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APOTHEKE | Medienspiegel & Presse |
Das „Gesundes-Herz-Gesetz“ bringt Apotheken in den Fokus der Prävention von Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Doch während die Politik von Fortschritten spricht, stellen sich in der Praxis viele Fragen. Sind Apotheken bereit für die neuen Aufgaben, oder droht eine zusätzliche Belastung?
Das kürzlich vorgestellte „Gesundes-Herz-Gesetz“ sorgt in der Apothekenbranche für gemischte Reaktionen. Ziel des Gesetzes ist es, die Prävention von Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu stärken, indem Apotheken eine aktivere Rolle in der Gesundheitsvorsorge übernehmen. Geplant ist, dass Apotheken in Zukunft verstärkt Vorsorgeuntersuchungen, Blutdruckmessungen und Cholesterintests anbieten, um frühzeitig Risiken zu erkennen und die Patienten direkt vor Ort zu beraten. Damit soll die Prävention in der Breite der Bevölkerung verbessert werden, was angesichts der hohen Sterblichkeitsrate durch Herz-Kreislauf-Erkrankungen als dringend notwendig erachtet wird.
Auf politischer Ebene wird das Gesetz als großer Fortschritt gefeiert. Gesundheitsminister Karl Lauterbach betonte, dass Apotheken durch ihre flächendeckende Präsenz besonders geeignet seien, um diese präventiven Maßnahmen einem breiten Publikum zugänglich zu machen. „Apotheken sind der erste Anlaufpunkt für viele Menschen und spielen eine zentrale Rolle in der Gesundheitsversorgung. Mit dem Gesundes-Herz-Gesetz stärken wir diese Rolle und tragen dazu bei, Herz-Kreislauf-Erkrankungen besser vorzubeugen“, so Lauterbach.
Doch in der Praxis sieht die Lage anders aus. Viele Apothekeninhaber stehen dem neuen Gesetz kritisch gegenüber. Einerseits sehen sie die Chance, sich als Gesundheitsdienstleister zu profilieren und die Kundenbindung durch zusätzliche Dienstleistungen zu stärken. Andererseits fürchten sie, dass die zusätzliche Belastung zu einer weiteren Überforderung führt. „Unsere personellen Ressourcen sind bereits knapp. Wenn wir zusätzliche Aufgaben übernehmen, ohne dass die Rahmenbedingungen stimmen, wird das eine enorme Belastung für uns“, erklärt eine Apothekerin aus München. Sie spricht damit eine Sorge an, die viele ihrer Kollegen teilen: Das Gesetz bringe zwar neue Aufgaben, doch sei unklar, wie diese finanziell und organisatorisch gestemmt werden sollen.
Die zentrale Frage der Branche bleibt daher: Wer übernimmt die Kosten für die zusätzlichen Leistungen? Die Vergütung der Vorsorgeuntersuchungen muss klar geregelt sein, andernfalls droht eine wirtschaftliche Schieflage für viele Apotheken. „Es reicht nicht, den Apotheken einfach neue Aufgaben zuzuschreiben, ohne gleichzeitig sicherzustellen, dass diese Aufgaben angemessen entlohnt werden“, warnt ein Vertreter des Apothekerverbandes.
Zudem bleibt offen, wie die Apotheken die erforderliche Infrastruktur und das Fachpersonal aufbauen sollen, um die neuen Dienstleistungen anzubieten. Fortbildungen und technische Ausstattungen, wie moderne Messgeräte, sind notwendig, um die Qualität der Leistungen zu gewährleisten. Auch der Verwaltungsaufwand könnte erheblich zunehmen, was gerade kleinere Apotheken vor Herausforderungen stellt.
Ein weiteres Problemfeld ist die mangelnde Klarheit in der Gesetzesformulierung. Wie verbindlich sind die neuen Aufgaben? Werden alle Apotheken verpflichtet, diese Vorsorgeuntersuchungen anzubieten, oder bleibt es eine freiwillige Leistung? Diese Fragen müssen dringend geklärt werden, damit die Apotheken Planungssicherheit haben und entsprechende Investitionen tätigen können.
Trotz aller Herausforderungen könnte das „Gesundes-Herz-Gesetz“ langfristig eine Chance für die Apotheken sein, ihre Stellung im Gesundheitssystem zu festigen. Die Rolle als niederschwellige Gesundheitsdienstleister könnte gestärkt und das Vertrauen der Patienten in die Apotheken weiter ausgebaut werden. Damit dies gelingt, müssen jedoch klare Regelungen und ausreichende finanzielle Unterstützung gewährleistet sein.
Das „Gesundes-Herz-Gesetz“ zielt darauf ab, Apotheken als wichtige Akteure in der Prävention von Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu positionieren. Auf dem Papier klingt das nach einem vernünftigen Schritt: Apotheken sind leicht zugänglich, genießen hohes Vertrauen in der Bevölkerung und könnten einen wertvollen Beitrag zur Gesundheitsvorsorge leisten. Doch in der Praxis zeigt sich, dass gute Absichten nicht ausreichen, um ein Gesetz erfolgreich zu machen.
Die Realität in den Apotheken ist geprägt von hohen Arbeitsbelastungen, knappen personellen Ressourcen und wirtschaftlichen Unsicherheiten. In dieser angespannten Situation zusätzliche Aufgaben zu übernehmen, ohne dass klare Regelungen zur Vergütung und Organisation getroffen wurden, gleicht einem Drahtseilakt. Die Apotheken müssen sich fragen, ob sie es sich leisten können, die Verantwortung für Präventionsmaßnahmen zu übernehmen, ohne in den Ruin zu rutschen.
Ohne finanzielle Entlastung und konkrete Unterstützung könnte das „Gesundes-Herz-Gesetz“ mehr Lasten als Vorteile bringen. Wenn die Politik möchte, dass dieses Gesetz ein Erfolg wird, muss sie den Apotheken unter die Arme greifen – mit klaren Vorgaben, finanzieller Unterstützung und ausreichenden Ressourcen. Andernfalls droht ein weiteres Gesetz, das in der Theorie gut klingt, aber in der Praxis scheitert.
Von Engin Günder, Fachjournalist
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