• 23.09.2024 – Pflanzliche Arzneimittel bei Rheuma: Ernüchternde Ergebnisse

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GESUNDHEIT | Medienspiegel & Presse |

Pflanzliche Arzneimittel bei Rheuma: Ernüchternde Ergebnisse

 

Experten warnen vor begrenzter Wirksamkeit und unterschätzten Risiken alternativer Therapien

Die Gesellschaft für digitale Services der Apotheken (Gedisa) hat ihre neue Card-Link-Lösung offiziell gestartet. Diese Technologie ermöglicht es, elektronische Rezepte künftig ortsunabhängig per Smartphone einzulösen. Bis Ende der Woche sollen alle 6000 teilnehmenden Apotheken an die digitale Infrastruktur angeschlossen sein. Mit der neuen Lösung wird der bisher notwendige Einlesevorgang der elektronischen Gesundheitskarte vor Ort überflüssig. Apotheker und Patienten profitieren gleichermaßen von einer einfacheren und effizienteren Abwicklung von E-Rezepten.


Pflanzliche Arzneimittel erfreuen sich bei vielen Patienten mit rheumatischen Erkrankungen großer Beliebtheit. Sie gelten als schonende Alternative zu synthetischen Medikamenten und werden oft als ergänzende Therapieform eingesetzt. Doch eine jüngst auf dem Deutschen Rheumatologiekongress vorgestellte Untersuchung einer Expertenkommission kommt zu einem ernüchternden Ergebnis: Die Wirksamkeit pflanzlicher Heilmittel gegen rheumatische Beschwerden ist stark begrenzt, während die Risiken nicht zu unterschätzen sind.

Unter der Leitung von Professor Dr. Gernot Keyßer, Leiter des Arbeitsbereichs Rheumatologie an der Universitätsmedizin Halle, analysierte die Kommission die Evidenzlage für verschiedene pflanzliche Präparate, darunter Borretschöl, Brennnessel, Cannabis-Präparate sowie Zubereitungen aus Rosa canina, Rosmarin, Safran und Weidenrinde. Auch das Kombipräparat Phytodolor®, das Eschenrinde, Zitterpappelrinde und Echtes Goldrutenkraut enthält, wurde unter die Lupe genommen. Trotz Berichten über antientzündliche Effekte in Tierversuchen konnte für kein Präparat ein klarer klinischer Nutzen nachgewiesen werden.

Vor allem bei entzündlichen Gelenkerkrankungen wie der rheumatoiden Arthritis, die zu den häufigsten rheumatischen Leiden zählt, zeigte sich, dass pflanzliche Arzneimittel keinen signifikanten Beitrag zur Linderung der Beschwerden leisten können. Besonders kritisch bewertet die Kommission Präparate auf Basis von Safran und Rosmarin, von denen sie ausdrücklich abrät. Für medizinisches Cannabis, das bei Patienten oft als mögliche Therapieoption angesehen wird, konnte ebenfalls keine ausreichende Evidenz zur Behandlung entzündlicher rheumatischer Erkrankungen gefunden werden. Nur in Ausnahmefällen, etwa zur Reduktion chronischer neuropathischer Schmerzen oder bei Schlafstörungen, könnte medizinisches Cannabis eine Option sein.

Die Fachgesellschaft betont jedoch, dass pflanzliche Heilmittel niemals eine antirheumatische Basistherapie ersetzen können. Vielmehr sollten sie – wenn überhaupt – nur als ergänzende Maßnahmen in Betracht gezogen werden. Dabei ist es entscheidend, dass die Anwendung solcher Präparate in enger Abstimmung mit dem behandelnden Arzt erfolgt. Die Experten warnen zudem vor den häufig unterschätzten Risiken pflanzlicher Arzneimittel. Magen-Darm-Beschwerden, allergische Reaktionen und Hautprobleme zählen zu den möglichen Nebenwirkungen, die bei der Einnahme dieser Präparate auftreten können.

Trotz der Beliebtheit pflanzlicher Arzneimittel sei es ein weit verbreiteter Irrglaube, dass diese Präparate grundsätzlich frei von Nebenwirkungen sind. Die Expertenkommission betonte, dass Patienten den Einsatz solcher Mittel stets sorgfältig mit ihrem Arzt abklären sollten, insbesondere wenn bereits eine etablierte Basistherapie zur Behandlung rheumatischer Erkrankungen läuft. Die vollständigen Ergebnisse der Kommission sollen noch in diesem Jahr veröffentlicht werden, doch schon jetzt zeigt sich, dass der Stellenwert der Phytotherapie in der Rheumatologie gering bleibt.

In Anbetracht der modernen, wirksameren Medikamente, die heute zur Verfügung stehen, bleibt der Nutzen pflanzlicher Mittel umstritten. Rheumatologen empfehlen ihren Patienten daher, sich auf bewährte Therapieansätze zu konzentrieren, anstatt auf pflanzliche Präparate zu setzen, die weder einen klaren Nutzen zeigen noch frei von Risiken sind.


Kommentar:

Die Hoffnung vieler Patienten, ihre rheumatischen Beschwerden mit pflanzlichen Mitteln lindern zu können, ist verständlich. Die Idee, eine sanfte, natürliche Alternative zur herkömmlichen Therapie zu haben, klingt zunächst verlockend. Doch die jüngsten Ergebnisse der Expertenkommission zeigen eindeutig, dass diese Hoffnung nur selten gerechtfertigt ist. Während pflanzliche Arzneimittel im Tierversuch durchaus antientzündliche Wirkungen zeigen können, bleibt der klinische Nutzen für den Menschen äußerst fraglich.

In einer Zeit, in der moderne Medikamente mit spezifischen Wirkmechanismen und guten Verträglichkeitsprofilen zur Verfügung stehen, erscheint es wenig sinnvoll, auf Heilmittel zu setzen, deren Wirksamkeit nicht nachgewiesen ist. Die Rheumatologie hat in den letzten Jahrzehnten große Fortschritte gemacht, und Patienten können heute von Therapieansätzen profitieren, die wesentlich effektiver und sicherer sind als viele der pflanzlichen Alternativen.

Es ist jedoch verständlich, dass Patienten nach weiteren Möglichkeiten suchen, ihre Beschwerden zu lindern. Viele fühlen sich durch Nebenwirkungen oder die Langzeitperspektive ihrer medikamentösen Therapie belastet. Doch genau hier liegt die Verantwortung der behandelnden Ärzte: Sie müssen ihre Patienten umfassend aufklären und sicherstellen, dass ergänzende Maßnahmen wie pflanzliche Arzneimittel nicht unkontrolliert eingesetzt werden. Der unreflektierte Einsatz solcher Präparate kann im schlimmsten Fall sogar die Gesundheit gefährden, vor allem wenn potenzielle Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten nicht bedacht werden.

Pflanzliche Arzneimittel sind kein Allheilmittel und dürfen keinesfalls die bewährten Therapien verdrängen. Rheumatologen müssen ihren Patienten klar vermitteln, dass die moderne Medizin auf wissenschaftlich fundierte Erkenntnisse setzt und dass alternative Heilmethoden, so populär sie auch sein mögen, nicht automatisch den gewünschten Nutzen bringen. Ein verantwortungsvoller Umgang mit pflanzlichen Präparaten, unter ärztlicher Aufsicht und im Rahmen einer etablierten Therapie, mag für manche Patienten eine Option sein – aber niemals als Ersatz für bewährte, wirksame Medikamente.

Von Engin Günder, Fachjournalist

 

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