• 21.09.2024 – Apotheken-News: Versicherungslücken, wirtschaftliche Risiken und das Ringen um Stabilität

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APOTHEKE | Medienspiegel & Presse |

Apotheken-News: Versicherungslücken, wirtschaftliche Risiken und das Ringen um Stabilität

 

Unterschätzte Gefahren, Retaxierungen und finanzielle Belastungen durch Hochpreismedikamente und Rabattverträge bedrohen die Existenz vieler Apotheken

In der stark regulierten Apothekenbranche wird das Thema Versicherungsschutz oft unterschätzt, was fatale Folgen haben kann. Viele Apothekenbetreiber verzichten auf essenzielle Versicherungen, wie Cyber- oder Elementarversicherungen, da sie die Risiken als gering einschätzen. Doch genau diese Fehleinschätzung kann im Schadensfall zur existenziellen Bedrohung werden. Neben versicherungstechnischen Risiken kämpfen Apotheken auch mit finanziellen Herausforderungen: Die geringe Vorabausschüttung im AvP-Insolvenzverfahren hat viele Apotheken hart getroffen, während Retaxierungen wegen angeblicher Doppelabrechnungen von E- und Papier-Rezepten zusätzlich Druck ausüben. Besonders problematisch sind auch die Vorfinanzierungskosten bei der Abgabe von Hochpreismedikamenten, die Apotheken in wirtschaftliche Schwierigkeiten bringen. Rabattverträge in der Onkologie verschärfen die Situation weiter, da sie die Versorgung von Krebspatienten erschweren und die Margen der Apotheken drastisch reduzieren. Diese Entwicklungen werfen zunehmend die Frage auf, wie zukunftssicher das traditionelle Apothekenmodell noch ist.


In der hochregulierten und komplexen Branche der Apotheken kommt es immer wieder zu gravierenden Fehleinschätzungen beim Thema Versicherungsschutz. Viele Apothekenbetreiber halten bestimmte Versicherungen für überflüssig, da sie die damit verbundenen Risiken als gering oder unwahrscheinlich einstufen. Aussagen wie „Cyberangriffe betreffen mich nicht“ oder „Mein Standort ist nicht in einer Risikozone, ich brauche keine Elementarversicherung“ sind keine Seltenheit. Diese Haltung kann jedoch verheerende Folgen haben, wenn genau die Risiken eintreten, die als unwahrscheinlich angesehen wurden. Gerade Cyberangriffe oder Elementarschäden durch Naturkatastrophen können die Existenz einer Apotheke ernsthaft gefährden. Vor allem die Digitalisierung der Prozesse in Apotheken und die verstärkte Nutzung elektronischer Rezepte erhöhen das Risiko, Opfer von Cyberattacken zu werden. Gleichzeitig unterschätzen viele Apothekenbetreiber die Bedeutung einer Elementarversicherung, insbesondere in Zeiten zunehmender Extremwetterlagen. Eine lückenhafte Absicherung kann bei einem Schadensfall existenzbedrohende Konsequenzen nach sich ziehen.

Im Zusammenhang mit der Insolvenz des Apothekenrechenzentrums AvP stehen zahlreiche Apotheken vor erheblichen finanziellen Herausforderungen. Insolvenzverwalter Dr. Jan-Philipp Hoos verteidigt die bisher geringe Vorabausschüttung an die betroffenen Apotheken, die eine Quote von lediglich 15,4 Prozent ihrer Forderungen erhalten haben. Hoos betont, dass im Vorfeld keine konkreten Prognosen über die zu erwartenden Auszahlungen gemacht werden konnten, was die Situation für die betroffenen Offizinapotheken schwer kalkulierbar machte. Viele Apotheken sind durch die langwierigen Insolvenzzahlungen finanziell angeschlagen, was ihre wirtschaftliche Stabilität weiter beeinträchtigt. Die Apotheker sehen sich mit Unsicherheit konfrontiert, da unklar bleibt, ob und wann sie ihre ausstehenden Forderungen vollständig erstattet bekommen.

Eine weitere Herausforderung für Apotheken ist die zunehmende Anzahl von Retaxierungen, insbesondere im Zusammenhang mit der Abrechnung von E-Rezepten und Papier-Rezepten. Mehrere Apotheken berichten, dass Krankenkassen ihnen vorwerfen, eine doppelte Abrechnung vorgenommen zu haben, da sowohl ein Papier-Rezept als auch ein E-Rezept für dasselbe Medikament eingereicht worden seien. In der Folge haben die Apotheken für diese Fälle Retaxierungen erhalten, was zu finanziellen Verlusten führt. Die Krankenkassen argumentieren, dass eine doppelte Abrechnung stattgefunden habe, obwohl Apotheken dies bestreiten und darauf hinweisen, dass die Abrechnung korrekt und transparent erfolgt sei. Für die betroffenen Apotheken ist dies eine schwerwiegende Belastung, da sie die Retaxierungen ohne konkrete Nachweise akzeptieren müssen.

Auch die Abgabe von Hochpreismedikamenten stellt Apotheken vor große wirtschaftliche Risiken. Trotz der hohen Verkaufspreise von Arzneimitteln wie Krebsmedikamenten erhalten Apotheken nur geringe prozentuale Aufschläge auf diese Präparate. Dies führt dazu, dass Apotheken die teuren Medikamente vorfinanzieren müssen, während sie gleichzeitig nur geringe Margen erzielen. Besonders problematisch ist die Diskussion um eine mögliche Reduzierung des bisherigen Aufschlags von 3 Prozent auf 2 Prozent. Diese Änderung könnte die finanzielle Lage vieler Apotheken weiter verschlechtern und die Abgabe von Hochpreismedikamenten noch riskanter machen. Apotheker sehen sich zunehmend in einer prekären Situation, da die aktuellen Rahmenbedingungen eine wirtschaftlich tragfähige Abgabe solcher Medikamente erschweren.

Die Einführung von Rabattverträgen in der Onkologie verschärft die Lage für Apotheken zusätzlich. Ursprünglich als kostensparendes Modell von Krankenkassen gedacht, führt dies nun zu erheblichen Unsicherheiten in der Versorgung von Krebspatienten. In Bayern wurden Anfang 2024 erste Rabattverträge für onkologische Wirkstoffe eingeführt, was viele Apothekerinnen und Apotheker vor große Herausforderungen stellt. Die Umsetzung der Rabattverträge gestaltet sich schwierig, da die Apotheken mitunter Probleme haben, die erforderlichen Medikamente zu beziehen und rechtzeitig an die Patienten abzugeben. Dies gefährdet nicht nur die wirtschaftliche Lage der Apotheken, sondern auch die Sicherheit der Versorgung von Krebspatienten.

Auf internationaler Ebene wird weiterhin der Ursprung der Corona-Pandemie diskutiert. Eine neue wissenschaftliche Untersuchung deutet darauf hin, dass Wildtiere eine entscheidende Rolle bei der Entstehung der Pandemie gespielt haben könnten. Forscher haben über 800 Proben vom Huanan Seafood Market in Wuhan, einem Markt, der auch als Umschlagplatz für Wildtiere bekannt ist, analysiert. Die Untersuchung ergab Hinweise darauf, dass auf diesem Markt Viren vorhanden waren, die mit Covid-19 in Verbindung stehen könnten. Direkte Proben von Tieren konnten nicht mehr genommen werden, da der Markt zu diesem Zeitpunkt bereits geschlossen war. Die Frage nach dem genauen Ursprung der Pandemie bleibt weiterhin offen, aber Wildtiere gelten nach wie vor als wahrscheinliche Quelle.

Im Bereich der Impfstoffentwicklung gibt es positive Nachrichten. Die europäische Arzneimittelbehörde (EMA) hat empfohlen, den Mpox-Impfstoff Imvanex auch für Jugendliche im Alter von zwölf bis 17 Jahren zuzulassen. Bisher war dieser Impfstoff nur für Erwachsene zugelassen und schützt vor Pocken, Mpox (ehemals Affenpocken) und anderen durch das Vaccinia-Virus verursachten Krankheiten. Diese Empfehlung basiert auf Zwischenergebnissen einer Studie, die eine vergleichbare Immunreaktion bei Jugendlichen und Erwachsenen nach der Impfung zeigte. Zudem wurde bestätigt, dass das Sicherheitsprofil des Impfstoffs bei Jugendlichen ebenso günstig ist wie bei Erwachsenen. Diese Erweiterung der Zulassung könnte dazu beitragen, den Schutz vor Mpox in jüngeren Altersgruppen zu verbessern.

Abseits der Apothekenwelt gerät der Teeanbau in einigen Regionen aufgrund von Magnesium-Mangel in Gefahr. Magnesium ist für das gesunde Wachstum der Teepflanze Camellia sinensis unerlässlich, wie eine aktuelle Studie chinesischer Forscher zeigt. Die Wissenschaftler der Huazhong Agricultural University haben eine entscheidende Genverbindung entdeckt, die eine Schlüsselrolle bei der Magnesiumaufnahme der Pflanzen spielt. Durch diese Erkenntnisse erhoffen sich die Forscher, langfristige Lösungen zur Verbesserung der Teeanbaupraktiken zu finden und damit eine mögliche Krise in der Teeproduktion abzuwenden.


Kommentar:

Die Unterschätzung von Risiken und der oft unzureichende Versicherungsschutz in Apotheken sind alarmierende Entwicklungen, die die Existenz vieler Betriebe aufs Spiel setzen. In einer Branche, die täglich mit neuen Herausforderungen wie Digitalisierung, Hochpreismedikamenten und den Anforderungen durch Krankenkassen konfrontiert ist, bleibt eine lückenhafte Absicherung ein existenzielles Problem. Apothekenbetreiber, die Cybergefahren oder Elementarschäden als unwahrscheinlich abtun, verkennen die Dynamik moderner Risikolandschaften. Spätestens der AvP-Skandal hat gezeigt, wie schnell eine unerwartete Krise die finanzielle Grundlage vieler Apotheken erschüttern kann.

Das Insolvenzverfahren und die geringe Vorabausschüttung sind symptomatisch für eine Branche, die sich in einem permanenten Krisenmodus befindet – eine Branche, die zunehmend unter regulatorischen und wirtschaftlichen Druck gerät, ohne dass sich abzeichnet, dass sich die Rahmenbedingungen spürbar verbessern. Auch die zunehmenden Retaxierungen aufgrund mutmaßlicher Doppelabrechnungen im Zusammenhang mit E-Rezepten und Papier-Rezepten sind Ausdruck eines Systems, das Apothekenbetreiber zusätzlich belastet, ohne klare Entlastungsmechanismen.

Die finanzielle Situation der Apotheken wird durch die Abgabe von Hochpreismedikamenten weiter erschwert. Apotheker geraten immer häufiger in Vorfinanzierungssituationen, bei denen der wirtschaftliche Nutzen im Verhältnis zu den Risiken kaum tragbar ist. Die Aussicht auf eine Reduzierung des Aufschlags verschärft diese Problematik zusätzlich. Es stellt sich die Frage, ob Apotheken langfristig noch in der Lage sein werden, solche Medikamente wirtschaftlich abzugeben, ohne ihre Existenz zu gefährden.

Ein weiteres Risiko für die Versorgungssicherheit stellt die Einführung von Rabattverträgen in der Onkologie dar. Was ursprünglich als Modell zur Kosteneinsparung gedacht war, entwickelt sich zunehmend zu einer Belastung für die Versorgung von Krebspatienten und stellt Apotheken vor schwerwiegende logistische Probleme. Hier müssen Lösungen gefunden werden, um die Versorgung von Patienten nicht zu gefährden und gleichzeitig die Apotheken wirtschaftlich handlungsfähig zu halten.

Die Lehren aus der Corona-Pandemie und die Entdeckungen rund um Wildtiere als mögliche Ursprungsquelle unterstreichen, wie unberechenbar Krisen entstehen können. In diesem Zusammenhang wird auch die Bedeutung einer ausreichenden Impfstoffversorgung deutlich, wie die Zulassung des Mpox-Impfstoffs für Jugendliche zeigt.

Der drohende Magnesium-Mangel in der Teeproduktion verdeutlicht, dass selbst global bedeutende Agrarsektoren vor existenziellen Risiken stehen, wenn entscheidende Ressourcen knapp werden. Genauso wie der Teeanbau auf ausgewogene Böden angewiesen ist, sind Apotheken auf eine ausgewogene und umfassende Risikovorsorge angewiesen, um ihre Zukunft zu sichern. Nur wer rechtzeitig handelt und sich adäquat absichert, kann in einem zunehmend unsicheren Marktumfeld bestehen.

Von Engin Günder, Fachjournalist

 

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