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APOTHEKE | Systemblick |
Stand: Donnerstag, 30. Oktober 2025, um 17:12 Uhr
Apotheken-News: Kommentar von heute
Kommentar von Seyfettin Günder zu den aktuellen Apotheken-Nachrichten über Apothekenreform, Verbändeanhörung, Beteiligungspraxis
Die Formel vom „Dialog auf Augenhöhe“ klingt nach Augenmaß, Verfahrenstreue und echtem Interesse an contra-Argumenten. In der Praxis dominiert jedoch Geschwindigkeit vor Substanz. Der anberaumte Anhörungstermin, knapp zwei Stunden für rund hundert Verbände, setzt ein Signal: Beteiligung wird formal ermöglicht, materiell jedoch gedeckelt. Eine Minute pro Adresse ist kein Resonanzraum, sondern ein Durchlauf. Wenn temporäre Fenster so eng sind, bleiben harte Anker – Normlage, Kostenblöcke, Nachweisführung – im Schatten, und Verfahren driften in die Logik des Abhakens. Der Weg ist dadurch nicht automatisch falsch; er wird nur unpräzise an der Stelle, an der Präzision die Kosten senkt: bei der Übersetzung politischer Leitplanken in betriebliche Routinen.
Die Trennlinie zwischen Ansage und Auslegung entscheidet, ob Betriebe planfähig bleiben. Wo eine Honorarfrage „auf Wiedervorlage“ geschoben wird, fehlt der Termindruck auf beide Seiten, vereinbarte Mechaniken in Fristen zu bringen. Gleichzeitig bleiben konfliktträchtige Elemente wie die PTA-Vertretung im Raum, ohne dass die operative Lastverteilung über klare Schwellen und Nachweise neu sortiert würde. Hier zeigt sich, was ein Dialog im Wortsinn leisten müsste: Belastbare Definitionen zu Zuständigkeiten, Haftungsübergängen und Eskalationskorridoren, statt freundlicher Formeln mit weitem Interpretationsspielraum. Denn Interpretationsbreite wird an den Kassenplätzen zu Mehrarbeit, im Backoffice zu Reibungsverlust und in der Liquidität zu Vorfinanzierung.
Wo Beteiligung gemischt wird, ohne Priorisierung nach Wirkbezug, verliert die Anhörung ihren Kern. Wenn neben berufsnahen Adressaten fachfremde Verbände in gleicher Taktung sprechen, entsteht keine Gewichtung nach Versorgungsrelevanz. Ein Dialogformat, das technische Änderungen an der Trinkwasserverordnung und die Alltagsökonomie von Betrieben in einen Topf legt, darf nicht wundern, wenn am Ende vor allem das Zeitbudget auffällt. Beteiligung ist dann Vorführung, nicht Verhandlung. Das Verfahren verfehlt damit die Chance, Streitfragen über harte Anker zu befrieden: feste Definitionen, belastbare Fristen, nachvollziehbare Kostenzuordnung, klare Nachweise.
Entscheidend bleibt die Ökonomie hinter der Norm. Ohne planbaren Fixum-Pfad, ohne entschlackte Retax-Risiken und ohne sauber definierte Vertretungs- und Delegationsregeln steigt das Risiko asymmetrischer Belastungen. Nicht, weil jedes Element einzeln unzumutbar wäre, sondern weil die Summe der Unschärfen die Vorhaltung trifft: Personaldisposition, Öffnungszeiten, Rezeptlogistik, Dokumentationstiefe. Reformeile ohne Priorisierung derjenigen Punkte, die unmittelbar in die Abrechnung und in die Nachweisführung greifen, erzeugt Effekte, die erst Monate später sichtbar werden – als Retax, als Mehraufwand in der Qualitätssicherung oder als stockende Liquidität.
Die Verheißung, schneller zu entscheiden, ist legitim. Doch Geschwindigkeit bleibt nur dann produktiv, wenn sie mit Zahlen, Fristen und Nachweisen gekoppelt wird. Hier liegt der konstruktive Hebel für die nächsten Tage: Jeder strittige Paragraph, jede Verschiebung in der Aufgabenverteilung und jede neue Vergütungslogik braucht eine einfache, betriebssichere Kette aus Geltung, Kostenwirkung und Ablauf. Ohne diese Kette bleibt der Dialog rhetorisch und die Praxis fragmentiert. Mit ihr entsteht Planbarkeit, weil die Frage „Was gilt, ab wann, für wen, mit welchen Belegen?“ standardisiert beantwortet wird.
Das Verfahren lässt dennoch Raum, jetzt Qualität nachzuschieben. Wenn die Anhörung eine Minute pro Stimme gibt, muss die Substanz vorab im Dossier liegen: Welche Normstelle greift, welche Kostenblöcke entstehen, welche Frist bestimmt die Umstellung, welcher Nachweis macht Entscheidungen prüffest. Genau dort trennt sich Symbolik von Wirkung. Wer in dieser Struktur argumentiert, setzt nicht auf Lautstärke, sondern auf Revisionssicherheit und reduziert spätere Reibung. Das gilt gleichermaßen für die strittigen Punkte – Honorarpfad, Vertretung, Rezeptur-Taxierung –, in denen schon kleine Klarstellungen große Folgeaufwände vermeiden können.
Die Gegenprobe ist schlicht. Wenn A (neue Regel) greift, dann B (Kostenblock) in C (Frist) mit D (Nachweis). Wo diese vier Felder leer bleiben, entsteht zwangsläufig eine Grauzone, in der Betriebe doppelt absichern, doppelt dokumentieren und doppelt finanzieren. Der Gesetzgeber verliert dadurch nichts an Gestaltungsfreiheit; er gewinnt an Akzeptanz, weil praxistaugliche Regeln weniger Widerstände produzieren. Und ein Ministerium, das wirklich auf Augenhöhe spricht, kommuniziert diese vier Felder pro Streitpunkt offensiv – vor, während und nach dem Kabinett.
Konsequent weitergedacht, verschiebt sich der Blick weg von Schlagworten und hin zu den stillen Stellen, an denen Betriebssicherheit entsteht: Schwellenwerte, die Delegation begrenzen oder erlauben; Nachweisformate, die nicht doppelt geführt werden müssen; Eskalationsfenster, in denen Rückfragen geklärt sind, bevor Retaxwellen rollen. Wer das ernst nimmt, reduziert nicht nur Komplexität, sondern setzt ein Zeichen gegen die Ermüdung, die entsteht, wenn Gespräche geführt werden, ohne in Mechanik zu münden. Augenhöhe zeigt sich dann nicht in der Zahl der Einladungen, sondern im Anteil der präzise regelbaren Punkte, die am Ende wirklich geregelt sind.
Damit bleibt der Prüfstein einfach und anspruchsvoll zugleich: Der „Dialog“ ist nur dann mehr als eine Formel, wenn das Ergebnis in Fristen, Beträgen und Nachweisen erkennbar wird, die Betriebe ohne Interpretationsakrobatik tragen können. Alles andere ist höflich – und folgenreich teuer.
Im Lichte dieser Maßstäbe lassen sich die strittigen Punkte mit operativem Mehrwert verdichten: Wenn die Vertretungsregel die Verantwortungsachse nicht sauber zieht, steigt der Dokumentationsaufwand in einem festen Korridor, bis Klarheit herrscht. Wenn der Honorarpfad ohne Datum bleibt, verschiebt sich die Liquidität proportional zur Vorhaltung, mit kalkulierbaren Zwischenfinanzierungen. Wenn die Rezeptur-Taxierung ohne konsentierte Schnittstellen in die bestehende Selbstverwaltung springt, wächst das Risiko divergierender Auslegungen in der Abrechnung, bis ein Nachweisformat verbindlich ist. Jeder dieser Fälle ist lösbar – mit derselben Kette aus Geltung, Kosten, Frist und Beleg.
Beispielketten (konkret und prüffest formuliert, je ein Satz): Wenn die Anhörungsfrist auf zwei Stunden für rund hundert Adressaten festgesetzt ist, dann verlagert sich die inhaltliche Tiefe in schriftliche Vorlagen, die spätestens 48 Stunden vor dem Termin im Ressort vorliegen, mit dem Nachweis einer eindeutigen Normstelle je Streitpunkt. Wenn die Vertretung durch PTA vorgesehen wird, dann entsteht ein zusätzlicher Schulungs- und Dokumentationsblock im Umfang definierter Stunden pro Mitarbeiterin innerhalb von drei Monaten, mit signiertem Kompetenz- und Verantwortungsnachweis. Wenn das Fixum „auf Wiedervorlage“ steht, dann ist die betriebliche Vorfinanzierung im Korridor eines Quartals zu planen, mit monatlicher Liquiditätsprojektion und revisionsfestem Abgleich gegen die Abrechnungsdaten. Wenn die Rezeptur-Taxierung neu justiert werden soll, dann wird die Abrechnung für betroffene Positionen in einem Übergangsfenster von 90 Tagen mit einer Anlage dokumentiert, die die Berechnungslogik transparent belegt.
Für Betriebe ist die Lage damit weniger trostlos, als sie klingt. Wirkung entsteht nicht im Moralisieren, sondern im sauberen Vorbereiten auf genau diese vier Felder je Streitpunkt. Wo die Politik Tempo macht, kompensiert Organisation Tiefe. Wo der Anhörungsrahmen schmal ist, spielt die Stärke des Dossiers. Und wo das Vokabular des Dialogs großzügig bleibt, sichern Fristen, Beträge und Nachweise den Alltag.
Planbarkeit wächst dort, wo je Streitpunkt eine klare Geltung mit Datum existiert, die Kostenwirkung beziffert ist, ein realer Umstellungszeitraum genannt wird und ein Nachweisformat akzeptiert ist. Fehlt eines dieser vier Elemente, entstehen Mehrarbeit, Retaxrisiko und Liquiditätsdruck, die erst später sichtbar werden. Wer diese vier Felder pro Thema schließt, reduziert Reibung, bevor sie teuer wird.
Die Formel vom Dialog klingt nach Respekt, Begründungspflicht und prüffesten Regeln, doch das Format der Anhörung engt Substanz auf Protokolle ein. Wo Zeitfenster schrumpfen, wächst die Bedeutung von klaren Normstellen, bezifferten Kostenblöcken und akzeptierten Nachweisen. Ohne diese Anker wird Tempo teuer, weil Betriebe doppelt dokumentieren und vorfinanzieren. Augenhöhe heißt, Streitpunkte so zu präzisieren, dass sie in Routinen passen, statt sich in Redebeiträgen zu erschöpfen. Erst wenn Geltung, Frist und Beleg feststehen, entsteht Planbarkeit im Alltag.
Dies ist kein Schluss, der gelesen werden will – sondern eine Wirkung, die bleibt. Wirkung entsteht, wenn jede Regel mit einer Frist, einem Kostenblock und einem belastbaren Nachweis verknüpft wird. So verliert Geschwindigkeit ihren Schrecken, weil sie in Verfahren mündet, die Abrechnung und Dokumentation tragen. Aus Dialog wird Verbindlichkeit, wenn Prioritäten nach Versorgungsrelevanz gesetzt und Grauzonen frühzeitig geschlossen werden. Dann sinken Retax- und Haftungsflächen, und das Verfahren gewinnt Vertrauen – nicht durch Worte, sondern durch prüffeste Mechanik.
SG
Prokurist | Publizist | Verantwortungsträger im Versorgungsdiskurs
Kontakt: sg@mysecur.de
Wer das für Formalie hält, unterschätzt die Verantwortung, die Sprache heute tragen muss.
Ein Kommentar ist keine Meinung. Er ist Verpflichtung zur Deutung – dort, wo Systeme entgleiten und Strukturen entkoppeln.
Ich schreibe nicht, um zu erklären, was gesagt wurde. Ich schreibe, weil gesagt werden muss, was sonst nur wirkt, wenn es zu spät ist.
Denn wenn das Recht nur noch erlaubt, aber nicht mehr schützt, darf der Text nicht schweigen.
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