• 30.09.2024 – Apotheken-News: Apotheken zwischen Pflicht, Versorgung und Reformen

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APOTHEKE | Medienspiegel & Presse |

Apotheken-News: Apotheken zwischen Pflicht, Versorgung und Reformen

 

Winterreifenpflicht, Hochwasserrisiken und Zukunftsfragen: Wie Apotheken sich in einem sich wandelnden Umfeld behaupten

Die Winterreifenpflicht sorgt in Deutschland und Österreich für wichtige Sicherheitsvorkehrungen auf den Straßen, während Hochwasserrisiken in Grenzregionen wie Bayern und Sachsen viele Hausbesitzer, darunter Apotheken, vor Herausforderungen stellen. Ein weiterer Diskussionspunkt ist das E-Rezept, das mit einer unerwarteten Zweitschrift für Verwirrung sorgte. Apotheken müssen zudem strenge Securpharm-Vorgaben bei Arzneimittelrückrufen einhalten, um die Lieferkette zu schützen. Mit der Grippeimpfung 2024 zeigt sich, dass Apotheken eine flächendeckende Versorgung sichern, während der Deutsche Apothekertag 2024 wichtige Weichenstellungen für die Zukunft diskutiert. Die unzureichende Bezahlung von Medizinstudenten im Praktischen Jahr und das anspruchsvolle Pharmaziestudium werfen Fragen zur Ausbildung auf. Der Bundesrat stärkt Apotheken durch die Ablehnung eines ärztlichen Dispensierrechts im Notdienst, und Angehörige von Krebspatienten finden in schwierigen Zeiten oft gegenseitige Unterstützung und Hoffnung.

 

Winterreifenpflicht: Was für Apotheken und Fahrer entscheidend ist

Die Winterreifenpflicht ist in Deutschland und vielen Teilen Europas fest verankert und sorgt jedes Jahr für Unsicherheit bei Autofahrern. In Deutschland gilt die situative Winterreifenpflicht, die bei Glatteis, Schneeglätte, Schneematsch, Eis- oder Reifglätte in Kraft tritt. Das bedeutet, dass Winterreifen nicht zu einem festen Termin, sondern in Abhängigkeit von den Witterungsbedingungen erforderlich sind. Die allgemeine Empfehlung lautet, von Oktober bis Ostern Winterreifen zu nutzen, um auf plötzliche Wetterumschwünge vorbereitet zu sein. In Österreich hingegen ist die Winterreifenpflicht strenger geregelt und gilt vom 1. November bis 15. April bei winterlichen Fahrbedingungen. Wer sich nicht an die Vorgaben hält, muss mit hohen Bußgeldern rechnen.

Für Apothekenbetreiber, die regelmäßig Lieferfahrten durchführen oder Dienstwagen nutzen, ist die Einhaltung der Winterreifenpflicht ebenfalls von großer Bedeutung. Werden Apothekenfahrzeuge bei winterlichen Bedingungen ohne passende Bereifung erwischt, drohen Bußgelder sowie Punkte in Flensburg. Zudem steigt die Haftung bei Verkehrsunfällen, wenn keine Winterreifen aufgezogen sind. Dies kann nicht nur zu finanziellen Belastungen führen, sondern auch die Lieferfähigkeit der Apotheke gefährden. Es empfiehlt sich daher, rechtzeitig auf Winterreifen umzurüsten und sicherzustellen, dass alle Fahrzeuge, die im Rahmen des Apothekenbetriebs genutzt werden, die entsprechenden gesetzlichen Anforderungen erfüllen.

Darüber hinaus sollten Apothekenbetreiber ihre Mitarbeiter, die dienstlich unterwegs sind, auf die geltenden Vorschriften hinweisen. Denn auch privat genutzte Dienstwagen oder Fahrzeuge, die für den Apothekenbetrieb genutzt werden, unterliegen den gleichen gesetzlichen Bestimmungen. Eine klare interne Kommunikation und gegebenenfalls eine schriftliche Information der Mitarbeiter können hier Klarheit schaffen und rechtlichen Konsequenzen vorbeugen.

In anderen Ländern wie der Schweiz gibt es zwar keine allgemeine Winterreifenpflicht, jedoch greift auch dort eine Haftungsverschärfung bei Unfällen, wenn das Fahrzeug nicht mit der richtigen Bereifung ausgestattet ist. Apothekenbetreiber mit Filialen oder Geschäftsbeziehungen im Ausland sollten daher die jeweils gültigen Bestimmungen sorgfältig prüfen und ihre Flotten entsprechend anpassen.

Die Winterreifenpflicht ist nicht nur für den Privatverkehr relevant, sondern betrifft auch Unternehmen, insbesondere Apotheken, die auf zuverlässige Lieferdienste angewiesen sind. In der hektischen Winterzeit, wenn viele Kunden auf Medikamente angewiesen sind, wäre es fatal, wenn Apothekenfahrzeuge aufgrund unpassender Bereifung ausfallen oder in einen Unfall verwickelt werden. Daher sollten Apothekenbetreiber nicht nur aus rechtlichen, sondern auch aus betriebswirtschaftlichen Gründen die Winterreifenpflicht ernst nehmen.

Die rechtzeitige Umrüstung der Fahrzeugflotte und die Sensibilisierung der Mitarbeiter sind einfache Maßnahmen, um den Betrieb auch bei winterlichen Verhältnissen reibungslos aufrechtzuerhalten. Apothekenbetreiber sollten sich zudem über die spezifischen Regelungen in Ländern wie Österreich oder der Schweiz informieren, wenn sie grenzüberschreitend tätig sind. Schließlich ist ein Ausfall von Lieferungen nicht nur ärgerlich, sondern kann im schlimmsten Fall die Gesundheit der Patienten gefährden.

Winterreifen sind somit nicht nur eine gesetzliche Pflicht, sondern eine Vorsichtsmaßnahme, die den Geschäftsbetrieb und die Sicherheit auf den Straßen gleichermaßen sichert.

 

Hausbesitzer ungeschützt: Hochwasserrisiko bedroht Apotheken in betroffenen Regionen

Tagelange Regenfälle haben in Österreich, Tschechien und Polen zu verheerenden Hochwassern geführt, die ganze Ortschaften überschwemmt und massive Schäden an Gebäuden und Infrastruktur verursacht haben. Die Wassermassen drohen nun, auch Deutschland zu erreichen. Besonders in den Grenzregionen wie Bayern und Sachsen steigt die Besorgnis, da meteorologische Prognosen eine Verlagerung der Regenfront in die Bundesrepublik ankündigen. Dies stellt eine akute Bedrohung für Hausbesitzer dar, insbesondere da etwa jeder zweite Immobilienbesitzer in den betroffenen Gebieten nicht ausreichend gegen Hochwasser versichert ist.

Apothekenbetreiber sehen sich in dieser Situation mit besonderen Herausforderungen konfrontiert. Die Sicherstellung der Betriebsfähigkeit im Katastrophenfall ist nicht nur eine Frage des Versicherungsschutzes, sondern auch der logistischen und organisatorischen Vorbereitung. Apotheken, die häufig sensible Medikamente und verderbliche Arzneimittel lagern, müssen Vorkehrungen treffen, um nicht nur ihre Waren, sondern auch ihre Betriebsstätte zu schützen. Besonders bei Hochwassergefahr sind elektronische Geräte, Lagerräume und Apothekeneinrichtungen extrem anfällig für Wasserschäden. Der finanzielle Schaden kann schnell in die Höhe schnellen, wenn wichtige Vorräte wie Medikamente vernichtet oder technische Ausrüstungen irreparabel beschädigt werden.

Doch viele Apothekenbetreiber sind in puncto Versicherungsschutz nicht ausreichend aufgestellt. Ähnlich wie bei privaten Hausbesitzern haben auch viele gewerbliche Immobilienbesitzer keine erweiterte Elementarschadenversicherung, die Hochwasserschäden abdeckt. Diese spezielle Versicherung ist allerdings in Hochwassergebieten von essenzieller Bedeutung, da sie nicht nur die physischen Schäden am Gebäude abdeckt, sondern auch für den finanziellen Ausgleich bei Betriebsunterbrechungen sorgt.

Besonders prekär ist die Situation in Bundesländern wie Sachsen und Bayern, wo regelmäßig Hochwasserschäden auftreten. Es zeigt sich, dass viele Apotheker die Gefahr unterschätzen oder die teils hohen Versicherungsprämien scheuen. Die langfristigen Kosten im Falle eines unversicherten Schadens übersteigen jedoch oft bei weitem die Kosten für eine umfassende Versicherung.

Ein weiteres Problem besteht in den rechtlichen Anforderungen. Apotheken sind gesetzlich verpflichtet, eine lückenlose Versorgung ihrer Kunden zu gewährleisten, was im Katastrophenfall eine enorme Herausforderung darstellt. Ist der Betrieb aufgrund von Hochwasserschäden nicht mehr möglich, drohen nicht nur finanzielle Einbußen, sondern auch strafrechtliche Konsequenzen, sollte die Versorgungssicherheit nicht gewährleistet werden können.

Neben dem Versicherungsschutz müssen Apothekenbetreiber auch Notfallpläne ausarbeiten, die von der Evakuierung sensibler Lagerbestände bis hin zu Ersatzlösungen für den Apothekenbetrieb reichen. Eine enge Zusammenarbeit mit regionalen Katastrophenschutzbehörden und der rechtzeitige Aufbau eines Netzwerkes von Partnerapotheken kann im Ernstfall den Betrieb aufrechterhalten und eine vollständige Schließung verhindern.

Das Hochwasserrisiko ist in vielen Regionen Deutschlands eine unterschätzte Gefahr, besonders für Apothekenbetreiber, die sich der immensen wirtschaftlichen und organisatorischen Herausforderungen oft erst bewusst werden, wenn es bereits zu spät ist. Der Mangel an adäquatem Versicherungsschutz ist dabei ein fatales Versäumnis. Es reicht nicht, auf staatliche Hilfsprogramme oder das Prinzip Hoffnung zu vertrauen. Die Absicherung gegen Elementarschäden sollte gerade für Apotheken, die eine unverzichtbare Rolle in der Gesundheitsversorgung spielen, zur Selbstverständlichkeit gehören.

Dabei ist der finanzielle Aufwand für eine umfassende Absicherung im Vergleich zu den potenziellen Schäden gering. Ein Hochwasserschaden kann nicht nur das Inventar und die Einrichtung einer Apotheke zerstören, sondern auch zu langen Betriebsunterbrechungen führen. Diese Risiken müssen Apothekenbetreiber ernst nehmen und entsprechende Maßnahmen treffen, um ihren Betrieb auch im Ernstfall aufrechterhalten zu können. Nur so lässt sich gewährleisten, dass die Versorgung der Bevölkerung, insbesondere in Krisenzeiten, nicht gefährdet wird. Es ist höchste Zeit, dass das Thema Hochwasserversicherung auch in der Apothekenlandschaft die Aufmerksamkeit erhält, die es verdient.

 

E-Rezept sorgt für Verwirrung: Zweitschrift eines digitalen Dokuments wirft Fragen auf

In einer Apotheke sorgte kürzlich ein ungewöhnlicher Vorfall für Stirnrunzeln: Eine Arztpraxis stellte eine sogenannte „Zweitschrift“ für ein E-Rezept aus. Die betroffene Apothekerin wunderte sich über den Vorgang und fragte sich, warum es bei einem digitalen Rezept überhaupt eine Zweitschrift brauche und wo das ursprüngliche Dokument geblieben sei. „Wie kann ein digitales Objekt einfach verschwinden?“ lautete ihre Frage.

Das E-Rezept wurde in Deutschland mit dem Ziel eingeführt, den Prozess der Rezeptübermittlung zu digitalisieren und zu vereinfachen. Es sollte Papierrezepte ersetzen und durch die sichere elektronische Übertragung zwischen Arzt, Patient und Apotheke den gesamten Ablauf beschleunigen. Doch in der Praxis treten immer wieder Probleme auf, die verdeutlichen, dass das System noch nicht fehlerfrei funktioniert.

Der Fall der Zweitschrift wirft grundlegende Fragen auf: Wie kann es sein, dass ein E-Rezept sozusagen „verloren“ geht? Das Konzept der Zweitschrift stammt aus einer Zeit, in der Papierrezepte leicht beschädigt oder verlegt werden konnten. Doch im digitalen Zeitalter sollte das System so gestaltet sein, dass ein Rezept jederzeit abgerufen werden kann und keine Duplikate erforderlich sind. Stattdessen scheint es technische oder organisatorische Herausforderungen zu geben, die den Prozess in der Praxis komplizierter machen, als er sein sollte.

Dieser Vorfall zeigt, dass noch immer ein erheblicher Klärungsbedarf besteht, sowohl bei den technischen Aspekten als auch in der Kommunikation zwischen Arztpraxen und Apotheken. Das Vertrauen in das E-Rezept, das als Schlüsselelement der Digitalisierung des Gesundheitswesens gilt, könnte durch solche Vorfälle beschädigt werden, wenn nicht zügig Lösungen gefunden werden. Die zentrale Frage bleibt, wie ähnliche Fälle in Zukunft verhindert werden können, um den reibungslosen Ablauf sicherzustellen.

Das E-Rezept wurde als eine bedeutende Errungenschaft der Digitalisierung im Gesundheitswesen eingeführt, doch die jüngsten Vorfälle, wie der der Zweitschrift, verdeutlichen, dass Theorie und Praxis oft nicht übereinstimmen. Ein System, das darauf ausgelegt ist, Effizienz zu steigern und Fehler zu minimieren, gerät ins Wanken, wenn solch grundlegende Unklarheiten auftreten. Es wird deutlich, dass die technische Infrastruktur sowie die Schulung der beteiligten Akteure verbessert werden müssen, um solche Missverständnisse auszuräumen.

Die Idee, dass ein E-Rezept „verloren“ gehen kann, wirft Zweifel an der Zuverlässigkeit des Systems auf. Es braucht transparente Prozesse und klare Verantwortlichkeiten, um das Vertrauen in diese digitale Lösung wiederherzustellen. Apotheker und Ärzte müssen ein gemeinsames Verständnis dafür entwickeln, wie mit technischen Problemen umzugehen ist, um den Patienten eine reibungslose Versorgung zu gewährleisten.

 

Rückruf von Arzneimitteln: Apotheken müssen Securpharm-Vorgaben streng beachten

Bei einem Arzneimittelrückruf stehen Apotheken vor der Herausforderung, die komplexen Vorgaben des Securpharm-Systems einzuhalten. Das System, das seit Februar 2019 aktiv ist, wurde ins Leben gerufen, um die legale Lieferkette vor gefälschten Medikamenten zu schützen. Arzneimittel, die in Deutschland in den Verkehr gebracht werden, müssen mit Sicherheitsmerkmalen versehen sein, die von Apotheken vor der Abgabe an Patienten überprüft und deaktiviert werden. Doch wie soll eine Apotheke vorgehen, wenn ein Arzneimittel zurückgerufen wird?

Im Falle eines Rückrufs werden Packungen in der Regel nicht in der Apotheke vernichtet, sondern an den Großhandel oder den Hersteller zurückgesendet. Diese Rückrufe können aus verschiedenen Gründen erfolgen, wie Qualitätsmängeln oder Sicherheitsbedenken, die bestimmte Chargen betreffen. Das Securpharm-System spielt dabei eine zentrale Rolle: Es zeigt verifizierungspflichtige Arzneimittelrückrufe an, jedoch gilt für Apotheken die klare Vorgabe, betroffene Packungen nicht eigenständig zu deaktivieren. Der Grund: Wird der Status einer Packung auf „zerstört“ gesetzt, ist dieser nicht mehr rückgängig zu machen. Eine solche Statusänderung sollte daher nur erfolgen, wenn ausdrücklich dazu aufgefordert wird oder wenn die Packung tatsächlich in der Apotheke vernichtet wird.

Ein weiterer Punkt betrifft die Rücksendung abgelaufener Medikamente. Oft werden Arzneimittel erst nach Erreichen des Verfalldatums retourniert. In diesen Fällen erfolgt die Statusänderung im Securpharm-System automatisch. Sobald das Verfalldatum überschritten ist, wird die Packung als „inaktiv“ markiert. Sollte dennoch versucht werden, eine solche Packung zu deaktivieren, löst das System einen Alarm aus. Apotheken müssen daher besonders achtsam sein, um Fehlalarme zu vermeiden.

Das Securpharm-System stellt eine wichtige Schutzmaßnahme gegen Arzneimittelfälschungen dar, bringt jedoch auch eine erhöhte Verantwortung für Apotheken mit sich. Neben der Pflicht zur Verifizierung der Sicherheitsmerkmale müssen sie sich an die strengen Regeln halten, um keine irreversiblen Fehler zu begehen. Für Apotheken, die tagtäglich eine Vielzahl von Arzneimitteln ausgeben, ist dies eine zusätzliche Herausforderung, die mit besonderer Sorgfalt und Präzision bewältigt werden muss.

Die Implementierung des Securpharm-Systems war ein notwendiger Schritt, um den Arzneimittelmarkt in Deutschland sicherer zu machen. Arzneimittelfälschungen stellen eine ernsthafte Bedrohung dar, nicht nur für die Gesundheit der Patienten, sondern auch für das Vertrauen in das gesamte Gesundheitssystem. Dass Apotheken hierbei eine Schlüsselrolle einnehmen, ist unbestreitbar. Sie stehen an vorderster Front, wenn es darum geht, die korrekte Verifizierung von Medikamenten sicherzustellen und die Vorgaben des Securpharm-Systems zu befolgen.

Dennoch zeigt sich, dass das System nicht ohne Herausforderungen ist. Die strikte Regel, Packungen nicht ohne Aufforderung zu deaktivieren, ist aus Sicherheitsgründen nachvollziehbar, stellt Apotheken jedoch vor zusätzliche organisatorische Hürden. Fehlalarme durch die unbedachte Deaktivierung von abgelaufenen Packungen oder Rückrufprodukten sind nicht nur ärgerlich, sondern können auch zu Verunsicherung im Betriebsablauf führen. In solchen Situationen sind klare Richtlinien und eine kontinuierliche Schulung des Apothekenpersonals unerlässlich.

Es bleibt zu hoffen, dass in Zukunft durch technologische Weiterentwicklungen und optimierte Prozesse die Handhabung des Securpharm-Systems für Apotheken noch weiter vereinfacht wird, ohne dabei den hohen Sicherheitsstandard zu gefährden. Schließlich darf der Schutz vor Arzneimittelfälschungen nicht zulasten der Arbeitsabläufe in den Apotheken gehen.

 

Grippeimpfung 2024: Apotheken sichern flächendeckende Versorgung

Mit dem Start der Grippe- und Erkältungssaison 2024 haben Apotheken in Deutschland bereits Millionen von Impfdosen gegen Grippe ausgeliefert. Mehr als 18 Millionen Dosen wurden vom Paul-Ehrlich-Institut (PEI) freigegeben und stehen nun den Arztpraxen zur Verfügung. Nach Angaben des Deutschen Apothekerverbandes (DAV) ist die Versorgung der Bevölkerung für die kommende Wintersaison gesichert.

„Die Apotheken gewährleisten eine bedarfsgerechte und effiziente Auslieferung der Grippeimpfstoffe“, betonte Dr. Hans-Peter Hubmann, Vorsitzender des DAV. Laut Hubmann sei jeder, der eine Grippeimpfung benötigt oder wünscht, versorgt. Die Apotheken seien gut vorbereitet, auch die weiteren Lieferungen der Impfstoffe ohne Probleme zu handhaben.

Bereits im Jahr 2023 hatten Apotheken rund 16 Millionen Impfdosen an ambulant tätige Ärztinnen und Ärzte geliefert, was einen Gesamtwert von 503 Millionen Euro darstellte. Parallel dazu haben zahlreiche Apothekerinnen und Apotheker Schulungen durchlaufen, um Grippeimpfungen auch direkt in den Apotheken anbieten zu können. Rund 1.600 Apotheken beteiligten sich in der Saison 2023/2024 und führten etwa 100.000 Impfungen durch. Besonders bemerkenswert ist, dass fast jede zehnte Apotheke in Deutschland mittlerweile Grippeimpfungen anbietet.

Die Resonanz seitens der Patientinnen und Patienten ist durchweg positiv. Einer Umfrage aus dem Jahr 2022 zufolge würden über 90 Prozent der Befragten, die in einer Apotheke geimpft wurden, auch in Zukunft dieses Angebot nutzen. Dies zeigt, dass Apotheken einen zunehmend wichtigen Beitrag zur Grippeprävention leisten.

Die Finanzierung der Grippeimpfungen erfolgt größtenteils über die gesetzlichen Krankenkassen, insbesondere bei Personen, die eine Empfehlung der Ständigen Impfkommission (Stiko) erhalten haben. Dazu zählen vor allem Menschen ab 60 Jahren, chronisch Kranke, Schwangere sowie Menschen in Berufen mit einem erhöhten Infektionsrisiko. Zudem profitieren Versicherte bestimmter Krankenkassen bereits ab 18 Jahren von der Kostenerstattung, sofern sie sich in einer Apotheke impfen lassen.

Das erweiterte Impfangebot in Apotheken trägt maßgeblich dazu bei, die Impfquote zu erhöhen und die Bevölkerung flächendeckend vor der Grippe zu schützen. Insbesondere in Zeiten wachsender Nachfrage nach Grippeimpfungen erweist sich die dezentrale Verteilung über Apotheken als entscheidender Faktor, um die Versorgung effizient und lückenlos sicherzustellen.

Die Rolle der Apotheken in der Gesundheitsversorgung hat sich in den vergangenen Jahren deutlich gewandelt. Mit der Integration von Grippeimpfungen in den Apothekenalltag haben sie eine entscheidende Lücke geschlossen und ermöglichen einen niedrigschwelligen Zugang zu wichtigen Präventionsmaßnahmen. Die steigende Akzeptanz seitens der Bevölkerung zeigt, dass dieser Weg richtig ist.

Es ist bemerkenswert, dass Apotheken in der Lage sind, Millionen von Impfdosen zu lagern und bedarfsgerecht an Arztpraxen und direkt an Patienten zu verteilen. Ihre Flexibilität und Anpassungsfähigkeit haben sich gerade in der aktuellen Saison als unschätzbar wertvoll erwiesen. Vor allem in ländlichen Gebieten, wo der Zugang zu Arztpraxen oft eingeschränkt ist, bieten Apotheken eine wichtige Alternative.

Für die Zukunft könnte die Rolle der Apotheken noch weiter gestärkt werden. Denkbar wäre eine Ausweitung des Angebots auch auf andere Impfungen oder Gesundheitsdienstleistungen, um das Gesundheitssystem insgesamt zu entlasten. Die Apotheken haben gezeigt, dass sie in der Lage sind, auch in herausfordernden Zeiten wie der Grippeimpfsaison eine stabile Versorgung sicherzustellen. Dieser Beitrag zur öffentlichen Gesundheit darf nicht unterschätzt werden.

 

Deutsche Apothekertag 2024: Herausforderungen, Diskussionen und Weichenstellungen

Der Deutsche Apothekertag (DAT) 2024 wird vom 9. bis 11. Oktober auf dem Messegelände in München stattfinden und stellt erneut eine zentrale Plattform für die berufspolitische Diskussion der Apothekerschaft dar. In Verbindung mit der Expopharm, einer der bedeutendsten Messen für den Apothekenmarkt, zieht die Veranstaltung sowohl Delegierte als auch Fachbesucher an. Der diesjährige DAT steht im Zeichen wirtschaftlicher Unsicherheiten und der Apotheken-Reformpläne, die von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach vorgestellt wurden.

Eröffnet wird die Veranstaltung traditionell mit einem Bericht des Vorsitzenden des Deutschen Apothekerverbands, Dr. Hans-Peter Hubmann, der einen Einblick in die wirtschaftliche Lage der Apotheken gibt. Angesichts steigender Kosten, verschärfter regulatorischer Vorgaben und der zunehmenden Konkurrenz durch den Versandhandel wird erwartet, dass Hubmann auf die schwierige Lage vieler Apotheken aufmerksam macht. Dabei könnten auch Forderungen nach stärkeren politischen Maßnahmen laut werden, um die flächendeckende Versorgung in Deutschland zu sichern.

Am Nachmittag des ersten Tages folgt der Lagebericht der ABDA-Präsidentin Gabriele Regina Overwiening. In ihrem Bericht wird die Präsidentin voraussichtlich auf die zentralen berufspolitischen Herausforderungen eingehen, die die Apothekerschaft derzeit beschäftigen, darunter die Honorierung für pharmazeutische Dienstleistungen und die Umsetzung digitaler Rezepte. Auch die Folgen der Apotheker-Reform, die aktuell in der Diskussion steht, werden eine bedeutende Rolle spielen. Lauterbach wird per Videobotschaft zugeschaltet, was bereits im Vorfeld für Kritik gesorgt hat, da viele Teilnehmer eine direkte politische Debatte bevorzugen würden.

Während in früheren Jahren politische Diskussionsrunden fester Bestandteil des Programms waren, bleibt es 2024 bei einem Austausch auf Grußwort-Ebene. Bayerns Gesundheitsministerin Judith Gerlach wird als einzige hochrangige politische Vertreterin vor Ort sein. Die Absenz weiterer Bundespolitiker könnte ein Zeichen dafür sein, dass die Apothekenthemen auf der politischen Agenda aktuell weniger Priorität genießen.

Im weiteren Verlauf des Apothekertags folgt die Hauptversammlung, in der Delegierte aus allen Bundesländern Anträge diskutieren und beschließen. Diese Anträge betreffen oft berufspolitische Positionierungen und konkrete Forderungen an die Politik. Spannend bleibt die Frage, ob es zu unerwarteten Ad-hoc-Anträgen kommen wird, die auf aktuelle Entwicklungen reagieren. In der Vergangenheit sorgten solche Anträge gelegentlich für überraschende Wendungen und hitzige Debatten.

Ein weiteres wichtiges Thema auf dem DAT wird die geplante Strukturreform der ABDA sein, die ab 2025 die Entscheidungsprozesse der Organisation grundlegend verändern soll. Mit dieser Reform wird die Hauptversammlung ihre bisherige Funktion als Entscheidungsorgan verlieren und sich stattdessen auf beratende Funktionen konzentrieren. Diese Änderung könnte die Dynamik des Apothekertags in den kommenden Jahren erheblich beeinflussen.

Obwohl die Entscheidungen des Apothekertags keine rechtlich bindende Wirkung haben, signalisieren sie der Politik und der Öffentlichkeit, welche Positionen die Apothekerschaft unterstützt oder ablehnt. Angesichts der vielfältigen Herausforderungen, vor denen die Apotheken derzeit stehen, erwarten viele Delegierte klare Signale an die Bundesregierung und die Landespolitiker, insbesondere was die wirtschaftliche Stabilisierung und die Sicherung der flächendeckenden Versorgung betrifft.

Die Expopharm als begleitende Fachmesse wird ebenfalls im Fokus stehen. Mit mehr als 500 Ausstellern und Marken bietet sie den Teilnehmern die Möglichkeit, sich über aktuelle Produkte und Dienstleistungen zu informieren. Doch die Verbindung zwischen Messe und Apothekertag wird auch kritisch gesehen, da der hohe Publikumsandrang und die organisatorischen Herausforderungen den Ablauf des Apothekertags beeinflussen.

Insgesamt dürfte der DAT 2024 von intensiven Diskussionen, aber auch von einer gewissen Ernüchterung geprägt sein. Die wirtschaftlichen und politischen Rahmenbedingungen haben sich für Apotheken in den letzten Jahren verschlechtert, und viele Teilnehmer erwarten konkrete Lösungen, um diesen Entwicklungen entgegenzuwirken.

Der Deutsche Apothekertag 2024 steht an einem Scheideweg. Die wirtschaftlichen Herausforderungen der Apotheken sind evident und drängen auf schnelle Lösungen. Doch politische Unterstützung scheint weiterhin schleppend zu erfolgen. Die Absenz hochrangiger Bundespolitiker, wie sie sich auch in der Videobotschaft von Karl Lauterbach manifestiert, ist symptomatisch für die geringe Priorität, die dem Apothekenwesen aktuell beigemessen wird.

Während sich die Delegierten mit altbekannten Themen wie der Honorierung und den Reformplänen auseinandersetzen, bleibt die zentrale Frage, ob die ABDA als Dachorganisation künftig eine effektivere Rolle bei der Durchsetzung der Interessen der Apothekerschaft spielen kann. Die geplante Strukturreform deutet darauf hin, dass es hier Anpassungen geben wird. Doch ob diese Veränderungen ausreichen, um den apothekenpolitischen Einfluss nachhaltig zu stärken, ist fraglich.

Die Kopplung des Apothekertags mit der Expopharm, die als „europäische Leitmesse“ gefeiert wird, bringt zwar große Aufmerksamkeit, stellt jedoch auch praktische Probleme dar. Die volle U-Bahn, weite Wege auf dem Messegelände und organisatorische Herausforderungen lenken vom eigentlichen Fokus des Apothekertags ab. Die Frage, ob eine solche Massenveranstaltung der richtige Rahmen für intensive berufspolitische Diskussionen ist, bleibt bestehen.

Letztlich ist es entscheidend, dass der Apothekertag klare Signale aussendet. Die Apothekerschaft muss geschlossen und entschlossen auftreten, um die politischen Akteure auf ihre drängenden Probleme hinzuweisen. In einer Zeit, in der die Herausforderungen für die Branche immer größer werden, darf die Stimme der Apotheken nicht untergehen.

 

Bezahlungsprobleme im Praktischen Jahr der Mediziner sorgt für politischen Aufruhr

Der Zeitungsartikel von Jonas de la Chaux in den „Kieler Nachrichten“ hat eine längst überfällige Diskussion angestoßen: die unzureichende Bezahlung von Medizinstudenten im Praktischen Jahr (PJ). Mit seinem Beitrag hat der Journalist nicht nur das Universitätsklinikum Schleswig-Holstein in den Fokus der Kritik gerückt, sondern auch landesweit Aufmerksamkeit auf die finanziellen Missstände in der Ärzteausbildung gelenkt. In seinem Artikel deckte er auf, dass Medizinstudenten während ihrer letzten Ausbildungsphase oft ohne Entlohnung arbeiten müssen – eine Praxis, die gerade in einem so anspruchsvollen und verantwortungsvollen Berufsfeld wie der Medizin kaum nachvollziehbar ist.

Besonders brisant war die Enthüllung, dass am Universitätsklinikum Schleswig-Holstein in Kiel die PJ-Studierenden bis vor Kurzem nicht einmal eine Aufwandsentschädigung erhielten. Dieser Missstand führte zu einer Welle der Empörung, die bis in den Landtag von Schleswig-Holstein reichte. Die öffentliche Diskussion nahm Fahrt auf, und schließlich wurde auf politischer Ebene reagiert. Inzwischen hat das Klinikum seine Praxis geändert, und die Studierenden werden nun finanziell entlohnt. Dieser Fortschritt wäre ohne den Beitrag von Jonas de la Chaux möglicherweise nicht in dieser Geschwindigkeit erreicht worden.

Die Interessengemeinschaft der Heilberufe in Schleswig-Holstein (IDH), die seit fast fünf Jahrzehnten die Anliegen der akademischen Heilberufe im Land vertritt, würdigte diesen Beitrag mit ihrem renommierten Medienpreis. Die Vergabe fand im Rahmen eines parlamentarischen Abends in Kiel statt, bei dem auch die Qualität der weiteren nominierten Beiträge hervorgehoben wurde. So waren unter anderem Heike Kruse vom ZDF für eine Langzeitdokumentation über eine Herztransplantation sowie Rieke Beckwermert und Steffen Müller für einen Beitrag über Freitodbegleitung im Rennen um den Preis.

Die Vergabe des Preises an de la Chaux verdeutlicht, wie wichtig unabhängiger und kritischer Journalismus für das Aufdecken von Missständen im Gesundheitswesen ist. Oft sind es journalistische Recherchen, die einen Anstoß für Reformen geben und auf politischer Ebene Änderungen bewirken. Der Fall zeigt aber auch, dass der Austausch zwischen den verschiedenen Berufsgruppen im Gesundheitswesen, den die IDH seit Jahrzehnten fördert, von großer Bedeutung ist. Denn gerade in einem Berufsfeld, das so sehr vom interdisziplinären Zusammenwirken lebt, sollte es das gemeinsame Ziel sein, faire und gerechte Arbeitsbedingungen für alle Beteiligten zu schaffen.

Die Diskussion um die Bezahlung von Medizinstudenten im Praktischen Jahr ist nur ein Symptom eines tieferliegenden Problems im deutschen Gesundheitswesen: Die mangelnde Wertschätzung für die Ausbildung und den Einsatz des medizinischen Nachwuchses. Jonas de la Chaux hat mit seinem Beitrag den Finger in die Wunde gelegt und ein Thema in den öffentlichen Fokus gerückt, das viel zu lange ignoriert wurde.

Es ist kaum nachvollziehbar, dass angehende Ärzte, die in ihrem Praktischen Jahr oft schon weitreichende Verantwortung tragen, über Jahre hinweg ohne Bezahlung arbeiten mussten. Die Tatsache, dass erst durch öffentlichen Druck und mediale Aufmerksamkeit eine Änderung herbeigeführt wurde, ist alarmierend. Sie zeigt, wie wichtig eine kritische Öffentlichkeit ist, um Missstände in den zentralen Säulen unseres Gesundheitswesens zu korrigieren.

Letztlich geht es aber um mehr als nur um die Bezahlung. Es geht um die grundlegende Frage, wie wir mit den Menschen umgehen, die die zukünftige medizinische Versorgung in unserem Land sicherstellen sollen. Faire Arbeitsbedingungen und angemessene Entlohnung sind dabei nicht nur eine Frage der Gerechtigkeit, sondern auch ein entscheidender Faktor, um den Nachwuchs für die Gesundheitsberufe zu sichern und langfristig die Qualität der Versorgung zu gewährleisten. Der Fall des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein sollte daher als Weckruf verstanden werden: Die Bedingungen im Praktischen Jahr müssen bundesweit verbessert werden – und zwar ohne, dass es erst öffentlichen Druck braucht, um das Offensichtliche zu erkennen.

 

Pharmaziestudium im Fokus: Zwischen Herausforderungen und unverzichtbarer Ausbildung

Das Pharmaziestudium gilt als eine der anspruchsvollsten akademischen Ausbildungen in Deutschland. Jedes Jahr beginnen rund 3.500 Studierende das Studium, doch die Abbruchquote liegt bei fast einem Drittel. Die Regelstudienzeit von acht Semestern wird von vielen nicht eingehalten, was auf die enorme Arbeitsbelastung und den hohen Praxisanteil zurückzuführen ist. Dennoch entscheiden sich jährlich tausende Studierende bewusst für diesen Weg, und etwa 2.000 bis 2.500 von ihnen schließen das Studium erfolgreich ab.

Ein wesentlicher Aspekt, der das Pharmaziestudium so herausfordernd macht, ist die Interdisziplinarität. Naturwissenschaftliche Fächer wie Chemie, Biologie und Physik sind genauso Teil des Lehrplans wie medizinische und pharmazeutische Inhalte. Hinzu kommt ein hoher Praxisanteil: Etwa 45 Prozent der Studienzeit verbringen die Studierenden im Labor, wo sie das theoretisch Erlernte in die Praxis umsetzen können. Diese enge Verknüpfung von Theorie und Praxis stellt sicher, dass die Absolventen nicht nur fundiertes Wissen mitbringen, sondern auch in der Lage sind, dieses direkt im Berufsalltag anzuwenden.

Die Herausforderungen des Studiums stehen jedoch einer starken Gemeinschaft gegenüber. Unter den Studierenden herrscht ein ausgeprägtes Zusammengehörigkeitsgefühl, das durch gegenseitige Unterstützung, Lerngruppen und das Engagement in Fachschaftsräten gestärkt wird. Netzwerke wie der Bundesverband der Pharmaziestudierenden in Deutschland (BPhD) bieten zusätzliche Möglichkeiten zur Fortbildung und zum internationalen Austausch. Diese Strukturen tragen erheblich zur Bewältigung des intensiven Studiums bei.

Ein entscheidender Grund, warum sich Studierende trotz der Herausforderungen für das Pharmaziestudium entscheiden, ist die Sinnhaftigkeit des Berufs. Rund 76 Prozent der Absolventen arbeiten in öffentlichen Apotheken und tragen durch ihre Beratung und die Versorgung der Bevölkerung mit Arzneimitteln eine immense Verantwortung für die Gesundheit der Menschen. Doch auch in der Forschung, der Industrie und in Krankenhäusern bieten sich vielfältige Karrieremöglichkeiten, die alle eines gemeinsam haben: Sie dienen dem Wohl der Gesellschaft und verbessern die Gesundheitsversorgung nachhaltig.

Trotz der unbestrittenen Relevanz des Studiengangs gibt es Kritikpunkte, die von Studierenden und Verbänden immer wieder angesprochen werden. Besonders die mangelnde Vereinbarkeit von Studium und Leben wird häufig thematisiert. Die hohe Arbeitsbelastung sowie der theoretisch dominierte Lehrplan lassen wenig Raum für Flexibilität. Themen wie interprofessionelle Zusammenarbeit oder Kommunikation mit Patienten kommen nach Meinung vieler Studierender zu kurz.

Nichtsdestotrotz bietet das Pharmaziestudium eine der vielseitigsten und tiefgreifendsten Ausbildungen, die das deutsche Bildungssystem zu bieten hat. Mit der kontinuierlichen Weiterentwicklung des Studiums, insbesondere durch verstärkte Berücksichtigung der praktischen Anforderungen im späteren Berufsleben, könnte das Studium noch attraktiver gestaltet werden.

Das Pharmaziestudium steht seit Jahren im Spannungsfeld zwischen extrem hohen Anforderungen und der unbestrittenen gesellschaftlichen Bedeutung der späteren Berufsausübung. Doch genau diese duale Herausforderung macht es auch so wertvoll. Wer sich für dieses Studium entscheidet, stellt sich nicht nur einer akademischen Hürde, sondern investiert in eine Profession, die in der Gesellschaft von unschätzbarem Wert ist. Der Beitrag von Apothekerinnen und Apothekern zur Gesundheitsversorgung ist in den vergangenen Jahren noch deutlicher geworden – nicht zuletzt durch die Corona-Pandemie, in der die flächendeckende Versorgung mit Impfstoffen und Arzneimitteln zur Schlüsselaufgabe wurde.

Natürlich muss das Studium reformiert werden. Themen wie die Kommunikation mit Patienten oder eine stärkere interprofessionelle Ausbildung sollten eine größere Rolle spielen. Doch die Grundlagen, die im Pharmaziestudium gelegt werden, sind und bleiben unerlässlich für das Gesundheitswesen. Wer bereit ist, die Herausforderungen anzunehmen, dem eröffnet sich eine berufliche Zukunft, die sowohl vielfältig als auch sinnstiftend ist. Das Studium sollte deshalb nicht nur als Hürde betrachtet werden, sondern als Chance, einen wertvollen Beitrag zur Gesellschaft zu leisten.

 

Keine Ausweitung des ärztlichen Dispensierrechts: Bundesrat stärkt Apotheken im Notdienst

Der Bundesrat hat sich in seiner jüngsten Sitzung mit der geplanten Notfallreform der Bundesregierung auseinandergesetzt und eine klare Position zugunsten der Apotheken bezogen. Besonders die Einführung eines ärztlichen Dispensierrechts in Notfallpraxen stieß auf starken Widerstand. Die Länder griffen die Forderungen der ABDA (Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände) auf und stellten sich entschieden gegen die Idee, dass Notärzte in bestimmten Fällen Arzneimittel direkt an Patienten abgeben dürfen. Stattdessen betonte der Bundesrat die Bedeutung des bestehenden Apothekennotdienstsystems, das bereits seit langem für eine flächendeckende und zuverlässige Arzneimittelversorgung auch in Notsituationen sorgt.

Die ABDA hatte frühzeitig auf die Risiken hingewiesen, die ein ärztliches Dispensierrecht für Apotheken und die Versorgung der Bevölkerung mit sich bringen könnte. Die Apothekerschaft warnte insbesondere vor der Schaffung von Doppelstrukturen, die die bestehende Versorgungslandschaft unnötig verkomplizieren und schwächen könnten. Durch die Empfehlungen des Gesundheitsausschusses des Bundesrats fand diese Position Gehör, und das Plenum folgte diesen Vorschlägen in weiten Teilen.

Ein zentraler Punkt der Stellungnahme ist die Ablehnung eines Dispensierrechts in Notfallpraxen. Der Bundesrat argumentiert, dass das Apothekennotdienstsystem bereits jetzt in der Lage sei, die Bevölkerung mit Arzneimitteln zu versorgen und eine fachgerechte Beratung anzubieten, auch wenn die Patienten zuvor in einer Notdienstpraxis behandelt wurden. Durch diese Entscheidung bleibt die zentrale Rolle der Apotheken in der Arzneimittelversorgung unberührt.

Trotz der Unterstützung für die Apotheken wurde nicht allen Forderungen der ABDA entsprochen. Der neu geplante § 12b des Apothekengesetzes bleibt bestehen, wobei spezifische Regelungen für Apotheken eingeführt werden, die in Notdienstpraxen tätig sind. Diese Apotheken sollen beispielsweise eine zweite Offizin betreiben dürfen, sofern sie in derselben oder einer benachbarten kreisfreien Stadt liegt. Allerdings dürfen in diesen Räumlichkeiten keine Herstellungsprozesse durchgeführt werden. Dies stellt sicher, dass die zweite Betriebsstätte vor allem als Versorgungsstelle dient und nicht als vollwertige Produktionsstätte fungiert.

Eine weitere wichtige Änderung betrifft die Vergütung der Apotheken im Notdienst. Apotheken sollen künftig auch für sogenannte Teilnotdienste, die nur bis 22 Uhr andauern, eine Vergütung erhalten. Bisher wurden lediglich Vollnotdienste, die bis 6 Uhr morgens dauern, finanziell honoriert. Diese Anpassung stellt eine Entlastung für die betroffenen Apotheken dar und schafft mehr Gerechtigkeit im System der Notdienstvergütung.

Die Bundesregierung wird sich nun in einer Gegenäußerung zu den Vorschlägen des Bundesrats positionieren. Da es sich jedoch um ein nicht zustimmungspflichtiges Gesetz handelt, ist die Bundesregierung nicht verpflichtet, die Empfehlungen umzusetzen. Dennoch verdeutlicht die Diskussion im Bundesrat, dass die Länder die Rolle der Apotheken in der Notfallversorgung stärken und schützen wollen.

Der Bundesrat hat mit seiner Entscheidung zur Notfallreform ein wichtiges Signal gesendet. Die klare Ablehnung eines ärztlichen Dispensierrechts zeigt, dass die Apotheken in Deutschland weiterhin eine zentrale Rolle in der Arzneimittelversorgung spielen sollen. Es wäre ein Fehler gewesen, das bewährte Apothekennotdienstsystem durch eine unnötige und konkurrierende Struktur zu schwächen. Stattdessen setzt der Bundesrat auf bewährte Strukturen und stärkt die Vor-Ort-Apotheken, die gerade in ländlichen Gebieten unverzichtbar sind.

Allerdings bleibt abzuwarten, ob die Bundesregierung den Empfehlungen der Länderkammer folgen wird. Da es sich nicht um ein zustimmungspflichtiges Gesetz handelt, könnte die Regierung die Vorschläge des Bundesrats ignorieren. Dies wäre jedoch ein fatales Signal an die Apotheken, die seit Jahren mit sinkenden Margen und steigenden bürokratischen Hürden zu kämpfen haben. Es bleibt zu hoffen, dass die Regierung die Bedeutung der Apotheken für das Gesundheitssystem anerkennt und die Vorschläge des Bundesrats ernsthaft in ihre Überlegungen einbezieht.

Gleichzeitig zeigt die Reform, dass es im Bereich der Notfallversorgung durchaus Reformbedarf gibt. Die Verzahnung von ambulanten und stationären Notdiensten ist ein sinnvoller Schritt, der die Effizienz des Systems erhöhen kann. Entscheidend ist jedoch, dass diese Reform nicht zulasten der Apotheken geht, die eine unverzichtbare Rolle im Gesundheitswesen spielen. Der Bundesrat hat mit seiner Entscheidung gezeigt, dass er dies erkannt hat. Jetzt liegt es an der Bundesregierung, diesem Beispiel zu folgen.

 

Gemeinsam stark: Wie Angehörige von Krebspatienten Unterstützung finden und Hoffnung geben

Das Begleiten eines geliebten Menschen durch eine Krebserkrankung ist eine enorme emotionale Belastung, die oft auch die Angehörigen an ihre Grenzen bringt. Während Patienten in der Regel im Zentrum der Aufmerksamkeit stehen, wird die Rolle der Angehörigen häufig unterschätzt. Diese übernehmen nicht nur körperliche Pflege, sondern tragen auch die Last der emotionalen Unterstützung. Gudrun Bruns, Vorsitzende der Bundesarbeitsgemeinschaft für ambulante psychosoziale Krebsberatung (BAK), unterstreicht, dass die Belastung für Angehörige häufig ebenso intensiv ist wie für die Erkrankten selbst. „Sie wollen durchgehend Zuversicht und Hoffnung vermitteln, müssen aber gleichzeitig mit ihren eigenen Ängsten und Sorgen fertig werden,“ erklärt Bruns.

Ein Dilemma, das viele Angehörige kennen, ist der Spagat zwischen der Sorge um den Patienten und dem eigenen Bedürfnis nach Entlastung. Ulrike Filippig, die selbst an Brustkrebs erkrankt war und heute als Onko-Lotsin arbeitet, betont, wie wichtig es sei, auch die eigenen Ängste und Gefühle zuzulassen. „Viele denken, sie müssten stark sein und ihre Sorgen unterdrücken, aber gerade das Aussprechen von Ängsten kann befreiend wirken.“ Filippig verweist auf die heilende Kraft offener Gespräche. Zu oft versuchten beide Seiten, Rücksicht aufeinander zu nehmen, was zu einem unausgesprochenen Spannungsfeld führe – der berühmte „rosa Elefant im Raum“, über den niemand sprechen will.

Dabei kann gerade der offene Dialog zwischen Patient und Angehörigen das Gefühl stärken, die Krankheit gemeinsam zu bewältigen. Solche Gespräche können dazu beitragen, das Verständnis füreinander zu vertiefen und eine engere Bindung zu schaffen. „Häufig führt das zu einer Annäherung, die beide Seiten stärkt,“ so Bruns.

Angehörige zögern häufig, von ihren eigenen Sorgen oder Alltagsproblemen zu sprechen, da diese im Vergleich zur Krankheit als belanglos erscheinen. Doch Filippig ermutigt dazu, die Normalität in die Gespräche einzubringen. Patienten sehnen sich oft danach, von alltäglichen Dingen zu hören, um einen Ausgleich zum ständigen Fokus auf die Krankheit zu schaffen. „Es muss nicht immer nur um den Krebs gehen. Der Austausch über das normale Leben kann für beide Seiten heilsam sein.“

Doch nicht alle Patienten sind jederzeit in der Lage, die Sorgen ihrer Angehörigen mitzutragen. Deshalb sollten auch Angehörige nicht zögern, externe Unterstützung in Anspruch zu nehmen. „Psycho-onkologische Beratungsstellen sind auch für sie da,“ betont Bruns. Sie fügt hinzu, dass es wichtig sei, sich rechtzeitig Hilfe zu suchen, um langfristig für den Patienten da sein zu können. Der Krebsinformationsdienst und andere Beratungsstellen bieten kostenfreie Unterstützung und informieren über Angebote in der Nähe.

Insgesamt bleibt die Erkenntnis, dass Angehörige, die sich gut um sich selbst kümmern und sich Unterstützung holen, auch dem Patienten am besten helfen können.

Angehörige von Krebspatienten stehen oft im Schatten der Erkrankung und werden mit ihrer emotionalen Belastung allein gelassen. Dabei sind sie ein unverzichtbarer Teil der Bewältigungsstrategie für den Patienten. Der Druck, stets Hoffnung zu vermitteln, kann jedoch übermächtig werden, wenn die eigenen Gefühle keinen Raum finden. Es ist höchste Zeit, dass auch Angehörige stärker in den Fokus der psychosozialen Unterstützung rücken.

Die Vorstellung, immer stark sein zu müssen, ist eine überholte und ungesunde Erwartung. Es ist menschlich, Angst und Sorgen zu haben, besonders in einer so schweren Situation. Angehörige sollten ermutigt werden, ihre eigenen Grenzen zu erkennen und Hilfe in Anspruch zu nehmen. Nur wenn sie sich selbst nicht verlieren, können sie den notwendigen Halt geben. Ein offener Dialog, der Raum für alle Emotionen lässt, ist der Schlüssel. Indem sie sich Unterstützung holen, sorgen Angehörige nicht nur für sich selbst, sondern auch für die beste Begleitung des Patienten.

Von Engin Günder, Fachjournalist

 

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