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APOTHEKE | Medienspiegel & Presse |
Hier sind die neuesten Entwicklungen aus der Gesundheits- und Pharmabranche: Apotheken im Notdienst müssen Vorsicht walten lassen, um Retaxationsgefahren zu vermeiden, während der Pharmakonzern Stada trotz einer schwachen Erkältungssaison beeindruckende Wachstumszahlen meldet. Eine schwedische Studie entkräftet Bedenken zu Paracetamol in der Schwangerschaft, während eine US-Forschung die Wirksamkeit offener Placebos bestätigt. Gleichzeitig kämpfen Patienten in Deutschland mit einem Lieferengpass bei Natriumhydrogencarbonat. Neue Hoffnung bietet die EU-Zulassung von Erdafitinib für fortgeschrittenen Blasenkrebs. Zudem wird ein Anstieg akuter Gastritisfälle verzeichnet, und die rechtlichen Aspekte von BU-Renten, Rentensteuern und Krankengeld für Selbstständige werfen wichtige Fragen auf.
Apothekenbetreiber stehen im Notdienst vor besonderen Herausforderungen, die über die verlängerten Arbeitszeiten hinausgehen. Trotz der erweiterten rechtlichen Möglichkeiten, die der Gesetzgeber anerkennt, um in Notfällen flexibel reagieren zu können, müssen sie weiterhin die strengen Vorgaben des Rahmenvertrags beachten. Diese Vorgaben stellen eine potenzielle Gefahr für Retaxationen dar, die im Notdienstgeschäft existenzbedrohend sein können.
Während Apotheken mit diesen Herausforderungen ringen, kann der Pharmakonzern Stada trotz einer schwachen Erkältungssaison solide Wachstumszahlen präsentieren. Im ersten Halbjahr 2024 stieg der Umsatz des Unternehmens um 9 Prozent auf insgesamt zwei Milliarden Euro. Insbesondere die Segmente Generika und Spezialpharmazeutika verzeichneten zweistellige Wachstumsraten von 12 beziehungsweise 14 Prozent. Das Segment der rezeptfreien Medikamente blieb mit einem Wachstum von nur 3 Prozent hinter den Erwartungen zurück, was auf eine ungewöhnlich milde Erkältungssaison zurückzuführen ist. Ohne diesen dämpfenden Effekt hätte das Segment vermutlich ein zweistelliges Wachstum erreicht.
Parallel dazu sorgt eine kürzlich veröffentlichte schwedische Studie für Aufsehen, die den langjährigen Verdacht entkräftet, dass die Einnahme von Paracetamol während der Schwangerschaft das Risiko für neurologische Entwicklungsstörungen wie Autismus und ADHS bei Kindern erhöhen könnte. Die Analyse von Daten von über 2,4 Millionen in Schweden geborenen Kindern ergab keinen kausalen Zusammenhang zwischen dem Konsum des Schmerzmittels und den besagten Störungen. Trotz dieser Entwarnung bleiben bei einigen Experten weiterhin Zweifel bestehen, da nicht alle Einflussfaktoren vollständig ausgeschlossen werden können.
Eine weitere bemerkenswerte Studie kommt aus den USA: Die Michigan State University hat gezeigt, dass sogenannte offene Placebos – also Placebos, bei denen die Patienten wissen, dass sie keine Wirkstoffe enthalten – dennoch moderate Symptome von Stress, Angst und Depressionen lindern können. Besonders bemerkenswert ist, dass diese Wirkung auch dann eintritt, wenn die Placebos nach einer einfachen Online-Aufklärung per Post verschickt werden, ohne dass ein direkter Arztkontakt erforderlich ist.
Gleichzeitig erleben nierenkranke Patienten in Deutschland eine schwierige Zeit aufgrund eines anhaltenden Lieferengpasses bei Natriumhydrogencarbonat, insbesondere bei den Präparaten Bicanorm® und Nephrotrans®. Dieser Engpass, der seit März 2024 besteht und voraussichtlich bis November andauern wird, stellt für die betroffenen Patienten ein erhebliches Risiko dar, da sie auf diese Medikamente dringend angewiesen sind.
Auf der positiven Seite gibt es einen bedeutenden Fortschritt in der Krebstherapie: Die Europäische Kommission hat Erdafitinib, bekannt unter dem Handelsnamen Balversa®, zur Behandlung von Patienten mit fortgeschrittenem Urothelkarzinom zugelassen. Diese Zulassung markiert einen wichtigen Meilenstein, insbesondere für Patienten, deren Tumoren nicht operativ entfernt werden können oder die bereits Metastasen entwickelt haben. Da Harnblasenkarzinome mehr als 90 Prozent der Blasenkrebserkrankungen ausmachen, bietet die bevorstehende Markteinführung von Balversa® im Januar 2025 neue Hoffnung für viele Betroffene.
Ein weiteres Thema, das in den letzten Wochen verstärkt Aufmerksamkeit erhält, ist die Zunahme akuter Gastritisfälle. Gesundheitsexperten machen übermäßigen Kaffeekonsum, stressige Lebensbedingungen, stark gewürzte Speisen und Alkohol für die plötzliche Entzündung der Magenschleimhaut verantwortlich. Die Symptome sind oft stark und beinhalten Schmerzen im Oberbauch, Völlegefühl, Übelkeit und gelegentliches Erbrechen. Die chronische Form der Gastritis verläuft hingegen häufig milder und mit weniger ausgeprägten Symptomen.
Abseits der medizinischen Themen rücken rechtliche Fragen in den Fokus. Versicherungsnehmer einer Berufsunfähigkeitsversicherung können aufatmen, da Versicherer vertraglich vereinbarte BU-Renten im Versicherungsfall in der Regel nicht kürzen dürfen. Diese Sicherheit ergibt sich aus der Struktur der BU-Versicherung als Summenversicherung.
Gleichzeitig müssen Rentner in Deutschland zunehmend höhere Steuerbelastungen hinnehmen. Renteneinkünfte aus gesetzlichen Rentenbezügen, betrieblicher oder privater Altersvorsorge sowie weiteren Einkünften unterliegen einer komplexen und zunehmend belastenden Besteuerung. Selbstständige sollten zudem besonderes Augenmerk auf ihre Absicherung im Krankheitsfall legen, da sie im Gegensatz zu Angestellten keinen automatischen Anspruch auf Krankengeld haben. Um im Krankheitsfall vor finanziellen Einbußen geschützt zu sein, müssen sie bestimmte Voraussetzungen erfüllen und sich aktiv um diese Absicherung kümmern.
Die Gesundheitsbranche zeigt sich in diesen Zeiten von ihrer facettenreichsten Seite: Während Apothekenbetreiber im Notdienst vor komplexen Herausforderungen stehen, gelingt es Pharmakonzernen wie Stada, trotz widriger Umstände beeindruckende Wachstumszahlen zu erzielen. Gleichzeitig erleben wir eine wissenschaftliche Entzauberung langjähriger Befürchtungen rund um Paracetamol, was Eltern und werdenden Müttern ein Stück Sicherheit zurückgeben könnte. Doch diese Entlastungen stehen im Schatten ernsthafter Versorgungsengpässe, die nierenkranke Patienten in Deutschland in eine bedrohliche Lage bringen.
Das Fortschreiten der Krebstherapie mit der Zulassung von Erdafitinib gibt den Betroffenen Hoffnung, dass selbst bei schwersten Diagnosen neue Behandlungsmöglichkeiten verfügbar werden. Zugleich mahnt der Anstieg von Gastritisfällen zu einem bewussteren Lebensstil, um solche gesundheitlichen Probleme zu vermeiden.
Die rechtlichen und finanziellen Absicherungen für Rentner und Selbstständige hingegen zeigen, dass es in Deutschland noch erheblichen Handlungsbedarf gibt. Insbesondere die steigende Steuerbelastung für Rentner und die Risiken für Selbstständige im Krankheitsfall werfen die Frage auf, ob die derzeitigen Regelungen den Bedürfnissen der Betroffenen ausreichend gerecht werden.
In einer Zeit, in der medizinischer Fortschritt und wirtschaftliche Herausforderungen Hand in Hand gehen, ist es umso wichtiger, dass sowohl Politik als auch Gesellschaft die richtigen Schlüsse ziehen, um den verschiedenen Bedürfnissen gerecht zu werden. Nur so kann gewährleistet werden, dass die positiven Entwicklungen in der Gesundheitsversorgung nicht durch strukturelle Defizite überschattet werden.
Von Engin Günder, Fachjournalist
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