
Für Sie gelesen
Sehr geehrte Apothekerin, sehr geehrter Apotheker,
hier ist der vollständige Text für Sie:
APOTHEKE | Medienspiegel & Presse |
Apotheken-News: Bericht von heute
Rezepte auf Zuruf, Cannabis aus dem Callcenter und Plattformen, die sich als ärztliche Instanz inszenieren, ohne es je zu sein – die digitale Plattformmedizin hat sich mit rasender Geschwindigkeit vom Innovationsversprechen zur regulatorischen Grauzone entwickelt. Während etablierte Arzt-Patienten-Verhältnisse durch Videokonsultationen ersetzt und medizinische Entscheidungen durch algorithmische Fragebögen delegiert werden, geraten Apotheken in ein Spannungsfeld aus Versorgungsauftrag, Prüfpflicht, rechtlicher Unsicherheit und ökonomischem Risiko. Der Gesetzgeber wirkt überfordert, die zuständigen Kammern verzetteln sich zwischen Protest und Ohnmacht, und Plattformbetreiber expandieren unterdessen in ausländische Rechtsräume, um deutschen Patient:innen therapeutische Leistungen nach Konsumlogik zu verkaufen. Die CDU/CSU fordert die Rückkehr zu klareren Regeln, während Gesundheitsportale bereits ganze Geschäftszweige auf das Rezeptieren populärer Wirkstoffe wie GLP-1-Analoga, Lisdexamfetamin oder Cannabinoide aufgebaut haben. Für Apotheken entstehen daraus nicht nur Fragen der Versorgungssicherheit, sondern auch der Haftung, des Images und der Rolle in einer Medizin, die Gefahr läuft, sich selbst zu entkernen. Die Zukunft der Telemedizin entscheidet sich nicht in Rechenzentren oder Start-up-Investorenpitches, sondern an der Frage, ob Apotheker:innen auch morgen noch sagen dürfen: Das ist kein Rezept, das ist ein Missbrauch des Systems.
Es beginnt mit einem Klick, nicht mit einer Anamnese. Statt eines Arzttermins gibt es Multiple-Choice-Fragen, statt Diagnose ein standardisiertes Verfahren, das auf Effizienz und Schnelligkeit optimiert ist – jedoch nicht auf medizinische Tiefe. Digitale Plattformen wie DoktorABC, TeleClinic, GoSpring, Zava oder Cannify haben einen Markt geschaffen, der sich zwischen Versorgungslücke und Konsumwunsch ausdehnt. Sie präsentieren sich als moderne Antwort auf eine überlastete ärztliche Infrastruktur, verschweigen aber allzu oft, dass sie nicht kurative, sondern ökonomische Interessen bedienen.
Im Zentrum dieser Entwicklung steht das elektronische Rezept als Eintrittskarte in einen entgrenzten Gesundheitsmarkt. Was früher durch persönliche Begegnung und ärztliche Einschätzung geformt wurde, geschieht heute durch Eingabemasken. Die Apotheken – letztes Glied in der Kette – werden zum Realitätscheck eines Systems, das ihnen keine Kontrolle über die Eingangstür lässt. Zwar besteht eine gesetzliche Prüfpflicht (§17 ApBetrO), doch ist diese bei digitalen Rezepten häufig schwer umsetzbar, da Informationen zur Diagnose, zum Arztgespräch oder zu Wechselwirkungen fehlen. Besonders problematisch: Rezepturen, die im Ausland ausgestellt, jedoch in Deutschland eingelöst werden – mit oftmals unklarer Rechtslage und fragwürdiger medizinischer Substanz.
Beispiel Cannabis. Seit der Teillegalisierung nimmt die Zahl der Privatrezepte stark zu – nicht nur für chronische Schmerzpatient:innen, sondern für Schlafstörungen, Nervosität, Leistungsdruck. Portale wie Cannify ermöglichen es Patient:innen, binnen weniger Minuten ein ärztliches Attest zu erhalten – teils mit Sitz in den Niederlanden, teils mit deutschen Partnerärzt:innen, die pro Rezept ein Honorar erhalten. Für die Apotheken beginnt hier das Dilemma: Ist das Rezept formal korrekt, darf es beliefert werden. Ist es zweifelhaft, droht bei Zurückweisung eine Kundenbeschwerde – und bei Belieferung eine Retaxation oder gar strafrechtliche Konsequenz bei Missbrauch. Die Verantwortung bleibt also asymmetrisch verteilt: Die Plattform profitiert, der Apotheker haftet.
Noch zugespitzter zeigt sich das Bild bei der Abgabe von GLP-1-Rezeptoragonisten wie Semaglutid oder Tirzepatid. Was als Therapie für Adipositas gedacht ist, ist längst Teil eines Lifestyle-Markts. Plattformen suggerieren medizinische Notwendigkeit, wo Wunsch nach Gewichtsreduktion dominiert. Rezeptfälschungen, geklonte Arztstempel, gefälschte Signaturen – Apotheken melden wöchentlich neue Betrugsfälle, und die Versicherungswirtschaft schlägt Alarm. Die wirtschaftliche Last solcher Fälschungen tragen in der Regel nicht die Plattformen, sondern die beliefernden Apotheken – die zudem unter Rechtfertigungsdruck geraten, wenn die Herkunft der Verordnung unklar bleibt.
Zwar hat die CDU/CSU-Fraktion im Bundestag kürzlich einen Antrag eingebracht, um die Plattformmedizin strenger zu regulieren. Doch die Bundesregierung zeigt bisher wenig Eile, entsprechende gesetzliche Anpassungen auf den Weg zu bringen. Auch das Digitale-Versorgung-und-Pflege-Modernisierungs-Gesetz (DVPMG) bleibt vage, wenn es um die Qualifikation digitaler Anbieter geht. Die zuständigen Aufsichtsbehörden – Ärztekammern, Landesgesundheitsämter, Aufsichten der Bundesländer – zeigen sich oft handlungsunfähig, wenn Anbieter ihren Sitz ins EU-Ausland verlagern oder über Strohmänner agieren. Auch das BfArM verweist bei Rückfragen regelmäßig auf fehlende Zuständigkeit.
In diesem regulatorischen Vakuum gewinnen Plattformen an Macht. Sie verhandeln direkt mit Versandapotheken, bieten Servicepakete an, bei denen die Bestellung gleich mit dem Rezept synchronisiert wird. Der Patient klickt, die Apotheke liefert – als gäbe es keine pharmazeutische Beratung, keine Rückfragen, keine Medikationsprüfung. Die Berufsethik der Apothekerschaft wird so systematisch entkernt – nicht durch Böswilligkeit, sondern durch einen Markt, der Prozesse normiert und individuelle Verantwortung eliminiert. Die Apotheke als Ort des Vertrauens, der Prüfung, der menschlichen Entscheidung gerät in eine Rolle, die ihr keine Entscheidung mehr lässt.
Dabei gibt es Alternativen. Digitale Sorgfaltspflichten könnten rechtlich fixiert, Plattformen zu ärztlich geleiteten Einrichtungen verpflichtet und die Trennung zwischen Verordnung und Lieferung konsequent geregelt werden. Auch eine Positivliste von Plattformen, die nach definierten medizinischen Standards arbeiten, wäre denkbar – ähnlich dem Verfahren bei digitalen Gesundheitsanwendungen (DiGA). Doch dafür braucht es politischen Willen, sektorübergreifende Koordination und eine Regulierung, die nicht erst nach dem nächsten Skandal reagiert.
Die Apotheken müssen sich währenddessen strategisch wappnen. Schulung des Personals im Umgang mit Telemedizinrezepten, Einrichtung digitaler Verifikationsroutinen, Kooperation mit Ärztenetzwerken zur Plausibilisierung unklarer Verordnungen – all das gehört zur neuen Grundausstattung. Darüber hinaus braucht es eine rechtliche Rückendeckung: Wer Rezepte aus digitalen Quellen beliefert, darf nicht in die Haftungsfalle laufen, wenn die formale Richtigkeit nicht mit tatsächlicher Indikationsstellung übereinstimmt. Die Berufshaftpflichtversicherer fordern deshalb klare Haftungslinien, viele Apotheken schließen bereits Zusatzpolicen für „digitale Risiken“ ab – ein untrügliches Zeichen für die Praxisferne der Gesetzgebung.
Auch aus Sicht des Datenschutzes ist die Plattformmedizin eine Risikozone. Viele Anbieter speichern sensible Gesundheitsdaten auf Servern außerhalb Deutschlands, verkaufen anonymisierte Datensätze für Forschungs- und Werbezwecke weiter oder koppeln Rezeptierungsprozesse an Nutzerprofile. Der Hamburger Datenschutzbeauftragte hat bereits mehrfach auf Missstände hingewiesen – ohne nennenswerte Konsequenz. Für Apotheken, die selbst strengen Anforderungen unterliegen, ist das ein Paradoxon: Sie werden für kleinste Verstöße sanktioniert, während Plattformen mit Patientendaten operieren, als seien sie ein Marketinggut.
Letztlich zeigt sich: Die Telemedizin ist nicht gescheitert – sie ist gefährdet. Gefährdet durch Geschäftsmodelle, die Versorgung als Durchlaufposten begreifen. Gefährdet durch politische Indifferenz. Und gefährdet durch ein System, das Apotheken mit der Abrechnung der Risiken belastet, aber ihnen keine Mitsprache bei der Steuerung erlaubt. Wer Apotheken als Kontrollinstanz einsetzt, muss ihnen auch das Instrumentarium geben, um Kontrolle auszuüben – oder sie konsequent aus der Verantwortung entlassen.
Dies ist kein Schluss, der gelesen werden will – sondern eine Wirkung, die bleibt, wenn das Verstehen längst vorbei ist. Was nicht gesagt wurde, wirkt trotzdem. Nicht für alle. Nur für jene, die hören, was zwischen den Sätzen spricht.
Die Plattformmedizin steht an einem Scheideweg. Zwischen digitaler Effizienz und medizinischer Entfremdung, zwischen Marktlogik und Ethik, zwischen Versorgungsfreiheit und institutionellem Schutzversagen. Apotheken tragen heute eine Last, die ihnen nicht zusteht – als Prüfer, Lieferanten und juristische Restinstanz eines Systems, das seine Grenzen nicht kennt. Wenn Politik, Berufsverbände und Aufsichtsbehörden jetzt nicht handeln, wird aus der medizinischen Revolution ein strukturelles Risiko – für Patient:innen, für Versorgungsqualität und für das Vertrauen in heilberufliche Entscheidungen.
Wir kennen Ihr Geschäft, und das garantiert Ihnen eine individuelle und kompetente Beratung
Sie haben einen Beruf gewählt, der weit mehr als reine Erwerbstätigkeit ist. Sie verfolgen im Dienste der Bevölkerung hohe ethische Ziele mit Energie, fachlicher Kompetenz und einem hohen Maß an Verantwortung. Um sich voll auf Ihre Aufgabe konzentrieren zu können, erwarten Sie die optimale Absicherung für die Risiken Ihrer Berufsgruppe.
Sie suchen nach Möglichkeiten, Ihre hohen Investitionen zu schützen und streben für sich und Ihre Angehörigen nach einem angemessenen Lebensstandard, auch für die Zukunft.
Risk Management: Professionelles Sicherheitsmanagement
Versicherungskosten-Check: Geld sparen mit dem richtigen Überblick
Sicherheitkompass: Die umfassenden Lösungen der ApoSecur
MyLeitfaden: Das Leben steckt voller Risiken - Wir begleiten Sie sicher in Ihre Zukunft
MyBusiness: Ihr betriebliches Sicherheitspaket
MyPrivate: Ihr privates Sicherheitspaket
MyTeam: Versicherungslösungen speziell für Angestellte
Business All-Inklusive: Eine einzige Versicherung für alle betrieblichen Gefahren
Business Modular: Risiken so individuell wie möglich absichern
Business Rechtschutz: Mit berufsständischem Rechtsschutz immer auf der sicheren Seite
Business Verdienstausfall: Existenzsicherung - Ihr Ausfall bedeutet Stillstand
Business Kfz-Flotten-Versicherung: Die beste Kfz-Versicherung der Zukunft
Sicher in die Zukunft – www.mysecur.de