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GESUNDHEIT | Medienspiegel & Presse |
Wissenschaftler aus Dänemark haben einen neuartigen Mechanismus entdeckt, der zur Entstehung von Migräne-Attacken führt. Ihre Forschung zeigt, dass veränderte Proteinmuster im Gehirn eine zentrale Rolle spielen. Die Studie offenbart, dass bei Migräne die Blut-Hirn-Schranke in einem bestimmten Bereich des Trigeminusganglions überwunden wird, wodurch Proteine in die schmerzverarbeitenden Nervenzellen gelangen und Migräneattacken auslösen können. Diese Entdeckung könnte weitreichende Auswirkungen auf die Entwicklung neuer Therapieansätze haben und möglicherweise erklären, warum Migräne häufig nur eine Kopfhälfte betrifft.
Wissenschaftler der Universität Kopenhagen haben einen revolutionären Mechanismus entdeckt, der zur Entstehung von Migräne-Attacken führt. Laut einer umfassenden Studie, die im Juli im renommierten Fachjournal „Science“ veröffentlicht wurde, spielen veränderte Proteinmuster im Gehirn eine zentrale Rolle bei der Auslösung von Migräne. Migräne gehört zu den häufigsten Kopfschmerzerkrankungen weltweit und betrifft in Deutschland schätzungsweise 10 bis 15 Prozent der Bevölkerung. Bisherige Forschungen zeigten, dass eine reduzierte Gehirnaktivität, bekannt als kortikale Spreading-Depression (CSD), mit Migräne-Kopfschmerzen assoziiert ist. Die neue Studie beleuchtet jedoch einen tiefergehenden Mechanismus, der über die bereits bekannten Zusammenhänge hinausgeht.
Das Forschungsteam unter der Leitung von Dr. Martin Kaag Rasmussen hat in einem Mausmodell für Migräne mit Aura eine entscheidende Entdeckung gemacht. Sie stellten fest, dass die Reduktion der Gehirnaktivität zu signifikanten Veränderungen im Proteom führt – dem Gesamtbestand der Proteine im Gehirn. Bei etwa 11 Prozent der 1400 untersuchten Proteine zeigte sich eine veränderte Expression: Einige Proteine wurden verstärkt produziert, andere reduziert. Besonders auffällig war die erhöhte Produktion des Calcitonin Gene-Related Peptides (CGRP), das bereits als Zielmolekül für Migränemedikamente in der Therapie verwendet wird.
Diese übermäßig produzierten Proteine gelangen in die Liquorflüssigkeit und erreichen über eine bisher unbekannte Zone des Trigeminusganglions – einer Ansammlung von Nervenzellen an der Schädelbasis – die sensorischen Nervenzellen. Die Entdeckung, dass in dieser Zone die Blut-Hirn-Schranke fehlt, erklärt, warum diese Proteine in die peripheren Nerven eindringen und Migräneattacken auslösen können. Normalerweise verhindert die Blut-Hirn-Schranke das Eindringen von Substanzen aus dem Gehirn in die peripheren Nerven, doch im Trigeminusganglion ist diese Barriere nicht vorhanden.
Ein weiteres bedeutendes Ergebnis der Studie ist die Erklärung, warum Migräne oft nur eine Kopfhälfte betrifft. Die Forscher entdeckten, dass die durch die CSD freigesetzten Proteine nicht gleichmäßig im Liquor verteilt werden, sondern sich auf die Nervenknoten der betroffenen Seite konzentrieren. Dies könnte ein Grund dafür sein, dass Migränekopfschmerzen häufig einseitig auftreten.
Die Ergebnisse dieser Studie eröffnen neue Perspektiven für die Migränetherapie. Dr. Rasmussen und sein Team hoffen, dass die neu identifizierten Proteine, abgesehen von CGRP, als neue Ziele für präventive Behandlungen dienen können. Der nächste Schritt besteht darin, das Protein mit dem größten therapeutischen Potenzial zu identifizieren und Tests zu entwickeln, um zu überprüfen, welche Substanzen Migräneattacken auslösen können. Diese Erkenntnisse könnten die Grundlage für die Entwicklung gezielterer und effektiverer Therapien bieten, insbesondere für Patienten, die auf die derzeit verfügbaren CGRP-Antagonisten nicht ansprechen.
Die bahnbrechende Entdeckung des dänischen Forschungsteams stellt einen bedeutenden Fortschritt im Verständnis der Migräneentstehung dar. Die Identifizierung eines bisher unbekannten Signalwegs, über den Proteine das Trigeminusganglion erreichen und Migräne auslösen, bietet vielversprechende Ansätze für die Entwicklung innovativer Behandlungen. Besonders hervorzuheben ist, dass diese Entdeckung möglicherweise erklärt, warum Migräne häufig nur eine Kopfhälfte betrifft, was eine gezieltere und individualisierte Therapie ermöglichen könnte. Die nächsten Schritte in der Forschung, insbesondere die Identifizierung und Testung spezifischer Proteine, werden entscheidend sein, um die neu gewonnenen Erkenntnisse in die klinische Praxis zu überführen. Diese Fortschritte könnten nicht nur die Lebensqualität der Migränepatienten erheblich verbessern, sondern auch den Weg für zukünftige Forschung in der Behandlung von Kopfschmerzerkrankungen ebnen.
Von Engin Günder, Fachjournalist
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