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APOTHEKE | Medienspiegel & Presse |
Obwohl viele Apotheken 2024 nominell bessere Betriebsergebnisse erzielen, entlarvt die Analyse die scheinbare Erholung als Trugschluss einer bereinigten Marktstruktur. Betriebsschließungen verzerren die Statistik, während E-Rechnungspflicht und das Skonto-Urteil die Betriebe in juristische, technische und ökonomische Engführungen treiben. Zugleich öffnet der Zyto-Prozess in Hamburg eine Debatte über systemische Unschärfen bei Abrechnung und Kooperation, die tief ins Versorgungssystem hineinreichen. Versicherungsfragen offenbaren gefährliche Schutzlücken – vor allem, wenn Pharmazieratsbindung fehlt. Die digitale Plattformpolitik rund um Hims & Hers und Zava illustriert das regulatorische Ungleichgewicht zwischen globaler Ambition und nationaler Einschränkung. Gesundheitsausgaben steigen, die Schuldenbremse blockiert, während der demografische Wandel betriebswirtschaftlich keine Entlastung, sondern operative Last erzeugt. Technikversagen wie der TI-Ausfall verunsichert Patienten und zerrüttet Vertrauen. Vertragskündigungen wie jene der IKK classic brechen Versorgungsbrücken auf, die der Gesetzgeber stillschweigend hinnimmt. Der Mohnanbau wird strategisch, Apotheken übernehmen Verantwortung beim Hitzeschutz – und stehen zugleich unter Druck durch den boomenden Markt für Nahrungsergänzungsmittel. Der Bericht zeigt, dass unternehmerisches Durchhalten keine stabile Strategie ist – sondern ein strukturelles Symptom.
Wenn sich die betriebswirtschaftliche Lage der Apotheken im Jahr 2024 in nackten Zahlen abbilden ließe, müsste der Eindruck überwiegend positiv sein: Im Westen stiegen die Betriebsergebnisse um rund 16 Prozent, im Osten um knapp 10. Doch die augenscheinliche Erholung ist in Wahrheit ein Buchungseffekt auf dem Rücken eines sterbenden Marktes. Immer mehr Apotheken schließen, immer weniger verteilen sich die Lasten – und gleichzeitig auch die Chancen. Die „Friedhofs-Dividende“ als Ergebnis dieser Bereinigung täuscht über den Umstand hinweg, dass die strukturelle Tragfähigkeit vieler Betriebe weiter sinkt. Ein Gewinnplus in einer schrumpfenden Struktur ist kein Zeichen von Gesundheit, sondern ein Indiz für beginnende Marktverengung. Dass die verbleibenden Apotheken profitieren, ist betriebswirtschaftlich korrekt – aber auch betriebswirtschaftlich gefährlich: Denn der Wettbewerb um die verbliebenen Ressourcen, Kund:innen und Mitarbeitenden verschärft sich. Der Wachstumsgewinner von heute kann schnell zum Konsolidierungsopfer von morgen werden, wenn Investitionslast, Regulierungsdruck und Personalengpässe kollidieren.
Genau in dieser paradoxen Lage greift nun eine zweite Belastungswelle: die Umstellung auf die elektronische Rechnungspflicht. Was in der öffentlichen Darstellung oft als „Verwaltungsvereinfachung“ angepriesen wird, erweist sich in der Realität als technischer Kraftakt mit erheblichen Folgekosten. Für viele Apotheken bedeutet die Einführung der E-Rechnung vor allem eines: massive Umstellungen im Backoffice, Schulungsbedarf für das Team, technische Nachrüstungen, Lizenzgebühren, Abstimmungsaufwand mit Steuerberatungen – kurz: ein kostspieliger Systemwechsel in einem System, das kaum mehr Spielräume bietet. Während große Apothekenverbünde Softwarelösungen integrieren können, geraten kleinere Betriebe in eine Schleife aus technischer Überforderung und betrieblicher Belastung. Wer am Limit arbeitet, kann keine Pilotprozesse fahren. Damit droht die Digitalisierung erneut, eine ohnehin fragile Marktordnung weiter zu fragmentieren – ein Rückschritt in der Progression.
Diese strukturelle Schieflage erfährt durch das aktuelle Urteil des Bundesgerichtshofs zur Skontopraxis eine weitere Zuspitzung. Dass der Einkaufspreis durch Rückvergütungen oder Rabatte nicht beliebig rabattiert werden darf, stellt viele Apotheken vor eine neue juristische und wirtschaftliche Gratwanderung. In Zeiten ohnehin steigender Einkaufspreise und schwindender Marge droht ein Urteil, das in seiner Konsequenz eigentlich Rechtssicherheit schaffen sollte, nun zu einem betriebswirtschaftlichen Problem: Wer falsch kalkuliert, riskiert eine Retaxation; wer zu vorsichtig kalkuliert, verliert Wettbewerbsfähigkeit. Die Preislogik gerät unter juristischen Rechtfertigungsdruck – und trifft genau dort, wo Apotheken ihre strategischen Puffer aufgebaut haben: im Einkauf.
Dass in dieser Gemengelage zunehmend die Fiktion vom „robusten Apothekenjahr“ bemüht wird, ist nicht nur analytisch falsch, sondern politisch kurzsichtig. Gerade in Zeiten, in denen die Betriebszahlen rechnerisch steigen, muss umso deutlicher gefragt werden, auf welcher Realität diese Erträge fußen. Es ist ein Fehler der politischen Kommunikation – und zunehmend auch ein Versäumnis der Branche –, diesen Effekt nicht stärker herauszuarbeiten. Denn was als Erfolg gelesen wird, ist in Wahrheit ein Symptom für Strukturversagen: Die Erträge steigen, weil andere schließen. Der Markt schrumpft gesund – nur für jene, die bleiben.
Genau an diesem Punkt beginnt die eigentliche Kommentarfunktion dieser Analyse: Der politische Irrtum liegt darin, ökonomische Zahlen losgelöst von ihrer Ursache zu deuten – und damit falsche Schlüsse über den Zustand des Systems zu ziehen. Eine Branche, die durch Rückgang besser dasteht, braucht keine Jubelmeldung, sondern eine Systemdiagnose. Apotheken sind betriebswirtschaftlich zur Stabilisierung fähig – aber nicht unter den Bedingungen von Preisdruck, Technologielast und rechtlicher Unsicherheit zugleich. Wenn Digitalisierung als Belastung wirkt, wenn juristische Klarheit operative Risiken verschärft und wenn Konsolidierung nicht politisch begleitet, sondern als Systemgewinn verbucht wird, dann entsteht ein toxischer Dreiklang: Der Markt verliert Struktur, die Betriebe verlieren Vertrauen – und das System verliert seine Resilienz. Genau das ist die Lage 2024. Sie ist kein Erfolg. Sie ist ein Alarm.
Während Apotheken in betriebswirtschaftlichen Simulationen scheinbar wachsen, geraten andere Sphären des Gesundheitswesens in den Fokus der Strafjustiz. Der Hamburger Zyto-Prozess zeigt exemplarisch, wie fragil die Grenze zwischen Kooperation und Korruption ist – und wie schwer sie im Nachhinein zu rekonstruieren. Die Angeklagten beteuern ihre Unschuld, doch die Summen, Strukturen und persönlichen Verbindungen legen nahe: Hier wurde ein System gebaut, das auf Darlehen, gegenseitigem Vertrauen und wechselseitigem Nutzen basierte – mit medizinischen Rezepten als Währung. Die Apothekenlandschaft muss sich deshalb der Frage stellen, wie viele systemische Grauzonen sie noch dulden kann, bevor das Vertrauen endgültig erodiert. Gerade in der Zytoversorgung, die hochpreisige Arzneimittel, enge ärztliche Netzwerke und komplexe Abrechnungslogik vereint, ist Transparenz kein juristischer Luxus – sondern ein stabilisierender Pfeiler. Wer hier nur auf nachträgliche Verfolgung setzt, hat die Funktion regulatorischer Prävention nicht verstanden.
Dass Vertrauen in Strukturen kein Selbstläufer ist, zeigt sich auch in der wachsenden Verunsicherung rund um den Versicherungsschutz von Apotheken. Viele Betreiber glauben, mit Standard-Haftpflicht und Inhaltsversicherung ausreichend geschützt zu sein – bis der Schaden eintritt. Dann zeigt sich, ob die Police zur Apotheke passt oder nicht. Der entscheidende Unterschied: Nur branchenspezifische Policen mit Pharmazieratsbindung binden den Sachverstand ein, den der Regulierer im Schadenfall fordert. Ob bei Inventarschäden, Kühlkettenunterbrechungen, Datenschutzverstößen oder Rezeptfälschung: Apotheken brauchen keinen Versicherungsschutz wie ein Kiosk, sondern wie eine gesundheitsrelevante Versorgungsstelle. Es ist ein strategischer Fehler, diesen Bedarf zu ignorieren – und ein struktureller Fehler des Marktes, wenn Versicherer pauschale Produkte als branchentauglich ausgeben.
Einen strategischen Fehler anderer Art umgeht derzeit der US-Konzern Hims & Hers mit chirurgischer Präzision: Die Übernahme von Zava öffnet ein Einfallstor in den europäischen Markt – durch eine Plattform, die nicht nur Rezepte generiert, sondern zugleich eine Markierung dessen ist, was regulatorisch möglich ist, wenn man Grenzen verschiebt, statt sie zu akzeptieren. Digitale Rezeptierung, Versandlogistik und Medikationssteuerung aus einer Hand – das ist das Konzept, mit dem Hims & Hers den Markt umstrukturiert. Und Zava wird zum trojanischen Pferd dieser Ambition. Dass Apotheken in Deutschland nicht in gleichem Maß digital skalieren dürfen, zeigt nicht die Schwäche der Branche – sondern die Asymmetrie des regulatorischen Spielfelds. Wenn politische Steuerung digitale Anbieter begünstigt, aber Vor-Ort-Apotheken beschränkt, entsteht ein Wettbewerbsgefälle, das über kurz oder lang zu Relevanzverlust führt.
Noch gravierender zeigt sich das strukturelle Paradox in der gesamtwirtschaftlichen Dimension: Der Gesundheitssektor gilt politisch als versorgungsstrategisch, wird aber fiskalisch wie ein beliebiger Haushaltstitel behandelt. Die Schuldenbremse begrenzt Investitionsspielräume, die Gesundheitsausgaben steigen – die Differenz wird nicht durch Strukturreformen geschlossen, sondern durch Verschiebung. Beitragsrücklagen werden aufgebraucht, Prämienerhöhungen verschoben, Leistungen gestrichen. Das ist kein Konzept – das ist eine Mangelverwaltung mit politischem Etikett. Dabei wird übersehen: Gerade in der Versorgung ist Zeit kein Verhandlungsspielraum. Wer heute die Finanzierung deckelt, produziert morgen Lücken – medizinisch, pflegerisch, pharmazeutisch.
Diese Lücken lassen sich auch nicht durch bloße demografische Rechenmodelle schließen. Die Vorstellung, mehr ältere Menschen brächten automatisch mehr Umsatz für Apotheken, verkennt die betriebswirtschaftliche Realität. Mehr Patient:innen bedeuten nicht automatisch mehr Marge – denn mehr Bedarf führt auch zu mehr Reglementierung, mehr Rabattverträgen, mehr Kontrollen, mehr Aufwand. Das vermeintliche „Altersgold“ der Branche entpuppt sich als Wachstumsillusion. Strategisch wird 2024 nicht durch Expansion entschieden – sondern durch Resilienz, Differenzierung und Risikoabsicherung.
Dazu gehört auch: mit Technik stabil umgehen zu können. Doch der jüngste TI-Ausfall zeigte erneut, wie schnell Apotheken ausgebremst werden, wenn zentrale Infrastruktur versagt. Dass die Gematik mit der Empfehlung „Konnektor neustarten“ auf eine bundesweite Funktionsstörung reagierte, ist kein technisches Detail, sondern ein Vertrauensbruch. In einer hochdigitalisierten Umgebung dürfen Patient:innen nicht darauf angewiesen sein, dass Apotheker:innen improvisieren. Die Telematikinfrastruktur muss nicht nur verfügbar sein – sie muss auch zuverlässig funktionieren. Alles andere beschädigt nicht nur Prozesse, sondern Beziehungskontinuität im Versorgungsalltag.
Diese Beziehung wird ab dem 1. Juli erneut auf die Probe gestellt – diesmal durch den Bruch zwischen IKK classic und dem DAV. Wenn eine Krankenkasse den kollektiven Vertrag aufkündigt und stattdessen Einzelverträge versendet, verschiebt sie die Last der Wirtschaftlichkeit auf die Apotheke – ohne Gegenleistung, ohne Absicherung. Die Versicherte wird zum Kollateralschaden eines Systemexperiments, das Solidarität durch Selektivität ersetzt. Und die Politik? Schweigt.
Ein anderer Markt zeigt, dass auch kontrollierte Expansion strategisch sein kann: Der Schlafmohnanbau in Deutschland wächst – nicht als agrarisches Risiko, sondern als pharmazeutischer Rohstoff mit politischem Gewicht. Was lange stigmatisiert war, wird zur ernsthaften Komponente strategischer Versorgung. Bayern geht voran, Thüringen holt auf, Sachsen bleibt bedeutend. Dass die Bundesopiumstelle hier exakt reguliert, zeigt: Wo Wille ist, ist auch Struktur.
Strukturen entstehen aber nicht nur auf dem Acker – sondern auch vor Ort, wenn Apotheken Verantwortung übernehmen. Der Hitzeaktionstag in Hilden demonstrierte das mit beispielloser Klarheit: Beratung, Versorgung, Schutzräume – Apotheken können nicht nur liefern, sie können retten. Doch dieses Potenzial wird zu wenig anerkannt, zu wenig systemisch verankert. Die Adler-Apotheke zeigt, wie sich ein lokaler Betrieb in ein klimamedizinisches Versorgungsnetz einfügen kann – mit wenig Aufwand, aber großer Wirkung.
Wirkung zeigen auch die Zahlen aus dem Nahrungsergänzungsmittelmarkt: Vitamine und Mineralstoffe boomen – mit knapp 10 Prozent Umsatzplus in einem Jahr. Apotheken profitieren, aber nicht exklusiv. Der Konkurrenzdruck durch Versand und Massenmarkt steigt. Wer sich in diesem Segment behaupten will, braucht mehr als nur Produktwissen – er braucht Markenbewusstsein, Platzierungskompetenz, Beratungstiefe. VMHS ist kein Zusatzgeschäft mehr – es ist ein strategisches Feld der Gesundheitskultur. Und ein Prüfstein für die Zukunftsstrategie der Apotheken: verkaufen oder versorgen, mitgehen oder gestalten, ausweichen oder neu positionieren?
Von Engin Günder, Fachjournalist
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