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APOTHEKE | Medienspiegel & Presse |
Die strukturellen Schwächen der Apothekerschaft offenbaren sich in einem deutlichen Mangel an standespolitischer Vertretung, was gravierende Folgen für ihre Verhandlungsposition gegenüber Krankenkassen hat. Gleichzeitig steigen die Herausforderungen für Apotheken durch zunehmende Risiken extremer Wetterereignisse, wie Hochwasser und Starkregen, die eine bessere Vorsorge erfordern. Zudem bleibt die geplante Apothekenreform in der Schwebe, was bei den Betroffenen Unsicherheiten auslöst, während sie weiterhin mit komplexen Retaxationsrisiken bei BtM-Pflastern konfrontiert sind. In der Zwischenzeit wird die Rolle der Apotheken in der Gesundheitsversorgung gestärkt, indem über eine Erweiterung des Impfangebots diskutiert wird, während neue EMA-Empfehlungen die Zulassung des Impfstoffs Imvanex auf Jugendliche ausweiten. Auch die Gesundheitsthemen bei Kindern, wie die zunehmende Nutzung von Erwachsenenpflegeprodukten, bergen gesundheitliche Risiken, die von Experten scharf kritisiert werden. Abschließend zeigen neue Studien, dass das Nachholen von Schlaf am Wochenende einen positiven Einfluss auf die Herzgesundheit haben kann.
Fehlende Standesvertretung: Die strukturellen Schwächen der Apothekerschaft und ihre Folgen
In der aktuellen Diskussion um die Probleme und Herausforderungen der Apothekerschaft zeigt sich ein grundlegendes strukturelles Defizit: Anders als die Ärzteschaft, die durch ihre Kassenärztlichen Vereinigungen (KV) stark vertreten wird, fehlt es den Apothekern an einer kohärenten Verbandsstruktur. Diese Unterschiede in der beruflichen Organisation haben gravierende Folgen für die Verhandlungsposition der Apotheker gegenüber den Krankenkassen und führen zu einem anhaltenden Machtungleichgewicht.
Während ein niedergelassener Arzt Pflichtmitglied der jeweiligen KV seines Bundeslandes ist und die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) einen gesetzlichen Sicherstellungsauftrag hat, gibt es für Apotheken keine vergleichbare Pflichtmitgliedschaft in einem Landesapothekerverband (LAV). Der Deutsche Apothekerverband (DAV) hat ebenfalls keinen Sicherstellungsauftrag, der ihm ein starkes Verhandlungsmandat verleihen könnte. Das Ergebnis ist eine fragmentierte Interessenvertretung, die bei zentralen Verhandlungen, insbesondere mit den Krankenkassen, eine deutlich schwächere Position einnimmt.
Diese strukturellen Unterschiede sind kein neues Phänomen. Bereits 2016 stellte der Apotheker Ulrich Hüsgen in einem Artikel in der Deutschen Apotheker Zeitung die Frage, warum die Überlegungen einer kassenapothekerlichen Vereinigung nicht weiter verfolgt wurden. Die damalige Einschätzung ist heute aktueller denn je: Ohne eine starke und einheitliche Vertretung bleibt die Apothekerschaft anfällig für die oft als willkürlich empfundene Praxis der Retaxationen.
Retaxationen, die Kürzung oder komplette Verweigerung von Erstattungen durch die Krankenkassen aufgrund von formellen Fehlern oder Unstimmigkeiten, sind seit Jahren ein großes Ärgernis für Apotheken. Sie verursachen nicht nur finanzielle Einbußen, sondern führen auch zu einer zunehmenden Frustration innerhalb der Berufsgruppe. Diese Problematik ist eine direkte Folge der erratischen Struktur der Apothekerschaft, die im Gegensatz zur Ärzteschaft keine einheitliche und durchsetzungsfähige Standesvertretung hat.
Die Krankenkassen, die über eine starke Verhandlungsposition verfügen und aufgrund ihrer zentralen Rolle im Gesundheitswesen massive Einflussmöglichkeiten besitzen, können so ihre Interessen oft problemlos durchsetzen. Apotheker hingegen, die in einer Vielzahl von Landesverbänden organisiert sind, ohne eine einheitliche und verbindliche Verhandlungsstruktur, stehen diesen Forderungen weitgehend machtlos gegenüber.
Die Situation ist besonders frustrierend, da die Apothekerschaft in vielen anderen Bereichen des Gesundheitswesens eine unverzichtbare Rolle spielt. Die Versorgung der Bevölkerung mit Arzneimitteln ist ebenso essentiell wie die medizinische Betreuung durch Ärzte. Doch während die Ärzte durch ihre starken Berufsverbände in politischen und wirtschaftlichen Verhandlungen Gehör finden und ihre Interessen durchsetzen können, bleibt die Apothekerschaft strukturell im Nachteil.
Die strukturellen Schwächen der Apothekerschaft sind ein Spiegelbild eines tieferliegenden Problems: der fehlenden Einheit und des mangelnden politischen Einflusses. Die Tatsache, dass es bisher keine Pflichtmitgliedschaft in einem Landesapothekerverband gibt, ist ein klarer Nachteil. Eine solche Pflichtmitgliedschaft könnte nicht nur die Verhandlungsposition der Apotheker stärken, sondern auch für mehr Kohärenz und Geschlossenheit innerhalb der Berufsgruppe sorgen.
Ein weiterer entscheidender Punkt ist der fehlende Sicherstellungsauftrag des Deutschen Apothekerverbandes. Ohne diesen Auftrag fehlt dem DAV eine zentrale Funktion, die ihm in Verhandlungen mit den Krankenkassen eine stärkere Position verleihen könnte. Die Ärzteschaft hingegen kann durch die Sicherstellung der ambulanten medizinischen Versorgung ihre Forderungen klarer und entschiedener vertreten. Für die Apothekerschaft wäre es daher ein wichtiger Schritt, eine ähnliche Funktion zu erlangen.
Die Krankenkassen nutzen die erratische Struktur der Apothekerschaft aus. Retaxationen sind nur eine von vielen Strategien, die die Kassen einsetzen, um ihre finanziellen Interessen zu wahren. Für Apotheken bedeutet dies nicht nur einen finanziellen Schaden, sondern auch eine stetige Unsicherheit, die den Berufsalltag zunehmend belastet.
Die Errichtung einer kassenapothekerlichen Vereinigung, wie sie Ulrich Hüsgen bereits 2016 anregte, wäre ein notwendiger und längst überfälliger Schritt gewesen. Die Tatsache, dass dieser Ansatz nicht weiter verfolgt wurde, zeigt die mangelnde Weitsicht und den fehlenden politischen Willen innerhalb der Apothekerschaft.
Eine starke und einheitliche Standesvertretung wäre der Schlüssel, um die Position der Apotheker in Verhandlungen zu stärken und die wachsenden Herausforderungen der Branche, insbesondere im Hinblick auf die Digitalisierung und den wachsenden Einfluss des Onlinehandels, besser zu bewältigen. Stattdessen bleibt die Apothekerschaft in einer zersplitterten Struktur gefangen, die es den Krankenkassen ermöglicht, ihre Interessen weitgehend ungehindert durchzusetzen.
Das Fehlen einer kohärenten Verbandsstruktur ist ein wesentlicher Grund für die anhaltenden Probleme der Apothekerschaft. Wenn keine Veränderungen angestoßen werden, wird die Schere zwischen den Interessen der Krankenkassen und den Bedürfnissen der Apotheker immer weiter auseinandergehen – zum Nachteil der gesamten Berufsgruppe.
Apotheker und Hochwasserschutz: Prävention als essenzieller Teil des Krisenmanagements
In Deutschland sind knapp 400.000 Menschen durch Starkregen und Hochwasser gefährdet. Eine aktuelle Analyse weist auf das steigende Risiko extremer Wetterereignisse hin, das durch den Klimawandel weiter verstärkt wird. Besonders stark betroffen sind Regionen entlang großer Flüsse sowie Gebiete, die sich in der Nähe von Hochwasserrisikozonen befinden. Experten raten zu verstärkten Präventionsmaßnahmen und einer besseren Vorsorge. Dies betrifft nicht nur Privatpersonen, sondern auch Unternehmen, darunter Apotheken, die für die medizinische Grundversorgung von entscheidender Bedeutung sind.
Für Apotheker stellt Hochwasser eine doppelte Bedrohung dar. Einerseits gefährdet es die physische Infrastruktur der Betriebe, andererseits stellt es eine Herausforderung für die kontinuierliche Medikamentenversorgung der Bevölkerung dar. Vor allem in ländlichen Gebieten, in denen Apotheken oft die einzige Anlaufstelle für Medikamente sind, können Hochwasser zu Engpässen führen. Apotheken sollten daher frühzeitig Notfallpläne entwickeln, um im Krisenfall handlungsfähig zu bleiben.
Ein wesentlicher Aspekt ist die Absicherung gegen Hochwasserschäden. Versicherungen, die explizit Elementarschäden wie Überschwemmungen abdecken, sind dabei unerlässlich. Dennoch haben viele Apothekenbetriebe in Hochwassergebieten diese Absicherung noch nicht in Anspruch genommen. Apothekerkammern und Berufsverbände rufen nun verstärkt dazu auf, die bestehenden Versicherungspolicen zu überprüfen und gegebenenfalls zu erweitern.
Darüber hinaus wird Apothekern empfohlen, eine funktionierende Backup-Strategie für ihre digitalen Systeme zu entwickeln. Arzneimitteldatenbanken, Patientendaten sowie Bestandsmanagement müssen auch bei einem Ausfall der Infrastruktur zugänglich sein. Cloud-basierte Systeme oder regelmäßige Datensicherungen außerhalb des Betriebs sind wichtige Maßnahmen, um Ausfälle zu vermeiden.
Ein weiterer Punkt betrifft die Lagerung von Medikamenten. In hochwassergefährdeten Gebieten sollten empfindliche Präparate, wie beispielsweise Impfstoffe oder Arzneimittel, die gekühlt gelagert werden müssen, besonders geschützt oder an höher gelegenen Standorten untergebracht werden. Für den Notfall sollte stets ein ausreichender Vorrat an wichtigen Medikamenten vor Ort vorhanden sein, um eine Versorgung der Patienten auch bei Lieferschwierigkeiten gewährleisten zu können.
Experten betonen zudem die Bedeutung einer engen Zusammenarbeit zwischen Apotheken, lokalen Behörden und Rettungsdiensten. In Krisensituationen ist eine koordinierte Versorgung entscheidend, um Engpässe zu vermeiden und betroffene Menschen schnellstmöglich mit lebenswichtigen Medikamenten zu versorgen.
Apotheker stehen in Zeiten von Hochwasserereignissen vor erheblichen Herausforderungen. Als essenzielle Gesundheitsversorger tragen sie eine besondere Verantwortung, nicht nur ihre Betriebe zu schützen, sondern auch die Medikamentenversorgung der Bevölkerung aufrechtzuerhalten. Vor dem Hintergrund des Klimawandels und der zunehmenden Extremwetterereignisse wird eine proaktive Herangehensweise immer wichtiger. Prävention ist dabei das Schlagwort. Apotheken müssen sich sowohl in puncto Versicherungen als auch bei ihren internen Abläufen bestmöglich absichern.
Dabei darf nicht vergessen werden, dass es nicht nur um die materielle Existenz der Apotheken geht. Die Gesundheit und das Wohl der Bevölkerung stehen auf dem Spiel. Eine gut durchdachte Notfallplanung und eine starke Vernetzung mit kommunalen Stellen können im Ernstfall Leben retten. Hochwasserschutz ist somit nicht nur eine technische oder logistische Frage, sondern ein elementarer Teil des Krisenmanagements – auch und vor allem für Apotheken.
Die aktuellen Hochwasserprognosen verdeutlichen, dass schnelles Handeln notwendig ist. Apotheker sollten jetzt Maßnahmen ergreifen, um auf den Ernstfall vorbereitet zu sein.
SPD siegt knapp in Brandenburg: Schwierige Regierungsbildung nach Wahlkrimi
Die SPD hat sich bei den Landtagswahlen in Brandenburg knapp gegen die AfD durchgesetzt und bleibt damit stärkste Kraft im Land. Doch trotz des Wahlsiegs steht die Partei von Ministerpräsident Dietmar Woidke vor einer schwierigen Regierungsbildung. Die bisherigen Koalitionspartner, CDU und Grüne, mussten massive Verluste hinnehmen. Die Grünen verpassten den Einzug in den Landtag, während die CDU eines ihrer schlechtesten Ergebnisse in der Geschichte des Landes erzielte.
Im Wahlkampf hatte Woidke immer wieder vor einem Erfolg der AfD gewarnt, die mit einem rechtsextrem eingestuften Spitzenkandidaten angetreten war. Woidke stellte sogar seinen Rücktritt in Aussicht, falls die AfD die stärkste Partei würde. Mit dieser klaren Haltung gegen Rechts mobilisierte er viele Wähler, die sich offenbar nicht aus Überzeugung für die SPD entschieden, sondern vielmehr eine Regierungsbeteiligung der AfD verhindern wollten. Auch der CDU-Spitzenkandidat Carsten Linnemann sprach nach der Wahl von einer „Polarisierung“ zwischen SPD und AfD.
Eine Fortsetzung der bisherigen Koalition ist ausgeschlossen, da die Grünen an der Fünf-Prozent-Hürde scheiterten und die CDU zu stark geschwächt ist. Damit steht Woidke vor der Herausforderung, neue Partner für eine Regierungskoalition zu finden. Eine Option wäre ein Bündnis mit der neuen politischen Kraft BSW, die von Sahra Wagenknecht geführt wird. Zusammen hätten SPD und BSW eine knappe Mehrheit im Landtag. Alternativ wäre eine Dreierkoalition mit der CDU denkbar, doch die politischen Differenzen, insbesondere zwischen CDU und BSW, erscheinen schwer überwindbar.
Die AfD wird trotz ihrer Niederlage eine wichtige Rolle im Landtag einnehmen. Mit ihrem starken Ergebnis verfügt sie über eine Sperrminorität, was bedeutet, dass Verfassungsänderungen oder die Berufung von Verfassungsrichtern nur mit ihrer Zustimmung möglich sind. Dies könnte den politischen Prozess in Brandenburg erheblich verkomplizieren.
Die Wahl zeigt erneut die starke Polarisierung in der deutschen Parteienlandschaft, vor allem in den ostdeutschen Bundesländern. Obwohl die SPD den Spitzenplatz behaupten konnte, stehen ihre Erfolgsaussichten in der kommenden Legislaturperiode auf wackligen Beinen. Die Koalitionsgespräche dürften hart werden, und der Druck, stabile politische Verhältnisse zu schaffen, lastet schwer auf Woidke und seiner Partei.
Die knappe Verteidigung der Spitzenposition durch die SPD bei den Landtagswahlen in Brandenburg mag auf den ersten Blick wie ein Sieg wirken, doch sie ist in vielerlei Hinsicht eine Niederlage für die etablierten Parteien. Der Rückgang der Wählerunterstützung für die großen Volksparteien zeigt, dass der Unmut über den Status quo tief sitzt. Zwar konnte die SPD ihre Position sichern, doch dies geschah weniger aufgrund ihrer eigenen Stärke, sondern vielmehr durch die strategische Abkehr vieler Wähler von den Alternativen.
Die AfD hat es geschafft, sich trotz massiver gesellschaftlicher Gegenwehr als dauerhafte politische Kraft im Landtag zu etablieren. Das ist ein besorgniserregendes Signal, nicht nur für Brandenburg, sondern für ganz Deutschland. Die starke Polarisierung des Wahlkampfs hat gezeigt, dass die etablierten Parteien immer weniger in der Lage sind, die Wähler von ihren politischen Konzepten zu überzeugen. Stattdessen wird aus Angst vor einer noch extremeren Alternative gewählt – ein gefährliches Spiel, das langfristig die demokratische Stabilität gefährdet.
Für die SPD bedeutet das Wahlergebnis, dass sie nicht nur eine schwierige Regierungsbildung vor sich hat, sondern auch ihre eigene Position neu definieren muss. Die Zeiten, in denen man sich auf traditionelle Wählerbindungen verlassen konnte, sind endgültig vorbei. Dietmar Woidke wird in den kommenden Wochen beweisen müssen, ob er in der Lage ist, die richtigen Partner zu finden und tragfähige Kompromisse einzugehen. Eines steht jedoch fest: Die politischen Verhältnisse in Brandenburg sind instabiler denn je.
Erweiterung des Impfangebots: Apotheken im Zentrum der Gesundheitsversorgung
Die Impfquoten in Deutschland bleiben trotz jahrelanger Kampagnen zur Gesundheitsaufklärung vergleichsweise niedrig. Dies könnte sich jedoch bald ändern, da Apotheken vermehrt ins Zentrum der Impfkampagnen rücken. Derzeit dürfen Apotheken nur Grippe- und Covid-19-Impfungen anbieten. Experten fordern nun, dass auch andere Impfungen, wie beispielsweise gegen Pneumokokken, Hepatitis oder FSME, in Apotheken durchgeführt werden dürfen.
Ramin Heydarpour von Pfizer betonte auf der Expopharm, dass die Grippeimpfungen in Apotheken bereits einen signifikanten Anstieg der Impfquote verzeichneten. Im Vergleich zum Vorjahr stieg die Zahl der Impfungen in Apotheken um 44 Prozent. »Apotheken bieten eine niedrigschwellige und ortsnahe Möglichkeit, sich impfen zu lassen. Die Öffnungszeiten sind länger als bei Ärzten und es gibt kaum Wartezeiten«, so Heydarpour. Ein entscheidender Faktor sei zudem das hohe Vertrauen der Bevölkerung in Apotheker. Diese seien gut ausgebildet und stünden den Patienten jederzeit beratend zur Seite.
Ein Blick in andere Länder zeigt, dass Apotheken einen messbaren Einfluss auf die Erhöhung der Impfquoten haben. In den USA stieg die Impfquote gegen Pneumokokken seit der Einbindung der Apotheken von 28 auf 35 Prozent. Auch hier entfielen nur etwa zwei Prozent der Impfungen auf Apotheken, der Rest jedoch auf Arztpraxen. Dies unterstreicht, dass die Apotheker durch ihren Kontakt mit den Patienten auch die Impfbereitschaft bei Ärzten indirekt steigern können.
Die Erweiterung des Impfangebots könnte somit nicht nur zu einem wichtigen Baustein in der Bekämpfung von Infektionskrankheiten werden, sondern auch zu einer Entlastung des Gesundheitssystems führen. Durch eine höhere Impfquote ließen sich schwere Krankheitsverläufe verhindern und damit verbundenen Krankheitsausfälle reduzieren. Diese Entwicklung könnte zu einer Senkung der Kosten im Gesundheitswesen beitragen.
Für die Apotheken selbst bietet das Impfen ebenfalls Vorteile. Neben der Möglichkeit, neue Kunden zu gewinnen, können Apotheker im Rahmen der Impfberatung auch auf andere Gesundheitsprodukte hinweisen, wie beispielsweise OTC-Präparate. Laut einer Umfrage der Ersatzkassen wären drei von vier Befragten bereit, sich in der Apotheke impfen zu lassen. Besonders bei jüngeren, männlichen Besserverdienern sei das Interesse groß.
Auch die Frage, ob das Impfen für Apotheken wirtschaftlich sei, beantwortete Heydarpour positiv. Zwar sei die Dokumentation aufwendig, doch im Vergleich zu anderen Dienstleistungen stehe das Impfen gut da. Jede Impfung werde von den Krankenkassen vergütet, und im Gegensatz zu pharmazeutischen Dienstleistungen gebe es keine Deckelung.
In vielen europäischen Ländern wie der Schweiz, Frankreich oder Irland gehören Impfungen gegen verschiedene Krankheiten längst zum Standardangebot in Apotheken. Experten gehen davon aus, dass dies auch in Deutschland möglich wäre. Sollte der Referentenentwurf zur Apothekenreform umgesetzt werden, könnten Apotheker in naher Zukunft auch gegen Hepatitis, Diphtherie, FSME oder Pneumokokken impfen.
In Anbetracht des Ärztemangels, der sich bis 2030 noch weiter verschärfen könnte, sei die Einbindung von Apotheken in die Impfversorgung eine sinnvolle und notwendige Ergänzung, um die flächendeckende Gesundheitsversorgung weiterhin zu gewährleisten.
Die Ausweitung der Impfkompetenzen von Apotheken ist längst überfällig. Angesichts der sinkenden Anzahl an niedergelassenen Ärzten und der zunehmenden Bedeutung präventiver Maßnahmen ist es nur logisch, dass Apotheken stärker in die Gesundheitsversorgung eingebunden werden. Apotheker genießen hohes Vertrauen in der Bevölkerung und bieten durch ihre Präsenz eine ideale Ergänzung zu Arztpraxen, die gerade in ländlichen Gebieten nicht immer kurzfristig erreichbar sind.
Die positiven Erfahrungen aus dem Ausland zeigen, dass Apotheken einen erheblichen Beitrag zur Steigerung der Impfquote leisten können. Insbesondere durch den direkten Kontakt mit den Patienten bieten Apotheken eine niedrigschwellige Möglichkeit, Impfungen unkompliziert und ohne lange Wartezeiten zu erhalten. Die geplante Apothekenreform, die eine Ausweitung des Impfspektrums vorsieht, ist daher ein Schritt in die richtige Richtung. Sie könnte dazu beitragen, den Rückgang der Arztpraxen zu kompensieren und die Gesundheitsversorgung aufrechtzuerhalten.
Neben dem gesellschaftlichen Nutzen bietet die Erweiterung des Impfangebots auch wirtschaftliche Chancen für die Apotheken. Sie können nicht nur neue Kunden gewinnen, sondern auch bestehende Kunden durch zusätzliche Beratungsangebote besser an sich binden. Dies ist besonders in Zeiten, in denen der Wettbewerb durch Online-Apotheken zunimmt, von großer Bedeutung.
Langfristig müssen jedoch auch die strukturellen Rahmenbedingungen für Apotheken verbessert werden. Dokumentationspflichten und Vergütungssysteme sollten optimiert werden, um den Apothekern den Einstieg in die Impfversorgung zu erleichtern und die Attraktivität dieses Angebots zu erhöhen. Nur so kann das volle Potenzial der Apotheken als Teil der Gesundheitsversorgung ausgeschöpft werden.
Stillstand bei der Apothekenreform: Ein Ausblick auf die Zukunft
Das Apotheken-Reformgesetz (ApoRG) bleibt weiterhin in der Warteschleife. In dieser Woche wird das Gesetz nicht im Kabinett besprochen, und auch im Oktober sind die Chancen auf eine Debatte gering. Diese Entwicklung könnte für die Apotheken als positiv gewertet werden, da sie auf eine mögliche Entschärfung der geplanten Reformen hoffen. Doch die Unsicherheit über die langfristigen Auswirkungen bleibt bestehen.
Aktuell wird das ApoRG in den Kabinettssitzungen für den 2., 9. oder 16. Oktober als optionales Thema gelistet. Dennoch wächst das Misstrauen, ob das Bundesgesundheitsministerium (BMG) die Reform überhaupt noch einbringen wird. Ein zentraler Hemmschuh ist der Leitungsvorbehalt des FDP-geführten Ministeriums für Bildung und Forschung (BMBF). Die Liberalen scheinen nicht bereit, den Systembruch, den Lauterbach anstrebt, zu akzeptieren und blockieren daher die Vision einer „Apotheke ohne Apotheker“.
Zusätzlich hat Lauterbach signalisiert, dass er keine Honorarreform ohne eine umfassende Strukturreform umsetzen will. Dies deckt sich mit seinen öffentlichen Ankündigungen, dass er große Reformen anstrebe, um die Probleme im Gesundheitssystem zu bewältigen. Gleichzeitig gibt es im BMG Äußerungen, dass die Apotheker sich nicht wundern sollten, wenn letztlich keine Reform zustande kommt. Lauterbach selbst hat angedeutet, dass die Krankenhausreform nun Priorität habe und das ApoRG zurückgestellt wird.
Die Überzeugung in der Apothekerschaft ist, dass eine fehlende Reform besser ist als die vom BMG vorgeschlagene, doch die finanziellen Probleme der Branche blieben somit ungelöst. Verschiedene Organisationen, wie die ABDA, haben zahlreiche Vorschläge zur Unterstützung der Apotheken unterbreitet. Dennoch gestaltet sich die Durchsetzung echter Honorarerhöhungen in der aktuellen politischen Landschaft als äußerst schwierig, insbesondere angesichts der klammen Kassen der Ampel-Koalition.
Eine Möglichkeit, die wirtschaftliche Situation der Apotheken zu verbessern, könnte die Umwidmung der Gelder im Topf für pharmazeutische Dienstleistungen (pDL) sein. Diese Option würde jedoch eine Gesetzesänderung erfordern, da die pDL im Sozialgesetzbuch V geregelt sind. Fehlt eine eigene Reform, könnte eine Umwidmung nur im Rahmen des sogenannten Omnibusverfahrens in anderen Gesetzgebungsverfahren stattfinden, etwa im Gesundheitsversorgungsstärkungsgesetz.
Zusätzlich gibt es die Möglichkeit, die Skonto-Problematik ohne neue Gesetze zu lösen. Das Urteil des Bundesgerichtshofs hat die Einkaufskonditionen für Apotheken verschlechtert, was in der zweiten Jahreshälfte negative Auswirkungen zeigen wird. Eine Wiederfreigabe der Skonti könnte durch das Bundeswirtschaftsministerium in Abstimmung mit dem BMG per Verordnung geregelt werden, was jedoch die Zustimmung des Bundesrates erfordert.
Insgesamt bleibt die Zukunft des ApoRG ungewiss. Die Apotheken stehen vor zahlreichen Herausforderungen, die ohne klare politische Unterstützung nicht bewältigt werden können.
Die aktuelle Situation rund um das Apotheken-Reformgesetz wirft ein kritisches Licht auf die politischen Entscheidungsprozesse in Deutschland. Der Stillstand der Reformen zeugt von einer tiefen Spaltung innerhalb der Koalition, während die Apotheker weiterhin auf eine Lösung ihrer drängenden Probleme warten. In Anbetracht der wachsenden finanziellen Herausforderungen ist es unerlässlich, dass das BMG nicht nur eine politische Einigung anstrebt, sondern auch konkrete Maßnahmen zur Unterstützung der Apotheken ergreift.
Die Vielzahl an Vorschlägen aus der Apothekerschaft zeigt, dass es Lösungen gibt, doch die Bereitschaft der Politik, diese umzusetzen, bleibt fraglich. Letztlich hängt die Zukunft der Apotheken nicht nur von politischen Manövern ab, sondern von der Fähigkeit der Verantwortlichen, die Bedürfnisse der Branche ernst zu nehmen und zeitnah zu handeln. Die Apotheker erwarten nicht nur leere Versprechungen, sondern konkrete Schritte, die ihre wirtschaftliche Lage stabilisieren und die Qualität der Gesundheitsversorgung sichern.
BtM-Pflaster: Apotheken in der Retax-Falle
Mit der Aufhebung der Höchstmengenregelungen bei Betäubungsmittelrezepten (BtM-Rezepte) wurde ein bedeutender Schritt zur Entlastung der Apotheken unternommen. Doch während diese Maßnahme als Erleichterung für den Apothekenalltag angesehen wird, bleibt ein wesentliches Problem bestehen: die formalen Anforderungen an die Ausstellung von BtM-Verordnungen. Besonders bei der Verschreibung von BtM-Pflastern stoßen Apotheken regelmäßig auf Schwierigkeiten. Fehlerhafte oder unvollständige Rezepte verursachen nicht nur Verzögerungen bei der Patientenversorgung, sondern setzen Apotheken auch einem erheblichen finanziellen Risiko aus – der Retaxation. Diese kann teuer werden und Apotheken wirtschaftlich schwer belasten.
Laut der Betäubungsmittel-Verschreibungsverordnung (BtMVV) müssen BtM-Rezepte detaillierte Informationen enthalten, darunter die exakte Bezeichnung des Arzneimittels, die Menge des enthaltenen Betäubungsmittels sowie spezielle Angaben wie die Beladungsmenge und die Freisetzungsrate bei Präparaten wie BtM-Pflastern. Diese Anforderungen sind von entscheidender Bedeutung, um sicherzustellen, dass Apotheken das korrekte Präparat abgeben können. Fehlerhafte oder unvollständige Rezepte, die diese notwendigen Angaben nicht enthalten, führen zu Unklarheiten. So reicht etwa eine Verordnung über "Fentanyl 50 µg/h 5 Matrixpflaster" nicht aus, da es verschiedene Pflaster mit dieser Freisetzungsrate, aber unterschiedlichen Beladungsvolumina gibt.
Ein weiteres Problem betrifft die genaue Angabe der Stückzahl. Apotheken müssen darauf achten, dass BtM-Präparate in der richtigen Menge abgegeben werden. Allein die Nennung einer Normgröße wie N1, N2 oder N3 ist unzureichend, um die Abgabe präzise zu steuern. Apotheken dürfen BtM-Präparate nur dann austauschen, wenn Wirkstoffmenge, Freisetzungsrate und Applikationsintervall exakt übereinstimmen. In der Praxis fehlen jedoch häufig die nötigen Angaben, und Apotheken müssen sich mit der verschreibenden Arztpraxis in Verbindung setzen, um Klarheit zu schaffen. Dies führt zu Verzögerungen, die besonders problematisch werden, wenn die Arztpraxis nicht erreichbar ist.
Die Folge solcher Unklarheiten kann im schlimmsten Fall eine Retaxation sein. Apotheken, die ein fehlerhaftes Rezept einlösen, ohne die notwendigen Korrekturen vorzunehmen, laufen Gefahr, dass die Krankenkassen die Erstattung verweigern. Dies stellt für viele Apotheken ein erhebliches finanzielles Risiko dar, insbesondere da sich Fehler in BtM-Verordnungen häufen. Berichte aus Apotheken zeigen, dass besonders bei Pflasterverordnungen häufig Probleme auftreten, da die Verschreibungen oft nicht den erforderlichen Formalitäten entsprechen.
Obwohl die Abschaffung der Höchstmengenregelungen eine Erleichterung darstellt, bleibt die Prüfung der formalen Korrektheit von BtM-Rezepten eine tägliche Herausforderung für Apotheken. Die Präzision der Angaben ist entscheidend, um Retaxationen zu vermeiden und eine schnelle Versorgung der Patienten zu gewährleisten. Gleichzeitig sollten Ärzte bei der Ausstellung von BtM-Rezepten besondere Sorgfalt walten lassen, um unnötige Korrekturen zu vermeiden. Denn letztlich geht es nicht nur um die finanzielle Sicherheit der Apotheken, sondern auch um die schnelle und sichere Versorgung der Patienten.
Die formalen Anforderungen an BtM-Rezepte sind ein ständiges Ärgernis für Apotheken. Zwar hat die Abschaffung der Höchstmengenregelung eine wichtige Hürde beseitigt, doch der bürokratische Aufwand bleibt enorm. Besonders ärgerlich sind unvollständige oder fehlerhafte Verordnungen, die immer wieder auftauchen. Gerade bei BtM-Pflastern führen diese zu erheblichen Verzögerungen in der Patientenversorgung und setzen Apotheken dem Risiko von Retaxationen aus. Dass Apotheken jedes Rezept akribisch prüfen müssen, bevor sie ein Medikament abgeben können, zeigt, wie fragil das System ist.
Fehler auf BtM-Rezepten sind nicht nur unnötig, sondern leicht vermeidbar. Ärzte sollten sich der Bedeutung exakter Verschreibungen bewusst sein, denn jeder Fehler führt zu Verzögerungen und erhöht das Risiko für Apotheken, auf den Kosten sitzen zu bleiben. Retaxationen sind keine Seltenheit und können Apotheken hart treffen, insbesondere in Zeiten wirtschaftlicher Unsicherheit. Es liegt in der Verantwortung der verschreibenden Ärzte, die Formalitäten korrekt zu erfüllen und so den Apotheken den Arbeitsalltag zu erleichtern.
Gleichzeitig ist es entscheidend, dass Apothekenteams wachsam bleiben und jedes Rezept genau prüfen, um teure Retaxationen zu vermeiden. Die Prüfung erfordert jedoch Zeit, die in dringenden Fällen oft knapp ist. Die aktuelle Situation zeigt, dass eine engere Zusammenarbeit zwischen Ärzten und Apotheken notwendig ist, um solche Probleme zu minimieren. Letztlich profitieren alle – vor allem die Patienten – von einer reibungslosen Zusammenarbeit und klaren Vorschriften. Doch bis dahin bleiben unvollständige BtM-Rezepte ein vermeidbares, aber beständiges Problem im Alltag der Apotheken.
Apotheker in Wittenberg warnen vor Folgen der Apothekenreform
In Wittenberg trafen sich Apothekerinnen und Apotheker mit Landrat Christian Tylsch (CDU), um ihre Besorgnis über die geplante Apothekenreform kundzutun. Auf Initiative von Jens-Andreas Münch, dem Präsidenten der Landesapothekerkammer Sachsen-Anhalt, fand das Gespräch statt, um die potenziellen Auswirkungen der Reform auf die Arzneimittelversorgung zu erörtern.
Die Apothekerschaft äußerte deutliche Bedenken, dass die Qualität der Versorgung leiden könnte, wenn Apotheken ohne die Leitung durch approbierte Apotheker betrieben werden. Münch betonte, dass die kompetente Beratung durch Apotheker das letzte Sicherheitsnetz in der Arzneimittelabgabe darstelle und die Reform dazu führen könnte, dass dieses Sicherheitsnetz entfällt. Dies wäre besonders besorgniserregend für die Patientensicherheit.
In ländlichen Regionen wie Wittenberg, wo viele ältere Menschen auf fachkundige Beratung angewiesen sind, droht eine dramatische Verschlechterung der Versorgung. Landrat Tylsch bestätigte diese Sorgen und warnte vor dem drohenden Apothekensterben in solchen Gebieten.
Im Gespräch wurde auch die prekäre finanzielle Lage vieler Apotheken thematisiert. Münch forderte eine Erhöhung der Honorare für Apotheken, um deren wirtschaftliche Basis zu stärken und die langfristige Versorgungssicherheit zu gewährleisten. Trotz der Herausforderungen sind die Apotheker bereit, mehr Verantwortung in der Patientenversorgung zu übernehmen, jedoch müssten die finanziellen Rahmenbedingungen verbessert werden.
„Mit dem Apotheker sparen, nicht am Apotheker“, lautete das Credo von Münch, das den Wunsch der Apotheker unterstreicht, gemeinsam mit der Politik tragfähige Lösungen zu finden, von denen alle Beteiligten profitieren. Landrat Tylsch signalisierte seine Unterstützung und betonte die Bedeutung eines engen Austauschs zwischen Politik und Apothekerschaft, um die Herausforderungen der Reformpläne zu bewältigen.
Die Warnungen der Apotheker in Wittenberg sind nicht nur berechtigt, sondern auch dringend. Die geplante Reform könnte nicht nur die wirtschaftliche Existenz vieler Apotheken gefährden, sondern auch die Sicherheit und Qualität der Arzneimittelversorgung für die Bürgerinnen und Bürger. Die Regierung muss die Stimme der Apothekerschaft ernst nehmen und den Dialog suchen, um Lösungen zu entwickeln, die sowohl der Branche als auch den Patientinnen und Patienten zugutekommen. Ein Abbau der Standards in der Arzneimittelversorgung wäre ein Schritt in die falsche Richtung, der in der Praxis katastrophale Folgen haben könnte. Die Forderung nach fairen Honoraren ist nicht nur eine Frage der Gerechtigkeit, sondern auch eine Notwendigkeit, um die Qualität der Versorgung aufrechtzuerhalten.
EMA empfiehlt Erweiterung der Imvanex-Impfung auf Jugendliche
Die Europäische Arzneimittelagentur (EMA) hat eine wichtige Empfehlung ausgesprochen: Der Pocken- und Mpox-Impfstoff Imvanex soll künftig auch für Jugendliche im Alter von 12 bis 17 Jahren zugelassen werden. Dies erfolgt in Reaktion auf die sich rasch ausbreitende Mpox-Epidemie, insbesondere in der Region des Kongo, wo die Weltgesundheitsorganisation (WHO) kürzlich eine gesundheitliche Notlage internationaler Tragweite ausgerufen hat.
Mpox, auch bekannt als Affenpocken, ist eine Viruserkrankung, die bislang vor allem in afrikanischen Ländern vorkam, nun jedoch zunehmend auch in anderen Regionen eine Gefahr darstellt. Um dieser Bedrohung zu begegnen, stellt der in der EU bereits zugelassene Impfstoff Imvanex von Bavarian Nordic eine wichtige Schutzmaßnahme dar. Der Impfstoff schützt nicht nur vor Pocken, sondern auch vor Mpox und gegen durch das Vaccinia-Virus verursachte Krankheiten. Bislang war die Anwendung jedoch auf Erwachsene beschränkt.
Die jüngste Empfehlung des Ausschusses für Humanarzneimittel (CHMP) der EMA basiert auf vorläufigen Daten aus einer klinischen Studie, die die Immunantwort bei 315 Jugendlichen und 211 Erwachsenen verglichen hat. Diese Ergebnisse zeigten, dass die Immunreaktion der Jugendlichen mit der der Erwachsenen vergleichbar ist. Somit geht die EMA davon aus, dass der Impfstoff bei dieser Altersgruppe einen ähnlichen Schutz bietet wie bei Erwachsenen.
Darüber hinaus wurde innerhalb der Studie festgestellt, dass das Sicherheitsprofil des Impfstoffs bei Jugendlichen ebenfalls mit dem der Erwachsenen übereinstimmt. Es wurden keine zusätzlichen oder unerwarteten Risiken beobachtet. Trotz dieser positiven Ergebnisse hat die EMA den Impfstoffhersteller dazu aufgefordert, bis Mai 2025 abschließende Studiendaten vorzulegen, um die Langzeitsicherheit und Wirksamkeit des Impfstoffs bei Jugendlichen weiter zu überprüfen.
Diese Empfehlung stellt einen wichtigen Schritt dar, um die Verbreitung von Mpox zu bremsen und Jugendliche, eine potenziell gefährdete Bevölkerungsgruppe, besser zu schützen. Angesichts der globalen Gesundheitssituation und der Ausrufung der Notlage durch die WHO ist die rasche Reaktion der europäischen Arzneimittelbehörde von großer Bedeutung.
Die Empfehlung der EMA, den Pocken- und Mpox-Impfstoff Imvanex auch für Jugendliche freizugeben, zeigt das wachsende Bewusstsein für die globale Bedrohung durch Viruserkrankungen wie Mpox. In Zeiten internationaler Mobilität und globalisierter Gesundheitskrisen ist es unerlässlich, präventive Maßnahmen zu ergreifen, um eine weitere Verbreitung gefährlicher Viren zu verhindern. Die WHO hat durch die Ausrufung der gesundheitlichen Notlage bereits ein deutliches Signal gesendet, dass das Problem weit über regionale Grenzen hinausreicht.
Dass der Impfstoff bei Jugendlichen eine ähnliche Immunantwort zeigt wie bei Erwachsenen und dabei keine zusätzlichen Risiken birgt, ist ein starkes Argument für die Ausweitung der Anwendung. Es bleibt jedoch abzuwarten, wie sich die Situation weiterentwickelt und ob die endgültigen Studiendaten die vorläufigen positiven Ergebnisse bestätigen. Wichtig ist auch, dass die Impfkampagnen rasch und umfassend organisiert werden, um einen effektiven Schutz der Bevölkerung zu gewährleisten.
In einer global vernetzten Welt darf der Schutz vor Viruserkrankungen keine Altersgrenzen kennen. Die EMA hat hiermit einen wichtigen Schritt gemacht, doch nun liegt es an den nationalen Gesundheitssystemen, diese Maßnahme konsequent umzusetzen.
Kinder und Kosmetik: Warum die Nachahmung von Erwachsenenhygiene gefährlich ist
In den letzten Jahren ist ein besorgniserregender Trend unter Kindern und Jugendlichen zu beobachten. Immer mehr junge Menschen greifen zu Hautpflegeprodukten, die ursprünglich für Erwachsene entwickelt wurden. Angefeuert durch Influencer in den sozialen Medien, sogenannte Skinfluencer, die ihre täglichen Beautyroutinen auf Plattformen wie Instagram und Tiktok präsentieren, experimentieren bereits Kinder im Grundschulalter mit Serums, Anti-Aging-Cremes und anderen Pflegeprodukten. Doch was auf den ersten Blick harmlos wirken mag, birgt ernste gesundheitliche Risiken, warnen Experten.
Dr. Kerstin Etzenbach-Effers von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen zeigt sich besorgt über die Inhaltsstoffe vieler dieser Produkte. Retinol, Fruchtsäuren und Vitamin C, die häufig in Anti-Aging-Cremes und anderen Hautpflegemitteln für Erwachsene vorkommen, können bei Kindern zu Hautreizungen, Entzündungen und sogar zu Ekzemen führen. Der Grund dafür liegt in der empfindlicheren Haut der Kinder, die im Vergleich zu Erwachsenen eine schwächere Hautbarriere aufweist und noch nicht vollständig ausgereift ist. Auch das Immunsystem von Kindern ist noch in der Entwicklung, was sie anfälliger für Reizstoffe, Umweltfaktoren und Allergene macht.
Die Verwendung von Anti-Aging-Cremes bei Kindern und Jugendlichen ist jedoch nicht nur unnötig, sondern kann auch das Gegenteil des Erwünschten bewirken, so der Münchener Hautarzt Dr. Christoph Liebich. Bei pubertierenden Jugendlichen mit Akne kann eine solche reichhaltige Pflege die Hautprobleme sogar verschlimmern. „Kinderhaut braucht – außer bei spezifischen Hautkrankheiten – eigentlich gar keine Pflege“, betont Liebich.
Neben den gesundheitlichen Risiken sehen Experten auch soziale und psychologische Gefahren. Der Würzburger Markenmanagement-Professor Dr. Karsten Kilian warnt vor einem verzerrten Selbstbild, das durch den starken Fokus auf das äußere Erscheinungsbild entstehen kann. Kinder und Jugendliche, die regelmäßig kosmetische Produkte verwenden, laufen Gefahr, ein geringes Selbstwertgefühl zu entwickeln, da sie sich an den oft unerreichbaren Schönheitsidealen in den sozialen Medien orientieren. Besonders problematisch sei dabei die stereotype Darstellung von Frauen und Mädchen, die durch diesen Trend verstärkt wird.
Erschwerend kommt hinzu, dass immer mehr junge Menschen einen beachtlichen Teil ihres Taschengeldes für Kosmetikprodukte ausgeben. Dies führt nicht nur zu einem erhöhten Konsum, sondern auch zu einer falschen Vorstellung davon, was Schönheit und Natürlichkeit bedeuten. Starkes Make-up, Bildbearbeitung und perfekte Ausleuchtung in den sozialen Medien tragen dazu bei, dass Menschen mit Hautunreinheiten oder anderen kleinen Makeln dort kaum noch zu sehen sind. Dadurch empfinden viele junge Menschen ihre eigenen Hautprobleme als weitaus gravierender, als sie tatsächlich sind.
Ein weiteres Risiko besteht in den sogenannten DIY-Kosmetik-Anleitungen, die im Internet kursieren. Hier werden häufig einfache Rezepte für selbstgemachte Cremes oder Gesichtsmasken verbreitet, die jedoch nicht konserviert sind und schnell mit Keimen besiedelt werden können. Dies kann zu Hautentzündungen führen, warnt Professor Dr. Christiane Bayerl von der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft. Gerade bei solchen unregulierten Eigenkreationen sei Vorsicht geboten.
Der Trend zur erwachsenen Hautpflege bei Kindern und Jugendlichen wirft auch die Frage nach einer möglichen Alterskennzeichnung auf Kosmetikprodukten auf. Doch Verbraucherschützerin Etzenbach-Effers hält dies für wenig sinnvoll. Produkte wie Anti-Aging-Cremes seien bereits eindeutig nicht für Kinder geeignet, und eine Altersgrenze würde kaum kontrolliert werden können. Wichtiger sei es, den Kindern zu vermitteln, dass sie genau richtig sind, wie sie sind, und dass sie keine kosmetischen Produkte benötigen, um schön zu sein.
Der Trend zur Hautpflege bei Kindern und Jugendlichen zeigt, wie tief soziale Medien mittlerweile in das Leben junger Menschen eingreifen. Was als harmloses Nachahmen beginnt, birgt das Potenzial, ernsthafte psychologische und gesundheitliche Schäden zu hinterlassen. Kinder, die sich von klein auf daran gewöhnen, ihr Äußeres ständig zu optimieren, laufen Gefahr, ein verzerrtes Schönheitsideal zu entwickeln. Dabei geht es längst nicht mehr nur um die Verwendung von Make-up – der Druck, perfekt auszusehen, verlagert sich zunehmend auch auf Hautpflege und Körperoptimierung.
Während es normal ist, dass Kinder in die Rolle von Erwachsenen schlüpfen und dabei auch mal die Schminke ihrer Eltern ausprobieren, wird der Trend zur regelmäßigen Nutzung von Pflegeprodukten zu einem gesellschaftlichen Problem, wenn er das Selbstwertgefühl der Kinder untergräbt. Anstatt jungen Menschen zu vermitteln, dass sie sich so akzeptieren sollen, wie sie sind, setzen sie sich einem ungesunden Perfektionsdruck aus. Influencer tragen hierbei eine große Verantwortung, denn ihre Posts und Videos beeinflussen die Wahrnehmung ganzer Generationen.
Es ist höchste Zeit, dieser Entwicklung entgegenzuwirken und Kindern beizubringen, dass wahre Schönheit von innen kommt und nichts mit der Anzahl der verwendeten Pflegeprodukte zu tun hat. Eltern, Schulen und die Gesellschaft sind gefragt, den Wert von Selbstakzeptanz und natürlicher Schönheit wieder in den Vordergrund zu rücken. Denn nur so können wir verhindern, dass eine Generation heranwächst, die ihr Selbstwertgefühl an die Anzahl der Likes auf Social Media knüpft.
Schlaf nachholen: Wichtiger Faktor für die Herzgesundheit
In einer umfassenden Kohortenstudie mit 90.903 Teilnehmern aus dem Vereinigten Königreich haben Forscher am Fuwai-Krankenhaus in Peking einen signifikanten Zusammenhang zwischen der Schlafdauer am Wochenende und der Herzgesundheit festgestellt. Die Untersuchung, die auf Daten des UK Biobank-Projekts basiert, zeigt, dass das Nachholen von Schlaf an den Wochenenden einen positiven Einfluss auf das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen haben kann.
In der heutigen hektischen Arbeitswelt haben viele Menschen Schwierigkeiten, die notwendige Schlafzeit während der Woche zu erreichen. Ein voller Terminkalender und diverse Verpflichtungen führen häufig zu Schlafmangel, was langfristig gesundheitliche Risiken mit sich bringen kann. Die neue Studie beleuchtet die Möglichkeit, dass kompensatorischer Schlaf am Wochenende einen wichtigen Schutzfaktor darstellen könnte.
Die Teilnehmer wurden in vier Gruppen eingeteilt, je nach der Differenz zwischen der Schlafzeit am Wochenende und unter der Woche. Die Gruppe mit dem geringsten Schlaf (Q1) zeigte ein deutlich höheres Risiko für Herzerkrankungen im Vergleich zu denjenigen, die am Wochenende ausreichend Schlaf nachholten. Personen, die mindestens 1,28 Stunden zusätzlichen Schlaf am Wochenende erlangten, hatten ein um 19 % reduziertes Risiko für Herzkrankheiten. Bei Personen, die während der Woche häufig unter Schlafmangel litten, betrug die Risikominderung sogar 20 %.
Die Studie erstreckte sich über fast 14 Jahre, in denen verschiedene Herzkrankheiten wie ischämische Herzkrankheit, Herzinsuffizienz, Vorhofflimmern und Schlaganfall dokumentiert wurden. Die Ergebnisse unterstreichen die Bedeutung eines ausreichenden Schlafs, selbst wenn er erst am Wochenende nachgeholt wird, um die Gesundheit des Herzens zu fördern und das Risiko schwerwiegender Erkrankungen zu verringern.
In Anbetracht dieser Ergebnisse ist es wichtig, dass Gesellschaft und Arbeitgeber die Bedeutung von Schlaf als Gesundheitsfaktor anerkennen. Maßnahmen zur Förderung eines gesunden Schlafverhaltens könnten nicht nur die Lebensqualität der Beschäftigten verbessern, sondern auch die allgemeine Herzgesundheit der Bevölkerung nachhaltig unterstützen.
Die neuen Erkenntnisse über den Zusammenhang zwischen Schlaf und Herzgesundheit sind nicht nur für die Wissenschaft von Bedeutung, sondern werfen auch ein Licht auf die gesellschaftlichen Herausforderungen in der modernen Arbeitswelt. Schlafmangel ist weit verbreitet und oft ein unvermeidlicher Begleiter eines stressigen Alltags. Die Möglichkeit, dass wir am Wochenende das Versäumte nachholen können, bietet eine Hoffnung auf gesundheitliche Verbesserung. Dennoch sollte dies nicht als langfristige Lösung betrachtet werden. Unternehmen und Politik sind gefordert, eine Kultur zu schaffen, die gesunden Schlaf fördert und Stress reduziert. Nur so können wir langfristig die Gesundheit der Bevölkerung sichern und Herz-Kreislauf-Erkrankungen vorbeugen.
Von Engin Günder, Fachjournalist
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