• 07.10.2024 – Apotheken-News: Zwischen Fachkräftemangel, digitalen Umbrüchen und wirtschaftlichen Hürden

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APOTHEKE | Medienspiegel & Presse |

Apotheken-News: Zwischen Fachkräftemangel, digitalen Umbrüchen und wirtschaftlichen Hürden

 

Warum immer mehr Apothekeninhaber im Rentenalter weiterarbeiten, wie das E-Rezept den Alltag verändert und welche Herausforderungen Light-Apotheken und Versicherungen mit sich bringen

Der Fachkräftemangel zwingt immer mehr Apothekeninhaber, auch im Rentenalter weiterzuarbeiten, während hohe Versicherungsprämien ihre wirtschaftliche Lage zusätzlich belasten. In der Branche werden Lösungen wie die Einführung von Light-Apotheken diskutiert, doch dieses Modell stößt auf Widerstand. Gleichzeitig sorgt das E-Rezept für erhebliche Anpassungen im Alltag vieler Apotheken, während digitale Systeme wie CardLink erste Erfolge verbuchen. Gesundheitsminister Lauterbach plant tiefgreifende Reformen, um die Pflegeversicherung finanziell zu stabilisieren. Neue wissenschaftliche Erkenntnisse, wie die Entdeckung der microRNA und Studien zu Vitamin D, erweitern das Wissen in der Medizin. Zudem wird ab 2024 die Kennzeichnung für Assistenzhunde in Apotheken vereinheitlicht, um den Zugang für Menschen mit Behinderung zu erleichtern.


Immer mehr Apotheker in Deutschland arbeiten auch nach Erreichen des Rentenalters weiter. Der Altersdurchschnitt der Apothekeninhaber steigt kontinuierlich an, wobei viele ihre Tätigkeit fortsetzen, um finanzielle Sicherheit zu gewährleisten. Dies entspricht einem allgemeinen Trend in der deutschen Arbeitswelt, bei dem rund jeder fünfte Rentner zwischen 65 und 74 Jahren weiterhin erwerbstätig ist. Der zunehmende Fachkräftemangel spielt ebenfalls eine Rolle, da es oft schwierig ist, qualifizierte Nachfolger für Apotheken zu finden. Gerade in ländlichen Gebieten führt dieser Mangel dazu, dass Apothekeninhaber nicht in den Ruhestand gehen können, weil ihre Betriebe sonst vor dem Aus stünden.

Ein weiteres Thema, das viele Apothekeninhaber belastet, sind überhöhte Versicherungsprämien. Viele Apotheken haben veraltete oder unpassende Versicherungspakete, die nicht den tatsächlichen Bedürfnissen und Risiken entsprechen. Dieser Umstand führt zu unnötig hohen Beitragszahlungen, was die ohnehin schon stark belasteten Apotheken weiter unter Druck setzt. Transparente Versicherungsangebote, die auf die spezifischen Anforderungen von Apotheken ausgerichtet sind, könnten hier Abhilfe schaffen, doch oft mangelt es an entsprechender Beratung. Die finanzielle Belastung durch Versicherungen ist ein Faktor, der bei vielen Apotheken bislang kaum beachtet wird, obwohl hier enormes Einsparpotenzial besteht.

Eine mögliche Reaktion auf den Fachkräftemangel und die wirtschaftlichen Herausforderungen im Apothekenwesen ist das Konzept der sogenannten "Light-Apotheken". Diese reduzierten Apothekenmodelle sollen den Betrieb mit weniger Personal ermöglichen, um so flexibel auf den Personalmangel zu reagieren. Ein Beispiel hierfür ist die Rhein-Apotheke in Graben-Neudorf, die nach dem Weggang der Filialleitung kurzzeitig geschlossen werden musste. Der Inhaber, Markus Längin, prüft nun die Möglichkeit, eine Light-Apotheke zu eröffnen, um den Betrieb zumindest teilweise fortzuführen. Dieses Modell ist jedoch umstritten, da es die Qualität der Versorgung beeinträchtigen könnte und viele politische Akteure, wie der CDU-Bundestagsabgeordnete Stefan Rouenhoff, solche Pläne vehement ablehnen. Rouenhoff betonte während eines Besuchs bei Noweda in Essen, dass Apotheken ohne die Anwesenheit eines approbierten Apothekers die flächendeckende Gesundheitsversorgung schwächen würden, insbesondere in ländlichen Gebieten.

Die Digitalisierung des Gesundheitswesens, insbesondere die Einführung des E-Rezepts, hat ebenfalls für erheblichen Gesprächsstoff gesorgt. Bei der Mitgliederversammlung des Norddeutschen Apothekenrechenzentrums (NARZ) wurde deutlich, dass viele Apotheken Probleme mit der neuen Technologie haben. Tägliche Systemstörungen und der hohe Bearbeitungsaufwand führen dazu, dass die Effizienz, die das E-Rezept bringen sollte, bislang noch nicht erreicht wurde. Apotheker kritisieren, dass das System noch nicht ausgereift sei und sie in ihrer täglichen Arbeit mehr behindere als unterstütze. Dennoch sind digitale Lösungen wie CardLink, das inzwischen von mehr als 6500 Apotheken genutzt wird, eine wichtige Weiterentwicklung. Dieses System bietet eine zusätzliche Sicherheit, indem es Apotheken ermöglicht, auch dann E-Rezepte zu empfangen, wenn die Telematik-Infrastruktur vorübergehend ausfällt.

In der Politik ist Gesundheitsminister Karl Lauterbach unterdessen gefordert, ein neues Finanzierungskonzept für die Pflegeversicherung vorzulegen. Die steigenden Kosten im Pflegebereich stellen eine enorme Herausforderung dar, und ohne umfassende Reformen droht der Pflegeversicherung die finanzielle Schieflage. Lauterbach plant, in Kürze ein Konzept vorzustellen, das die langfristige Stabilität der Pflegeversicherung sicherstellen soll. Dies ist auch für Apotheken von Bedeutung, da eine stabile Pflegeversicherung die Nachfrage nach pharmazeutischen Dienstleistungen aufrechterhalten und den Apotheken somit langfristige Planungssicherheit geben könnte.

Eine weitere Neuerung betrifft den Zutritt von Assistenzhunden zu Apotheken. Ab dem kommenden Jahr dürfen Assistenzhunde nur noch mit einer einheitlichen Kennzeichnung, wie sie in der Assistenzhundeverordnung festgelegt ist, Apotheken betreten. Dies soll den Zugang für Menschen mit Behinderung erleichtern und sicherstellen, dass Assistenzhunde als solche erkannt und akzeptiert werden. Bis Ende dieses Jahres sind noch unterschiedliche Kennzeichnungen erlaubt, doch ab 2024 wird nur noch das neue Symbol gültig sein.

Im Bereich der wissenschaftlichen Forschung wurden kürzlich bedeutende Fortschritte gemacht, wie die Verleihung des Nobelpreises für Medizin zeigt. Die US-amerikanischen Forscher Professor Dr. Victor Ambros und Professor Dr. Gary Ruvkun wurden für ihre Entdeckung der microRNA ausgezeichnet, die eine fundamentale Rolle bei der Genregulation spielt. Diese Entdeckung hat weitreichende Implikationen für die medizinische Forschung und könnte neue Therapiemöglichkeiten eröffnen, da microRNA die Aktivität von Genen in vielzelligen Organismen steuert.

Darüber hinaus hat eine neue Studie gezeigt, dass eine tägliche Dosis von 2000 IE Vitamin D sicher und wirksam ist, um einen Vitamin-D-Mangel zu verhindern. Diese Dosierung erhöht den Biomarker 25-Hydroxyvitamin D im Blutserum und trägt dazu bei, einen gesunden Vitamin-D-Spiegel zu erhalten. Die Studie basiert auf jahrelangen Beobachtungen und zeigt, dass diese Dosis ohne signifikante Sicherheitsbedenken angewendet werden kann.

Der Kommentar zu diesen Entwicklungen zeigt auf, wie tiefgreifend die Herausforderungen für Apotheken in Deutschland sind. Die steigenden finanziellen Belastungen, der Personalmangel und die zunehmenden regulatorischen Anforderungen setzen die Apotheken erheblich unter Druck. Es zeigt sich, dass insbesondere die überhöhten Versicherungsprämien ein großes Problem darstellen, das häufig unterschätzt wird. Viele Apotheken könnten hier durch eine Neuausrichtung ihrer Versicherungsverträge erhebliche Kosten einsparen, was ihre finanzielle Lage deutlich verbessern würde. Die Versicherungsbranche muss flexiblere und transparentere Lösungen anbieten, die auf die speziellen Bedürfnisse von Apotheken zugeschnitten sind.

Auch die Light-Apotheken sind ein Symptom für den anhaltenden Fachkräftemangel im Apothekenwesen. Diese Notlösungen können jedoch nicht die Antwort auf die strukturellen Probleme der Branche sein. Stattdessen muss die Politik Anreize schaffen, um den Apothekerberuf attraktiver zu gestalten und den Nachwuchs zu fördern. Die Light-Apotheken können allenfalls kurzfristige Erleichterung bieten, sie dürfen aber nicht zu einem dauerhaften Modell werden, da sie langfristig die Qualität der Versorgung gefährden könnten.

Die Diskussion um das E-Rezept verdeutlicht, dass die Digitalisierung im Gesundheitswesen noch in den Kinderschuhen steckt. Zwar bieten Systeme wie CardLink eine gewisse Sicherheit, doch das Gesamtsystem ist noch nicht ausgereift. Es bedarf weiterer Investitionen in die Infrastruktur und Schulungen, um die Effizienz und den Nutzen der digitalen Lösungen voll auszuschöpfen. Gleichzeitig muss die Politik darauf achten, dass die Einführung neuer Technologien nicht zu einer zusätzlichen Belastung für Apotheken wird.

Insgesamt stehen Apotheken vor einem tiefgreifenden Wandel, der nur durch eine enge Zusammenarbeit zwischen Politik, Versicherungen und Apothekenbetreibern bewältigt werden kann. Die Herausforderungen sind vielfältig, aber durch innovative Lösungen und eine kluge Reformpolitik könnte es gelingen, das Apothekenwesen in Deutschland zukunftsfähig zu machen. Die nächsten Jahre werden entscheidend sein, um die Weichen für eine nachhaltige und qualitativ hochwertige Versorgung zu stellen. Apotheken spielen eine Schlüsselrolle im deutschen Gesundheitssystem, und es ist unerlässlich, sie in dieser Phase des Wandels zu unterstützen.

Von Engin Günder, Fachjournalist

 

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