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APOTHEKE | Medienspiegel & Presse |
Die Zukunft der Apotheken in Deutschland steht auf dem Prüfstand: Von hitzigen Debatten um Digitalisierung und Cybersicherheit bis hin zu Forderungen nach einer Stärkung der Apotheken vor Ort, zeigt sich ein klarer Konflikt zwischen Politik und Apothekerschaft. Während Arzneimittel-Lieferengpässe und Ausbildungsreformen den Alltag bestimmen, bieten präventive Gesundheitsmaßnahmen neue Chancen. Junge Apotheker wie Laetitia Terberger setzen bewusst auf Selbstständigkeit, während der Widerstand gegen die „Apotheke ohne Apotheker“ wächst. Auch die Legalisierung von Cannabis und TV-Auftritte der Freien Apothekerschaft sorgen für kontroverse Diskussionen.
Die deutsche Apothekenlandschaft befindet sich aktuell im Zentrum einer intensiven Debatte über ihre Zukunft und ihre Rolle im Gesundheitswesen. Die Apothekerschaft fordert, trotz Personalmangels, eine Stärkung der Apotheken vor Ort und positioniert sich klar gegen die von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach vorgeschlagene Reform. Der Minister sieht eine Umstrukturierung der Apotheken als notwendig an, um das Gesundheitssystem effizienter zu gestalten. Die Apotheker hingegen plädieren für das Motto „Mehr Apotheke wagen“, das auf eine Ausweitung der bestehenden Strukturen abzielt. Diese unterschiedlichen Standpunkte verdeutlichen einen tief verwurzelten Konflikt, der das Verhältnis zwischen Politik und Apothekerschaft in den kommenden Jahren nachhaltig prägen wird.
Ein zentraler Aspekt der Debatte ist die Digitalisierung. Während einige sie als Schlüssel zur Modernisierung der Apotheken sehen, wird sie von anderen als potenzielle Achillesferse betrachtet. Auf der Expopharm und dem Deutschen Apothekertag wurden dazu kontroverse Meinungen ausgetauscht. Die digitale Transformation wird als notwendiger Schritt betrachtet, um Apotheken zukunftsfähig zu machen. Doch sie bringt auch Herausforderungen mit sich, insbesondere im Hinblick auf die Cybersicherheit. Apotheken stehen zunehmend im Fokus von Malware-Angriffen, die ihre Betriebsabläufe und die Datensicherheit gefährden können. Trotz dieser Bedrohungen gibt es Strategien, um die Risiken zu minimieren. Insbesondere IT-Sicherheitsmaßnahmen und spezialisierte Cyber-Versicherungen spielen dabei eine zentrale Rolle.
Die Herausforderungen der Zukunft betreffen auch junge Apotheker wie Laetitia Terberger. Die 26-Jährige hat kürzlich zwei Apotheken übernommen und geht damit einen mutigen Schritt in Richtung Selbstständigkeit. Trotz des hohen Drucks in der Branche sieht sie in der Leitung ihrer eigenen Apotheken eine erfüllende Aufgabe. Ihre Entscheidung steht stellvertretend für eine neue Generation von Apothekern, die mit Leidenschaft und Innovationsgeist den Herausforderungen der Gegenwart begegnen.
Parallel dazu formieren sich klare Widerstände gegen Teile des geplanten Apotheken-Reformgesetzes. Die Präsidentin der ABDA, Gabriele Regina Overwiening, hat sich vehement gegen jede Regelung ausgesprochen, die eine „Apotheke ohne Apotheker“ ermöglichen würde. Sie warnt davor, dass dies die Qualität der Gesundheitsversorgung gefährden könnte. Die Rolle des Apothekers sei essenziell für die Patientensicherheit und dürfe nicht verwässert werden.
Ein weiteres heiß diskutiertes Thema ist die Legalisierung von Cannabis. Die Entscheidung der Bundesregierung, den Besitz von bis zu 50 Gramm Cannabis zu legalisieren, wird von der Mehrheit der Deutschen kritisch betrachtet. Laut einer aktuellen Umfrage halten 55 Prozent der Befragten die Legalisierung für einen Fehler. Auch Sicherheitsbehörden äußern Zweifel, ob die Maßnahme den illegalen Handel eindämmen kann.
Auf der Expopharm wurde zudem die Rolle der Apotheken in der Prävention von Krankheiten diskutiert. In einer von Cornelia Wanke moderierten Runde wurde betont, dass Apotheken eine Schlüsselrolle dabei spielen könnten, das Gesundheitssystem in Richtung Prävention weiterzuentwickeln. Es wurde deutlich, dass die Corona-Pandemie die Bedeutung präventiver Maßnahmen neu in den Fokus gerückt hat. Die Erfahrungen der Pandemie zeigten jedoch auch, dass der Nutzen solcher Maßnahmen oft nicht unmittelbar greifbar ist, was ihre Umsetzung erschwerte. Dennoch könnten Apotheken hier entscheidende Impulse setzen, insbesondere wenn es um die frühzeitige Erkennung von Risikofaktoren für Herz-Kreislauf-Erkrankungen geht.
Der Deutsche Apothekertag brachte zudem eine kontroverse Diskussion über die Ausbildung von Pharmazeutisch-Technischen Assistenten (PTA) mit sich. Die duale Ausbildung und die Einführung einer Ausbildungsvergütung standen dabei im Mittelpunkt. Diese Reformen könnten dem Beruf neue Impulse geben, sind jedoch noch stark umstritten.
Auch die anhaltenden Lieferengpässe von Arzneimitteln belasten die Apotheken zunehmend. Laut dem Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte dauern Engpässe immer häufiger über ein Jahr an, was den Alltag in den Apotheken erheblich erschwert. Die Teams müssen erhebliche Zeit investieren, um alternative Medikamente zu besorgen und Patienten über die Situation zu informieren.
Ein hoffnungsvolles Signal kam jedoch in Form des neuen Herz-Gesundheits-Gesetzes, das auf dem Deutschen Apothekertag vorgestellt wurde. Ärzte und Apotheker sollen gemeinsam präventive Maßnahmen zur Bekämpfung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen vorantreiben. Eine enge Zusammenarbeit zwischen Apotheken, Arztpraxen und Kliniken ist dabei von entscheidender Bedeutung, um weit verbreitete Risikofaktoren wie Bluthochdruck und Übergewicht frühzeitig zu erkennen.
Die Diskussionen auf der Expopharm spiegeln den Wandel wider, der die Apothekenlandschaft in Deutschland in den nächsten Jahren prägen wird. Die Frage, wie Apotheken ihre zentrale Rolle im Gesundheitssystem beibehalten können, wird nicht nur in politischen und beruflichen Kreisen, sondern auch in der breiten Öffentlichkeit zunehmend diskutiert.
In diesem Kontext zeigt sich, dass Apotheken auch außerhalb des beruflichen Alltags auf sich aufmerksam machen können. Der geplante TV-Auftritt der Freien Apothekerschaft mit der Reality-TV-Persönlichkeit Evelyn Burdecki in der Sendung „Vox Prominent“ ist ein Beispiel dafür, wie Apotheken auch in der öffentlichen Wahrnehmung eine Rolle spielen können. Solche Aktionen können dazu beitragen, das Bewusstsein für die Bedeutung der Apotheken vor Ort zu schärfen und ihre Position im Gesundheitswesen zu stärken.
Die Apotheken in Deutschland stehen vor einer Phase des Wandels, die nicht nur ihre interne Struktur, sondern auch ihre Rolle im Gesundheitssystem verändern wird. Die von der Apothekerschaft geforderte Stärkung der Apotheken vor Ort und die Ablehnung der „Apotheke ohne Apotheker“ zeigen, dass es bei der Reform nicht nur um wirtschaftliche Fragen geht, sondern um die grundlegende Qualität der Gesundheitsversorgung. Apotheken spielen eine entscheidende Rolle, die nicht durch Digitalisierung und Automatisierung ersetzt werden kann. Die zunehmenden Anforderungen an Prävention und die Bekämpfung chronischer Krankheiten wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen verdeutlichen die Notwendigkeit, dass Apotheken weiterhin eine wichtige Anlaufstelle für die Patientenversorgung bleiben müssen.
Doch die Herausforderungen der Zukunft liegen nicht nur in der Strukturreform. Die Digitalisierung bringt erhebliche Risiken mit sich, die viele Apotheken bisher noch unterschätzen. Cyberangriffe können den Betrieb einer Apotheke empfindlich stören und zu gravierenden Datenverlusten führen. Es ist daher unerlässlich, dass Apotheken in moderne IT-Sicherheitsstrategien investieren und sich gegen die wachsenden Bedrohungen wappnen. Gleichzeitig müssen sie den Spagat zwischen einer modernen digitalen Infrastruktur und der persönlichen Patientenbetreuung meistern.
Ein weiteres Thema, das die Zukunft der Apotheken beeinflussen wird, ist die Nachwuchsförderung. Junge Apotheker wie Laetitia Terberger zeigen, dass es trotz aller Herausforderungen eine Zukunft für selbstständige Apotheken gibt. Ihre Leidenschaft und ihr Engagement sind ermutigende Zeichen dafür, dass der Beruf des Apothekers auch für die nächsten Generationen attraktiv bleibt.
Insgesamt zeigt sich, dass die Apotheker in Deutschland an einem Scheideweg stehen. Die Entscheidungen, die in den kommenden Jahren getroffen werden, werden langfristige Auswirkungen auf das gesamte Gesundheitssystem haben. Es wird darauf ankommen, eine Balance zwischen Modernisierung und dem Erhalt bewährter Strukturen zu finden. Nur so können Apotheken auch in Zukunft ihre zentrale Rolle in der Gesundheitsversorgung ausfüllen.
Von Engin Günder, Fachjournalist
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