• 14.04.2025 – Apotheken-News: Retax-Irrsinn, Versandhandel, Reformstau – Apotheken zwischen Bürokratie, Konkurrenz und Versorgungsauftrag

    APOTHEKE | Medienspiegel & Presse | Eine Retaxation über nur 3,21 Euro bringt das Abrechnungssystem der Krankenkassen ins Wanken und entfacht grundlegende Kritik am bürokra ...

Business
Gesundheit
Vorsorge
Sicherheit
Finanzen

Für Sie gelesen

Sehr geehrte Apothekerin, sehr geehrter Apotheker,
hier ist der vollständige Text für Sie:

MySecur® Nachrichten - APOTHEKE:


APOTHEKE | Medienspiegel & Presse |

Apotheken-News: Retax-Irrsinn, Versandhandel, Reformstau – Apotheken zwischen Bürokratie, Konkurrenz und Versorgungsauftrag

 

Wachsende Belastung durch rechtliche Unsicherheit, politische Untätigkeit, digitale Umbrüche und neue Erwartungen an pharmazeutische Beratung

Eine Retaxation über nur 3,21 Euro bringt das Abrechnungssystem der Krankenkassen ins Wanken und entfacht grundlegende Kritik am bürokratischen Irrsinn. Während dm den Einstieg in den Versand rezeptfreier Arzneimittel plant und Apothekenaufsichten alarmiert, kämpfen viele Vor-Ort-Apotheken mit wirtschaftlichem Druck, politisch vagen Reformversprechen und wachsender Unsicherheit. Zusatzverkäufe stehen auf dem Prüfstand, zwischen pharmazeutischer Verantwortung und der Angst vor Kundenverwirrung. Entlastung kommt immerhin bei Entlassrezepten: Auch Vertreter und Weiterbildungsärzte dürfen rechtsgültig verordnen. Gleichzeitig wächst die Bedeutung strukturierter Mitarbeitergespräche für Motivation und Teamstabilität in schwierigen Zeiten. Die Pflegehilfsmittelversorgung steht vor einem vertraglichen Neustart, und die Koalition verspricht ein höheres Packungsfixum – doch ob das reicht, bleibt fraglich. Die Industrie warnt vor neuen Handelskonflikten mit den USA, die auch die Pharmabranche betreffen. In der Forschung rückt Kreatin als potenzielles Antidepressivum in den Fokus, während Eltern zu Nahrungsergänzungsmitteln für ihre Kinder greifen – nicht selten aus Sorge, aber oft ohne Beratung. Apotheken stehen einmal mehr zwischen Anspruch und Realität – und unter wachsendem Druck von allen Seiten.


Ein aktueller Fall aus Hamm in Nordrhein-Westfalen hat eine Grundsatzdebatte über das Abrechnungswesen zwischen Apotheken und gesetzlichen Krankenkassen ausgelöst. Im Zentrum steht eine Retaxation in Höhe von nur 3,21 Euro, deren Bearbeitung jedoch einen erheblichen bürokratischen Aufwand zur Folge hatte. Der Apothekerverband Westfalen-Lippe (AVWL) bezeichnete die Maßnahme als "Schildbürgerstreich" und kritisiert damit nicht nur die Verhältnismäßigkeit, sondern auch die strukturellen Fehlanreize, die das Abrechnungssystem zulasten der Apotheken erzeugt. Die Krankenkassen geraten zunehmend in die Kritik, ineffiziente Prüfverfahren zu betreiben, die das Vertrauen in das System untergraben und Ressourcen vergeuden, die in der Patientenversorgung besser eingesetzt wären.

Gleichzeitig sorgt auch das Thema Zusatzverkäufe in Apotheken für Diskussionen. Mitarbeitende, insbesondere in der Offizin, stehen regelmäßig vor der Herausforderung, rezeptfreie Produkte zu empfehlen, ohne dabei als aufdringlich oder kommerziell motiviert zu erscheinen. Dieses Spannungsfeld führt in vielen Betrieben zu einer ausgeprägten Zurückhaltung, die zwar das Image als beratungsorientierter Gesundheitsdienstleister wahrt, jedoch wirtschaftliche Potenziale ungenutzt lässt und mitunter auch pharmazeutische Risiken birgt, etwa wenn sinnvolle Ergänzungsprodukte aus Sorge vor Missverständnissen nicht angeboten werden.

Rechtliche Klarheit bringt unterdessen eine Regelung zur Gültigkeit von Entlassrezepten. Demnach dürfen solche Verordnungen nicht nur von Fachärzten selbst, sondern auch von deren Vertretungen sowie von Ärzten in Weiterbildung ausgestellt werden. Diese Praxis ist insbesondere für Apotheken relevant, da bislang Unsicherheiten über die formale Gültigkeit solcher Verordnungen zu Retaxationsrisiken führten. Die Klarstellung, dass die lebenslange Arztnummer des Weiterbilders zulässig ist und keine Sanktion durch die Krankenkassen zu befürchten ist, schafft Rechtssicherheit und entlastet die Apothekenteams im Alltag.

Unterdessen sorgt die Drogeriemarktkette dm für Unruhe im Apothekenmarkt. Das Unternehmen plant, noch in diesem Jahr mit dem Versand rezeptfreier Arzneimittel an Endverbraucher zu beginnen. Die Pilotphase startete im Juli, und der Regelbetrieb ist bereits in Vorbereitung. Damit positioniert sich dm als ernstzunehmender Wettbewerber im wachsenden E-Commerce-Segment des Arzneimittelmarktes. Die rechtlichen Rahmenbedingungen für dieses Vorhaben sind jedoch noch nicht vollständig geklärt. In einem Treffen mit der zuständigen Apothekenaufsicht wurden jüngst offene Fragen zu Lagerhaltung, Beratungspflichten und Zustellung erörtert. Branchenvertreter befürchten eine weitere Aushöhlung des klassischen Apothekenbetriebs zugunsten großflächiger Handelsketten.

Die politischen Reformbestrebungen für die Apothekenlandschaft in Deutschland wirken derweil ambitioniert, bleiben jedoch vielfach hinter den Erwartungen zurück. Während die Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ABDA) in ihrem Zukunftskonzept eine modernisierte Rolle der Apotheken mit erweiterten Kompetenzen und digitaler Ausrichtung propagiert, fehlt es bislang an klaren Umsetzungsplänen und gesicherten Finanzierungszusagen. Die angekündigte Transformation erscheint vielfach als bloße Reformillusion, deren praktische Umsetzung durch fehlende strukturelle Voraussetzungen und eine unzureichende politische Unterstützung ins Stocken gerät.

Eine entscheidende Rolle für die Zukunftsfähigkeit von Apotheken spielen auch strukturierte Mitarbeitergespräche. In einem zunehmend angespannten Personalmarkt sind Filialleitungen gefordert, ihre Führungsrolle aktiv wahrzunehmen und regelmäßige, zielorientierte Gespräche mit dem Team zu führen. Diese Gespräche sind essenziell, um Motivation, Bindung und Leistungsfähigkeit zu sichern. Angesichts wachsender Anforderungen, einer hohen Arbeitsbelastung und zunehmender Fluktuation ist eine funktionierende Gesprächskultur ein zentraler Erfolgsfaktor im Apothekenalltag.

Ein wichtiger Stichtag zeichnet sich im Bereich der Pflegehilfsmittelversorgung ab. Ab dem 1. Juni 2025 treten neue vertragliche Regelungen für die Abgabe von Pflegehilfsmitteln zum Verbrauch durch Apotheken in Kraft. Der bisherige Vertrag aus dem Jahr 2007 verliert seine Gültigkeit. Eine Einigung zwischen dem Deutschen Apothekerverband (DAV) und dem GKV-Spitzenverband konnte trotz intensiver Verhandlungen nicht erzielt werden, sodass die Vertragsgestaltung letztlich durch eine Schiedsstelle entschieden wurde. Apotheken müssen nun bis spätestens 14. Mai dem neuen Vertrag beitreten, um auch künftig zur Versorgung berechtigt zu sein.

Auch die Anpassung des Packungsfixums ist ein zentrales Thema der Gesundheitspolitik. Laut Koalitionsvertrag soll dieses von derzeit 8,35 Euro auf 9,50 Euro steigen, in strukturschwachen Regionen sind bis zu 11 Euro vorgesehen. Damit will die Bundesregierung ein Signal der Wertschätzung gegenüber der Apothekerschaft senden. Doch die Resonanz ist verhalten: Viele Apotheker bezweifeln, dass diese Maßnahme ausreicht, um die ökonomischen Probleme ihrer Betriebe substanziell zu lindern. Denn der wirtschaftliche Druck in der Branche ist hoch – steigende Personalkosten, Lieferengpässe und wachsender bürokratischer Aufwand belasten die tägliche Arbeit erheblich.

Über den Gesundheitssektor hinaus zeigt sich auch in der Industrie ein hohes Maß an Unsicherheit. Der Verband der Chemischen Industrie (VCI) warnt angesichts neuer Zollandrohungen aus den USA vor einer weiteren Eskalation im transatlantischen Handel. Gerade in geopolitisch angespannten Zeiten sei eine stabile Handelspolitik entscheidend, um globale Lieferketten nicht weiter zu gefährden. Besonders die Versorgung mit pharmazeutischen Produkten dürfe nicht zum Spielball politischer Machtinteressen werden.

Im Bereich der medizinischen Forschung rückt unterdessen ein altbekannter Stoff in ein neues Licht: Kreatin, bekannt als Nahrungsergänzungsmittel für Sportler, wird zunehmend als potenzieller Wirkstoff in der Depressionsbehandlung erforscht. Studien legen nahe, dass Kreatin-Monohydrat positive Effekte auf den Energiestoffwechsel im Gehirn haben könnte, was sich stabilisierend auf die Psyche auswirken kann. Diese Erkenntnisse eröffnen neue Perspektiven für die Ergänzung bestehender Therapien bei depressiven Störungen, insbesondere bei Patientengruppen mit energetischen Dysbalancen im ZNS.

Ein weiteres Thema, das besonders Familien beschäftigt, ist der Einsatz von Nahrungsergänzungsmitteln bei Kindern. Immer mehr Eltern greifen zu Vitaminpräparaten, Mineralstoffen und pflanzlichen Immunstimulanzien – nicht zuletzt wegen häufig wiederkehrender Infekte und eines mitunter eingeschränkten Essverhaltens der Kinder. Fachleute warnen jedoch vor einem unkritischen Einsatz. Denn auch Vitamine können bei Überdosierung schaden, und eine ausgewogene Ernährung lässt sich nicht durch beliebige Supplemente ersetzen. Der verantwortungsvolle Umgang mit Nahrungsergänzungsmitteln erfordert daher eine fundierte Beratung – ein Anspruch, den Apotheken in besonderer Weise erfüllen können.


Kommentar:

Wenn eine Rückforderung über 3,21 Euro eine ganze Branche aufhorchen lässt, dann ist das kein Einzelfall mehr – sondern ein Symbol für ein System, das aus den Fugen geraten ist. Die Retaxation aus Hamm zeigt exemplarisch, wie gesetzliche Krankenkassen ihre Kontrollmechanismen ad absurdum führen und dabei Apotheken mit einem bürokratischen Klein-Klein zermürben. Während im politischen Diskurs von Entlastung, Digitalisierung und moderner Gesundheitsversorgung die Rede ist, kämpfen Apotheken mit Faxformularen, Abrechnungsprüfungen im Cent-Bereich und juristischen Spitzfindigkeiten um Verordnungen. Dass ausgerechnet eine Retax über den Preis eines Brötchens zum Stein des Anstoßes wird, ist kein Zufall – es ist ein stiller Hilfeschrei.

Doch die Probleme reichen weit tiefer. Apotheken sollen mehr leisten: mehr Prävention, mehr Beratung, mehr Verantwortung. Gleichzeitig werden sie durch widersprüchliche Reformversprechen, ausufernde Bürokratie und wirtschaftlichen Druck in die Defensive gedrängt. Der Versandhandel greift nach Marktanteilen, während stationäre Apotheken um Nachwuchs, Kundennähe und ihre Daseinsberechtigung ringen. Die geplante Anhebung des Packungsfixums ist da nicht mehr als ein Tropfen auf den heißen Stein. Wer wirklich will, dass Apotheken flächendeckend erhalten bleiben, muss strukturell ansetzen – bei der Vergütung, bei der Entbürokratisierung und bei der Stärkung der pharmazeutischen Kompetenz.

Dass Kreatin plötzlich als Hoffnungsträger in der Depressionsforschung gehandelt wird, zeigt, wie wichtig die Apotheke als Ort der fundierten Beratung auch im Bereich Selbstmedikation und Nahrungsergänzung ist. Gerade in Zeiten, in denen Eltern unkritisch zu Vitaminpräparaten für ihre Kinder greifen oder Kundinnen unsicher vor Regalen mit OTC-Produkten stehen, braucht es Fachpersonal, das Verantwortung übernimmt – ohne Verkaufsdruck, aber mit klarem Kompass. Zusatzverkäufe dürfen kein Tabu sein, wenn sie medizinisch sinnvoll sind. Die Angst, als Verkäufer statt als Heilberufler wahrgenommen zu werden, darf nicht länger zum Schweigen führen.

Die Apotheke ist mehr als ein Ort für Rezepte. Sie ist ein Seismograf für die Missstände im Gesundheitssystem – und verdient endlich politische Taten statt weiterer Prüfvermerke.

Von Engin Günder, Fachjournalist

 

Zurück zur Übersicht

Kontakt
Jetzt Ihr persönliches Angebot anfordern!
Rückrufservice
Gerne rufen wir Sie zurück!
Suche
  • Business All-Inklusive

    MySecur® | Für alles gibt es eine Police - wir haben eine Police für alles.

Wir kennen Ihr Geschäft, und das garantiert Ihnen eine individuelle und kompetente Beratung

Sie haben einen Beruf gewählt, der weit mehr als reine Erwerbstätigkeit ist. Sie verfolgen im Dienste der Bevölkerung hohe ethische Ziele mit Energie, fachlicher Kompetenz und einem hohen Maß an Verantwortung. Um sich voll auf Ihre Aufgabe konzentrieren zu können, erwarten Sie die optimale Absicherung für die Risiken Ihrer Berufsgruppe.

Sie suchen nach Möglichkeiten, Ihre hohen Investitionen zu schützen und streben für sich und Ihre Angehörigen nach einem angemessenen Lebensstandard, auch für die Zukunft.

  • BerufsunfähigkeitsVorsorge

    MySecur® | Das moderne Berufsunfähigkeitskonzept ohne Wenn und Aber

Aktuell
Ratgeber
Vergleich
Beratung
Kontakt
  • Die Risiken für Apotheken sind kalkulierbar

    ApoSecur® | Rundum-Schutz speziell für Apotheken

Beratungskonzept

Risk Management: Professionelles Sicherheitsmanagement
Versicherungskosten-Check: Geld sparen mit dem richtigen Überblick
Sicherheitkompass: Die umfassenden Lösungen der ApoSecur
MyLeitfaden: Das Leben steckt voller Risiken - Wir begleiten Sie sicher in Ihre Zukunft
MyBusiness: Ihr betriebliches Sicherheitspaket
MyPrivate: Ihr privates Sicherheitspaket
MyTeam: Versicherungslösungen speziell für Angestellte

Business All-Inklusive: Eine einzige Versicherung für alle betrieblichen Gefahren
Business Modular: Risiken so individuell wie möglich absichern
Business Rechtschutz: Mit berufsständischem Rechtsschutz immer auf der sicheren Seite
Business Verdienstausfall: Existenzsicherung - Ihr Ausfall bedeutet Stillstand
Business Kfz-Flotten-Versicherung: Die beste Kfz-Versicherung der Zukunft



Sicher in die Zukunft – www.mysecur.de

QR Code
Startseite Impressum Seitenübersicht Lexikon Checklisten Produktlösungen Vergleichsrechner