioren und chronisch Kranken Schutz bieten soll, doch die Umsetzung läuft schleppend. In der Forschung verspricht Metformin potenziell tumorhemmende Effekte, und Carboanhydrase-Hemmer bieten Hoffnung bei Alzheimer. Die bevorstehende Einstellung der Humaninsuline von Novo Nordisk stellt viele Diabetiker vor neue Herausforderungen. Auch der Alltag birgt Gefahren, von seltenen, gefährlichen Niesanfällen bis zu steigenden West-Nil-Virus-Infektionen und Risiken in der heimischen Küche durch unsachgemäße Zubereitung.

 

Berufsunfähigkeit für Apotheker: Ansprüche sichern und Risiken minimieren

Berufsunfähigkeit kann jeden treffen, doch für Apotheker bedeutet der Verlust der Arbeitsfähigkeit mehr als nur persönliche Einschränkungen. Ihre Expertise, Verantwortung und der tägliche Kontakt mit Patienten und Mitarbeitern machen eine Berufsunfähigkeitsversicherung (BU) für Apotheker unverzichtbar. Der Weg zur Leistung ist jedoch oft von bürokratischen Hürden geprägt, die Apotheker mit präziser Vorbereitung und gezieltem Vorgehen überwinden müssen.

Ein zentrales Element bei der Beantragung der Berufsunfähigkeitsrente ist die lückenlose und präzise Dokumentation des Gesundheitszustands. Apotheker sollten alle ärztlichen Gutachten, Arbeitsunfähigkeitsbescheinigungen und eventuelle Diagnoseberichte sorgfältig aufbewahren und eine vollständige Historie ihres gesundheitlichen Verlaufs dokumentieren. Bereits kleine Unstimmigkeiten oder Lücken können dazu führen, dass der Versicherer den Antrag ablehnt oder zusätzliche Prüfungen anfordert. Die medizinischen Nachweise sollten genau darlegen, inwiefern die Berufsunfähigkeit die Ausübung der beruflichen Pflichten in der Apotheke einschränkt, und auch beschreiben, ob und wie der gesundheitliche Zustand sich voraussichtlich entwickeln wird.

Ein besonders kritischer Punkt, den Apotheker beachten sollten, ist die Nachprüfungsklausel. Diese Klausel erlaubt es den Versicherern, den Gesundheitszustand regelmäßig zu kontrollieren, auch nachdem die BU-Leistung bewilligt wurde. Sollte sich der Gesundheitszustand des Apothekers verbessern oder eine berufliche Umschulung infrage kommen, kann die Rente gekürzt oder eingestellt werden. Apotheker müssen daher bereit sein, ihren Gesundheitszustand regelmäßig und umfassend zu dokumentieren und den Versicherer über jede relevante Änderung zu informieren. Da dies mit einem erhöhten administrativen Aufwand verbunden ist, empfiehlt es sich, sich bereits frühzeitig auf diese Anforderungen einzustellen.

Für Apotheker kann es zudem sinnvoll sein, sich professionelle Unterstützung zu holen. Spezialisierte Anwälte und Versicherungsberater kennen die Herausforderungen im Bereich der Berufsunfähigkeit und wissen, wie Anträge strukturiert und formuliert sein müssen, um den Anforderungen der Versicherer zu entsprechen. Gerade in Fällen, in denen der Gesundheitszustand komplex ist oder psychische Belastungen eine Rolle spielen, kann die Begleitung durch Experten die Chancen auf eine erfolgreiche Bewilligung erheblich steigern. Darüber hinaus ist diese Unterstützung im Fall einer Ablehnung des Antrags wertvoll, da Experten die rechtlichen Schritte einleiten und die Interessen des Versicherten vertreten können.

Insgesamt sollten Apotheker, die auf eine Berufsunfähigkeitsversicherung setzen, den Prozess sorgfältig planen. Eine vollständige und präzise Dokumentation, regelmäßige Nachweise über den Gesundheitszustand und die rechtzeitige Einbindung fachlicher Unterstützung sind entscheidende Maßnahmen, um im Ernstfall abgesichert zu sein und den finanziellen Schutz für sich und die eigene Zukunft zu gewährleisten.

Für Apotheker ist die Berufsunfähigkeitsversicherung weit mehr als eine persönliche Absicherung. Der Verlust der Arbeitsfähigkeit bedeutet oft auch das Ende einer langjährigen Karriere und das Wegfallen einer Einkommensquelle, die das Ergebnis jahrelanger Expertise und Verantwortung ist. Doch der Zugang zur Leistung gestaltet sich schwierig und stellt viele Versicherte vor Herausforderungen, die sie ohne Unterstützung oft nicht bewältigen können. Die Nachprüfungsklausel führt dazu, dass Apotheker auch nach einer erfolgreichen Antragstellung regelmäßig den Gesundheitszustand nachweisen müssen, was in der Praxis zu zusätzlichem Stress führt.

In der ohnehin belastenden Situation einer Berufsunfähigkeit sehen sich viele Apotheker durch die Bürokratie überfordert. Die Anforderungen der Versicherer verlangen lückenlose Dokumentation und stetige Kommunikation, was insbesondere für gesundheitlich stark belastete Menschen eine zusätzliche Herausforderung darstellt. Die Notwendigkeit professioneller Unterstützung zeigt sich hier deutlich. Anwälte und Berater kennen die Fallstricke und rechtlichen Feinheiten und können sicherstellen, dass die Rechte des Versicherten gewahrt werden.

Die Berufsunfähigkeitsversicherung sollte eine solide Absicherung für Apotheker darstellen – doch die Realität zeigt, dass der Zugang zu dieser Leistung oft erschwert wird. Es bleibt zu hoffen, dass der Gesetzgeber in Zukunft klarere Vorgaben schafft, um den Antragsprozess zu vereinfachen und eine zuverlässige Absicherung für Berufsgruppen wie Apotheker zu gewährleisten, die im Gesundheitswesen eine entscheidende Rolle spielen.

 

Walmart und Lieferando drängen in den Arzneimittelmarkt: Online-Apotheken auf Wachstumskurs

Der US-Einzelhandelskonzern Walmart hat seinen Lieferservice entscheidend erweitert: Kunden in sechs US-Bundesstaaten, darunter Arkansas, Missouri und New York, können nun nicht nur Lebensmittel, sondern auch verschreibungspflichtige und frei verkäufliche Medikamente über die Walmart-App oder Website bestellen und direkt nach Hause liefern lassen. Bis Ende Januar 2025 soll das Angebot auf nahezu alle US-Bundesstaaten ausgeweitet werden, wodurch Walmart eine größere Zielgruppe erreichen möchte. Im Fokus des neuen Services stehen vor allem Familien, Senioren und Menschen mit chronischen Erkrankungen, die oftmals nicht die Möglichkeit oder Zeit haben, Apotheken selbst aufzusuchen.

Der Arzneimittelmarkt in den USA erlebt ein beachtliches Wachstum. Laut einer Schätzung von Statista wird der Umsatz für den Online-Arzneimittelmarkt in den USA im Jahr 2023 rund 24,18 Milliarden US-Dollar (etwa 22,4 Milliarden Euro) betragen. Bis 2029 könnte der Markt, bei einem prognostizierten durchschnittlichen Wachstum von knapp elf Prozent jährlich, auf mehr als 37 Milliarden US-Dollar anwachsen. Walmart folgt damit einer strategischen Entwicklung, die Amazon Pharmacy bereits seit 2020 beschreitet. Amazon Pharmacy nutzt seine ausgeklügelte Logistik und Technologie, um Medikamente in wenigen Stunden zu liefern und damit den Wettbewerb zu verschärfen.

Auch in Deutschland wird der Online-Arzneimittelmarkt zunehmend attraktiver. Unternehmen wie Lieferando weiten ihr Angebot aus und liefern in Kooperation mit dem Berliner Start-up Cure rezeptfreie Medikamente, Kosmetika und Nahrungsergänzungsmittel in mehrere Großstädte. Bisher können Kundinnen und Kunden in 18 deutschen Städten, darunter Berlin, Hamburg und München, den Service nutzen und innerhalb von 45 Minuten ihre Bestellung erhalten. Aufgrund strenger Regelungen, die die Leitung einer Apotheke auf approbierte Apotheker beschränken, ist der Marktzugang für Konzerne wie Walmart und Amazon jedoch beschränkt. Deutsche Online-Apotheken wie DocMorris haben ihren Sitz daher häufig im Ausland, um die regulatorischen Hürden zu umgehen.

Laut Prognosen könnte der Umsatz deutscher Online-Apotheken bis 2029 von derzeit 1,53 Milliarden Euro auf 2,64 Milliarden Euro steigen, was einem jährlichen Wachstum von fast 13 Prozent entspricht. Dieser Trend zeigt die hohe Nachfrage nach bequemen Bestellmöglichkeiten für Arzneimittel und Gesundheitsprodukte, sowohl in Deutschland als auch in den USA. Während große Handelsunternehmen in den USA die Marktführerschaft im Online-Arzneimittelhandel anstreben, weichen Unternehmen in Deutschland auf Kooperationen mit Lieferdiensten aus, um das wachsende Bedürfnis nach schnellen und flexiblen Lieferungen zu erfüllen.

Die Erweiterung der Online-Dienstleistungen von Walmart und Amazon in den USA sowie Lieferando in Deutschland markiert einen bedeutenden Wandel im Arzneimittelhandel. Während der US-Markt durch weniger strenge Apothekengesetze geprägt ist und Großkonzerne den Wettbewerb unter Online-Anbietern anheizen, stehen in Deutschland die etablierten Apotheken im Fokus. Die Nachfrage nach Online-Diensten für Gesundheitsprodukte wächst jedoch stetig. Walmart und Amazon zeigen, wie technologische Infrastruktur und Logistik ein einzigartiges Kundenerlebnis schaffen können, das neben Lebensmitteln auch Medikamente direkt vor die Haustür bringt.

In Deutschland sind es Kooperationen, die innovative Lösungen im engen Rahmen der gesetzlichen Bestimmungen ermöglichen. Lieferando geht hier einen entscheidenden Schritt, um in einem Markt Fuß zu fassen, der in Zukunft an Bedeutung gewinnen dürfte. Der Erfolg dieser Strategien hängt letztlich davon ab, wie flexibel und nachhaltig die Anbieter auf die Bedürfnisse der Verbraucher reagieren. Der weltweite Trend zur Digitalisierung des Arzneimittelhandels wird in den nächsten Jahren ein entscheidender Faktor sein, der auch für die Apothekenlandschaft in Deutschland wesentliche Veränderungen mit sich bringen könnte.

 

EU stärkt Verbraucherrechte: Hersteller müssen ältere Geräte reparieren

Die Europäische Union hat eine weitreichende Entscheidung für den Verbraucherschutz getroffen: Hersteller werden künftig dazu verpflichtet, auch ältere Elektrogeräte zu reparieren. Dieses "Recht auf Reparatur" ist Teil eines umfassenden Gesetzespakets, das die EU-Kommission vorgelegt hat, um Nachhaltigkeit und Ressourcenschonung in den Mittelpunkt zu rücken. Vor allem für Konsumenten, deren Geräte nach der Garantiezeit den Geist aufgeben, ist dies eine wichtige Neuerung.

Die neue Regelung setzt dabei klare Rahmenbedingungen: Hersteller müssen Ersatzteile und Reparaturanleitungen für eine Vielzahl von Haushaltsgeräten, darunter Waschmaschinen, Geschirrspüler und Fernseher, bereitstellen – und das über einen Zeitraum von mindestens fünf bis zehn Jahren nach der Markteinführung des Produkts. Ziel ist es, die Lebensdauer von Elektrogeräten deutlich zu verlängern und somit Abfall zu reduzieren. Der Wegwerfgesellschaft soll so entgegengewirkt werden.

Kritik und Befürwortung gibt es gleichermaßen. Während Umweltschützer und Verbraucherschützer das Gesetzespaket begrüßen, argumentieren Hersteller, dass dies die Produktionskosten erhöhen und Innovationen verlangsamen könnte. Es stellt sich die Frage, ob und wie stark die neuen Verpflichtungen tatsächlich in den Produktpreis einfließen. Für Verbraucher könnte dies in einer langfristigen Ersparnis münden, da weniger Neuanschaffungen nötig werden.

Im globalen Wettbewerb setzt die EU ein klares Zeichen: Nachhaltigkeit und Reparaturfreundlichkeit sollen zum neuen Standard werden. Der Druck auf internationale Konzerne steigt, auch außerhalb der EU ähnliche Maßnahmen zu ergreifen, um weiterhin konkurrenzfähig zu bleiben.

Mit dem neuen „Recht auf Reparatur“ schlägt die EU-Kommission einen wegweisenden Kurs für den Verbraucherschutz und die Umwelt ein. Diese Regelung ist mehr als eine wirtschaftliche Maßnahme – sie ist ein gesellschaftlicher Schritt hin zu mehr Verantwortung und Nachhaltigkeit. Verbraucher sollen nicht länger gezwungen werden, Geräte wegzuwerfen, nur weil ein kleiner Defekt auftritt oder Ersatzteile fehlen. Auch für die Umwelt ist dies ein echter Gewinn: Weniger Elektroschrott, weniger Ressourcenverbrauch, mehr Langlebigkeit.

Dennoch bleibt die Umsetzung herausfordernd. Hersteller stehen nun vor der Aufgabe, ihre Produktions- und Lieferprozesse anzupassen, um Reparaturen langfristig gewährleisten zu können. Der Widerstand einiger Unternehmen zeigt, dass hier eine deutliche Umstellung im Denken notwendig ist. Doch am Ende könnte sich diese Investition lohnen – für die Umwelt und für das Vertrauen der Verbraucher.

 

Apotheken-Protest in Hannover: Ein Signal gegen das Apothekensterben

Inmitten steigender Herausforderungen für die Apothekenbranche wird am 6. November in Hannover eine Kundgebung des Landesapothekerverbands Niedersachsen (LAV) stattfinden. Ziel der Veranstaltung ist es, ein deutliches Signal an die Bundesregierung zu senden und auf die finanziellen Engpässe und regulatorischen Hürden aufmerksam zu machen, die viele Apotheken an den Rand des wirtschaftlichen Überlebens drängen. Geplant ist die Versammlung auf dem Ernst-August-Platz vor dem Hauptbahnhof Hannover um 13 Uhr, unterstützt vom Hessischen Apothekerverband (HAV). Der LAV fordert von der Politik ein klares Bekenntnis zur Bewahrung des bestehenden Apothekensystems, das sich als unverzichtbar für die flächendeckende Arzneimittelversorgung in Deutschland bewährt habe.

Berend Groeneveld, Vorsitzender des LAV, äußerte im Vorfeld der Kundgebung, dass die derzeitigen Reformansätze der Bundesregierung das Apothekensystem erheblich unter Druck setzen. Besonders das kürzlich durch den Bundesgerichtshof bestätigte Skontoverbot, das Apotheken finanzielle Vorteile bei Großhandelsbestellungen untersagt, wird als „Brandbeschleuniger“ für das Apothekensterben angesehen. Laut Groeneveld verdeutliche dieses Urteil, wie sehr die wirtschaftliche Grundlage vieler Apotheken gefährdet sei. Die Situation werde weiter verschärft durch strukturelle Benachteiligungen der Präsenzapotheken gegenüber dem Versandhandel, der durch das neue Card-Link-Verfahren bevorzugt werde. Groeneveld kritisiert, dass die Regierung zwar eine Reform anstrebe, jedoch durch Umverteilungen lediglich Scheinverbesserungen erzeuge, die den Apothekensektor insgesamt schwächen.

Apotheken übernehmen eine gesetzlich übertragene Aufgabe zur Sicherstellung der Arzneimittelversorgung, betont Groeneveld. Doch während das System bislang weitgehend stabil funktionierte, geraten Apotheken zunehmend in Bedrängnis. Die Pandemie habe die entscheidende Rolle der Apotheken verdeutlicht, die in Krisenzeiten ihre Leistungsfähigkeit bewiesen hätten. „Es ist fatal, eine bewährte Struktur zu ändern“, warnte Groeneveld. Der LAV fordert daher, dass die Regierung mehr finanzielle Mittel bereitstellt, um Apotheken auch künftig wirtschaftlich tragfähig zu halten.

Die Resonanz aus der Apothekengemeinschaft im Vorfeld der Kundgebung ist laut Groeneveld überwiegend positiv, wenngleich die Teilnahme individuell entschieden wird. Einige Apotheken werden geschlossen bleiben, um mit ihren Teams die Kundgebung zu unterstützen, andere werden mit Teilen des Personals vor Ort sein, um eine Grundversorgung für die Patienten aufrechtzuerhalten. Die Veranstaltung ist als Informationskundgebung und nicht als Demonstration gedacht, um das Anliegen konstruktiv an die Politik heranzutragen und Patienten nicht zusätzlich zu belasten.

Unklar bleibt jedoch, ob die Bundesregierung auf die Sorgen und Forderungen der Apothekenbranche eingehen wird. Groeneveld kritisierte das zögerliche Verhalten der Ministerien, die bei der dringend notwendigen Anpassung der Arzneimittelpreisverordnung bislang wenig Entgegenkommen zeigten und sich gegenseitig die Verantwortung zuschöben. Sollte die Regierung jedoch starr bleiben, schließt der LAV nicht aus, weitere Aktionen zu initiieren, um das politische Bewusstsein für die Krise der Apotheken zu schärfen.

Die Kundgebung der Apothekenteams in Hannover ist ein starkes Zeichen des Zusammenhalts und ein Weckruf an die Politik, sich der Realität der Apothekenbranche bewusst zu werden. Die Regierung steht vor der Aufgabe, ein tragfähiges System zu sichern, das sich über Jahrzehnte bewährt hat. Apotheken sind mehr als nur Lieferanten für Medikamente – sie sind für viele Menschen die erste Anlaufstelle in Gesundheitsfragen. Diese Funktion wird jedoch zunehmend untergraben durch regulatorische Eingriffe und die Bevorzugung des Versandhandels. Eine Reform sollte den Apotheken langfristige Perspektiven bieten, anstatt sie finanziell zu strangulieren. Die Apothekenteams in Niedersachsen und Hessen zeigen klar: Ohne Unterstützung durch die Politik könnte der Verlust vieler Apotheken und damit der Nahversorgung bald Realität werden.

 

EU-Abwasserrichtlinie: Hohe Kosten für Pharmaindustrie – Gefahr für Versorgungssicherheit in Deutschland

Der Rat der Europäischen Union hat die neue EU-Abwasserrichtlinie verabschiedet, die strenge Anforderungen an die Abwasserreinigung festlegt und pharmazeutische sowie kosmetische Hersteller zu einer umfassenden Kostenbeteiligung verpflichtet. Die Richtlinie sieht vor, dass künftig eine vierte Reinigungsstufe in großen Kläranlagen eingerichtet wird, um Mikroschadstoffe wie Medikamentenrückstände und Mikroplastik effizienter zu filtern. Pharmaunternehmen und Kosmetikhersteller sollen mindestens 80 Prozent der Kosten für diese Umrüstungen übernehmen – eine Last, die in den kommenden 20 Jahren Milliarden betragen könnte.

Pharmaverbände wie Pro Generika, Pharma Deutschland und der Bundesverband der Pharmazeutischen Industrie (BPI) kritisieren die neue Regelung als „unfaire Kostenverteilung“ und warnen vor möglichen Folgen für die Versorgungssicherheit. Besonders der Generikasektor sieht sich in einer Zwickmühle: Da die Preise im deutschen Erstattungssystem fixiert sind, bleibt den Herstellern kaum Spielraum für notwendige Preisanpassungen, um die neuen Kosten zu decken. Die Produktion essenzieller Medikamente, darunter Krebsmittel, Antibiotika und Diabetesmedikamente, könnte unrentabel werden, was zu gravierenden Versorgungsengpässen führen könnte.

Die Verbände betonen zudem, dass die Finanzierungslast auf unfaire Weise nur die Pharma- und Kosmetikindustrie treffe, obwohl auch andere Schadstoffquellen wie Pflanzenschutzmittel und Reinigungsmittel zur Belastung des Abwassers beitragen. Dieser finanzielle Druck stünde im Widerspruch zu dem politischen Ziel, den Pharmastandort Deutschland langfristig zu stärken, so die Branchenvertreter. Sie appellieren an die Bundesregierung, bei der Umsetzung der Richtlinie im nationalen Kontext Maßnahmen zur Schadensbegrenzung zu treffen und die Versorgungssicherheit aktiv im Blick zu behalten.

Die Richtlinie, die die Förderung der Wiederverwendung von aufbereitetem Abwasser in wasserarmen Regionen vorsieht, tritt nach Veröffentlichung im EU-Amtsblatt offiziell in Kraft. Deutschland und andere Mitgliedstaaten haben nun rund zwei Jahre Zeit, die Vorgaben umzusetzen.

Die neue EU-Abwasserrichtlinie verdeutlicht das Spannungsfeld zwischen Umweltpolitik und Versorgungssicherheit. Der ambitionierte Plan, Mikroschadstoffe aus dem Abwasser zu entfernen, ist zweifelsohne ein wichtiger Schritt für den Umweltschutz und den Schutz der öffentlichen Gesundheit. Die Entscheidung jedoch, die Finanzierung primär auf die Pharma- und Kosmetikbranche abzuwälzen, birgt das Risiko, dass gerade der Pharmastandort Deutschland, der als Zentrum der Arzneimittelversorgung in Europa gilt, stark geschwächt wird.

Besonders alarmierend ist die drohende Auswirkung auf Generikahersteller. Diese können die Mehrkosten in einem fest regulierten Preissystem kaum kompensieren, was bei einem Produktionsrückzug zu Engpässen bei lebenswichtigen Medikamenten führen könnte. Die Bundesregierung steht hier in der Verantwortung, mit Fingerspitzengefühl zu agieren und im Interesse der Patienten und des Wirtschaftsstandortes zu handeln. Eine intelligente Umsetzung könnte die Versorgungssicherheit wahren und gleichzeitig die Umweltbelastung nachhaltig verringern.

 

Winterpflege: Hautschutz gegen Kälte und trockene Luft

Mit sinkenden Temperaturen steht die Haut vor neuen Herausforderungen. Der Winter bedeutet für sie eine Zeit verstärkter Beanspruchung, da sie ständig den Gegensätzen von trockener Heizungsluft und eisiger Kälte ausgesetzt ist. Bereits bei Temperaturen unter 8 °C reduzieren die Talgdrüsen ihre Aktivität, sodass die Haut weniger Fett produziert. Dies führt zu einem dünnen Hydrolipidfilm, der normalerweise als natürliche Barriere gegen Wasserverlust dient. Die Kälte lässt die Blutgefäße in der Haut zusammenziehen und mindert die Versorgung mit Sauerstoff, was die Haut anfälliger und empfindlicher macht. Diese Bedingungen verstärken das Risiko für trockene Haut und damit verbundenen Beschwerden, die im Winter oft verschlimmern.

Während der Wintermonate leiden nicht nur Menschen mit empfindlicher oder trockener Haut unter dem Klima, auch normale Haut kann von Trockenheit und Spannungsgefühlen betroffen sein. Die Folge: Die Haut wirkt blass und zeigt oft verstärkte Zeichen von Alterung, da die Regeneration verlangsamt ist. Zudem klagen Betroffene von Hauterkrankungen wie Neurodermitis und Ekzemen im Winter verstärkt über Juckreiz und Rötungen.

Um den Wasserverlust zu minimieren und die Haut zu schützen, raten Dermatologen zu Pflegecremes mit höherem Lipidanteil. Wasser-in-Öl-Emulsionen oder lamellare Cremes enthalten spezielle Lipide wie Ceramide, Phospholipide oder pflanzliche Öle, die den natürlichen Schutzmantel der Haut regenerieren und stärken können. Besonders Jojoba- und Kokosöl haben sich als wirksam erwiesen, da sie sich in die Hautbarriere integrieren und helfen, Feuchtigkeit zu bewahren. Olivenöl hingegen, so zeigen Studien, kann die Hautbarriere sogar beeinträchtigen und sollte in der Hautpflege sparsam eingesetzt werden.

Im Winter bieten sich spezielle Kälteschutzcremes, sogenannte Cold-Creams, als Schutzmantel für die Haut an. Diese fettreichen Pflegeprodukte verhindern das Verdunsten von Wasser und bilden eine schützende Schicht, die die Haut vor Erfrierungen bewahrt. Besonders in Höhenlagen und beim Skifahren kann eine Cold-Cream helfen, die Gesichtshaut zu schützen. Doch Vorsicht: In warmen Räumen sollten sie wieder entfernt werden, um Wärmestau zu vermeiden.

Ein weiterer wichtiger Aspekt ist der Schutz der Lippen. Da diese keine Talgdrüsen besitzen und besonders empfindlich auf Kälte reagieren, sind Pflegestifte und Balsame mit hohem Fettgehalt unerlässlich. Menschen, die zu Lippenherpes neigen, sollten auf Produkte mit UV-Schutz zurückgreifen, da UV-Strahlung im Winter ein Auslöser für Herpes sein kann. Auch im Winter ist ein Sonnenschutz für das Gesicht und exponierte Hautpartien wichtig. Gerade in schneebedeckten Gebieten reflektiert die UV-Strahlung stark, was einen Lichtschutzfaktor von mindestens 30 erforderlich macht.

Nicht nur das Gesicht, sondern auch der Hals, das Dekolleté und die Beine profitieren von einer regelmäßigen Pflege in den kalten Monaten. Rückfettende Ölbäder, die pflanzliche Öle enthalten und frei von austrocknenden Zusätzen sind, sind ideal für die tägliche Körperreinigung. Sie unterstützen die Haut dabei, ihre natürliche Barrierefunktion aufrechtzuerhalten und trockene Stellen zu vermeiden. Mit der richtigen Pflege kann die Haut auch im Winter gesund und geschmeidig bleiben.

Die Haut wird oft als unser größtes Organ bezeichnet, doch in den kalten Monaten wird ihre Schutzfunktion oft vernachlässigt. Dabei ist sie in dieser Zeit besonders gefordert und empfindlich. Die Winterpflege für die Haut ist mehr als nur eine kosmetische Maßnahme – sie ist eine Notwendigkeit, um die Haut vor Schäden zu bewahren und ihre Barrierefunktion zu unterstützen. Die Wahl der richtigen Pflegeprodukte sollte jedoch gut durchdacht sein. Während viele Menschen auf bekannte Küchenöle wie Olivenöl zurückgreifen, kann das bei empfindlicher Haut mehr schaden als nutzen. Stattdessen sollten Pflegestoffe, die der Hautstruktur ähneln, die erste Wahl sein.

Die Bedürfnisse der Haut verändern sich je nach Jahreszeit, und der Winter erfordert eine Anpassung der Pflegeroutine. Doch oft fehlt es an Aufklärung, was die richtige Hautpflege in der kalten Jahreszeit angeht. Die Einführung von Kälteschutzcremes und Cold-Creams in die tägliche Routine sollte genauso selbstverständlich sein wie das Anlegen eines Schals bei Minusgraden. Nur wer seine Haut rechtzeitig schützt und pflegt, kann Trockenheit und Spannungsgefühlen vorbeugen. Besonders für Menschen mit empfindlicher Haut oder Hauterkrankungen kann die richtige Pflege entscheidend für das Wohlbefinden im Winter sein.

 

Impfung gegen RSV: Fehlende Vereinbarungen belasten ältere Patienten und Ärzte

Seit September 2024 haben Erwachsene ab 75 Jahren sowie Menschen ab 60 Jahren mit schweren Vorerkrankungen Anspruch auf eine kostenfreie Impfung gegen das Respiratorische Synzytial-Virus (RSV). Diese Maßnahme soll besonders gefährdete Gruppen in der Grippe- und RSV-Saison schützen und ihre Belastung durch Atemwegserkrankungen verringern. Die Aufnahme der Impfung in die Schutzimpfungs-Richtlinie (SI-RL) durch den Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA) zielt darauf ab, den Zugang zur Prävention flächendeckend sicherzustellen. Dennoch gibt es derzeit erhebliche Defizite in der Umsetzung dieser Impfleistung.

In nur drei Kassenärztlichen Vereinigungen (KV-Regionen) wurden bisher Impfvereinbarungen zwischen den Krankenkassen und den Kassenärztlichen Vereinigungen abgeschlossen. Für Patientinnen und Patienten in den übrigen Regionen bedeutet dies, dass sie die Kosten für die Impfung zunächst selbst tragen und die Erstattung im Rahmen des Kostenerstattungsverfahrens beantragen müssen. Diese umständliche Regelung trifft insbesondere ältere und gesundheitlich gefährdete Personen, die dadurch von einem niedrigschwelligen Zugang zur Impfung ausgeschlossen werden.

Der Spitzenverband Fachärztinnen und Fachärzte Deutschlands (SpiFa) äußerte scharfe Kritik an dieser Verzögerung und warnte vor den gesundheitlichen Folgen. „Die aktuelle Verzögerung ist in Anbetracht der laufenden Grippe- und RSV-Saison nicht nachvollziehbar“, betonte Dirk Heinrich, Vorstandsvorsitzender des SpiFa. Für ihn sei die schleppende Umsetzung Ausdruck einer „Pfennig-Fuchserei“ der Krankenkassen, die letztlich Hunderte von Patienten einem erhöhten Risiko aussetze. Ohne flächendeckende Vereinbarungen bleibe zudem ein Abrechnungswirrwarr bestehen, das für Ärztinnen und Ärzte unnötige bürokratische Hürden schaffe und den ohnehin anspruchsvollen Praxisalltag zusätzlich belaste.

Der SpiFa fordert die Krankenkassen auf, die Verhandlungen zügig abzuschließen und den Zugang zur RSV-Impfung landesweit zu vereinheitlichen. Angesichts der zunehmenden Infektionszahlen und der Gefahr schwerer Verläufe sei es „dringend geboten, bürokratische Hürden abzubauen und den Impfzugang für besonders gefährdete Patientengruppen niedrigschwellig zu gestalten“, so Heinrich. Ärztinnen und Ärzte, die durch die fehlenden Vereinbarungen bereits mit einem enormen Verwaltungsaufwand belastet sind, hoffen ebenfalls auf eine schnelle Lösung, die den Fokus zurück auf die medizinische Versorgung der Risikogruppen lenkt.

Die schleppende Umsetzung der RSV-Impfvereinbarungen ist ein weiteres Beispiel dafür, wie bürokratische Prozesse den Zugang zu wichtigen Gesundheitsleistungen verzögern und damit vulnerable Gruppen gefährden. Die Entscheidung des G-BA, die RSV-Impfung als Kassenleistung aufzunehmen, ist ein notwendiger Schritt zum Schutz derjenigen, die am stärksten gefährdet sind. Doch ohne flächendeckende Vereinbarungen wird der Impfschutz für viele zur Hürde. Die Patienten, die dringend auf diese Prävention angewiesen sind, sollen sie nicht erst durch bürokratische Verfahren erstreiten müssen.

Hier zeigt sich, dass das Gesundheitssystem in Zeiten steigender Infektionszahlen und zunehmender Belastungen effizientere Abläufe braucht. Die Verantwortung liegt bei den Krankenkassen, die Verhandlungen nicht auf die lange Bank zu schieben. Jetzt ist Schnelligkeit gefragt, um der sich rasch entwickelnden Infektionslage gerecht zu werden und Vertrauen in die Gesundheitsversorgung wiederherzustellen.

 

Metformin und Tumorhemmung: Neue Forschungserkenntnisse wecken Hoffnung und Kritik

Metformin, bekannt als bewährtes Mittel zur Behandlung von Typ-2-Diabetes, rückt zunehmend als potenzieller Antitumorwirkstoff ins Blickfeld der Wissenschaft. Eine aktuelle Übersichtsarbeit von Forschenden der Fudan-Universität in Shanghai fasst bestehende Erkenntnisse zur Frage zusammen, ob Metformin durch seine einzigartige Wirkung auf den Stoffwechsel die Ausbreitung bösartiger Tumoren bremsen könnte. Die Studie, veröffentlicht im Fachjournal Pharmaceutical Research, beleuchtet verschiedene Mechanismen, durch die Metformin den typischen Tumorzellstoffwechsel beeinflussen kann. Die Forschung hebt hervor, dass Metformin sowohl die Glykolyse und Lipidsynthese als auch die posttranskriptionale Proteinmodifikation hemmt und so die Teilung und das Wachstum von Tumorzellen stört.

Ein besonderer Fokus liegt auf dem sogenannten Warburg-Effekt – einem Stoffwechselprozess, bei dem Tumorzellen bevorzugt Glykolyse zur Energiegewinnung nutzen, selbst in Anwesenheit von Sauerstoff. Metformin scheint diesen Effekt zu durchbrechen und die Tumorzellen dazu zu veranlassen, wieder auf die zelluläre Atmung umzuschalten, was das Tumorwachstum verlangsamen könnte. Zudem wird ein Einfluss auf den mTOR-Signalweg vermutet, der für die Zellproliferation eine zentrale Rolle spielt. Eine Aktivierung der AMP-aktivierten Proteinkinase (AMPK) sowie die Hemmung des mitochondrialen Komplexes I können zu einer verringerten ATP-Produktion führen, was die Tumorzellen in einen Energiemangelzustand versetzt.

Ein zentrales Problem, so die Autoren, bleibt jedoch die bislang unzureichende klinische Evidenz für die Wirksamkeit von Metformin gegen Tumoren. Viele der positiven Hinweise entstammen experimentellen In-vitro-Studien und nicht kontrollierten klinischen Untersuchungen. In der medizinischen Fachwelt wird daher vor einem voreiligen Einsatz gewarnt. Fehlende standardisierte Dosierungsschemata und unbekannte Wechselwirkungen mit anderen Krebstherapien stellen zusätzliche Herausforderungen dar. Mögliche Antitumoreffekte anderer Biguanide als Metformin werden ebenfalls als vielversprechend erachtet und könnten weiter untersucht werden.

Der Bericht der chinesischen Forschenden unterstreicht das Potenzial von Metformin und anderer Biguanide, als Ergänzung zur bestehenden Tumortherapie eingesetzt zu werden. So könnte das Medikament langfristig einen Platz in der Onkologie finden, wenn weitere Studien seine Wirksamkeit belegen können.

Die Hoffnung auf Metformin als Krebstherapie zeigt, wie dringend neue Ansätze in der Onkologie gesucht werden. Die antitumoralen Effekte dieses bekannten Diabetesmedikaments werfen jedoch Fragen auf, die die bisherigen Studien nur ansatzweise beantworten. Zwar deuten erste Ergebnisse darauf hin, dass Metformin den Tumorstoffwechsel hemmen kann, doch bleibt die Evidenz aus groß angelegten klinischen Studien bislang dürftig. Eine der größten Herausforderungen liegt in der richtigen Dosierung und der Auswahl geeigneter Patientengruppen.

Besonders wichtig erscheint die Frage, ob Metformin nicht nur in der Lage ist, den Tumorstoffwechsel umzuprogrammieren, sondern auch Synergien mit etablierten Krebstherapien zu schaffen. Sollte dies der Fall sein, könnten die Kosten und die Verträglichkeit von Metformin eine bedeutende Rolle in der Tumorbehandlung spielen. Bis die wissenschaftliche Evidenz ausreichend ist, bleibt jedoch Vorsicht geboten. Nur durch gründliche klinische Studien lässt sich der tatsächliche Nutzen von Metformin bei Krebs zuverlässig bewerten.

 

Diabetes-Therapie im Umbruch: Ausstieg von Novo Nordisk zwingt zu früher Umstellung

Novo Nordisks Ankündigung, die Produktion seiner Humaninsuline bis 2026 einzustellen, stellt die Therapie von bis zu 240.000 Diabetes-Patienten in Deutschland vor neue Herausforderungen. Die Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG) sieht dabei die Notwendigkeit, die Patienten frühzeitig auf Alternativen umzustellen, um eine reibungslose Versorgung sicherzustellen. Bereits vor einem Jahr hatte Sanofi angekündigt, seine Humaninsuline aus dem Angebot zu nehmen. Nun folgt mit Novo Nordisk der zweite große Anbieter und bringt damit die Humaninsulinversorgung in eine prekäre Lage. Betroffen sind insbesondere die Insuline Levemir®, Actrapid®, Actraphane® und Protaphane® sowie Fiasp PumpCart®. Die schrittweise Marktrücknahme beginnt im zweiten Quartal 2025 und soll bis Ende 2026 abgeschlossen sein.

DDG-Präsident Professor Dr. Andreas Fritsche gibt sich in einer aktuellen Stellungnahme zwar zuversichtlich, dass ausreichend Insulin-Alternativen auf dem Markt verfügbar sind, betont jedoch die Bedeutung einer zeitnahen Planung und die Einbindung von Ärzten und Diabetesberatern. "Die Verfügbarkeit von Humaninsulin wird erheblich eingeschränkt sein, was Auswirkungen auf insgesamt etwa 240.000 Menschen mit Diabetes Typ 1 und Typ 2 haben wird, die eine Insulintherapie betreiben," erklärt Fritsche. Zugleich weist er darauf hin, dass Insulin-Analoga als Alternative nicht nur gut verfügbar sind, sondern auch Vorteile wie eine schnellere oder verlängerte Wirkung sowie ein geringeres Risiko für Unterzuckerungen bieten.

Die DDG rät, die Umstellung gut vorzubereiten. Patienten, die Humaninsuline weiterhin bevorzugen, könnten auf Präparate des Herstellers Eli Lilly ausweichen. Doch auch hier bleibt unklar, wie lange das Unternehmen die Produktion aufrechterhalten wird. Laut DDG sei es ratsam, phasenweise Engpässe einzuplanen. Als Alternative könnten Patienten von kurzwirksamen Humaninsulinen wie Actrapid® auf schnellwirksame Insulin-Analoga wechseln, wobei laut DDG nur minimale Anpassungen erforderlich seien. Eine stärkere Umstellung ist hingegen bei Patienten erforderlich, die Basalinsuline wie Protaphane® oder Levemir® verwenden. Hier schlägt die DDG eine Reduktion der Tagesdosis um etwa 10 bis 20 Prozent vor, um das Risiko von Hypoglykämien zu verringern.

Besonders herausfordernd könnte der Wechsel für Menschen sein, die auf Mischinsuline wie Actraphane® angewiesen sind. Die DDG empfiehlt für sie entweder die Nutzung anderer Mischinsuline oder eines Basalinsulin-Analogons in Kombination mit weiteren Anpassungen in der Medikation. "Die Umstellung sollte in jedem Fall nur unter ärztlicher Begleitung und in enger Abstimmung mit dem Diabetesbehandlungsteam erfolgen", betont Fritsche. Zudem weist die DDG auf den zusätzlichen Schulungsbedarf hin, der für Patienten entstehen könnte. Neue Insulinpens oder veränderte Eigenschaften der Insuline machen eine umfassende Schulung nötig, damit der Therapieerfolg nicht beeinträchtigt wird. Auch häufigere Blutzuckerkontrollen und Dosisanpassungen in der Anfangszeit könnten nötig sein, was sowohl für Ärzte als auch für Patienten eine zusätzliche Belastung darstellt.

Insgesamt ruft die DDG zur zeitnahen Vorbereitung der Umstellung auf und warnt davor, bis zum letzten Moment zu warten. So sollen laut DDG in Patientenschulungen die Anzeichen und Handlungsoptionen bei Über- oder Unterzuckerungen noch einmal intensiviert werden, um sicherzustellen, dass alle Betroffenen optimal auf die Umstellung vorbereitet sind.

Die geplante Umstellung der Diabetes-Patienten von Humaninsulinen auf alternative Therapien ist ein eindrückliches Beispiel für die wachsenden Herausforderungen in der Gesundheitsversorgung. Während das Angebot an modernen Insulin-Analoga positive Aspekte mit sich bringt, steht die Frage der Versorgungssicherheit für eine große Zahl an Patienten im Raum. Die Rolle der DDG ist in diesem Zusammenhang von essenzieller Bedeutung: Sie muss den Wandel nicht nur wissenschaftlich begleiten, sondern auch die Ärzte und Betroffenen rechtzeitig sensibilisieren und mit praxisnahen Informationen unterstützen.

Novo Nordisks Entscheidung, die Humaninsuline aus dem Markt zu nehmen, führt unweigerlich zu einer Zäsur in der Therapie vieler Betroffener. Dies bedeutet nicht nur für Patienten, sondern auch für das Gesundheitswesen eine erhebliche Herausforderung. Gerade für ältere Patienten oder solche mit einer langjährigen Erfahrung mit Humaninsulinen ist die Umstellung mit Unsicherheiten verbunden. Die drohenden Engpässe könnten zudem einen Teufelskreis erzeugen, in dem die Versorgung weniger stabil wird und Patienten stärker auf Anpassungen angewiesen sind.

Die von der DDG ausgesprochenen Empfehlungen erscheinen umfassend und wohl durchdacht. Doch eine echte Lösung für die Unsicherheiten, die durch das schrittweise Verschwinden von Humaninsulinen entstehen, wird es nur durch ein klares und langfristiges Commitment der Hersteller geben können.

 

Carboanhydrase-Hemmer als Hoffnungsträger gegen Alzheimer: Tau-Aggregate erfolgreich reduziert

Die Forschung zur Behandlung neurodegenerativer Erkrankungen hat mit einem neuen Ansatz zur Reduktion von Tau-Aggregaten einen vielversprechenden Fortschritt erzielt. Diese tauopathischen Erkrankungen, zu denen auch Alzheimer gehört, sind geprägt durch die toxische Ablagerung des Tau-Proteins in den Gehirnzellen. Die intrazellulären Tau-Aggregationen führen zu einer Störung der neuronalen Funktion und tragen zur schrittweisen Zerstörung der kognitiven Fähigkeiten bei den Betroffenen bei. Eine neue Studie weist nun darauf hin, dass die Hemmung bestimmter Enzyme der Carboanhydrase-Familie die Tau-Akkumulation erheblich reduzieren und dadurch die neurotoxischen Effekte abmildern kann.

Ein Forscherteam unter der Leitung von Dr. Ana Lopez und Farah H. Siddiqi vom Department of Medical Genetics an der University of Cambridge untersuchte in einer breit angelegten Repurposing-Studie über 1400 bereits zugelassene Wirkstoffe. Ihre Ergebnisse, veröffentlicht im Fachjournal »Nature Chemical Biology«, identifizierten Carboanhydrase-(CA-)Hemmer als Kandidaten, die den pH-Wert in neuronalen Vesikeln beeinflussen und damit die Tau-Ausschleusung aus den Zellen erleichtern. Der CA-Inhibitor Methazolamid erzielte dabei vielversprechende Resultate in einem transgenen Zebrafischmodell. Weitere Tests an transgenen Mäusen, die eine für frontotemporale Demenz typische P301S-Mutation des Tau-Gens trugen, bestätigten die Wirkung: Die Tiere zeigten nach der Behandlung signifikante Verbesserungen bei kognitiven Aufgaben und eine Verlangsamung motorischer Defizite im Vergleich zu unbehandelten Mäusen.

Die Hemmung der Carboanhydrase, insbesondere des CA II-Enzyms, führt zu einer deutlichen Reduzierung der intrazellulären Tau-Belastung. Wie ELISA- und Western-Blot-Analysen belegen, verbessert sich die Tau-Clearance durch die pH-Veränderungen in den Vesikeln, wodurch das Tau-Protein effektiver aus den Zellen ausgeschieden wird. Diese Hemmung wirkt sich ebenfalls positiv auf die synaptische Integrität aus, die durch die Anhäufung von Tau geschädigt wird. Die Forscher stellten fest, dass die CA-Hemmung nicht nur die neurotoxische Belastung durch Tau verringert, sondern auch eine Wiederherstellung der neuronalen Verbindungen begünstigt.

Da Methazolamid bereits zugelassen ist, könnte dieser therapeutische Ansatz relativ schnell klinisch geprüft und möglicherweise zur Behandlung von Tauopathien eingesetzt werden. Die Resultate dieser Studie eröffnen eine neue Perspektive für die Therapie von Alzheimer und verwandten Erkrankungen, bei denen bis heute keine zufriedenstellenden Behandlungsmethoden existieren. Die gezielte Hemmung der Carboanhydrase könnte demnach zu einem grundlegenden Wandel in der Behandlung solcher neurodegenerativer Leiden führen.

Die Erkenntnisse zur Carboanhydrase-Hemmung als möglicher Therapieansatz gegen Tauopathien setzen ein wichtiges Signal für die Neurowissenschaften. Seit Jahren suchen Forscher weltweit nach Möglichkeiten, die Auswirkungen von Alzheimer und verwandten Erkrankungen auf die Patienten abzumildern, mit bisher enttäuschenden Erfolgen. Die Aussicht, einen bereits zugelassenen Wirkstoff wie Methazolamid für die Behandlung dieser komplexen Krankheiten einzusetzen, ist daher bemerkenswert und könnte den Weg für eine schnellere Zulassung ebnen.

Dennoch ist Vorsicht geboten: Ob Methazolamid in der Praxis langfristig tatsächlich wirksam und nebenwirkungsarm bleibt, muss durch umfangreiche klinische Studien bewiesen werden. Der hohe therapeutische Bedarf lässt hier jedoch hoffen, dass Ressourcen und Forschungsinteresse diese notwendigen Studien beschleunigen könnten. Die Carboanhydrase-Hemmung hat das Potenzial, einen Wendepunkt im Kampf gegen Alzheimer darzustellen – vorausgesetzt, die klinischen Studien bestätigen die bisherigen Erfolge.

 

Gefahr im Niesen: Wenn der Reflex zum Risiko wird

Ein Niesen wirkt harmlos, doch kann der Reflex im Extremfall verheerende Folgen haben. Das Magazin Spektrum der Wissenschaft beleuchtet in seiner Kolumne „Unwahrscheinlich tödlich“ seltene Fälle, bei denen ein scheinbar unschuldiger Niesanfall dramatisch endete. Die Berichte sind alarmierend und zeigen die potenziellen Gefahren des alltäglichen Reflexes auf – von Gefäßverletzungen bis hin zu lebensbedrohlichen Komplikationen.

Ein besonders tragischer Fall ereignete sich 2013, als ein Teenager durch eine Kombination aus Erkältung und Niesattacken ein Blutgerinnsel im Gehirn entwickelte. Trotz einer Notoperation in der Klinik verstarb der Jugendliche. Auch weitere Vorfälle in der Kolumne zeigen das Risiko: Ein Mann erlitt 2015 nach einem Nieser eine Subarachnoidalblutung, was zu langfristigen neurologischen Beeinträchtigungen führte. Ein anderer Fall aus demselben Jahr beschreibt eine Aortendissektion, die ebenfalls durch einen plötzlichen Nieser ausgelöst wurde und lebensbedrohliche Ausmaße annahm.

Der Druck, der sich beim Niesen aufbaut, ist bemerkenswert: Luft und winzige Tröpfchen werden mit Geschwindigkeiten von bis zu 60 Stundenkilometern aus den Atemwegen geschleudert und können eine Distanz von bis zu acht Metern überbrücken. Experten warnen davor, den Niesreiz zu unterdrücken – etwa durch das Blockieren von Mund und Nase – da der Druck in solchen Fällen das 20-Fache des Normalwertes erreichen kann. Dadurch steigt das Risiko, ernsthafte Schäden an Gefäßen oder Organen zu erleiden. Stattdessen raten Fachleute, einer Erkältung so gut es geht vorzubeugen und den Reflex ungehindert ablaufen zu lassen.

Es scheint absurd, dass etwas so Alltägliches wie ein Niesen ernsthafte gesundheitliche Folgen haben könnte. Doch die Berichte zeigen: Selbst die normalsten Körperfunktionen bergen, wenn auch selten, extreme Risiken. Besonders alarmierend ist die Tatsache, dass das Unterdrücken des Niesreizes die Gefahr noch verstärken kann. Dieser Reflex wird häufig als Belästigung oder Peinlichkeit betrachtet, doch in Wirklichkeit ist er ein natürlicher Schutzmechanismus des Körpers. Der menschliche Organismus ist darauf ausgelegt, mit den aufsteigenden Kräften eines Niesens umzugehen – solange der Reflex nicht künstlich gestoppt wird. Diesem Impuls Raum zu lassen, scheint der sicherste Weg.

 

West-Nil-Virus-Infektionen in Deutschland: Steigende Fallzahlen und verstärkte Tests bei Blutspenden

In Deutschland steigen die Infektionszahlen des West-Nil-Virus (WNV) weiterhin an, was vermehrte Maßnahmen zur Blutspendetestung erforderlich macht. Bislang sind laut dem Robert-Koch-Institut (RKI) in diesem Jahr mindestens 26 Menschen durch den Stich einheimischer Mücken mit dem Virus infiziert worden, von denen 13 Fälle erst im Rahmen von Bluttests entdeckt wurden. Diese Patienten wiesen keine Symptome auf. Auch wenn die meisten Infizierten keine Beschwerden zeigen, erkrankten in vier Fällen die Betroffenen schwer.

Das West-Nil-Virus, das hauptsächlich durch die in Deutschland verbreitete Culex-Mücke übertragen wird, gilt als Infektion mit hoher Dunkelziffer. Nach Schätzungen verlaufen etwa 80 Prozent der Fälle symptomlos, während nur etwa 20 Prozent milde Beschwerden wie Fieber oder Hautausschlag entwickeln. Bei rund 1 Prozent der Infizierten, meist bei älteren oder gesundheitlich vorbelasteten Menschen, kann die Erkrankung jedoch schwerwiegende neuroinvasive Folgen haben.

Der geografische Schwerpunkt der Infektionen liegt in diesem Jahr auf den Bundesländern Sachsen, Sachsen-Anhalt und Berlin, gefolgt von Brandenburg, Schleswig-Holstein sowie vereinzelt weiteren Fällen in Thüringen, Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen. Die einzige Person aus Nordrhein-Westfalen hat sich laut RKI vermutlich in Hamburg angesteckt. Seit den ersten durch heimische Mücken übertragenen Fällen im Jahr 2019, die ebenfalls in Ostdeutschland auftraten, sind die Fallzahlen besonders in den Sommer- und Herbstmonaten regelmäßig angestiegen.

Das Virus wird von Stechmücken zwischen wildlebenden Vögeln übertragen. Infizierte Mücken können den Erreger anschließend auf Menschen und Säugetiere übertragen. Durch die Erwärmung des Klimas könnte die Mückenpopulation in den kommenden Jahren früher und länger aktiv sein, was das Risiko weiterer Virusübertragungen steigern würde. Seit 2023 setzt das RKI verstärkt auf Tests bei Blutspendern, da Blutübertragungen eine weitere Infektionsquelle darstellen könnten. Diese verstärkte Testung führte auch zu den höheren Meldezahlen.

Experten betonen, dass die umfassende Testung von Blutspenden eine zentrale Maßnahme darstellt, um Infektionen frühzeitig zu erkennen und mögliche Übertragungen zu verhindern. Das Virus könnte durch die Erwärmung des Klimas künftig häufiger auftreten und womöglich in bislang weniger betroffenen Regionen auf Deutschland übergreifen.

Die Zunahme an West-Nil-Virus-Infektionen ist ein ernstes Zeichen für den Einfluss klimatischer Veränderungen auf die öffentliche Gesundheit. Die steigenden Temperaturen schaffen ideale Bedingungen für Mückenpopulationen, die das Virus effizient übertragen. Angesichts dieser neuen Realität erweisen sich die verstärkten Tests bei Blutspenden als sinnvoll und notwendig, um potenzielle Übertragungswege im Vorfeld einzudämmen.

Zudem rückt die Bedeutung eines kontinuierlichen Monitorings in den Vordergrund, insbesondere in den Sommermonaten und in Regionen, die vermehrt als Infektionsschwerpunkte gelten. Ein robustes, vorausschauendes Test- und Warnsystem wird langfristig essenziell sein, um künftige Infektionswellen zu erkennen und proaktiv Maßnahmen einzuleiten. Die Anzeichen für eine Zunahme von durch Vektoren übertragenen Krankheiten, begünstigt durch klimatische Veränderungen, sollten als Anlass genutzt werden, um gezielt Präventionsmaßnahmen zu entwickeln und breite Aufklärung zu fördern.

 

Gesundes Kochen: Risiken und Fallen in der heimischen Küche

Lebensmittel unterliegen in Deutschland strengen Sicherheitskontrollen, doch wie sicher sie auf dem Teller landen, hängt maßgeblich von der Zubereitung im eigenen Haushalt ab. Auch das gesündeste Produkt kann bei unsachgemäßer Verarbeitung ungesunde Stoffe entwickeln. „Die Gefahr von Hygienemängeln und Schadstoffen wird im Haushalt oft unterschätzt, obwohl sie dort aufgrund fehlender professioneller Standards häufiger auftreten können als in der Gastronomie“, erklärte Dr. Irmela Sarvan vom Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) bei einem Seminar der Society of Nutrition and Food Science (SNFS).

Im Fokus steht das Risiko von Acrylamid, das bei der Maillard-Reaktion in kohlenhydrathaltigen Lebensmitteln wie Pommes frites oder Toast entsteht. Übermäßiges Bräunen kann die Acrylamidbelastung weit über die empfohlenen Werte heben – ein potenzielles Gesundheitsrisiko, wie aktuelle Ergebnisse der BfR-MEAL-Studie zeigen. Der Bräunungsgrad entscheidet, wie stark diese giftige Substanz freigesetzt wird: Pommes im knusprigen Bräunungsgrad 3, oft im Haushalt bevorzugt, können in Fritteusen bis zu 1.600 Mikrogramm Acrylamid pro Kilogramm erreichen – weit über den EU-Richtwerten.

Ein weiteres Problem ist der Einsatz ungeeigneter Fette bei hohen Temperaturen. Walter Vetter von der Universität Hohenheim betonte, dass Öle mit hohem Anteil an ungesättigten Fettsäuren – etwa Sonnenblumen- oder Olivenöl – beim Braten gesundheitsschädliche Transfette entwickeln können. Diese Transfette erhöhen das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, weshalb Experten raten, nur speziell gekennzeichnete Fette für das Braten und Frittieren zu verwenden. Fast-Food-Ketten setzen inzwischen fast flächendeckend geeignete Frittierfette ein, was in der heimischen Küche allerdings nicht selbstverständlich ist.

Auch bei Weihnachtsgebäck kann ungewollt Acrylamid entstehen. Hier spielt das Backtriebmittel Hirschhornsalz eine Rolle, das beim Backen von Plätzchen Acrylamid freisetzt. Verbraucher sollten daher auf alternative Backtriebmittel zurückgreifen, um die Schadstoffbelastung zu minimieren, so Vetter. Die BfR-MEAL-Studie unterstreicht die Bedeutung solcher Maßnahmen und liefert wertvolle Erkenntnisse über das tatsächliche Ernährungsverhalten und die damit verbundene Schadstoffexposition der Bevölkerung.

Die Ergebnisse zeigen, dass gesunde Lebensmittel auch durch die Zubereitung ungesunde Eigenschaften annehmen können. Für Verbraucher bleibt es eine Herausforderung, sich durch die Vielfalt an Lebensmitteln und deren Zubereitungsarten zu navigieren, um eine gesunde Ernährung sicherzustellen.

Die heimische Küche ist für viele ein Rückzugsort, an dem Gesundheit und Genuss vereint werden sollen. Doch die Ergebnisse der BfR-MEAL-Studie und die Hinweise der Experten werfen ein ernüchterndes Licht auf die Wirklichkeit: Es gibt zahlreiche Tücken bei der Zubereitung, die wir oft nicht beachten. Ein brauner Toast zum Frühstück oder die heiß geliebten knusprigen Pommes frites am Wochenende – beides kann durch unbewusste Fehler gesundheitliche Risiken bergen. Hier liegt eine klare Aufgabe für die Ernährungsaufklärung: Es braucht nicht nur den Hinweis auf gesunde Lebensmittel, sondern auch eine gezielte Information darüber, wie diese Lebensmittel gesund bleiben.

Von Engin Günder, Fachjournalist

 

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