• 19.06.2025 – Apotheken-News: Digitale Anreize wachsen, stationäre Präsenz verliert, Rabattdenken formt den Apothekenmarkt

    APOTHEKE | Medienspiegel & Presse | Apotheken geraten unter Druck: E-Rezept und Preislogik stärken den Versand, dm testet ein Gesundheitsportal, während politische Reformen ...

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Apotheken-News: Digitale Anreize wachsen, stationäre Präsenz verliert, Rabattdenken formt den Apothekenmarkt

 

Wie das E-Rezept die Bestellkultur verschiebt, Versandapotheken systematisch profitieren und der Preis zur Hauptwährung medizinischer Versorgung wird

Während das E-Rezept als digitaler Fortschritt gefeiert wird, verlagert sich der Kern des Apothekenmarkts zunehmend in rabattgetriebene Onlinekanäle – mit drastischen Folgen für die Versorgungssicherheit und die wirtschaftliche Existenz stationärer Apotheken. Der gleichzeitig wachsende Einfluss von Versandhändlern, der systematische Vorstoß branchenfremder Akteure wie dm und die ausbleibenden politischen Strukturreformen verstärken einen Teufelskreis aus Entwertung, Verdrängung und Vertrauensverlust. Auch innerhalb des Systems wachsen die Spannungen: Neue Genehmigungspflichten gefährden Pflegehilfsmittelabrechnungen, und pharmazeutische Dienstleistungen bleiben unterfinanziert. Juristisch wird die Lage nicht stabiler – im Gegenteil: Werbung in Apotheken für Konkurrenzanbieter, ungeklärte Rx-Zulässigkeit auf Plattformen und ein Ministerium im Umbau machen aus der Arzneimittelversorgung ein regulatorisch ungesichertes Feld. Zugleich steigen die Erwartungen an Früherkennung und Medikationssicherheit, etwa bei Lungenkrebs oder kindlichen Notfällen – Aufgaben, bei denen Apotheken zunehmend Verantwortung übernehmen sollen, aber immer weniger Ressourcen erhalten. Was bleibt, ist eine Branche zwischen Systemlast, Systemloyalität und Systemverweigerung.


Die Transformation der Arzneimittelversorgung in Deutschland schreitet mit einer Geschwindigkeit voran, die viele Beteiligte unvorbereitet trifft – nicht weil man es nicht kommen sah, sondern weil das politische, strukturelle und ökonomische Fundament dem Veränderungsdruck bislang nichts entgegengesetzt hat. Im Zentrum dieser Entwicklung steht das E-Rezept: Als technisches Werkzeug eingeführt, um Prozesse zu beschleunigen und Medikationssicherheit zu erhöhen, entfaltet es inzwischen eine Eigendynamik, die Marktstrukturen verschiebt, Apothekenrollen entwertet und die Versorgungsrealität in eine neue Preissphäre überführt. Es ist nicht mehr das Rezept selbst, sondern der digitale Kontext, in dem es eingelöst wird, der über Sichtbarkeit, Wettbewerb und letztlich über Überleben oder Rückzug einer Apotheke entscheidet.

Diese Entwicklung ist kein Betriebsunfall, sondern das Ergebnis einer jahrelangen Kumulation aus politischen Unterlassungen, ökonomischen Fehlanreizen und einer unkritischen Digitalisierungsstrategie, die technische Machbarkeit mit funktionaler Versorgungssicherheit verwechselt hat. Die jüngste Auswertung des „Healthcare Reports zum Konsumverhalten im deutschen Arzneimittelmarkt“ von DatamedIQ und Appinio liefert den statistischen Beleg: Der Versandhandel mit Rx-Medikamenten wächst exponentiell – nicht mehr als ergänzende Option, sondern als strukturell begünstigter Wettbewerbsraum. Während Vor-Ort-Apotheken mit der Integration der TI, der Vergütung pharmazeutischer Dienstleistungen und der Regulierung durch überkomplexe Rahmenverträge kämpfen, etablieren Versandapotheken systematisch eine neue Rezeptökonomie: effizient, rabattgetrieben, logistikoptimiert.

Das E-Rezept ist dabei nicht die Ursache, sondern der Beschleuniger. Durch die medienbruchfreie Verarbeitung können Versandapotheken Prozesse in Sekunden abwickeln, während klassische Apotheken an Genehmigungskennzeichen, Genehmigungsbescheiden, Abrechnungsbesonderheiten und Softwareinkompatibilitäten scheitern. Der Patient erlebt dies als Servicefrage – und entscheidet sich immer häufiger für das Modell, das unkompliziert, schnell und transparent erscheint. Dass damit heilberufliche Verantwortung, persönliche Beratung und wohnortnahe Versorgung preisgegeben werden, ist in der konkreten Alltagssituation kaum noch vermittelbar.

Gleichzeitig geraten die ökonomischen Grundlagen des Apothekenbetriebs unter Druck. Die Fixhonorarstruktur bei der Abgabe verschreibungspflichtiger Arzneimittel wurde seit Jahren nicht angepasst, inflationsbereinigt ist der reale Ertrag pro Packung rückläufig. Die Einführung pharmazeutischer Dienstleistungen (pDL) konnte diesen Trend nur punktuell abfedern, zumal deren Vergütung unzureichend und bürokratisch belastet ist. Ohne strukturelle Reform droht eine Entkopplung zwischen heilberuflichem Anspruch und betrieblicher Tragfähigkeit – ein Zustand, der die Resilienz des gesamten Systems gefährdet.

In dieser Situation fordern die Länder mit zunehmender Deutlichkeit eine umfassende Apothekenreform. Der Beschluss der Gesundheitsministerkonferenz (GMK) in Weimar ist ein strategischer Meilenstein: Erstmals artikulieren die Länder in koordinierter Form, dass die Apothekenkrise nicht mit pandemischen Sonderzahlungen oder digitalen Versprechen zu lösen ist. Gefordert wird ein verbindlicher gesetzlicher Rahmen, der wirtschaftliche Tragfähigkeit, strukturierte Nachwuchsförderung und eine klar definierte Rolle im Versorgungssystem verankert. Die Bundesregierung unter Bundesgesundheitsministerin Nina Warken (CDU) gerät damit unter doppelten Druck – aus den Reihen der Länder und aus dem Inneren der Branche, die auf Substanz statt Symbolik drängt.

Parallel dazu sendet die Wirtschaft Signale, die auf eine stille Neuordnung des Versorgungsmarkts hinauslaufen. Der Einstieg des Drogerieriesen dm in die digitale Gesundheitsversorgung ist kein Zufall und kein Testballon, sondern Teil einer umfassend orchestrierten Expansionsstrategie. Das geplante „Gesundheitsportal“, das unternehmensintern längst als „dm-Apotheke“ gehandelt wird, soll rezeptfreie Produkte, Telemedizinanbindungen und OTC-nahe Gesundheitsservices in einem Plattformmodell bündeln – außerhalb der Apothekenpflicht, aber mit klarer Absicht, Marktanteile im pharmaaffinen Segment zu erobern. Dass dm dabei auf klassische Arzneimittel verzichtet, ist taktisch klug, aber strategisch irrelevant: Die Verschiebung der Patientenströme in digitale, rabattgetriebene Serviceangebote ist längst im Gange.

Hersteller reagieren darauf mit wachsender Kooperationsbereitschaft – nicht aus Überzeugung, sondern aus Kalkül. Die Apothekenbindung ist keine unantastbare Loyalität mehr, sondern ein Kostenfaktor im Vertrieb. Digitale Plattformen versprechen skalierbare Sichtbarkeit, konsistente Markenführung und die Möglichkeit, Zielgruppen ohne Streuverluste zu adressieren. In diesem Kontext wird die Apotheke zur Variablen im Distributionsmodell – austauschbar, wenn sie nicht durch politische Strukturförderung und gesetzliche Klarstellung gestützt wird.

Noch schwerer wiegt, dass Apotheken teils ungewollt selbst zu Werbeträgern für ihre Wettbewerber werden. Der Fall der Landshuter Apotheke, die bei einer Gratisbeigabe der Marke Moskinto eine versteckte dm-Werbung in der Packung entdeckte, steht exemplarisch für eine neue Form von Wettbewerb unterhalb der Legaldefinition. Ob es sich dabei um unlautere Werbung handelt, wird rechtlich zu klären sein – der Imageverlust und das Gefühl der Instrumentalisierung sind jedoch real. Sie verdeutlichen, wie dünn die Grenze zwischen heilberuflicher Integrität und marktwirtschaftlicher Vereinnahmung inzwischen geworden ist.

Erschwerend kommt hinzu, dass selbst die wenigen bestehenden Ertragsfelder im Apothekenbetrieb durch neue Regelungen erschüttert werden. Seit Inkrafttreten des neuen Pflegehilfsmittelvertrags ist die Abrechnung dieser Leistungen nur noch bei Vorliegen eines elektronischen Genehmigungskennzeichens möglich – eine bürokratische Hürde mit erheblichen Konsequenzen. Fehlt das Kennzeichen oder ist es softwareseitig nicht korrekt übermittelt, wird die gesamte Lieferung nicht vergütet. Viele Apotheken berichten von Problemen bei der Übertragung, von verzögerten Bescheiden und von einer faktischen Vorfinanzierungspflicht bei unklarer Rückzahlung. Die Digitalisierung wird hier nicht zum Mittel der Vereinfachung, sondern zum neuen Risikofaktor – auch, weil zentrale Systemakteure wie Krankenkassen, Softwarehäuser und Apotheken keine standardisierte Schnittstelle etabliert haben.

Diese Versorgungsrealität trifft auf eine politische Kultur, die vor allem durch Personalwechsel und strategische Umschichtungen geprägt ist. Die Berufung einer langjährigen Sozialrichterin zur neuen Leiterin der BMG-Abteilung „Gesundheitssystem, Krankenversicherung und Pflege“ lässt sich durchaus als strategische Weichenstellung interpretieren: Juristische Expertise soll die regulatorische Steuerung stärken, rechtssichere Entscheidungsprozesse in einem Umfeld sichern, das zunehmend von Normenkollisionen, Verwaltungsversagen und struktureller Überlastung gekennzeichnet ist. Ob diese Personalie allerdings ausreicht, um die systemische Steuerungsfähigkeit des Ministeriums wiederherzustellen, bleibt offen – die Herausforderungen sind rechtlicher, politischer und ökonomischer Natur zugleich.

Parallel vollzieht sich auch im Bereich der Prävention ein Wandel, der Apotheken sowohl fordert als auch positioniert. Der G-BA-Beschluss zur Einführung eines flächendeckenden Lungenkrebs-Screenings für starke Raucher:innen ist Ausdruck eines Paradigmenwechsels: Früherkennung soll nicht länger Zufall oder Privileg sein, sondern Teil der GKV-Leistung. Die dabei eingesetzte Niedrigdosis-CT bietet jedoch keine automatische Heilsgewissheit, sondern erfordert präzise Indikationsstellung, professionelle Interpretation und patientenzentrierte Kommunikation. Apotheken können dabei eine unterstützende Rolle übernehmen – etwa bei der Aufklärung über Risikofaktoren, der Vermittlung ärztlicher Kontakte oder der Sensibilisierung für Frühsymptome.

Noch deutlich zeigt sich die Versorgungsverantwortung im Umgang mit Medikationsunsicherheit bei Kindern. Die neue schwedische Leitlinie zur Wiederholung einer Medikamentengabe nach Erbrechen ist mehr als ein klinisches Protokoll – sie ist ein Versuch, ein strukturelles Versorgungsdilemma zu entlasten. Eltern, Pflegende und Ärzt:innen stehen in solchen Situationen oft unter immensem Zeit- und Entscheidungsdruck, ohne dass evidenzbasierte Vorgaben zur Verfügung stehen. Die neue Regelung schafft Orientierung, fordert aber auch Apotheken: Denn bei vielen pädiatrischen Arzneimitteln ist die Beratung zur Wiederverabreichung entscheidend – pharmazeutisches Wissen wird hier zur Sicherheitsschwelle.

In der Gesamtschau ergibt sich ein Bild wachsender Fragmentierung: Das E-Rezept beschleunigt Marktverlagerungen, Versandapotheken gewinnen an Terrain, Drogeriemärkte stoßen in pharmazeutische Grenzbereiche vor, das Honorarsystem erodiert, politische Reformen bleiben aus, Softwareprobleme gefährden Abrechnungen, Werbung unterläuft ethische Standards, und die gesellschaftliche Erwartung an präventive wie heilende Versorgung steigt stetig. Die Apotheke vor Ort wird damit zum Brennpunkt eines Strukturkonflikts, in dem nur eines sicher ist: Wer systemisch relevant bleiben will, braucht nicht nur fachliche Exzellenz, sondern auch politische Rückendeckung, juristische Klarheit und ökonomische Zukunftsfähigkeit.

Von Engin Günder, Fachjournalist

 

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