• 16.10.2024 – Apotheken-News: Apotheken zwischen Reformen, Risiken und Verantwortung

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APOTHEKE | Medienspiegel & Presse |

Apotheken-News: Apotheken zwischen Reformen, Risiken und Verantwortung

 

Mit Digitalisierung, Nachwuchssorgen und Gesundheitsrisiken im Blick – wie Apotheken ihre Zukunft sichern und die Versorgung weiter stärken

Von der Absicherung bei Arbeits- und Berufsunfähigkeit bis hin zu den Herausforderungen einer Apothekenübernahme: Die Apothekenlandschaft und das Gesundheitswesen in Deutschland stehen vor tiefgreifenden Veränderungen. Während das Apotheken-Reformgesetz (ApoRG) ins Stocken gerät und Krankenkassenbeiträge voraussichtlich stark steigen, wächst der Druck auf Apotheken durch Digitalisierung, Lieferengpässe und unzureichende Honorierung. Der PTA-Beruf kämpft mit Nachwuchsproblemen, und gesundheitliche Risiken wie der Anstieg der Diphtherie-Fälle und medikamentenbedingte Schlafstörungen rücken verstärkt in den Vordergrund. Zudem warnt das Bundesinstitut für Risikobewertung vor den gefährlichen Folgen des Konsums von reinem Koffeinpulver. Apotheker spielen dabei eine entscheidende Rolle in der Aufklärung, insbesondere bei der Beratung von Migränepatienten, die oftmals zuerst in der Apotheke Hilfe suchen. All diese Themen zeigen, wie wichtig Prävention, umfassende Beratung und fundierte Entscheidungen für die Sicherung der Gesundheitsversorgung und die Zukunft der Apothekenbranche sind.


Die Apothekenlandschaft in Deutschland steht vor einer Vielzahl von Herausforderungen, die sowohl strukturelle als auch wirtschaftliche und personelle Aspekte betreffen. Ein zentrales Thema, das viele Apothekenbetreiber umtreibt, ist der Unterschied zwischen Arbeitsunfähigkeit und Berufsunfähigkeit, der in der Praxis oft nicht ausreichend verstanden wird. Während die Arbeitsunfähigkeit in der Regel vorübergehend ist und durch Krankheiten oder Verletzungen verursacht wird, die eine Rückkehr in den Beruf ermöglichen, handelt es sich bei der Berufsunfähigkeit um den dauerhaften Verlust der Fähigkeit, den bisherigen Beruf auszuüben. Für viele Apotheker, die einem hohen beruflichen Stress und zunehmendem gesundheitlichen Druck ausgesetzt sind, spielt die Berufsunfähigkeitsversicherung eine zentrale Rolle, um im Ernstfall finanzielle Sicherheit zu gewährleisten. Die genaue Unterscheidung und die Anforderungen an die Versicherungsleistungen sollten allen betroffenen Berufstätigen bewusst sein, um rechtzeitig Vorsorge zu treffen.

Parallel dazu stehen Apothekenbetreiber vor weiteren Herausforderungen, insbesondere bei der Übernahme und dem Verkauf von Apotheken. Apothekenübernahmen sind in der Regel komplexe Vorgänge, bei denen wirtschaftliche, rechtliche und emotionale Faktoren eine Rolle spielen. Verkäufer haben häufig eine enge emotionale Bindung zu ihrer Apotheke, was den Verkaufsprozess erschwert. Käufer hingegen müssen nüchtern kalkulieren und sowohl die wirtschaftliche Lage der Apotheke als auch zukünftige Risiken und Chancen analysieren. Hierbei spielt die Digitalisierung eine immer größere Rolle. Apotheken, die in digitale Prozesse investieren und ihre Angebote erweitern, können langfristig Wettbewerbsvorteile erzielen. Gleichzeitig müssen rechtliche Rahmenbedingungen wie Mietverträge, Mitarbeiterverhältnisse und steuerliche Fragen berücksichtigt werden, um eine reibungslose Übernahme zu gewährleisten. Für beide Seiten bietet der Übernahmeprozess jedoch auch Chancen: Verkäufer können sich auf einen erfolgreichen Übergang in den Ruhestand vorbereiten, während Käufer die Möglichkeit haben, durch Modernisierungen und strategische Entscheidungen das Potenzial der übernommenen Apotheke zu maximieren.

Das Apotheken-Reformgesetz (ApoRG) steht weiterhin im Fokus der politischen Diskussion. Trotz mehrerer Anläufe ist es Gesundheitsminister Karl Lauterbach bislang nicht gelungen, das Gesetz durch das Kabinett zu bringen. Die Apothekerschaft ist zunehmend frustriert, da die Reformen als notwendig erachtet werden, um die wirtschaftliche Basis der Apotheken langfristig zu sichern. Lauterbach hat zwar kürzlich auf dem Deutschen Apothekertag (DAT) betont, dass die Apotheken „in Kürze“ mit einem neuen Vorschlag rechnen können, doch die ständigen Verzögerungen sorgen für wachsende Unsicherheit in der Branche. Viele Apotheker fordern konkrete Maßnahmen, um die stagnierende Honorierung anzupassen und die Versorgungssicherheit in den kommenden Jahren zu gewährleisten. Besonders die wachsenden Lieferengpässe bei Arzneimitteln und die zunehmende Belastung durch den Versorgungsdruck in ländlichen Regionen stellen für viele Apothekenbetreiber eine existenzielle Bedrohung dar.

Ein weiteres Problem, das die Apotheken betrifft, sind die steigenden Krankenkassenbeiträge. Der sogenannte Schätzerkreis, der die finanzielle Entwicklung der gesetzlichen Krankenkassen prognostiziert, hat eine Erhöhung der Beiträge um 0,8 Prozentpunkte für das kommende Jahr vorausgesagt. Diese Erhöhung basiert auf den gestiegenen Ausgaben für Krankenhausbehandlungen, Arzneimittel und andere Gesundheitsleistungen. Viele Versicherte sehen sich dadurch einer zusätzlichen finanziellen Belastung ausgesetzt, während die Krankenkassen mit der Herausforderung konfrontiert sind, ihre Ausgaben in den Griff zu bekommen. In diesem Zusammenhang hat Karl Lauterbach umfangreiche Strukturreformen angekündigt, um die finanzielle Stabilität der Krankenkassen langfristig zu sichern, doch Experten sind sich uneins, ob diese Maßnahmen ausreichen werden.

ABDA-Präsidentin Gabriele Regina Overwiening hat in einem aktuellen Podcast die drängendsten Themen der Apothekenlandschaft angesprochen. Sie wies auf die unzureichende Honorierung der Apotheken hin und betonte die Notwendigkeit der Digitalisierung, um die Apotheken fit für die Zukunft zu machen. Die Digitalisierung bietet zwar Chancen, insbesondere in der Optimierung von Prozessen und der Verbesserung der Kundenbindung, doch viele Apotheken haben Schwierigkeiten, die notwendigen Investitionen zu tätigen. Gleichzeitig stehen viele Apotheken vor dem Problem des Nachwuchsmangels. Besonders der PTA-Beruf leidet unter einem ernsthaften Rückgang an Auszubildenden, was langfristig die Versorgungssicherheit gefährden könnte. Der Bundesverband PTA (BVpta) und die Apothekengewerkschaft Adexa haben eine gemeinsame Strategie entwickelt, um den Beruf attraktiver zu machen. Durch verbesserte Ausbildungsbedingungen und eine stärkere finanzielle Unterstützung für PTA sollen wieder mehr junge Menschen für den Beruf gewonnen werden.

Neben diesen strukturellen und wirtschaftlichen Herausforderungen gibt es auch gesundheitliche Risiken, die in den Fokus rücken. So wurden kürzlich in Berlin zwei neue Fälle von Diphtherie gemeldet, darunter ein zehnjähriger Junge, der intensivmedizinisch behandelt werden musste. Diese Fälle verdeutlichen, wie wichtig ein umfassender Impfschutz ist, um die Bevölkerung vor Infektionskrankheiten zu schützen, die längst als besiegt galten. In diesem Zusammenhang spielt auch die Präventionsarbeit der Apotheken eine entscheidende Rolle.

Schlafstörungen sind ein weiteres verbreitetes gesundheitliches Problem in Deutschland. Etwa ein Viertel der Bevölkerung leidet regelmäßig unter Insomnie, und oft sind es Medikamente, die diese Beschwerden verursachen. Viele Menschen nehmen mehrere Arzneimittel gleichzeitig ein, was das Risiko von Nebenwirkungen auf den Schlaf erheblich erhöht. Apotheker sollten daher verstärkt darauf achten, bei der Beratung auf mögliche Wechselwirkungen und Nebenwirkungen hinzuweisen und Alternativen aufzuzeigen, um die Lebensqualität der Patienten zu verbessern.

Auch das Thema Koffein sorgt weiterhin für Diskussionen. Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) hat erneut vor den Gefahren des Konsums von reinem Koffeinpulver gewarnt, das als Nahrungsergänzungsmittel frei erhältlich ist. Bereits geringe Überdosierungen können zu schwerwiegenden gesundheitlichen Problemen führen, da Koffein in dieser Form extrem konzentriert ist. Apotheker spielen eine wichtige Rolle in der Aufklärung der Bevölkerung und sollten verstärkt auf die Risiken hinweisen, die mit dem Konsum von Koffein in hochkonzentrierter Form verbunden sind.

Migräne ist eine der häufigsten neurologischen Erkrankungen weltweit und betrifft rund zehn Prozent der Bevölkerung. Viele Betroffene leiden unter wiederkehrenden, starken Kopfschmerzattacken, die oft von Übelkeit und extremer Licht- und Geräuschempfindlichkeit begleitet werden. Apotheker sind häufig die erste Anlaufstelle für Migränepatienten und sollten umfassend geschult sein, um fundierte Empfehlungen zur Linderung der Beschwerden und zur richtigen Anwendung von Medikamenten geben zu können. Insbesondere bei der Auswahl von Präparaten und der Aufklärung über nicht-medikamentöse Maßnahmen spielen Apotheker eine zentrale Rolle.

Der Kommentar zu diesen Entwicklungen verdeutlicht die enormen Herausforderungen, denen sich Apotheken und das Gesundheitssystem in Deutschland gegenübersehen. Die Unterscheidung zwischen Arbeitsunfähigkeit und Berufsunfähigkeit zeigt, wie wichtig eine frühzeitige Absicherung für Berufstätige ist, insbesondere in Berufen wie dem Apothekerberuf, die von zunehmendem Stress und gesundheitlicher Belastung geprägt sind. Gleichzeitig erfordert die Übernahme von Apotheken eine sorgfältige Planung und Prüfung, um langfristigen Erfolg zu gewährleisten. Der Reformstau beim Apotheken-Reformgesetz zeigt, dass die politischen Rahmenbedingungen derzeit nicht ausreichen, um den Herausforderungen der Branche gerecht zu werden. Die angekündigten Erhöhungen der Krankenkassenbeiträge verstärken den Druck auf die Versicherten und das gesamte Gesundheitssystem.

Die Digitalisierung, die von ABDA-Präsidentin Overwiening als notwendiger Schritt bezeichnet wird, birgt sowohl Chancen als auch Risiken. Während digitale Lösungen Apotheken helfen könnten, Prozesse effizienter zu gestalten und neue Dienstleistungen anzubieten, bleibt der Investitionsbedarf eine große Hürde. Gleichzeitig verschärft der Nachwuchsmangel im PTA-Beruf die Personalknappheit in Apotheken, was die Versorgungsqualität in Gefahr bringt.

Gesundheitliche Risiken wie die Rückkehr von Diphtherie oder die zunehmenden Schlafstörungen durch Medikamente verdeutlichen die Bedeutung von Präventionsarbeit und Beratung in Apotheken. Apotheker müssen sich dieser Verantwortung bewusst sein und ihre Rolle in der Aufklärung und Beratung der Bevölkerung aktiv wahrnehmen. Dies gilt auch für das Risiko des Koffeinkonsums, das häufig unterschätzt wird.

Insgesamt zeigt sich, dass Apotheken eine zentrale Rolle im deutschen Gesundheitssystem einnehmen, doch um diese Rolle auch in Zukunft erfolgreich ausfüllen zu können, sind umfassende Reformen, gezielte Investitionen und eine starke Präventionsarbeit notwendig.

Von Engin Günder, Fachjournalist

 

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