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APOTHEKE | Medienspiegel & Presse |
Die Apothekenbranche steht vor großen Herausforderungen: Das Apothekenreformgesetz wurde erneut vertagt, DocMorris verzeichnet hohe Verluste, und ein berufsrechtliches Verfahren sorgt für Aufsehen. Währenddessen mobilisiert die Apothekerschaft zu Protesten. Erfahren Sie, was hinter den aktuellen Entwicklungen steckt und warum die Zukunft der Apotheken auf dem Spiel steht.
Das Apothekenreformgesetz hat es auch im zweiten Anlauf nicht ins Bundeskabinett geschafft. Trotz der Dringlichkeit des Themas und der Bedeutung für das Gesundheitswesen blieb eine Entscheidung erneut aus. Ein Sprecher des Bundesgesundheitsministeriums hielt sich auf mehrfache Nachfrage bedeckt und nannte keine konkreten Gründe für die Verschiebung. Diese Verzögerung wirft Fragen auf, insbesondere angesichts der wachsenden Herausforderungen im Apothekensektor.
Unterdessen hat die Freie Apothekerschaft Informationen zur Berechnung der sogenannten Engpasspauschale in Höhe von 50 Cent beim Bundesgesundheitsministerium angefordert. Die Antwort, oder vielmehr das Ausbleiben einer klaren Berechnungsgrundlage, ließ bei den Apothekern große Zweifel aufkommen. Es scheint, dass diese Pauschale nicht ausreichend fundiert berechnet wurde, was in der Branche für erhebliche Unzufriedenheit sorgt.
Auch wirtschaftlich gibt es im Apothekensektor negative Nachrichten. DocMorris, einer der bekanntesten Online-Apothekenanbieter, hat im ersten Halbjahr 2024 einen hohen Verlust verzeichnet. Diese Entwicklung war erwartet worden, dennoch ist die Tatsache, dass das Unternehmen seine Prognose nach unten korrigieren musste, ein alarmierendes Signal. Die schwierigen Marktbedingungen und der zunehmende Wettbewerbsdruck setzen dem Unternehmen offensichtlich stark zu.
Derweil hat der Vorstand der Landesapothekerkammer Hessen ein berufsrechtliches Verfahren gegen eine Apothekerin eingeleitet, die Euphrasia-Augentropfen abgegeben hatte. Diese Entscheidung sorgt für Aufsehen, da die Abgabe dieses homöopathischen Mittels offenbar als Verstoß gegen berufsrechtliche Vorgaben bewertet wird. Der Fall wirft erneut die Frage auf, inwiefern homöopathische Produkte im Apothekenalltag zulässig sind und welche rechtlichen Vorgaben hierbei zu beachten sind.
Inmitten dieser Entwicklungen formiert sich Protest in der Apothekerschaft. Für die kommende Woche sind in Erfurt und Dresden Protestkundgebungen geplant. Die Apothekerinnen und Apotheker rufen zur Unterstützung auf, um ihren Forderungen nach mehr Unterstützung und klareren Regelungen Nachdruck zu verleihen.
Die Situation im Apothekensektor ist besorgniserregend und offenbart eine Reihe von Missständen, die dringend angegangen werden müssen. Die erneute Verschiebung des Apothekenreformgesetzes ist mehr als nur eine administrative Verzögerung – sie ist ein Zeichen dafür, dass die Politik die Dringlichkeit der Probleme in diesem Sektor unterschätzt. Apothekerinnen und Apotheker kämpfen nicht nur mit wirtschaftlichen Herausforderungen, sondern auch mit einer unsicheren rechtlichen Lage, wie das Beispiel der Euphrasia-Augentropfen zeigt.
Es ist inakzeptabel, dass auf wichtige Fragen, wie die Berechnung der Engpasspauschale, keine transparenten Antworten folgen. Die Apothekerschaft hat ein Recht auf Klarheit und Unterstützung seitens der Regierung. Der hohe Verlust von DocMorris und die nach unten korrigierte Prognose zeigen zudem, dass der Markt zunehmend unter Druck steht – eine Situation, die nicht nur die großen Online-Anbieter, sondern auch die kleinen, unabhängigen Apotheken betrifft.
Die geplanten Proteste in Erfurt und Dresden sind daher nicht nur verständlich, sondern notwendig. Die Apothekerinnen und Apotheker müssen ihre Stimme erheben, um für faire Bedingungen und eine klare Gesetzgebung zu kämpfen. Es ist höchste Zeit, dass die Politik aufwacht und die dringend benötigten Reformen endlich angeht. Der Apothekensektor ist ein essenzieller Bestandteil des Gesundheitswesens – ihn zu ignorieren, wäre ein fataler Fehler.
Von Engin Günder, Fachjournalist
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