• 17.11.2025 – Apotheken-Nachrichten von heute sind Informationsklage gegen Kassenverband, Nachwuchs- und PTA-Perspektiven, Generationswechsel im Großhandel und Entzündungsprävention

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APOTHEKE | Medienspiegel & Presse |

Apotheken-Nachrichten von heute sind Informationsklage gegen Kassenverband, Nachwuchs- und PTA-Perspektiven, Generationswechsel im Großhandel und Entzündungsprävention

 

Heute prägen eine Informationsklage gegen den Kassenverband, neue Wege für pharmazeutischen Nachwuchs, ein Generationswechsel im Großhandel und ein Entzündungsblocker für Hochrisikopatienten die Lage.

Stand: Montag, 17. November 2025, um 16:30 Uhr

Apotheken-News: Bericht von heute

Der Tag verbindet eine Informationsklage gegen den zentralen Kassenverband, umfassende Forderungen der Studierenden an Ausbildung und Nachwuchsförderung, einen generativen Wechsel in einem großen privaten Großhandelsunternehmen und neue Perspektiven auf einen klassischen Entzündungshemmer für Hochrisikopatienten. Im Kern steht die Frage, ob Informationsrechte gegenüber starken Institutionen durchgesetzt, vorbestehende Qualifikationen im Studium genutzt und Nachfolgeregelungen so gestaltet werden, dass Lieferketten stabil bleiben. Zugleich zeigt die Diskussion um Colchicin, dass bekannte Wirkstoffe in einem veränderten pathophysiologischen Verständnis eine neue Rolle einnehmen können, sofern Nutzen und Risiken bei klar umrissenen Gruppen sorgfältig abgewogen werden. Zusammengenommen entsteht ein Lagebild, in dem Rechtsklarheit, Nachwuchssicherung, Unternehmensführung und klinische Forschung auf eine gemeinsame Aufgabe zulaufen: die Versorgung langfristig widerstandsfähig zu halten, ohne notwendige Anpassungen zu blockieren.

 

Informationsfreiheit im Gesundheitswesen, Versandrabatte unter Druck, Vor-Ort-Apotheken fordern Transparenz

Wenn ein Apothekerverband eine Spitzenorganisation der gesetzlichen Krankenversicherung vor Gericht bringt, geht es nicht um eine akademische Grundsatzfrage, sondern um die konkreten Spielräume im Arzneimittelmarkt. Die Freie Apothekerschaft hat den GKV-Spitzenverband beim Verwaltungsgericht Berlin verklagt, weil sie Antworten auf zentrale Fragen zur Rabattpraxis niederländischer Versandapotheken einfordert. Im Mittelpunkt steht die paritätische Stelle von GKV-Spitzenverband und Deutschem Apothekerverband, die eigentlich dafür zuständig ist, die Einhaltung der Spielregeln bei ausländischen Versendern zu überwachen. Gefragt wird, ob jemals ernsthaft über Ausschlussmöglichkeiten, Sanktionen oder andere Eingriffe entschieden wurde – und mit welchem Ergebnis. Die Klage ist damit Ausdruck eines tief sitzenden Misstrauens: Während Vor-Ort-Betriebe streng reguliert sind, erscheinen ausländische Plattformen vielen als kaum kontrolliertes Paralleluniversum.

Auslöser des Konflikts war eine umfangreiche Anfrage nach dem Informationsfreiheitsgesetz, mit der die Freie Apothekerschaft interne Unterlagen, Vermerke und Rechtsgutachten zur Rabattvergabe niederländischer Versender anforderte. Im Fokus stehen dabei nicht nur Boni auf verschreibungspflichtige Arzneimittel, sondern auch ein breites Randsortiment, das vom Tierbedarf über Lifestyle-Produkte bis hin zu erotischen Artikeln reicht. Für die Klägerseite ist dieses Gemisch ein Indiz dafür, dass sich hinter dem Gesundheitsangebot ein aggressives Online-Handelsmodell verbirgt, das nur am Rande durch die regulierten Strukturen der Arzneimittelversorgung begrenzt wird. Mit der Anfrage sollte sichtbar werden, ob der GKV-Spitzenverband diese Entwicklung lediglich registriert oder aktiv Maßnahmen geprüft hat. Die zentrale Frage lautet, wie die Institution zu einer Rabattpraxis steht, die nach Auffassung vieler Inhaber mit der Rechtslage im Inland kaum in Einklang zu bringen ist.

Besonders brisant ist der Vorwurf einer systematischen Benachteiligung der Vor-Ort-Apotheken, die in der Debatte als „Inländerdiskriminierung“ bezeichnet wird. Während deutsche Betriebe seit Jahren auf Preisbindung, Werbebeschränkungen und enge Auflagen verwiesen werden, locken ausländische Versandapotheken Kundinnen und Kunden mit teils steigenden Rabatten und Bonusprogrammen. Die Freie Apothekerschaft möchte wissen, ob sich der GKV-Spitzenverband mit diesem Spannungsverhältnis aktiv auseinandergesetzt hat und wie er damit umgeht, dass sich einzelne Anbieter nicht an gerichtliche Entscheidungen gebunden fühlen. Dahinter steht die Sorge, dass unterschiedliche Regime im Binnenmarkt dazu führen, dass sich Preis- und Wettbewerbsregeln zulasten derjenigen verschieben, die im Inland physische Infrastruktur, Notdienste und Beratung vorhalten. Wenn Versicherte nicht transparent über die Rechtslage informiert werden, besteht zudem das Risiko, dass sie Vorteile in Anspruch nehmen, deren Folgewirkungen für das Versorgungssystem im Dunkeln bleiben.

Die Antwortpraxis des GKV-Spitzenverbands hat den Konflikt weiter verschärft. Trotz Aufforderungen und Fristsetzungen wurden die erbetenen Bescheide nicht erlassen und Unterlagen nicht übermittelt, ohne dass aus Sicht der klagenden Seite nachvollziehbare Gründe genannt wurden. Genau an diesem Punkt setzt die Untätigkeitsklage an: Sie soll gerichtlich klären, ob eine Spitzenorganisation des Gesundheitswesens Informationsrechte nach dem einschlägigen Gesetz einfach aussitzen darf. Unterstützt wird die Freie Apothekerschaft dabei von spezialisierten Anwälten, und zusätzlich wurde das Bundesgesundheitsministerium als Aufsichtsinstanz eingeschaltet. Aus Sicht der Kläger gefährdet die verweigerte Auskunft die Transparenz und Kontrolle der Arzneimittelversorgung, weil ohne Einblick in Prüfwege, Bewertungen und interne Kommunikation unklar bleibt, ob und wie Verstöße tatsächlich verfolgt werden. Die gerichtliche Auseinandersetzung wird damit zu einem Testfall für die Durchsetzung von Informationsfreiheit gegenüber korporatistischen Akteuren.

Die politische und strukturelle Dimension reicht weit über den Einzelfall hinaus. Im Kern geht es darum, ob im Wettbewerb zwischen grenznahen Versendern und wohnortnahen Betrieben gleiche Maßstäbe gelten und ob Kontrollinstanzen ihren Auftrag ernst nehmen. Für Vor-Ort-Apotheken, die sich an enge rechtliche Rahmenbedingungen halten, steht mehr auf dem Spiel als nur die Frage einzelner Bonusmodelle: Es geht um Vertrauen in die Fairness des Systems und um die Perspektive für eine Versorgung, die nicht durch ungehemmte Rabattlogik ausgehöhlt wird. Die Freie Apothekerschaft fordert deshalb nicht nur die Herausgabe von Akten, sondern eine schnelle und umfassende Aufklärung mit klaren Konsequenzen. In der aktuellen Lage, in der Standortschließungen, Personalmangel und Reformpläne ohnehin für Unsicherheit sorgen, kommt dem Verfahren eine Signalwirkung zu: Es entscheidet mit darüber, ob Transparenz- und Kontrollversprechen im Gesundheitswesen tatsächlich gelten – oder ob sie in der Praxis an institutioneller Bequemlichkeit und politischer Zurückhaltung scheitern.

 

Pharmaziestudium und PTA-Qualifikation, Nachwuchssicherung in Apotheken, Forderungen des BPhD

Die Tagung des Bundesverbands der Pharmaziestudierenden macht deutlich, wie tief der Nachwuchsmangel inzwischen in die Strukturen des Apothekenwesens hineinwirkt. Die Delegierten verbinden die Sorge um ausreichend Studienplätze mit der Frage, wie vorhandene Qualifikationen besser genutzt werden können – insbesondere jene der PTA. Im Kern steht die Erkenntnis, dass Apotheken ohne verlässliche Personalperspektive weder Versorgungsaufträge noch zusätzliche Aufgaben durch Reformen dauerhaft schultern können. Wenn ganze Bundesländer ohne eigenen Pharmaziestandort bleiben, verschärft sich die Schieflage weiter, weil regionale Bindung und spätere Rückkehr in die Fläche erschwert werden. Der Ruf nach flächendeckenden Ausbildungsangeboten ist daher nicht nur akademisch, sondern eine direkte Reaktion auf die spürbare Ausdünnung vor Ort.

Zugleich richtet sich der Blick auf die PTA, deren Ausbildung bereits heute ein breites Spektrum an theoretischen und praktischen Kompetenzen umfasst. Sie sichern in den öffentlichen Apotheken große Teile des Alltagsbetriebs, übernehmen anspruchsvolle Aufgaben in Beratung und Rezeptur und sind in vielen Teams ein konstanter Stabilitätsfaktor. Aus Sicht der Studierenden ist es kaum noch vermittelbar, dass dieses Wissen beim Übergang ins Pharmaziestudium nur begrenzt berücksichtigt wird. Die Forderung nach bundesweit einheitlichen Anrechnungsregeln zielt deshalb darauf, Brüche in Bildungsbiografien zu vermeiden und Durchlässigkeit zu schaffen. Wenn Praktika, Seminare oder Prüfungen gezielt geöffnet werden, kann das Studium für Personen mit Vorerfahrung verkürzt, fokussierter und attraktiver gestaltet werden, ohne fachliche Standards zu senken.

Die Diskussion endet jedoch nicht bei der Anrechnung einzelner Module. Der Verband verbindet seine Forderungen mit einem klaren Appell an den Gesetzgeber, die Approbationsordnung so zu überarbeiten, dass auch die praktische Ausbildung in der öffentlichen Apotheke für gelernte PTA zeitlich angepasst werden kann. Ergänzend sollen weitere Berufsgruppen aus dem naturwissenschaftlich-technischen Bereich, etwa chemisch- oder biologisch-technische Assistenzen, stärker berücksichtigt werden. Damit entstünde ein System, das vorhandene Kompetenzpfade anerkennt, anstatt sie zu ignorieren. Zugleich würde das Bild der öffentlichen Apotheke als Ausbildungsort gestärkt, weil sie nicht nur Endpunkt eines Werdegangs, sondern integraler Bestandteil eines abgestuften Qualifikationsmodells wäre.

Der BPhD verknüpft diese inhaltlichen Forderungen mit deutlicher Kritik an den Rahmenbedingungen im Praktischen Jahr und im Übergang zur Approbation. Unklare Regelungen zur Anrechnung von Fehlzeiten, Unsicherheit im rechtlich nicht sauber geregelten Zwischenzeitraum und geringe Vergütungen belasten den Einstieg in den Beruf. Wenn krankheitsbedingte Ausfälle mit Urlaubstagen verrechnet werden oder die Bezahlung deutlich unter dem Mindestlohnniveau liegt, sendet das Signalwirkung in eine Generation, die ihre Optionen in anderen Gesundheits- und Naturwissenschaftsberufen abwägt. Der Wunsch nach einheitlichen, fairen und transparenten Regeln für PhiPs ist daher eng verknüpft mit dem Ziel, die Attraktivität des Berufsbildes zu erhöhen. Denn ohne verlässliche Einstiegsbedingungen laufen auch gut gemeinte Nachwuchsstrategien ins Leere.

Schließlich zeigt die Debatte um begleitende Unterrichtsveranstaltungen und zusätzliche Fortbildungsinhalte, dass der Verband die Ausbildungsqualität nicht zugunsten von Beschleunigung opfern will. Gefordert werden flexible, modulare Konzepte, die sich mit der praktischen Tätigkeit vereinbaren lassen und zugleich Themen wie Medikationsanalyse oder Medikationsmanagement stärker in den Mittelpunkt rücken. Studierende und PhiPs sollen nicht nur als Empfänger von Vorgaben, sondern als aktive Mitgestaltende dieser Formate einbezogen werden. Zusammen mit den Forderungen nach Anerkennung von Vorqualifikationen, besseren finanziellen Bedingungen und mehr Studienplätzen ergibt sich ein konsistentes Bild: Nachwuchssicherung in Apotheken gelingt nur, wenn Ausbildungswege durchlässig, fair und anspruchsvoll zugleich sind – und wenn jene, die später Verantwortung in der Versorgung tragen sollen, frühzeitig in die Ausgestaltung der Rahmenbedingungen einbezogen werden.

 

Generationswechsel bei Kehr, privater Pharmagroßhandel, Familienunternehmen im Übergang

Beim traditionsreichen Privatgroßhändler Richard Kehr ist mit dem Einstieg von Felix Kehr in die Geschäftsführung eine neue Phase der Unternehmensgeschichte angebrochen. Das Braunschweiger Familienunternehmen, das seit mehr als einem Jahrhundert im Markt verankert ist, hatte den Übergang über Jahre vorbereitet und damit bewusst auf Kontinuität gesetzt. Die Verantwortung liegt nun bei einer Generation, die sowohl familiär verwurzelt als auch in anderen Branchen erprobt ist. Dass der Wechsel nicht durch eine Krise, sondern aus einer Position geordneten Wandels erfolgt, unterstreicht den Anspruch, Stabilität und Erneuerung bewusst zu verbinden. Für Kunden und Partner im Apothekenmarkt sendet dies das Signal, dass der Großhändler langfristig planbar bleiben will, während er sich zugleich neuen Anforderungen stellt.

Der Werdegang von Felix Kehr zeigt, wie gezielt die Familie externe Erfahrungen mit interner Bindung verknüpft hat. Nach einem Studium des Wirtschaftsingenieurwesens und des Maschinenbaus folgte ein Masterabschluss in Betriebswirtschaft im Ausland, bevor Stationen in der Automobilindustrie, der Unternehmensberatung und beim Online-Spielwarenhändler Mytoys hinzukamen. Diese Mischung aus Technikverständnis, betriebswirtschaftlicher Steuerung und E-Commerce-Praxis ist für einen Großhändler von unmittelbarem Wert, der seine Logistik- und IT-Strukturen weiterentwickeln muss. Erst auf dieser Grundlage erfolgte die Rückkehr in das Familienunternehmen, zunächst in projektbezogenen Funktionen. So konnte er Prozesse und Kultur von innen kennenlernen, bevor der Schritt in die Gesamtverantwortung vollzogen wurde.

Parallel dazu vollzieht sich der Rollenwandel von Hanns-Heinrich Kehr, der als Prokurist und Generalbevollmächtigter weiter an Bord bleibt, aber die operative Verantwortung seinem Sohn überlässt. Bemerkenswert ist, dass die beiden Führungsebenen bewusst „Rollen tauschen“: Wo früher der Vater die Linie vorgab und der Sohn Projekte steuerte, unterstützt nun der Senior mit projektbezogener Expertise, während die strategische Richtung bei der jüngeren Generation liegt. Damit nutzt das Unternehmen Erfahrung nicht als Bremse, sondern als Ressource im Hintergrund. Für ein Familienunternehmen dieser Größe ist das kein Selbstläufer, sondern Ausdruck einer klaren Governance-Vorstellung, die Hierarchien entlastet und Verantwortung eindeutig zuordnet. Gleichzeitig wird signalisiert, dass der Name Kehr weiterhin für persönliche Präsenz steht und nicht nur als historische Marke fungiert.

Historisch betrachtet ist der Übergang ein weiterer Schritt in einer Reihe von Staffelstabwechseln, die das Unternehmen geprägt haben. Nach dem Tod von Friedrich Wilhelm Kehr in den achtziger Jahren übernahmen der Apotheker Ulrich Kehr und sein Bruder Hanns-Heinrich Kehr die Führung und entwickelten den Großhändler zum führenden privaten Anbieter in Deutschland weiter. Mit dem Eintritt einer neuen Generation knüpft das Haus an dieses Muster an, erweitert es aber um moderne Führungsinstrumente und eine stärkere Projektorientierung. Die Einbindung weiterer Familienmitglieder in unterschiedlichen Phasen, etwa durch Tätigkeiten in verschiedenen Unternehmensbereichen, zeigt, dass Nachfolge nicht als punktuelles Ereignis, sondern als längerfristiger Prozess verstanden wird. Das verringert die Gefahr abrupter Brüche und erleichtert die Anpassung an Marktveränderungen.

Für den Markt hat der Generationswechsel eine Signalwirkung, die über die reine Personalmeldung hinausgeht. Großhändler sind zentrale Knotenpunkte in der Lieferkette und müssen zugleich zuverlässig, digital anschlussfähig und strategisch anpassungsbereit sein. Ein Familienunternehmen, das in der Spitze jüngere Führung mit internationaler Erfahrung und digitaler Kompetenz platziert, kann so seine Rolle als verlässlicher Partner stärken und zugleich neue Formen der Zusammenarbeit mit Apotheken, Industrie und Dienstleistern entwickeln. Der Verbleib der älteren Generation in beratender Funktion erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass gewachsene Beziehungen und Werte nicht verloren gehen, sondern in modernisierte Strukturen übersetzt werden. In einer Zeit, in der viele Betriebe um Nachfolge ringen, zeigt das Beispiel Kehr, wie sich Kontinuität und Erneuerung im pharmazeutischen Großhandel miteinander verbinden lassen.

 

Colchicin in niedriger Dosierung, Entzündungshemmung bei Arteriosklerose, Schutz vor Herzinfarkt und Schlaganfall

Colchicin ist vielen seit Jahrzehnten als klassisches Gichtarzneimittel bekannt, doch inzwischen rückt der Wirkstoff in einem völlig anderen Kontext in den Fokus: bei Patientinnen und Patienten mit arteriosklerotischen Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Ausgangspunkt ist die Beobachtung, dass Gefäßverkalkung nicht nur ein „Verkalkungsproblem“, sondern ein chronisch-entzündlicher Prozess ist, bei dem sich Immunzellen in Plaques ansammeln und diese instabil werden lassen. Colchicin greift in zentrale Entzündungswege ein, indem es unter anderem die Funktion von Mikrotubuli und damit die Aktivität bestimmter Immunzellen beeinflusst. In klinischen Studien wurden daher Personen untersucht, die bereits ein schweres Ereignis wie einen Herzinfarkt hinter sich hatten und trotz leitliniengerechter Therapie weiterhin ein hohes Rückfallrisiko aufwiesen. Gerade in dieser Gruppe ist jeder zusätzliche Schutz relevant, weil Herz-Kreislauf-Erkrankungen in Deutschland nach wie vor mehr als ein Drittel aller Todesfälle verursachen.

Der nun ausgewertete Forschungsstand, zusammengefasst in einem systematischen Review mit mehreren kontrollierten Studien, legt nahe, dass eine niedrig dosierte Colchicin-Therapie das Risiko weiterer schwerer Ereignisse messbar senken kann. In den untersuchten Kollektiven kam es über Beobachtungszeiträume von mehreren Jahren zu deutlich weniger erneuten Herzinfarkten und Schlaganfällen als in den Kontrollgruppen, die keine Colchicin-Gabe erhielten. Der relative Risikoabbau liegt je nach Studie in einer Größenordnung von rund einem Viertel bis zu einem Drittel, was angesichts der hohen Ausgangsrisiken klinisch bedeutsam ist. Besonders interessant ist, dass diese Effekte zusätzlich zur etablierten Standardtherapie beobachtet wurden, also etwa zu Statinen, Blutdrucksenkern und Thrombozytenaggregationshemmern. Colchicin wird damit nicht als Ersatz, sondern als möglicher Baustein on top diskutiert, um die Restentzündung in den Gefäßen besser zu kontrollieren.

Die Kehrseite dieses Potenzials ist, dass Colchicin kein harmloses Nahrungsergänzungsmittel, sondern ein potentes Zellgift ist, das in höheren Dosen toxisch wirkt. Schon aus der Gichttherapie sind typische Nebenwirkungen wie Übelkeit, Durchfall und abdominelle Beschwerden bekannt, die auch in den Herz-Kreislauf-Studien beobachtet wurden, wenn auch meist in milderer Form. Zusätzlich stehen seltenere, aber potenziell schwerere Komplikationen im Raum, etwa Blutbildveränderungen oder Muskelprobleme, besonders bei gleichzeitiger Einnahme anderer Medikamente mit ähnlichem Nebenwirkungsprofil. Eine Herausforderung besteht darin, die ohnehin multimorbiden Patientinnen und Patienten sorgfältig auszuwählen, bei denen das Nutzen-Risiko-Verhältnis zugunsten des Einsatzes ausfällt. Besonders vorsichtig muss man bei stark eingeschränkter Nieren- oder Leberfunktion sein, da hier die Ausscheidung des Wirkstoffs verzögert ist und sich toxische Spiegel aufbauen können.

Neben der reinen Wirksamkeit werfen die Ergebnisse wichtige Versorgungsfragen auf: Wie lässt sich Colchicin sinnvoll in bestehende Behandlungspfade integrieren, ohne Polypharmazie und Interaktionen zu verstärken? In den Studien erhielten die Teilnehmer eine klar definierte, niedrige Tagesdosis und wurden engmaschig überwacht, während im Versorgungsalltag häufig mehrere Verordner, unterschiedliche Fachrichtungen und wechselnde Klinikaufenthalte beteiligt sind. Hinzu kommt, dass Colchicin günstig und in vielen Ländern breit verfügbar ist, was auf den ersten Blick für eine rasche Verbreitung spricht. Gleichzeitig besteht die Gefahr, dass ein solcher „einfacher“ Zusatzbaustein ohne ausreichende Aufklärung über Kontraindikationen oder Wechselwirkungen eingesetzt wird. Entscheidend wird sein, dass künftige Leitlinien klar regeln, für welche Patientengruppen der Einsatz empfohlen wird, welche Kontrollen notwendig sind und wann ausdrücklich davon abzuraten ist.

Langfristig könnte Colchicin in niedriger Dosierung zu einem wichtigen zusätzlichen Instrument in der Sekundärprävention bei arteriosklerotischen Erkrankungen werden, sofern weitere Daten Sicherheit und Nutzen im Versorgungsalltag bestätigen. Die bisherigen Ergebnisse deuten darauf hin, dass sich mit einem etablierten, kostengünstigen Wirkstoff ein relevanter Teil des verbleibenden Rest- und Entzündungsrisikos adressieren lässt. Gleichzeitig mahnen die Erfahrungen aus anderen Anwendungsgebieten zur Zurückhaltung bei unkritischer Ausweitung: Nicht jede medikamentöse Option eignet sich für alle, und bei einem schmalen therapeutischen Fenster können Fehldosierungen schwere Folgen haben. Die eigentliche Chance liegt darin, Entzündungsprozesse im Gefäßsystem als therapeutische Zielstruktur weiter zu etablieren und Colchicin bei klar umrissenen Hochrisikogruppen einzusetzen. So würde aus einem altbekannten Gichtmittel ein gezielt genutztes Instrument zur Vermeidung lebensbedrohlicher Ereignisse, eingebettet in ein Gesamtkonzept moderner Herz-Kreislauf-Medizin.

 

Wenn Verbände Informationen einklagen, Studierende über Ausbildungswege streiten, Familienunternehmen den Führungstab weiterreichen und ein altes Arzneimittel neue Aufmerksamkeit erhält, zeigen sich die Bruchlinien und Chancen eines Versorgungssystems im Wandel. Transparenz gegenüber mächtigen Institutionen, faire und durchlässige Bildungswege, belastbare Handelsstrukturen und klug eingesetzte Therapieoptionen sind keine separaten Baustellen, sondern Elemente derselben Stabilitätsarchitektur. Je klarer Verantwortlichkeiten benannt und Spielräume definiert werden, desto leichter lässt sich ein Kurs halten, der ökonomische Zwänge anerkennt, ohne die Versorgungssicherheit aus der Hand zu geben.

Dies ist kein Schluss, der gelesen werden will – sondern eine Wirkung, die bleibt. Die heutige Konstellation macht deutlich, wie eng Rechtsklarheit, Nachwuchsförderung, Unternehmensführung und klinischer Fortschritt miteinander verwoben sind und sich wechselseitig verstärken oder blockieren können. Wo Informationsrechte durchgesetzt werden, wächst die Chance, Wettbewerbsbedingungen wieder näher an den Grundgedanken fairer Versorgung heranzuführen. Wo Qualifikationen anerkannt, Übergänge entlastet und Ausbildungswege attraktiv gestaltet werden, entstehen Reserven für die Stellen, an denen Versorgung längst unter Druck geraten ist. Wenn Großhandelsstrukturen vorausschauend in neue Hände übergehen, bleibt ein zentraler Pfeiler der Lieferfähigkeit auch unter wechselnden Marktbedingungen tragfähig. Und dort, wo ein alter Wirkstoff in sorgfältig definierten Szenarien als zusätzlicher Schutzbaustein genutzt wird, rückt das Ziel in den Blick, Risiken nicht nur zu verwalten, sondern messbar zu reduzieren.

Journalistischer Kurzhinweis: Redaktionelle Entscheidungen werden unabhängig von Beratung und Vertrieb getroffen; kommerzielle Erwägungen haben keinen Einfluss auf Inhalt oder Tonlage.

 

Tagesthemenüberblick: https://mysecur.de/aktuell

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