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GESUNDHEIT | Medienspiegel & Presse |
Aktuelle Phase-III-Daten belegen, dass Liraglutid, ein Medikament zur Gewichtsreduktion, vielversprechende Ergebnisse bei extrem adipösen Kindern im Alter von sechs bis zwölf Jahren liefert. Die Studie zeigt eine signifikante Verbesserung des Body-Mass-Index (BMI) in der behandelten Gruppe im Vergleich zur Placebo-Gruppe. Trotz der positiven Ergebnisse werfen die häufigen Nebenwirkungen und die Unsicherheit über langfristige Auswirkungen Fragen zur weiteren Anwendung auf.
In der neuesten Ausgabe des New England Journal of Medicine wurden bedeutende Ergebnisse einer Phase-III-Studie veröffentlicht, die die Anwendung von Liraglutid bei extrem adipösen Kindern untersucht. Liraglutid, ein GLP-1-Rezeptoragonist, wurde ursprünglich für die Behandlung von Typ-2-Diabetes und Adipositas bei Erwachsenen zugelassen. Die neuen Daten zeigen, dass das Medikament möglicherweise auch eine wirksame Therapie für Kinder im Alter von sechs bis zwölf Jahren darstellen könnte.
Die Phase-IIIa-Studie, bekannt als SCALE Kids, schloss 82 extrem adipöse Kinder ein und dauerte 56 Wochen. Von diesen erhielten 56 Kinder täglich eine subkutane Injektion von 3,0 mg Liraglutid oder der maximal verträglichen Dosis. Die verbleibenden 26 Kinder wurden mit Placebo injiziert. Zusätzlich zu den Injektionen nahmen alle Kinder an Lebensstil-Interventionen teil, die auf eine Gewichtsreduktion abzielten.
Die Ergebnisse zeigen eine signifikante Verbesserung des Body-Mass-Index (BMI) in der Liraglutid-Gruppe. Im Durchschnitt verringerte sich der BMI in dieser Gruppe um 5,8 Prozentpunkte. Im Gegensatz dazu stieg der BMI in der Placebo-Gruppe um 1,6 Prozent. Der primäre Endpunkt der Studie, eine Reduktion des BMI um mindestens 5 Prozent, wurde bei 46 Prozent der Kinder in der Liraglutid-Gruppe erreicht. In der Placebo-Gruppe erreichten nur 9 Prozent dieser Reduktion.
Während der Studie nahmen beide Gruppen an Gewicht zu, was auf das Wachstum der Kinder zurückzuführen ist. Die Gewichtszunahme in der Liraglutid-Gruppe betrug durchschnittlich 1,6 Prozent, im Vergleich zu 10,0 Prozent in der Placebo-Gruppe. Dies deutet darauf hin, dass Liraglutid einen positiven Einfluss auf die Gewichtskontrolle hat, auch wenn das Körpergewicht insgesamt zunahm.
Die Nebenwirkungen traten in beiden Gruppen häufig auf. In der Liraglutid-Gruppe berichteten 89 Prozent der Kinder über Nebenwirkungen, während in der Placebo-Gruppe 88 Prozent betroffen waren. Besonders auffällig waren gastrointestinale Beschwerden, wie Übelkeit und Erbrechen, die bei 80 Prozent der Liraglutid-Gruppe auftraten, im Vergleich zu 54 Prozent in der Placebo-Gruppe. Schwere Ereignisse, darunter Erbrechen und Darmentzündungen, traten bei 12 Prozent der Kinder in der Liraglutid-Gruppe auf, während in der Placebo-Gruppe 8 Prozent betroffen waren. Etwa 10 Prozent der Kinder in der Liraglutid-Gruppe brachen die Studie vorzeitig aufgrund von Nebenwirkungen ab. Langfristige Auswirkungen auf Wachstum und Pubertät bleiben aufgrund der einjährigen Studiendauer unklar.
Professor Dr. Martin Wabitsch, Sektionsleiter für Pädiatrische Endokrinologie und Diabetologie an der Uniklinik Ulm, lobt die Studie als bedeutenden Fortschritt in der Behandlung von Adipositas bei Kindern. Er erklärt, dass Liraglutid eine vielversprechende Therapieoption für extrem adipöse Kinder darstellt, insbesondere für jene mit einer genetischen Veranlagung zur Adipositas und einer gestörten Regulation von Hunger und Sättigung. Wabitsch leitet derzeit auch eine Studie zu Semaglutid, einem weiteren GLP-1-basierten Medikament, das einmal wöchentlich injiziert wird. Die Ergebnisse dieser Studie werden im kommenden Jahr erwartet.
Professor Dr. Daniel Weghuber von der Universitätsklinik für Kinder- und Jugendheilkunde am Uniklinikum Salzburg hebt hervor, dass die bisher verfügbaren Methoden zur Gewichtsreduktion bei Kindern meist schwierig umzusetzen sind. Die Ergebnisse der Liraglutid-Studie zeigen eine hohe Effektstärke, die die Wirksamkeit medikamentöser Optionen im Vergleich zu traditionellen Lebensstiländerungen verdeutlicht.
Die Phase-III-Daten zur Anwendung von Liraglutid bei extrem adipösen Kindern stellen einen bedeutenden Fortschritt in der Therapie von Adipositas dar. Die Studie zeigt eindrucksvoll, dass Liraglutid zu einer signifikanten Reduktion des Body-Mass-Index führen kann, was die Grenzen der bisherigen Lebensstilinterventionen weit übertrifft. Besonders bemerkenswert ist die Tatsache, dass 46 Prozent der Kinder in der Liraglutid-Gruppe eine BMI-Reduktion von mindestens 5 Prozent erreichten, während dies nur bei 9 Prozent der Kinder in der Placebo-Gruppe der Fall war.
Die Ergebnisse werfen jedoch auch wichtige Fragen hinsichtlich der Sicherheit auf. Die hohe Rate an gastrointestinalen Nebenwirkungen und die Tatsache, dass einige Kinder die Studie aufgrund von Nebenwirkungen vorzeitig abbrechen mussten, unterstreichen die Notwendigkeit einer sorgfältigen Nutzen-Risiko-Abwägung bei der Verschreibung von Liraglutid. Langfristige Auswirkungen auf Wachstum und Pubertät bleiben aufgrund der Studiendauer von nur einem Jahr unklar und erfordern weitere Forschung.
Die Studie bietet einen vielversprechenden Ausblick auf die Behandlung von extrem adipösen Kindern und könnte möglicherweise eine lebensverändernde Option für eine Gruppe von Patienten darstellen, die bisher nur begrenzte Therapiemöglichkeiten hatten. Gleichzeitig bleibt abzuwarten, wie sich andere GLP-1-basierte Medikamente wie Semaglutid entwickeln werden und ob diese noch effektivere Behandlungsmöglichkeiten bieten könnten. In jedem Fall ist es entscheidend, die Sicherheit und Langzeitwirkungen dieser neuen Therapien weiterhin genau zu überwachen.
Von Engin Günder, Fachjournalist
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