• 26.09.2024 – Apotheken-News: Naturkatastrophen, Reformdruck und medizinischer Fortschritt

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APOTHEKE | Medienspiegel & Presse |

Apotheken-News: Naturkatastrophen, Reformdruck und medizinischer Fortschritt

 

Warum Apotheken in Deutschland stärker auf Risikoabsicherung setzen und gleichzeitig Innovationen nutzen müssen, um relevant zu bleiben

Starkregen, Hochwasser und wirtschaftliche Unsicherheiten fordern Apotheken in Deutschland zunehmend heraus. Während Pharmagroßhändler wie Phoenix Rekordergebnisse feiern, kämpfen Apothekenbetreiber mit unzureichender Absicherung und finanziellen Risiken. Die Krankenhausreform verschärft die Lage zusätzlich. Doch Innovationen wie die Einführung des ersten Wocheninsulins und neue Erkenntnisse zur Hormonersatztherapie geben Hoffnung auf medizinische Fortschritte. Gleichzeitig zeigt die Expopharm 2024, dass Apotheken ihre Rolle im modernen Gesundheitssystem weiterentwickeln müssen, um den steigenden Ansprüchen an Gesundheitsversorgung und Nachhaltigkeit gerecht zu werden.


In den letzten Jahren haben Starkregenereignisse und Überschwemmungen in Deutschland deutlich zugenommen, was die Verwundbarkeit vieler Gebäude und Betriebe, insbesondere Apotheken, aufgezeigt hat. Apothekenbetreiber sind oft unzureichend gegen Naturkatastrophen wie Hochwasser versichert, was in Krisenzeiten gravierende Folgen haben kann. Apotheken tragen eine doppelte Verantwortung: zum einen für ihre eigene finanzielle Existenz, zum anderen für die Gesundheitsversorgung der Bevölkerung, die in Notfällen besonders auf die Verfügbarkeit von Arzneimitteln angewiesen ist. Experten fordern deshalb eine bessere Absicherung von Apotheken, um die Versorgung auch in Krisenzeiten sicherzustellen. Die finanzielle Tragfähigkeit dieser Einrichtungen ist ein essenzieller Bestandteil der Infrastruktur, der bislang jedoch oft vernachlässigt wird.

Der Pharmagroßhändler Phoenix hingegen blickt auf ein äußerst erfolgreiches erstes Halbjahr des Geschäftsjahres 2024/25 zurück. Mit einer Gesamtleistung von 29,6 Milliarden Euro, einer Steigerung von 6,2 Prozent, konnte Phoenix seine Position im europäischen Markt weiter festigen. Dieser Erfolg ist vor allem auf gestiegene Umsatzerlöse und einen erhöhten Warenumschlag gegen eine Dienstleistungsgebühr zurückzuführen. Die expansive Entwicklung des Unternehmens, das in 29 europäischen Ländern tätig ist, unterstreicht die zunehmende Bedeutung von gut organisierten Logistikketten im Pharmasektor, die es Apotheken ermöglichen, auch in schwierigen Zeiten eine stabile Versorgung sicherzustellen.

Währenddessen sorgt die geplante Krankenhausreform in Deutschland für heftige Diskussionen. Besonders die Bundesländer sind alarmiert und warnen vor einer möglichen Insolvenzwelle bei Kliniken, sollte keine finanzielle Überbrückungshilfe bereitgestellt werden. Kerstin von der Decken, die Vorsitzende der Gesundheitsministerkonferenz und Gesundheitsministerin von Schleswig-Holstein, äußerte scharfe Kritik an der Bundesregierung. Sie forderte Maßnahmen zur Stabilisierung der stationären Versorgung und wies darauf hin, dass die anhaltenden finanziellen Engpässe im Gesundheitssystem auch die Apothekenreform gefährden könnten. Bereits in den vergangenen Monaten war deutlich geworden, dass zahlreiche Krankenhäuser mit erheblichen finanziellen Problemen kämpfen, was das gesamte Gesundheitssystem unter Druck setzt.

Die Expopharm 2024, die vom 9. bis 12. Oktober in München stattfindet, ist der zentrale Treffpunkt für den Apothekenmarkt in Europa. Die Messe bringt nicht nur mehr als tausend Aussteller zusammen, sondern bietet auch eine Plattform für die Präsentation zukunftsweisender Technologien und Dienstleistungen. In diesem Jahr stechen besonders zehn Neuheiten hervor, die für die Weiterentwicklung der Apothekenbranche entscheidend sein könnten. Der Austausch von Fachwissen, die Präsentation neuer Produkte und die Diskussion über kommende Herausforderungen und Chancen werden im Mittelpunkt der Messe stehen. Die Expopharm wird erneut zeigen, dass Innovation und Anpassungsfähigkeit Schlüsselkomponenten für den Erfolg in der modernen Apothekenlandschaft sind.

Auch international gewinnt die Rolle der Apotheken an Bedeutung. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) betonte kürzlich bei einem Symposium in Kopenhagen die zentrale Rolle der Apotheken im modernen Gesundheitssystem. Besonders hervorgehoben wurde die Bedeutung pharmazeutischer Dienstleistungen, die weit über die reine Medikamentenabgabe hinausgehen. Führende Gesundheitsexperten forderten eine stärkere Einbindung von Apotheken in die Gesundheitsversorgung, um deren Potenzial für die Verbesserung der Gesundheitsversorgung auszuschöpfen.

In der medizinischen Forschung gibt es ebenfalls spannende neue Erkenntnisse. Eine aktuelle Metaanalyse hat gezeigt, dass die Hormonersatztherapie (HRT) das Risiko einer Insulinresistenz bei Frauen nach der Menopause signifikant senken kann. Insulinresistenz ist eine Vorstufe von Diabetes und stellt in dieser Lebensphase ein wachsendes Problem dar. Der Abfall des Östrogenspiegels während der Wechseljahre führt zu einer verminderten Insulinempfindlichkeit des Körpers, was das Risiko einer Insulinresistenz erhöht. Die Studie hebt hervor, dass HRT eine vielversprechende Option zur Prävention dieser Stoffwechselstörung sein könnte.

Einen weiteren bedeutenden Fortschritt in der Diabetes-Therapie markiert die Einführung des ersten Wocheninsulins durch Novo Nordisk. Insulin icodec, das Anfang September auf den deutschen Markt kam, ermöglicht mit nur einer Injektion pro Woche die Abdeckung des Basalinsulinbedarfs. Dies stellt eine Erleichterung für Patienten dar, die bislang täglich Insulin injizieren mussten. Die Innovation von Novo Nordisk könnte die Behandlung von Diabetes mellitus revolutionieren und die Lebensqualität der Patienten erheblich verbessern.

Auch in anderen Bereichen der Gesundheitsversorgung gibt es neue Entwicklungen. Die Bundesregierung plant, die Corona-Impf- und Testverordnung um vier Jahre zu verlängern. Ein Referentenentwurf des Bundesgesundheitsministeriums sieht vor, dass die Abrechnungsvorschriften sowie bestimmte Aufbewahrungsfristen für Abrechnungsunterlagen bis zum 31. Dezember 2028 verlängert werden. Diese Verlängerung ist notwendig, um laufende Rechtsstreitigkeiten zu bewältigen, die weiterhin nicht abgeschlossen sind.

Im internationalen Kontext sorgt die Ausbreitung des Vogelgrippevirus H5N1 auf US-amerikanischen Milchfarmen für Besorgnis. Wissenschaftler des Friedrich-Loeffler-Instituts und der Kansas State University haben herausgefunden, dass das Virus primär über das Melkgeschirr zwischen den Tieren übertragen wird. Eine Verbreitung des Virus durch die Atemluft konnte nicht nachgewiesen werden. Diese Erkenntnis wirft neue Fragen zur Eindämmung der Seuche auf und verdeutlicht die Bedeutung strikter Hygienevorschriften in landwirtschaftlichen Betrieben.

Die Ausbreitung des Virus bei Milchkühen in den USA ist ein weiterer Beweis dafür, dass der Mensch eine zentrale Rolle in der Verbreitung von Krankheiten spielt. Zwei führende deutsche Virologen, Professor Martin Beer und Professor Martin Schwemmle, äußerten sich dazu im Rahmen eines Press Briefings des Science Media Centers. Sie betonten, dass die Kontrolle der Virusausbreitung nur durch ein Umdenken und strengere Maßnahmen erreicht werden kann.

Währenddessen gewinnt Bupropion als Medikament in der Behandlung von Depressionen und zur Raucherentwöhnung immer mehr an Bedeutung. Der Wirkstoff hat sich als Noradrenalin- und Dopamin-Wiederaufnahmehemmer bewährt und wird insbesondere dann eingesetzt, wenn andere Antidepressiva wie SSRIs oder SNRIs aufgrund von Nebenwirkungen oder mangelnder Wirkung nicht infrage kommen. Seine Vielseitigkeit macht Bupropion zu einer wichtigen Alternative in der modernen Psychiatrie und Suchtbehandlung.

Neben medizinischen Fragen zeigt der aktuelle Ernährungsreport des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft, dass deutsche Verbraucher immer stärker auf Gesundheit und Nachhaltigkeit achten. Während der Geschmack weiterhin der wichtigste Faktor bei der Lebensmittelauswahl ist, spielen gesundheitliche Aspekte, Regionalität und Tierwohl eine zunehmend zentrale Rolle. Besonders Frauen achten verstärkt auf gesunde Ernährung, was den wachsenden Trend zu bewussterem Konsum unterstreicht.


Kommentar:

Die zunehmenden Risiken durch Naturkatastrophen und die wachsende Komplexität im Gesundheitssektor verdeutlichen eine dringende Notwendigkeit für proaktive Maßnahmen in der Apothekenlandschaft. Es reicht nicht mehr aus, lediglich das Kerngeschäft – die Versorgung der Bevölkerung mit Medikamenten – aufrechtzuerhalten. Apotheken müssen sich verstärkt als resiliente Pfeiler der Gesundheitsversorgung positionieren, die nicht nur durch technologische Innovationen, sondern auch durch eine umfassende Risikoabsicherung gegen äußere Bedrohungen, wie Hochwasser oder Cyberangriffe, bestehen können.

Die Rekordergebnisse des Pharmagroßhändlers Phoenix zeigen eindrucksvoll, dass wirtschaftlicher Erfolg im Gesundheitssektor trotz aller Herausforderungen möglich ist. Doch dieser Erfolg muss als Vorbild dienen, wie auch kleine und mittelständische Apotheken von stabilen und zukunftsorientierten Strukturen profitieren können. Starke Partnerschaften mit Logistikunternehmen und umfassende Versicherungsstrategien werden unerlässlich, um nicht nur wirtschaftliche Stabilität, sondern auch die Versorgungssicherheit zu gewährleisten.

Dass die Krankenhausreform die Apothekenreform gefährden könnte, ist ein Weckruf an die Bundesregierung. Ohne eine funktionierende Apothekenlandschaft wäre die dezentrale Gesundheitsversorgung in Deutschland ernsthaft bedroht. Es darf nicht sein, dass wirtschaftliche Engpässe und fehlende finanzielle Hilfen die Eckpfeiler der Gesundheitsversorgung ins Wanken bringen.

Die Expopharm 2024 und die internationale Diskussion über die Rolle der Apotheken in der Gesundheitsversorgung verdeutlichen, dass Apotheken längst mehr sind als bloße Medikamentenausgabestellen. Sie müssen sich als integrale Bestandteile des modernen Gesundheitssystems behaupten, die aktiv zur Verbesserung der Patientenversorgung beitragen. Sei es durch pharmazeutische Dienstleistungen oder durch die Nutzung neuer Technologien – die Zukunft der Apotheken liegt in ihrer Anpassungsfähigkeit und Innovationskraft.

Die Erkenntnisse zur Hormonersatztherapie und die Einführung des Wocheninsulins zeigen, wie entscheidend medizinische Innovationen für die Gesundheitsversorgung der Zukunft sein werden. Doch solche Fortschritte dürfen nicht nur in der Forschung, sondern müssen auch in der alltäglichen Versorgung ankommen. Es ist die Aufgabe der Apotheken, diese Innovationen zugänglich zu machen und sicherzustellen, dass Patientinnen und Patienten bestmöglich betreut werden.

Der Zusammenhang zwischen Tierseuchen und menschlichem Verhalten, wie die Ausbreitung von H5N1 auf US-Milchfarmen zeigt, macht eines klar: Prävention und strikte Hygienemaßnahmen sind unerlässlich – nicht nur in der Landwirtschaft, sondern in allen Bereichen, die mit Gesundheit und Versorgung zu tun haben. Auch Apotheken sind hier in der Verantwortung, ihre Hygienestandards kontinuierlich zu überprüfen und anzupassen, um das Vertrauen der Bevölkerung in ihre Dienstleistungen zu sichern.

Der Wandel der Ernährungsgewohnheiten in Deutschland und die steigenden Ansprüche an Gesundheit und Nachhaltigkeit bieten Apotheken zudem eine wichtige Chance. Mit gezielter Beratung zu gesunder Ernährung und nachhaltigen Produkten können sie sich noch stärker als Gesundheitsdienstleister positionieren und den wachsenden Bedarf der Bevölkerung nach präventiver Gesundheitsfürsorge decken.

Abschließend bleibt festzuhalten, dass Apotheken sich in einem zunehmend komplexen und herausfordernden Umfeld behaupten müssen. Ob es um Versicherungen, Krankenhausreformen oder medizinische Innovationen geht – sie sind in der Pflicht, sich nicht nur den aktuellen, sondern auch den zukünftigen Herausforderungen zu stellen. Die Absicherung gegen Risiken und die Weiterentwicklung der pharmazeutischen Dienstleistungen werden dabei entscheidende Rollen spielen. Nur so kann gewährleistet werden, dass Apotheken auch in Krisenzeiten eine unverzichtbare Stütze der Gesundheitsversorgung bleiben.

Von Engin Günder, Fachjournalist

 

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