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APOTHEKE | Medienspiegel & Presse |
Die Apotheken in Deutschland stehen vor einer schwierigen Bewährungsprobe. Während der bürokratische Aufwand immer größer wird und viele Apotheker unter einem wachsenden Verwaltungsdruck leiden, kommen politische Reformen wie das Apothekenreformgesetz (ApoRG) ins Stocken. Parallel dazu bereiten der illegale Medikamentenhandel auf Plattformen wie Facebook und Ebay sowie neue Abrechnungsregelungen den Apotheken zunehmend Probleme. Hinzu kommt die Digitalisierung des Gesundheitswesens, die mit der verpflichtenden Einführung der elektronischen Patientenakte neue Herausforderungen, aber auch Chancen bringt. Auch Hausärzte kämpfen mit bürokratischen Hürden, während Medikationsfehler weiterhin ein ernstzunehmendes Risiko für die Patienten darstellen. Abseits der Gesundheitsversorgung beschäftigen Themen wie die vegetarische Ernährung von Kindern und Gesundheitsvorsorge in Beziehungen zunehmend die Öffentlichkeit.
Die deutsche Apothekenlandschaft steht derzeit vor großen Herausforderungen, insbesondere durch die zunehmende Bürokratisierung des Berufsalltags. Apotheker sehen sich vermehrt mit administrativen Aufgaben konfrontiert, die ihren eigentlichen Aufgabenbereich, die Gesundheitsversorgung, in den Hintergrund drängen. Dies führt bei vielen Apothekern zu einer Art „Bürokratie-Burnout“, da sie sich mehr als Verwaltungsmitarbeiter denn als Gesundheitsdienstleister verstehen. Die Verschärfung dieser Situation zeigt sich auch in der politischen Debatte um das Apothekenreformgesetz (ApoRG). Ein engagierter Apotheker aus Nordrhein-Westfalen hat dabei eine Schlüsselrolle gespielt und wesentlich dazu beigetragen, dass die Reform bislang nicht verabschiedet wurde. Diese Reform, die von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach angestoßen wurde, zielte auf die Modernisierung und Digitalisierung der Apotheken ab, stieß jedoch auf heftigen Widerstand, insbesondere von der FDP. Der Unmut in der Apothekerschaft resultiert vor allem aus der Befürchtung, dass Maßnahmen wie die Förderung des Onlinehandels das wirtschaftliche Überleben zahlreicher Apotheken gefährden könnten.
Politikerbesuche in Apotheken nehmen zu, um sich ein direktes Bild von der angespannten Lage vor Ort zu machen. Der Ausbau des Onlinehandels und die Sparmaßnahmen, die die wohnortnahe Versorgung gefährden, sind zentrale Streitpunkte. Apothekenbetreiber sehen sich gezwungen, ihre Existenzgrundlage zu verteidigen, während sie gleichzeitig versuchen, den Spagat zwischen Patientenversorgung und administrativen Aufgaben zu bewältigen. Eine weitere bedeutende Veränderung steht mit der Einführung der elektronischen Patientenakte (ePA) an. Ab dem 15. Januar 2025 wird die ePA für alle gesetzlich Versicherten automatisch eingerichtet, sofern sie nicht aktiv widersprechen. Diese Umstellung auf das Opt-out-Verfahren soll die Digitalisierung des Gesundheitswesens weiter vorantreiben, stößt jedoch bei einigen auf Bedenken hinsichtlich des Datenschutzes.
Während sich die Apothekerschaft mit diesen Herausforderungen auseinandersetzt, sorgt der illegale Handel mit apotheken- und verschreibungspflichtigen Medikamenten über Plattformen wie Facebook und Ebay für zusätzlichen Unmut. Die Freie Apothekerschaft fordert verstärkte Maßnahmen, um den illegalen Verkauf, beispielsweise von Rx-Medikamenten wie Sativex-Spray auf Ebay, zu unterbinden. Der Verkauf solcher Medikamente außerhalb der Apotheke verstößt gegen das deutsche Arzneimittelgesetz, doch die Kontrolle auf diesen Plattformen erweist sich als schwierig.
Gleichzeitig verschärfen sich die wirtschaftlichen Herausforderungen für Apotheken. Bei den LAV-Wirtschaftstagen 2024 in Merseburg wurde die prekäre Lage der Apothekenbranche thematisiert. Es wird dringend politische Unterstützung gefordert, um negative Auswirkungen auf das Gesundheitssystem zu verhindern. Auch die Kündigung der Hilfstaxe, die seit dem 1. Januar 2024 gilt, sorgt für zusätzlichen Druck auf die Apotheken. Die neuen Abrechnungsregelungen für Rezepturen, die sich nun nach den §§ 4 und 5 der Arzneimittelpreisverordnung richten, haben das Abrechnungssystem deutlich verkompliziert. Apotheker müssen nun ganze Packungen statt Teilmengen zur Berechnung heranziehen, was zu einer Erhöhung der Kosten führt und die Apotheken weiter belastet.
Auch Hausärzte sehen sich mit bürokratischen Hürden konfrontiert, insbesondere in der Impfsaison. In Hessen gibt es Kritik an fehlenden Kombiimpfungen gegen Corona und Grippe, was die Logistik für Praxen erschwert. Zudem müssen Mehrdosisbehälter bestellt werden, deren Handhabung für eine komplikationslose Terminvergabe ungeeignet ist. Trotz der bürokratischen Hürden nehmen Apotheken weiterhin eine Schlüsselrolle in der Vermeidung von Medikationsfehlern ein. Jährlich erleiden rund 250.000 Menschen in Deutschland gesundheitliche Schäden durch Medikationsfehler, von denen etwa 2.500 tödlich enden. Apotheken können durch gezielte Beratung und Überprüfung von Verordnungen dazu beitragen, diese Zahl zu senken.
Ein weiterer Diskussionspunkt in der Gesundheitsdebatte ist die vegetarische Ernährung bei Kindern. Immer mehr Eltern entscheiden sich dafür, ihre Kinder vegetarisch zu ernähren, was sowohl auf Zustimmung als auch auf Kritik stößt. Experten sehen sowohl Chancen als auch Risiken in der vegetarischen Kinderernährung, insbesondere da Kinder während des Wachstums auf eine ausgewogene Zufuhr aller notwendigen Nährstoffe angewiesen sind. Parallel dazu gewinnen auch Gesundheitsthemen innerhalb von Beziehungen an Bedeutung. Eine Forsa-Umfrage zeigt, dass die meisten Deutschen offen über gesundheitliche Vorsorge mit ihrem Partner sprechen und sich sogar für die Gesundheit des Partners verantwortlich fühlen.
Die verschiedenen Herausforderungen und Themen verdeutlichen, wie komplex die Situation in der Gesundheitsbranche derzeit ist. Apotheken kämpfen an vielen Fronten: von der Bewältigung bürokratischer Hürden über den Schutz vor illegalem Arzneimittelhandel bis hin zur Sicherstellung der korrekten Medikation ihrer Patienten. Gleichzeitig erfordern gesellschaftliche und politische Veränderungen eine ständige Anpassung an neue Rahmenbedingungen, um die flächendeckende Gesundheitsversorgung in Deutschland weiterhin zu gewährleisten.
Die aktuellen Herausforderungen, vor denen die Apothekenlandschaft steht, offenbaren eine besorgniserregende Schieflage, die dringend nach politischen und strukturellen Lösungen verlangt. Apotheken, einst als zentrale Säulen der Gesundheitsversorgung etabliert, sehen sich zunehmend von administrativen Pflichten erdrückt. Die ursprüngliche Kernaufgabe – die Versorgung der Bevölkerung mit Medikamenten und die intensive Beratung der Patienten – gerät dabei immer mehr in den Hintergrund. Dies ist nicht nur für die Apotheker selbst belastend, sondern gefährdet langfristig auch die Qualität der Gesundheitsversorgung in Deutschland.
Die Blockade des Apothekenreformgesetzes mag auf den ersten Blick als Triumph der Apothekerschaft gewertet werden, doch sie ist zugleich ein Beleg für den tiefen Riss zwischen politischen Entscheidungsträgern und den Praktikern vor Ort. Ein Gesetz, das die Apotheken zukunftssicher machen soll, stößt auf Ablehnung, weil es in seiner aktuellen Form zu einer Schwächung der vor allem inhabergeführten Apotheken führen könnte. Insbesondere die zunehmende Förderung des Onlinehandels birgt das Risiko, dass flächendeckende Apothekenstrukturen – gerade in ländlichen Gebieten – auf Dauer verschwinden könnten. Das ist ein Preis, den weder die Gesellschaft noch die Politik zahlen wollen sollten.
Der illegale Handel mit Medikamenten über Plattformen wie Ebay und Facebook verdeutlicht ein weiteres Mal, wie stark die Kontrollmechanismen hinter den technischen Entwicklungen hinterherhinken. Es reicht nicht aus, bestehende Gesetze zu verschärfen; es braucht innovative Ansätze und eine engere Zusammenarbeit zwischen den Behörden, den Plattformbetreibern und der Apothekerschaft. Solche Lücken im System untergraben nicht nur die Integrität des Gesundheitswesens, sondern gefährden auch die Gesundheit der Patienten.
Die zunehmende Bürokratisierung in Apotheken ist nicht nur ein Ärgernis, sondern entwickelt sich zu einer existenziellen Bedrohung für die Branche. Die Kündigung der Hilfstaxe und die damit verbundenen neuen Abrechnungsregelungen belasten die Apotheken zusätzlich. In einer ohnehin angespannten wirtschaftlichen Lage könnte diese zusätzliche administrative Bürde für viele kleine Apotheken den Ruin bedeuten.
Es wird höchste Zeit, dass die Politik nicht nur kurzfristige Lösungen für die akuten Probleme bietet, sondern eine langfristige Strategie entwickelt, die Apotheken als unverzichtbare Bestandteile der Gesundheitsversorgung stärkt. Gleichzeitig müssen die Verantwortlichen erkennen, dass Digitalisierung nicht nur Effizienzsteigerung bedeutet, sondern auch eine erhebliche Verantwortung für den Datenschutz mit sich bringt. Die Einführung der elektronischen Patientenakte im Opt-out-Verfahren ist ein Schritt in die richtige Richtung, aber auch hier muss die Bevölkerung umfassend informiert und geschützt werden.
Letztlich bleibt die Frage, wie Apotheken ihre Rolle in einem sich rasch wandelnden Gesundheitswesen behaupten können. Sie sind weit mehr als bloße Medikamentenausgabestellen – sie sind ein wichtiger Ankerpunkt für die Gesundheitsberatung und spielen eine Schlüsselrolle in der Vermeidung von Medikationsfehlern. Es darf nicht zugelassen werden, dass sie in einem Netz aus Bürokratie, ökonomischem Druck und unzureichender politischer Unterstützung verloren gehen. Wenn wir auch in Zukunft eine wohnortnahe und qualifizierte Gesundheitsversorgung gewährleisten wollen, müssen Apotheken endlich die Anerkennung und Unterstützung erhalten, die sie verdienen.
Von Engin Günder, Fachjournalist
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