• 18.09.2024 – Apotheken-KI: Zwischen Fortschritt und Risiko

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APOTHEKE | Medienspiegel & Presse |

Apotheken-KI: Zwischen Fortschritt und Risiko

 

Technik entlastet, doch Datenschutz und Kosten bleiben kritisch

Künstliche Intelligenz hält zunehmend Einzug in den Apothekenbetrieb und übernimmt Routineaufgaben, um das Personal zu entlasten. Doch während die Automatisierung Zeit spart und den Fachkräftemangel abfedert, gibt es auch Bedenken hinsichtlich hoher Kosten, Datensicherheit und möglicher Fehler. Ein ausgewogener Einsatz der Technologie könnte die Zukunft der Apotheken entscheidend prägen – doch Risiken und Vorteile müssen sorgfältig abgewogen werden.


Künstliche Intelligenz (KI) erobert zunehmend den Arbeitsalltag von Apotheken in Deutschland. Während viele Menschen den Einsatz von KI vor allem in technologielastigen Branchen erwarten, ist sie bereits in einigen Apotheken fester Bestandteil des Betriebs. Apothekenbetreiber sehen in der Automatisierung von Routineaufgaben einen wesentlichen Beitrag zur Entlastung ihres Teams, das zunehmend unter dem Druck von Fachkräftemangel und steigenden Arbeitsanforderungen steht. Ein prominentes Beispiel für den erfolgreichen Einsatz von KI ist die Software "Emma", die in den Apotheken von Dr. Philipp Hoffmann zum Einsatz kommt.

Diese speziell entwickelte KI übernimmt administrative Aufgaben im Backoffice-Bereich, darunter das Verwalten von Defektlisten, den Versand von E-Mails und sogar die Erstellung von Stellenanzeigen. Für das Apothekenteam bedeutet dies eine erhebliche Zeitersparnis, da repetitive Aufgaben automatisiert ablaufen, während sie sich auf zentrale Tätigkeiten wie die Kundenberatung und die Herstellung von Rezepturen konzentrieren können. Der Apothekeninhaber lobt "Emma" für ihre Benutzerfreundlichkeit und Effizienz. Die Integration solcher Technologien wird besonders vor dem Hintergrund des zunehmenden Fachkräftemangels als notwendig erachtet, um Engpässe abzufedern und den Betrieb aufrechtzuerhalten.

Doch die Einführung von KI in Apotheken wird nicht nur positiv betrachtet. Kritiker weisen auf potenzielle Risiken hin, darunter insbesondere die hohen Kosten, die mit der Implementierung verbunden sind. Kleine Apotheken, die bereits unter wirtschaftlichem Druck stehen, könnten Schwierigkeiten haben, die nötigen Investitionen für die Anschaffung und Wartung solcher Systeme zu tätigen. Diese Betriebe, die am meisten von der Effizienzsteigerung profitieren könnten, sind möglicherweise diejenigen, die sich KI am wenigsten leisten können.

Darüber hinaus bestehen Bedenken hinsichtlich der Datensicherheit. Apotheken arbeiten mit sensiblen Gesundheitsdaten ihrer Kunden, und der Einsatz von KI-Systemen wirft Fragen nach der sicheren Verarbeitung und Speicherung dieser Informationen auf. Datenschutzverletzungen wären in diesem Kontext besonders verheerend, und es ist unerlässlich, dass Apothekeninhaber strikte Sicherheitsvorkehrungen treffen. Auch ist zu beachten, dass die KI fehleranfällig ist. Eine mangelhafte Programmierung oder fehlerhafte Datenverarbeitung kann zu unerwünschten Konsequenzen führen, die nicht nur den Betriebsablauf stören, sondern auch das Vertrauen der Kunden beeinträchtigen könnten.

Trotz dieser Herausforderungen ist der Einsatz von KI in Apotheken ein wachsender Trend, der sich in den kommenden Jahren weiter verstärken dürfte. Die Vorteile – insbesondere die Zeitersparnis und die Entlastung des Personals – sind unbestreitbar. Allerdings müssen Apotheken einen ausgewogenen Ansatz verfolgen, der sowohl die Vorteile der Automatisierung nutzt als auch die Risiken sorgfältig abwägt. Eine enge Zusammenarbeit mit Entwicklern und IT-Experten sowie eine klare regulatorische Rahmengebung sind essenziell, um den Einsatz von KI sicher und effektiv zu gestalten.


Kommentar:

Der Einsatz von Künstlicher Intelligenz in Apotheken spiegelt einen technologischen Wandel wider, der in vielen Branchen längst Einzug gehalten hat. In einer Zeit, in der Apotheken mit massiven Herausforderungen wie dem Fachkräftemangel und steigenden regulatorischen Anforderungen konfrontiert sind, bietet die Automatisierung von Routineaufgaben eine willkommene Entlastung. Doch die Begeisterung für KI sollte nicht darüber hinwegtäuschen, dass diese Technologie auch Risiken birgt, die nicht unterschätzt werden dürfen.

Besonders die kleineren Apotheken, die oft unter großem wirtschaftlichem Druck stehen, könnten von den hohen Anschaffungskosten abgeschreckt werden. Es bleibt eine offene Frage, ob sich diese Investitionen für alle Betriebe lohnen, oder ob nur finanzstarke Apotheken von den Vorteilen profitieren können. Dies würde die ohnehin bestehende Kluft zwischen kleinen und großen Apotheken weiter vergrößern.

Genauso wichtig wie die finanzielle Komponente ist die Frage der Datensicherheit. Apotheken haben eine besondere Verantwortung, da sie mit hochsensiblen Gesundheitsdaten arbeiten. Jede Schwachstelle in der Sicherheit von KI-Systemen könnte zu verheerenden Datenschutzverletzungen führen und das Vertrauen der Kunden nachhaltig beschädigen. Hier sind klare gesetzliche Regelungen und strikte Sicherheitsvorkehrungen nötig, um das Risiko zu minimieren.

Letztlich steht und fällt der Erfolg von KI in Apotheken mit einem sorgfältigen und verantwortungsbewussten Umgang. Die Technik bietet enorme Potenziale, doch sie darf nicht unkontrolliert eingesetzt werden. KI ist kein Allheilmittel, sondern ein Werkzeug, das richtig eingesetzt werden muss – mit Bedacht, Vorsicht und dem nötigen Respekt vor den ethischen und praktischen Herausforderungen, die sie mit sich bringt. Die Zukunft der Apotheken wird zweifellos digitaler, doch der Mensch muss im Mittelpunkt bleiben.

Von Engin Günder, Fachjournalist

 

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