• 19.08.2024 – Apotheken-Nachrichten von heute - Update: Gesundheit, Politik und Forschung

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APOTHEKE | Medienspiegel & Presse |

Apotheken-Nachrichten von heute - Update: Gesundheit, Politik und Forschung

 

Erfahren Sie mehr über neue Rentenoptionen für Apotheker, politische Auseinandersetzungen und bahnbrechende wissenschaftliche Entdeckungen

In Deutschland gibt es spannende Neuigkeiten: Apotheker überlegen, zusätzliche Rentenansprüche bei der Deutschen Rentenversicherung zu erwerben, um im Alter besser abgesichert zu sein. Gleichzeitig sorgt die willkürliche Festlegung der Engpasspauschale durch das Bundesgesundheitsministerium für Aufregung und führt zu Protesten der Apotheken vor den bevorstehenden Landtagswahlen in Sachsen und Thüringen. Gesundheitlich gibt es bedeutende Fortschritte, wie den Rückgang der Todesfälle im Jahr 2023 und die Übernahme von IDT Biologika durch den südkoreanischen Impfstoffkonzern SK bioscience. Zudem ist der Rabipur-Tollwutimpfstoff wegen Gummipartikeln in der Lösung in den Fokus geraten, während Forschung aus Kiel neue Erkenntnisse über Typ-1-Diabetes liefert. Migräneprophylaktika zeigen vielversprechende Ansätze gegen Akne und Rosazea, und neue Leitlinien der DGE warnen davor, dass es keine unbedenkliche Menge Alkohol gibt. Zudem werden innovative Therapieansätze gegen Alzheimer vorgestellt und die drohende Knappheit bei Blutkonserven könnte zu Operationenverschiebungen führen. Schließlich werfen Forscher der Universität Passau und des Max-Planck-Instituts einen faszinierenden Blick auf die Körperteilbenennung in über 1000 Sprachen.

 

Rentenansprüche für Apotheker: Wege zur Zusatzversorgung bei der Deutschen Rentenversicherung

Apotheker in Deutschland sind typischerweise durch ihre berufsständischen Versorgungswerke umfassend für das Alter abgesichert. Dennoch kann es für sie von Vorteil sein, zusätzlich Rentenansprüche bei der Deutschen Rentenversicherung (DRV) zu erwerben. Dies könnte insbesondere im Rentenalter entscheidend sein, da die gesetzliche Krankenversicherung der Rentner (KVdR) im Gegensatz zu den Versorgungswerken keine Zuschüsse zu den Krankenversicherungsbeiträgen gewährt.

Um Ansprüche bei der DRV zu erwerben, müssen Apotheker, die üblicherweise von der Pflichtmitgliedschaft in der gesetzlichen Rentenversicherung befreit sind, aktiv werden und mindestens fünf Beitragsjahre erreichen. Hier sind die wichtigsten Wege, um diese Mindestanforderung zu erfüllen:

Ein zentraler Weg zur Erlangung von Rentenansprüchen ist die Zahlung freiwilliger Beiträge. Der derzeitige Mindestbeitrag liegt bei etwa 97 Euro pro Monat. Apotheker können diesen Betrag über einen Zeitraum von fünf Jahren einzahlen, um die erforderlichen fünf Beitragsjahre zu erreichen. Die Einzahlungen müssen dabei nicht kontinuierlich erfolgen; auch eine Verteilung über das Berufsleben hinweg ist möglich. Bereits bestehende Ansprüche aus früheren Beschäftigungsverhältnissen oder Ausbildungen können ebenfalls aufgestockt werden, um die fünf Jahre zu vervollständigen.

Ein weiterer wichtiger Weg sind Kindererziehungszeiten. Diese werden in der gesetzlichen Rentenversicherung angerechnet und können zur Erfüllung der fünfjährigen Mindestversicherungszeit beitragen. Für Kinder, die vor dem 1. Januar 1992 geboren wurden, werden 30 Monate (2,5 Beitragsjahre) angerechnet. Für Kinder, die nach dem 31. Dezember 1991 geboren wurden, beträgt die Anrechnung 36 Monate (drei Beitragsjahre). Mit zwei Kindern haben Eltern somit bereits die benötigten fünf Beitragsjahre erreicht. Bei einem Kind kann die Lücke durch zwei Jahre freiwillige Beiträge geschlossen werden. Die Zeiten erhöhen nicht nur die Wartezeit, sondern auch die Höhe der späteren Rente, da etwa ein Jahr Kindererziehungszeit die monatliche Rente um etwa 34 Euro steigert. Die Beantragung dieser Zeiten erfolgt durch einen Antrag bei der Rentenversicherung. Die Zeiten werden in der Regel einem Elternteil angerechnet; bei gemeinsamem Erziehungsaufwand wird die Zeit zunächst der Mutter zugerechnet, es sei denn, beide Elternteile legen eine übereinstimmende Erklärung vor.

Zusätzlich können Minijobs zur Erfüllung der Mindestversicherungszeit beitragen. Seit dem 1. Januar 2013 sind Minijobs rentenversicherungspflichtig. Arbeitgeber zahlen einen Pauschalbetrag, während Arbeitnehmer die Differenz zum regulären Beitragssatz übernehmen. Die Zeiten eines Minijobs zählen als Beitragszeiten in der gesetzlichen Rentenversicherung. Es ist wichtig, dass einmalige Befreiungen von der Rentenversicherungspflicht nicht rückgängig gemacht werden können; Änderungen sind erst bei einem neuen Minijob möglich.

Für umfassende Informationen und individuelle Beratung stehen mehrere Anlaufstellen bereit. Die Deutsche Rentenversicherung bietet detaillierte Beratung auf ihrer Website und in ihren Beratungsstellen an. Auch Krankenkassen können Unterstützung in Bezug auf die Auswirkungen der gesetzlichen Rente auf die Krankenversicherungsbeiträge bieten. Weitere hilfreiche Informationen finden sich auf Websites wie Finanztip und der Website der Deutschen Rentenversicherung.

Die Möglichkeit, Rentenansprüche bei der Deutschen Rentenversicherung zu erwerben, ist für Apotheker eine wertvolle Ergänzung zu ihrer Altersvorsorge. Während die berufsständischen Versorgungswerke eine solide finanzielle Basis bieten, können zusätzliche Ansprüche aus der gesetzlichen Rentenversicherung wichtige Vorteile im Rentenalter verschaffen, insbesondere im Hinblick auf die Krankenversicherungsbeiträge. Apotheker sollten sich der verschiedenen Optionen wie freiwillige Beiträge, Kindererziehungszeiten und Minijobs bewusst sein und diese gezielt nutzen. Eine proaktive Planung und umfassende Beratung können dazu beitragen, die finanzielle Sicherheit im Ruhestand erheblich zu verbessern und ein stabileres finanzielles Fundament für das Alter zu schaffen.

 

Apotheken empört: Ministerium setzt willkürliche Engpasspauschale fest

Die Freie Apothekerschaft (FA) hat das Bundesgesundheitsministerium (BMG) zur Berechnung der sogenannten Engpasspauschale in Höhe von 50 Cent befragt, die Apotheken für den zusätzlichen Aufwand im Umgang mit Lieferengpässen erhalten sollen. Die Antwort des BMG sorgt nun für Kritik. Wie sich herausstellt, wurde der Betrag nicht auf Basis einer konkreten Berechnung festgelegt, sondern scheint vielmehr willkürlich bestimmt worden zu sein. Das Ministerium erklärte, dass die Pauschale lediglich als moderate Reaktion auf die gestiegene Anzahl von Lieferengpässen gedacht sei und keinen Anspruch auf vollständige Kostendeckung für die Apotheken erhebe.

Das BMG verwies zudem darauf, dass die in der Arzneimittelpreisverordnung (§ 3 Absatz 1) geregelte Vergütung der Apotheken eine Mischkalkulation darstellt. Diese Kalkulation umfasst alle Tätigkeiten, die im Zusammenhang mit der Abgabe von verschreibungspflichtigen Medikamenten anfallen, einschließlich jener, die durch Lieferengpässe verursacht werden. Der mit dem Gesetz zur Bekämpfung von Lieferengpässen bei bestimmten Arzneimitteln (ALBVVG) eingeführte Zuschlag von 50 Cent sei daher keine vollständige Entschädigung für das gesamte Lieferengpassmanagement, sondern nur eine teilweise Abgeltung des Mehraufwands.

Daniela Hänel, die 1. Vorsitzende der Freien Apothekerschaft, äußerte scharfe Kritik an dieser Vorgehensweise. Sie bemängelte, dass wichtige Entscheidungen, wie die Festlegung der Engpasspauschale, ohne sachliche Erhebungen und ohne Berücksichtigung fundierter Stellungnahmen der Apothekerschaft getroffen wurden. Hänel zog einen bitteren Vergleich und erklärte, die aufwändige Arbeit der Apotheken im Umgang mit den Lieferengpässen werde damit weniger gewürdigt als ein Toilettenbesuch auf der Autobahn.

Die Freie Apothekerschaft sieht in der Antwort des BMG auch eine Bestätigung für eine unsachgemäße Vorgehensweise beim geplanten Apotheken-Reformgesetz (ApoRG). Laut Hänel seien die Stellungnahmen der Apothekerschaft im Kabinettsentwurf unberücksichtigt geblieben, was weiteres Misstrauen gegenüber den Entscheidungen des Gesundheitsministeriums schüre.

Die Antwort des Bundesgesundheitsministeriums auf die Anfrage der Freien Apothekerschaft ist ernüchternd. Es wird deutlich, dass die Entscheidung über die Höhe der Engpasspauschale von 50 Cent nicht auf einer soliden Grundlage basiert. Stattdessen handelt es sich um einen Betrag, der offenbar ohne tiefere Kalkulation und ohne die notwendige Rücksprache mit den Betroffenen festgelegt wurde. Diese Vorgehensweise offenbart eine gewisse Gleichgültigkeit gegenüber den tatsächlichen Herausforderungen, denen Apotheken täglich gegenüberstehen.

Die Apothekerschaft wird hier offenbar als Randakteur behandelt, dessen fundierte Stellungnahmen und nachgewiesenen Berechnungen kaum Beachtung finden. Das ist nicht nur bedauerlich, sondern auch ein klares Signal dafür, dass die Arbeit der Apotheken im Gesundheitssystem nicht ausreichend gewürdigt wird. Die pauschale Vergütung von 50 Cent erscheint vor diesem Hintergrund nicht nur unzureichend, sondern fast schon zynisch.

Es ist unerlässlich, dass politische Entscheidungen, insbesondere solche mit direkten Auswirkungen auf die Gesundheitsversorgung, auf einer soliden und transparenten Basis getroffen werden. Die Apothekerschaft verdient mehr Respekt und vor allem eine faire Vergütung für ihre unverzichtbare Arbeit, die gerade in Zeiten von Lieferengpässen von enormer Bedeutung ist. Wenn dieser Missstand nicht behoben wird, droht ein weiteres Auseinanderdriften zwischen Apothekern und Gesundheitspolitikern – zum Schaden der Patienten.

 

Demokratisch wählen am 1. September: Entscheiden Sie über die Zukunft von Sachsen und Thüringen

Am 1. September stehen in Sachsen und Thüringen die Landtagswahlen an. In beiden Bundesländern haben die Bürger die Möglichkeit, ihre Stimme abzugeben und damit über die politische Richtung ihrer Region mitzuentscheiden. Insgesamt treten 19 Parteien in Sachsen und 15 Parteien in Thüringen an. Die Wahlbeteiligung wird als entscheidend angesehen, da jede Stimme zählt und Einfluss auf die Zusammensetzung der neuen Landtage hat.

Die Wähler sind aufgerufen, bei der Stimmabgabe genau zu prüfen, welche Parteien und Kandidaten am besten geeignet sind, ihre Interessen zu vertreten. Insbesondere sollten die Wähler auf die Wahlprogramme der Parteien achten, um zu beurteilen, welche konkreten Maßnahmen zur Verbesserung von Bildung, Arbeitsbedingungen und Gesundheitsversorgung vorgeschlagen werden. Auch Themen wie Umweltschutz und die Sicherstellung demokratischer Grundsätze spielen eine wichtige Rolle bei der Entscheidungsfindung.

Am Wahltag haben die Bürger die Möglichkeit, entweder im Wahllokal oder per Briefwahl ihre Stimme abzugeben. Die Wahlberechtigten sind aufgefordert, sich über die Positionen der Parteien zu informieren und kritisch zu hinterfragen, welche Lösungen für die aktuellen und zukünftigen Herausforderungen am besten geeignet sind.

Die bevorstehenden Landtagswahlen in Sachsen und Thüringen bieten den Bürgern eine entscheidende Gelegenheit, Einfluss auf die regionale Politik zu nehmen. Angesichts der Vielzahl an Parteien und der unterschiedlichen politischen Ansätze ist es wichtig, sich umfassend zu informieren und die Wahlprogramme sorgfältig zu prüfen.

Besonders bedeutsam ist es, dass die Wähler nicht nur auf oberflächliche Versprechungen achten, sondern die konkreten Pläne der Parteien zur Verbesserung von Bildung, Arbeitsbedingungen und Gesundheitsversorgung unter die Lupe nehmen. In Zeiten komplexer sozialer und wirtschaftlicher Herausforderungen ist es entscheidend, dass die gewählten Vertreter sachkundige und durchdachte Lösungen anbieten.

Die Wahl am 1. September ist mehr als nur eine formale Pflicht – sie ist eine Gelegenheit, aktiv an der Gestaltung der politischen und gesellschaftlichen Zukunft teilzunehmen. Die Bürger sollten sich ihrer Verantwortung bewusst sein und sicherstellen, dass ihre Stimme für eine zukunftsfähige und gerechte Politik abgegeben wird. Nur so kann sichergestellt werden, dass die Interessen aller Bürger in den politischen Entscheidungsprozessen angemessen vertreten sind.

 

Apotheken in Sachsen und Thüringen: Proteste vor Landtagswahlen geplant

Am 28. August planen die Landesapothekerverbände in Sachsen und Thüringen erneute Protestaktionen, um auf die zunehmend schwierige Situation der Apotheken aufmerksam zu machen. Diese Proteste sind strategisch kurz vor den Landtagswahlen in Dresden und Erfurt angesetzt, um den Druck auf die politischen Entscheidungsträger zu erhöhen. Bereits im vergangenen Dezember hatten ähnliche Aktionen in Dresden stattgefunden, bei denen auch Apotheken aus Berlin ihre Solidarität gezeigt hatten.

Die zuständige Apothekerkammer hat den Apotheken signalisiert, dass sie die Proteste grundsätzlich unterstützt, obwohl das Apothekengesetz (ApoG) und die Apothekenbetriebsordnung (ApBetrO) eine Schließung von Apotheken im Normalbetrieb nicht ohne Weiteres zulassen. Die Kammer betont jedoch, dass der Kreativität keine Grenzen gesetzt seien, wenn es darum gehe, Protest zu zeigen, ohne den Apothekenbetrieb vollständig zu unterbrechen. So könnten Apotheken beispielsweise symbolische Aktionen durchführen oder in anderer Weise ihren Unmut zum Ausdruck bringen, während sie weiterhin ihre Dienstleistungen anbieten.

Gleichzeitig weist die Kammer darauf hin, dass Apotheken, die eine vollständige Schließung in Betracht ziehen, um an zentralen Protestveranstaltungen teilzunehmen, dies im Rahmen ihres Demonstrationsrechts tun könnten. Allerdings sei dies nicht für Apotheken möglich, die für den Notdienst eingeteilt sind, da diese ihrer gesetzlichen Pflicht weiterhin nachkommen müssen. Die Kammer betont, dass unter normalen Umständen eine Schließung der Apotheke eine Genehmigung erfordere, sie jedoch keine rechtsverbindliche Auskunft dazu geben könne, wie dies im Kontext eines Protests gehandhabt werde.

In enger Abstimmung mit dem Landesamt für Gesundheit und Soziale Dienste (Lageso) sowie der Senatsverwaltung für Wissenschaft, Gesundheit und Pflege prüft die Kammer derzeit die rechtliche Situation. Sollte sich die Rechtslage ändern, werde sie die Apotheken unverzüglich informieren. Die vorläufige Einschätzung der Kammer deutet darauf hin, dass eine offizielle Genehmigung zur Schließung am Protesttag wahrscheinlich nicht erteilt werde. Dennoch sei es möglich, dass die Behörden in diesem speziellen Fall von Sanktionen absehen könnten, wenn Apotheken ungenehmigt schließen, um an den Protesten teilzunehmen.

Die erneuten Proteste der Apotheken in Sachsen und Thüringen sind ein deutliches Zeichen dafür, wie sehr sich die Situation in der Branche zugespitzt hat. Apotheken sehen sich zunehmend unter Druck, sei es durch wirtschaftliche Zwänge, den zunehmenden Fachkräftemangel oder durch immer strengere gesetzliche Vorgaben. In dieser angespannten Lage ist es nachvollziehbar, dass die Apotheken nach Wegen suchen, um ihrem Unmut Gehör zu verschaffen, ohne dabei ihre Verantwortung gegenüber den Patientinnen und Patienten zu vernachlässigen.

Die Apothekerkammer zeigt sich in dieser Situation flexibel und unterstützend, indem sie kreative Protestformen zulässt, die den Betrieb nicht vollständig lahmlegen. Dies ist ein ausgewogener Ansatz, der den Bedürfnissen der Apotheken Rechnung trägt, ohne die Versorgungssicherheit der Bevölkerung zu gefährden.

Es bleibt abzuwarten, ob diese Proteste die nötige Aufmerksamkeit bei den politischen Entscheidungsträgern erregen und zu den dringend benötigten Reformen führen werden. Die Apotheken sind ein unverzichtbarer Bestandteil des Gesundheitssystems, und ihre fortlaufenden Schwierigkeiten dürfen nicht länger ignoriert werden. Die Bereitschaft der Kammer, auch ungewöhnliche Protestformen zu unterstützen, zeigt, wie ernst die Lage mittlerweile ist.

 

Apotheken warnen vor Folgen von Lauterbachs Reformplänen

Die geplante Apothekenreform könnte für zahlreiche Apotheken in Deutschland gravierende Folgen haben. Stephanie Kedziora, Inhaberin der Hochwald-Apotheke in Nonnweiler, Saarland, warnt vor den potenziellen wirtschaftlichen Risiken, die mit der Kürzung des Apothekenzuschlags von 3 auf 2 Prozent einhergehen könnten. Kedziora betont, dass der derzeitige Zuschlag bei vielen hochpreisigen Medikamenten bereits jetzt nicht ausreicht, um die Kosten für Beratung, Lagerhaltung, Vorfinanzierung und die damit verbundenen Risiken abzudecken. Dies könne bei einer weiteren Reduktion des Zuschlags zu erheblichen finanziellen Belastungen führen.

Ein konkretes Beispiel veranschaulicht die Problematik: Wenn eine Apotheke ein teures Medikament für 5000 Euro kauft, dieses auf eigene Kosten lagert und kühlt, und der Patient es nicht abholt, bleibt die Apotheke auf den Kosten sitzen. Die Gefahr besteht, dass das Medikament verfällt, wodurch die Apotheke einen Verlust in Höhe des Kaufpreises erleidet. Eine Erstattung solcher Ausfälle gibt es nicht. Kedziora kritisiert, dass Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) über diese Probleme zwar gut informiert sei und sie in der Öffentlichkeit thematisiere, jedoch bislang keine Maßnahmen ergriffen habe, um die Situation für die Apotheken zu verbessern.

Arno Wagner, Inhaber der Ratsapotheke in Zweibrücken, weist darauf hin, dass der Anteil der Apotheken an den Gesamtausgaben der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) seit Jahren rückläufig ist. Im Jahr 2023 betrug dieser Anteil nur noch 1,9 Prozent, was weniger als die Hälfte der Verwaltungskosten der Krankenkassen ausmacht. Wagner unterstreicht zudem die wichtige Rolle der Apotheken im Gesundheitssystem, insbesondere durch ihre Beratungsleistungen, die zur Vermeidung von Medikationsfehlern beitragen.

Besonders besorgt zeigt sich Wagner über die möglichen Auswirkungen der Reform auf die flächendeckende Notdienstversorgung. Durch die zunehmenden Schließungen von Apotheken könnten sich die Wege zur nächstgelegenen notdiensthabenden Apotheke für viele Patientinnen und Patienten deutlich verlängern. Dies könnte die medizinische Versorgung, insbesondere in ländlichen Gebieten, erheblich beeinträchtigen. Die Apotheker kritisieren, dass die geplante Kürzung des Apothekenzuschlags auf Kosten der gesundheitlichen Versorgung der Bevölkerung gehen könnte, und kündigen an, sich entschieden gegen die Reformpläne zur Wehr zu setzen.

Die Kritik der Apothekeninhaber an den Plänen von Gesundheitsminister Karl Lauterbach ist mehr als berechtigt. Die Apotheken sind eine essenzielle Säule des deutschen Gesundheitssystems, die nicht nur Medikamente abgeben, sondern durch ihre Beratungsleistungen entscheidend zur Patientensicherheit beitragen. Eine Kürzung des Apothekenzuschlags, wie sie derzeit diskutiert wird, könnte die wirtschaftliche Basis vieler Apotheken gefährden, insbesondere in ländlichen Gebieten, wo die Apotheken ohnehin schon unter einem hohen Kostendruck stehen.

Es ist unverständlich, warum ein Gesundheitsminister, der die Risiken kennt und öffentlich darüber spricht, bislang keine konkreten Schritte unternommen hat, um diese Bedrohung abzuwenden. Die Apotheken sind nicht nur ein Dienstleister, sondern auch ein wichtiger Partner im Gesundheitswesen. Ihr Beitrag zur Vermeidung von Medikationsfehlern spart dem System Millionen und trägt wesentlich zur Gesundheit der Bevölkerung bei.

Die Pläne zur Kürzung des Zuschlags könnten nicht nur zur Schließung zahlreicher Apotheken führen, sondern auch die Notdienstversorgung massiv beeinträchtigen. Die Folge wären längere Wege für Patientinnen und Patienten, insbesondere in Notfällen, was zu einer ernsthaften Gefährdung der medizinischen Versorgung führen könnte. Es ist höchste Zeit, dass die Politik handelt und die Apotheken als das anerkennt, was sie sind: unverzichtbare Stützen unseres Gesundheitssystems. Ein weiterer Abbau dieser Infrastruktur wäre ein unverantwortliches Risiko, das am Ende alle Bürgerinnen und Bürger teuer zu stehen kommen könnte.

 

Warnung vor den Folgen der Apothekenreform: Erhalt der Apothekenstruktur als zentrales Ziel

In einem Treffen in der Storchen-Apotheke in Gütersloh diskutierte Dr. Olaf Elsner, Inhaber der Apotheke und Vorstandsmitglied des Apothekerverbands Westfalen-Lippe (AVWL), mit Thorsten Klute, SPD-Politiker und Mitglied des Gesundheitsausschusses im Landtag, über die Auswirkungen der geplanten Apothekenreform von Karl Lauterbach. Klute besuchte die Apotheke, um sich ein Bild von der aktuellen Lage zu machen und die Folgen der Reform zu bewerten.

Dr. Elsner warnte vor den Konsequenzen einer möglichen Reduzierung der Apothekerzahl und betonte, dass dies eine deutliche Verschlechterung der Patientenversorgung zur Folge hätte. Er erläuterte, dass die Apotheke weit über die bloße Abgabe von Arzneimitteln hinausgehe. So beliefert die Storchen-Apotheke unter anderem Pflegeheime, wodurch Pflegekräfte erheblich entlastet werden. Elsner prüft sorgfältig die Medikation, um mögliche Wechsel- und Nebenwirkungen zu erkennen und gegebenenfalls in Zusammenarbeit mit Ärzten Lösungen zu finden. Er wies darauf hin, dass diese Aufgaben ohne Apotheker nicht übernommen werden könnten.

Zusätzlich hob Elsner hervor, dass die individuelle Medikamentenstellung auch dazu beiträgt, dass Patienten länger zu Hause bleiben können, was die Lebensqualität pflegender Angehöriger verbessert. Klute zeigte Verständnis für diese Argumente und betonte, dass solche personalisierten Dienstleistungen von Versandapotheken nicht erbracht werden können.

Ein weiteres Thema des Gesprächs war die dringend erforderliche Erhöhung der Apothekenhonorare. Elsner erklärte, dass nur wirtschaftlich gesunde Apotheken zusätzliche Dienstleistungen wie die Medikamentenstellung anbieten können. Viele Apotheken stünden jedoch bereits unter finanziellen Druck, was sich voraussichtlich weiter verschärfen werde.

Nach dem Besuch erklärte Klute, dass Apotheken mehr seien als nur Verkaufsstellen für Medikamente. Er betonte die Bedeutung spezialisierter persönlicher Beratung und niedrigschwelliger Zugänge zu Gesundheitsleistungen und machte klar, dass der Erhalt dieser Struktur ein zentrales Ziel der Sozialdemokratie sein sollte.

Die Diskussion um die Apothekenreform verdeutlicht, wie entscheidend der Erhalt der traditionellen Apothekenstruktur für die Qualität der Gesundheitsversorgung ist. Dr. Olaf Elsner macht unmissverständlich klar, dass Apotheken weit mehr leisten als den bloßen Verkauf von Arzneimitteln. Ihre Rolle bei der individuellen Medikation, insbesondere in Pflegeheimen, stellt sicher, dass Patienten sicher und effizient versorgt werden. Die Tatsache, dass solche Leistungen von Versandapotheken nicht angeboten werden können, unterstreicht die Notwendigkeit, die persönliche Beratung und individuelle Betreuung vor Ort zu erhalten.

Thorsten Klute hat die Bedeutsamkeit dieser Leistungen erkannt und betont, dass die Sozialdemokratie sich für den Erhalt und die Stärkung der Apotheken einsetzen muss. Der Druck auf die Apotheken, insbesondere durch unzureichende Honorare, zeigt die Notwendigkeit für politische Unterstützung und Reformen auf. Der Erhalt der Apothekenstruktur ist nicht nur eine Frage der wirtschaftlichen Existenz, sondern auch der Patientensicherheit und der Lebensqualität. Es ist entscheidend, dass die Politik dies anerkennt und entsprechende Maßnahmen ergreift, um eine umfassende und hochwertige Gesundheitsversorgung zu gewährleisten.

 

Thüringer Apothekerverband startet umfassende Informationskampagne gegen Apothekenreformgesetz

Der Thüringer Apothekerverband (ThAV) hat eine umfassende Informationskampagne initiiert, um gegen das geplante Apothekenreformgesetz (ApoRG) zu protestieren und den Erhalt der Vor-Ort-Apotheken zu sichern. Die Kampagne beginnt am 28. August mit einem Protest in Erfurt und umfasst eine Reihe von Maßnahmen zur Sensibilisierung der Öffentlichkeit für die Bedeutung der lokalen Apotheken.

Ab dem 19. August werden Regionalstände in acht Städten Thüringens eingerichtet. Diese Stände werden an zentralen, stark frequentierten Orten platziert und sind jeweils vier bis sechs Stunden geöffnet. Der ThAV stellt Informationsmaterialien wie Postkarten zur Verfügung, die über den Großhandel verteilt wurden und von den Bürgern ausgefüllt werden können. Zusätzlich kommen Plakate und Radiowerbung zum Einsatz, um die Botschaft der Kampagne weiter zu verbreiten.

Neben den Regionalständen wird eine Postkartenaktion durchgeführt, bei der die Bürger ihre Bedenken und Anliegen zum ApoRG äußern können. Auch eine Petition, die bis zum 30. September 2024 läuft, soll die Unterstützung der Bevölkerung für die Vor-Ort-Apotheken mobilisieren.

Am 20. August findet in Erfurt eine Gesprächsrunde mit dem Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach statt. Die SPD Thüringen organisiert diese Veranstaltung, bei der Lauterbach gemeinsam mit der Landtagsabgeordneten Cornelia Klisch über das Gesundheitswesen und die Auswirkungen des ApoRG diskutieren wird.

Mit dieser Kampagne beabsichtigt der ThAV, den Wert der lokalen Apotheken in der Gesundheitsversorgung hervorzuheben und auf die möglichen negativen Folgen des geplanten Reformgesetzes aufmerksam zu machen.

Die Informationskampagne des Thüringer Apothekerverbands stellt einen bedeutenden Beitrag zur aktuellen Debatte um das Apothekenreformgesetz dar. Durch die Einrichtung von Regionalständen in acht Städten und die Nutzung verschiedener Kommunikationskanäle gelingt es dem Verband, eine breite Öffentlichkeit anzusprechen und die Bedeutung der Vor-Ort-Apotheken herauszustellen.

Die Postkartenaktion und die Petition bieten den Bürgern konkrete Möglichkeiten zur Beteiligung und zur Äußerung ihrer Anliegen. Die geplante Gesprächsrunde mit Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach bietet zudem eine wertvolle Gelegenheit für einen direkten Dialog mit den Entscheidungsträgern.

Insgesamt zeigt die Kampagne des ThAV, wie durch gezielte Informations- und Mobilisierungsstrategien relevante Themen in den politischen Diskurs eingebracht werden können. Dies könnte möglicherweise Einfluss auf die Entscheidungsfindung rund um das Apothekenreformgesetz nehmen und die Rolle der lokalen Apotheken in der Gesundheitsversorgung stärken.

 

Rückgang der Todeszahlen in Deutschland 2023: Erstmals seit 2016 gesenkt

In Deutschland ist die Anzahl der Todesfälle im Jahr 2023 erstmals seit 2016 gesenkt worden. Laut den aktuellen Zahlen des Statistischen Bundesamtes starben im vergangenen Jahr insgesamt 1,03 Millionen Menschen, was einen Rückgang um 3,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahr bedeutet. Dies ist die erste Reduzierung der Todeszahlen seit dem Jahr 2016. Besonders hervorzuheben ist, dass fast die Hälfte der verstorbenen Frauen und etwa ein Drittel der verstorbenen Männer über 85 Jahre alt waren.

Herz-Kreislauf-Erkrankungen bleiben mit 33,9 Prozent die häufigste Todesursache in Deutschland. Im Vergleich zum Vorjahr gab es jedoch einen Rückgang dieser Todesursachen um 2,7 Prozent. Bösartige Krebsneubildungen folgen an zweiter Stelle und machen 22,4 Prozent der Todesfälle aus, was einen leichten Anstieg um 0,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahr darstellt.

Die Zahl der durch Covid-19 bedingten Todesfälle ist im Jahr 2023 um mehr als die Hälfte gesenkt worden. Covid-19 wurde bei 2,5 Prozent der Verstorbenen als „Grundleiden“ diagnostiziert, was einen Rückgang um 50,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahr darstellt. Im Gegensatz dazu verzeichneten Influenza-Erkrankungen und Pneumonien einen deutlichen Anstieg. Diese trugen 2 Prozent zu den Todesfällen bei, was einem Anstieg um 13,1 Prozent entspricht.

Nicht-natürliche Todesursachen, zu denen Unfälle und Gewalteinwirkungen gehören, machten 4,8 Prozent der Todesfälle aus. Innerhalb dieser Kategorie stellten Stürze mit 20.800 Fällen die häufigste Ursache dar.

Bei den Suiziden wurde ein Anstieg um 1,8 Prozent auf insgesamt 10.300 Fälle festgestellt. Der Anteil der Männer unter den Suizidopfern beträgt weiterhin 73 Prozent. Während die Suizidrate bei Männern um 0,3 Prozent zurückging, stieg sie bei Frauen um 8 Prozent. Suizide machen insgesamt etwa 1 Prozent der Todesfälle aus.

Der Rückgang der Todeszahlen in Deutschland im Jahr 2023 bietet Anlass zur vorsichtigen Optimismus. Zum ersten Mal seit 2016 zeigt die Statistik eine Verringerung der Todesfälle, was auf eine potenzielle Verbesserung der Gesundheitsbedingungen oder erfolgreiche Präventionsmaßnahmen hindeuten könnte. Besonders bemerkenswert ist der drastische Rückgang der Covid-19-bedingten Todesfälle, der die Wirksamkeit der Impfkampagnen und gesundheitlichen Schutzmaßnahmen unterstreicht. Dennoch bleibt der Anstieg der Todesfälle durch Influenza und Pneumonien eine besorgniserregende Entwicklung, die zusätzliche Aufmerksamkeit und Ressourcen in der Gesundheitsversorgung erfordert.

Die Zunahme der Suizidrate, insbesondere bei Frauen, ist ein ernstzunehmendes Signal, das die Notwendigkeit verstärkter Unterstützung und Präventionsstrategien im Bereich der psychischen Gesundheit hervorhebt. Insgesamt zeigt die Statistik sowohl Fortschritte als auch Herausforderungen im Bereich der öffentlichen Gesundheit, die eine kontinuierliche Überwachung und gezielte Maßnahmen erfordern.

 

Übernahme von IDT Biologika durch südkoreanisches Unternehmen

In einer bedeutenden Veränderung für die Biotechnologiebranche hat der südkoreanische Impfstoff- und Biotechnologiekonzern SK bioscience die Übernahme von 60 Prozent der Anteile am deutschen Unternehmen IDT Biologika abgeschlossen. Das Bundeskartellamt hat der Transaktion bereits seine Genehmigung erteilt.

IDT Biologika, gegründet 1921 als Impfstoffwerk Dessau-Tornau, hat sich über die Jahre zu einem führenden Anbieter von Auftragsentwicklung und -herstellung (CDMO) im Bereich der Biologika entwickelt. Seit 1993 gehört das Unternehmen zur Klocke-Gruppe, die damals unter der Leitung von Hartmut Klocke die Fabrik von der Treuhandanstalt übernommen hat.

Das Unternehmen, das heute über Produktionsstätten in Dessau-Roßlau, Magdeburg und Rockville, Maryland (USA) verfügt, ist auf Impfstoffe, virale Vektoren für Zell- und Gentherapeutika, onkolytische Viren und andere Biologika spezialisiert. Die Übernahme durch SK bioscience markiert einen wichtigen strategischen Schritt für das südkoreanische Unternehmen, das seine globale Präsenz durch diese Akquisition weiter ausbauen möchte.

Zusätzlich zu IDT Biologika wird auch die Schwesterfirma TEW (Technik-Energie-Wasser), die sich auf die Planung und den Bau von Produktionsanlagen spezialisiert hat, verkauft. Die Klocke-Gruppe, die mit etwa 2200 Mitarbeitenden und einem Gesamtumsatz von 420 Millionen Euro im Jahr 2022 international tätig ist, behält durch eine 40-prozentige Beteiligung an IDT Biologika eine bedeutende Rolle. Nach dem Tod des Seniorchefs Friedhelm Klocke im Frühjahr 2020 führen seine Söhne, Stefan und Carsten Klocke, das Unternehmen weiter.

Die Übernahme von IDT Biologika durch SK bioscience ist ein bedeutender Schritt für beide Unternehmen und könnte weitreichende Auswirkungen auf die Biotechnologiebranche haben. Für SK bioscience stellt die Akquisition eine strategische Erweiterung seiner globalen Präsenz dar, während IDT Biologika von der internationalen Expertise und den Ressourcen des südkoreanischen Konzerns profitieren könnte.

Die Entscheidung des Bundeskartellamts, grünes Licht für diese Transaktion zu geben, spiegelt das Vertrauen in die nachhaltige Entwicklung und die Innovationskraft von IDT Biologika wider. Gleichzeitig wird es interessant sein zu beobachten, wie sich diese Partnerschaft auf die weitere Expansion und die technologischen Fortschritte in der Biotechnologie auswirken wird. Die Klocke-Gruppe, die weiterhin eine bedeutende Rolle bei IDT Biologika spielt, wird sich möglicherweise neuen Herausforderungen und Chancen gegenübersehen, während sie ihre Rolle als zweitgrößter Anteilseigner behauptet.

 

Rabipur Tollwut-Impfstoff – Sicherheitsmaßnahmen wegen Gummipartikeln

Bavarian Nordic hat eine wichtige Information für die Anwender des Tollwut-Impfstoffes Rabipur herausgegeben. Wie das Unternehmen mitteilte, können nach der Rekonstitution des Impfstoffes Gummipartikel in der Lösung auftreten. Diese Partikel entstehen durch den Prozess des sogenannten Coring, bei dem kleine Stücke des Gummistopfens in die Impfstofflösung gelangen können.

Rabipur wird als Pulver und Lösungsmittel zur Herstellung einer Injektionslösung bereitgestellt. Im Rahmen der Rekonstitution können Gummipartikel durch die verwendete Nadel in die Lösung gelangen. Die unerwarteten Partikelmeldungen haben zu einer umfassenden Untersuchung geführt, die bestätigte, dass es sich um Gummipartikel handelt.

Um das Risiko zu minimieren, gibt Bavarian Nordic folgende Empfehlungen heraus: Verwenden Sie eine kleine orangefarbene Injektionsnadel (25 Gauge, 25 mm) für die Rekonstitution des Impfstoffes. Diese Nadel ist dafür konzipiert, das Risiko von Partikelbildung zu reduzieren. Da diese Nadel nicht bis zum Boden der Durchstechflasche reicht, sollte die Flasche beim Rekonstituieren umgedreht und die Nadel in die Nähe des Stopfens zurückgezogen werden, um den Impfstoff vollständig zu entnehmen.

Nach der Rekonstitution ist es wichtig, die orangefarbene Nadel zu entsorgen und den Impfstoff mit einer neuen Injektionsnadel zu verabreichen. Zudem sollte der rekonstituierte Impfstoff auf sichtbare Partikel überprüft werden. Falls keine Partikel gefunden werden, ist der Impfstoff sicher zur Anwendung.

Bavarian Nordic arbeitet an der Verbesserung der Verpackung und Präsentation des Rabipur-Impfstoffes. Diese Optimierungen erfordern jedoch zusätzliche Tests und behördliche Genehmigungen. Bis diese Änderungen umgesetzt sind, werden die genannten Empfehlungen dringend zur Beachtung empfohlen.

Die Sicherheit und Qualität des Impfstoffes bleiben gewährleistet, solange die empfohlenen Prüfungen und Verfahren eingehalten werden.

Die Sicherheit von Impfstoffen ist von höchster Bedeutung, und die neuesten Empfehlungen von Bavarian Nordic bezüglich des Rabipur Tollwut-Impfstoffes unterstreichen dieses Prinzip eindrucksvoll. Die Entdeckung von Gummipartikeln in der Impfstofflösung und die darauf folgenden Maßnahmen zeigen die proaktive Haltung des Unternehmens zur Sicherstellung der Produktqualität.

Die empfohlenen Schritte – die Verwendung einer speziellen Nadel für die Rekonstitution und die gründliche Überprüfung auf sichtbare Partikel – sind klare und umsetzbare Maßnahmen, die dazu beitragen, mögliche Risiken zu minimieren. Diese Vorsichtsmaßnahmen sind entscheidend, um das Vertrauen der Patienten und Fachkräfte in die Sicherheit des Impfstoffes zu gewährleisten.

Es ist zu begrüßen, dass Bavarian Nordic bereits an der Optimierung der Produktverpackung arbeitet, um solche Probleme künftig zu vermeiden. In der Zwischenzeit ist es wichtig, dass alle Anwender die empfohlenen Verfahren strikt befolgen. Die kontinuierliche Überwachung und Anpassung solcher Prozesse sind unerlässlich, um die höchsten Standards in der Impfstoffsicherheit zu wahren.

 

Forschungsgruppe aus Kiel bringt neue Erkenntnisse zum Zelltod bei Typ-1-Diabetes

Eine Kieler Forschungsgruppe hat neue Erkenntnisse über die Prozesse des Zellsterbens bei Typ-1-Diabetes veröffentlicht. Die Studie konzentriert sich auf den Mechanismus, durch den die Insulin-produzierenden β-Zellen in den Langerhans-Inseln des Pankreas zerstört werden – ein Schlüsselereignis bei der Entstehung dieser Autoimmunerkrankung.

Im Zentrum der Untersuchung stand das Protein RIPK1 (receptor-interacting protein kinase 1), das eine wichtige Rolle bei der Regulation von Apoptose und Nekroptose spielt. RIPK1 ist bekannt für seine Kinase-Domäne, die den Zelltod auslösen kann, aber auch für seine Fähigkeit, den durch den Tumornekrosefaktor (TNF) induzierten Zelltod zu verhindern.

Die Forscher der Universität Köln verwendeten Mäusemodelle, um die Rolle von RIPK1 im Diabetes-Modell zu untersuchen. Sie verglichen Mäuse ohne RIPK1 mit solchen, die RIPK1 ohne Kinaseaktivität produzierten. Die Ergebnisse zeigten, dass weder das Fehlen von RIPK1 noch das Fehlen der Kinaseaktivität einen signifikanten Einfluss auf den Verlauf der Krankheit hatte. Dies legt nahe, dass RIPK1 möglicherweise nicht entscheidend für den Zelltod unter hyperglykämischen Bedingungen verantwortlich ist.

Zusätzlich führten die Wissenschaftler Zellkulturversuche durch und entdeckten hohe Konzentrationen des antiapoptotischen Proteins cFLIP (cellular FLICE-inhibitory protein) in Langerhans-Inseln, während Marker für Apoptose und Nekroptose niedrig waren. Dies deutet darauf hin, dass β-Zellen über einen cFLIP-abhängigen Mechanismus auf TNF-induzierten Zelltod reagieren. Die Behandlung der Pankreasinseln mit Cycloheximid, einem cFLIP-Hemmstoff, machte die Zellen anfälliger für TNF-induzierten Zelltod.

Diese neuen Erkenntnisse könnten potenziell neue Therapieansätze für Diabetes-Patienten eröffnen, indem sie auf den Mechanismus eingehen, durch den cFLIP den Zelltod reguliert.

Die jüngsten Forschungen aus Kiel stellen einen bedeutenden Fortschritt im Verständnis der pathologischen Prozesse bei Typ-1-Diabetes dar. Die Tatsache, dass RIPK1 offenbar nicht den erwarteten Einfluss auf den Zelltod der β-Zellen hat, könnte die Richtung der zukünftigen Forschung verändern. Stattdessen rückt das antiapoptotische Protein cFLIP in den Vordergrund, was neue Ansatzpunkte für therapeutische Interventionen bietet. Es wird entscheidend sein, wie die medizinische Gemeinschaft diese Erkenntnisse nutzen kann, um innovative Behandlungsstrategien zu entwickeln, die darauf abzielen, das Fortschreiten der Krankheit zu verlangsamen oder sogar zu stoppen.

 

Migräneprophylaktika zeigen potenziellen Nutzen gegen Akne und Rosazea

In einer aktuellen Studie haben Migräneprophylaktika, die gezielt gegen das Neuropeptid Calcitonin Gene Related Peptide (CGRP) gerichtet sind, vielversprechende Ergebnisse bei der Behandlung von Akne und Rosazea gezeigt. Das Peptid CGRP spielt eine zentrale Rolle bei Migräneattacken, indem es zu Gefäßerweiterungen und Entzündungen im Gehirn führt. Neueste Forschungsergebnisse deuten darauf hin, dass diese Medikamente möglicherweise auch bei Hauterkrankungen von Nutzen sein könnten.

Die epidemiologische Untersuchung, die Daten aus dem US-amerikanischen Gesundheitsnetzwerk TriNetX US Collaborative Network auswertete, untersuchte verschiedene Migränebehandlungen und deren Auswirkungen auf Akne und Rosazea. Die Analyse umfasste Antikörper gegen CGRP (wie Erenumab), Antikörper gegen den CGRP-Rezeptor, Gepante, Triptane und Topiramat. Dabei wurde festgestellt, dass die Behandlung mit anti-CGRP-Antikörpern signifikant niedrigere Inzidenzraten für Akne und Rosazea aufwies als die Verwendung von Triptanen und Topiramat.

Besonders hervorzuheben ist, dass die anti-CGRP-Antikörper eine Hazard Ratio von 0,71 für Akne (95%-Konfidenzintervall [KI] = 0,60 bis 0,84) und 0,53 für Rosazea (95%-KI = 0,39 bis 0,72) aufwiesen. Dies deutet darauf hin, dass Patienten, die mit diesen Antikörpern behandelt wurden, ein deutlich geringeres Risiko für das Auftreten von Akne und Rosazea hatten. Im Vergleich zu Topiramat, einem Medikament, das nicht direkt auf den CGRP-Pathway wirkt, waren die Ergebnisse ebenfalls signifikant niedriger, mit einer Hazard Ratio von 0,82 für Akne (95%-KI = 0,69 bis 0,98) und 0,65 für Rosazea (95%-KI = 0,47 bis 0,90).

Ein Vergleich der anti-CGRP-Antikörper mit Gepanten, die ebenfalls gegen den CGRP-Rezeptor wirken, zeigte gemischte Ergebnisse. Während die anti-CGRP-Antikörper signifikant niedrigere Erkrankungsraten für Rosazea (HR = 0,61; 95%-KI = 0,43 bis 0,85) aufwiesen, waren die Unterschiede bei Akne weniger deutlich.

Diese vielversprechenden Ergebnisse eröffnen neue Perspektiven für die Behandlung von Akne und Rosazea, insbesondere bei Patienten, die bereits unter Migräne leiden. Dennoch sind weitere großangelegte, randomisierte Studien erforderlich, um die Wirksamkeit und Sicherheit dieser Medikamente für die Behandlung von Hauterkrankungen umfassend zu überprüfen.

Die aktuellen Ergebnisse der Studie zur Wirkung von anti-CGRP-Medikamenten auf Akne und Rosazea sind durchaus bemerkenswert und könnten weitreichende Auswirkungen auf die Behandlung dieser häufigen Hauterkrankungen haben. Es ist faszinierend zu sehen, wie ein Medikament, das ursprünglich zur Migränebehandlung entwickelt wurde, möglicherweise auch bei anderen, scheinbar nicht verwandten Erkrankungen hilfreich sein könnte.

Die Tatsache, dass anti-CGRP-Antikörper signifikant niedrigere Inzidenzraten für Akne und Rosazea zeigen, unterstreicht die Komplexität und Vielseitigkeit der biologischen Wirkungen von CGRP. Es bleibt jedoch wichtig, die Ergebnisse dieser Studien kritisch zu betrachten und in zukünftigen Forschungen zu bestätigen. Die Differenzierung zwischen den verschiedenen Wirkstoffklassen und deren Einfluss auf die Hauterkrankungen wird entscheidend sein, um maßgeschneiderte Therapieansätze zu entwickeln.

Die Fortschritte in der Migränebehandlung könnten somit nicht nur den Patienten mit Migräne zugutekommen, sondern auch neue Wege für die Behandlung von Hauterkrankungen eröffnen. Dies könnte letztlich zu einer besseren Lebensqualität für viele Patienten führen, die unter Akne oder Rosazea leiden und sich von den vielversprechenden neuen Therapien Hoffnung auf Linderung versprechen können.

 

Glossodynie und Burning-Mouth-Syndrom: Ursachen, Diagnose und Linderung der Beschwerden

In den letzten Jahren haben immer mehr Menschen über das unangenehme Brennen und Kribbeln auf der Zunge berichtet, ein Zustand, der medizinisch als Glossodynie bezeichnet wird. Diese Beschwerden können mehrere Stunden am Tag andauern und betreffen häufig die vorderen zwei Drittel der Zunge sowie deren Ränder und Spitze. Wenn die Symptome sich auf den Gaumen, die Wangen und die Mundschleimhaut ausweiten, spricht man vom Burning-Mouth-Syndrom.

Die Ursachen für Glossodynie sind vielfältig. Besonders betroffen sind Frauen in den Wechseljahren, da hormonelle Veränderungen und psychische Belastungen die Symptome begünstigen können. Allerdings können auch andere Faktoren wie Zahnprothesen mit scharfen Kanten, Funktionsstörungen der Speicheldrüsen, Infektionen wie Pilzbefall oder Herpes, sowie bestimmte Medikamente zu Zungenbrennen führen. Psychische Erkrankungen, darunter Depressionen und Schizophrenie, sind ebenfalls mögliche Auslöser.

Ein weiterer möglicher Grund für das Zungenbrennen ist ein Mangel an wichtigen Vitaminen oder Spurenelementen, wie Vitamin B12, Vitamin C, Folsäure oder Eisen. Allergische Reaktionen auf Inhaltsstoffe von Zahnpasta oder Mundspülungen können ebenfalls Beschwerden verursachen.

Die Diagnosestellung sollte in der Regel zunächst durch den Hausarzt erfolgen, der die Krankengeschichte des Patienten kennt und mögliche Zusammenhänge mit bestehenden Erkrankungen oder Medikamenten erkennen kann. Der Hausarzt kann bei Bedarf an Fachärzte aus den Bereichen Zahnmedizin, Psychosomatik, Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde oder Dermatologie überweisen.

Zur Linderung der Beschwerden wird geraten, Reizstoffe wie scharfe oder saure Speisen sowie Alkohol und Nikotin zu meiden. Auch milde Mundspülungen mit Kräutern wie Salbei oder Kamille können wohltuend sein. Bei Mundtrockenheit sollte ausreichend Flüssigkeit aufgenommen werden, und zuckerfreie Kaugummis können die Speichelproduktion anregen. Da psychische Faktoren oft eine Rolle spielen, ist es auch wichtig, Stress zu bewältigen und gegebenenfalls psychologische Unterstützung in Anspruch zu nehmen.

Der Bericht über Glossodynie und das Burning-Mouth-Syndrom beleuchtet prägnant und umfassend die verschiedenen Ursachen und Behandlungsmöglichkeiten für diese oft belastende Erkrankung. Besonders hervorzuheben ist die breite Palette möglicher Auslöser, die von hormonellen Veränderungen über Infektionen bis hin zu psychischen Erkrankungen reicht. Dieser Umstand verdeutlicht, wie wichtig eine gründliche Diagnose durch den Hausarzt ist, der dann gegebenenfalls an spezialisierte Fachärzte überweisen kann.

Die klaren Empfehlungen zur Vermeidung von Reizstoffen und zur Anwendung milder Mundpflegeprodukte bieten praktische Ansatzpunkte für die Linderung der Beschwerden. Die Betonung der psychischen Aspekte und die Notwendigkeit eines gesunden Umgangs mit Stress sind ebenfalls wesentliche Punkte, die oft in medizinischen Berichten zu kurz kommen. Insgesamt bietet der Bericht eine wertvolle Orientierung für Betroffene und zeigt auf, wie eine gezielte und umfassende Diagnostik sowie individuelle Behandlungsansätze zur Verbesserung der Lebensqualität beitragen können.

 

Blutversorgung in Gefahr: Knappheit zwingt zu Operationenverschiebungen

In Deutschland steht die Blutversorgung auf der Kippe, da die verfügbaren Blutreserven rapide schwinden. Laut dem Deutschen Roten Kreuz (DRK) werden täglich etwa 15.000 Blutspenden benötigt, um die Krankenhäuser landesweit ausreichend mit Blutkonserven zu versorgen. Patric Nohe, Bundessprecher der DRK-Blutspendedienste, erklärte, dass die derzeitige Spendenbereitschaft nicht ausreiche, um den Bedarf zu decken, insbesondere in Zeiten von Feiertagen, Brückentagen, der Fußball-EM und der Urlaubszeit.

Der Mangel an Blutspenden führt bereits zu spürbaren Konsequenzen: In den Bundesländern Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, dem Saarland und Niedersachsen mussten in einigen Fällen planbare Operationen verschoben werden. Trotz der angespannten Situation betont Nohe, dass es keinen bundesweiten Notstand mit Blutpräparaten gebe. Patienten, die dringend Blut benötigen, erhalten weiterhin die notwendige Versorgung.

Das DRK weist darauf hin, dass die Spenden derzeit sofort verwendet werden, was bedeutet, dass kaum Puffer-Reserven aufgebaut werden können. Dies hat zur Folge, dass die Reserven weitestgehend aufgebraucht sind. Um die Versorgung aufrechtzuerhalten, ist es entscheidend, dass die kommenden Blutspendetermine voll ausgelastet werden. Besonders die jüngere Generation wird aufgefordert, regelmäßig zu spenden, da die ältere Generation aus gesundheitlichen Gründen zunehmend eingeschränkt ist.

Sollte sich die Situation nicht schnell verbessern, könnten weitere planbare medizinische Eingriffe verschoben werden. Nohe warnt: "Blut ist nicht künstlich herstellbar. Wenn niemand mehr Blut spenden würde, könnte das schnell zu einer ernsten Krise führen."

 

Der derzeitige Blutmangel in Deutschland offenbart eine alarmierende Diskrepanz zwischen dem Bedarf an Blutspenden und der tatsächlichen Spendenbereitschaft. Die Tatsache, dass bereits planbare Operationen verschoben werden mussten, sollte als ernsthafte Warnung dienen. Die Ursachen für die niedrige Spendenbereitschaft, wie saisonale Veranstaltungen und Feiertage, sind nicht neu, aber sie unterstreichen die Dringlichkeit, mit der das Problem angegangen werden muss.

Es ist unerlässlich, dass sich jeder der Verantwortung stellt, mindestens zwei Mal im Jahr Blut zu spenden. Dies ist eine einfache, aber effektive Maßnahme, um eine stabile Versorgung sicherzustellen und möglicherweise Leben zu retten. Die Aufklärung und Motivation der Bevölkerung, insbesondere der jüngeren Generation, spielen dabei eine entscheidende Rolle. Nur durch eine gesteigerte Spendenbereitschaft kann verhindert werden, dass der Mangel an Blutkonserven zu einer ernsthaften Krise eskaliert.

 

Mini-Antikörper aus München: Neuer Ansatz könnte frühe Schäden bei Alzheimer verhindern

München – Forschende der Technischen Universität München haben einen innovativen Therapieansatz zur Bekämpfung der Alzheimer-Krankheit entwickelt, der auf einer neuartigen Klasse kleiner, künstlicher Proteine basiert. Diese sogenannten Anticaline haben das Potenzial, schädliche β-Amyloid-Monomere, die mit der Alzheimer-Erkrankung in Verbindung stehen, gezielt zu neutralisieren und somit frühzeitige neuronale Schäden zu verhindern.

Alzheimer ist eine neurodegenerative Erkrankung, bei der die Ablagerung von β-Amyloid (Aβ) im Gehirn eine zentrale Rolle spielt. Während frühere Forschungen vor allem die Plaques und Fibrillen des Aβ-Proteins in den Fokus nahmen, deuten neue Erkenntnisse darauf hin, dass insbesondere deren lösliche Vorläufer wie Aβ-Monomere und -Oligomere schädlich für die Nervenzellen sind. Diese Vorläufer schädigen die Kontaktpunkte zwischen Neuronen, was zu einer erhöhten neuronalen Aktivität und damit zu einer frühen Form der neuronalen Dysfunktion führt.

Das Team um Professor Dr. Arne Skerra und Hauptautor Dr. Benedikt Zott hat nun ein Anticalin namens H1GA entwickelt, das gezielt an Aβ-Monomere bindet. In Tierversuchen an Mäusen, die für Amyloid-Pathologie prädisponiert sind, zeigte H1GA beeindruckende Ergebnisse. Nach der direkten Injektion des Anticalins in den Hippocampus der Mäuse konnte eine signifikante Reduzierung der übermäßigen neuronalen Aktivität beobachtet werden. Darüber hinaus scheint H1GA in der Lage zu sein, neuronale Fehlfunktionen zu reparieren, was die Bedeutung der frühen Aβ-Monomere im Krankheitsverlauf unterstreicht.

Diese Fortschritte sind besonders bemerkenswert, da frühere Behandlungsansätze, wie der monoklonale Antikörper Solanezumab, in klinischen Studien gescheitert sind. Im Vergleich zeigt das Anticalin H1GA bessere Ergebnisse. Auch der Antikörper Lecanemab, der bevorzugt Aβ-Protofibrillen anvisiert und in einigen Studien positive Effekte auf den kognitiven Abbau in frühen Stadien zeigte, konnte in einigen Ländern zugelassen werden, jedoch entschied die Europäische Arzneimittel-Agentur (EMA) kürzlich gegen dessen Zulassung aufgrund eines ungünstigen Nutzen-Risiko-Verhältnisses.

Trotz der vielversprechenden Ergebnisse im Tierversuch betonen die Forschenden, dass noch erhebliche Schritte nötig sind, um die Therapie auf den Menschen zu übertragen. Derzeit arbeiten sie an der Optimierung der Darreichungsform des Anticalins, um dessen Anwendung in zukünftigen klinischen Studien zu ermöglichen. Diese neuen Entwicklungen bieten jedoch bereits jetzt Hoffnung auf eine wirksamere Behandlung der Alzheimer-Krankheit und könnten einen bedeutenden Fortschritt im Kampf gegen diese verheerende Erkrankung darstellen.

Die aktuellen Fortschritte in der Alzheimer-Forschung sind sowohl faszinierend als auch vielversprechend. Der innovative Ansatz der Münchener Forscher, kleine künstliche Proteine – Anticaline – zur gezielten Neutralisierung von β-Amyloid-Monomeren einzusetzen, könnte ein bedeutender Durchbruch in der Behandlung der Alzheimer-Krankheit sein. Die bisherigen Ergebnisse aus den Tierversuchen sind beeindruckend und zeigen das Potenzial, frühe neuronale Schäden effektiv zu verhindern und bestehende Fehlfunktionen zu reparieren.

Es ist ermutigend zu sehen, dass neue Ansätze zur Behandlung von Alzheimer kontinuierlich weiterentwickelt werden, insbesondere nachdem frühere Therapien wie Solanezumab nicht den gewünschten Erfolg gebracht haben. Während der Weg zur Zulassung und Anwendung am Menschen noch lang und herausfordernd ist, könnten diese Entwicklungen einen entscheidenden Beitrag dazu leisten, die Lebensqualität von Patienten mit Alzheimer zu verbessern und vielleicht sogar die Krankheit in Zukunft besser zu kontrollieren.

Die Forschung zeigt klar, dass es Hoffnung gibt, auch wenn noch viele Fragen offen sind. Die Konzentration auf spezifische und frühe Ziele der Krankheitsentwicklung, wie die Aβ-Monomere, könnte der Schlüssel sein, um endlich effektive Therapien gegen Alzheimer zu entwickeln. Die wissenschaftliche Gemeinschaft und die Patienten dürfen gespannt auf die nächsten Schritte und die Ergebnisse der kommenden Studien warten.

 

Neue Leitlinien: Alkohol gibt es nicht in unbedenklicher Menge

Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) hat ihre Referenzwerte für den Alkoholkonsum aktualisiert und warnt davor, dass es keine risikofreie Menge für einen unbedenklichen Konsum gibt. Der neue Sonderdruck der DGE stellt klar, dass Alkohol eine psychoaktive Droge ist, die mehr als 200 gesundheitliche Probleme verursachen kann, darunter Krebsarten wie Brust- und Dickdarmkrebs, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Bluthochdruck und Lebererkrankungen.

Der Bericht betont, dass insbesondere hohe Mengen und Rauschtrinken, definiert als der Konsum von fünf oder mehr Gläsern alkoholischer Getränke bei einer einzigen Gelegenheit, vermieden werden sollten. Die DGE empfiehlt, dass junge Menschen auf Alkohol verzichten, da der Konsum in dieser Altersgruppe das Risiko für späteren riskanten Alkoholkonsum und Alkoholgebrauchsstörungen erhöhen kann. Schwangere und stillende Frauen sowie Personen mit bestimmten gesundheitlichen Problemen wie Lebererkrankungen sollten vollständig auf Alkohol verzichten.

Für Erwachsene gibt die DGE einen risikoarmen Konsum von bis zu 27 Gramm reinem Alkohol pro Woche an, was etwa 280 Millilitern Wein mit 12 Volumenprozent, 660 Millilitern Bier mit 5 Volumenprozent oder 80 Millilitern Spirituosen mit 38 Volumenprozent entspricht. Ein moderates Risiko besteht bei einem wöchentlichen Konsum von 27 bis 81 Gramm, was maximal 825 Milliliter Wein, 2 Liter Bier oder 250 Milliliter Spirituosen entspricht. Ein Konsum von mehr als 81 Gramm pro Woche wird als riskant eingestuft. Kein Risiko besteht nur bei vollständiger Abstinenz.

Die Empfehlungen basieren auf den aktuellen Daten des „Canadian Centre on Substance Use and Addiction“ aus dem Jahr 2023 und der „Global Burden of Disease Study“ aus dem Jahr 2022. Anders als in früheren Leitlinien gibt es nun keine geschlechtsspezifischen Unterschiede mehr bei den gesundheitlichen Risiken des Alkoholkonsums. Der risikofreie Konsum für Männer ist nun laut den neuen Berechnungen deutlich niedriger als zuvor angegeben.

In Deutschland liegt der durchschnittliche Alkoholkonsum bei 12,2 Litern reinem Alkohol pro Kopf und Jahr, was das Land im internationalen Vergleich als Hochkonsumland ausweist. Die DGE hebt hervor, dass die gesellschaftlichen Kosten des Alkoholkonsums in Deutschland jährlich etwa 57 Milliarden Euro betragen. Davon entfallen rund 16,6 Milliarden Euro auf die Behandlung alkoholbedingter Erkrankungen sowie Arbeitsunfähigkeit und Rehabilitation, während etwa 40 Milliarden Euro für Personen- und Sachschäden, Arbeitsunfähigkeit und Frühverrentung aufgewendet werden.

Die aktualisierten Referenzwerte der Deutschen Gesellschaft für Ernährung setzen einen wichtigen, klaren Standard für den Alkoholkonsum und bieten eine umfassende Übersicht über die damit verbundenen Risiken. Die Tatsache, dass es keine risikofreie Menge an Alkohol gibt, sollte eine wesentliche Botschaft für alle Konsumenten sein. Besonders bemerkenswert ist die Ausweitung der Empfehlungen auf alle Altersgruppen ohne geschlechtsspezifische Unterschiede, was die Dringlichkeit der Problematik unterstreicht.

Die DGE weist zu Recht darauf hin, dass hohe Mengen und regelmäßiges Rauschtrinken signifikante Gesundheitsrisiken darstellen. Die Betonung auf die vollständige Abstinenz für junge Menschen, Schwangere und Personen mit bestimmten Erkrankungen ist ein notwendiger Schritt zur Prävention schwerwiegender Gesundheitsprobleme.

Dass der durchschnittliche Konsum in Deutschland so hoch ist, macht deutlich, wie wichtig es ist, das Bewusstsein für die Gefahren des Alkohols zu schärfen. Die enormen gesellschaftlichen Kosten, die sich auf 57 Milliarden Euro pro Jahr belaufen, verdeutlichen die finanziellen und sozialen Folgen eines unkontrollierten Konsums. Die neuen Referenzwerte könnten dazu beitragen, den Alkoholkonsum zu reduzieren und langfristig sowohl die individuelle Gesundheit als auch die gesellschaftlichen Ausgaben zu verbessern.

 

 

Körperteilbenennung im Sprachvergleich: Wie Sprachen mit Körperteilen jonglieren

In einer umfassenden Studie haben Forscher der Universität Passau und des Max-Planck-Instituts das Vokabular für Körperteile in 1028 Sprachen untersucht. Die Analyse beleuchtet, wie unterschiedliche Sprachen mit Körperteilen jonglieren und welche Muster dabei auftreten. Die Ergebnisse zeigen, dass Körperteile, die einander benachbart sind, häufig unter ähnlichen Begriffen zusammengefasst werden – ein Phänomen, das als Kolexifizierung bekannt ist.

Kolexifizierung beschreibt das Phänomen, bei dem verschiedene Konzepte durch dasselbe Wort bezeichnet werden. Zum Beispiel haben einige Sprachen wie Wolof oder Belhare ein gemeinsames Wort für „Fuß“ und „Bein“. In der Wolof-Sprache wird hierfür der Begriff „loxo“ verwendet, während in Belhare „laŋ“ beide Körperteile umfasst. Diese sprachlichen Besonderheiten spiegeln kulturelle Unterschiede in der Wahrnehmung und Funktionalität der Körperteile wider.

Im Gegensatz dazu nutzen Sprachen wie das Deutsche und das Englische separate Begriffe für „Fuß“ und „Bein“, wobei auch spezifische Begriffe für Knöchel oder Gelenk existieren. Diese Differenzierung zeigt einen Fokus auf visuelle und anatomische Unterschiede, während Sprachen, die Körperteile funktional zusammenfassen, oft eine pragmatische Perspektive einnehmen.

Die Untersuchung legt nahe, dass Sprachen, die einen zusätzlichen Ausdruck für „Fuß“ haben, in der Regel auch ein separates Wort für „Hand“ verwenden. Diese Beobachtung weist auf eine gewisse universelle Struktur in der Benennung von Körperteilen hin. Darüber hinaus zeigen die Ergebnisse, dass die Variation in der Benennung von Körperteilen weniger stark ausgeprägt ist als in anderen Bereichen wie Emotionen oder Farben.

Die Forscher betonen, dass weitere Studien erforderlich sind, um die tieferliegenden Zusammenhänge zwischen Sprache und Kultur besser zu verstehen. Die Untersuchung der Kolexifizierungen bietet wertvolle Einblicke in die sprachliche und kulturelle Vielfalt und deren Einfluss auf die Wahrnehmung des menschlichen Körpers.

Die Studie zur Benennung von Körperteilen in verschiedenen Sprachen eröffnet faszinierende Einblicke in die kulturelle und sprachliche Vielfalt. Die Art und Weise, wie Sprachen mit Körperteilen jonglieren, zeigt nicht nur Unterschiede in der Wahrnehmung und Kategorisierung, sondern auch universelle Tendenzen, die über sprachliche Grenzen hinweg bestehen.

Kolexifizierung, das Phänomen, bei dem verwandte Körperteile unter einem Begriff zusammengefasst werden, hebt hervor, wie pragmatische Überlegungen in der Sprachentwicklung eine Rolle spielen. Sprachen, die Fuß und Bein zusammenfassen, verdeutlichen, dass eine funktionale Sichtweise auf Körperteile in bestimmten Kulturen dominieren kann, während andere Sprachen eine detailliertere anatomische Differenzierung bevorzugen.

Die Studie macht deutlich, dass die Benennung von Körperteilen nicht nur linguistische, sondern auch kulturelle Implikationen hat. Die Beobachtung, dass zusätzliche Begriffe für Körperteile oft in Zusammenhang mit einer differenzierten Bezeichnung für andere Körperteile stehen, deutet auf tief verwurzelte Strukturen in der sprachlichen Wahrnehmung hin.

Insgesamt liefert die Forschung wertvolle Anhaltspunkte für das Verständnis der Wechselwirkungen zwischen Sprache und Kultur. Sie zeigt, dass trotz der sprachlichen Vielfalt grundlegende Prinzipien in der Benennung von Körperteilen universell sein können. Weitere Untersuchungen werden notwendig sein, um diese Zusammenhänge noch besser zu erfassen und die komplexen Wechselwirkungen zwischen Sprache und menschlicher Wahrnehmung weiter zu erforschen.

Von Engin Günder, Fachjournalist

 

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