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APOTHEKE | Medienspiegel & Presse |
Das geplante Apothekenreformgesetz von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach scheitert erneut am Bundeskabinett, während Apotheken mit finanziellen Belastungen durch die eingeschränkte Rx-Skonto-Regelung kämpfen. DocMorris kämpft mit finanziellen Schwierigkeiten und einer korrigierten Umsatzprognose, während die Apothekerschaft gegen die Reform und „Scheinapotheken“ mobilisiert. Außerdem sorgen Lieferverzögerungen bei Krebsmedikamenten und mögliche neue Drogenkrisen für Besorgnis. Auf der anderen Seite zeigen Fortschritte in der Forschung neue Hoffnung für die COPD-Therapie.
Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbachs Apothekenreformgesetz ist erneut an der Hürde des Bundeskabinetts gescheitert, was bereits das zweite Mal ist, dass das umstrittene Gesetzesvorhaben nicht zur Abstimmung gelangte. Die Reform sollte ursprünglich die Rahmenbedingungen für Apotheken in Deutschland modernisieren und die Versorgungssicherheit insbesondere in ländlichen Gebieten verbessern. Doch der Entwurf stößt auf erheblichen Widerstand, sowohl aus der Opposition als auch aus den eigenen Reihen der Ampel-Koalition.
Inzwischen haben sich die finanziellen Herausforderungen für Apotheken verschärft. Der Bundesgerichtshof hat das Rx-Skonto, den Preisnachlass für die frühzeitige Zahlung von verschreibungspflichtigen Medikamenten, erheblich eingeschränkt. Dies führt zu wachsender Unsicherheit in Apotheken, wie die ersten betriebswirtschaftlichen Auswertungen nach Anpassung der Großhandelskonditionen zeigen. Laut einem aktuellen Newsletter der Treuhand Hannover könnte die sogenannte Dekadenzahlung, bei der Rechnungen innerhalb von zehn Tagen beglichen werden, unter Umständen teurer werden als ursprünglich gedacht.
Am Donnerstag wurde in Neuss die konstituierende Sitzung der neu gewählten Kammerversammlung der Apothekerkammer Nordrhein abgehalten, bei der Dr. Armin Hoffmann und Kathrin Luboldt für eine zweite Amtszeit als Präsident und Vizepräsidentin bestätigt wurden. Die Wahlen verliefen eindeutig und ohne Gegenkandidaturen.
DocMorris, einer der führenden Versandapotheken in Europa, sieht sich derzeit erheblichen finanziellen Schwierigkeiten gegenüber. Trotz der Einführung des elektronischen Rezepts (E-Rezept) und der Implementierung der eigenen Lösung CardLink musste das Unternehmen seine Umsatzprognosen nach unten korrigieren und höhere Verluste als erwartet bekanntgeben, was bei Analysten und Investoren Besorgnis ausgelöst hat.
Die aktuelle Jahresstatistik des Medizinischen Dienstes zeigt alarmierende Zahlen zu Behandlungsfehlern im deutschen Gesundheitssystem, insbesondere zu den sogenannten „Never Events“ – gravierenden Fehlern, die laut Experten niemals passieren dürften. Dazu gehören beispielsweise die Verabreichung falscher Medikamente, die Verwechslung von Patienten oder das Zurücklassen von Operationsinstrumenten im Körper. Diese Fehler sind nicht nur vermeidbar, sondern können schwerwiegende oder sogar tödliche Folgen für die betroffenen Patienten haben.
In Pforzheim und dem Enzkreis werden am kommenden Samstag zahlreiche Apotheken mit einer halbseitigen Anzeige in der „Pforzheimer Zeitung“ auf die möglichen negativen Folgen der geplanten Apothekenreform aufmerksam machen. Insgesamt 33 Apotheken haben sich zusammengeschlossen, um unter dem Titel „Starke Schmerzmittel gibt es in der Apotheke bald nur noch dienstags!“ zu protestieren. Die Apotheker kritisieren die Reform scharf und bezeichnen sie als „Mogelpackung“, die eine Zweiklassenmedizin fördere.
Die Apothekenreform steht weiterhin im Mittelpunkt intensiver Diskussionen und wird das zentrale Thema beim Deutschen Apothekertag (DAT) 2024 in München sein. Besonders die geplanten „Scheinapotheken“, die in Form von Apothekenfilialen ohne approbierte Apotheker oder als Arzneimittelausgabestellen in Notfallzentren eingerichtet werden sollen, stoßen auf massiven Widerstand in der Apothekerschaft. Diese sieht in den Plänen eine Bedrohung für die bewährte Struktur der Arzneimittelversorgung in Deutschland.
In München sorgte ein Vorfall in der Max-Weber-Platz-Apotheke für Aufsehen, als eine Verzögerung bei der Lieferung des Krebsmedikaments Lynparza (Olaparib) zu einer Therapieunterbrechung führte. Apotheker Dr. Berthold Pohl hatte das Medikament am 13. August bestellt, doch aufgrund von Problemen beim Logistikdienstleister Trans-o-flex traf die Lieferung erst nach neun Tagen in seiner Apotheke ein. Diese Verzögerung führte dazu, dass ein Patient seine Krebstherapie vorübergehend abbrechen musste, was erhebliche gesundheitliche Risiken mit sich bringt.
Auf der medizinischen Forschungsebene zeigen sich neue Hoffnungen: Forscher der University of Alabama at Birmingham haben in einer wegweisenden Studie herausgefunden, dass die Inhalation von Lactobacillus-Stämmen möglicherweise einen neuen Ansatz zur Behandlung chronischer Lungenerkrankungen wie COPD und bronchopulmonaler Dysplasie (BPD) bieten könnte. Die Studie, veröffentlicht im renommierten Fachjournal Nature Communications, zeigt vielversprechende Ergebnisse in präklinischen Modellen, die eine Reduzierung von Entzündungen und eine Verbesserung der Lungenstruktur und -funktion nahelegen.
In der deutschen Drogenszene droht möglicherweise eine neue Krise. Während Heroin seit Jahrzehnten das vorherrschende Rauschmittel unter Abhängigen ist, könnten synthetische Opioide wie Fentanyl verstärkt auf den Markt drängen und eine ähnliche verheerende Krise wie in den USA verursachen, wo das synthetische Opioid bereits zehntausende Todesopfer gefordert hat.
Zusätzlich sehen sich Menschen mit psychischen Erkrankungen nicht nur mit den Herausforderungen ihrer Symptome konfrontiert, sondern auch mit den weitreichenden Folgen von Stigmatisierung. Diese gesellschaftliche Ausgrenzung, die sowohl von Außenstehenden als auch von den Betroffenen selbst ausgehen kann, wird in Fachkreisen zunehmend als „zweite Erkrankung“ bezeichnet.
Die aktuellen Entwicklungen im Gesundheitssektor werfen ein Schlaglicht auf die komplexen Herausforderungen, vor denen die Branche steht. Das Scheitern der Apothekenreform und die steigenden Kapitalkosten für Apotheken verdeutlichen die Schwierigkeiten, die notwendig sind, um die moderne Arzneimittelversorgung in Deutschland anzupassen. Die Blockade des Reformgesetzes durch die Ampel-Koalition und die kritischen Stimmen aus der Apothekerschaft unterstreichen die Spaltung der Interessen und die Notwendigkeit eines breiteren Konsenses.
Gleichzeitig zeigt die finanzielle Krise bei DocMorris und die Verzögerungen bei der Lieferung von Krebsmedikamenten, wie fragil das Gesundheitssystem sein kann, besonders in Zeiten von Umbrüchen und Reformen. Diese Ereignisse fordern nicht nur dringende Maßnahmen zur Verbesserung der Versorgungssicherheit, sondern auch eine stärkere Transparenz und Effizienz in der Logistik.
Auf der Forschungsebene bieten die Fortschritte bei der COPD-Therapie durch inhalierte Probiotika neue Hoffnung für Patienten und zeigen das Potenzial innovativer Ansätze zur Behandlung chronischer Erkrankungen. Im Gegensatz dazu mahnen die drohende Drogenkrise durch synthetische Opioide und die anhaltende Stigmatisierung psychisch Kranker zur Vorsicht und weisen auf die Notwendigkeit hin, sowohl präventive als auch unterstützende Maßnahmen zu verstärken.
Insgesamt erfordert die gegenwärtige Lage im Gesundheitswesen ein ausgewogenes Zusammenspiel von Reformen, Innovation und politischem Willen, um die Herausforderungen der Zukunft erfolgreich zu meistern und gleichzeitig die Bedürfnisse der Patienten und Fachleute im Blick zu behalten.
Von Engin Günder, Fachjournalist
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