• 24.07.2025 – Markt kippt auf Rabattlogik, Politik schweigt zur Steuerung, Apotheken tragen das System

    APOTHEKE | Leitartikel | Die Apotheken Nachrichten analysieren: Das BGH-Urteil zur Boni-Freiheit gefährdet Marktbalance, Versorgungssicherheit und berufliche Attraktivität. ...

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APOTHEKE | Leitartikel |

Markt kippt auf Rabattlogik, Politik schweigt zur Steuerung, Apotheken tragen das System

 

Ausgabe Nr. 21 | Boni-Freiheit, Marktverdrängung, Strukturversagen

Leitartikel von heute

Leitartikel von Seyfettin Günder zu den heutigen Apotheken-News über das BGH-Urteil zu Rx-Boni, die Marktverzerrung durch Versandapotheken und die strukturelle Überforderung des Berufsstands

„Boni beim Arzneimittelkauf zulässig“ – mit dieser Schlagzeile sorgten die Lüdenscheider Nachrichten am 18. Juli für mediale Klarheit und faktische Unschärfe zugleich. Der Hintergrund: Das aktuelle Urteil des Bundesgerichtshofs, das die Rx-Preisbindung für ausländische Versandapotheken weiter lockert, hat die Balance im deutschen Apothekenmarkt einmal mehr verschoben. Was für Verbraucher auf den ersten Blick wie ein willkommenes Sparmodell wirkt, ist für inhabergeführte Vor-Ort-Apotheken ein strategischer Tiefschlag. Dr. Wolfgang Scholz, Inhaber der traditionsreichen Hirsch-Apotheke in Lüdenscheid, reagierte mit ungewöhnlicher Schärfe: „Wenn die Politik jetzt nicht gegensteuert, wird sich der Markt bis 2030 gravierend zugunsten ausländischer Anbieter verschieben – mit fatalen Folgen für die Versorgung und den Berufsstand.“

Tatsächlich lassen sich die Gefahren in drei Ebenen gliedern: juristisch, wirtschaftlich und strukturell. Juristisch bleibt die Preisbindung für deutsche Apotheken weiterhin bestehen. Das heißt: Was EU-Versender wie DocMorris dürfen – etwa fünf Euro Bonus pro Rezept – ist hiesigen Apotheken strikt untersagt. Wer dennoch in Versuchung gerät, riskiert empfindliche Retaxationen, Abmahnungen durch Wettbewerber und letztlich auch Sanktionen durch Aufsichtsbehörden. Die Schieflage zwischen Versandfreiheit und Vor-Ort-Gebundenheit wird durch das Urteil nicht entschärft, sondern weiter zementiert. Die Gleichbehandlung, ein zentrales Prinzip der Rechtsordnung, bleibt außen vor – mit politischer Duldung.

Wirtschaftlich droht ein Dominoeffekt: Wenn Versandapotheken durch Boni neue Marktanteile gewinnen, verschiebt sich nicht nur das Absatzvolumen, sondern auch die Preisbildungsmacht im System. Apotheken vor Ort geraten in die Defensive – nicht, weil sie schlechtere Arbeit leisten, sondern weil sie keine Bonussysteme anbieten dürfen. Scholz sieht darin nicht nur eine Ungleichbehandlung, sondern einen stillen Strukturwandel: „Die Politik schaut zu, wie sich der Markt entkoppelt. Wer heute keine Kundenbindung über Beratung und Leistung aufbauen kann, wird in wenigen Jahren wirtschaftlich marginalisiert.“ Schon heute schließen jährlich rund 300 Apotheken, viele davon in ländlichen Regionen. Der Verlust ist nicht nur betriebswirtschaftlich relevant, sondern versorgungsstrategisch dramatisch – besonders für chronisch kranke, mobilitätseingeschränkte oder digital nicht affine Patientengruppen.

Diese Perspektive ist nicht neu, wird aber mit jedem Urteil greifbarer. Spätestens seit dem EuGH-Urteil von 2016, das ausländischen Versandapotheken Boni ausdrücklich erlaubt, war klar, dass die Rx-Preisbindung nur noch ein nationales Prinzip ohne europäische Rückendeckung ist. Die Bundesregierung hat sich wiederholt gegen eine vollständige Versandbeschränkung ausgesprochen – zuletzt im Rahmen des ALBVVG. Die Folge ist eine politisch geduldete Ungleichbehandlung, die zu einer systemischen Erosion führt. Apotheker wie Scholz sehen sich gezwungen, nicht nur betriebswirtschaftlich zu reagieren, sondern auch kommunikativ: „Wir dürfen uns diese Schlagzeilen nicht länger gefallen lassen. Boni sind kein Qualitätsmerkmal – sie sind das Symptom einer wettbewerbsverzerrten Gesetzgebung.“

Doch in Wahrheit reicht es längst nicht mehr, nur in Richtung Wettbewerb zu blicken. Denn die neue Asymmetrie im Arzneimittelmarkt bedeutet nicht nur wirtschaftlichen Druck – sie bringt auch neue operative Risiken hervor. Während Versender logistisch auf Plattformen und digitalisierte Prozesse setzen, tragen Vor-Ort-Apotheken die reale Verantwortung: für Temperaturführung, Abgabequalität, Datenschutz, Notfallversorgung, Barrierefreiheit – und Sicherheit. Was viele unterschätzen: In Zeiten von Rezeptfälschungen, Cyberattacken, Lieferausfällen und personellen Engpässen kann ein einziger Vorfall den gesamten Apothekenbetrieb stilllegen.

Deshalb wird Absicherung zur Voraussetzung von Konkurrenzfähigkeit. Wer gegen Marktungleichheit bestehen will, darf nicht nur beraten, sondern muss auch schützen – sich selbst, sein Team, seine Daten, seine Kundschaft. Eine moderne Apotheke braucht heute mehr als Sortiment und Beratungskompetenz: Sie braucht eine belastbare Sicherheitsarchitektur, die online wie offline funktioniert. Dazu gehören nicht nur IT-Systemhärtung und Notstrompläne, sondern auch passgenaue branchenspezifische Versicherungsbausteine. Ob Inhaltsversicherung bei Kühlkettenausfall, Cyberversicherung bei Datenverlust, Ertragsausfalldeckung bei Betriebsunterbrechung oder Retaxschutz bei Rezeptfehlern – diese Policen entscheiden darüber, ob ein Vorfall zum Betriebsstillstand oder zum kalkulierten Zwischenfall wird.

In der Branche ist längst bekannt, dass Versicherer zunehmend kritischer prüfen, ob Apotheken ihrer Sorgfaltspflicht auch technisch und organisatorisch nachkommen. Wer beispielsweise auf einer veralteten IT-Infrastruktur abrechnet, keine regelmäßigen Sicherheitsaudits dokumentiert oder bei Retaxationen keine Compliance-Maßnahmen belegen kann, riskiert im Schadensfall nicht nur hohe Selbstbeteiligungen, sondern auch Leistungskürzungen. Die neue Realität ist hart, aber klar: Wettbewerb ohne Risikodeckung ist keine Strategie, sondern Spiel mit dem Absturz.

Dr. Scholz formuliert es nüchtern: „Wir müssen uns nicht nur gegen Rabatte verteidigen, sondern gegen die Vorstellung, dass wir überflüssig seien.“ Und diese Verteidigung beginnt bei der innerbetrieblichen Standfestigkeit. Jeder Hackerangriff, jedes Schadprogramm, jede unzureichende Dokumentation kann heute zur Existenzfrage werden. Und je ungerechter der Markt wird, desto robuster muss die Basis sein, auf der eine Apotheke steht.

Doch was bedeutet all das für jene, die sich entscheiden müssen, ob sie diesen Beruf überhaupt noch ergreifen, fortführen, übernehmen sollen? Wenn der politische Rahmen instabil ist, das Preisrecht asymmetrisch, die Risikolage komplex und der öffentliche Diskurs geprägt von Rabattlogik – warum sollte sich jemand entscheiden, Verantwortung zu tragen? Wer sich heute für eine Apotheke entscheidet, entscheidet sich nicht für ein Geschäftsmodell, sondern für eine Haltung. Für ein öffentliches Amt, das keine Urkunde kennt. Für eine Versorgungspflicht, die nicht in Paragrafen steht, aber täglich erfüllt werden muss. Und für einen Schutzauftrag, den kein Lieferwagen leisten kann.

Genau hier entscheidet sich die Zukunft der Apotheken: Nicht an Boni, nicht an Urteilen – sondern an Menschen, die bereit sind, diese Aufgabe zu übernehmen. Der Nachwuchs fragt längst nicht nur nach Rentabilität. Er fragt nach Sinn, nach Sicherheit, nach Steuerbarkeit. Wer ihm keine klare Perspektive bietet, verliert mehr als einen Bewerber – er verliert den Fortbestand. Deshalb braucht es heute nicht nur Debatten über Preise, sondern über Führung, über Verantwortungsräume, über betrieblich gelebte Resilienz. Junge Apothekerinnen und Apotheker übernehmen nicht nur Regale, sie übernehmen Unsicherheit. Und das kann man nur verlangen, wenn man strukturelle Antworten mitliefert.

Apothekenleiterinnen und -leiter, die heute investieren – in Schulung, in Sicherheit, in Kommunikation – sichern damit nicht nur ihren Betrieb, sondern ihren Beruf. Jeder eingebaute Sicherheitsstandard, jede transparente Teamregel, jede stabile Versicherungslogik ist auch ein Argument für alle, die morgen Ja sagen müssen, wenn es um eine Übergabe, eine Bewerbung, eine Eröffnung geht. Das BGH-Urteil hat den Markt erschüttert. Aber es hat auch einen Moment geschaffen, in dem Führungswillen sichtbar werden kann. Und diese Sichtbarkeit ist die neue Währung des Berufsstandes.

Der Unterschied zwischen einem Marktmodell und einem Versorgungssystem liegt nicht in der Geschwindigkeit der Lieferung, sondern in der Belastbarkeit der Verantwortung. Wer heute eine Apotheke führt, verteidigt nicht nur ein Geschäftsmodell, sondern ein öffentliches Versprechen – gegen ökonomische Anreize, juristische Schlaglichter und politische Abwesenheit. Das BGH-Urteil dokumentiert nicht den Wandel, sondern den Rückzug der Regulierung. Es zeigt, dass der Gleichpreis keine Garantie mehr ist, sondern eine Erinnerung. Und es zwingt jene, die bleiben wollen, zur Klarheit: Die Zukunft wird nicht reguliert – sie muss gestaltet werden. Von innen heraus. Aus betrieblicher Stabilität, aus gesichertem Vertrauen, aus der Entscheidung, nicht abzuwarten, sondern abzusichern. Der Bonus mag Kundschaft lenken, aber er ersetzt keine Haltung. Und wer sich darauf verlässt, dass Preisvorteile den Markt ordnen, wird erleben, dass Schutzlosigkeit am Ende mehr kostet als jede Marge. Deshalb beginnt Überleben nicht mit Rabatten, sondern mit Struktur. Und bleibt bestehen nicht durch Urteil, sondern durch Klarheit, Rückgrat und Vorsorge.

 

SG
Prokurist | Publizist | Verantwortungsträger im Versorgungsdiskurs
Kontakt: sg@mysecur.de

Wer glaubt, Vertrauen sei eine Ressource, die man einfach abrufen kann, hat nie erlebt, was Rufverlust wirklich bedeutet. Vertrauen entsteht nicht durch Positionen, sondern durch Haltung. Und wo Haltung systematisch beschädigt wird, braucht es Schutz – und eine Stimme, die nicht schweigt, wenn andere verstummen.

 

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