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APOTHEKE | Medienspiegel & Presse |
Die Apothekenlandschaft in Deutschland steht vor tiefgreifenden Herausforderungen: Strittige Retaxationen bei BG-Rezepten und Mehrkosten sorgen für Unsicherheit, während die AOK mit neuen Rückforderungen in der Hilfsmittelversorgung für Unruhe sorgt. Gleichzeitig schreitet die Digitalisierung des Gesundheitswesens voran, mit der Einführung des E-Rezepts und der Zulassung des eHealth-CardLink-Verfahrens. Doch nicht alle Apotheken profitieren von diesen Entwicklungen – besonders kleine Betriebe kämpfen ums Überleben. Hinzu kommen Diskussionen um Einzelimporte von Arzneimitteln zur Schließung von Versorgungslücken und die Frage, ob Versorgungsengpässe tatsächlich bestehen. Inmitten all dieser Umbrüche sorgen kritische Aussagen von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach für hitzige Debatten in der Branche.
Die Situation in der Apothekenlandschaft Deutschlands spitzt sich weiter zu, da Apotheken zunehmend mit komplexen Herausforderungen und strittigen Auseinandersetzungen konfrontiert sind, insbesondere in Bezug auf die Abrechnung von Mehrkosten auf BG-Rezepten. Die Abrechnung solcher Rezepte ist ein langjähriger Streitpunkt zwischen Apotheken und den gesetzlichen Unfallversicherungen (Berufsgenossenschaften), insbesondere wenn rabattierte Arzneimittel nicht verfügbar sind und teurere Alternativen verordnet werden müssen. Ein aktueller Fall einer Apotheke zeigt, wie undurchsichtig und kompliziert die Abrechnung in solchen Fällen gestaltet ist, wenn es um die Frage geht, wer die Mehrkosten tragen soll. Während Apotheken in der Regel verpflichtet sind, das verordnete Medikament zu liefern, führt das Fehlen eines rabattierten Arzneimittels oft dazu, dass teurere Alternativen bereitgestellt werden müssen. Dies stellt Apothekerinnen und Apotheker in eine rechtliche und finanzielle Grauzone, da unklar ist, ob die Mehrkosten von der Berufsgenossenschaft oder der Krankenkasse übernommen werden oder ob die Apotheke auf den Kosten sitzen bleibt. Diese Unsicherheit führt zu strittigen Retaxationen, wie der Fall der betroffenen Apotheke zeigt. Solche Auseinandersetzungen können erhebliche finanzielle Folgen für Apotheken haben, die ohnehin schon mit steigendem wirtschaftlichen Druck kämpfen.
Ein weiteres Thema, das in der Apothekenlandschaft aktuell für große Unruhe sorgt, sind die Retaxationen durch die AOK, die sich auf Änderungen in der Hilfsmittelversorgung beziehen. Diese Änderungen, die bereits im letzten Jahr eingeführt wurden, haben viele Apotheken überrascht und in eine schwierige Lage versetzt. Besonders problematisch ist die Tatsache, dass die neuen Regelungen nicht einheitlich oder klar kommuniziert wurden. Apotheken haben daher große Schwierigkeiten, die Vorgaben korrekt umzusetzen, was in der Praxis zu zahlreichen Retaxationen führt. Dies bedeutet, dass Apotheken Rechnungen für gelieferte Hilfsmittel oft rückwirkend gekürzt oder ganz abgelehnt werden, was erhebliche finanzielle Verluste nach sich zieht. Für viele Apotheken, vor allem in ländlichen Regionen, können solche Retaxationen existenzbedrohend sein. Der bürokratische Aufwand, den diese Rückforderungen mit sich bringen, verschärft die Situation zusätzlich und trägt zur wachsenden Frustration innerhalb der Branche bei.
Interessanterweise hat eine Analyse des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO) gezeigt, dass es aktuell keine Hinweise auf größere Versorgungsengpässe bei Arzneimitteln gibt. Laut dieser Untersuchung waren Anfang Oktober 98,8 Prozent aller Arzneimittel in Deutschland verfügbar. Die WIdO-Studie hebt dabei besonders die Bedeutung der seit 2007 existierenden Rabattverträge hervor, die maßgeblich zur Stabilisierung der Versorgung beitragen. Diese Verträge ermöglichen es den Krankenkassen, preisgünstige generische Arzneimittel zu bevorzugen, was sowohl die Kosten senkt als auch die Verfügbarkeit sichert. Die Realität in vielen Apotheken sieht jedoch anders aus. Apothekerinnen und Apotheker berichten regelmäßig von Lieferengpässen und der Nichtverfügbarkeit bestimmter Medikamente, insbesondere solcher, die von Rabattverträgen betroffen sind. Diese Diskrepanz zwischen der wissenschaftlichen Analyse und den Erfahrungen in der Praxis verdeutlicht, wie komplex und vielschichtig die Arzneimittelversorgung in Deutschland ist.
In diesem Zusammenhang gewinnen Einzelimporte von Arzneimitteln, die in Deutschland keine Zulassung haben, immer mehr an Bedeutung. § 73 Absatz 3 des Arzneimittelgesetzes (AMG) erlaubt den Import solcher Arzneimittel aus dem Ausland unter bestimmten Bedingungen, insbesondere wenn vergleichbare Medikamente in Deutschland nicht verfügbar sind. Dies stellt für viele Patienten oft die einzige Möglichkeit dar, Zugang zu dringend benötigten Therapien zu erhalten. Einzelimporte sind jedoch sowohl für Apotheken als auch für Patienten mit erheblichem bürokratischen Aufwand verbunden, und es bleibt abzuwarten, inwiefern diese Option langfristig zur Schließung von Versorgungslücken beitragen kann.
Ein weiteres bedeutendes Thema in der Apothekenbranche ist die Digitalisierung des Gesundheitswesens, die durch die Zulassung des eHealth-CardLink-Verfahrens durch die Gematik einen wichtigen Schritt nach vorne gemacht hat. Diese Technologie, die von Cherry entwickelt und in die firmeneigene Lösung „SmartLink“ integriert wurde, ermöglicht eine sichere und effiziente Abwicklung digitaler Gesundheitsdaten und unterstützt Apotheken und medizinische Einrichtungen bei der Optimierung ihrer Prozesse. Der digitale Wandel stellt für Apotheken sowohl eine Herausforderung als auch eine Chance dar. Die Einführung des E-Rezepts im Jahr 2024 markiert dabei einen weiteren wichtigen Schritt. Doch obwohl viele Apotheken gut auf diese Veränderungen vorbereitet sind, äußerte sich Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach auf dem Deutschen Apothekertag kritisch über die Geschwindigkeit, mit der die Apotheken den digitalen Wandel umsetzen. Diese Kritik wird von vielen in der Branche als ungerecht empfunden, da Apotheken im Vergleich zu anderen Leistungserbringern wie Arztpraxen oder Kliniken oft deutlich besser aufgestellt sind, wenn es um die Digitalisierung geht.
Während der digitale Wandel die Zukunft der Apotheken maßgeblich beeinflusst, sehen sich besonders kleine Apotheken in ländlichen Regionen mit ganz anderen Herausforderungen konfrontiert. Der wirtschaftliche Druck, der auf vielen dieser Apotheken lastet, ist enorm. In vielen Fällen sind die Apotheken nicht mehr verkäuflich, und Betreiber stehen vor der schwierigen Entscheidung, ihre Apotheken zu schließen. Diese Entwicklung hat weitreichende Folgen für die gesundheitliche Versorgung in ländlichen Gebieten, da Apotheken oft eine zentrale Rolle in der medizinischen Grundversorgung spielen.
Im Kommentar zu diesen Entwicklungen zeigt sich, dass die Apothekenlandschaft in Deutschland derzeit vor tiefgreifenden strukturellen und rechtlichen Herausforderungen steht. Die Retaxationen durch Krankenkassen, insbesondere bei Mehrkosten auf BG-Rezepten und in der Hilfsmittelversorgung, sorgen für erhebliche Unsicherheiten und finanzielle Belastungen. Apotheken sehen sich einem ständigen Druck ausgesetzt, sowohl wirtschaftlich als auch bürokratisch zu bestehen, während gleichzeitig die Digitalisierung des Gesundheitswesens vorangetrieben wird. Diese Entwicklungen führen zu einer zunehmenden Polarisierung innerhalb der Branche: Auf der einen Seite stehen Apotheken, die sich erfolgreich an die neuen digitalen Anforderungen anpassen und von der fortschreitenden Digitalisierung profitieren können. Auf der anderen Seite stehen besonders kleine Apotheken, die durch wirtschaftliche und rechtliche Herausforderungen an den Rand der Existenz gedrängt werden.
Die Politik, insbesondere die Aussagen von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach, spielt in diesem Zusammenhang eine zentrale Rolle. Die Kritik, die Lauterbach an der Apothekerschaft äußerte, hat innerhalb der Branche für Unmut gesorgt und verdeutlicht, wie groß die Kluft zwischen politischen Entscheidungsträgern und der Realität in den Apotheken geworden ist. Gleichzeitig zeigen Beispiele wie die Einführung des eHealth-CardLink-Verfahrens, dass die Digitalisierung des Gesundheitswesens unaufhaltsam voranschreitet und Apotheken sich dieser Entwicklung nicht entziehen können. Doch es braucht klare politische Rahmenbedingungen, um Apotheken in dieser Umbruchphase zu unterstützen und ihnen die notwendige Planungssicherheit zu geben. Eine stärkere Zusammenarbeit zwischen Apotheken, Politik und Krankenkassen wäre dringend notwendig, um die Versorgungslandschaft in Deutschland langfristig zu stabilisieren und den wachsenden Herausforderungen gerecht zu werden. Apotheken müssen sich in dieser Transformation nicht nur behaupten, sondern auch ihre zentrale Rolle im Gesundheitswesen weiter festigen.
Von Engin Günder, Fachjournalist
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