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APOTHEKE | Medienspiegel & Presse |
In Deutschland stehen die Apotheken vor einer Reihe von Herausforderungen und Veränderungen. Der Landesapothekerverband Niedersachsen kritisiert die geplanten Reformen des Apothekenreformgesetzes (ApoRG) scharf und warnt vor einer Verschärfung der finanziellen Probleme der Apotheken. Grünen-Politikerin Ann-Sophie Bohm fordert eine umfassende Erhöhung der Vergütung, um die strukturellen Probleme zu lösen. Gleichzeitig plant das Gesundheitsministerium, die Impfkompetenzen der Apotheken auf Totimpfstoffe auszuweiten, was die Impfbereitschaft erhöhen soll. Phagro und die FDP drängen auf strengere Temperaturkontrollen beim Arzneimittelversand, um die Qualität zu sichern. Ein Versorgungsengpass bei Semglee, einem wichtigen Insulin-Biosimilar, erfordert vorübergehende Maßnahmen zur Sicherstellung der Versorgung. Apotheker warnen vor möglichen negativen Auswirkungen der Reform auf die Versorgung schwerkranker Patienten. In Wittingen haben Apotheken ein Rotationsmodell für die Samstagsöffnung eingeführt, und Gedisa bereitet die Einführung des neuen CardLink-Verfahrens vor. Das Gesunde-Herz-Gesetz, das die Verschreibungsrichtlinien für Statine erweitern soll, steht zur Diskussion, während der Bundesfinanzhof hohe Aussetzungszinsen des Finanzamts für verfassungswidrig erklärt hat. Pfizer kündigt einen Wechsel in der deutschen Geschäftsführung an, und Erdafitinib erhält die EU-Zulassung als neue Therapieoption für metastasierendes Blasenkarzinom. In Dresden protestieren Apotheker gegen die Reformpläne, unterstützt von Politikern aus Sachsen und Thüringen, während die Zukunft der Gesundheitskioske im Gesundheitsversorgungsstärkungsgesetz neu diskutiert wird und Öko-Test 2024 die Qualität von Mundspülungen prüft.
In Deutschland stehen die Apotheken derzeit unter erheblichem Druck durch anstehende Reformen und neue Herausforderungen. Der Landesapothekerverband Niedersachsen (LAV) hat erneut seine starke Ablehnung gegenüber dem Apothekenreformgesetz (ApoRG) geäußert. Berend Groeneveld, der Vorsitzende des LAV, sieht die vorgeschlagenen Maßnahmen des Bundesgesundheitsministeriums (BMG) als unzureichend an, um die finanziellen Schwierigkeiten der Apotheken nachhaltig zu lösen. Groeneveld warnt, dass die Reformen eher zu einer Verschärfung der bereits bestehenden Probleme führen könnten, da die vorgesehenen Anpassungen nicht den benötigten finanziellen Spielraum bieten.
Parallel dazu hat Ann-Sophie Bohm, die Landesvorsitzende der Grünen in Thüringen, die Notwendigkeit einer erheblichen Erhöhung der Apothekenvergütung gefordert. Bohm kritisierte den Entwurf des ApoRG von Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) scharf. Ihrer Meinung nach wird die im Gesetz vorgesehene Umschichtung der Mittel vielen Apotheken nicht ausreichend helfen. Sie plädiert dafür, dass die Krankenkassen zusätzliche Mittel bereitstellen oder der Bundesfinanzminister zusätzliche Finanzmittel zur Verfügung stellen sollte, um die Apotheken zu unterstützen.
Im Rahmen der Reform plant das Gesundheitsministerium eine Ausweitung der Befugnisse der Apotheken. Ab Anfang 2023 dürfen Apotheken bereits Grippeimpfungen durchführen, und es wird nun angestrebt, diese Befugnisse auf Impfungen mit Totimpfstoffen auszudehnen. Diese Maßnahme soll dazu beitragen, die Impfbereitschaft in der Bevölkerung zu erhöhen. Kritiker der Reform befürchten jedoch, dass diese Erweiterung zusätzliche Belastungen für die Apotheken mit sich bringt, die bereits unter finanziellen Druck stehen.
In einem anderen Bereich fordern der Bundesverband des pharmazeutischen Großhandels (Phagro) und die FDP in Thüringen strengere Kontrollen der Temperaturbedingungen beim Versand von Arzneimitteln. Marcus Freitag, Vorsitzender von Phagro, hat auf die Notwendigkeit hingewiesen, die Einhaltung der vorgeschriebenen Temperaturbedingungen zu überwachen, um die Qualität der Medikamente zu gewährleisten. Diese Forderung kommt als Reaktion auf wiederholte Probleme bei der Arzneimittelversorgung, insbesondere bei extremen Wetterbedingungen.
Derzeit gibt es auch einen Versorgungsengpass bei Semglee, einem Biosimilar des Insulins glargin. Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) hat einen drohenden Lieferengpass festgestellt. Um die Patientenversorgung sicherzustellen, dürfen bis zum 30. Juli 2024 Semglee in Verpackungen für den irischen Markt vertrieben werden. Dies stellt sicher, dass das Medikament weiterhin verfügbar bleibt, trotz der Lieferprobleme.
Die möglichen negativen Auswirkungen der geplanten Reform auf die Versorgung schwerkranker Patienten werden ebenfalls diskutiert. Dr. Christian Wegner, Geschäftsführer der Medipolis-Apotheken in Jena, warnt in einem Gastbeitrag im „Tagesspiegel“, dass die Reformpläne des BMG die Gesundheitsversorgung gefährden könnten. Insbesondere befürchtet Wegner, dass schwerkranke Patienten möglicherweise nicht die notwendige Versorgung erhalten könnten, die sie benötigen.
In Wittingen haben die drei Apotheken der Stadt ein neues Rotationsmodell für die Samstagsöffnung eingeführt, um die Arbeitsbedingungen der Mitarbeiter zu verbessern und eine zukunftsfähige Struktur zu gewährleisten. Dieses Modell sieht vor, dass die Apotheken abwechselnd an Samstagen geöffnet sind, was den Druck auf das Personal reduziert und die Öffnungszeiten aufrechterhält.
Gedisa hat die Einführung des neuen CardLink-Verfahrens für Apotheken angekündigt, nachdem die ursprünglich für Juni geplante Einführung aufgrund notwendiger Anpassungen durch die Gematik verschoben wurde. Die Markteinführung des Verfahrens ist nun für den Zeitraum zwischen Mitte und Ende September vorgesehen.
Das Gesunde-Herz-Gesetz (GHG), das die Prävention von Herz-Kreislauf-Erkrankungen verbessern soll, sieht eine Erweiterung der Verschreibungsrichtlinien für Statine vor. Diese Medikamente sollen künftig leichter verschrieben werden, um das Risiko von Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu reduzieren. Kritiker bemängeln jedoch, dass die wissenschaftliche Grundlage für diesen Vorschlag noch unzureichend ist, da die zugrunde liegende Studie noch nicht den Peer-Review-Prozess durchlaufen hat.
Der Bundesfinanzhof (BFH) hat kürzlich entschieden, dass die hohen Aussetzungszinsen des Finanzamts für verfassungswidrig erklärt werden. Diese Zinssätze wurden von Steuerzahlern als unangemessen hoch empfunden, insbesondere wenn sie gegen ihre Steuerbescheide Einspruch einlegen und die Aussetzung der Vollziehung beantragen.
Pfizer hat einen Wechsel in der deutschen Geschäftsführung angekündigt. Ab September wird Patrick van der Loo die Position des Deutschlandchefs übernehmen, nachdem Dr. Sabine Gilliam in eine globale Führungsrolle in der Firmenzentrale in New York wechselt.
Ende August 2024 erhielt Erdafitinib, ein neuer Tyrosinkinase-Inhibitor, die EU-Zulassung für die Behandlung von metastasierendem Blasenkarzinom. Diese neue Therapieoption bietet Patienten, bei denen vorangegangene Behandlungen mit Immun-Checkpoint-Inhibitoren nicht erfolgreich waren, eine vielversprechende Alternative.
In Dresden haben sich etwa 1.000 Apothekerinnen und Apotheker versammelt, um gegen die geplanten Apothekenreformen von Gesundheitsminister Karl Lauterbach zu protestieren. Die Demonstration wurde jedoch durch technische Störungen und hohe Temperaturen erheblich beeinträchtigt. Politische Unterstützung für die Proteste kam sowohl von der sächsischen als auch der thüringischen CDU sowie der sächsischen SPD.
Die Zukunft der Gesundheitskioske, die ursprünglich ein zentraler Bestandteil des Gesundheitsversorgungsstärkungsgesetzes (GVSG) waren, steht zurzeit zur Diskussion. Der Bundesrat hat gefordert, dass die Kioske zusammen mit Primärversorgungszentren und Gesundheitsregionen wieder in das Gesetz aufgenommen werden, wenn auch mit einigen Anpassungen.
Öko-Test hat in seiner aktuellen Ausgabe 27 Mundspülungen mit Fluorid getestet. Die Ergebnisse zeigen ein gemischtes Bild, wobei einige bekannte Marken gut abschnitten, während andere aufgrund von Inhaltsstoffen wie Polyethylenglycol (PEG) und synthetischen Polymeren wie PVP in der Gesamtbewertung abfielen.
Die gegenwärtigen Entwicklungen im Bereich der Apotheken und Gesundheitsversorgung verdeutlichen eine komplexe und angespannt Situation. Die Kritik des Landesapothekerverbands Niedersachsen am Apothekenreformgesetz (ApoRG) zeigt, dass viele in der Apothekerschaft tief besorgt sind über die finanziellen Auswirkungen der Reformen. Die Reformen zielen darauf ab, die Apothekenlandschaft zu modernisieren und zu stärken, doch die bisherigen Vorschläge scheinen nicht ausreichend, um die finanziellen Belastungen der Apotheken zu mindern. Die Forderung von Ann-Sophie Bohm nach einer deutlichen Erhöhung der Vergütung unterstreicht das dringende Bedürfnis nach zusätzlicher finanzieller Unterstützung, um die Apotheker vor der drohenden Überlastung und möglichen Schließungen zu bewahren.
Die geplante Erweiterung der Impfkompetenzen der Apotheken könnte zwar die Impfbereitschaft erhöhen, doch sie bringt auch neue Anforderungen und Belastungen für die Apotheken mit sich, die bereits am Limit arbeiten. Es bleibt abzuwarten, ob die Vorteile dieser Maßnahme die zusätzlichen Belastungen aufwiegen werden. Die Forderung nach strengeren Temperaturkontrollen beim Arzneimittelversand ist absolut nachvollziehbar und zwingend erforderlich, um die Qualität und Sicherheit der Medikamente zu gewährleisten, besonders in Zeiten extremen Wetters.
Die Situation rund um den Versorgungsengpass bei Semglee und die mögliche Gefährdung der Versorgung schwerkranker Patienten durch die Reformen sind besorgniserregend. Die Maßnahmen zur Sicherstellung der Versorgung sind zwar ein Schritt in die richtige Richtung, doch sie zeigen auch die Fragilität des aktuellen Systems auf.
Das Rotationsmodell der Apotheken in Wittingen stellt einen innovativen Ansatz dar, um die Arbeitsbedingungen zu verbessern und gleichzeitig den Betrieb aufrechtzuerhalten. Ähnliche Modelle könnten möglicherweise eine breitere Anwendung finden, um die Arbeitsbedingungen für Apotheker landesweit zu verbessern.
Die Einführung des CardLink-Verfahrens durch Gedisa und die Zulassung von Erdafitinib als neue Therapieoption für Blasenkarzinom sind positive Entwicklungen, die das Potenzial haben, die Patientenversorgung zu verbessern. Diese Fortschritte stehen jedoch im Kontrast zu den politischen und regulatorischen Herausforderungen, die im Gesundheitswesen bestehen.
Die Proteste der Apotheker in Dresden und die politische Unterstützung, die sie erhalten haben, verdeutlichen den ernsthaften Widerstand gegen die Reformen und die Unzufriedenheit mit der aktuellen Richtung der Gesundheitspolitik. Die Zukunft der Gesundheitskioske und die Kritik an der wissenschaftlichen Grundlage des Gesunde-Herz-Gesetzes werfen zusätzliche Fragen auf, die die politische und öffentliche Diskussion weiter anheizen werden.
Öko-Tests Bewertung von Mundspülungen zeigt, dass Verbraucher auf die Qualität und Inhaltsstoffe von Produkten achten sollten, um informierte Entscheidungen zu treffen. Insgesamt reflektieren die aktuellen Ereignisse eine Zeit des Wandels und der Unsicherheit im Gesundheitssektor, in der jede Entscheidung weitreichende Auswirkungen auf die Patientenversorgung und die Arbeitsbedingungen im Gesundheitswesen haben könnte.
Von Engin Günder, Fachjournalist
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